Ah ja! Während ich hier sitze, bewältige ich nur eine einzige Aufgabe: ich schreibe! Das ist furchtbar entspannend, einfach nur eine Sache zur Zeit zu erledigen. Wobei furchtbar nicht ganz das richtige Wort ist. Ich lasse es einfach weg und sage: Nur eine Sache zur Zeit zu tun ist entspannend! Ich kann mir gar nicht erklären, wie man das anders sehen kann. Wir sind schließlich keine Hunde, die dem Herrchen sagen: Guck mal, ich kann Männchen machen und gleichzeitig mein Inneres nach außen kehren!
Im Allgemeinen wird behauptet, des Menschen große Kunst sei es gerade, mehrere Dinge zur gleichen Zeit erledigen zu können. Menschen, die von sich selbst behaupten, das zu können, stützen bräsig ihre Ellbogen auf dem Schreibtisch ab und erzählen mir große Lügen, während sie zeitgleich im Keller Fahrrad fahrend Radieschen züchten und ihrem Kumpel in Katmandu/Nepal den DVD-Rekorder programmieren.
Sie nennen das Multitasking. Vor allen Dingen Frauen schreibt man diese Fähigkeit zu, viele Dinge nur teilweise, also nicht zur Gänze erledigen zu können. Wer sich schon einmal mit sogenannten Multitaskern im Cafè verabredet hat, der ahnt, wovon ich rede: Während der Säugling zugleich gewickelt und gefüttert wird und die Probleme gleich mehrerer FreundInnen via Mobilfunk gelöst werden, erörtert man noch ganz nebenbei die Weltformel.
Multitasking ist ganz großer Mist! Man kann es zum Beispiel an Guido Westerwelle erkennen, der daran scheitert, Minister für alles sein zu wollen. Denn dadurch ist er gleichzeitig der Minister für nichts Ganzes. Dabei haben wir doch gelernt: Gut Ding will Weile haben! Wie kann man denn einen klaren Gedanken fassen, wenn alles ständig wild durcheinander wirbelt? Ich kann davon nur abraten! Von Wirbel wird einem nur eines: schwindlig!
Ich schlage daher vor, Aequitasking, Contratasking oder von mir aus auch Infratasking, vor allem aber das Nontasking in den offiziellen Sprachgebrauch einzuführen und zu lernen, damit umzugehen. Gleiches zu tun hat nämlich noch nie jemanden gestört, dagegen zu sein war früher ein adäquates Mittel der Arbeitnehmer in der Vergangenheit, und weniger oder gar nicht zu tasken ist gut für die postindustrielle Entdeckung der Muse, an der es dieser ach so spätrömisch- dekadenten Gesellschaft seltsamerweise ganz arg mangelt.
Denn ich möchte einfach mal wieder ein gutes Gespräch führen können. Ich bin so egoistisch, von meinem Gegenüber die volle Aufmerksamkeit erhalten zu wollen, und seien es nur ein paar Minuten. Auch möchte ich "auf Arbeit" nicht immer den von Multitaskern produzierten Ausschuss wegräumen müssen. Wenn mein Arbeitgeber von mir will, dass ich zwei oder drei Dinge gleichzeitig tue, dann soll er mir auch zwei oder drei Gehälter zahlen. Arbeit ist an sich schon eine Zumutung, da kann nicht von mir verlangt werden, dass ich mich vervielfältige! Es gibt schon genug Menschen auf der Welt!
1 Kommentar:
"Arbeit ist an sich schon eine Zumutung, da kann nicht von mir verlangt werden, dass ich mich vervielfältige!"
Sehr hübsch.
Was macht das Leben?
Ich habe überlegt dich heute zu fragen, ob du Lust auf einen Milchkaffee im Rix hast. Aber es ist dann wieder anders gekommen.
Trotzdem: Lust? Die Tage mal?
Grüße, Friederike
(ich habe geguckt, ob ich eine email-adresse finde. was aber nicht. also versuche ich es so)
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