Ich fürchte, die Lüge ist der schaurige Gewinner. Denn markante, gesellschaftlich aber verruchte Sätze wie "Du siehst super aus, bist gut im Bett und kochen kannst Du auch" mögen zwar ehrlich gemeint sein, sind aber zumindest für den weiblichen Part der Beziehung unerträgliches und ihr Geschlecht stigmatisierendes Gedöns.
Ich selber, ja ich würde mich mit solcherlei Attributen versehen in den Himmel gehoben fühlen. Es ist mir stets ein Gräuel, immer nur auf meine inneren Werte reduziert zu werden. Denn es wird vermutlich einiges zurecht gebogen, wenn nicht sogar gelogen. Wenn da mal nicht der Wunsch Pate des Gedankens war. Und ich muss dann die Phantasie meiner Partnerin bedienen, um ihrem Bild von mir zu entsprechen. Das ist gar nicht gut und kann nur schief gehen.
Doch schon die Frage, welches Kompliment zuerst bedient wird, stellt uns doch vor schier unlösbare Probleme: Sage ich zuerst "Du bist schön" oder doch lieber "Ich liebe Deine analytischen Fähigkeiten"? Entscheide ich mich für das Erste, wird mir unterstellt, ich sähe zwar den Körper, doch nicht den Geist. Nehme ich letzteres, wird das Haar beleidigt zurückgeworfen und trotzig befunden, man fände betreffende Person wohl unattraktiv.
Man kann sich also unglücklich machen, indem man stets das Ungesagte vermisst und das Gesagte kritisiert. Ich will aber, das meine liebe Frau C. glücklich ist. Ich nehme an, jeder Liebende will dieses Gefühl beim Lebenspartner erzeugen. Sollte man deswegen nicht gnadenlos bei der Wahrheit bleiben und Komplimente frei Schnauze verteilen? Oder ist es besser, zu Lügen oder sogar Kompliziertes zu konstruieren? Auch wenn dabei die Libido flöten geht?
Ich lasse also die LeserInnen entscheiden, wenn sie geneigt sind. Was ist besser für ein wohliges Zusammensein?
- Einfach die harten Fakten auf den Tisch legen und brünftiges vom Stapel lassen a la "Grunz"
- Gnadenlos lügen, bis sich die Balken biegen, um damit das Selbstwertgefühl des Lebenspartners zu stärken?
- Den Intellekt des Partners durch Komplimente hervorheben mittels einer detailreichen Analyse über die Verquickung der betreffenden Person mit dem Kosmos und die Bedeutung selbiger im selben?
- Eine Mischung von allem? Dabei die Gewichtung der Bestandteile je nach Situation und Erfordernis beurteilen?
1 Kommentar:
4 mit 1
Kommentar veröffentlichen