Ja, ich wieder! Aber: Warum tut man sich in diesem Land nur so schwer damit, wenn Parteien, Gewerkschaften oder auch einfache Bürger*innen sich für andere einsetzen, statt einzuknicken vor der Forderungen der sogenannten Märkte oder der öffentlichen Meinung oder irgendwelchen verkackten Nazis?
Es gibt tatsächlich Leute, die behaupten, ein Herr Weselsky wolle sich nur zulasten der Wirtschaft profilieren. Nun, beliebt ist er ja wohl eher nicht. Profilieren kann man sich hierzulande besser mit mittelmäßigen, garantiert dummen und daher völlig unnötigen Maßnahmen zur Beruhigung der Neidgesellschaft, am Besten gegen ganze Bevölkerungsgruppen. Ein Herr Sarrazin ist nicht profilierungssüchtig? Klar ist er das, und seine Hetze hat außer ihm keinem genutzt. Ein Herr Dobrindt ist auch profilierungssüchtig, sonst hätte er seine "Ausländermaut" nicht durchbringen wollen.
Ein Arbeitskampf nützt wenigstens den Beschäftigten. Und bloß, weil uns der Zug ab und an nicht zu unserer schlecht bezahlten Arbeit bringt, heißt das nicht, dass wir auf das mühsam erkämpfte Recht auf Tarifstreit verzichten sollten oder von anderen verlangen, dass sie es tun.
Frage: Warum verdienen die Lokführer noch so einigermaßen?
Antwort: Weil sie regelmäßig von ihrem Streikrecht Gebrauch machen!
Frage: Und warum verdiene ich nur so wenig?
Antwort: Weil es mir wichtiger ist, pünktlich zu meiner schlecht bezahlten Arbeit zu kommen!
Es gibt auch Leute, die durchaus finden, dass Demokratie seine Grenzen haben müsse. Nein, ich denke dabei nicht an Vizekanzler Gabriel und Konsorten (nicht nur). Ich denke dabei an den mehr oder weniger mündigen Bürger, der nicht versteht, dass Griechenland nicht diktatorisch beherrscht wird, die Regierung vielmehr (unverschämt eigentlich) demokratisch nach dem Mehrheitsprinzip gewählt wurde. Und noch unverschämter ist nur noch, dass die griechische Regierung versucht, für die Opfer der Bankenkrise (ich bleibe dabei: es ist keine Staatsschuldenkrise!) das Schlimmste zu verhindern bzw. zurück zu nehmen. Dass kann der doitsche Reichsbürger einfach nicht hinnehmen.
Apropos Reich: War da was nicht mit Reparationen für Kriegsschäden? Und hat man da der Bundesrepublik keinen Schuldenschnitt gewährt? Ohne den würden wir heute etwas dämlich dastehen. Aber warum sollten wir auch heute noch für etwas bezahlen, was unsere Großväter verbockt haben und hernach nicht zahlen wollten? Warum aber sollte überhaupt jemand dafür bezahlen, was unsere Großbanken verbockt haben? Klar, die heutigen Deutschen haben keinen Weltkrieg angezettelt. Aber die Griechen haben genauso wenig die Finanzkrise angezettelt wie wir und alle anderen Europäer.
Und dann gibt es noch diejenigen, die finden, dass Asylsuchende bitte in ihrem Land bleiben sollten, um es wieder aufzubauen. Das hätte man mal den Ostdeutschen zu Zeiten der Wende oder den sogenannten Vertriebenen sagen sollen (okay: das hat man wahrscheinlich), die "rübergemacht" haben in die schöne alte Republik.
Leute, ich sage es klar und deutlich: niemand geht auf einen Todes-Trip, wenn er nicht unbedingt muss! Der Grund muss jenseits einer möglichen Karriere als Dealer im Görlitzer Park liegen. Wer ein Asylbewerberheim oder gar einen Abschiebeknast dem Verbleib in der "Heimat" vorzieht, der darf Aufbauhilfe in seinem Land wohl nur als Zwangsarbeiter, Folteropfer oder gleich als Dünger für die Agrarwirtschaft leisten.
Seid also bitte nett zu den Leuten, die in Eure Nachbarschaft ziehen. Sie können sich sicher Besseres vorstellen, als in Hellersdorf oder Tröglitz wohnen zu müssen, sind wahrscheinlich auch besser gebildet. Und sind Euch trotzdem dankbar dafür, in Eurem Kiez leben zu dürfen! Dafür ist kein Geld da? Die Polizeieinsätze rund um Eure "friedlichen" Montagsdemonstrationen sind um ein Vielfaches teurer als ein Asylbewerberheim, noch dazu ein brennendes.
Ach, jetzt bin ich ein Gutmensch? Von mir aus: In einem Land, in dem "Gutmensch" ein Schimpfwort ist, müssen ja wohl schlechte Menschen als Vorbild herhalten. Ein schlechter Mensch kennt allerdings kaum ein Maß und gar keinen Anstand. Er kennt nur sich und "seinesgleichen" bzw. das, was er dafür hält. Was daran erstrebenswert sein soll, bleibt mir glücklicherweise verborgen.