Mittwoch, 21. August 2013

FAQ: Kann man sich am Wahlsonntag auch verwählen? Und wer wird Königin?

Vorschläge zur Stimmzettelverschönerung
Es gibt einige grobe Fehlinformationen, was die Bundestagswahl betrifft. Ich möchte mit diesem FAQ helfen, sie zu beseitigen! Und zwar rechtzeitig, bevor wieder alles zu spät ist. Wie beim letzten Mal. Let's go:

Ich habe da eine Frage: Leben wir eigentlich in einer konstitutionellen Monarchie?
Antwort: Nein! Wir leben in einer repräsentativen Demokratie. Da ist der Bürger der Souverän. Er bestimmt mit, von wem er vertreten werden will. Und viel wichtiger eigentlich: Er bestimmt auch mit, von wem er nicht weiter getreten werden will. Das tut er, indem er wählt!

Wozu aber wählen? Man hat doch gar keine Wahl. Es gibt sowieso nur eine Partei, nämlich die CDU. Und unsere Königin. Die anderen Parteien sind doch nur deren Ableger, oder? Wie bei Alien? Die schlummern da in ihren Eiern vor sich hin und springen einem ins Gesicht, wenn man zufällig an ihnen vorbeiläuft.
Antwort: Nein! Dieses Modell existierte unter anderem in der DDR und entsprach nicht dem, was wir unter einer Demokratie verstehen. Dort gab es zum Beispiel einen Staatsratsvorsitzenden. So einen haben wir heute zwar auch, aber sie nennt sich heute Kanzlerin und faltet die Hände so hübsch als Herz vor Ihrem gnädigen Schoß*. Und übrigens: Die Alienkönigin hat nicht Ihre eigenen Kinder gefressen. Und noch ein Unterschied: Wir haben eine echte Opposition im Parlament! Die gab's in der Täterää nicht!

Opposition?
Antwort: Das sind alle die Parteien, die mehr als 5% aller Stimmen erhalten haben und nicht zur Regierungskoalition gehören. Deren Abgeordnete sitzen ab und an im Parlament und tragen oft lustige Namen. Sie zeigen sich gegenseitig ihre neuesten Hüte und geben mit grob gefälschten Kontoauszügen an. Manchmal streiten sie sich auch mit der Regierung. Aber das ist wie beim Wrestling oft nur Show. Das muss man nicht so ernst nehmen.

Opposition?
Antwort: Im Ernst! Die macht auch Politik!

Wie jetzt, die macht auch Politik?
Antwort: Ja doch!

In echt jetzt?
Anwort: Ja! Es ist schließlich ihre Aufgabe. Auch wenn sie selber keine Gesetze vorlegen darf, muss sie dennoch der Regierung ordentlich Contra geben. Die Parteien in der Opposition wurden immerhin gewählt. Und damit vertreten sie all jene, die sie gewählt haben. Sollten sie zumindest!

Wahlen? Was ist das eigentlich? Wer darf wählen?
Antwort: Wahlen ist die Mehrzahl von Wahl. Es dürfen alle wählen, die ein Wählscheibentelefon besitzen.

Sowas hab' ich noch auf dem Dachboden. Aber was ist, wenn ich mich verwähle? Das passiert so oft mit dem dusseligen Ding! Also ich nehm' ja lieber mein Smartphone ...
Antwort: ... das macht nichts. Ich meine das mit dem Verwählen. Dann legt man den Hörer wieder auf und wählt von neuem. So etwa nach vier Jahren. Vorher geht nicht. Bis dahin ist besetzt.

Im Ernst jetzt? Ist meine Stimme bis dahin also gar nicht zu hören?
Antwort: Aber natürlich ist sie zu hören! Sie werden vertreten worden sein, von wem auch immer.

Muss man also gar nicht die Partei wählen, die in den Umfragen am besten wegkommt?
Antwort: Nein! Man muss nicht für die Partei stimmen, die in den Umfragen die meisten Prozente hat. Viele glauben das. Sie denken, sie würden andernfalls verlieren. Das stimmt aber nicht. Ganz im Gegenteil: Man sollte immer nur die Partei wählen, welche die eigenen Interessen und Überzeugungen am ehesten vertritt! So wird ein Schuh draus! Umfragen sind was für Idioten von Idioten.

Also soll ich sowas wie Opel oder Messerschmitt-Bölkow-Blohm wählen?
Antwort: Nein! Ich meinte Parteien, die zur Wahl zugelassen sind. Sowas! Und da können Sie wählen, wen Sie wollen. Aber nicht die Industrie. Die kann man nur indirekt wählen.

Ich soll auf Verlierer setzen? Also auf Leute, von denen ich vorher weiß, dass sie die Wahl gar nicht gewinnen können? Wenn das mein Buchhalter erfährt. Bei den Quoten... das ist reiner Wahnsinn!
Antwort: Bei Wahlen gibt es keine Verlierer, nur Gewinner! Nur: Die einen bilden eine Regierung, und die anderen bilden die Opposition. Wir drehen uns auch irgendwie im Kreis, merken Sie das nicht?

Ach was? Und wenn ich nun aber gar niemanden finde, der meine Interessen oder Überzeugungen vertreten will? Ich meine: Opel baut wenigstens ordentliche Autos und so Zeug.
Antwort: Dann gründen Sie entweder Ihre eigene Partei oder treten einer bereits bestehenden Partei bei. In der FDP zum Beispiel haben das alle so gemacht!

Und wenn ich das nicht will und auch gar nicht wählen möchte? Ist da nicht Fußball? Nein? Warum fällt Fußball da eigentlich immer aus?
Antwort: Sie können ja immer noch kleine Zeichnungen auf den Wahlzettel machen. Häschen zum Beispiel oder Pupsgiraffen sind sehr beliebt. Sie können auch auf den Wahlzettel schreiben: "Die find ich super! Die sollen König werden! Aber die anderen find ich eigentlich fast noch besser". Bitte nicht mehr als 160 Zeichen. Damit wählen Sie ungültig. Ihre Stimme wird jedoch trotzdem allerdings nicht mitgezählt, daher bringt es gar nichts, ungültig zu wählen: Der Stimmzettel wird einfach in die Tonne gehauen. Besser ist es also, sein(e) Kreuzchen korrekt zu setzen.

Häh? Kreuzchen? Mehrere davon? Ist das nicht zuviel Arbeit?
Antwort: Nein. Das macht gar nicht viel Arbeit. Das ist wie Kacken und gleichzeitig in der Nase bohren. Also: Sie haben zwei Stimmen...

Näh! Ich habe nur eine Stimme, das heißt, wenn meine Frau und ich zusammen singen, dann sind wir zweistimmig, ich Sopran und sie Bass. Oder so. Das ist immer so schön. Wir waren ja mal im Chor, aber da war immer so ein Mundgeruch überall. Einer roch so, als habe er gerade geko...
Antwort: ... und zwar die Erst- und Zweitstimme...

Sag' ich doch! Zwei Stimmen: Sopran und Bass! Ich fang immer an: Eins zwei drei... oder wie der Chinese sagt: One two three! Wir sind dann übrigens ausgetreten. Aus dem Chor. Ich sag Ihnen: Da waren welche dabei, die gibt es gar nicht. Führer hätte es sowas nicht gegeben, ab ich sag ja immer ...
Antwort: ... ach vergessen Sie's. Spielen Sie eigentlich auch Blockflöte?

* dieses Bild ist für Dich, RonJustice. Hihi: Lass es einbrennen in Deine Festplatte!

Samstag, 17. August 2013

Tolle Typen #4: Coca-Cola macht Geschichte! Sei eine Flasche!

Coca-Cola zeigt verrückte Aktionen der Lebensfreude: Sei verrückt, mach anderen eine Freude!

Das dachte auch der Gewerkschafter Isidro Gil. Er wurde 1996 in einer Abfüllanlage in Kolumbien von Paramilitärs im Auftrag eines Abfüllunternehmens erschossen. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden daraufhin gezwungen, aus der Gewerkschaft auszutreten.

Ein Traum wurde damit wahr: Lizenznehmer können nun Geschäfte machen fast ohne lästige Gewerkschaften. Ein Vorbild für ganz Europa!

Schön, dass Coca-Cola nun dem Menschen und Gewerkschafter Isidro Gil mittels einer personalisierten Flasche gedenkt. Und es sollen noch weitere, den ehemaligen und/oder verstorbenen Gewerkschaftsmitgliedern gewidmete, Flaschen folgen.

Danke, Coca-Cola, für eine verrückte Aktion der Lebensfreude! Andererseits: wer will schon eine Flasche sein?

zu:
Die Süddeutsche
kanalB
Coca-Cola-Kampagne

Tolle Typen #3: Trink, Brüderle! Trink!

Na, wer kennt sie nicht? Trink, Brüderchen! Trink! Die Werbung mit dem frech das R rollenden Kosaken, der die fernsehschauende Nation (brrrrr!) zum Trinken eines pseudorussischen Getränkes aufforderte, nicht ohne das Ü zu einem IE zu machen? Na, alle die jünger sind als ich, können sich wohl nicht erinnern.

Ich selbst bin wiederum nicht so alt wie der Herr Brüderle von der antifaschistischen, nicht- sexistischen sowie linksliberalen FDP. In his bloody old ages hat man noch gelernt, Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Krieg wurde in den 40er Jahren glücklicherweise noch mit Krieg bekämpft, danach wurde er mit Waffenlieferungen bekämpft und siehe da: heute gibt es keine Kriege mehr, sondern nur noch robuste Auslandseinsätze.

Aus eben dieser Zeit stammt auch die Einsicht, dass Alkoholsucht nur mit Alkohol bekämpft werden kann. Droht der Alkoholisierte so viel Quatsch zu reden, wie der Tag lang ist, dann empfielt es sich, ihm noch etwas Trollinger nachzuschenken und dafür Sorge zu tragen, dass er ihn auch wirklich trinkt. Wer trinkt, hält wenigstens die Sabbel und legt sich seinen möglicherweise sexistischen oder urst wirtschaftsliberalen Unsinn nur noch im Kopf zurecht. Um danach herrlich im Suff einzuschlafen.

Dieser Logik folgend weiß man heute noch, dass die Unzulänglichkeiten, mit der die Bahn die Bevölkerung derzeit gegen sich aufbringt, nur mit einem Börsengang zu beheben ist (hier...). Das ist genial und bringt sicher Wählerstimmen auf dem Restpostenmarkt der Demokratie (auch Bundestagswahl genannt):

Die Folgen des unter Mehdorf geplanten, vorbereiteten und abgesagten Börsengangs der Bahn AG, nämlich Personal- und Investitionsmangel, mittels eines Börsengangs zu beheben. Feuer mit Feuer bekämpfen. Danke! Und: Prost, Herr Brüderle!

Ich weiß nicht woher, mir ist jetzt aber irgendwie nach Singen:

Jetzt trink mer noch a Flascherl Wein, hollariaho.
Es muss ja nicht die letzte sein. Hollariaho.
Jetzt trink mer noch a Flascherl Wein, hollariaho.
Es muss ja nicht die letzte sein. Hollariaho.
(Endless Repeat)

Sonntag, 11. August 2013

Tolle Typen #2: Personalmangel: Angela Merkel (CDU) geht für Brandenburg an den Start!

Personalmangel in der CDU: Merkel springt in BraBu ein
Sie hat es nicht leicht: Die Wirtschaftskrise ist noch nicht überwunden, und ganz gegen ihre Gewohnheit gibt es sowas wie eine lästige Opposition, die mindestens so tut, als wolle sie ihr ans Leder. Trotz guter Umfragewerte muss die Kanzlerin umsichtig sein.

Doch wie soll das Land flächendeckend durch die CDU regiert werden? Es herrscht Personalmangel allenthalben. Viele mussten gehen oder ihr Ressort wechseln: Mappus, von und zu Guttenberg, Röttgen, F. J. Jung, Anette Schavan und Helmut Kohl sind schon weg, HP "Baxter" Friedrich wackelt bereits mit dem Hintern und auch sonst zittern alle vor der Grand Dame. Es wird eng. Und Nachwuchs ist nicht in Sicht.

Da muss sie wohl selber ran. Einen großen Coup hat Merkel nun in Brandenburg gelandet. Weil dort die Listenplätze nicht vollständig besetzt werden konnten, springt sie nun unter dem Pseudonym Andrea Voßhoff (MdB) in die Bresche. Das obige Foto zeigt sie links (ohne Brille) auf dem Kanzlerinnen-Wahlkampfplakat und rechts bei der Verleihung eines Bundesverdienstgedöns (ohne Brille) an irgendwen im Bundestag als: Andrea Voßhoff.

So kennen wir sie, ganz praktisch veranlagt und mit viel Gespür für die Logisitk: Merkel kann gleichzeitig als Bundeskanzlerin für das Vaterland und für Brandenburg im Bundestag als Andrea "Booty la" Voßhoff die Seele baumeln lassen. Den Spitznamen hat sie weg: In ihrer Vita gibt sich Voßhoff/Merkel als Bootfahrerin und leidenschaftliche französische-Vokabeln-Lernerin aus. Sowas kann man nur erfinden und ist daher der Beweis für das doppelte Spiel von Merkel/Voßhoff.

Ob die beiden auch gemeinsam in Urlaub fahren, ist frühestens nach den Wahlen im September abzusehen. Keine Sorge: Bei doppeltem Gehalt als Bundekanzlerin und einfachem MdB für Brandenburg ist der ein oder andere Griechenlandaufenthalt drin. Und fällt wohl auch nicht auf. "Wo ist die Bundeskanzlerin/ Frau Voßhoff" ist eine recht selten benutzte Formel im Bundestag.

Nur eine Frage der Zeit, bis Merkel ihr eigenes Kabinett komplett selbst stellt. Bis dahin heißt es allerdings: üben, üben, üben! Und sich nicht erwischen lassen. Wenigstens optisch sollten sich die beiden Kunstfiguren voneinander unterscheiden. Doch Chapeau, Frau Merkel/Voßhoff: Ein Team in (Personal-)Union! Das muss man Ihnen erstmal nachmachen. Gemeinsam erfolgreich eben!