Mittwoch, 17. Dezember 2008

Operation gelungen, Patient tot! Fahrplanumstellung in Mannheim und Ludwigshafen!

Was passieren kann, wenn der ÖPNV privatisiert wird, kann man in Großbritannien ganz wunderbar beobachten: Die Schienennetze sind marode und nur alle Schaltjahre fährt mal ein zudem noch kaputter Zug in den Bahnhof ein. Man mag sich fragen, wie das mit der Deutschen Bahn sein wird, sollte die tatsächlich teilprivatisiert werden - wenn also Profitgier auf Beamtenmentalität stößt! Halleluja, möchte man da den Herrn lobpreisen.

Doch auch vom sogenannten Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN oder rnv? Was fährt denn hier wo und wie heißt das denn jetzt richtig? Häh?) kann man lernen. In Mannheim zeichnet sich der Gasmonopolist MVV GmbH für den Nahverkehr zuständig, nennt sich hierfür aber MVV Verkehr AG und ist demnach eine Aktiengesellschaft und naturgemäß profitorientiert. Anders lässt sich das Debakel ja kaum noch erklären.

Nun war es ja noch nie besonders angenehm, in Mannheim und Ludwigshafen auf Busse und Bahnen angewiesen zu sein. FarmerBoy freut sich jedenfalls sehr, wenn die Kälte nicht mehr ganz so klirrend ist und man wieder weitere Strecken innerhalb der Großwaben LU/MA mit dem Fahrrad fahren kann. Denn das Preis-Leistungsverhältnis war immer schon lausig: Die Bahnen fahren viel zu selten, brauchen dafür aber extra lange für eine lächerliche Strecke und tuckern unglaublich umständliche Wege ab.

Eigentlich sollte mit der Fahrplanumstellung seit Montag einiges besser werden, und man dürfte dem VRN auch gerne noch etwas Zeit einräumen, etwaige Probleme in der Umsetzung zu beheben. Aber wer möchte einem profitorientierten Unternehmen seine eigene Zeit schenken und dafür noch Geld bezahlen? Wenn man sich ein Auto kauft, möchte man doch auch, dass es fährt und hat dann wenig Verständnis für technische Probleme wie z.B. dass es dauernd stehen bleibt oder sogar ganz ausfällt. Dafür gibt es u.a. die Geld-zurück-Garantie!

Seit Montag benötigt FarmerBoy für die einfache Strecke von Mannheim-Neckarstadt bis nach Ludwigshafen-Mitte ca. 40Minuten. Sonst dauerte das nur 20Minuten, doch nun fährt ja nur noch eine Straßenbahn üwwer de Brigg, und beinahe jede zweite Bahn fällt aus. Dabei kann es sich zwar um ein Einzelschicksal handeln, aber gerade Einzelschicksale können so dermaßen frustrierend sein. Da muss sich doch auch mal Wut entladen?

Die Mannheimer und Ludwigshafener nehmen das allerdings sehr gelassen, und FarmerBoy fragt sich schon, ob er diese Gelassenheit eher zu einer allgegenwärtigen Apathie verklären soll. Es kommt ihm nämlich so vor, als befänden sich die Menschen hier in einer Art Duldungsstarre. Beinahe wünscht er sich deshalb griechische Verhältnisse her. Oder wenigstens die seit der Finanzkrise wieder topmodische Verstaatlichung. Seltsam: Der Staat stand sonst eher im Verdacht der Trägheit und der Inkompetenz. Seit man aber entdeckt hat, dass die sogenannte "freie Marktwirtschaft" ähnliche Defizite aufweist, weiß man ja gar nicht mehr, wo einem der Kopf steht.

Aus rein jounalistischem Interesse hat es FarmerBoy gewagt, einen Mitarbeiter des VRN darüber zu befragen, wie lange es wohl dauern mag, bis die chaotischen Zustände sich aufgelöst haben. Drei bis sechs Wochen, beschied man ihm. Und für Beschwerden solle er in Zukunft gefälligst die zuständige Hotline nerven. FarmerBoy weiß, dass die armen Mitarbeiter nicht für entstandenes Ungemach verantwortlich sind. Er hat aber auch schon einmal in einem Callcenter gearbeitet und weiß daher, dass diese keine Problemlösungen anbieten, sondern nur eine beruhigende Funktion haben sollen. FarmerBoy will sich aber gar nicht beruhigen lassen, er will einfach nur irgendwann einmal nach Hause kommen.

Er möchte manchmal eben lieber den totalen Verkehrskollaps, verursacht durch umgestürzte, brennende Straßenbahnen und Busse. Dazu braucht es aber einen aufgebrachten Mob und keine lethargischen MitbürgerInnen. Gäbe es diesen Mob, man darf ja mal träumen, würde die Stadt einfach planiert, es würden U-Bahnschächte unten und oben drüber dann wieder Häuser gebaut, vielleicht dieses Mal ein paar schöne? Denn in Mannheim lässt sich einfach kein vernünftiger Verkehr planen. Es gibt kein richtiges Fahren im Falschen! Oder: Einen toten Patienten kann man zwar noch operieren, aber nützen tut es nichts! Gewaltphantasien aber leider auch nicht!

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