Sonntag, 26. August 2012

Eine neue Kurzgeschichte! Es geht u.a. um: hair absent!

Die Nacht birgt Überraschungen
Bitteschön: Eine neue Kurzgeschichte. Bender entdeckt ein Makel des Alterns an sich und geht das erste Mal seit Jahren aus dem Haus. Lest selber nach:
[...] Bender neidete das vorwiegend junge Publikum, das dort eng beisammen saß oder flanierte, oft ineinander gehakt und laut lachend, mit alkoholischen Getränken in der Hand, die selbstbewusst an- und dann mit ausladenden Gesten wieder abgesetzt wurden. Dieser Elan begeisterte Bender. Diese jungen Menschen hatten noch keine Vorstellung von der Ernsthaftigkeit des Lebens. Leid und Kummer kannten sie kaum, und falls doch, war die Halbwertszeit nur kurz. Sie prahlten und protzten mit ihrer kaum erwachten Sexualität und ihren unerforschten Körpern, frei von allen Makeln des Alters und der Vergänglichkeit.

Bender schaute an sich herunter und fühlte sich unendlich alt. Gleichsam wähnte er sich betrogen und beraubt seiner eigenen Jugendlichkeit, die er plötzlich für verplempert hielt. [...]
hier nachlesen...

Donnerstag, 23. August 2012

Die Demokratie ist eine Last aus alten Tagen! Das Militär, das Militär, das Militär muss her!

vlt. etwas zu liquid: die Demokratie
Das Bundesverfassungsgericht erlaubt nun Einsätze der Bundeswehr im Inland. Damit ist u.a. der Einsatz militärischer Waffen z.B. zur Unterstützung von Polizeieinsätzen möglich. Da klingelt doch mein Spinnensinn: Nutzen nicht sämtliche Diktaturen Polizei wie Militär, um unliebsame Kundgebungen besorgter oder gar wütender Bürger*innen zu "zerstreuen? Unglücklicherweise fällt diese Entscheidung zusammen mit der faktischen Abschaffung der Wehrpflicht. Ab jetzt "dienen" in der Bundeswehr nur noch überzeugte und sorgsam ausgewählte Soldaten. Welches Klientel dies sein dürfte, kann erahnen, wer je in der Nähe US- amerikanischer Militärbasen aufgewachsen ist. Es handelte sich hierbei jedenfalls nicht um einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung.

Als überzeugter Antimilitarist war dies nämlich das Totschlagargument, dem ich mich nicht verschließen konnte: Wenn das Militär zum Großteil durch unfreiwillige Freiwillige durchsetzt ist, lassen sich inländische Aktionen zur Befriedung gegen die Bürger*innen nur schwer durchsetzen. Hier hoffte man auf gesunden Menschenverstand, der den Soldaten nicht auf seinesgleichen schießen lässt. Ein Heer von Freiwilligen hingegen singt das Lied dessen, wessen Brot es isst. Ganz davon abgesehen, dass die Bundeswehr auf Nazis geradezu magnetisch wirkt: Ein starkes Berufsheer stellt immer auch eine Gefahr für den Staat dar (der Staat im Staat!).

Man bekommt aber auch so leicht den Eindruck, dass es mit der Demokratie in der BRD nicht mehr so weit her ist. Gesetze werden unter Umgehung der Parlamente durchgesetzt, es herrschen dauernd Sachzwänge, deren Auflösung ausschließlich ohne Alternative ist. Ohnehin gibt es kaum noch Politiker*innen, die sich allein durch die Idee der Demokratie berufen fühlen, sondern vielmehr von der Idee einer ersten Karriere abseits wirtschaftlichem Leistungsvermögen geleitet werden, um dann eine zweite Karriere in der Wirtschaft zu beginnen: Eine Hand wäscht die andere!

Die Kinder der Demokraten fressen die Demokratie! Ihre Väter hatten noch eine Ahnung von Unrecht und Unfreiheit, leidvoll erfahren in der Diktatur. Sicher gab es anno dazumal Übriggebliebene, deren Überzeugungen in bürgerlichen Parteien wie CDU, FDP, in Staatsministerien wie Innen- und Außenministerium sowie den Geheimdiensten überlebt haben. Bundesdeutsche Politik hingegen haben Personen wie Willy Brandt (bevor er zum Flughafen wurde) oder Herbert Wehner, von mir aus sogar Helmut Kohl, geprägt. Sie waren ausgestattet mit einer klaren, demokratischen Haltung. Dieses Wissen und diese Überzeugung fehlt den Erben. Sie setzen zudem das geerbte Vermögen zweckfremd ein und riskieren dabei alles. Was anderes tut unsere erste Staatsratvorsitzende Angela Merkel?

Gesetze werden gänzlich unverhohlen im Sinne der wirtschaftlichen Interessen der Konzerne verabschiedet (s. ACTA- Abkommen etc.), nicht gewählte Politiker werden Staatsoberhäupter (Italien), die wirtschaftliche Souveränität von Staaten wird abgeschafft (Griechenland, Spanien), und die Pressefreiheit zunehmend ausgehölt (Ungarn). Wenn zudem gewählte Politiker*innen selbst nur noch von wirtschaftlichen Interessen (vor, während und nach ihrer Karriere) geleitet scheinen, dann ist Lobbyismus der Grabstein, nicht der Motor der Demokratie.

War Demokratie einmal höchstes Exportgut, gewinnt man heute eher den Eindruck, dass peu á peu Diktatur importiert wird. Weshalb sonst werden oder wurden autokratische Staaten von der BRD (und anderen europäische Staaten) hofiert (bis nichts mehr geht)? Der arabische Frühling mitsamt seinem Schrei nach Demokratie wurde sich selbst überlassen, und nun grämt man sich wegen der Erstarkung der Islamisten. Hat man bis dahin heimlich gehofft, dass die Aufstände niedergeschlagen werden und die Staatsgeschäfte weitergehen können? Wollte man durch die Duldung der Diktaturen experimentell feststellen, was der eigenen Bevölkerung zumutbar sein könnte?

Der liebste bundesdeutsche Exportschlager ist und bleibt der Panzer. Der Leopard 2 A7+ ist wunderbar geeignet zur Niederschlagung von Volksaufständen. Er ist innerstädtisch einsetzbar und kann mit Räumwerkzeug sowie leichter Bewaffnung bestückt werden. Solche "Geräte" (800 Stück) sollen nun an die Saudis geliefert werden (am Parlament vorbei entschieden), die ihrerseits schon dem König von Bahrain geholfen haben, die Demokratiebewegung in seinem Staat niederzuschlagen. Auch das Emirat Katar bekundet Interesse an 200 Panzern. Wozu wohl?

Die europaweiten Proteste gegen die Zumutungen der Bankenkrise, welche die Bevölkerung die Verluste der Privatwirtschaft schultern lässt, während in den Konzernzentralen längst wieder der Champagner überläuft, lassen uns fröstelnd ahnen: Es ist davon auszugehen, dass auch diesen Protesten in Zukunft militärisch begegnet wird, selbstredend mit geeigneter Bewaffnung. Heute schon werden Occupy- Camps zwangsgeräumt, und die Polizeieinsätze in Stuttgart 21 lassen den Schluss zu, dass ein Militäreinsatz wohl effizienter gewesen wäre.

Es ist dies, was Krieg schon immer war: Er ist die Umsetzung ökonomischer Interessen mittels Waffengewalt und Präsenz. Und dabei spielt es keine Rolle mehr, ob das Militär Krieg gegen die eigene Bevölkerung führt oder gegen ein anderes Land. Der Feind ist stets der, der sich den ökonomischen Interessen einiger Weniger entgegenstellt. Die Freiheit wird nicht am Hindukusch verteidigt. Bares Geld wird dort verteidigt.

Wenn die Bundeswehr tatsächlich die Freiheit schützt, dann ist damit stets die Freiheit des Kapitals gemeint. Wenn die Bundeswehr das Grundgesetz schützt, dann schützt sie eigentlich das Recht auf Eigentum. Sie müsste daher eigentlich Kapitalwehr heißen. Das Bundesverfassungsgericht hat dem Souverän mit der Möglichkeit von Inlandseinsätzen dieser Bundeswehr einen Bärendienst erwiesen. Zumindest, solange man davon ausgeht, dass der Souverän die Bevölkerung ist und nicht die Wirtschaft.

Erstere wird derzeit erst gar nicht mehr gefragt. Sie stellt lediglich das Stimmvieh, mit dem die jeweilige Regierung ihr von rein wirtschaftlichen Interessen geleitetes Handeln legitimiert. Fragt sich nur, wie lange man darauf noch angewiesen ist: Ein Wirtschaftsunternehmen kann sich schließlich auch keine demokratischen Strukturen leisten.

Mittwoch, 22. August 2012

Sorry, mein Fehler! Ich bin ein Wessi, Touri, Spießer!

Und als hätte ich in meinem letzten Post, der vor der grassierenden Dummheit all around warnt, irgendwie die nahe Zukunft erahnt, da ist es mir endlich passiert: Ich wurde heut' dahin geschickt, wo ich herkomme: ins Wessiland! Ich bin ein Opfer von Fremdenfeindlichkeit geworden, freilich in der Version "Light". Ich habe womöglich Kiezverbot oder sogar Bezirksverbot für ganz Treptow erhalten. Ich weiß es nicht genau. Vielleicht gilt das Hausverbot auch für den gesamten Osten. Da bin ich noch unsicher. Die Zukunft wird es zeigen.

Zuvor muss ich sagen, dass mir persönlich Herkunft und Geschlecht einzelner Personen herzlich egal sind. Es zählt alleine, ob jemand ein Idiot ist oder nicht. Aber dies ist eine Eigenschaft von geschulter Unvoreingenommenheit, und sowas fällt vielen Menschen schwer. Schubladen sind vielleicht einfach zu systematisieren. Im Dschungel bringen sie jedoch nicht viel.

Doch der Reihe nach: Ich gehe so meines Weges und muss einem Baum ausweichen, mit dem sich die Bodenplatten den Gehweg teilen müssen. Schließlich verfüge ich über physikalische Grundkenntnisse und weiß, dass zwei Gegenstände zur selben Zeit nicht am selben Ort existieren können. Auch in Treptow nicht.

Leider akzeptiert dies der Radfahrer, der mir in diesem Moment entgegenkommt, nur bedingt, so dass er nur widerwillig einen wirklich kleinen Haken fährt, um mir dennoch bedrohlich nahe zu kommen. Quasi um mich zu belehren. Er hätte auch einen etwas größeren Haken fahren können. Platz gab es genug. Man kennt dasselbe Verhalten ja schon von vielen Autofahrern. Trotzdem oder gerade deshalb erübrigt sich jedes Wort und ich gehe tonlos weiter.

Doch nun erschallt von hinten eine Schimpfsalve: Du blöder Wichser! Arschloch! Und nun drehe ich mich doch um und frage neugierig geworden hinterher: Wichser? Warum nennst Du mich einen Wichser? Diese Frage bringt ihn zum Anhalten. Er kuckt ein bisserl dämlich, hat wohl nicht mit einer Reaktion gerechnet. Ich frage erneut: Ich möchte wissen, warum Du mich einen Wichser nennst! Ich gehe auf ihn zu, bis ich ihm von Angesicht zu Angesicht stehe. Er stellt sein Rad ab. Ich wiederhole die Frage.

Der pummelige, prollig besonnbrillte Radfahrer fühlt sich absolut im Recht. Er nimmt eine bedrohliche Haltung an, die ich routiniert ignoriere. Nicht eingeschüchtert sein bringt Idioten aus dem Konzept. Ich rieche seinen schlechten Atem. Schließlich sei ich ihm in voller Absicht vor das Rad gelaufen. Nur um ihn zu provozieren, bellt er. Ich hätte ihm aus dem Weg gehen müssen. Ich kläre ihn über den Sachverhalt auf: Erstens ist er mir vor die Füße gefahren. Und wenn er Probleme mit Fußgängern als solchen hat, dann muss er eben auf der Straße fahren.

Weder bin so lebensmüde, dass ich mich mit voller Absicht vor ein Fahrzeug werfe, noch bin ich jemand, der noch nie mit dem Fahrrad auf dem Gehweg gefahren ist. Meistens ist der Straßenbelag so schlecht, dass die Schrauben freiwillig aus dem Rahmen fallen, Einzelteile auf die Straße kullern und Hämorrhoiden platzen. Ich kann das verstehen, wenn einer auf den Gehweg ausweicht. So weit so gut.

Ich kann nicht verstehen, wenn jemand auf dem Gehweg radelt, obwohl die Straße einen super Belag hat und nur wenig Autoverkehr herrscht. Doch sei's drum, er wird schon seine Gründe gehabt haben. Aber ich darf schon erwarten, dass ich als Fußgänger ungefährdet meinen Weg fortsetzen kann, sogar Hindernissen ausweichen darf und dass der "stärkere" Verkehrsteilnehmer wenigstens etwas Rücksicht nimmt. Das ist eigentlich Minimalkonsens.

Es ist schnell klar, dass ich der Spießer bei der ganzen Sache bin. Es spielt keine Rolle, ob mich besagter Radfahrer ggf. schon im Vorfeld abgeurteilt hatte und daher jede mögliche Verhaltensweise aus seiner Sicht falsch gewesen wäre. Er hat gesehen: einen Wessi, noch dazu in ortsunüblicher Tracht. Ich vermute denselben Reflex, mit dem manche (Neu-)Berliner Touristen aburteilen. Oder sagen wir es so: Meine Mutter hat den Lärm der Nachbarn nicht richtig hören können. Da hat sie ein Fenster aufgemacht, und schon konnte sie mit Grund belfern.

Trotzdem: Die Argumente fehlen dem armen Idioten, die Rechtslage steht zu meinen Gunsten. Die bedrohliche Haltung weicht allmählich. Die Strategie muss also geändert werden. Nun bleibe ich zwar Wichser, hinzu kommen aber Wessi und Spießer. Ganz offensichtlich das Schlimmste, was einer sein kann. Diese Kombination hat hier, in Treptow, nichts verloren. Weil ich nicht bereit bin, für jeden Heini oder Horst augenblicklich zur Seite zu springen. Denn das muss man seiner Meinung nach als Wessi tun, wenn man sich hier bei ihm, im Osten, aufhalten will.

Ich halte von Chauvinismus überhaupt nichts, und von der Sorte schon gar nicht. Doch "... so einen brauchen wir(!) hier nicht!" "Geh dahin zurück, wo Du herkommst." Tja! Wenn ich nur wüsste, wo das sein soll? Friedrichshain? Da komme ich gerade her. Neukölln? Ja, da gehe ich hin. Aber erst, wenn ich Lust dazu habe und nicht, weil mich jemand dazu auffordert. Wo wir hinkommen, wenn sich einfache Rowdies zu Blockwarten aufspielen, haben wir(!) ja schon erlebt. In beiden Regimes.

Was muss der Sozialismus diesem Menschen angetan haben? Wenn der ihn überhaupt bewußt erlebt hat. So alt isser ja nicht, mein Freund, der Idiot. Anfang dreissig? Immerhin legt er doch so viel Wert auf seine Ostidentität, indem er andere des niedrigen Wessitums bezichtigt. Oh! Jetzt hab' ich's: Der Kapitalismus hat sein Leben zerstört. Und Westdeutsch = Kapitalismus. Schon klar! So einfach ist die Welt. Ich kann's kaum fassen. Ich habe ihn selbstredend der Fremdenfeindlichkeit bezichtigt, was faktisch richtig ist. Dabei ist es unwesentlich, ob ich tatsächlich fremd bin. Er hat mich für einen Fremden gehalten und mich demenstprechend angegangen.

Für einen kurzen Moment wünsche ich ihm die Massen an Zugezogenen und Touristen, die gerade Neukölln bevölkern, an den Treptower Hals. Da hätte er wenigstens den ganzen Tag zu tun: Vollbeschäftigung. Doch die Armen können ja nichts dafür, dass sie nicht beliebt sind. Sie sind lediglich der Sündenbock für eine verfehlte Stadtplanung. Die Frage ist eher: Kann man den Neuberlinern solche Volltrottel zumuten? Es bleibt zu hoffen, dass es sich hierbei um einen Einzelfall handelt. Fast hätte ich Einzeltäter gesagt, in ostdeutschen Gemeinden ein Euphemismus für Nazikader.

Eigentlich hätte ich dieser Flachzange eine in die Fresse hauen müssen. Leider hat er überhaupt keine Anstalten gemacht, die eine solche Aktion vor dem Gesetz gerechtfertigt hätte. Schade. Ich hätte wirklich gerne gewusst, ob's hilft. Denn Argumente tun es ganz offensichtlich nicht. Dumme Menschen fordern nun mal nicht den Intellekt, sondern den Barbaren im Menschen heraus. Kluge Menschen wissen, dass sie sich bei der Kommunikation an ein gegebenes Niveau anpassen müssen.

Es befriedigt allerdings nicht besonders, der Dummheit mit den falschen Mitteln begegnet zu sein. Ob man es glaubt oder nicht: Die Dummheit der anderen stimmt mich eher traurig. Die eigene Dummheit hingegen beschämt mich. Ich erkenne sie stets selbst und schweige still. Aber: Jeder Dumme, der dumm geht, lässt einen Gescheiterten zurück. Man muss die Dummen wohl mit Gewalt missionieren. Erst wenn sie reflexhaft vor den Folgen ihrer Stupidität zurückweichen lernen, kann die Vernunft sich einen Weg durch das Dickicht des Blödsinns bahnen.

Trotzdem verlaufen solche Konfrontationen stets gewaltfrei. Obwohl ich natürlich provoziere, wenn sich ein Depp als ebensolcher zu erkennen gibt und darauf beharrt, ein Depp zu bleiben. Ich glaube, Menschen können mich schlecht einschätzen und wissen daher den Ausgang einer Auseinandersetzung nicht richtig zu berechnen. Außerdem scheint selbst ihnen bewusst zu sein, dass ihr Verhalten zwar keineswegs korrekt gewesen ist, sie aber aus "Stolz" in ihrer ungünstigen Position verharren müssen.

Zudem verfüge ich über ein sicheres, ruhiges und kühles Auftreten. Ich bin nicht klein, fast sogar ein wenig muskulös. Am meisten verunsichert Idioten schließlich die Tatsache, dass ich mich selbst nicht richtig einzuschätzen weiß (mangels "Kampferfahrung"), aber gleichzeitig signalisiere, dass mir das im Ernstfall völlig egal ist. Möglicherweise aber halten sie mich lediglich für einen Idioten, der es nicht wert ist, sich die Hände an ihm zu beschmutzen. Das wäre zweifellos unschmeichelhaft und zeugte dennoch von mangelndem Reflexionsvermögen.

P.S. Schade. Die besten Sätze fallen einem ernst hinterher ein: "Tut mir leid. Es war mein Fehler. Wenn ich vorher gewusst hätte, dass Du ein Idiot bist, ich hätte erst gar nicht versucht, mit Dir zu reden."

P.P.S. Außerdem ist interessant zu beobachten, wie es Passanten angesichts einer solchen Situation schaffen, auf Autopilot zu schalten und so zu tun, als würde 50cm neben ihnen gar nichts passieren. Und das ist leider nicht nur im Osten so. Eine solche Feigheit aber ermöglicht Diktaturen. Schon alleine deshalb kusche ich nicht vor Leuten, die für sich das Recht des Stärkeren beanspruchen. Aus Prinzip!

Sonntag, 19. August 2012

Der Horror, der Horror! Mieten werden sinken aus lauter Langeweile!

Jawoll!
Fein fein! Es wird so schön gesungen heute. Na, es ist Zuckerfest, und in den nächsten Tagen werden die von Essgelüsten geplagten Muslime wieder zur gewohnt freundlichen Trägheit zurückkehren, von der sich die Alltagsdeutschen gerne mal ein Scheibchen abschneiden könnten. Viel lieber jammern sie aber über die fremden Klänge in den Straßen und den Feierlärm am heiligen Sonntag.

Grabesruhe hat zu herrschen auf bundesdeutschen Straßen an einem solchen Tag. Es geht nicht an, dass religions- und was-sonst-noch-fremde Menschen hier einen auf Fest machen, während deutschstämmige Griesgrame ihrer verhassliebten Griesgrämigkeit harren sollen dürfen müssen. Man kommt sich ja vor wie auf einem Basar in Kabul.

Wir sind aber in Neukölln, und der alltägliche Rassismus großer Teile unserer ach so offenen Gesellschaft sorgt für erschwingliche Mieten. Neukölln ist in den Augen vieler Menschen ein Ort voller gewalttätiger Türken und Araber, die ihre Frauen zwangsverschleiern, den Kindern den Penis abschnippeln und deutschstämmigen MitbürgerInnen das Portemonnaie abknöpfen und hernach Mann wie Frau ganz fies vergewaltigen und dann messern.

Ebendieses Volksgesummse feiert dann abends lautstark seine Bösartigkeit, während der brave Deutsche keinen Schlaf findet und am nächsten Tag vor lauter Müdigkeit arbeitslos wird. Da lacht dann der Türke, weil er den neuen Hartz IV- Empfängern trotzdem das Geld aus den Rippen leiert, von wegen Gemüse und Süpürmarket und so, und dann gehen seine Kinder auch noch auf die toll ausgestatteten Schulen im Kiez. Ja hört das denn nie auf?

Doch. Denn deren Kinder gehen ja wahrscheinlich gar nicht auf die voll gut ausgestatteten Schulen. Und wie wir seit heute wissen, von der Frau von der Leyen nämlich, dass Langzeitarbeitslosigkeit seinen Anfang in der Schulschwänzerei findet (und nicht etwa in fehlenden oder mies bezahlten Arbeitsplätzen) und daher ein Bußgeld erhoben werden soll, da feiern die feinen Deutschen mit den Pickeln und den schlechten Zähnen im Gesicht, weil es endlich mal die Richtigen erwischt, die ganzen Nichtdeutschen, gegen die man gerade auch in Neukölln was hat, weiß der Geier warum.

Ob den WählerInnen der oberdoofen Parteien Pro Deutschland und NPD, von denen es in Neukölln schon ein paar gibt, und von denen es jedoch noch viel mehr gäbe, wenn der Rechtsableger der SPD, der Herr Buschkowski, den Nazis mit seinem Dumpfgebrumme nicht die Stimmen klauen würde, eigentlich klar ist, dass eine national befreite Zone mit unerschwinglichen Mieten einhergeht? Oder rechnen sie damit, dass Neukölln, erst einmal alleingelassen von all den tüchtigen MigrantInnen, für alle weltoffenen Menschen so dermaßen unattraktiv sein wird, dass die Mieten aus lauter Langeweile und Dumpfheit sinken werden?

Ich bleibe erstmal hier, auch wenn die meisten Deutschen schon arg nerven mit ihrer schlechten Laune und dem schlechten Bieratem. Es tun einem ja auch die fehlgezüchteten Hunde leid, die sie an der Leine mit sich führen, in all ihrer Ko- Abhängigkeit und der an ihnen vollzogenen Mast, die nicht einmal ihrer eigenen Verfütterung zu Weihnachten oder von mir aus Sankt- Martin dient, sondern allein dem Vergnügen ihrer vergnügungsunfähigen HalterInnen. Mit ihren kehlig- verrauchten Stimmen rufen die ihr Hündchen zur Ordnung, wenn es auch nur von Weitem an einem Migranten oder auch einem irgendwie entarteten Deutschen schnuppern möchte.

Ein schlimmes Leben, dass sich nur durch Hass an anderen und sich selbst ausdrücken kann und in dem man allein liebevoll an ein Phantasieprodukt wie Deutschland denken mag, wie einer es sich nur vorstellen kann und wie es doch niemals gewesen ist: Ein Deutschland bevölkert nur mit Duplikaten der eigenen Person und überall hinkotenden, fetten und garstigen Hunden. Da weiß er wenigstens, woran er ist, der edle Deutsche! Die Hölle, das sind ja nicht die anderen! Die ist man nämlich selbst!

Das haben ihm die Ausländer jedenfalls noch nicht genommen: Das Hässliche und das Grantige. Man muss wissen: Wessen Blut nicht deutsch ist, wer aber trotzdem deutsch sein will, der muss grantig werden und hässlich, vielleicht auch ein bissserl dumpf, wer weiß. Dann gehört er mit dazu, auch wenn er undeutsch ausschauen mag und es zwischendurch zu Verwechslungen kommen kann. Aber vielleicht ist sich der Restdeutsche sich ja auch selbst schon so fremd geworden, dass er sich am liebsten selbst fortjagen möchte. Nur zu!

Dienstag, 14. August 2012

Skandal: Bundesländer erwägen erneut ein Verbot des Verfassungsschutzes!

In den Bundesländern wächst die Bereitschaft für ein Verbot des Verfassungsschutzes. Doch ein Verbotsverfahren wird zwangsläufig scheitern: Die NPD unterhält zu viele V- Männer innerhalb dieser rechtsextremistischen Organisation. Oder war's doch umgekehrt?

 http://www.tagesschau.de/multimedia/politikimradio/audio93540.html

Montag, 13. August 2012

40:4! WorkPorn!

fleißiges Bienchen: Ich!
40! Das ist nicht nur doppelt so viel wie 20, sondern auch vier mal so viel wie 10. Das muss man sich mal überlegen. Wären es 40 Euro, die ich pro Stunde meiner Hände Arbeit bekäme, es wäre mir wohl recht. Leider entspricht die Zahl nicht meinem Lohn, sondern dem wöchentlichen Stundeneinsatz.

Was habe ich damals gelästert, als der Boxhamsters- Gitarrist eine Arbeitskarriere dem soliden Musikerhandwerk vorzog. Zur Platte "Prinz Albert" gab es zu diesem Anlass eine Single mit dem Titel: "Weilo goes to Geldverdienen!" Ich finde, es steht einem Punkrocker nicht zu, durch Arbeit Geld zu verdienen. Aber was soll's?

Ich war selber nie Punk, ich war auch nie Goth oder Wave (heute hieße es wohl "Emo"), ich war nie irgendwas. Habe ich immer gehasst, diese Kategorien. Die Mädels konnten sich aussuchen, was sie in mir sehen wollten. Leider haben Sie's dann doch gemerkt. Ich trug vorzugsweise schwarz, dazu Schnallenschuhe von Shelleys oder Doc Martens von Doc Martens und eine "freche", gegelte Stachelfrisur. Ich wollte nirgends dazu gehören, ich wollte einfach sein. Wenn man zwischen den Stühlen sitzt, dann riecht es zwar schnell nach Schritt. Doch man ist auch schneller wieder weg.

Gearbeitet habe ich eigentlich immer. Und weil ich mit 22 Jahren gemerkt habe, dass Arbeit nicht so richtig Laune macht, vor allem, wenn man sie für andere tut, da habe ich dann "irgendwas mit Menschen" studiert. Seitdem hatte ich dann meine Ruhe wenigstens vor Fulltime- Jobs. Bis kürzlich. Da habe ich einen 40- Stunden Job angenommen, damit ich hernach mal etwas Geld in der Tasche habe und mein Arbeitslosengeld am Ende etwas aufgestockt wird.

Ich kann nicht sagen, dass mir diese Arbeit keinen Spaß macht. Was fehlt, ist der Spaß der Freiheit, was fehlt ist die Zeit. Plötzlich muss man seinen Alltag richtig organisieren. Eine Beziehung mit einem Menschen zu führen, der in einer anderen Wohnung lebt, wird dadurch sehr schwer, wenn man selbst einen Haushalt zu führen und noch einige Interessen mehr hat als abends erschöpft TV zu schauen. So ganz nebenbei versucht man halt doch, Körper und Geist fit zu halten - ein zeitaufwändiges Unterfangen. Wo hat da bitteschön die Kunst ihren Platz?

4! Das ist doppelt so viel wie 2 und vier mal so viel wie 1! Aber nur halb so viel wie 8 und nur ein Drittel von 12! Wenn es einfach nur die Stunden an Zeit wären, die mir tagtäglich für Musik, Text oder Malerei zur Verfügung stünden, mit 4 Stunden wäre ich sehr zufrieden. Aber so lange dauert der Job: 4 Monate! Für andere mag das lächerlich klingen. Für mich bedeutet dies einen erheblichen Einschnitt in meine gesamte Lebensführung. Der Tag ist für mich zu kurz geworden.

Und wer mal ehrlich zu sich selbst ist: Um damit zurecht zu kommen, darf man keinen einzigen kreativen Gedanken in der Birne haben.* Sonst wird man wahnsinnig. Weil die Umsetzung von Ideen kein Stückwerk aus Stunden ist, sondern vielmehr ein Cluster aus zusammenhängender Zeit. Jeder freie Gedanke bleibt dann solange im Hirn gefangen, bis er stirbt. Klug macht das nicht. Und frei auch nicht, wie die perversen Technokraten des Dritten Reichs beliebten zu "scherzen".

Ich will nicht jammern. Ich erzähle nur von der Zurichtung des Menschen durch (Lohn-)Arbeit. In dieser Erzählung spielt die eigene Erfahrung eine große Rolle. Dabei ist mir bewusst: Ich habe diese Arbeit nur für vier, immerhin gut bezahlte, Monate. Für die Einen ist das nur ein Klacks. Für mich ist das wie Knast! Ich habe noch dreieinhalb Monate abzusitzen. Und Sie?

* Sorry, RonJustice! Die Ausnahme bestätigt die Regel

Montag, 6. August 2012

Der Vigilant in mir! Von der Verlegenheit und von Alternativen!

austauschbar: Dielen!
Ich habe Berlin nie wirklich geliebt. Es ist nur so, dass ich so ziemlich alle anderen Orte in der BRD noch schlimmer finde. Nach Berlin zu ziehen ist für mich etwa das Gleiche wie Wählen zu gehen. Mit dem Unterschied, dass man nicht wirklich wählen muss, wohnen hingegen schon. Man fragt sich auch dauernd, jedenfalls tue ich das, was noch alles auf der Schmutzkugel namens Erde aus reiner Verlegenheit und mangelnden Alternativen geschieht?

Hier wie dort kann kaum einer Auto fahren. Alle haben es überall furchtbar eilig. Eiliger als andere. Einige sind noch dazu viel wichtiger als alle anderen. Wievielen Menschen würde eine Welt zerbrechen, erführen sie, wie ersetzbar sie im Grunde doch sind. Ich bin sicher: Die meisten Leute haben nur einen Job, weil ihre Chefs zu bequem sind, sich dauernd neues Personal zu suchen. Sonst würden sie gefeuert. Weil's nun aber schlecht für's Ego ist, wird's nicht verraten. Aber: Man muss doch auch sagen dürfen, was gesagt werden muss!

Es ist leider so: Man ist ersetzbar, variabel austauschbar, und man hat nur wenige Möglichkeiten, Maßstäbe zu setzen oder Bleibendes zu schaffen. Gut: Kinder. Die bleiben. Bis sie einen ins Pflegeheim verstoßen. Aber sonst: Geschäfts- und Lebenspartner werden ausgetauscht, Arbeitskräfte ersetzt und ganze Wälder ersatzlos gestrichen, wenn's dem Profit dient. Aber auch die Gierigen sind nicht gefeit vor Tausch und Ersatz. Fragen Sie Bruce Wayne! Der weiß da mittlerweile auch bescheid!

Der dritte Batman- Film der Nolan- Reihe ist leider etwas langatmig und neigt zur Verkitschung. Okay: Zwischendurch ist er richtig gut. Trotzdem: Ich werde ihn einfach durch den besseren, brillanten, zweiten Teil ersetzen. Denn: Gönnt man Batman wirklich einen geruhsamen Lebensabend? Ich weiß nicht. Ohne seine skurrilen Gegenspieler ist er nur noch Privatier. Etwas langweilig, wenn sie mich fragen. Gut für Bruce, ohne Zweifel. Schlecht für den Vigilanten in mir. Naja, zum Privatier wird er erst zum Schluss (auch am Anfang und sogar zwischendurch). Vielleicht ist's aber besser so: Denn eigentlich kämpft er auf der falschen Seite. Aber so ist das, wenn Milliardäre mit ihren Milliarden die Welt verbessern wollen: Sie brauchen die Milliarden! Batman wäre nichts mit selbsgebasteltem Klapprad und Gaffer- Tape um'n Kopp!

Tolle Filme gehen anders: Da gibt es Wes Andersons "Moonrise Kingdom" mit einem gut schlecht aufgelegten Bill Murray und superduftem Humor, trotz Kinderbeteiligung. Weil diese Kinder im Grunde Erwachsene sind. Oder umgekehrt. Allein die Kamerafahrt am Anfang des Films ist den Eintritt wert. Und dann läuft da noch die Verfilmung von Hunter S. Thompsons "Rum Diaries" mit Johnnie Depp in der Hauptrolle (was sonst?). Nicht zu vergessen: Iron Sky ist ein tolles, weil aberwitziges, B- Movie, das es irgendwie schafft, die bösen Mondnazis zum Ende des Films als die alleinigen Guten darzustellen (u.a. weil sonst keiner mehr übrig ist und Mondnazis heutzutage vielleicht die geringere Bedrohung darstellen).

Na, und da gibt es doch all diese Programmkinofilme, die in Niederbretzelbach nicht laufen. Und tolle Konzerte, in die ich es nie schaffe. Dieses Jahr verpasst: Weekend, Lee Ranaldo, Peaking Lights, Kid Kongo, Papercuts, Anika. Gesehen: Jah Wobble's und Keith Levene's Metal Box in Dub (sehr laut, seeehr Postpunk und(!) sehr konzertant). Gern verpasst: Joan as Policewoman. Obwohl ich die eigentlich ganz gut finde. Aber nur eigentlich. Ist halt LaLa mit bestimmt supertollen Texten. Aber wen interessieren schon die Texte, wenn die Musik nur so LaLa ist? Herbert Grönemeyer- Fans vielleicht.

Ach so: Ich arbeite wieder entgeltlich und habe deshalb weniger Zeit für alles, was mir wichtig ist. Ist doch auch was! Das Beste daran ist die Befristung, das Zweitbeste die Bezahlung! Und das meine ich durchaus positiv!
P.S. völlig vergessen, und zu unrecht: "Cosmopolis" von David Cronenberg. Hier wird die Absurdität des Kapitalismus formalsprachlich völlig neu inszeniert. Wie anders kann man diesen Irrsinn auch sonst beschreiben? Jedenfalls schon der zweite reiche Bubi im aktuellen Kino, dem erst sein Fall menschliche Züge entlockt. Diesmal aber in gut!