Als ich nach Mannheim zog, vor zwei Jahren und acht Monaten, behauptete ein Spaßvogel, dass in Mannheim jeder Fremde zweimal weint: Wenn er kommt und wenn er wieder geht. Wahrscheinlich ist dieser Spruch auf jede andere der piefigeren Sorte Stadt anwendbar, aber er stimmt ganz und gar nicht! Denn das Kommen war eher erfreulich, kam ich doch hierher, um mit meiner damaligen Freundin C. zusammenleben zu können.
Ich betrachtete Mannheim mit neugierigen Augen. Die Stadt, die ich noch von früher als sehr lebendig kannte, konnte mir nichts anhaben. Nun, das war lange her: Mag Mannheim jüngeren Menschen attraktiv erscheinen, so wird die Luft für Mitt- und Enddreissiger doch arg dünn. Bars und Kneipen sind sehr altershomogen besucht, und die "Älteren" trinken ja allerhöchstens noch ein Gläschen überteuerten Weines nach dem Kino.
Ebenfalls feststellen musste ich, wie wenig man in Mannheim an meiner Person interessiert ist. Viel schlimmer fand ich jedoch, wie phantasielos viele Menschen in dieser Stadt ihr Leben fristen, wie wichtig sie sich dabei nehmen und wie verächtlich man über alternative Lebensentwürfe denkt. Mannheim ist die Stadt des Vollzeitjobs, der kapitalgedeckten Altersversorgung und der Abscheu vor einem selbstbestimmten Leben. Da ist kein Platz für Träume!
Der Ton in meinem Blog wurde zunehmend sarkastischer. Zuerst versuchte ich dem anwachsenden Hader in mir mit Humor zu entschärfen, doch fiel mir das zunehmend schwer. Ich möchte nicht vergessen, dass es auch sehr schöne Momente gab, und oft habe ich mich verzweifelt an ihnen festgehalten. Doch es überwog die Isolation innerhalb eines antikreativen Umfelds, so dass ich am Ende schon gar keine Projektvorschläge mehr machen wollte. Ohnehin würden sie auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben werden oder gar verächltich als "schon dagewesen, kenn' ich schon" abgetan.
Es ist immer leicht, dem Umfeld die Schuld für ein Scheitern zu geben. Tatsache ist, dass ich mich in Mannheim nie wohl, nie willkommen gefühlt habe, und jeder Tag dort ein Kampf war. Schützenhilfe gab mir meine liebe Frau C., bis sie dann kürzlich verwundet im Schützengraben lag und mich alleine weiterschickte. Selbst angeschossen schleppte ich mich weiter zu dem Entschluss, dass Mannheim ohne C. nicht mehr auszuhalten ist und eine Versetzung nach Berlin anstünde.
Ab November bin ich also wieder in der Stadt, in der ich leben kann. In der Stadt, in der ich jährlich zwei Ausstellungen hatte, in der begeisterungsfähige, neugierige Menschen leben. In der es noch Menschen gibt die träumen und die an ihren Träumen arbeiten. In der es so viel Armut gibt und auch so viel Wahnsinn, Egozentrik und Soziopathie. In der man kreativ und wach sein muss, will man überleben. Es ist ein enorm anregendes Umfeld. Wenn ich Mannheim verlasse, werde ich nicht weinen!
Blog vorerst geschlossen!
2 Kommentare:
http://www.youtube.com/watch?v=GaUKsof8SLw
Soviel zum Thema in Mannheim weint man zweimal...
Amen
jaja, dem cris cosmo gefällts hier ja auch ganzaugenscheinlich. bleibt abzuwarten, ob mir mein abschied tränen in die augen treibt. möglicherweise sind meine augen dann gereizt von den winden der schokinag oder der eichbaumbrauerei ;-)
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