Sonntag, 12. Oktober 2008

Die Hölle, das sind die Anderen! Walgesaenge im Berggedraenge!

Okay, Jörg Haider ist also tot. Darf man sich darüber freuen? Als ich mich einmal freute, weil der Ayatollah Kohmeini gestorben war, schalt mich meine Mutter: Egal wie bescheuert ein Mensch sei, so dürfe man sich nicht über seinen Tod freuen, meinte meine mit einem Mal ach so christlich ambitionierte Gebaererin. Als der Ayatollah bei seiner Beisetzungsprozesion dann noch aus dem Sarg fiel, freute ich mich zwar noch mehr, aber nach innen, und aeusserlich musste ich mich als nicht allzu arg schockiert und mitfühlend zeigen. So bin ich auch nicht sonderlich traurig darüber, dass der Jörg Haider nun tot ist, den ich übrigens überhaupt nicht mit dem Ayatollah Khomeni vergleichen möchte, dies sei hier auf's allerdringlichste vermerkt!

Von der Religion und der İdeologie, beides Wahnmerkmale zutiefst verunsicherter Wesen, einmal abgesehen: Wenn man einmal die Gesaenge der Muezzine in Gömbe, einem Bergdorf im Kaş-Bezirk - dies ein stereophones Wechselspiel, das Naturphaenomen des Echos einbezogen - hören darf, waehrend man in der Höhe des Gebirges eine Rast einlegt und das herrliche Bergpanorama hinter sich weiss, dann könnte man fast eine Spiritualitaet verspüren, den Sinn von Religion sogar beinahe verstehen. Doch nur beinahe!

Es traegt einem Aiolos die schönsten Gesaenge zu, und fast erstarrt man vor Ehrfurcht. Man wünschte sich den Stümper-Muezzin aus Kaş fort, darob er noch einmal in Gömbe zur Lehre ginge. Sein SingSang naemlich klingt arg nach Strafversetzung seinerseits, was einher gehen mag mit einer Bestrafung des doch arg sündigen Volkes hier, verdorben von den Touristİnnen aus aller Herren Laender. Es wird getrunken und gefressen, keiner schert sich einen Deut um Religion, und das Gekreische des sauertöpfischen Muezzins verhallt zwar gehört, doch nicht beachtet. Die Hölle, das sind die Anderen!

Von unserem Balkon aus kann man sie sehen: die in den Berg eingehauenen Fluchtstaetten der frühen Christen. İn der Nacht werden diese übrigens beleuchtet, aus rein touristischen Beweggründen, versteht sich. Sieht recht hübsch aus, und es kommen einem unchristliche Gedanken in den Sinn, etwa in der Art von: Wie waere es, wenn die Christen niemals aus ihren Höhlen herausgekommen waeren, also noch immer Flüchtlinge sein müssten? Waere die Welt ein besserer Ort? Vieles in mir möchte dies denken! Dann gaebe es auch die Hackbratzeninstitution des Papstes gar nicht, wohl auch solch ein Gesocks wie Kardinaele oder Bischöfe nicht.

Überhaupt, woher haben die Christen die Chuzpe, einen Stellvertreter ihres Religionsstifters zu ernennen? İst das nicht irgendwie anmassend? Oder hat Gott persönlich zu den Christen gesprochen und ihnen einen solchen anempfohlen, es ihnen sogar geboten? Eine kleine Stimme in mir sagt, dass dies wohl keineswegs im Sinne eines Jesus' gewesen sein könne, hat der nicht sogar gegen jegliche Autoritaeten gewettert? Und hat derselbe Jesus tatsaechlich Petrus als seinen Nachfolger bestimmt, oder ist das nur wieder eine pseudohistorische Nachdichtung, um das dadurch entstandene Machtgefüge nachtraeglich zu rechtfertigen?

Gaebe es ohne die erstarkten Christen überhaupt Muslime? Mit der sogenannten konstantinischen Wende begann ja überhaupt erst der Siegeszug des Christentums, die ja vorher in ihren Fluchthöhlen überleben mussten, deren niedergebrannten Kirchen hernach aber wieder haben aufgebaut werden dürfen und die es verstunden, ihre Macht auszubauen und jeden Mummenschanz daraufhin anwenden konnten. Haette Mohammed diese Religion zum Vorbild nehmen können, würden deren Protagonisten heute noch in Furcht vor Verfolgung verstreut in den Bergen leben?

So aber wurde Konstantin der Grosse durch die Christen, die Christen durch Konstantin maechtig, und Mohammed mag gedacht haben: WooHaah! Das mit der Religion und dem Staat und die Vergrösserung des Letztgenannten dadurch, dies Potenzial nutze ich allemal. Und schwupps, ist dem Mohammed der Lord persönlich erschienen und hat ihm weise Worte genebelt. Da hatte er dann seinen İslam, das Wort Gottes hat er wiederum höchstselbst im Koran verewigt, und nun versucht er bis heute vergeblich, die arabischen Wurschtelstaaten zu vereinigen zu einem einzigen Staat wie einst der Konstantin. Wer hat's erfund'n? Die Hölle, mein Lieber, das sind wir selbst! Und Menschen wie der Haider oder Khomeini wachsen einfach nach, da hilft die grösste Freude nicht!

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