Donnerstag, 4. September 2008

Betrunken, geil und picklig! Schwefel rettet Leben in der Hafenstrandbar!

Farmerboy empfindet es ja als Schmach, als Vollzeit-Selbständiger gescheitert zu sein und nun sein Einkommen durch seiner Ansicht nach wertloser Lohnsklaverei bestreiten zu müssen. So hat er nicht gewettet, und das kosmische Spielkasino, bei dem er diese Wette platziert hat, sei verflucht bis in alle Ewigkeit. Dabei sind die KollegInnen wirklich nett; allein, man verbringt viel zu viel Zeit mit Arbeit und verliert dabei viel zu viel Zeit für das Wichtigste im Leben, nämlich: Muse, Zeit und Zärtlichkeit!

Das war schon einmal anders. Es gab Zeiten, da haben Musiker noch FarmerBoys Leben retten können. Auch sogenannte Autoren-Radio-DJs konnten das, davon wurde zumindest gesungen. Autoren-Radio-DJs sind übrigens Leute, die sich mit Musik auskennen und diese für ihre Sendungen selbst zusammenstellen. Die meisten Radio-DJs im kommerziellen Radio hingegen jagen die Musik computereguliert durch den Äther, und sie plärren die ganze Zeit ihre angeblich gute Laune ins Mikrofon. So jemand rettet nicht FarmerBoys Leben.

(Norbert) Schwefel hatte mal einen guten Lauf in den 90ern und war sowas wie der Independent-Music-King der Region, als Independent-Music noch nicht Alternative hiess, deren Protagonisten heute lustige Kinnbärtchen tragen müssen. Kinnbärte gab es in den 90ern noch nicht, dafür aber schwarze Kluft und Nietengürtel. Man telefonierte noch per Münzfernsprecher, und wenn jemand mal nicht zum Konzert kommen konnte, musste er Tage vorher abtelefonieren.

Die Geschichte beginnt an einem OpenAir-Festival, als dies in Mannheim noch möglich war und die heutigen Alten jung genug waren, um nicht damals schon so alt gewesen zu sein, als dass sie sich über die Lautstärke hätten aufregen dürfen. Ich hoffe, dieser Satz ist grammatikalisch richtig, sonst setzt es was! An eben jenemTag begab es sich, dass FarmerBoy mit seinen Kumpanen RonJustice und Z. zufällig so mal eben unterwegs waren. Man hörte sich dieses und jenes an, und lästerte gegebenenfalls. Teenager eben: betrunken, geil und picklig!

Irgendwie verstanden es die drei kaum einmal, ein Girl aufzutreiben, das auf betrunkene, geile und picklige Teenager abfuhr. Doch Z. hatte die unglaubliche Gabe, wirklich jeden (nicht jede!) in ein Gespräch verwickeln zu können. Dieses mal war es eben Norbert Schwefel, der am Abend auch spielen sollte. Z. gabelte ihn irgendwo auf und textete ihn wohl dermaßen zu, bis dieser resigniert einfach mitkam, um den beiden anderen vorgestellt zu werden, die erklärtermaßen riesige Fans von Schwefel seien, die aber auch etwas irritiert dreinschauten, weil sie Schwefel in Wirklichkeit gar nicht kannten und Z. ihnen erst die Bedeutung des Events verdeutlichen musste, nicht ohne RonJustice und FarmerBoy wüst zu beschimpfen. Schwefel sah nicht besonders glücklich aus.

Es hätte schlimmer kommen können: Z. hätte Joy Fleming im Schlepptau haben können, jene Mannheimer Wuchtbrumme, die auch heute noch felsenfest der Meinung ist, sie mache moderne und experimentelle Musik, weil sie wahrscheinlich ab und an mal den Keyboarder wechselt, da ist sich FarmerBoy heute unschlüssig. Man trank jedoch zu viert ein paar Bier und dann banden die drei Norbert Schwefel wieder los und schickten ihn auf die Bühne, wo er ein wirklich tolles Konzert gegeben hat. In genau diesem Moment sprach wohl die schöne, aber etwas doofe B. dem FarmerBoy auf den Anrufbeantworter, um ihm resigniert zu gestehen, dass sie nun die Nase voll habe, wenn er sowieso immer nur mit Z. und RonJustice unterwegs sei, und sie deswegen kein weiteres Interesse mehr an ihm habe und ihm auf diesem Weg Adieu sagen wolle.

Die schöne aber etwas doofe B. mochte FarmerBoys Pickel nicht und außerdem seine ganze Art, und so kamen die beiden am Ende nicht zusammen, weswegen sie dann auch nicht zusammen nach Israel geflogen sind und die schöne aber etwas doofe B. dort ohne FarmerBoy, aber mit vielen anderen Businsassen in die Luft gejagt wurde. Das ist traurig, weil B. eben nur etwas doof war und es ohnehin niemand verdient hat, von richtig doofen Menschen in die Luft gejagt zu werden. Wäre FarmerBoy an jenem Abend zuhause gewesen, hätte er gewiss versucht, die schöne, heutzutage Tote, damals aber etwas doofe B. umzustimmen und an ihr Mitleid zu appellieren. So aber kann er heute behaupten, Schwefel habe ihm damals das Leben gerettet.

Am nächsten Sonntag, den 7.9.2008 hat Norbert Schwefel wieder die Gelegenheit, ein paar Leben zu retten: Er spielt mit seiner Band alte Hits in der Hafenstrandbar, und vielleicht hutzelt er auch ein paar neue? FarmerBoy lässt es sich nicht entgehen. RonJustice hingegen plagt sich mit einer Erkältung und sagt seine Teilnahme per Mobilfunktelefon rechtzeitig ab. Zu Z. hat man jeden Kontakt verloren, wie das so ist im Leben. Die alten Tage, sie sind vorbei. Die Pickel sind verschwunden, die Geilheit ist kanalisiert und mündet in Ehen und Partnerschaften, und Alkohol gibt's nur noch wochenends. Arbeit kastrierte die wilden Buben!

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