Ja! Zwei Wochen Urlaub. In der Türkei. Kapitalismus pur. Trotzdem schön. Weil die Menschen dort noch so etwas wie Herzensbildung kennen. Sowas kann man knicken in der BRD. Ein hässlicher Mensch mokierte sich einmal über ein junges Mädchen in der Berliner U-Bahn. Wegen des Kopftuchs. Ich sagte zu ihm ungefähr: Das Mädchen ist auch mit Kopftuch hübsch. Sie aber bleiben hässlich. Innen wie außen.
Willkommen in der Hölle. Zur Einstimmung lief im Flugzeug ein amerikanischer Schmonzesfilm. Sie wollen wissen, was ein amerikanischer Schmonzesfilm ist? Er geht so: Junger, äußerst gut trainierter und höchstsensibler Mann (vom Typ Football-Stipendiat, einer der in jedem anderen Film den hässlichen College- Boys die Nasen in den Schlamm rammt), der zudem Musiker ist, trifft zufällig eine tolle Frau (freilich Künstlerin und im Nebenberuf Kellnerin) und verliebt sich in sie.
Sie tun völlig verrückte Sachen zusammen. Zum Beispiel nackt im Meer baden (was in den prüden USA wahrscheinlich der Gipfel der Verrücktheit ist) und heiraten alsbald. Ein dummer Unfall zeigt auf, dass die Frau früher schon einmal einen Gedächtnisverlust hatte und sich nun an ihr früheres Leben erinnert. Leider aber nicht mehr an ihren Ehemann (der in allen anderen Filmen vielleicht Fliesenleger oder Bankkaufmann wäre, aber auf keinen Fall ein Musiker). Der unternimmt allerlei (natürlich verrückte) Dinge, um die Liebe seines Lebens zurückzugewinnen, was ihm am Ende auch gelingt.
Man muss dazu sagen, dass ich die Handlung erfasst habe, ohne den dazugehörigen Ton zu hören und unter dem Aspekt gelegentlichen Einnickens. Ich habe mir, sollte die Romantic- Comedy ein Erfolg werden, schon ein paar Fortsetzungen überlegt:
Teil II: Hier erleidet der junge Mann (der in anderen Filmen vielleicht glaubhaft den Hulk verkörpern könnte, aber auf keinen Fall einen Musiker) einen Gedächtnisverlust und kann sich nicht mehr an seine Frau erinnern. Vorher erleben die beiden natürlich eine unglaublich verrückte Ehe. Mit viel Liebe und lustigen Tricks gewinnt die Frau das Herz des jungen Mannes zurück, doch erst ein Rinderhacksteak bringt den Total Recall. Eine Schwangerschaft deutet einen dritten Teil an.
Teil III: Das Kind wird geboren und hat keinerlei Erinnerung an sein vorheriges Leben. Nach einem Unfall mit dem Sandwich- Toaster (Elektroschock!) beginnt es sich wieder daran zu erinnern und entwickelt suizidale Gedanken. Dieser Teil wird wohl zum Tiefsinnigsten der Reihe gerechnet werden, obwohl das Drehbuch (wie bei allen anderen Teilen davor auch) Lücken in der Handlung aufweist. Leonardo di Caprio bekommt für die Darstellung des Babies einen Oscar. Der Regisseur (Spike Lee) verzichtet übrigens konsequent auf eine Tonspur, was das Publikum nicht gut aufnimmt. Das Einspielergebnis ist mager.
Teil IV: Trotzdem wird dem Vertrag entsprechend ein vierter Teil gedreht. Das gemeinsame Kind des Musikers (der in anderen Filmen als College- Trottel durchgeht, auf keinen Fall aber als Musiker) und der Künstlerin (nun gespielt durch Ellen Barkin, die leider nur noch in Romantic- Comedies alternde Mütter spielen darf - seufz) wurde durch völlig verrückte Umstände geheilt und darf sich nun als "normales" Kind entwickeln (Leonardo di Caprio hat die Rolle für dieses Mal abgelehnt). Zur Unterstützung bekommt der nun Fünfjährige einen Hund geschenkt. Durch einen Unfall verliert der Hund (verrückterweise hört er auf den Namen "Kater Carlo". Hihi... verstanden? Kater... Dabei ist das doch ein Hund!) das Gedächtnis und reagiert nun nicht mehr auf den völlig verrückten Namen "Kater Carlo". Was alle schade finden. Nur durch viel Liebe und natürlich total verrückte Dinge gewinnt der Junge das Vertrauen seines Hundes zurück. Er lässt sich nun jedoch "Furzi" (der Hund) nennen, was das Publikum zwar insgesamt missbilligt, aber weil der Hund so drollig ist (Adam Sandler in einer Paraderolle!) und dauernd lustige und völlig verrückte Dinge macht (im Central Park an einen Baum pinkeln und so weiter), wird dieser Teil zum Erfolgreichsten der Quadrologie.
Teil V: Wurde nicht gedreht. Die Produzenten wollten die vorherigen Teile toppen und dieses Mal sämtliche Familienmitglieder das Gedächtnis verlieren bzw. ein anderes wieder zurückgewinnen lassen. Daraufhin traten die Drehbuchautoren in Streik. Sie wiesen unter anderem darauf hin, dass, wenn sich keiner mehr erinnert und andere nun eine völlig andere Erinnerung an ihr vorheriges Leben hätten, es gar nicht mehr zu einer Wiedervereinigung der Familie kommen könne. Irgendwie fehle das Bindeglied bei der ganzen Sache. Tatsächlich hatten die Produzenten vor, fünf völlig neue Handlungsstränge zu entwerfen und daraus genauso viele Spin-Offs zu machen.
Militante Liebhaber der Film- Serie erschossen aus Protest 12 von 17 Drehbuchautoren, woraufhin die NRA "Autoren-Schießen" als neue Sportart anerkannt hat. "Produzenten-Schießen" wäre zwar ein weitaus interessanterer Wettkampf gewesen, doch der Verband hatte sich bereits für die sozial verträglichere Variante entschieden. Vielleicht kann man mittlerweile auch in der BRD über die Legalisierung des "Intendanten-der-öffentlich-rechtlichen-Sendeanstalten-Beschießens" debattieren. Ein Prozedere müsste jedoch erst noch entwickelt werden. Vielleicht könnte ein Punktestand über die erreichten Quoten des Angeschossenen ermittelt werden. Dies könnte im Rahmen eines Triathlons stattfinden und würde die Qualität des Fernsehens auf Dauer erhöhen.
P.S. Ich weiß übrigens nicht, wie der Film im Flugzeug heißt.
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