Gemeinhin glaubt man ja zu wissen, dass Faschisten sich im Verbund gegen andere, vermeintlich schwächere Bevölkerungsanteile wenden, diese sogar verdrängen möchten. Nun, Hausbesitzer sind tatsächlich eine soziale Randerscheinung, machen ja nur einen Bruchteil der Gesellschaft aus. Machen wir uns nichts vor: Die meisten Häuser gehören ja gar nicht ihren Besitzern, sondern den Eigentümern. Meistens sind das Banken, und die setzen auch schon einmal Hausbesitzer vor die Tür.
Warum sollen diese den schwarzen Peter nicht weitergeben und Hausbesetzer vor die Tür setzen? Weil es nicht anständig ist! Wer gar nicht vermietet, sondern Leerstand zum steuerlichen Vorteil nutzt, oder entgegen den Interessen der Bewohner zwangssanieren möchte, der gehört enteignet. Doch im Unterschied zu den braun lackierten Faschisten internieren Linke die Eigentümer nicht, sondern nehmen sich nur ihr verfassungsrechtlich zugestandenes Recht auf Wohnen.
Das brennende Autos nicht nur hübsch anzusehen und auch straßenverkehrstechnisch praktisch sind, ist zwar für deren Besitzer, die keineswegs eine Minderheit in unserer Gesellschaft darstellen, unschön. Aber auch hier greifen rechte Autonome zu drastischeren Mitteln. Man kann linken Autonomen sehr wohl zugute halten, dass sie darauf achten, dass sich niemand mehr im Wagen befindet, bevor sie ihn anzünden. Insofern zerstören linke Autonome zwar bewußt Gegenstände, rechte Autonome töten mitunter aber absichtlich Menschen. Ein großer Unterschied!
Ich weiß sehr wohl, dass nach rechtlichen Maßstäben der persönliche Besitz mehr wiegt als die persönliche Unversehrtheit. Das gesprochene Strafrecht strotzt geradezu vor Beispielen davon. Auch weiß ich, dass Politiker nicht dazu da sind, Sachverhalte ausgewogen darzustellen. Dennoch könnte man wohl etwas aufpassen, welche Wortwahl man trifft? Denn ist "Faschismus" nicht ein historisch belasteter Begriff?
Ist er, doch ist Faschismus (leider) weder ein rein "deutsches" Problem noch wurde er (puuh!) von "Deutschen" erfunden. Mussolini war's, und ursprünglich hatte der Begriff des Faschismus überhaupt nichts mit dem zu tun, womit er heute in Verbindung gebracht wird. Der deutsch-jüdische Journalist Fritz Schotthöfer schrieb 1924 dazu folgendes, und ich glaube ihm:
„Der Faschismus hat einen Namen, der an sich nichts sagt über den Geist und die Ziele der Bewegung. Ein Fascio ist ein Verein, ein Bund, Fascisten sind Bündler, und Fascismus wäre etwa Bündlertum.“Na Bitte, da haben wir es doch! Nichts weiter als eine Zusammenrottung von Menschen gleicher Gesinnung. Wie sie dabei verfahren, bleibt ihre Sache: ob sie Chauvinisten sind, Anthroposophen, Rassisten oder ein Schachclub, bleibt zwar weiterhin ein qualitatives Problem, aber tut dem Sachverhalt keinen Abbruch. Insofern hätte Körting aber doch noch recht: Die sogenannten linken Faschisten haben eine Gesinnung und gehen gemeinschaftlich einer Neigung nach. Doch leider steht zu befürchten, dass Körting doch das andere FaschismusDing gemeint hat.
Übrigens hätte ich gestern Nacht Körting beinahe auch mit dem anderen FaschismusDing recht gegeben: Da ich ja nun kein junger Spund mehr bin und mich gerne bequem UND schick kleide, also aufgrund frühlingshaftem Wärmeeinbruch nun Jackett und Anzughose trage statt Mantel und Anzugshose, werde ich in Neukölln, dem angeblich ober-gentrifizierten Stadtbezirk schlechthin, schonmal von linken WursthaarAutonomen laut verdächtigt, ein YuppieSpion zu sein, der den urstlinken und ach so tollen VegiKüchenLebenstil bedroht und die Miete in schwindelnde Höhen treibt.
Liebe sogenannte Linke: Ich lebe von wenig Geld und möchte trotzdem schön aussehen. Ich habe kein Auto, und wenn ich eines hätte, ich würde es höchstselbst anzünden! Ich will billig UND gut wohnen. Okay, altersbedingt stehe ich auf Zentralheizung und all diesen Schnickschnack. Aber Euch möchte ich sehen, wenn Ihr auf die 40 zusteuert. Wursthaare stehen mir ebensowenig wie Dauerwellen, deswegen trage ich die Haare halt kurz. Und von Hosen mit Löchern und unförmigen Pullovern werde ich auch nicht noch "linkser" als ich es ohnehin schon bin!
Ja, ich bin ein sozialromantischer, linker, alter Faschist! Auch ich finde es nicht gut, dass viele frisch nach Berlin Zugezogene denken, ein Bier für 3 Euro sei sensationell günstig und damit die "SzeneWirte" der neuen "Szenekneipen" in der "szenigen" Weserstraße und Umgebung dazu ermuntern, diesen Preis auch zu verlangen. Oder wenn sie glauben, 50m² Wohnfläche für 600 Euro sei ja noch ganz okay, billiger als in Darmstadt jedenfalls. Ich bin da ganz bei Euch! Aber andere Menschen aufgrund ihres Äußeren zu be- und verurteilen, ist ja sowas von Hitler! Pfui, schämt Euch!
P.S. Ich würde gerne mal einem rot-toupierten Faschisten mit linker Gesinnung begegnen! Wer kann mir weiterhelfen?
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