Auf der Suche nach der Saugstelle |
Für mich persönlich stellt sich natürlich die Frage, ob ich mich denn überhaupt noch nach einer beruflichen Tätigkeit umschauen soll. Man kann ja nie wissen, ob die Welt nicht doch am kommenden Freitag untergeht und die ganze Mühe umsonst war. Wie wird der Weltuntergang eigentlich ausschauen? Wird er langsam und zäh geschehen, so wie eigentlich schon die ganze Zeit? Oder geht einfach das Licht aus? Wird das Universum in den Urknall zurückgesaugt und welche physikalischen Probleme entstehen uns daraus? Endet dann die Zeit? Das wäre allerdings schade, gerade jetzt, wo ich endlich soviel davon habe.
Aber so war es schon immer. Jedesmal, wenn ich von etwas hätte profitieren können, endete es kurz zuvor. Ein Beispiel: Als ich das Arbeitsamt letztes Jahr besuchte, bot man mir zuerst einen Existenzgründerzuschuss an. Doch dann stellte sich heraus, dass meine letzte Förderung nicht lange genug in der Vergangenheit lag. Nächstes Jahr, prophezeite meine Beraterin, ginge das wieder. Nun, als ich kürzlich aus gegebenem Anlass noch einmal nachfragte, da ging es plötzlich nicht mehr: Diese Förderungsart sei bereits Anfang diesen Jahres extrem zurückgefahren worden, so meine Beraterin. Nun sei es für hochqualifizierte Arbeitnehmer nicht mehr möglich, sie in Anspruch zu nehmen.
Nun frage ich mich, wie sich die klugen Leute aus der Agentur für Arbeit die Selbständigkeit vorstellen. Ist das freie Unternehmertum nun auf minderqualifizierte Arbeitslose abonniert? Da beißt sich doch die Katze in den Schwanz, irgendwie. Allerdings, schaut man sich mal unsere financial leader an, wer weiß ob das nicht System hat? Ich bin sicher, minderqualifizierte Arbeitslose könnten die selben Leistungen vollbringen, wenn nicht sogar bessere. Zumindest könnte man leichter verstehen, wenn sie doch einmal scheiterten. Man würde sagen: Hey, denen hat eben die Qualifikation gefehlt. Selber schuld, wer denen die Verantwortung über Geld und Reichtum gibt.
Seltsam nur, dass angebliche Hochqualifizierte genauso grandios scheitern. Dabei ist Qualifikation ja ein Merkmal der Beschränkung auf ein Fachgebiet. Ich bin für die Wirtschaft tatsächlich minderqualifiziert. Eine gute Zugangsberechtigung, wie ich finde. Vielleicht sollte ich Bankier (oder neudeutsch: Bänker) werden. Ich denke, das ist kein schlechter Job, und dabei so krisensicher. Wenn ich zum Beispiel Mist baue, ich ihn zudem gemeinsam mit anderen baue und er seltsamerweise völlig gesetzeskonform ist, dann kann mir gar nichts passieren. Dann kommt die Rettungsroutine und alles wird gut. Alles was man können muss, ist die Leute bequatschen. Dass kann ich gut. Da bin ich hochqualifiziert (was mich allerdings vom Existenzförderungszuschuss meilenweit entfernt).
Ich muss lernen, Sätze zu bilden wie: Das konnte man in dieser Form und in diesem Ausmaß nicht voraussehen oder: Das war alles völlig legal und in Übereinstimmung mit der derzeitigen Gesetzgebung. Schädlich ist auch nicht zu fragen: Wo steht der Champagner? und schließlich hilft es, zu wissen, dass die besten Reisebüros gar keine sind, sondern private Unternehmer, die gleichzeitig Kunden meines Instituts sind. Ich glaube, eine Gesellschaft, die sich Bankiers leisten kann, der kann es nicht so schlecht gehen. Ein Hirte, der um seine Existenz bangen muss, würde ja auch niemals einen Wolf in seine Herde lassen und ihm erlauben, so viele Schafe zu reißen wie es ihm beliebt.
Ein Hirte, der im Überfluss lebt, vielleicht schon. Wahrscheinlich ist ihm langweilig und er sucht nach dem speziellen Kick, will es vielleicht einfach einmal sehen, wie weit er gehen kann. Brot und Spiele eben. Doch dann ruft der Wolf nach seinem Rudel, weil: er ist ein Rudeltier, und gemeinsam metzeln sie die Herde im Blutrausch, bis kaum ein Schaf übrig bleibt. Da greift der reiche Hirte so oft zum Rettungsschirm und kauft neue Schafe, bis es zur Rettungsroutine wird. Kluge Hirten würden die Wölfe schießen, aber vielleicht ist der reiche Hirte gar nicht klug, sondern einfach minderqualifiziert? Ja, liebe Agentur für Arbeit, hast Du Dir das auch wirklich gut überlegt, hmmm?
Zurück zum Text: Bankiers sind die Hofnarren einer Republik. Man leistet sie sich und lässt sich gar vortrefflich von ihnen unterhalten. Der Unterschied zum Hofnarren ist der: Wenn der Hofnarr keinen Spaß mehr macht, dann landet er in Ketten. Wenn der Bankier keinen Spaß mehr macht, dann behauptet er einfach, das läge am Pöbel, dass er nicht mehr arg lustig sein kann. Und dann liegt der Pöbel in Ketten. Wird's dann aber immer noch nicht lustig, dann liegt's an der Regierung und den Ketten, die sie dem Pöbel anlegt. Bei uns heißt es dann: Neuwahlen. Ich habe das Prinzip im letzten Post hinreichend beschrieben.
Fakt ist: Am Ende ist für die, denen das ganze Geld gehört, nichts mehr übrig. Dann gehört es denen, denen es eigentlich gar nicht gehört, die aber versprechen, darauf aufzupassen. Und dann ist es aber auch irgendwie bei denen verschwunden, keiner weiß wohin. So ein Pech! Trotzdem ist der Beruf des Bankiers gut. Er verspricht Wohlstand und ist wie bereits erwähnt krisenfest. In der Krise nennt man ihn Plünderer, doch nicht die Berufung, einzig die Berufsbezeichnung ändert sich. Deshalb muss ich mich dieses Mal auch gar nicht entscheiden. Es kommt halt darauf an: Geht die Welt am Freitag unter oder nicht? Falls nicht, werde ich Bankier!
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