Dienstag, 22. Januar 2008

Ufer, Dächer und Terrassen! Eskapismus am Nachmittag!

Vergesst die Neckar- Wiesen! Trist schauen sie aus, es ist dort ungastlich und trübe. Wie kann man etwas an sich Schönes, nämlich einen Fluss mitten durch die Stadt, so dermaßen vernachlässigen? Man kann gar nicht verstehen, warum man in der Neckarstadt einen freien Zugang zum Neckar haben möchte. Meiner Meinung nach sollte man dieses Sudelbild möglichst noch mehr zubauen. Oder das Ufer einfach verschönern. Selbst die Schwäne dort sind frustriert und schlecht gelaunt.

Selbst das hochverschuldete Berlin leistet sich hübsche Ufer. Nur Mannheim schnuddelt wieder mal vor sich hin und zeigt was es ist: Eine graue, kleine Arbeiterstadt, gemacht von StädteplanerInnen ohne Schulabschluss für Menschen ohne Schulabschluss. Wo kann man sich da denn noch kostenfrei naherholen? Auf Dächern?

Vergesst die Dächer dieser Stadt! Als wolle man von Anfang an den Horizont der EinwohnerInnen einschränken, vernagelt man ihnen den Zugang zur Dachterasse und damit eine freie Sicht über die Dächer dieser Stadt. Als könne das bloße Erblicken des Horizonts die Menschen zu eigenständig denkenden und freien ergo umstürzlerischen Menschen machen.

Doch selbstverständlich ist das wieder nur eine Frage der Sicherheit und nicht eine der Macht. Und wieder einmal veröden uns langweilige Versicherungsgesellschaften den Alltag mit endlosen Bedenken und Auflagen, die den zwar unwahrscheinlichen, aber finalen Schadensfall verhindern soll. Ist also nichts mit den Dächern! Bleibt uns also noch der Balkon!

Vergesst die Balkone dieser Stadt! Es ist traurig, wie dieses wunderbare Hausrausgehängsel genutzt wird: nämlich kaum! Die Nachbarin hängt die Wäsche auf, überflüssiges Mobiliar wird hinausgestellt, der Nachbar raucht dort seine Zigarette. Doch das Dolce Vita findet einfach nicht statt. Es findet kein "1-2 Flaschen- Wein- Abend" statt, auch kein "Tee- Nachmittag" oder "Füße- Ausstrecktag". Da bin ich neidisch und traurig zugleich, als Bewohner eines Dachgeschosses ohne Balkon, wenn ich sehe, wie etwas Schönes einfach nicht genutzt wird. OK, es ist noch nicht einmal Sommer... Bleibt das Fenster!

In Ermangelung an attraktiven Orten mit Erholungseffekt besann ich mich darauf, den wunderschönen Ausblick aus unserer Dachwohnung auf die Straße und auf die Schlote einer Fabrik zu goutieren. Da ich aber nicht so gerne meine Ellbogen auf Fensterbänke mit eingebautem Kissen lege, schenkte mir meine liebe Frau C. zwei ultra-bequeme Barhocker zum Behufe des Betrachtens und in-die-Ferne-Blickens. Dort kann man sich ganz wunderbar draufsetzen und die Füße baumeln lassen wenn man mag.

Man kann seinen Kaffee auf der Fensterbank abstellen, und auch Kekse. Wer keine Kekse mag, kann ja Kuchen essen oder auch ein Leberwurstbrot. Im Sommer kann man das Fenster aufmachen und hat so was wie einen "beinahe- Balkon". Vielleicht kommt ein kleiner Spatz vorbei und pickt sich einen Keks. Wer weiß?

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