Dienstag, 25. Dezember 2012

Berufe, die unter die Haut gehen #4: Sozialpädagoge

Habe ich meinen Humor verloren? RonJustice merkte diese Möglichkeit bezüglich der letzten Posts an. Ich hatte allerdings gedacht, die letzten Post seien sehr lustig. Diese Einschätzung jedoch scheint ein sicheres Anzeichen fehlenden Humors zu sein. Gut. Dann bin ich halt bösartig und nicht lustig. Es gibt auch nicht viel zu lachen.

Ein Teil von mir bedauert aufrichtig, dass die Welt am 21.12.2012 nicht untergegangen ist. Sicher, sterben möchte niemand, der sich lustvoll im relativen Wohlstand der Gesellschaft räkelt und von sozialen Geflechten unterschiedlichster Natur profitiert. Häuserbau, Kultur, Warenverkehr: Alles wunderbare Segnungen, die uns das Leben erträglich machen. Da sitzt man schön im warmen Zuhause, ob gemietet oder nicht. Wenn man was auf die Birne will, geht man ins Theater und die Wurst muss ja auch einer machen und dann verkaufen.

Wenn nur die Arbeit nicht wäre. Also die Lohnarbeit. Die Sorte Arbeit, die man glaubt, tun zu müssen um finanziell irgendwie über die Runden zu kommen. Um ein Zuhause haben zu können und auch die Wurst auf dem Brot. Um sich im Theater Stücke darüber anschauen zu können, wie doof das alles auch irgendwie ist. Da lässt sich ein Kulturbetrieb, der sich durch Selbst- und Fremdausbeutung über Wasser hält, über die Ausbeutung im Allgemeinen aus. Das ist, als äße der Bäcker sein Brot alleine auf und wäre selbst sein schärfster Kritiker. Das ist, als schlüge sich ein Zahnarzt selbst alle Zähne aus, um über die Anfertigung eines Gebisses seinen Swimmingpool finanzieren zu können. Das ist, als... ach, lassen wir das.

Das ist, als würde ein Sozialpädagoge (Diplom FH, staatlich anerkannt) dabei helfen, sich selbst überflüssig zu machen. Sozialpädagogen sind bessere Menschen, weil sie anderen Menschen dabei helfen, so zu werden wie der angenommene Durchschnitt der Gesellschaft. Deshalb sind Sozialpädagogen auch so furchtbar langweilige Leute. Das wäre weiter nicht schlimm, wenn sie nicht selbst davon überzeugt wären, so unglaublich unangepasst und flippig zu sein. Stellen Sie sich vor, Sie treffen an einer Theke einen sehr langweiligen Menschen, der von sich selbst glaubt, er sei witzig und verfüge über einen interessanten Charakter, total kritisch und unheimlich querdenkerisch sei er natürlich auch.

Wenn Sie nun das dringende Bedürfnis haben, Ihr Bier auszutrinken und schnell zu verschwinden, dann handelt es sich unter Garantie um einen Sozialpädagogen. Das sind Menschen, die jeden ihrer Sätze auf ihre pädagogische Wirkung hin abwägen müssen und niemals einen Witz über Minderheiten machen würden, es sei denn, man mache damit die Rohheit der Gesellschaft unter den furchtbar turbokapitalistischen Umständen deutlich, in denen SOLCHE Witze gedeihen können, pfui!

Sozialpädagogen sind Menschen, die anderen Menschen bei der Bewältigung ihres Alltags helfen sollen, z.B. indem sie mit ihnen gemeinsam Anträge oder andere Formulare ausfüllen. Selber können Sozialpädagogen das selbstredend nicht, geschweige denn eine Rechnung oder einen Sachbericht schreiben. Für so einen im Sinne der Berufsausübung unnötigen Quatsch hat man nicht studiert. Das Studium diente freilich dem Zotteln eigener Rastalocken und dem Üben des bedächtigen Teetrinkens, bei dem man im Schneidersitz die Schale mit beiden Händen hält und mit zu schmalen Schlitzen verengten Augen sanft, aber total kritisch und auch irgendwie aufmerksam über den Teeschalenrand blickt. Dieser Blick soll sagen: Ey, Du, das ist alles eine Sache der Wahrnehmung, weißt Du? Du musst da drüberstehen, so in echt, Du! Das ist zwar krass anstrengend, aber ey, weißt Du, das muss echt sein, ey!

Niemand, der noch alle Tassen im Schrank hat, sollte Sozialpädagoge werden. Wer schlecht bezahlt werden möchte und nichts lieber tut, als sich bis zur Verrentung mit dem unteren Rand der Gesellschaft abgeben zu müssen, braucht vielleicht selbst Hilfe. Dabei steht er vor der Wahl, entweder wirksam zu helfen und sich selbst überflüssig zu machen oder sein Klientel gerade so am Funktionieren zu halten, dass es nicht in Agonie verfällt und völlig wegknickt. Letzteres ist zwar sehr zynisch, ist aber bei den Ärzten abgeguckt: Völlige Heilung ist der Tod des eigenen Berufsstandes.

Sicher kann man auch als Sozialpädagoge Karriere machen: Man kann mehrere Fortbildungen machen und sich damit hoch verschulden. So eine Fortbildung kostet denn auch gleich mehrere tausend Euro. Das kann man machen, wenn man den Bildungskredit abbezahlt hat. Froh ist, wer Eltern hat, die ihr Geld nicht für den Aufenthalt im Pflegeheim verballern müssen. Man kann sich fortbilden in:

a.) Sich selber die Schuhe zubinden, ohne dabei umzufallen
b.) Sich solange selbst reflektieren, bis man nicht mehr weiß, wer man ist
c.) Wie man Gemüse unter den Aspekten des Gender-Mainstreamings anbaut
d.) Antisemitismus pflegen unter dem Deckmantel des Völkerrechts bei zeitgleicher Verdrängung der Tatsache, dass es im Grunde gar keine Palästinenser gibt
und
e.) Was tun, wenn das Haar unter den Rastalocken dünn wird?

Sozialpädagogen sind die Aasfresser der Gesellschaft. Sie leben vom geschaffenen Elend und müssen es erhalten, damit sie sich auch nächstes Jahr ernähren können. Erklärtes Ziel ist es, ihre Klienten an den Rest der Gesellschaft anzupassen und genau so fad und öd wie sie zu machen. Sie sind das Ketchup der sozialen Milieus, das gesellschaftlichem Leberkäs und Filetstücken einen identischen Geschmack zu verpassen trachtet. Was an sich nicht schlecht sein muss. Doch leider glauben Sozialpädogogen, damit die Welt zu verändern und zu verbessern.

Damit fällt auch dieser Beruf nicht in die engere Wahl.

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Berufe, die unter die Haut gehen #3: Bankier vs. Plünderer

Auf der Suche nach der Saugstelle
Glaubt man dem Maya-Kalender und Roland Emmerich (?), dann geht die Welt am 21.12.2012 unter. Das wäre zufällig der 83. Geburtstag meines Vaters und der ist 3 Tage vor Heilig Abend. Woher aber hätten die Mayas (geschweige denn Roland Emmerich) wissen sollen, dass der Weltuntergang exakt am 83. Geburtstag meines Vaters stattfindet? Ich bezweifle ebenfalls, dass sie damals schon geahnt hatten, wann das liebe Christkind dem kirchlich naiven Glaube nach geboren war, so dass sie den Weltuntergang genau drei Tage vor dessen Wiedergeburt als verkaufsförderndes Maskottchen datieren konnten.

Für mich persönlich stellt sich natürlich die Frage, ob ich mich denn überhaupt noch nach einer beruflichen Tätigkeit umschauen soll. Man kann ja nie wissen, ob die Welt nicht doch am kommenden Freitag untergeht und die ganze Mühe umsonst war. Wie wird der Weltuntergang eigentlich ausschauen? Wird er langsam und zäh geschehen, so wie eigentlich schon die ganze Zeit? Oder geht einfach das Licht aus? Wird das Universum in den Urknall zurückgesaugt und welche physikalischen Probleme entstehen uns daraus? Endet dann die Zeit? Das wäre allerdings schade, gerade jetzt, wo ich endlich soviel davon habe.

Aber so war es schon immer. Jedesmal, wenn ich von etwas hätte profitieren können, endete es kurz zuvor. Ein Beispiel: Als ich das Arbeitsamt letztes Jahr besuchte, bot man mir zuerst einen Existenzgründerzuschuss an. Doch dann stellte sich heraus, dass meine letzte Förderung nicht lange genug in der Vergangenheit lag. Nächstes Jahr, prophezeite meine Beraterin, ginge das wieder. Nun, als ich kürzlich aus gegebenem Anlass noch einmal nachfragte, da ging es plötzlich nicht mehr: Diese Förderungsart sei bereits Anfang diesen Jahres extrem zurückgefahren worden, so meine Beraterin. Nun sei es für hochqualifizierte Arbeitnehmer nicht mehr möglich, sie in Anspruch zu nehmen.

Nun frage ich mich, wie sich die klugen Leute aus der Agentur für Arbeit die Selbständigkeit vorstellen. Ist das freie Unternehmertum nun auf minderqualifizierte Arbeitslose abonniert? Da beißt sich doch die Katze in den Schwanz, irgendwie. Allerdings, schaut man sich mal unsere financial leader an, wer weiß ob das nicht System hat? Ich bin sicher, minderqualifizierte Arbeitslose könnten die selben Leistungen vollbringen, wenn nicht sogar bessere. Zumindest könnte man leichter verstehen, wenn sie doch einmal scheiterten. Man würde sagen: Hey, denen hat eben die Qualifikation gefehlt. Selber schuld, wer denen die Verantwortung über Geld und Reichtum gibt.

Seltsam nur, dass angebliche Hochqualifizierte genauso grandios scheitern. Dabei ist Qualifikation ja ein Merkmal der Beschränkung auf ein Fachgebiet. Ich bin für die Wirtschaft tatsächlich minderqualifiziert. Eine gute Zugangsberechtigung, wie ich finde. Vielleicht sollte ich Bankier (oder neudeutsch: Bänker) werden. Ich denke, das ist kein schlechter Job, und dabei so krisensicher. Wenn ich zum Beispiel Mist baue, ich ihn zudem gemeinsam mit anderen baue und er seltsamerweise völlig gesetzeskonform ist, dann kann mir gar nichts passieren. Dann kommt die Rettungsroutine und alles wird gut. Alles was man können muss, ist die Leute bequatschen. Dass kann ich gut. Da bin ich hochqualifiziert (was mich allerdings vom Existenzförderungszuschuss meilenweit entfernt).

Ich muss lernen, Sätze zu bilden wie: Das konnte man in dieser Form und in diesem Ausmaß nicht voraussehen oder: Das war alles völlig legal und in Übereinstimmung mit der derzeitigen Gesetzgebung. Schädlich ist auch nicht zu fragen: Wo steht der Champagner? und schließlich hilft es, zu wissen, dass die besten Reisebüros gar keine sind, sondern private Unternehmer, die gleichzeitig Kunden meines Instituts sind. Ich glaube, eine Gesellschaft, die sich Bankiers leisten kann, der kann es nicht so schlecht gehen. Ein Hirte, der um seine Existenz bangen muss, würde ja auch niemals einen Wolf in seine Herde lassen und ihm erlauben, so viele Schafe zu reißen wie es ihm beliebt.

Ein Hirte, der im Überfluss lebt, vielleicht schon. Wahrscheinlich ist ihm langweilig und er sucht nach dem speziellen Kick, will es vielleicht einfach einmal sehen, wie weit er gehen kann. Brot und Spiele eben. Doch dann ruft der Wolf nach seinem Rudel, weil: er ist ein Rudeltier, und gemeinsam metzeln sie die Herde im Blutrausch, bis kaum ein Schaf übrig bleibt. Da greift der reiche Hirte so oft zum Rettungsschirm und kauft neue Schafe, bis es zur Rettungsroutine wird. Kluge Hirten würden die Wölfe schießen, aber vielleicht ist der reiche Hirte gar nicht klug, sondern einfach minderqualifiziert? Ja, liebe Agentur für Arbeit, hast Du Dir das auch wirklich gut überlegt, hmmm?

Zurück zum Text: Bankiers sind die Hofnarren einer Republik. Man leistet sie sich und lässt sich gar vortrefflich von ihnen unterhalten. Der Unterschied zum Hofnarren ist der: Wenn der Hofnarr keinen Spaß mehr macht, dann landet er in Ketten. Wenn der Bankier keinen Spaß mehr macht, dann behauptet er einfach, das läge am Pöbel, dass er nicht mehr arg lustig sein kann. Und dann liegt der Pöbel in Ketten. Wird's dann aber immer noch nicht lustig, dann liegt's an der Regierung und den Ketten, die sie dem Pöbel anlegt. Bei uns heißt es dann: Neuwahlen. Ich habe das Prinzip im letzten Post hinreichend beschrieben.

Fakt ist: Am Ende ist für die, denen das ganze Geld gehört, nichts mehr übrig. Dann gehört es denen, denen es eigentlich gar nicht gehört, die aber versprechen, darauf aufzupassen. Und dann ist es aber auch irgendwie bei denen verschwunden, keiner weiß wohin. So ein Pech! Trotzdem ist der Beruf des Bankiers gut. Er verspricht Wohlstand und ist wie bereits erwähnt krisenfest. In der Krise nennt man ihn Plünderer, doch nicht die Berufung, einzig die Berufsbezeichnung ändert sich. Deshalb muss ich mich dieses Mal auch gar nicht entscheiden. Es kommt halt darauf an: Geht die Welt am Freitag unter oder nicht? Falls nicht, werde ich Bankier!

Montag, 17. Dezember 2012

Berufe die unter die Haut gehen #2: Politiker vs. Münzautomat

Eines muss ich meiner ehemaligen Kollegin lassen: Sie hat von mir längst vergessene Begrifflichkeiten reaktiviert. Die Dame mit dem spröden Charakter ist eine große Anhängerin des Wortes: Lügen. Nicht, dass sie selbst gelogen hat (das weiß ich nicht). Nein, sie hat andere Leute der Lüge bezichtigt. Ein junger Mensch ist sparsam im Umgang mit der Wahrheit? Der lügt doch! Oder er versteht den Inhalt von vorangegangener Gesprächen nicht völlig und formuliert ihn frei nach eigener Interpretation? Der lügt!

Ich habe lange überlegen müssen, wann und in welchem Zusammenhang ich das Wort "lügen" zuletzt gehört habe. Ich hatte es nämlich fast vergessen. In meiner Welt gibt es Missverständnisse, aneinander vorbei reden und selbstverständlich die Wahrheit zu eigenen Gunsten verdrehen. Das trifft nicht ganz den Tatbestand der Lüge. Und da ist es mir eingefallen: Lügen, das entspringt dem Sprachschatz von Kleinkindern und Grundschülern. Oberstufenschüler gehen schon gewitzter mit der Wahrheit um. Die lügen selbst nicht und bezichtigen andere eher der üblen Nachrede. 

Dann ist mir eingefallen, dass besonders einfältige Erwachsene aus einer bestimmten Berufsgruppe auch gerne das Wort "Lüge" benutzen, um Konkurrenten in Verruf zu bringen: Politiker! Die Vorstufe des Politikers ist bekanntlich der Stand des Klassensprechers, dann folgt der Jahrgangssprecher und in Akademikerkreisen der AstA- Beirat oder die Mitgliedschaft im StuPa: Alles völlig stupide Ämter, die das kindlich naive Denken in den Adelsstand einer Berufung erheben.

Ich selbst war einmal Mitglied in der StuPa, und wenn es nur war, um die Beschlussfähigkeit zu sichern. Dann habe ich gemeinsam mit Gleichgesinnten auf einer studentischen Party den DJ gefesselt, geknebelt und in den Geräteraum verbracht. Um bei der Wahrheit zu bleiben habe ich ihm auch noch Sekt über den Kopf gegossen. Daraufhin durfte ich meine Ämter endlich abgeben und wir bekamen alle Partyverbot. Indes nahm man uns den Vorwurf der vorsätzlichen Körperverletzung mittels schlechter Musik nicht ab und bezeichnete die Verteidigung an den Haaren herbeigezogen. Wir hatten uns schließlich nur in Notwehr verteidigt.

Was soll ich sagen? Politik ist mir in der militanten APO eben am Liebsten. Ich will nicht in die gut-böse- Rhetorik verfallen müssen, die Politiker so sehr mögen. Ich will guerillamäßig zuschlagen. Viele Politiker hingegen scheinen zu glauben, dass der Wahlpöbel ohne die gemeingefährliche Zuspitzung von Tatsachen die Zusammhänge und die zu verbreitende Botschaft nicht versteht. Hinzu kommen völlige Unfähigkeit und mangelnde Empathie. Anders sind solche politischen Ungetüme wie die Lebensleistungsrente, das Betreuungsgeld, geänderte Mietrechtsgesetze etc. doch nicht zu erklären. Und man hüte sich davor, solcherlei Schwachsinn nur einer Partei anzurechnen: Dämlichkeit ist keine Frage der Parteienzugehörigkeit. Sie ist eine Frage des Systems.

Wenn Sie mich fragen, sollte Politkermord deshalb eine legitime Form der Ausübung  echter sozialer Verantwortung sein. Aber leider macht man sich damit immer noch strafbar. Man tötet außerdem nicht nur den Politiker, sondern auch den Menschen dahinter. Politiker wachsen stark nach, doch der Mensch hinterlässt bei anderen eine Lücke. Wahrscheinlich. Am Besten wäre es doch, wenn Politik von Münzautomaten gemacht würde. Lobbyisten könnten vorne Geld einwerfen und hinten käme das passende Gesetz raus. Das wäre ungemein ehrlich und Transparency International würde sein Gütesiegel draufpappen. Alle vier Jahre kommt dann der Wahlpöbel, der den am wenigsten schlimmen Münzautomat wählt. Dazu wirft er einen Euro in den Automaten seiner Wahl ein und lässt sich einen Kaffee mit oder ohne Zucker spendieren. Der mit dem beliebtesten Kaffee gewinnt die Wahl.

Wenn ein Protestwähler mit der Axt zum Münzautomaten kommt, weil der wieder so doofe Gesetze gemacht hat, von denen man bestenfalls schon wieder nicht profitiert, und schlimmstenfalls dem verlorenen Geld hinterherheult, wenn die Wirtschaftsbosse wegen dem dummen Automaten nach außen grienen müssen, damit sie nach innen schmatzen können, wenn er also endlich zu Klump gehauen ist, der Apparatschik, damit er nicht weiter Unfug treiben kann, dann trauert niemand um ihn. Da wird einfach ein neuer Automat hingestellt, und wenn man Glück hat, dann gibt er wenigstens einen guten Kaffee aus. Die Anklage lautete dann auf Vandalismus, und das macht sich vor Gericht viel besser als Mord. Glaube ich. Man hört schon den Boulevard greinen: So sinnlos, die Tat! Und er hätte damit wohl recht!

Wenn ich nun zwischen den Berufen wählen müsste, würde ich lieber ein ehrlicher Automat sein als so ein formloser Haufen Politiker. Ein Automat hat kein Gewissen, das ihn morgens vom Spiegel her anschreit. Auch kennt er keine Dialektik, mit der er seine Wähler quält. Er kann nicht lügen und es wäre absurd, wenn er einen anderen Automaten der Lüge bezichtigen würde. Er könnte nur behaupten: Was man beim Automaten X vorne reintut, das kommt hinten aber nicht so exakt lecker wieder raus. Steckt Eure Münzen also lieber bei mir vorne rein. Aber wahrscheinlich wären sie eh alle gleich, diese Automaten: Dämlichkeit ist nämlich keine Frage der Herstellers. Sie ist eine Frage der Bauart.

Samstag, 1. Dezember 2012

Berufe, die unter die Haut gehen #1: Hund

Ich stehe nun auf den Scherben eines durch Enttäuschungen geprägten Erwerbslebens. Buhuuuh! Meine letzte Arbeit wäre schön gewesen, hätte meine Kollegin auch nur Ansatzweise kollegiales Verhalten gezeigt. Stattdessen Ellbogen und Konkurrenzdenken. Nun bin ich zurück aus der Hölle wie einst Orpheus, der endlich gemerkt hat, dass seine Euridike eigentlich eine doofe Zimtzicke ist. Zeit also, sich was Neues zu überlegen. Doch der Berufe Vielfalt ist groß, nur wenig aber wirklich interessant. Da muss es doch was geben? Vielleicht werde ich Hund!

Doch wer will schon Hund werden? Ein Hund ist bekanntlich der beste Freund des Menschen. Das ist perspektivisch ein bisschen wenig, sieht man einmal von der Vollverpflegung und Verhätschel- bis Vermenschlichung des Hundes ab. Hunde haben damit eine Konsumhaltung verinnerlicht, die ihresgleichen sucht. Hund sein ist vielleicht bequem, aber auch irgendwie doof: Die Leine nervt, die Bude von Frauchen ist viel zu klein und wenn man mit dem Schwanz wedelt, räumt man das Teeservice vom Tisch. Außerdem riecht ein Hund nicht besonders gut. Mit der hundseigenen, sensiblen Nase würde mich mein Eigengeruch sehr stören. Ich könnte mich selbst nicht mehr riechen.

Vielleicht wende ich mich daher lieber dem Beruf des Polizisten zu. Er hat erheblich mehr Vorteile gegenüber dem Hundestand: Ein Polizist verdient Respekt. Er darf eine Uniform tragen. Er hat keine Leine um den Hals. Wenn er mit dem Schwanz wedelt, dann bekommen seine "Kunden" es mit der Angst zu tun. Er ist nicht nur Freund, sondern auch Helfer des Menschen. Außerdem kackt ein Polizist nicht auf den Bürgersteig. Vermutlich. Vielmehr gibt er auf brave Bürgerlein fein acht, damit ihnen nichts passiert. Zumindest theoretisch. Doch wie kann man einen Polizisten vor Ungemach durch subversive Elemente bewahren?

Sind nicht auch Polizisten schutzbedüftige Wesen, die vor unehrlichem Gesocks wie Ausländern, Drogenkriminellen und Homosexuellen beschützt werden müssen? Wie das sächsische Innenministerium zu wissen vorgibt, haben all diese Menschen AIDS oder wenigstens Hepatitis. Und wenn dann so einer abgeführt werden muss, weil er vielleicht undeutsch (synonym mit Drogenkurier) oder einfach schwul (synomým mit dekadent) aussieht und sich dabei rechtswidrig zur Wehr setzt, vielleicht kratzt oder sogar beißt, dann steckt er die Polizisten ganz automatisch mit AIDS oder Hepatitis an. Daher sollen sogenannte Risikogruppen nun auf diese Krankheiten zwangsgetestet werden.

Polizisten haben sich bis dahin sicherlich längst schon infiziert. Man muss als so ein perverser kranker Ausländer einen Polizisten ja nur kurz anhusten und schwupps: schon hat er AIDS. Doch mittels Zwangstest wissen die Polizisten zukünftig wenigstens von wem und können Ansprüche geltend machen. Das aber reicht alleine noch nicht aus. Vor der Infektion kommt die Prävention! Daher sollte das sächsische Innenministerium auf eine Kennzeichnungspflicht Hepatitis- bzw. HIV- Infizierter beharren, weil: so geht es nun auch nicht! Wenn diese Risikogruppen gekennzeichnet sind, dann kann man sich ja vorher schon überlegen, ob man das subversive Element festnimmt oder besser gleich erschießt. Wenn man ehrlich zu sich selbst ist, tut man dem Todgeweihten damit einen großen Gefallen. Und man muss schließlich auch an die Kosten für das Gesundheitssystem denken.

Polizisten ist es nicht zuzumuten, einfach Gummihandschuhe zu benutzen. Schon Gummigeschosse sind eine Zumutung. Wer das Gesetz vertritt, braucht scharfe Waffen. Aber wenn Polizisten schon nicht auf den Bürgersteig kacken dürfen, muss der braune Brei halt woanders raus. Polizeiapparat und Verfassungsschutz sind strukturell bekanntlich auf dem rechten Auge blind (besonders der sächsische). Man sollte Polizisten, Verfassungsschützern und Innenministern daher Lätzchen um den Hals binden, damit sie sich gelegentlich den Mund damit wischen können. Aber die widersetzen sich ja auch erfolgreich dem Wunsch nach personeller Kennzeichnung vermummter Beamter. So ein Lätzchen kommt da auch nicht durch.

Und da kommt die Frage auf: Wer schützt zu verhaftende Menschen (Ausländer, linke Demonstranten, Radfahrer) vor Ansteckung durch Hepatitis- bzw. HIV- infizierte Polizisten? Sollte es da nicht einen Zwangstest für Beamte geben? Man könnte neben das Namensschild mit Dienststellennummer eine Gesundheitsampel anbringen. Da weiß der kriminelle Demonstrant oder Ausländer, dass er sich bei Verhaftung besser nicht wehrt, wenn der Beamte einen gelben (HIV- infiziert) oder gar einen roten Punkt (AIDS) auf dem Namensschild hat. Das könnte die Polizeiarbeit erheblich erleichtern und würde die bislang für den Staatsdienst diskriminierten Personengruppen in den Beamtenstatus verhelfen. Deeskalation durch biologische Einschüchterung - dass man darauf noch nicht gekommen ist?

Vielleicht sollte das Bundesland Sachsen jedoch lieber in die Entwicklung eines Wirkstoffes gegen ADIS investieren, anstatt den Menschen das verfassungsmäßig garantierte Recht auf informelle Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit zu verwehren. Dass man in Sachsen nicht einmal auf die Idee kommt, dass der Vorschlag mit dem Zwangstest für sogenannte Riskogruppen üble Erinnerungen an die großdeutsche Vergangenheit weckt, zeugt von Geschichtsvergessenheit oder, schlimmer noch, von böswilligem Revisionismus. Auf jeden Fall legt er nahe, dass die Nazis nicht vom Verfassungsschutz unterwandert sind, sondern umgekehrt der Verfassungsschutz von Nazis.

Dann doch lieber Hund werden! Da wartet nur der Maulkorb auf mich.

Montag, 22. Oktober 2012

Lindner auf Koks? SPD eine Gefahr für Deutschland?

Die FDP, die wohl kleinste anzunehmende Gefahr (klaG) für das Nationalkonstrukt "Deutschland", insbesondere der Herr Lindner, die zweitgrößte Gefahr für die FDP neben Herrn "langsam abkochen" Rösler, befindet, dass die SPD unter Sigmar Gabriel als Parteivorsitzenden nach links gerückt sei und deshalb eine Gefahr für die Bunzreplik darstelle hier... Daher scheide eine mögliche Koalition der FDP mit der SPD von vornherein aus.

Ausgerechnet! Was die FDP so alles unter links versteht? Somit rückt sie in die geistige Nähe der amerikanischen Republikaner, für die eine gammelige, gesetzliche Krankenversicherung den Endsieg des Kommunismus darstellt. Jeder klar denkende Mensch weiß, dass sich die SPD schon vor Jahrzehnten aller linken Positionen entledigt hat, mitsamt ihrer Wählerschaft. Die einzige linke Position, die Herr Gabriel noch vertritt, ist der in pseudolinken Kreisen leider weit verbreitete, ungehemmte Antizionismus. Dies allerdings ist auch die Domäne der "alten" FDP (vgl. Möllemanns Rettungsschirm) und sollte daher eigentlich zum verbindlichen Handshake zwischen S- und FDP führen.

Ach ja... Wenn die SPD doch wenigstens eine "linke" Gefahr darstellen würde. Dann wäre sie doch wenigstens noch wählbar. Doch leider geht sie ja weitgehend konform mit dem derzeitigen Regierungskurs, möchte vielleicht hie und da noch etwas "ergänzen" oder "korrigieren", jedenfalls aber hündisch an den selben Baum pinkeln wie die CDU und sich das Revier teilen. Die SPD schnuppert und jault ja eher schwanzwedelnd am Hosenbein der CDU, als dass sie ihr einmal ordentlich in die Wade beißen würde.

Vielleicht kann man Lindners sehr lachhafte Äußerung jedoch so interpretieren: Die SPD ist einfach nur eine Gefahr für die FDP, die sich ja bekanntermaßen für den alleinigen Repräsentanten der Bunzreplik hält. Der sogenannte Volkswille zeigt, wie recht sie damit hat! Also keine Angst, Herr Lindner: Wenn die Wahlbeteiligung weiter sinkt, wird die FDP vielleicht auch 2013 wieder in den Bundestag einziehen. Vorausgesetzt, die Stammwählerschaft (Bruhahaha!) bleibt ihr treu und die Fünf-Prozent-Hürde fällt endlich.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Video! Superslow!

Liebe Freundin, lieber Freund der innerdeutschen Häkelmeisterschaften,

ich darf stolz die Premiere meines ersten Musikvideos verkünden, dass in der Tradition von Jean-Luc Godard und Michelangelo Antonioni steht und uns einen Querverweis zur Trägheit der in uns schlummernden Kreativität gibt.

Monatelange Recherchen und 100e von Schauspielstunden lagen dem Video zu Grunde. So wie Tagesschau- Online heute titelt: "Formel 1: Vettel holt Sieg in Suzuka", so steht auch dieses Kunstwerk für den Willen zum Sieg der Vernunft, womit auch Leni Riefenstahl endlich in produktiv ergänzender Weise (wenn auch postmortem) ins Boot genommen wurde.



Den Rest wird die Geschichte zeigen. Zuletzt als kleines Statement an die "Dieses Video ist in Ihrem Land nicht verfügbar" - Mentalität der Urheberrechte verwertenden Industrie:

You can watch it, you can copy it, you can share it. But you can't make profit of it!

Nun bleibt es an mir, Euch viel Spaß zu wünschen mit einem Amalgan aus kontemporärer Onanie und prickelnder Zwangsneurose!

Das allererste Video von Sad Ol' Man Superslow mit fOOl

Montag, 24. September 2012

Fleischwurstrezeptionen! Altersbedingte Bierseligkeit!

Manchmal überfallen einen die Erinnerungen. Man schneidet einen Ring Fleischwurst an und denkt plötzlich an längst vergangene Zeiten und Freunde. Da war J., der einst Schlagzeuger in "meiner" Hardcore- Band St-37 war. Der hatte es arg mit dem Essen. Nach den Proben im Schweinestall im Dorf K., den wir höchstselbst ausbetoniert und mit einer Gips- Steinwolldämmung versehen hatten, hatten wir großen Hunger und bestellten uns zu dritt zwei Familienpizzen.

Danach gingen wir zum gemütlichen Teil des Abends über und tranken noch etwas Bier. Unser bärtiger Schlagzeuger, beileibe nicht fett, aber stämmig, ging den Weg zur Küche, brachte sich einen Ring Fleischwurst mit. Und wie er da so saß, mit einem Bier in der linken Hand, und der Fleischwurst in der rechten, da meinte er lapidar: Es gibt nichts Besseres als einen Ring Fleischwurst in der einen und eine Flasche Bier in der anderen Hand.

Dann biss er herzhaft in die Wurst und nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche. Ich war tief beeindruckt und begann ernstlich, diesen Mann, der ja locker fünf Jahre jünger war als ich, zu bewundern, ja beinahe zu verehren. Es lag eine derartige Klarheit in diesem Satz, dass er mich vom Hocker riss. Völlig unironisch meine ich heute, damals einen Blick in eine spirituelle Wahrheit getan zu haben.

Ich traf J. einige Jahre später, wir hatten uns längst aus den Augen verloren, in einer anderen Stadt wieder. Da ich meiner damaligen Freundin von dieser bewundernswerten Begebenheit erzählte, meinte ich nur nach einigem Geplänkel stolz: "Das ist übrigens der Mann, der sich mit einem Ring Fleischwurst in der einen Hand und einer Flasche Bier in der anderen Hand ..." usw. usf. Was soll ich sagen? Er nahm es mir übel und vergalt es mir mit einer seiner Mythen bezüglich meiner Person.

Er lag völlig richtig, und ich konnte es nur bejahen: "Und das ist H., begegnete er seiner Freundin, und der war eine Diva!" Richtig! Ich war und bin eine Diva. Alles (solange es um Kunst geht) muss sich nach mir richten. Tut es das nicht, bin ich gekränkt. Kunst kennt keine Kompromisse. Dabei ist es egal, ob man ins Mikro kreischt oder eine Wand bemalt. Leider muss ich ergänzen: J.'s Quittung war weit weniger liebevoll gemeint als meine Ausmalung eines Bandmythos'.

Ich war aufrichtig fasziniert von J.'s Attitüde. J. war sichtlich genervt von meiner. Das ist schließlich der Unterschied! Diese Begegnung hat mich traurig gemacht. Man merkt schließlich, wie alle Leichtigkeit verschwindet aus unseren Leben und der Missgunst und dem Misstrauen weicht. Wie wir straight werden und vielleicht auch verbittert. Wie wir uns unserer Jugend unsicher sind und uns schämen wegen nichts. Wir hatten zwar noch Telefonnummern ausgetauscht, wussten aber vorher schon, dass keiner den anderen anrufen wird.

Die Fleischwurst heute war übrigens nicht halb so gut wie die aus K.

Sonntag, 23. September 2012

It's the system, not the sex, stupid! Ich will die 50%- Quote!

Wo genau liegt das Problem? Das statistische Mittel besagt, dass Männer und Frauen durchschnittlich begabt sind. Daher sollten beide Geschlechter zu gleichen Teilen am Gelingen einer Gesellschaft (wirtschaftlich und sozial) beteiligt werden. Es ist doch völlig egal, ob die Wirtschaft von durchschnittlich begabten Männern oder von durchschnittlich begabten Frauen gelenkt wird. Es soll schließlich keiner behaupten, dass ausgerechntet die Vorstandsetagen von irgendwie begabten Menschen bevölkert sind.

Unsere Gesellschaft fördert das Mittelmaß. Exzellenzen sind lediglich bürokratische Konstrukte, die das Mittelmaß dadurch inkludieren, indem sie sie zur Exzellenz stilisieren und mit reichlich Etat versehen. Versuchen Sie es selbst: Machen Sie Politik mit einer originellen Idee oder stellen Sie etwas her, was die Menschen wirklich brauchen! Sie werden scheitern! Denn die Mittel vergeben immer noch die durchschnittlich Begabten. Und die Wähler_innen vertrauen schließlich niemandem, der großkopfert daherkommt. Es regiert das: Mittelmaß!

Also weg mit der Forderung von 10, 20 oder 40 Prozent Frauenanteil in den Vorständen. Ich will die 50 Prozent. Statistisch gesehen kann es gar nicht schlechter werden. Auch mit Frauen bleibt alles, wie es ist. Das ist meine Prognose! Denn die Wirtschaft ist kein Problem des Geschlechtes, sondern ein Problem der Verteilung. Ich möchte, dass Frauen endlich in der Mitte der Gesellschaft ankommen und beweisen dürfen, dass sie genauso unfähig und unverantwortlich agieren wie Männer. Der einzige Unterschied: Ein Mann im Vorstand ist ein Platzhirsch. Eine Frau ist geschlechtlich eine Platzhirschkuh, sozial aber genauso ein Dummbatz wie Jedermann.

It's the system, not the sex, stupid! Politikerinnen wie die von der Leyen, die Merkel oder die Schröder beweisen, dass sich nichts verbessert, bloß weil Frauen den Job machen. Sie treten ja noch nicht mal für ihre Geschlechtsgenossinnen ein. Im Gegenteil: Letztere schreibt mit einem einzigen Buch 40 Jahre Emanzipation nieder (ohne die sie hätte niemals Ministerin werden können - Fluch oder Segen?). Wäre dennoch schön, wenn sich der Bundesrat zusätzlich zur Quote auch einmal dazu entschließen könnte, die Gehälter von Männern und Frauen anzugleichen und andere strukturellen Ungleichheiten abzuschaffen.

Für die Lohnungerechtigkeit wurde vor einigen Jahren übrigens immer die Möglichkeit einer Schwangerschaft während der Beschäftigungszeit angeführt. Dies koste den Betrieb Unsummen, daher müsse kompensiert werden. Da aber die meisten Jobs mittlerweile ohnehin befristet sind, dürfte dieses Argument wohl keine Rolle mehr spielen.

Dienstag, 18. September 2012

Vom Segen der Gottlosigkeit! Von der Gottlosigkeit des Segens!

Wann gibt es hier schon einmal Proteste? Ich meine eruptive Proteste, mit brennenden Flaggen, zerstörten Autos, mit Toten und Verletzten? Man kann dankbar sein, dass dem so nicht ist. Proteste sind, wenn überhaupt, eher friedlich. Man wundert sich schon, warum Menschen sich die Zumutungen des Alltags bieten lassen und nicht schäumend vor Wut auf die Straße gehen, Barrikaden aufbauen und sich mit Sicherheitskräften prügeln. Doch die Empörung ist eine des Individuums und richtet sich vor allem gegen den Nachbarn, nicht gegen das System.

Vielleicht liegt es daran, dass hierzulande beinahe alle satt werden und Armut im Vergleich mit anderen Ländern hier eher ein Karrierehemmnis ist als existenziell bedrohlich. Wer arm ist, wohnt in der Regel dennoch und verfügt über ausreichend Lebensmittel. Wer arm ist, lebt qualitativ schlechter, ist aber nicht vom Hunger bedroht. Diesem Zustand ist es wohl zu verdanken, dass Massenproteste in der BRD und anderen, dem "Westen" zugeordnete Länder, kaum vorkommen. Und, so paradox es klingen mag: Auch dass man für (fast) alles demonstrieren oder gegen alles protestieren darf, glättet die Wogen.

Anders in den sogenannten islamischen Staaten, in denen jeglicher Protest im Keim erstickt wird. Hinzu kommt ein eklatanter Mangel an Bildung in weiten Teilen der Bevölkerung. Man mag einwenden, dass Bildung auch im "Westen" Mangelware ist, aber im Vergleich zu vielen Ländern im Nahen Osten und Nordafrika verfügen wir über ein vorzügliches Bildungssystem. Jeder hätte wenigstens die Möglichkeit, sich umfassend zu bilden (wenn auch nicht die Voraussetzungen). Wirkliche "Opfer" haben diese Option nicht. Sie haben kaum Möglichkeiten, ihrem politischen Willen Ausdruck zu verschaffen und sich individuelle Freiheiten zu nehmen. Noch dazu befinden sie sich in existenziellen Abhängigkeiten, denen gegenüber die Sanktionen eines Jobcenters geradezu lächerlich erscheinen.

Wohin also mit der Wut? Dazu braucht es gelenkte staatliche oder islamistische "Massenveranstaltungen", in denen sich der aufgestaute Zorn und die Unzufriedenheit entladen darf. Wenn Staat und Religionsführer nicht für die Armut und die Verzweiflung der Bevölkerung verantwortlich ist, dann muss es doch wenigstens der dekadente Westen sein. Und ist es nicht abscheulich, wenn ein Film den Propheten und damit jeden einzelnen Muslim beleidigt? Dann dieses diffuse Bild des Westens, in dem offenbar alle gleichgeschaltet gegen den Islam arbeiten (auch und obwohl in diesen Ländern ebenfalls nicht wenige Muslime leben).

Aber ist es nicht seltsam, dass der "Westen" einerseits der Individualität der Menschen angeprangert wird (die zu Gottlosigkeit führen muss), jedoch für jede noch so abwegige Handlung weniger Personen in Sippenhaft genommen wird? Man kann von Glück reden, dass die im Internet kursierenden Videos von islamistischen Hasspredigern keine oder nur wenige christliche Mobs dazu verleiten, die Botschaften islamischer Länder oder Moscheen zu attackieren. Man kann von Glück reden, dass der "Westen" durch eine differenzierte, individualisierte und offene Gesellschaft repräsentiert wird und die diagnostizierte Gottlosigkeit sie eher friedfertig erscheinen lässt.

Denn man kann es drehen, wie man es will: Es kann nicht Gottes Wille sein, Hass zu schüren. Weder Gott noch Allah rufen zu derartigem Handeln auf. Es sind lediglich die Religionsführer (oder jene, die sich dafür halten), die noch immer gewusst haben, wie sie Religion für sich selbst nutzen können. Das ist wahrlich gottlos: Gott im Munde führen und persönliche Interessen verfolgen! Dieser pseudoreligiöse Anspruch führt zu Filmen wie "The Innocence of the Muslims" und zu den hasserfüllten Gegenreaktionen, die vergessen machen, dass derartige Propaganda nicht die Meinung von 6 Milliarden Menschen widerspiegelt, aber eben auch nicht zu verhindern ist.

Man kann aber auch dankbar sein, dass längst nicht alle Muslime sich vor den Karren spannen lassen, souverän bleiben und das Handeln einiger tausend Fehlgeleiteter verurteilen. Und die "schweigende Mehrheit", die sich einfach nicht am Irrsinn beteiligt, sondern ihrem Tagewerk frönt. Es verhält sich hier genauso: Die Handlung einiger Weniger darf nicht zu einer Verurteilung der Gesamtheit führen.

Freitag, 14. September 2012

Wo sind all die guten Zeiten hin? Früher war mehr irgendwas!

Suchbild: finde die Schleimspur
Zu Frau Wulff (die derzeitige) mag man eigentlich nicht viel sagen. Wenn sie jedoch tatsächlich als Prostituierte gearbeitet hätte (was sie ja nicht hat), könnte man wenigstens unterstellen, dass sie ihr Geld durch Arbeit respektive Leistung verdient hat (was letztlich aber nicht korrekt sein kann wg. s.o.). Damit hätte sie eine Erwerbsbiographie gehabt, ganz im Gegensatz zu ihrem Gatten. Allerdings: mit so einem Proll-Tattoo, wie sie es hat, hätte sie nicht viel Geld verdienen können. Für den Christian jedenfalls hat's gereicht. Doch Chris, der alte Styler, hätte es bestimmt noch viel schöner gefunden, wenn sie sich rote Backsteine in die Haut hätte ritzen lassen.

Dass Frau Wulff nun Google verbieten will (leichte Übertreibung seitens der Red.) ist letztlich nur ein Marketing-Trick, um ihr Buch besser vertickern zu können. Sonst hätte nämlich keiner mitgekriegt, dass die Bettina auch gut schreiben tut. Google kann man gerne verklagen und verbieten, doch wer sucht dann für mich die ganzen lustigen Paarbegriffe? Besser wäre es aber gewesen, Facebook zu verklagen. Ich weiß zwar nicht wieso und in welchem Zusammenhang, aber hey: Betti, Du hättest schon was gefunden. Da bin ich mir sicher!

Facebook vermint gerade meinen EMail- Account, weil doofe Leute ihr Adressbuch dort "synchronisieren" und sich der Herr Zuckerberg daran delektiert, indem er mich andauernd fragt, ob ich nicht den einen oder anderen kenne. Sowas machen doch sonst nur schmierige Ermittler im TV. Ich selber finde Facebook jedenfalls blöd und weiß gar nicht, was alle (und wirklich alle) daran finden! Was bringt es mir denn, Texte, Bilder und Freunde dort zu veröffentlichen, wenn sie mir hinterher gar nicht mehr gehören, sondern dem Mark? Ich bin nicht bei Facebook und gehe auch nicht hin. Ich will den "gefällt mir nicht" Button! Das fänd' ich urst gut!

Max Goldt hat in einer seiner Kolummnen einmal seitenlang darüber gerätselt, was das ostdeutsche Wort "urst" bedeutet. Da hat er sehr kompliziert gedacht, finde ich. Ich fand das jedenfalls ganz einfach, obwohl ich gar nicht (wie der Herr Goldt) aus dem Osten stamme: "urst" heißt einfach "äußerst". Mensch, Herr Goldt! Man sollte die Titanic verbieten, in der Sie einmal kolummniert haben, bevor die noch irgendwas mit Bettina macht. Das wäre ja nicht auszuhalten, und es ist außerdem nicht ganz klar, ob sich der Papst nicht etwas hintangestellt fühlen würde. Ist "Bettina Wulff" die korrekte Steigerung von "Papst"? Wo doch beide die Sabbel nicht halten können?

Apropos etwas mit irgendwem machen: Derzeit treffe ich nur noch Menschen, die irgendwas mit Menschen machen wollen. Erzieherinnen wollen plötzlich Sozialpädagogen werden und Tischler werden zu Erziehern gemacht. Jeder weiß: Erzieher können - nein: sollten - nicht Sozialpädagogen werden, und Tischler sollen Holz hobeln und keine Kinder. Da könnte man ja gleich Pfarrer einstellen! Oder schlimmer noch: Lehrer! Wo sind die guten alten Zeiten hin, als alle was mit Medien machen wollten? 

Man kann nicht jammern, wenn man weiß: Die Zeit ist die Hure der Vergänglichkeit! Ich weiß zwar nicht, was das bedeutet, denn ich habe es eben gerade erfunden. Es könnte sich aber lohnen, einmal darüber nachzudenken. Vielleicht auch nicht. Ich bin gerade am überlegen, ob mich nun die ZEIT verklagen könnte. Falls sie es tut, bleibt die Frage: Verklagt sie mich, weil ihr Name im selben Text mit dem von Bettina Wulff steht oder weil ich sie (die Zeit) im Kontext zum Begriff "Hure" genannt habe? Ich blick' da nicht mehr durch... Ich glaub' ich sichere mir das Blog mal lieber!

Freitag, 7. September 2012

Anno, 'ef, i kong eude eih bihchen bäter! Krankheit ist der Lackmustest für die moderne Dienstleistungsgesellschaft!

Ich bin ein furchtbar schlechter Patient. Nicht, dass ich vor Schmerzen schreie oder wehklagend im Bette liege. Nein, es ist viel schlimmer: Ich kann mich nur schlecht mit einer Krankheit abfinden und bin dann extrem missgelaunt. Es gäbe so viele Dinge, die ich tun könnte. Stattdessen liege ich unproduktiv im Bett herum und alle Dinge, die mir Spaß machen, sind so fern. Krankheit stellt eine persönliche Beleidigung für mich dar. Krankheit ist Knast im eigenen Körper!

Wenn ich krank bin, möchte ich besonders gerne auf saftigen Wiesen herumspringen und am liebsten alles vögeln, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Die größten Kunstwerke kämen zustande, wäre ich nur im Vollbesitz meiner Gesundheit. Es ist keine Freude, mit mir im Krankheitsfalle zu tun zu haben. Wer sich um mich kümmern möchte, wird angeranzt, weil ich nicht bemuttert werden will. Wer es lässt, wird angeranzt, weil er mich ganz arg hängen lässt und mich ruhig etwas bemuttern könnte. Aber eben auf die richtige Art!

Was wird nur, wenn die Krankheiten im Alter beginnen, chronisch zu werden? Werde ich mich nur wegen einer Atemwegserkrankung erschießen müssen? Wird mich jemand aus meiner Umgebung erschießen oder vergiften, weil er/sie mein Genöle nicht mehr aushält? Derzeit höre ich mich an, als suche man mit dem Strohhalm auf dem Grund eines Cocktailglases nach Resten von Alkohol. Darth Vader klingt dagegen wie der Quell des Lebens.

Ich habe von einem Mitarbeiter eine Kinderkrankheit abbekommen: Keuchhusten! Er geht jetzt schon in die vierte Woche. Laut Wikipedia ist der Husten unproduktiv. Man hustet also völlig sinnlos herum. Nichts kommt dabei raus. Und da die Krankheit mit Antibiotika behandelt wurde, ist sie nicht einmal mehr ansteckend. Allein die Bakterien haben in meinem Körper haufenweise Toxine abgelegt, die ich nun, meist unproduktiv, abhuste. Der Schleim bleibt drin. Je nach Verlauf geht das bis zu einem halben Jahr so weiter.

Es ist absurd: Jeden Tag fahren Tausende von Arbeitnehmern krank zur Arbeit. Sie husten, sie schwitzen, sie schneuzen saftig in Taschentücher und sprechen mit rauher und verschnupfter Stimme in ihre Smartphones: "Anno, 'ef, i konn eude eih bihchen bäter!" Früher hätte man gesagt, solche Leute, das sind die wahren Helden der Arbeit: Sie sind unverzichtbar, sie werden dringend auf Arbeit gebraucht. Doch ich weiß es mittlerweile besser!

Wer unverzichtbar ist, der kann es sich erlauben, zu Hause zu bleiben, wenn er krank ist. Da wartet der Chef doch gerne, und die Kollegen auch. Denn man hofft: Hoffentlich ist der Kollege bald gesund. Ohne ihn packen sie es nicht. Er ist einfach unverzichtbar! Wer also trotz Krankheit arbeiten geht, der hat bloß Angst, dass der Chef entdecken könnte, dass es auch gut ohne einen geht. Vielleicht sogar besser, wer weiß. Deshalb schleppt man seine Bakterien und Viren zum Arbeitsplatz, um möglichst viele potentielle Konkurrenten aus dem Weg zu räumen. Gleichzeitig verkündet man:

Seht her, Ihr Weicheier! Ich opfere mich auf, während Ihr mopsfidel an Euren Tischchen sitzt und Gemüsesaft zu Eurem Mittagessen kürt. Ich komme krank zur Arbeit, deshalb huldigt mir und meiner Haltung. Steckt Euch an und tuet Buße. Rotzt den Schreibtisch voll, genau so wie ich. Doch solchen, die eine läppische Lungenentzündung für zwei lauschige Tage im Bett missbrauchen sage ich: Man wird schnell merken, wie wenig man Euch im Grunde braucht! Krankheit ist der Lackmustest für die moderne Dienstleistungsgesellschaft!

Samstag, 1. September 2012

Sie kam und blieb! Zufälle!

Also folgendes: Vor nicht ganz drei Jahren bin ich aus Mannheim wieder zurück nach Berlin gezogen. Meine damalige große Liebe C hatte mich verlassen, so dass jeder Grund, weiterhin in Mannheim bleiben zu müssen, entfallen war. Nach einiger Zeit lernte ich dann C in Berlin kennen, meine aktuelle große Liebe mit demselben Anfangsbuchstaben. Die hat eine Wohnung in Friedrichshain. Da sie ein Zimmer frei hatte, vermietete sie es an einen Neuberliner, der ursprünglich aus Heidelberg kommt. P. ist mittlerweile wieder augezogen, hat aber ein paar Bücher dagelassen, von denen ich mir eines genommen hatte.

Es handelt sich um Simone de Beauvoirs "Sie kam und blieb". Das Buch verstaubte zunächst in meinem Bücherregal, da ich genug anderes zu lesen hatte. Es ist ja seltsam mit kostenlosen oder geschenkt- gebrauchten Büchern: Man erkennt ihren Wert nicht wirklich an. Sie werden deshalb etwas stiefmütterlich behandelt. Es ist so, als würde man einem Gast Nachasyl bei sich zu Hause geben: Man hat es sich nicht gewünscht. Es hat sich einfach so ergeben und man ist innerlich froh, wenn der Gast wieder geht. Vor einigen Tagen sah ich jedoch eine Dokumentation über Simone de Beauvoir, und da kam mir das Buch wieder in den Sinn. Nun schlug ich das Buch erstmals auf und entdeckte auf der allerersten Seite einen Eintrag: Der Name meiner damaligen Freundin (unverkennbar ihre Schrift) und die Angabe der Jahreszahl 1996. Zu der Zeit lebte C, soweit ich weiß, in Heidelberg.

Wie ihr Buch in die Hände von P. geraten sein könnte, darüber habe ich mit C (aus Berlin) lange spekuliert: Womöglich kannte C (die aus Mannheim, vormals Heidelberg) P und hat ihm das Buch geschenkt oder einfach nur ausgeliehen. Vielleicht waren die beiden sogar einmal ein Paar? Oder C hat das Buch einfach vertrödelt und P hat es sich dann gebraucht gekauft. So oder so: Es sind derer recht viele Zufälle: Dass jemand ein Buch aus Heidelberg nach Berlin in eine Wohnung bringt, deren Hauptmieterin einen Freund hat, dessen Mannheimer Ex-Freundin dasselbe Buch vor 16 Jahren einmal in Heidelberg signiert hat. Sie kam und blieb (irgendwie), würde ich sagen!

Sonntag, 26. August 2012

Eine neue Kurzgeschichte! Es geht u.a. um: hair absent!

Die Nacht birgt Überraschungen
Bitteschön: Eine neue Kurzgeschichte. Bender entdeckt ein Makel des Alterns an sich und geht das erste Mal seit Jahren aus dem Haus. Lest selber nach:
[...] Bender neidete das vorwiegend junge Publikum, das dort eng beisammen saß oder flanierte, oft ineinander gehakt und laut lachend, mit alkoholischen Getränken in der Hand, die selbstbewusst an- und dann mit ausladenden Gesten wieder abgesetzt wurden. Dieser Elan begeisterte Bender. Diese jungen Menschen hatten noch keine Vorstellung von der Ernsthaftigkeit des Lebens. Leid und Kummer kannten sie kaum, und falls doch, war die Halbwertszeit nur kurz. Sie prahlten und protzten mit ihrer kaum erwachten Sexualität und ihren unerforschten Körpern, frei von allen Makeln des Alters und der Vergänglichkeit.

Bender schaute an sich herunter und fühlte sich unendlich alt. Gleichsam wähnte er sich betrogen und beraubt seiner eigenen Jugendlichkeit, die er plötzlich für verplempert hielt. [...]
hier nachlesen...

Donnerstag, 23. August 2012

Die Demokratie ist eine Last aus alten Tagen! Das Militär, das Militär, das Militär muss her!

vlt. etwas zu liquid: die Demokratie
Das Bundesverfassungsgericht erlaubt nun Einsätze der Bundeswehr im Inland. Damit ist u.a. der Einsatz militärischer Waffen z.B. zur Unterstützung von Polizeieinsätzen möglich. Da klingelt doch mein Spinnensinn: Nutzen nicht sämtliche Diktaturen Polizei wie Militär, um unliebsame Kundgebungen besorgter oder gar wütender Bürger*innen zu "zerstreuen? Unglücklicherweise fällt diese Entscheidung zusammen mit der faktischen Abschaffung der Wehrpflicht. Ab jetzt "dienen" in der Bundeswehr nur noch überzeugte und sorgsam ausgewählte Soldaten. Welches Klientel dies sein dürfte, kann erahnen, wer je in der Nähe US- amerikanischer Militärbasen aufgewachsen ist. Es handelte sich hierbei jedenfalls nicht um einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung.

Als überzeugter Antimilitarist war dies nämlich das Totschlagargument, dem ich mich nicht verschließen konnte: Wenn das Militär zum Großteil durch unfreiwillige Freiwillige durchsetzt ist, lassen sich inländische Aktionen zur Befriedung gegen die Bürger*innen nur schwer durchsetzen. Hier hoffte man auf gesunden Menschenverstand, der den Soldaten nicht auf seinesgleichen schießen lässt. Ein Heer von Freiwilligen hingegen singt das Lied dessen, wessen Brot es isst. Ganz davon abgesehen, dass die Bundeswehr auf Nazis geradezu magnetisch wirkt: Ein starkes Berufsheer stellt immer auch eine Gefahr für den Staat dar (der Staat im Staat!).

Man bekommt aber auch so leicht den Eindruck, dass es mit der Demokratie in der BRD nicht mehr so weit her ist. Gesetze werden unter Umgehung der Parlamente durchgesetzt, es herrschen dauernd Sachzwänge, deren Auflösung ausschließlich ohne Alternative ist. Ohnehin gibt es kaum noch Politiker*innen, die sich allein durch die Idee der Demokratie berufen fühlen, sondern vielmehr von der Idee einer ersten Karriere abseits wirtschaftlichem Leistungsvermögen geleitet werden, um dann eine zweite Karriere in der Wirtschaft zu beginnen: Eine Hand wäscht die andere!

Die Kinder der Demokraten fressen die Demokratie! Ihre Väter hatten noch eine Ahnung von Unrecht und Unfreiheit, leidvoll erfahren in der Diktatur. Sicher gab es anno dazumal Übriggebliebene, deren Überzeugungen in bürgerlichen Parteien wie CDU, FDP, in Staatsministerien wie Innen- und Außenministerium sowie den Geheimdiensten überlebt haben. Bundesdeutsche Politik hingegen haben Personen wie Willy Brandt (bevor er zum Flughafen wurde) oder Herbert Wehner, von mir aus sogar Helmut Kohl, geprägt. Sie waren ausgestattet mit einer klaren, demokratischen Haltung. Dieses Wissen und diese Überzeugung fehlt den Erben. Sie setzen zudem das geerbte Vermögen zweckfremd ein und riskieren dabei alles. Was anderes tut unsere erste Staatsratvorsitzende Angela Merkel?

Gesetze werden gänzlich unverhohlen im Sinne der wirtschaftlichen Interessen der Konzerne verabschiedet (s. ACTA- Abkommen etc.), nicht gewählte Politiker werden Staatsoberhäupter (Italien), die wirtschaftliche Souveränität von Staaten wird abgeschafft (Griechenland, Spanien), und die Pressefreiheit zunehmend ausgehölt (Ungarn). Wenn zudem gewählte Politiker*innen selbst nur noch von wirtschaftlichen Interessen (vor, während und nach ihrer Karriere) geleitet scheinen, dann ist Lobbyismus der Grabstein, nicht der Motor der Demokratie.

War Demokratie einmal höchstes Exportgut, gewinnt man heute eher den Eindruck, dass peu á peu Diktatur importiert wird. Weshalb sonst werden oder wurden autokratische Staaten von der BRD (und anderen europäische Staaten) hofiert (bis nichts mehr geht)? Der arabische Frühling mitsamt seinem Schrei nach Demokratie wurde sich selbst überlassen, und nun grämt man sich wegen der Erstarkung der Islamisten. Hat man bis dahin heimlich gehofft, dass die Aufstände niedergeschlagen werden und die Staatsgeschäfte weitergehen können? Wollte man durch die Duldung der Diktaturen experimentell feststellen, was der eigenen Bevölkerung zumutbar sein könnte?

Der liebste bundesdeutsche Exportschlager ist und bleibt der Panzer. Der Leopard 2 A7+ ist wunderbar geeignet zur Niederschlagung von Volksaufständen. Er ist innerstädtisch einsetzbar und kann mit Räumwerkzeug sowie leichter Bewaffnung bestückt werden. Solche "Geräte" (800 Stück) sollen nun an die Saudis geliefert werden (am Parlament vorbei entschieden), die ihrerseits schon dem König von Bahrain geholfen haben, die Demokratiebewegung in seinem Staat niederzuschlagen. Auch das Emirat Katar bekundet Interesse an 200 Panzern. Wozu wohl?

Die europaweiten Proteste gegen die Zumutungen der Bankenkrise, welche die Bevölkerung die Verluste der Privatwirtschaft schultern lässt, während in den Konzernzentralen längst wieder der Champagner überläuft, lassen uns fröstelnd ahnen: Es ist davon auszugehen, dass auch diesen Protesten in Zukunft militärisch begegnet wird, selbstredend mit geeigneter Bewaffnung. Heute schon werden Occupy- Camps zwangsgeräumt, und die Polizeieinsätze in Stuttgart 21 lassen den Schluss zu, dass ein Militäreinsatz wohl effizienter gewesen wäre.

Es ist dies, was Krieg schon immer war: Er ist die Umsetzung ökonomischer Interessen mittels Waffengewalt und Präsenz. Und dabei spielt es keine Rolle mehr, ob das Militär Krieg gegen die eigene Bevölkerung führt oder gegen ein anderes Land. Der Feind ist stets der, der sich den ökonomischen Interessen einiger Weniger entgegenstellt. Die Freiheit wird nicht am Hindukusch verteidigt. Bares Geld wird dort verteidigt.

Wenn die Bundeswehr tatsächlich die Freiheit schützt, dann ist damit stets die Freiheit des Kapitals gemeint. Wenn die Bundeswehr das Grundgesetz schützt, dann schützt sie eigentlich das Recht auf Eigentum. Sie müsste daher eigentlich Kapitalwehr heißen. Das Bundesverfassungsgericht hat dem Souverän mit der Möglichkeit von Inlandseinsätzen dieser Bundeswehr einen Bärendienst erwiesen. Zumindest, solange man davon ausgeht, dass der Souverän die Bevölkerung ist und nicht die Wirtschaft.

Erstere wird derzeit erst gar nicht mehr gefragt. Sie stellt lediglich das Stimmvieh, mit dem die jeweilige Regierung ihr von rein wirtschaftlichen Interessen geleitetes Handeln legitimiert. Fragt sich nur, wie lange man darauf noch angewiesen ist: Ein Wirtschaftsunternehmen kann sich schließlich auch keine demokratischen Strukturen leisten.

Mittwoch, 22. August 2012

Sorry, mein Fehler! Ich bin ein Wessi, Touri, Spießer!

Und als hätte ich in meinem letzten Post, der vor der grassierenden Dummheit all around warnt, irgendwie die nahe Zukunft erahnt, da ist es mir endlich passiert: Ich wurde heut' dahin geschickt, wo ich herkomme: ins Wessiland! Ich bin ein Opfer von Fremdenfeindlichkeit geworden, freilich in der Version "Light". Ich habe womöglich Kiezverbot oder sogar Bezirksverbot für ganz Treptow erhalten. Ich weiß es nicht genau. Vielleicht gilt das Hausverbot auch für den gesamten Osten. Da bin ich noch unsicher. Die Zukunft wird es zeigen.

Zuvor muss ich sagen, dass mir persönlich Herkunft und Geschlecht einzelner Personen herzlich egal sind. Es zählt alleine, ob jemand ein Idiot ist oder nicht. Aber dies ist eine Eigenschaft von geschulter Unvoreingenommenheit, und sowas fällt vielen Menschen schwer. Schubladen sind vielleicht einfach zu systematisieren. Im Dschungel bringen sie jedoch nicht viel.

Doch der Reihe nach: Ich gehe so meines Weges und muss einem Baum ausweichen, mit dem sich die Bodenplatten den Gehweg teilen müssen. Schließlich verfüge ich über physikalische Grundkenntnisse und weiß, dass zwei Gegenstände zur selben Zeit nicht am selben Ort existieren können. Auch in Treptow nicht.

Leider akzeptiert dies der Radfahrer, der mir in diesem Moment entgegenkommt, nur bedingt, so dass er nur widerwillig einen wirklich kleinen Haken fährt, um mir dennoch bedrohlich nahe zu kommen. Quasi um mich zu belehren. Er hätte auch einen etwas größeren Haken fahren können. Platz gab es genug. Man kennt dasselbe Verhalten ja schon von vielen Autofahrern. Trotzdem oder gerade deshalb erübrigt sich jedes Wort und ich gehe tonlos weiter.

Doch nun erschallt von hinten eine Schimpfsalve: Du blöder Wichser! Arschloch! Und nun drehe ich mich doch um und frage neugierig geworden hinterher: Wichser? Warum nennst Du mich einen Wichser? Diese Frage bringt ihn zum Anhalten. Er kuckt ein bisserl dämlich, hat wohl nicht mit einer Reaktion gerechnet. Ich frage erneut: Ich möchte wissen, warum Du mich einen Wichser nennst! Ich gehe auf ihn zu, bis ich ihm von Angesicht zu Angesicht stehe. Er stellt sein Rad ab. Ich wiederhole die Frage.

Der pummelige, prollig besonnbrillte Radfahrer fühlt sich absolut im Recht. Er nimmt eine bedrohliche Haltung an, die ich routiniert ignoriere. Nicht eingeschüchtert sein bringt Idioten aus dem Konzept. Ich rieche seinen schlechten Atem. Schließlich sei ich ihm in voller Absicht vor das Rad gelaufen. Nur um ihn zu provozieren, bellt er. Ich hätte ihm aus dem Weg gehen müssen. Ich kläre ihn über den Sachverhalt auf: Erstens ist er mir vor die Füße gefahren. Und wenn er Probleme mit Fußgängern als solchen hat, dann muss er eben auf der Straße fahren.

Weder bin so lebensmüde, dass ich mich mit voller Absicht vor ein Fahrzeug werfe, noch bin ich jemand, der noch nie mit dem Fahrrad auf dem Gehweg gefahren ist. Meistens ist der Straßenbelag so schlecht, dass die Schrauben freiwillig aus dem Rahmen fallen, Einzelteile auf die Straße kullern und Hämorrhoiden platzen. Ich kann das verstehen, wenn einer auf den Gehweg ausweicht. So weit so gut.

Ich kann nicht verstehen, wenn jemand auf dem Gehweg radelt, obwohl die Straße einen super Belag hat und nur wenig Autoverkehr herrscht. Doch sei's drum, er wird schon seine Gründe gehabt haben. Aber ich darf schon erwarten, dass ich als Fußgänger ungefährdet meinen Weg fortsetzen kann, sogar Hindernissen ausweichen darf und dass der "stärkere" Verkehrsteilnehmer wenigstens etwas Rücksicht nimmt. Das ist eigentlich Minimalkonsens.

Es ist schnell klar, dass ich der Spießer bei der ganzen Sache bin. Es spielt keine Rolle, ob mich besagter Radfahrer ggf. schon im Vorfeld abgeurteilt hatte und daher jede mögliche Verhaltensweise aus seiner Sicht falsch gewesen wäre. Er hat gesehen: einen Wessi, noch dazu in ortsunüblicher Tracht. Ich vermute denselben Reflex, mit dem manche (Neu-)Berliner Touristen aburteilen. Oder sagen wir es so: Meine Mutter hat den Lärm der Nachbarn nicht richtig hören können. Da hat sie ein Fenster aufgemacht, und schon konnte sie mit Grund belfern.

Trotzdem: Die Argumente fehlen dem armen Idioten, die Rechtslage steht zu meinen Gunsten. Die bedrohliche Haltung weicht allmählich. Die Strategie muss also geändert werden. Nun bleibe ich zwar Wichser, hinzu kommen aber Wessi und Spießer. Ganz offensichtlich das Schlimmste, was einer sein kann. Diese Kombination hat hier, in Treptow, nichts verloren. Weil ich nicht bereit bin, für jeden Heini oder Horst augenblicklich zur Seite zu springen. Denn das muss man seiner Meinung nach als Wessi tun, wenn man sich hier bei ihm, im Osten, aufhalten will.

Ich halte von Chauvinismus überhaupt nichts, und von der Sorte schon gar nicht. Doch "... so einen brauchen wir(!) hier nicht!" "Geh dahin zurück, wo Du herkommst." Tja! Wenn ich nur wüsste, wo das sein soll? Friedrichshain? Da komme ich gerade her. Neukölln? Ja, da gehe ich hin. Aber erst, wenn ich Lust dazu habe und nicht, weil mich jemand dazu auffordert. Wo wir hinkommen, wenn sich einfache Rowdies zu Blockwarten aufspielen, haben wir(!) ja schon erlebt. In beiden Regimes.

Was muss der Sozialismus diesem Menschen angetan haben? Wenn der ihn überhaupt bewußt erlebt hat. So alt isser ja nicht, mein Freund, der Idiot. Anfang dreissig? Immerhin legt er doch so viel Wert auf seine Ostidentität, indem er andere des niedrigen Wessitums bezichtigt. Oh! Jetzt hab' ich's: Der Kapitalismus hat sein Leben zerstört. Und Westdeutsch = Kapitalismus. Schon klar! So einfach ist die Welt. Ich kann's kaum fassen. Ich habe ihn selbstredend der Fremdenfeindlichkeit bezichtigt, was faktisch richtig ist. Dabei ist es unwesentlich, ob ich tatsächlich fremd bin. Er hat mich für einen Fremden gehalten und mich demenstprechend angegangen.

Für einen kurzen Moment wünsche ich ihm die Massen an Zugezogenen und Touristen, die gerade Neukölln bevölkern, an den Treptower Hals. Da hätte er wenigstens den ganzen Tag zu tun: Vollbeschäftigung. Doch die Armen können ja nichts dafür, dass sie nicht beliebt sind. Sie sind lediglich der Sündenbock für eine verfehlte Stadtplanung. Die Frage ist eher: Kann man den Neuberlinern solche Volltrottel zumuten? Es bleibt zu hoffen, dass es sich hierbei um einen Einzelfall handelt. Fast hätte ich Einzeltäter gesagt, in ostdeutschen Gemeinden ein Euphemismus für Nazikader.

Eigentlich hätte ich dieser Flachzange eine in die Fresse hauen müssen. Leider hat er überhaupt keine Anstalten gemacht, die eine solche Aktion vor dem Gesetz gerechtfertigt hätte. Schade. Ich hätte wirklich gerne gewusst, ob's hilft. Denn Argumente tun es ganz offensichtlich nicht. Dumme Menschen fordern nun mal nicht den Intellekt, sondern den Barbaren im Menschen heraus. Kluge Menschen wissen, dass sie sich bei der Kommunikation an ein gegebenes Niveau anpassen müssen.

Es befriedigt allerdings nicht besonders, der Dummheit mit den falschen Mitteln begegnet zu sein. Ob man es glaubt oder nicht: Die Dummheit der anderen stimmt mich eher traurig. Die eigene Dummheit hingegen beschämt mich. Ich erkenne sie stets selbst und schweige still. Aber: Jeder Dumme, der dumm geht, lässt einen Gescheiterten zurück. Man muss die Dummen wohl mit Gewalt missionieren. Erst wenn sie reflexhaft vor den Folgen ihrer Stupidität zurückweichen lernen, kann die Vernunft sich einen Weg durch das Dickicht des Blödsinns bahnen.

Trotzdem verlaufen solche Konfrontationen stets gewaltfrei. Obwohl ich natürlich provoziere, wenn sich ein Depp als ebensolcher zu erkennen gibt und darauf beharrt, ein Depp zu bleiben. Ich glaube, Menschen können mich schlecht einschätzen und wissen daher den Ausgang einer Auseinandersetzung nicht richtig zu berechnen. Außerdem scheint selbst ihnen bewusst zu sein, dass ihr Verhalten zwar keineswegs korrekt gewesen ist, sie aber aus "Stolz" in ihrer ungünstigen Position verharren müssen.

Zudem verfüge ich über ein sicheres, ruhiges und kühles Auftreten. Ich bin nicht klein, fast sogar ein wenig muskulös. Am meisten verunsichert Idioten schließlich die Tatsache, dass ich mich selbst nicht richtig einzuschätzen weiß (mangels "Kampferfahrung"), aber gleichzeitig signalisiere, dass mir das im Ernstfall völlig egal ist. Möglicherweise aber halten sie mich lediglich für einen Idioten, der es nicht wert ist, sich die Hände an ihm zu beschmutzen. Das wäre zweifellos unschmeichelhaft und zeugte dennoch von mangelndem Reflexionsvermögen.

P.S. Schade. Die besten Sätze fallen einem ernst hinterher ein: "Tut mir leid. Es war mein Fehler. Wenn ich vorher gewusst hätte, dass Du ein Idiot bist, ich hätte erst gar nicht versucht, mit Dir zu reden."

P.P.S. Außerdem ist interessant zu beobachten, wie es Passanten angesichts einer solchen Situation schaffen, auf Autopilot zu schalten und so zu tun, als würde 50cm neben ihnen gar nichts passieren. Und das ist leider nicht nur im Osten so. Eine solche Feigheit aber ermöglicht Diktaturen. Schon alleine deshalb kusche ich nicht vor Leuten, die für sich das Recht des Stärkeren beanspruchen. Aus Prinzip!

Sonntag, 19. August 2012

Der Horror, der Horror! Mieten werden sinken aus lauter Langeweile!

Jawoll!
Fein fein! Es wird so schön gesungen heute. Na, es ist Zuckerfest, und in den nächsten Tagen werden die von Essgelüsten geplagten Muslime wieder zur gewohnt freundlichen Trägheit zurückkehren, von der sich die Alltagsdeutschen gerne mal ein Scheibchen abschneiden könnten. Viel lieber jammern sie aber über die fremden Klänge in den Straßen und den Feierlärm am heiligen Sonntag.

Grabesruhe hat zu herrschen auf bundesdeutschen Straßen an einem solchen Tag. Es geht nicht an, dass religions- und was-sonst-noch-fremde Menschen hier einen auf Fest machen, während deutschstämmige Griesgrame ihrer verhassliebten Griesgrämigkeit harren sollen dürfen müssen. Man kommt sich ja vor wie auf einem Basar in Kabul.

Wir sind aber in Neukölln, und der alltägliche Rassismus großer Teile unserer ach so offenen Gesellschaft sorgt für erschwingliche Mieten. Neukölln ist in den Augen vieler Menschen ein Ort voller gewalttätiger Türken und Araber, die ihre Frauen zwangsverschleiern, den Kindern den Penis abschnippeln und deutschstämmigen MitbürgerInnen das Portemonnaie abknöpfen und hernach Mann wie Frau ganz fies vergewaltigen und dann messern.

Ebendieses Volksgesummse feiert dann abends lautstark seine Bösartigkeit, während der brave Deutsche keinen Schlaf findet und am nächsten Tag vor lauter Müdigkeit arbeitslos wird. Da lacht dann der Türke, weil er den neuen Hartz IV- Empfängern trotzdem das Geld aus den Rippen leiert, von wegen Gemüse und Süpürmarket und so, und dann gehen seine Kinder auch noch auf die toll ausgestatteten Schulen im Kiez. Ja hört das denn nie auf?

Doch. Denn deren Kinder gehen ja wahrscheinlich gar nicht auf die voll gut ausgestatteten Schulen. Und wie wir seit heute wissen, von der Frau von der Leyen nämlich, dass Langzeitarbeitslosigkeit seinen Anfang in der Schulschwänzerei findet (und nicht etwa in fehlenden oder mies bezahlten Arbeitsplätzen) und daher ein Bußgeld erhoben werden soll, da feiern die feinen Deutschen mit den Pickeln und den schlechten Zähnen im Gesicht, weil es endlich mal die Richtigen erwischt, die ganzen Nichtdeutschen, gegen die man gerade auch in Neukölln was hat, weiß der Geier warum.

Ob den WählerInnen der oberdoofen Parteien Pro Deutschland und NPD, von denen es in Neukölln schon ein paar gibt, und von denen es jedoch noch viel mehr gäbe, wenn der Rechtsableger der SPD, der Herr Buschkowski, den Nazis mit seinem Dumpfgebrumme nicht die Stimmen klauen würde, eigentlich klar ist, dass eine national befreite Zone mit unerschwinglichen Mieten einhergeht? Oder rechnen sie damit, dass Neukölln, erst einmal alleingelassen von all den tüchtigen MigrantInnen, für alle weltoffenen Menschen so dermaßen unattraktiv sein wird, dass die Mieten aus lauter Langeweile und Dumpfheit sinken werden?

Ich bleibe erstmal hier, auch wenn die meisten Deutschen schon arg nerven mit ihrer schlechten Laune und dem schlechten Bieratem. Es tun einem ja auch die fehlgezüchteten Hunde leid, die sie an der Leine mit sich führen, in all ihrer Ko- Abhängigkeit und der an ihnen vollzogenen Mast, die nicht einmal ihrer eigenen Verfütterung zu Weihnachten oder von mir aus Sankt- Martin dient, sondern allein dem Vergnügen ihrer vergnügungsunfähigen HalterInnen. Mit ihren kehlig- verrauchten Stimmen rufen die ihr Hündchen zur Ordnung, wenn es auch nur von Weitem an einem Migranten oder auch einem irgendwie entarteten Deutschen schnuppern möchte.

Ein schlimmes Leben, dass sich nur durch Hass an anderen und sich selbst ausdrücken kann und in dem man allein liebevoll an ein Phantasieprodukt wie Deutschland denken mag, wie einer es sich nur vorstellen kann und wie es doch niemals gewesen ist: Ein Deutschland bevölkert nur mit Duplikaten der eigenen Person und überall hinkotenden, fetten und garstigen Hunden. Da weiß er wenigstens, woran er ist, der edle Deutsche! Die Hölle, das sind ja nicht die anderen! Die ist man nämlich selbst!

Das haben ihm die Ausländer jedenfalls noch nicht genommen: Das Hässliche und das Grantige. Man muss wissen: Wessen Blut nicht deutsch ist, wer aber trotzdem deutsch sein will, der muss grantig werden und hässlich, vielleicht auch ein bissserl dumpf, wer weiß. Dann gehört er mit dazu, auch wenn er undeutsch ausschauen mag und es zwischendurch zu Verwechslungen kommen kann. Aber vielleicht ist sich der Restdeutsche sich ja auch selbst schon so fremd geworden, dass er sich am liebsten selbst fortjagen möchte. Nur zu!

Dienstag, 14. August 2012

Skandal: Bundesländer erwägen erneut ein Verbot des Verfassungsschutzes!

In den Bundesländern wächst die Bereitschaft für ein Verbot des Verfassungsschutzes. Doch ein Verbotsverfahren wird zwangsläufig scheitern: Die NPD unterhält zu viele V- Männer innerhalb dieser rechtsextremistischen Organisation. Oder war's doch umgekehrt?

 http://www.tagesschau.de/multimedia/politikimradio/audio93540.html

Montag, 13. August 2012

40:4! WorkPorn!

fleißiges Bienchen: Ich!
40! Das ist nicht nur doppelt so viel wie 20, sondern auch vier mal so viel wie 10. Das muss man sich mal überlegen. Wären es 40 Euro, die ich pro Stunde meiner Hände Arbeit bekäme, es wäre mir wohl recht. Leider entspricht die Zahl nicht meinem Lohn, sondern dem wöchentlichen Stundeneinsatz.

Was habe ich damals gelästert, als der Boxhamsters- Gitarrist eine Arbeitskarriere dem soliden Musikerhandwerk vorzog. Zur Platte "Prinz Albert" gab es zu diesem Anlass eine Single mit dem Titel: "Weilo goes to Geldverdienen!" Ich finde, es steht einem Punkrocker nicht zu, durch Arbeit Geld zu verdienen. Aber was soll's?

Ich war selber nie Punk, ich war auch nie Goth oder Wave (heute hieße es wohl "Emo"), ich war nie irgendwas. Habe ich immer gehasst, diese Kategorien. Die Mädels konnten sich aussuchen, was sie in mir sehen wollten. Leider haben Sie's dann doch gemerkt. Ich trug vorzugsweise schwarz, dazu Schnallenschuhe von Shelleys oder Doc Martens von Doc Martens und eine "freche", gegelte Stachelfrisur. Ich wollte nirgends dazu gehören, ich wollte einfach sein. Wenn man zwischen den Stühlen sitzt, dann riecht es zwar schnell nach Schritt. Doch man ist auch schneller wieder weg.

Gearbeitet habe ich eigentlich immer. Und weil ich mit 22 Jahren gemerkt habe, dass Arbeit nicht so richtig Laune macht, vor allem, wenn man sie für andere tut, da habe ich dann "irgendwas mit Menschen" studiert. Seitdem hatte ich dann meine Ruhe wenigstens vor Fulltime- Jobs. Bis kürzlich. Da habe ich einen 40- Stunden Job angenommen, damit ich hernach mal etwas Geld in der Tasche habe und mein Arbeitslosengeld am Ende etwas aufgestockt wird.

Ich kann nicht sagen, dass mir diese Arbeit keinen Spaß macht. Was fehlt, ist der Spaß der Freiheit, was fehlt ist die Zeit. Plötzlich muss man seinen Alltag richtig organisieren. Eine Beziehung mit einem Menschen zu führen, der in einer anderen Wohnung lebt, wird dadurch sehr schwer, wenn man selbst einen Haushalt zu führen und noch einige Interessen mehr hat als abends erschöpft TV zu schauen. So ganz nebenbei versucht man halt doch, Körper und Geist fit zu halten - ein zeitaufwändiges Unterfangen. Wo hat da bitteschön die Kunst ihren Platz?

4! Das ist doppelt so viel wie 2 und vier mal so viel wie 1! Aber nur halb so viel wie 8 und nur ein Drittel von 12! Wenn es einfach nur die Stunden an Zeit wären, die mir tagtäglich für Musik, Text oder Malerei zur Verfügung stünden, mit 4 Stunden wäre ich sehr zufrieden. Aber so lange dauert der Job: 4 Monate! Für andere mag das lächerlich klingen. Für mich bedeutet dies einen erheblichen Einschnitt in meine gesamte Lebensführung. Der Tag ist für mich zu kurz geworden.

Und wer mal ehrlich zu sich selbst ist: Um damit zurecht zu kommen, darf man keinen einzigen kreativen Gedanken in der Birne haben.* Sonst wird man wahnsinnig. Weil die Umsetzung von Ideen kein Stückwerk aus Stunden ist, sondern vielmehr ein Cluster aus zusammenhängender Zeit. Jeder freie Gedanke bleibt dann solange im Hirn gefangen, bis er stirbt. Klug macht das nicht. Und frei auch nicht, wie die perversen Technokraten des Dritten Reichs beliebten zu "scherzen".

Ich will nicht jammern. Ich erzähle nur von der Zurichtung des Menschen durch (Lohn-)Arbeit. In dieser Erzählung spielt die eigene Erfahrung eine große Rolle. Dabei ist mir bewusst: Ich habe diese Arbeit nur für vier, immerhin gut bezahlte, Monate. Für die Einen ist das nur ein Klacks. Für mich ist das wie Knast! Ich habe noch dreieinhalb Monate abzusitzen. Und Sie?

* Sorry, RonJustice! Die Ausnahme bestätigt die Regel

Montag, 6. August 2012

Der Vigilant in mir! Von der Verlegenheit und von Alternativen!

austauschbar: Dielen!
Ich habe Berlin nie wirklich geliebt. Es ist nur so, dass ich so ziemlich alle anderen Orte in der BRD noch schlimmer finde. Nach Berlin zu ziehen ist für mich etwa das Gleiche wie Wählen zu gehen. Mit dem Unterschied, dass man nicht wirklich wählen muss, wohnen hingegen schon. Man fragt sich auch dauernd, jedenfalls tue ich das, was noch alles auf der Schmutzkugel namens Erde aus reiner Verlegenheit und mangelnden Alternativen geschieht?

Hier wie dort kann kaum einer Auto fahren. Alle haben es überall furchtbar eilig. Eiliger als andere. Einige sind noch dazu viel wichtiger als alle anderen. Wievielen Menschen würde eine Welt zerbrechen, erführen sie, wie ersetzbar sie im Grunde doch sind. Ich bin sicher: Die meisten Leute haben nur einen Job, weil ihre Chefs zu bequem sind, sich dauernd neues Personal zu suchen. Sonst würden sie gefeuert. Weil's nun aber schlecht für's Ego ist, wird's nicht verraten. Aber: Man muss doch auch sagen dürfen, was gesagt werden muss!

Es ist leider so: Man ist ersetzbar, variabel austauschbar, und man hat nur wenige Möglichkeiten, Maßstäbe zu setzen oder Bleibendes zu schaffen. Gut: Kinder. Die bleiben. Bis sie einen ins Pflegeheim verstoßen. Aber sonst: Geschäfts- und Lebenspartner werden ausgetauscht, Arbeitskräfte ersetzt und ganze Wälder ersatzlos gestrichen, wenn's dem Profit dient. Aber auch die Gierigen sind nicht gefeit vor Tausch und Ersatz. Fragen Sie Bruce Wayne! Der weiß da mittlerweile auch bescheid!

Der dritte Batman- Film der Nolan- Reihe ist leider etwas langatmig und neigt zur Verkitschung. Okay: Zwischendurch ist er richtig gut. Trotzdem: Ich werde ihn einfach durch den besseren, brillanten, zweiten Teil ersetzen. Denn: Gönnt man Batman wirklich einen geruhsamen Lebensabend? Ich weiß nicht. Ohne seine skurrilen Gegenspieler ist er nur noch Privatier. Etwas langweilig, wenn sie mich fragen. Gut für Bruce, ohne Zweifel. Schlecht für den Vigilanten in mir. Naja, zum Privatier wird er erst zum Schluss (auch am Anfang und sogar zwischendurch). Vielleicht ist's aber besser so: Denn eigentlich kämpft er auf der falschen Seite. Aber so ist das, wenn Milliardäre mit ihren Milliarden die Welt verbessern wollen: Sie brauchen die Milliarden! Batman wäre nichts mit selbsgebasteltem Klapprad und Gaffer- Tape um'n Kopp!

Tolle Filme gehen anders: Da gibt es Wes Andersons "Moonrise Kingdom" mit einem gut schlecht aufgelegten Bill Murray und superduftem Humor, trotz Kinderbeteiligung. Weil diese Kinder im Grunde Erwachsene sind. Oder umgekehrt. Allein die Kamerafahrt am Anfang des Films ist den Eintritt wert. Und dann läuft da noch die Verfilmung von Hunter S. Thompsons "Rum Diaries" mit Johnnie Depp in der Hauptrolle (was sonst?). Nicht zu vergessen: Iron Sky ist ein tolles, weil aberwitziges, B- Movie, das es irgendwie schafft, die bösen Mondnazis zum Ende des Films als die alleinigen Guten darzustellen (u.a. weil sonst keiner mehr übrig ist und Mondnazis heutzutage vielleicht die geringere Bedrohung darstellen).

Na, und da gibt es doch all diese Programmkinofilme, die in Niederbretzelbach nicht laufen. Und tolle Konzerte, in die ich es nie schaffe. Dieses Jahr verpasst: Weekend, Lee Ranaldo, Peaking Lights, Kid Kongo, Papercuts, Anika. Gesehen: Jah Wobble's und Keith Levene's Metal Box in Dub (sehr laut, seeehr Postpunk und(!) sehr konzertant). Gern verpasst: Joan as Policewoman. Obwohl ich die eigentlich ganz gut finde. Aber nur eigentlich. Ist halt LaLa mit bestimmt supertollen Texten. Aber wen interessieren schon die Texte, wenn die Musik nur so LaLa ist? Herbert Grönemeyer- Fans vielleicht.

Ach so: Ich arbeite wieder entgeltlich und habe deshalb weniger Zeit für alles, was mir wichtig ist. Ist doch auch was! Das Beste daran ist die Befristung, das Zweitbeste die Bezahlung! Und das meine ich durchaus positiv!
P.S. völlig vergessen, und zu unrecht: "Cosmopolis" von David Cronenberg. Hier wird die Absurdität des Kapitalismus formalsprachlich völlig neu inszeniert. Wie anders kann man diesen Irrsinn auch sonst beschreiben? Jedenfalls schon der zweite reiche Bubi im aktuellen Kino, dem erst sein Fall menschliche Züge entlockt. Diesmal aber in gut!

Donnerstag, 26. Juli 2012

Vom Rest der Natürlichkeit! Aber auch vom Wasser!

Wo's schön ist, arbeitet man nicht gerne
Es gibt Tage, die sollten einfach nicht sein. Seit dem frühen Morgen (10 Uhr) herrscht eine drückende Hitze über Berlin, der Schweiß tropft zäh aus den Poren und klebt in der Kleidung fest. Da diese eine Firma angekündigt hatte, heuer zwischen 8 und 16 Uhr das Wasser im Keller zum Behufe einer Notwendigkeit abzudrehen, hatte ich tags zuvor beschlossen, bei C. zu übernachten. Denn wer möchte schon vor 8 Uhr aufstehen, und dann auch, wenn er gar nicht unbedingt muss? Leider war auch bei C. dass Wasser zur Gänze weggesperrt in dunkle Rohre, noch dazu unangekündigt. Mit diesem Vermieter muss man ein dringendes Wörtchen reden.

Aber braucht man denn wirklich eine tägliche Dusche? In Peru finden Kämpfe um das Wasser statt, das die Betreiber einer großen Goldmine ganz im Gegensatz zur Bevölkerung dringend brauchen. Und man spricht von zukünftigen Wasserkriegen, da Trinkwasser wohl aus Gewinnsucht, wer weiß das schon, noch schneller zur Neige zu gehen droht als Öl. Aus irgendwelchen Gründen wollen und wollen die Menschen einfach nicht verdursten und behindern lieber das ökonomische Wachstum.

Also: Muss man täglich duschen? Ich sage: Si Senore, ich will. Und zwar, weil es mich für die restlichen Unannehmlichkeiten, die der Tag mit sich bringt, präpariert. Wenigstens einmal am Tag soll etwas Erfrischendes passieren im Gegensatz zu den oft öden, im besten Falle völlig ereignislosen Stunden, während derer man gezwungen ist, völlig sinnfreie Dinge zum alleinigen Nutzen nimmersatter Arbeitgeber zu tun, nur um seinen Lebensunterhalt zu sichern.

Zumindest sollte wenigstens Wasser für die drei K (Kaffee, Katzenwäsche, Klosett) vorhanden sein. Schon allein wegen der Hitze muss Trinkwasser aus der Leitung kommen. Das Zeug aus den PET- Flaschen reicht qualitativ nicht an Leitungswasser heran. Außerdem lebe ich nicht in Peru und auch nicht im Sudan. Ich lebe in Berlin, wo behördliche Willkür durch die Willkür des Handwerks ersetzt wird.

Dabei bin ich sehr froh, dass es noch ein paar Tage Sommer gibt, bevor der lange Winter vor der Türe steht. Ich beschwere mich nicht über das Wetter. Allenfalls über sein Timing. Doch wie ein bekannter Ex- Fernseh- Meteorologe kürzlich genervt von sich gab, dass wir nun mal nicht am Mittelmeer lebten und zu unserer Wetterlage nun mal Regen, Matsch und Kälte gehöre. Wer blühende Bäume, wogende Gräser und brüllende Hitze will, muss nach Arkadien ans Mittelmeer gehen, da wo die faulen Südländer wohnen und es kein Graubrot gibt.

Wüssten die miesepetrigen Deutschen mit der mediterranen Wetterlage überhaupt etwas anzufangen? Mit ihrem ins Gesicht gemeißelten umgekehrten Lächeln würden sie aus ihren Bürofenstern starren und an die südlichen Pleitestaaten denken, deren Bewohner_innen nicht genug arbeiten und stattdessen lieber tanzen und feiern. Währenddessen sie, die Zahlmeister, auch bei der allergrößten Hitze schuften und mit ihrer Hände Arbeit ganz Europa, ach was: die ganze Welt ernähren müssten. Und wäre das noch nicht genug, gibt es auch noch diese Arbeitsscheuen in den eigenen Reihen, die jedoch, ganz nüchtern betrachtet, lediglich das tun, was jeder vernünftige Mensch mit einem Rest von Natürlichkeit tun würde angesichts einer großen Hitze: Nämlich gar nichts!

Dienstag, 24. Juli 2012

Kasperletheater! Heute: Alimente für das Kasperle!

Der Seppl hat's auch nicht leicht!


1. Akt: Der Vorhang geht auf. Die Szene zeigt Seppls Heimatort. Der Seppl kündigt sein Kommen mit lautem Wehgeklage an.
Seppl (hält sich den Bauch): "Au Weh, ojemineh. Hab' ich einen Hunger. Mir ist so schlecht. Au Weh, ojemineh... Oh, schau, da kommt das Kasperle mit seinem großen Kuchen vorbei und beißt so herrlich genussvoll hinein. Wie soll das auch anders gehen mit seinen Händen aus Holz?"
Kasperle (schmatzend): "Herrjeh, liebe Kinder, ist das fein. Kuuuuchen. Hihi, meine Hände sind aus Holz, können nichts halten als 'ne Rute, also steck ich in den Kuchen die Schnute... hmmm, ist das lecker! Oh, hallo Seppl!"

Seppl: "Hallo Kasperle. O Weh o Weh, hab ich einen Hunger. Aua. Mir tut der Bauch so weh. Sag mal Kasperle, kann ich ein Stück von dem Kuchen haben?"

Kasperle: "Ja Seppl, wenn Du einen Hunger hast, dann bist wohl selber Schuld. Wahrscheinlich arbeitet der Seppl nicht genug, nicht wahr, liebe Kinder?"

Kinder: "Buuhh! Geh' Arbeiten, Du faule Sau!"

Seppl: "Ach liebes Kasperle, sei doch nicht so. Ich versuch's ja mit der Arbeit, aber es will so recht nicht klappen. Wenn ich ein Stück Kuchen krieg, dann such' ich mir 'ne Arbeit. Mit einem Stück Kuchen gelingt mir alles. Dann hab' ich wieder Kraft!"

Kasperle: "Ja wenn das so ist, lieber Seppl, dann fragen wir doch die Kinder. Soll der Seppl einen Kuchen kriegen, liebe Kinder?"

Kinder: "Jaaaaah! Aber dann muss er was tun und stark werden und sich eine Arbeit suchen."

Kasper: "Also dann, Seppl, Du hast es gehört. Nimm ein Stück Kuchen, hier..."

Seppl: "Ich nehm die Schnut' wenn's recht ist, die Händ' sind unbrauchbar weil aus Holz."

     Der Vorhang geht zu. Ende des 1. Aktes
2. Akt: Seppl (mit dickem Bauch und Lederhosen) betritt die Szene. Er hat ein Laptop unterm Arm, das er gelegentlich abstellt und auf dem er mit der Nase herumtippt.
Seppl: "Ach, hätt' ich doch bloß g'scheite Händ'. Ach was, mir geht's doch gut. Schaut, liebe Kinder. Mit dem Laptop kann ich mir einen Kuchen zaubern. Ich drücke auf Alt Einfg "Kuchen", und Schwupps... da, seht Ihr ihn? Haha, ist das easy...Hei, da kommt ja das Kasperle. Wie sieht der denn aus? Sollen wir ihn mal fragen, liebe Kinder?

Kinder: "Jaaah, wenn's sein muss..."

Seppl: "Ja Kasperle, was ist mir Dir los? Du bist ja ganz abgemagert, sogar Deine Nase ist ganz dünn.

Kasperle: "Au Weh, ich hab' halt so lang nix mehr gegessen, lieber Seppl. Du, das ist ja fein, da hast Du ja einen schööönen Kuchen aus Deinem Laptop gezaubert. Darf ich da mal reinbeißen? Ich hab' solch' einen Hunger!"

Seppl: "Na ich denk' es hackt! Den Kuchen habe ich mir mit meiner Hände... äääh Nase Arbeit aus dem Laptop gezaubert gezaubert. Da könnt' ja jeder kommen und was abhaben wollen. Hab' ich nicht recht, liebe Kinder?"

Kinder: "Jawoll! Kasperle, zauber' Dir gefälligst Deinen eigenen Kuchen!"

Kasperle: "Aber Kinder, Seppl... ich hab' leider gar nix mehr zum Kuchen zaubern. Das hab' ich alles verloren, weil meine Marie hat keine Arbeit mehr, und ich hab' keine Arbeit mehr und der Laptop ist schon so alt, dass er jetzt kaputt gegangen ist und keinen Kuchen mehr zaubern kann. Er macht jetzt nur noch Flusen, und davon werden die Marie und ich nicht satt!"

Seppl: "Ist doch nicht meine Schuld. Hätt'st halt ordentlich gearbeitet und wär'st sparsam umgegangen mit dem Kuchen, dann hätt'st die Probleme nicht. Kauf' Dir doch einfach einen neuen Laptop und mach' Dir Deinen eigenen Kuchen! Wahrscheinlich tust aber lieber saufen und ganz arg feiern und tanzen und pimpern mit der Marie all die ganze Zeit... hab' ich nicht recht, liebe Kinder?"
Kinder: "Jawoll, Seppl, recht hast... Keinen Kuchen für das Kasperle! Keinen Kuchen für das Kasperle! Keinen Kuchen..."
Kasperle: "Aber Seppl! Ich kann doch nix für... Gib mir jetzt doch bitte mal ein Stück von Deinem Kuchen..."
Wachtmeister: "Ja Herrschaftszeiten, was ist denn hier los? Was ein Tumult hier herinnen. Da muss ich wohl jemanden verhaften, muss ich wohl?"

Seppl: "Du, Herr Wachtmeister, das Kasperle macht ganz argen Stunk. Erst will er nicht recht arbeiten, säuft womöglich und tut und tanzt und pimpert die ganze Zeit, und jetzt will er auch noch meinen Kuchen essen! Dabei hab' ich mir den unter den allerschwersten Entbehrungen selbst gezaubert."

Wachtmeister (drohend): "Kaaaasperle? Stimmt das?"

Kasperle: "Aber nein, Herr Wachtmeister. Ich will ja nur ein Stück, damit ich's wieder pack' eine Arbeit zu finden. Schau, ich hab' doch schon ganz dünne Arme. Außerdem hab' ich dem Seppl damals ja auch ein's gegeben, als der ganz hungrig war und arm und ihm der Bauch so weh getan hat, weil er keine Arbeit gehabt hat. Und jetzt will er mir gar nicht helfen, buhuuuh schneuf heul, dabei ist mir so elend!"

Wachtmeister: "Also wenn das so ist, dann solltest Dich was schämen, Seppl. Los, gib dem Kasperle ein Stück Kuchen, damit er sich wieder aufrappeln kann und eine schöne Arbeit findet. Und Ihr, liebe Kinder, sollte Euch auch was schämen, dem Kasperle nicht zu helfen in seiner Not und so einen Radau zu machen."

     Seppl gibt dem Kasperle mit gesenktem Haupt und sichtlich unwillig ein Stück Kuchen und grummelt vor sich hin. Ende des 2. Aktes.
3. Akt (Finale): Seppl steht mit kuchenverschmiertem Gesicht auf der Bühne. Seine Augen sind ganz rot.
Seppl: "Ich hab' die ganze Nacht geheult von wegen der Ungerechtigkeit, die mir heuer passiert ist, liebe Kinder. Man kann sich ja noch nicht mal mehr auf den Wachtmeister verlassen, wenn der dem faulen Kasperle meinen schönen Kuchen verschenkt. Ich muss ihn daher ganz schnell aufessen, damit das Kasperle da nix mehr von kriegen tun muss. Uiii, ich hab' schon solche Bauchschmerzen... Das glaubt man gar nicht. Man muss doch was tun können gegen eine solche Ungerechtigkeit... Herrschaftszeiten, wenn ich nur wüsst' was... Habt's Ihr vielleicht eine Idee, liebe Kinder?"

Kinder: "Ähh, nein, aber das Kasperle soll nix mehr kriegen von Deinem schönen Kuchen! Du kriegst noch Durchfall, wenn Du soviel Kuchen essen musst, nur damit Du dem Kasperle nichts mehr geben brauchst."

Seppl: "Ahhhh, ich hab's, liebe Kinder! Ich zieh' jetzt vor Gericht und klag' dem Krokodil mein Leid. Es muss ein Erbarmen und ein Einsehen haben, denn so geht das nicht, dass faule Leut' von meinem schönen Kuchen was abkriegen tun müssen. Stimmt's oder hab' ich recht, liebe Kinder?"

Kinder: "Jawoll, Herr Seehofer!"
              Ende des dritten Aktes. Der Vorhang geht zu. Die Kinder verlassen unter zustimmendem Gemurmel den Saal.

Sonntag, 22. Juli 2012

U-Bahn Trauma und Unterschriften! Die Melodica ist die Schlange im Paradies!

U-Bahn fahren ist totaler Rotz. Besser als Auto fahren, sicher. Fahrrad fahren liegt so zwischendrin, doch bei dem Sauwetter dieser Tage, in dem sich Sonnenschein minütlich mit starken Regengüssen abwechseln? Doch selbst im Auto kann ich mir wenigstens aussuchen, welche Musik ich mir anhören muss und ob ich überhaupt Musik hören will. In der U-Bahn geht das nicht. Und seit die Musikgeräte mit einem Lautstärkestopp ausgerüstet sind, sowieso nicht.

Warum ist Trompete, Akkordeon, das Casio-Keyboard am tragbaren Verstärker sowie Melodica und Gesang nicht mit einem solchen Lautstärkestopp versehen? Wir sind natürlich eine völlig unsinnliche Spezies Mensch, verdammenswert, weil man nicht ständig und zu jeder Zeit beschallert werden will. Wäre ich ein Musikus, ich würde mir Schweigegeld erkaufen, indem ich damit drohe, Musik zu machen, falls ich nicht mindestens 5 Euro im Waggon einsammle.

Dies fiele unter den Tatbestand der Erpressung, und es ist den Vertretern der Fahrgastmusik durchaus hoch anzurechnen, dass sie im legalen Rahmen und nach einem Ehrenkodex agieren. Diese Legalität und Ehrenhaftigkeit nervt zwar gewaltig, aber man scheint damit leben zu müssen: Von irgendwas müssen diese Leute ja leben.

Dabei nimmt es sich nichts, ob man mit rumänischer Polka (?) oder energischem Gitarren- Power- Pop geramdöst wird. Einzig Abwechslung bringen gelegentliche Territorialkämpfe konkurrierender Musiker_innen, welche die südosteuropäischen Combos meist für sich gegen die Einzelinterpret_innen entscheiden. Das macht sie nicht besonders sympathisch und hemmt die Spenderlaune drastisch. Selbst in der Armut gilt der Ellenbogen und das Recht des Stärkeren. Diese kapitalistische Scheiße geht auf den Sack.

Das eigentliche Problem liegt jedoch an der Allgegenwart des Lärms, die eine nicht beschallte U-Bahn geradezu als Hort der Glückseligkeit erscheinen lässt. Natürlich ist Fahrgastmusik die Schlange im Paradies, welche die sofortige Vertreibung zur Folge hat. Doch die Außenwelt ist ähnlich grausam: Sie birgt lärmende Baustellen, Gartenarbeit, Straßenverkehr, blökende Kinder, laute Tischnachbarn und vieles mehr.

Indes scheinen Bauarbeiter beispielsweise nur zwischen 6.30 Uhr und 8 Uhr zu arbeiten. Das ist beneidenswert, stört aber meinen Schlaf gewaltig. Verstummt der letzte Schrei des Vorarbeiters und der letzte dreckige Witz des Kranführers, treffen sich lauthals palavernde Nachbarn mit ihren kläffenden Kötern im lauten Hall des Innenhofs, bis man genervt aufsteht und die Termine wahrzunehmen beginnt, die der Tag so bringt. Unausgeschlafen soll man dann also die saublöde Musik in der U-Bahn ertragen?

Derart gepiesackt gehe ich in ein Café, bestelle einen Milchkaffee und will gerade die Zeitung lesen, da stoppt ein Lastwagen am Ufer, zwei Arbeitshosen steigen aus, werfen einen Stromgenerator an und beginnen die Hecken dort zu schneiden. Wat mutt dat mutt, denke ich. Und in diesem Moment fährt eine Straßenkehrmaschine um die Ecke und nimmt mit lautstarkem Gesummse die Arbeit auf. Also gehe ich nach Hause und schreibe vielleicht frustriert diese Zeilen... und schon sieben zwei Gartenbauer den Spielplatzsand mit einem motorbetriebenen Irgendwas. Das ist gut, weil man sonst den Nachbarn beim Schleifen seiner Dielen hören könnte.

Pünktlich, nachdem auch dieser Lärm verstummt ist, klingelt ungebetener Besuch an der Haustür. Eine Nachbarin sammelt Unterschriften gegen die Rumänen in unserer Nachbarschaft. Die würden zu zehnt in einer Wohnung leben, machten Lärm bis in die Puppen und würden an die Autos pinkeln. Nun, ich habe von alledem gar nichts mitbekommen: Weder von den Rumänen, noch von dem Lärm, und ein anpinkelbares Auto besitze ich nicht. Doch so verkehrt können Menschen gar nicht sein, wenn sie tatsächlich an Autos pinkeln, denke ich schmunzelnd. Doch dass sie ihren Sperrmüll einfach auf den Bürgersteig stellen... da blicke ich tadelnd auf. Ja das, das geht gar nicht!

Im Sinne einer guten Nachbarschaft verzichte ich darauf, die gute Frau auf all das hinzuweisen, was mich den lieben langen Tag stört. Aber ich unterschreibe nicht, vor allem, weil das Schreiben an den Rechstausleger der SPD, den Ortsbürgermeister Buschkowsky gerichtet ist. Doch ihre Ausführungen sind letztlich für mich nicht nachvollziehbar, also weiß ich nicht, ob hier Ressentiments gepflegt werden oder die Störung wirklich als peinigend empfunden wird oder beides. Auch weiß ich nicht, ob die Rumänen tatsächlich für all das verantwortlich sind, was ihnen vorgeworfen wird. Als die Nachbarin dann noch sagt, man wolle dem Lärm zum Trotz ja auch um 22 Uhr mal schlafen gehen, empfehle ich mich freundlich, aber bestimmt.

Nun bin ich extra voller Wärme für unsere rumänischen Mitbürger_innen. Sie wohnen bestimmt nicht freiwillig zu zehnt in einer Wohnung, und wahrscheinlich nutzt ein raffgieriger Vermieter den Umstand aus, dass man Wohnungen nicht gerne an Roma im Speziellen und Rumänen im Allgemeinen vermietet. Es sei denn zu völlig überzogenen Mieten. In solchen Verhältnissen wird es natürlich schnell eng zu Hause und es treibt die Menschen auf die Straße, wo sie natürlich nicht dumpf vor sich hinstarren, sondern Zwischenmenschliches ausagieren, gerne auch nach 22 Uhr. Und weil das Bad dauernd besetzt ist, könnten sich dringliche Nöte entwickeln, die möglicherweise am parkenden Fahrzeug entladen werden.

Aber dafür fehlt eben jeder Beweis. Nur weil es sich um Rumänen handelt, kann man ihnen nicht alles, was in der Straße passiert, anlasten. Schließlich lassen Hundehalter ihre Köter vorzugsweise an Fahrräder pinkeln und auf die Straße kacken. Und statt mittels Unterschriften die ohnehin ressentimentgeladene Haltung des Ortsbürgermeisters zu bedienen, könnte man ja auch seine Energie dafür benutzen, die Lebensbedingungen der Gescholtenen zu verbessern, indem man den Vermieter anzeigt und etwas Toleranz an den Tag legt. Man könnte zum Beispiel auch versuchen, mit den Menschen zu reden. In der Regel klappt das ganz gut.

Donnerstag, 19. Juli 2012

Verheerende Talibanisierung! Gott von Versicherungsgesellschaft getötet!

Engel mögen Eis, der Papst Limo und Schoki!
Der Gottesglaube basiert im Grunde auf drei als ungünstig zu bezeichnenden Charaktereigenheiten der Menschen: 1. dem Wunsch, das Unerklärliche schnellstmöglich und einfach erklärbar zu machen, 2. dem Drang, die persönliche Freiheit zu veräußern, indem man sie einer Gemeinschaft samt ihrer unververrückbaren Ritualen unterordnet und 3. dem Unwillen, persönliche Verantwortung bzw. Haftung für sein Handeln bzw. Eigentum übernehmen zu wollen.

Im Grunde wurde Gott längst von den Versicherungsgesellschaften ersetzt: Kaum ein gläubiger Christ, Jude, Muslim, der nicht irgendwie gegen die Unwägbarkeiten des Lebens versichert ist. Unwägbarkeiten, Unerklärliches, Katastrophen, Schadenshaftung, Vertragsausschlüsse, Klauseln, Mitwirkungspflicht: Das war früher God's own domain! Eigentlich ist das Abschließen einer Police blasphemisch: Mit richtig echtem Gottesglauben ausgerüstet, würde man dem Schöpfer sonst doch bis in die Ewigkeit hinein vertrauen. Man würde sogar dessen biblische Plagen ertragen und doch extra doll an ihn glauben. Haus kaputt? Bau' ich mir halt ein neues, besseres. Sohn tot (ich hab' ihn erschlagen sollen)? Egal, Gott ist trotzdem super! Mach' ich mir halt 'nen neuen Sohn! Für dies alles sorgt jetzt Ihre Versicherung!

Glaube und Versicherung sind jedoch zwei sich gegenseitig ausschließende
Prinzipien. Würde Gott zu den Menschen sprechen und ihnen einen Glaubensbeweis abverlangen, die Prüfung wäre, ohne Haftpflicht- , KFZ- Vollkasko- und Hochwasserschutzversicherung auszukommen. Dann folgten die göttlichen Katastrophen ohne Schutz und doppelten Boden. Doch was würde Noah heute dazu sagen? Hoffentlich Allianz versichert? Was denken Christen heute über Gott, wenn dessen Schadensregulierungsstelle nicht gerade die Bestnote erhält und sämtliche Policen in den Kellern des Vatikans vor sich hin modern? Er hat ja noch nicht einmal einen Briefkasten, und ans Telefon geht niemand ran.

Wäre ich Gott, ich wäre angesichts der professionellen Konkurrenz eingeschüchtert und würde von allen Ämtern zurücktreten, weil ja noch nicht einmal mein Vorstand mir das Vertrauen ausspricht. Wie würde sich das in, sagen wir mal, der Deutschen Bank ausnehmen? "Herr Ackermann, wir glauben zwar an Sie, aber sicherheitshalber... Sie wissen schon... okay: Wir vertrauen Ihnen nicht! Eigentlich bräuchten wir nun jemanden mit moderneren Ideen"

Gut, Ackermann ist mittlerweile passé, während der Vorstandsvorsitzende der heiligen katholischen Kirche vor allem dadurch auffällt, dass er seine schützende Hand über die ins Trockene gebrachten Schäfchen hält. Transparenz, das ist nicht nur der Leitgedanke der Deutschen Bank. Päpstliche Unfehlbarkeit setzt jedoch Vertrauen voraus. Und das ist so dermaßen groß, dafür gibt's dann sogar vorauseilenden Gehorsam, weil ein Satireblatt den Papst von vorne mit ausgeschütteter Limo und von hinten mit draufgesessener Schokolade zeigt.

Nun die Überraschung: Selbst der Papst überlässt es nicht Gott, das Blatt zu rügen und eine Katastrophe biblischen Ausmaßes über es zu schicken, sondern erwirkt eine einstweilige Verfügung. Ganz weltlich, wo man doch sonst gerne ausschließlich intern ermittelt. Zumindest, solange es um Geldwäsche und Kindesmissbrauch geht. Doch bei einer solchen Verunglimpfung erhält der Papst auch Schützenhilfe von den üblichen Verdächtigen aus Presse und Politik. Die sind ja irgendwie auch alle Papst, jetzt wo's dieses Mal endlich ein deutscher Hitlerjunge geworden ist.

Unvergessen ist noch der spitze Aufschrei der Gerechten wegen der Fatwa gegen die Zeichner und Publizisten der Mohammed- Karikaturen. Was wurde da geschimpft gegen unlustige Muslime und Zensur. Es kommt halt doch a bisserl drauf an, wer da "verunglimpft" wird, nicht wahr? Und der Papst ist ja nicht irgendwer, er ist schon was Besonderes. Da ist sich der Herr Goppel von der CSU sicher: "So geht man mit Menschen nicht um, mit dem Papst schon gar nicht".

Alle sind gleich, nur manche sind halt noch a bisserl gleicher, nicht wahr? Die Obszönitäten, die der Boulevard tagtäglich absondert, ficht die feinen Herrschaften nicht an. Dessen Häme richtet sich doch nur gegen den Bodensatz der Gesellschaft: Erwerbslose, Alleinerziehende, Minderheiten, Asylbewerber, verschuldete Euro- Staaten mitsamt ihren Bürger_innen, kleinkarierte Bundespräsidenten, Gestrauchelte sowieso. Jene also, die noch weniger gleich sind als die Gleichen. Kann man ruhig drauf rumtreten. Liegen ja ohnehin schon im Dreck.

Die Talibanisierung der Gesellschaft schreitet indes munter voran: Die Berliner Zeitung schließt sich nun im Allgemeinen der tollen CDU- Idee an, feierlustigen Jugendlichen das Bier zukünftig von der Getränkekarte zu streichen. Diesbezüglich geht man auch die Spätis an, die ja so heißen, weil man dort auch spät noch was kaufen kann. Die Berliner CDU hat dieses einfache Prinzip noch nicht so ganz verstanden und möchte daher die Öffnungszeiten einschränken. Ausgerechnet sonntags sollen die Spätverkäufe dicht gemacht werden. Wenn's um den Konsum geht, zeigt man sich sonst ja nicht so katholisch. Aber hier geht's nicht um Designer- Toaster und Kühlschränke, sondern um volksverderbendes Gebräu!

Als grandioses Beispiel hält Baden- Württemberg her. Genau: Das ist das saubere und strunzlangweilige Bundesland, in dem das Kapital der Politik gerne die Hand zur Unterschrift führt und aus dem die Scharen nach Berlin strömen, um der Hauptstadt Blockwartmentalität, Gottgefälligkeit und Prüderie einzubleuen. Wenn es BW nicht gäbe, Joachim Gauck müsste es erfinden. Dort gilt seit 2010 ein generelles Verkaufsverbot von Alkoholika ab 22 Uhr an Tankstellen und Kiosks. Freilich kann man sich vorher schon eindecken. Doch werden zunehmend private Freiheiten zugunsten einer kommerziellen Nutzung eingeschränkt: Es ist nicht verboten, sich in Kneipen, auf Volksfesten oder bei Sportveranstaltungen zu besaufen. Wohl dem, der über ausreichend Geld verfügt.

Aber es war ja klar, dass es nach den Rauchern den Trinkern an den Kragen gehen soll. Man richtet durch Verbote eine (im Grunde sogar gotteslästerliche) Vollkaskogesellschaft ein, in der alles, was sich außerhalb der Norm bewegt und gegebenenfalls eine Gefahr für Kinder, Erwachsene und Wirtschaft darstellen könnte, reguliert und drangsaliert wird. An so einem Bundesland braucht man sich nicht zu orientieren, liebe Berliner Zeitung. Heißt es nicht so: Lieber bunt als braun? Aber was kommt eigentlich dabei heraus, wenn man die Farbe Rot mit Schwarz mischt?