Samstag, 1. Dezember 2012

Berufe, die unter die Haut gehen #1: Hund

Ich stehe nun auf den Scherben eines durch Enttäuschungen geprägten Erwerbslebens. Buhuuuh! Meine letzte Arbeit wäre schön gewesen, hätte meine Kollegin auch nur Ansatzweise kollegiales Verhalten gezeigt. Stattdessen Ellbogen und Konkurrenzdenken. Nun bin ich zurück aus der Hölle wie einst Orpheus, der endlich gemerkt hat, dass seine Euridike eigentlich eine doofe Zimtzicke ist. Zeit also, sich was Neues zu überlegen. Doch der Berufe Vielfalt ist groß, nur wenig aber wirklich interessant. Da muss es doch was geben? Vielleicht werde ich Hund!

Doch wer will schon Hund werden? Ein Hund ist bekanntlich der beste Freund des Menschen. Das ist perspektivisch ein bisschen wenig, sieht man einmal von der Vollverpflegung und Verhätschel- bis Vermenschlichung des Hundes ab. Hunde haben damit eine Konsumhaltung verinnerlicht, die ihresgleichen sucht. Hund sein ist vielleicht bequem, aber auch irgendwie doof: Die Leine nervt, die Bude von Frauchen ist viel zu klein und wenn man mit dem Schwanz wedelt, räumt man das Teeservice vom Tisch. Außerdem riecht ein Hund nicht besonders gut. Mit der hundseigenen, sensiblen Nase würde mich mein Eigengeruch sehr stören. Ich könnte mich selbst nicht mehr riechen.

Vielleicht wende ich mich daher lieber dem Beruf des Polizisten zu. Er hat erheblich mehr Vorteile gegenüber dem Hundestand: Ein Polizist verdient Respekt. Er darf eine Uniform tragen. Er hat keine Leine um den Hals. Wenn er mit dem Schwanz wedelt, dann bekommen seine "Kunden" es mit der Angst zu tun. Er ist nicht nur Freund, sondern auch Helfer des Menschen. Außerdem kackt ein Polizist nicht auf den Bürgersteig. Vermutlich. Vielmehr gibt er auf brave Bürgerlein fein acht, damit ihnen nichts passiert. Zumindest theoretisch. Doch wie kann man einen Polizisten vor Ungemach durch subversive Elemente bewahren?

Sind nicht auch Polizisten schutzbedüftige Wesen, die vor unehrlichem Gesocks wie Ausländern, Drogenkriminellen und Homosexuellen beschützt werden müssen? Wie das sächsische Innenministerium zu wissen vorgibt, haben all diese Menschen AIDS oder wenigstens Hepatitis. Und wenn dann so einer abgeführt werden muss, weil er vielleicht undeutsch (synonym mit Drogenkurier) oder einfach schwul (synomým mit dekadent) aussieht und sich dabei rechtswidrig zur Wehr setzt, vielleicht kratzt oder sogar beißt, dann steckt er die Polizisten ganz automatisch mit AIDS oder Hepatitis an. Daher sollen sogenannte Risikogruppen nun auf diese Krankheiten zwangsgetestet werden.

Polizisten haben sich bis dahin sicherlich längst schon infiziert. Man muss als so ein perverser kranker Ausländer einen Polizisten ja nur kurz anhusten und schwupps: schon hat er AIDS. Doch mittels Zwangstest wissen die Polizisten zukünftig wenigstens von wem und können Ansprüche geltend machen. Das aber reicht alleine noch nicht aus. Vor der Infektion kommt die Prävention! Daher sollte das sächsische Innenministerium auf eine Kennzeichnungspflicht Hepatitis- bzw. HIV- Infizierter beharren, weil: so geht es nun auch nicht! Wenn diese Risikogruppen gekennzeichnet sind, dann kann man sich ja vorher schon überlegen, ob man das subversive Element festnimmt oder besser gleich erschießt. Wenn man ehrlich zu sich selbst ist, tut man dem Todgeweihten damit einen großen Gefallen. Und man muss schließlich auch an die Kosten für das Gesundheitssystem denken.

Polizisten ist es nicht zuzumuten, einfach Gummihandschuhe zu benutzen. Schon Gummigeschosse sind eine Zumutung. Wer das Gesetz vertritt, braucht scharfe Waffen. Aber wenn Polizisten schon nicht auf den Bürgersteig kacken dürfen, muss der braune Brei halt woanders raus. Polizeiapparat und Verfassungsschutz sind strukturell bekanntlich auf dem rechten Auge blind (besonders der sächsische). Man sollte Polizisten, Verfassungsschützern und Innenministern daher Lätzchen um den Hals binden, damit sie sich gelegentlich den Mund damit wischen können. Aber die widersetzen sich ja auch erfolgreich dem Wunsch nach personeller Kennzeichnung vermummter Beamter. So ein Lätzchen kommt da auch nicht durch.

Und da kommt die Frage auf: Wer schützt zu verhaftende Menschen (Ausländer, linke Demonstranten, Radfahrer) vor Ansteckung durch Hepatitis- bzw. HIV- infizierte Polizisten? Sollte es da nicht einen Zwangstest für Beamte geben? Man könnte neben das Namensschild mit Dienststellennummer eine Gesundheitsampel anbringen. Da weiß der kriminelle Demonstrant oder Ausländer, dass er sich bei Verhaftung besser nicht wehrt, wenn der Beamte einen gelben (HIV- infiziert) oder gar einen roten Punkt (AIDS) auf dem Namensschild hat. Das könnte die Polizeiarbeit erheblich erleichtern und würde die bislang für den Staatsdienst diskriminierten Personengruppen in den Beamtenstatus verhelfen. Deeskalation durch biologische Einschüchterung - dass man darauf noch nicht gekommen ist?

Vielleicht sollte das Bundesland Sachsen jedoch lieber in die Entwicklung eines Wirkstoffes gegen ADIS investieren, anstatt den Menschen das verfassungsmäßig garantierte Recht auf informelle Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit zu verwehren. Dass man in Sachsen nicht einmal auf die Idee kommt, dass der Vorschlag mit dem Zwangstest für sogenannte Riskogruppen üble Erinnerungen an die großdeutsche Vergangenheit weckt, zeugt von Geschichtsvergessenheit oder, schlimmer noch, von böswilligem Revisionismus. Auf jeden Fall legt er nahe, dass die Nazis nicht vom Verfassungsschutz unterwandert sind, sondern umgekehrt der Verfassungsschutz von Nazis.

Dann doch lieber Hund werden! Da wartet nur der Maulkorb auf mich.

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