Nö! Nach Berlin bin ich nicht gezogen, um ständig umtrubelt zu werden wie ein zum Star gewordener Straßenschuh auf Wanderschaft. Mich hat weder Clubszene gelockt noch funky Girls'n Boys, mit denen Brüderschaft zu trinken sei und der Wandel der Nacht begossen werden soll. Ich bin Vierzig! Wenn schon, dann trinke ich Elternschaft auf die Knirpse. Ha!
Ich bin einzig und alleine nach Berlin (zurück-)gezogen, weil mir nach meinem misslungenen Mannheim- Adventure nicht Besseres eingefallen ist. Hätte ich die Zeit zu überlegen gehabt, womöglich wäre ich woanders gelandet. So aber schlingerte mein UFO unbestimmt über die Lande und schlug abermals in Neukölln auf. Hier gibt es Leben.
Eines spricht allerdings für Berlin: Man kann sich trotz kulturellem Überangebot in die innere Emigration begeben. Ich meine mit innerer Emigration den Rückbezug auf mich selbst unter temporärem Ausschluss der Öffentlichkeit zum Behufe der Eigenfindung, wobei ich tunlichst den Begriff der Selbstfindung vermeiden möchte. Das klingt mir zu esoterisch.
Mögen andere Leute der endlosen Party wegen nach Berlin gehen, ich bin hier, weil man so wunderbar unerkannt umherwandeln kann und sich eigentlich so gar keiner für einen interessieren mag. Hier kann ich leben, hier kann ich sein und meine Midlife- Crisis voll ausleben. So sieht es nämlich aus: Ich muss nachdenken und nicht feiern. Ich will nicht der Opi in der WG- Küche sein, der den Trubel der Party flieht.
Zumindest verbiete ich den Leuten ihre Party nicht, und wegen mir ist auch noch kein Club geschlossen worden. Wäre ja noch schöner! Diesbezüglich Schande über die 9to5- Deppen, die Berlin ganz dufte finden, aber um 10Uhr ihre Ruhe haben wollen und ehrwürdige Clubs wie das SO36 oder den Knaack- Club schließen lassen wollen. Geht nach Darmstadt oder Mannheim, Ihr Deppen. Schlaft Euch dort aus. Kauft Eure Häuser in Dörfern und geht hier niemandem auf den Sack.
Das einzige, was schlimm ist in Berlin? Die Berliner sind die allermiesesten Autofahrer wo gibt! Das liegt daran, dass sie sich wütend in ihr Auto setzen und ebenso wütend damit fahren. Jeder gegen jeden, egal ob zu langsam, zu schnell, zu Ampel oder zu Fußgänger bzw. Radfahrer. Mann auf Straße? Extra Gas geben. Radfahrer? Wozu gibt es die Hupe! Gut, manche Radfahrer sind auch scheiße, aber selbst denen dürfte es schwer fallen, aus lauter Rechthaberei jemanden tot zu fahren.
Nein, gemeingefährlich sind allein die Autofahrer, und manche sind sogar noch stolz auf den Mist, den sie zusammenfahren. Im Grunde müsste man deshalb allen KFZ einen Adrenalinsensor einbauen, der bei einem Anstieg des Botenstoffs in der Blutbahn das Gaspedal blockiert und die Bremse aktiviert. Eigentlich ein Fall für Toyota. Bitte übernehmen Sie!
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