Dienstag, 27. April 2010

Achtung: Am Anfang ist es noch Satire! Aber dann geht's um's Kruzifix!

So hat also die niedersächsische CDU nichts Besseres zu tun als eine "Türkin", noch dazu muslimischen Glaubens, zur Sozialministerin zu machen. Und dann beschwert die sich auch noch über Kruzifixe in deutschen Klassenzimmern. Soll sie doch hingehen wo sie herkommt, da wird sie schon sehen, wie gut sie es hat in Deutschland, wo jeder alles darf und viele, vor allen Dingen die Ausländer, noch viel mehr dürfen als die Deutschen selbst. So was von undankbar, diese Frau. Man muss sie vor sich selbst beschützen, indem man sie direkt zum Rücktritt drängt. hier...

Ein Bischof muss schon schlagen (Verzeihung: Watsch'n), lügen (Verzeihung: vergessen) und betrügen (Verzeihung: unterschlagen), um den Rücktritt nahegelegt zu bekommen. Worüber regt man sich eigentlich im Fall Özkan auf? Dass eine Ministerin selbstverständlich nach der Rechtmäßigkeit von Kruzifixen in unseren säkulären Schulen fragt? Sie will ja keinen Halbmond dort aufhängen (außer vielleicht zum Weihnachtsfest). Sie möchte wissen, was religiöse Symbole in Schulen hierzulande zu suchen haben. Das reicht einigen verirrten Schäfchen schon, nach einem Rücktritt zu krakeelen.

Und damit alle Ressentiments zu bedienen, die es gibt. Frau (hat eh nichts zu melden), Türkin (von wegen: Frau Özkan ist in der BRD geboren und hat die deutsche SBS), jung (hat eh nichts zu melden) und Muslimin (was hat eine Muslima in unserem ach so an christlichen Werten orientierten Land zu suchen?). Ja, so ist sie halt, die bundesdeutsche Mehrheit: Wer sich über das große D beschwert, der soll doch woanders hingehen, da wird er schon sehen, was ihm blüht.

Die Christen aber werden weltweit verfolgt, so sieht es nämlich aus! Deshalb sollte sich Frau Özkan nicht so aufregen über das Kruzifix. Sie kann nicht einfach die Gesetze ihres Heimatlandes, wo in den Schulen das Kopftuch verboten ist, in die freie BRD einführen, wo sich ein jeder frei entfalten kann. Es sei denn, er gehört einer Minderheit an. In der Türkei hängt ja wohl auch überall das Bild vom Atatürk, und da sagt auch keiner was. Aber uns sagt es etwas: In der BRD verwechselt so mancher Religion mit Politik und das Ausland mit dem eigenen Land.

Nun, für die, die kein Fernsehen haben und auch keine Freunde: Wir leben in der BRD und nicht anderswo. Hier gelten die Gesetze der BRD, logisch. Aber dies wird gerne einmal dialektisch aufgefasst, wenn's ins rechte Konzept passt: Die Migranten sollen sich an ihrer eigenen Nase (bzw. der ihres "Heimatlandes") fassen, wenn sich dem German Native etwas nicht fügt. Andererseits pickt der sich die ihm gefälligen Zustände aus dem Ausland geübt heraus und nimmt sie sich zum Maßstab, zur Not auch gegen die eigene Verfassung. Das wäre ja so schlau, wenn es nicht so perfide wäre.

In unseren Schulen soll Wissen vermittelt werden und nicht der Glaube an ein vermutlich frei erfundenes Fabelwesen, dessen einzige Zeugen seiner Existenz ein gealtertes Findelkind respektive Wüstenwanderer und ein selbsternannter Prophet sind. Was dabei herauskommt, wenn man Wissenschaft und Religion miteinander vermischt sieht man zur Zeit am Besten am Beispiel Iran: Es kommen dabei Idioten raus! Auch soll die Schule dem Individuum helfen, sich innerhalb einer multipen Gesellschaftform zu verorten. Dazu gehören zwar auch weltanschauliche Aspekte. Ein Kruzifix im Klassenzimmer ist jedoch nur die sichtbar gemachte Duftmarke von Christen mit Revierbewußtsein. Neben dem Kreuz soll es nichts geben! Dies aber grenzt Anders- und Nichtgläubige aus.

Ein Kompromiss? Man könnte zusätzlich eine Buddhastatue, einen Shintoschrein, einen sechsarmigen Leuchter, einen Koran und dergleichen aufstellen, um ja auch niemanden zu benachteiligen. Man könnte aber auch für alle Religionszugehörige eigene Räume in den Schulen gestalten, in denen jeder seinen religiösen Vorlieben nachgehen kann. Viel einfacher aber wäre es, einfach auf jede religiöse Symbolik zu verzichten, auch auf ein Kreuz. Das würde niemandem wirklich schaden.

Wie auch? Man kann auch an Gott glauben, ohne ein Kreuz anzustarren. Das ist schon irrational genug. Wenn nun aber das Jesuskind wüsste, dass seine Schäfchen ein Kreuz zur Festigung ihres Glaubens brauchen, es würde bitterlich weinen!  Will sagen: Jede Aufregung um's Kreuz ist nur schwer nachvollziehbar. Der einzige mir schlüssige Grund für die Verbissenheit im Kampf ums Kreuz im Klassenzimmer kann bei genauerer Betrachtung nur die Angst vor Überfremdung bzw. eigenem Bedeutungsverlust sein. Was anderes fällt mir dazu nicht ein!

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