Sonntag, 9. Juni 2013

Am Ende immer Recht behalten und wie schwer das ist! Grüße in die Umnachtungszone!

Denn wie ich Anfang dieses Jahres schon festgestellt habe, sind die Menschen dank Computertechnologie, Flachbildschirmen und Smartphones nicht klüger geworden. Heute möchte ich sogar hinzufügen, dass die unvermeidbaren Kommunikationstechnologien lediglich dazu beitragen, das intellektuelle Vakuum zu verdeutlichen, in das sich der Großteil der Gesellschaft hinein krümmt und biegt, ohne freilich ganz zu verschwinden, sondern an Masse zuzulegen: Die Idiotie einer Zivilisation, zusammengeschrumpft auf eine unendlich kleine Erzdummheit mit sehr hoher Anziehungskraft, die alles zu verschlingen scheint, selbst jene, die Bücher lesen können.

Das Internet ist der Gott der Wahrheit, und er sagt uns viel über die mentale Verfassung dieser Epoche. Flachbildschirme wären damit die Schutzpatrone der Spötter oder die der Idioten, ganz genau weiß man es nicht. Die Tastatur ist die ... ach, lassen wir das! Jedenfalls scheint richtig: Zuviel zu wissen ist nicht gut, und lesen allein macht nicht glücklich. Nur wer unreflektiert in den Tag hinein- und wieder herausduselt, ist wirklich frei. Das Glück der Dummen ist, selbst nicht zu ahnen, das sie dumm sein könnten. Seufz!

Auffällig ist auch, dass Dummheit oft mit Egozentrik, Ignoranz und Rücksichtslosigkeit einhergeht. Vielleicht IST Dummheit nur ein Synonym dafür? Wer sich in einem Leben mit nichts anderem auseinandersetzt als mit sich selbst, dem sind die Gedankengänge der Mitmenschen nicht nur ein Rätsel, sondern eines, dessen Lösung ihm auch noch völlig egal ist: seine unnützen Hirnwindungen kreisen nur um den schwach köchelnden Sud eines auf ewig wiedergekäuten Gedankenbreis, nicht in der Lage, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Empathie ist aber schon ein bisschen schwul, oder?

Dumm ist unter anderem ...
  • seine Mitmenschen mit Schimpfwörtern zu schmähen, die diese persönlich nicht jucken, die man selber aber total schlimm findet: Fick Deine Mutter, Du Hurensohn? Also bitte... weder lasse ich mir vorschreiben, mit wem ich Beischlaf tätige, noch hat der junge Mann da eine Ahnung, welchem Gewerbe meine Mutter nach geht.
  • andere Menschen mit einer schlimmen Fresse oder mit Schimpfwörtern zu schmähen, weil die nicht oder nur ungenügsam, mitunter sogar völlig gleichgültig, auf eine con ihnen begangene Regelverletzung (Straßenverkehr, Sport, Spiel, Knigge etc.) reagieren: Der Beweis, dass Idioten auch nicht besonders glücklich sein können...
  • zu denken, die Welt sei nur zum Wohle dieser einzelnen Person geschaffen, und weshalb auch nur diese eine Person, nämlich ICH, sich über alles hinwegsetzen darf, während alle anderen Menschen ja nun wirklich endlich wissen könnten, wer ICH bin und was ich von ihnen erwarte und sich adäquat verhalten sollen.
  • in einer Stadt Auto fahren und zu denken dies sei notwendig
Die Eltern dummer Menschen sind Versager, die es nicht geschafft haben, ihrem Kind so etwas wie soziale Verantwortung nahe zu legen sowie auch gewisse, allgemein anerkannte Grenzen zu setzen. Die so entgrenzten Kinder werden irgend wann einmal erwachsene, wenn auch nicht mündige, dafür aber um so rücksichtslosere Menschen sein, die denken, dass alles was sie tun, irgendwie ganz doll super ist und sich von niemandem kritisieren lassen, weil auch Mami und Papi niemals Kritik geübt haben, obwohl denen wahrscheinlich oft genug danach gewesen sein mag und sie manchmal auch geglaubt haben, dass ihr Kind vielleicht doch irgendwie geistig behindert ist, es deswegen und aus lauter schlechtem Gewissen gefördert haben wo es nur geht und darüber hinaus leider vergessen haben, mitzuteilen, dass sie selbst und andere Menschen ebenfalls Bedürfnisse haben.

Diese Eltern sind nun in Gram ergraut und gehen gebeugt über ihren Stöcken. Wenn ihre Kinder sie besuchen kommen, hängen die sich an die ausgelaugten Zitzen der Mutter und lassen sich von Papi den Smartphone- Knebelvertrag zahlen. Die Eltern meiden sämtliche Themen, die ihre Kinder in Verlegenheit bringen würden, aus Angst, sie würden sich sonst erschießen. Da Eltern grundsätzlich nie wirklich glauben können, dass ihre Kinder tatsächlich dumm sind oder sein könnten, können sie auch nicht wissen, dass ihre Kinder gar nicht in der Lage sind, ihre eigene Blödheit zu erkennen und darüber zu verzweifeln - letztlich die Voraussetzung für einen Selbstmord. Daher sind sie ja auch so glücklich und so selbstgerecht und so ... dumm!

Und begegnet man als Nicht-so-dummer-Mensch einem Idioten, wird also in seinem Nicht-dumm-sein gestört, kann man im Grunde nichts richtig machen. Die Welt ist den Dummen völlig ausgeliefert. Man kommt nicht gegen sie an, es sei denn, man ist bereit, selber völlig dumm zu agieren und sich damit auf eine Stufe mit dem Dummen zu stellen. Ich habe das schon probiert, und es funktioniert sogar. Doch hinterher kommt man sich immer so ... dumm? ... schmutzig? ... vor.

Man kann sich freilich vorstellen, dass die meisten Nicht-so-dummen darauf verzichten und dass die Dummen daher oft als Sieger aus solchen Begnungen hervorgehen. Damit ist das Dummsein das erfolgreichere soziale Konzept. Wir beobachten dies auf allen Ebenen von Politik, Wirtschaft und Medien: Die Welt gehört den Dummen, sie haben sie sich von denkenden, reflektierenden Menschen genommen und geben sie nicht mehr her. Das ist die eigentliche Tragödie dieser Welt, und ich wundere mich, warum sie Shakespeare niemals thematisiert hat.

Ich gehe über eine Straße. Die rechte Seite ist frei, links ist ein Mercedes in ca. 50 Meter Entfernung. Ich höre den Motor aufheulen, der Mercedes beschleunigt enorm und kommt, ich bin kaum über die Straßenhälfte gekommen, knapp neben mir zum Stehen.
Er:  "(aggressiv) Ey, was hast Du für ein Problem, ey?"
Ich: "(ruhig) Entschuldige mal... warum kannst Du mich nicht einfach über die Straße lassen?"
Er:  "Ey, weil Du ein Hurensohn bist!"
Ich: "(prustend) Woher willst Du das denn wissen? Soweit ich weiß, kennen wir ..."
Er:  "... Du bist ein Hurensohn, ein Wichser, Du schwule Sau, fick doch Deine Schwester, Deine Mutter ... (spuckt aus)"
Ich: (schwul, aber dann doch Mutter und Schwester ficken sollen, hmm: warum dann nicht den Bruder oder den Vater?) "Ja, so in der Reihenfolge habe ich mir das in Etwa vorgestellt!"
Der arme, testosterongeplagte Idiot fährt weiter (natürlich mit aufheulendem Motor - das Gesagte muss schließlich bekräftigt werden) und schimpft noch was hinterher. Ich höre nicht mehr zu, mache mir aber so meine Gedanken. Dann gehe ich nach Hause und fange an zu schreiben.

4 Kommentare:

mrs.hands hat gesagt…

Du bist aber auch echt kein angenehmer Zeitgenosse. :D

holz e. von bald hat gesagt…

Wenn unangenehm bedeutet, den Stumpfsinn nicht einfach so gewähren zu lassen - bitte! Aber eigentlich lasse ich ja schon stumm alles über mich ergehen.
Wenn ich dann aber noch dafür kritisiert werde, nicht schnell genug zur Seite gesprungen oder sonst nicht recht zu Diensten gewesen zu sein, dann melde ich mich schon mal zu Wort.
Das angeprangerte Verhalten ist meiner Meinung nach allein einer konsumierenden, durchkapitalisierten Gesellschaft zu verdanken, die ein archaisches Survival of the fittest propagiert. In so einer Welt möchte ich leben. daher die zunehmende Verzweiflung...

mrs.hands hat gesagt…

Besser wirds ja dadurch aber auch nicht.

holz e. von bald hat gesagt…

na, auskotzen hilft schon. Und wenn's nur dem inneren Druckausgleich dient...