Freitag, 2. April 2010

Alles wird gut? Ach Herr Doktor Kohl, ich vermisse Sie!

Ich will Helmut Kohl zurück! Unter ihm war alles besser. Sogar das, was schlecht war, ist immer noch um einiges besser als das, was heute schlecht ist. Damals gab es in allen Parteien, die es grundsätzlich abzulehnen galt als aufgeweckter Mensch, noch ein paar echte, sympathische Typen. Helmut Kohls Zeit war, als Heiner Geisler noch etwas zu melden hatte, oder Frau Süßmuth.

Selbst in der FDP gab es seinerzeit noch wirkliche Politiker. Wer sah sich nicht gerne von der gemütlich-schwäbischen Art eines Klaus Kinkel in der Welt vertreten? Wer liebte nicht Genschman, dessen zuckersüße Öhrlein und haselmäusigen Äuglein so vertraut wirkten? Wer fand nicht etwas sogar an dem Gentleman-Gangster Otto Graf Lambsdorff?

Die Zeit nach Kohl hat uns nur üble Gesellen aus CDU und FDP hinterlassen, und uns auch neue zugemutet. Schäuble blieb Schäuble, ganz klar, doch das Gegengewicht an netten Onkels und Tanten war hinfort. Stattdessen gibt es nun Mutti Merkel, unter deren Fürsorge wir alle ersticken werden wie in Achselhöhlen getackerte Hamster.

Die FDP indes hat gar nichts Gutes mehr in sich, stattdessen lungern dort Karrieristen herum, offensichtliche Büttel der Konzerne. Angeleitet vom ewigen Gequake des Gustav Gans, schnattern sie sich in die Herzen von allen, denen ein Feind lieber ist als ein Freund. Hätte sich des Murmeltiers Fallschirm doch geöffnet, damals, es wäre alles noch viel schlimmer, heute!

1982 war ich noch ein junger Spund, der von tuten und blasen keine Ahnung hatte. Die Grünen zum Beispiel waren für mich ein Verein, der uns alle zu einem Leben in Höhlen verdammen wollte, mit Lagerfeuer, ausgebeulten Strickpullovern, Wandergitarren und melkbaren Hausziegen im Eingang. Das fand ich gruselig. Ich war mir sicher, dass ich die, sollte ich einmal wählen dürfen, niemals wählen würde. Dabei blieb ich bis heute, und ich tat gut daran.

Allein, die SPD musste wohl weg. Ich fand Helmut Schmitt nicht recht sympathisch. Er hatte eine seltsame Frisur und wirkte etwas steif, beinahe militärisch. Kohl dagegen war riesig, hatte Probleme mit der Etikette und bewegte sich linkisch durch das Parlament. Damit konnte ich mich als Landei und pubertierender Eleven eher identifizieren als mit dem hanseatischen Gedöns des VaterBrandtmörders Schmitt!

Dann waren da 16 Jahre Kohl und nichts war wirklich gut, unter damaligen Gesichtspunkten betrachtet. Hätte ich aber geahnt, was ich anrichte bei der Wahl 1998, als ich beinahe im Alleingang den Wechsel durchsetzte, ich hätte brav CDU gewählt. Vorher hatte ich freilich auch schon probiert, den Wechsel durchzusetzen, was mir aber stets misslang. Hinterher war ich jedoch immer froh, keinen Scharping oder Ähnliches zum Kanzler zu haben.

Nach Kohl war Schröder, und mit ihm begann der Untergang der Zivilisation. Es ward Hartz 1 - 4, die Ütschen waren plötzlich wieder im Krieg, das Studium degenerierte zur Berufsausbildung, die Arbeitslosen wurden faul, die Politiker bräsig und gesichtslos, die Winter wurden kälter, und sozialdemokratisierte Kunst setzte sich durch. Man sah sich in die Opposition gezwungen und hatte zur Alternative... niemanden! Okay, die Linken vielleicht in ihren vielfältigen Inkarnationen. Aber leider immer mit dem feschen Oskar!

Aus ähnlicher Verzweiflung heraus wie 1998 wählte man nicht mehr, damit der Wunschkandidat gewinnt, sondern um unbeliebte Kandidaten zu verhindern. Ich habe es geschafft, Stoiber zu verhindern. Bei Merkel ist mir das nicht mehr gelungen. Merkel am Hals, Münte am Hals, Schäuble am Hals. Und jetzt ist nur Münte fort, aber alles ist viel schlimmer geworden. Etwas Grusel gefällig?

Rösler, Niebel, Pofalla, Schavan, Gustav Gans, de Maiziere, El Punkt Schnarre, Brüderle, Leymutter, Frau Schröder, Ramsauer, Aigner, von Guttenberg. Und natürlich Schäuble und Merkel.

Eigentlich eine gute Mischung: Frauen, Homosexuelle, Adelige, Migranten, Behinderte und Bayern! Doch auch hier sieht man: integriert man Randgruppen soweit in die Gesellschaft, dass man sie sogar regieren lässt, zeigen sich auch hier wieder nur die hässlichen Gesichter von Stinos! Was nicht schlimm ist, nur bedauerlich: Die Besonderheiten des Menschen werden in der Akzeptanz zu Normalitäten.

Hinterher steht nicht mehr zu Debatte, ob jemand schwul ist, sondern: ob er ein Idiot ist, obwohl er schwul ist! Natürlich ist es gut zu finden, dass man hier zulande, in Tristo-Deutschland Frauen und auch Homosexuelle in Ämter hieven kann. Woher aber kommt die Neigung, sich auch hier zielsicher Deppen auszusuchen? Wenn schon dieses unzüchtige Gebälk, dann sollen sie wenigsten unfähig sein? Ist das die viel gerühmte Lust der Ütschen am Untergang?

Und da wünsche ich mir eben Helmut Kohl zurück! Zu Kohl gab es immer eine Alternative, es war unglaublich leicht, in Opposition zu gehen. Alles war sehr übersichtlich. Kohls Gemütlichkeit trieb mich in den Wahnsinn, und für seine Aussprache schämte ich mich sogar. Und obwohl er die sogenannte Einheit herbeigeführt hat: Er hat nie einen Krieg geführt. Nur ein paar Raketen aufstellen lassen. Er wirkt nicht einmal intellektuell, ist dafür aber wahnsinnig schlau. Manche nennen es auch Instinkt. Jemand schrieb kürzlich, er röche unglaublich gut. (Wie riecht eigentlich Frau Merkel?)

Und irgendwie war Kohl auch lässig, in Wirklichkeit sogar wunderbar behäbig. Heute müssen ja alle um ihr Leben RENNEN. Früher GING man um sein Leben! Morgen wird Adolf  Helmut Kohl 80 Jahre alt. Er ist alt und krank. Er geht nun nicht mehr um sein Leben, er ROLLT darum. Ich wünsche ihm alles Gute und danke ihm für eine wundervolle Zeit voller privater und politischer Erkenntnisse. Und ich schwöre: Niemals werde ich einem Gericht seinen Namen nennen!

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