Montag, 24. September 2012

Fleischwurstrezeptionen! Altersbedingte Bierseligkeit!

Manchmal überfallen einen die Erinnerungen. Man schneidet einen Ring Fleischwurst an und denkt plötzlich an längst vergangene Zeiten und Freunde. Da war J., der einst Schlagzeuger in "meiner" Hardcore- Band St-37 war. Der hatte es arg mit dem Essen. Nach den Proben im Schweinestall im Dorf K., den wir höchstselbst ausbetoniert und mit einer Gips- Steinwolldämmung versehen hatten, hatten wir großen Hunger und bestellten uns zu dritt zwei Familienpizzen.

Danach gingen wir zum gemütlichen Teil des Abends über und tranken noch etwas Bier. Unser bärtiger Schlagzeuger, beileibe nicht fett, aber stämmig, ging den Weg zur Küche, brachte sich einen Ring Fleischwurst mit. Und wie er da so saß, mit einem Bier in der linken Hand, und der Fleischwurst in der rechten, da meinte er lapidar: Es gibt nichts Besseres als einen Ring Fleischwurst in der einen und eine Flasche Bier in der anderen Hand.

Dann biss er herzhaft in die Wurst und nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche. Ich war tief beeindruckt und begann ernstlich, diesen Mann, der ja locker fünf Jahre jünger war als ich, zu bewundern, ja beinahe zu verehren. Es lag eine derartige Klarheit in diesem Satz, dass er mich vom Hocker riss. Völlig unironisch meine ich heute, damals einen Blick in eine spirituelle Wahrheit getan zu haben.

Ich traf J. einige Jahre später, wir hatten uns längst aus den Augen verloren, in einer anderen Stadt wieder. Da ich meiner damaligen Freundin von dieser bewundernswerten Begebenheit erzählte, meinte ich nur nach einigem Geplänkel stolz: "Das ist übrigens der Mann, der sich mit einem Ring Fleischwurst in der einen Hand und einer Flasche Bier in der anderen Hand ..." usw. usf. Was soll ich sagen? Er nahm es mir übel und vergalt es mir mit einer seiner Mythen bezüglich meiner Person.

Er lag völlig richtig, und ich konnte es nur bejahen: "Und das ist H., begegnete er seiner Freundin, und der war eine Diva!" Richtig! Ich war und bin eine Diva. Alles (solange es um Kunst geht) muss sich nach mir richten. Tut es das nicht, bin ich gekränkt. Kunst kennt keine Kompromisse. Dabei ist es egal, ob man ins Mikro kreischt oder eine Wand bemalt. Leider muss ich ergänzen: J.'s Quittung war weit weniger liebevoll gemeint als meine Ausmalung eines Bandmythos'.

Ich war aufrichtig fasziniert von J.'s Attitüde. J. war sichtlich genervt von meiner. Das ist schließlich der Unterschied! Diese Begegnung hat mich traurig gemacht. Man merkt schließlich, wie alle Leichtigkeit verschwindet aus unseren Leben und der Missgunst und dem Misstrauen weicht. Wie wir straight werden und vielleicht auch verbittert. Wie wir uns unserer Jugend unsicher sind und uns schämen wegen nichts. Wir hatten zwar noch Telefonnummern ausgetauscht, wussten aber vorher schon, dass keiner den anderen anrufen wird.

Die Fleischwurst heute war übrigens nicht halb so gut wie die aus K.

Sonntag, 23. September 2012

It's the system, not the sex, stupid! Ich will die 50%- Quote!

Wo genau liegt das Problem? Das statistische Mittel besagt, dass Männer und Frauen durchschnittlich begabt sind. Daher sollten beide Geschlechter zu gleichen Teilen am Gelingen einer Gesellschaft (wirtschaftlich und sozial) beteiligt werden. Es ist doch völlig egal, ob die Wirtschaft von durchschnittlich begabten Männern oder von durchschnittlich begabten Frauen gelenkt wird. Es soll schließlich keiner behaupten, dass ausgerechntet die Vorstandsetagen von irgendwie begabten Menschen bevölkert sind.

Unsere Gesellschaft fördert das Mittelmaß. Exzellenzen sind lediglich bürokratische Konstrukte, die das Mittelmaß dadurch inkludieren, indem sie sie zur Exzellenz stilisieren und mit reichlich Etat versehen. Versuchen Sie es selbst: Machen Sie Politik mit einer originellen Idee oder stellen Sie etwas her, was die Menschen wirklich brauchen! Sie werden scheitern! Denn die Mittel vergeben immer noch die durchschnittlich Begabten. Und die Wähler_innen vertrauen schließlich niemandem, der großkopfert daherkommt. Es regiert das: Mittelmaß!

Also weg mit der Forderung von 10, 20 oder 40 Prozent Frauenanteil in den Vorständen. Ich will die 50 Prozent. Statistisch gesehen kann es gar nicht schlechter werden. Auch mit Frauen bleibt alles, wie es ist. Das ist meine Prognose! Denn die Wirtschaft ist kein Problem des Geschlechtes, sondern ein Problem der Verteilung. Ich möchte, dass Frauen endlich in der Mitte der Gesellschaft ankommen und beweisen dürfen, dass sie genauso unfähig und unverantwortlich agieren wie Männer. Der einzige Unterschied: Ein Mann im Vorstand ist ein Platzhirsch. Eine Frau ist geschlechtlich eine Platzhirschkuh, sozial aber genauso ein Dummbatz wie Jedermann.

It's the system, not the sex, stupid! Politikerinnen wie die von der Leyen, die Merkel oder die Schröder beweisen, dass sich nichts verbessert, bloß weil Frauen den Job machen. Sie treten ja noch nicht mal für ihre Geschlechtsgenossinnen ein. Im Gegenteil: Letztere schreibt mit einem einzigen Buch 40 Jahre Emanzipation nieder (ohne die sie hätte niemals Ministerin werden können - Fluch oder Segen?). Wäre dennoch schön, wenn sich der Bundesrat zusätzlich zur Quote auch einmal dazu entschließen könnte, die Gehälter von Männern und Frauen anzugleichen und andere strukturellen Ungleichheiten abzuschaffen.

Für die Lohnungerechtigkeit wurde vor einigen Jahren übrigens immer die Möglichkeit einer Schwangerschaft während der Beschäftigungszeit angeführt. Dies koste den Betrieb Unsummen, daher müsse kompensiert werden. Da aber die meisten Jobs mittlerweile ohnehin befristet sind, dürfte dieses Argument wohl keine Rolle mehr spielen.

Dienstag, 18. September 2012

Vom Segen der Gottlosigkeit! Von der Gottlosigkeit des Segens!

Wann gibt es hier schon einmal Proteste? Ich meine eruptive Proteste, mit brennenden Flaggen, zerstörten Autos, mit Toten und Verletzten? Man kann dankbar sein, dass dem so nicht ist. Proteste sind, wenn überhaupt, eher friedlich. Man wundert sich schon, warum Menschen sich die Zumutungen des Alltags bieten lassen und nicht schäumend vor Wut auf die Straße gehen, Barrikaden aufbauen und sich mit Sicherheitskräften prügeln. Doch die Empörung ist eine des Individuums und richtet sich vor allem gegen den Nachbarn, nicht gegen das System.

Vielleicht liegt es daran, dass hierzulande beinahe alle satt werden und Armut im Vergleich mit anderen Ländern hier eher ein Karrierehemmnis ist als existenziell bedrohlich. Wer arm ist, wohnt in der Regel dennoch und verfügt über ausreichend Lebensmittel. Wer arm ist, lebt qualitativ schlechter, ist aber nicht vom Hunger bedroht. Diesem Zustand ist es wohl zu verdanken, dass Massenproteste in der BRD und anderen, dem "Westen" zugeordnete Länder, kaum vorkommen. Und, so paradox es klingen mag: Auch dass man für (fast) alles demonstrieren oder gegen alles protestieren darf, glättet die Wogen.

Anders in den sogenannten islamischen Staaten, in denen jeglicher Protest im Keim erstickt wird. Hinzu kommt ein eklatanter Mangel an Bildung in weiten Teilen der Bevölkerung. Man mag einwenden, dass Bildung auch im "Westen" Mangelware ist, aber im Vergleich zu vielen Ländern im Nahen Osten und Nordafrika verfügen wir über ein vorzügliches Bildungssystem. Jeder hätte wenigstens die Möglichkeit, sich umfassend zu bilden (wenn auch nicht die Voraussetzungen). Wirkliche "Opfer" haben diese Option nicht. Sie haben kaum Möglichkeiten, ihrem politischen Willen Ausdruck zu verschaffen und sich individuelle Freiheiten zu nehmen. Noch dazu befinden sie sich in existenziellen Abhängigkeiten, denen gegenüber die Sanktionen eines Jobcenters geradezu lächerlich erscheinen.

Wohin also mit der Wut? Dazu braucht es gelenkte staatliche oder islamistische "Massenveranstaltungen", in denen sich der aufgestaute Zorn und die Unzufriedenheit entladen darf. Wenn Staat und Religionsführer nicht für die Armut und die Verzweiflung der Bevölkerung verantwortlich ist, dann muss es doch wenigstens der dekadente Westen sein. Und ist es nicht abscheulich, wenn ein Film den Propheten und damit jeden einzelnen Muslim beleidigt? Dann dieses diffuse Bild des Westens, in dem offenbar alle gleichgeschaltet gegen den Islam arbeiten (auch und obwohl in diesen Ländern ebenfalls nicht wenige Muslime leben).

Aber ist es nicht seltsam, dass der "Westen" einerseits der Individualität der Menschen angeprangert wird (die zu Gottlosigkeit führen muss), jedoch für jede noch so abwegige Handlung weniger Personen in Sippenhaft genommen wird? Man kann von Glück reden, dass die im Internet kursierenden Videos von islamistischen Hasspredigern keine oder nur wenige christliche Mobs dazu verleiten, die Botschaften islamischer Länder oder Moscheen zu attackieren. Man kann von Glück reden, dass der "Westen" durch eine differenzierte, individualisierte und offene Gesellschaft repräsentiert wird und die diagnostizierte Gottlosigkeit sie eher friedfertig erscheinen lässt.

Denn man kann es drehen, wie man es will: Es kann nicht Gottes Wille sein, Hass zu schüren. Weder Gott noch Allah rufen zu derartigem Handeln auf. Es sind lediglich die Religionsführer (oder jene, die sich dafür halten), die noch immer gewusst haben, wie sie Religion für sich selbst nutzen können. Das ist wahrlich gottlos: Gott im Munde führen und persönliche Interessen verfolgen! Dieser pseudoreligiöse Anspruch führt zu Filmen wie "The Innocence of the Muslims" und zu den hasserfüllten Gegenreaktionen, die vergessen machen, dass derartige Propaganda nicht die Meinung von 6 Milliarden Menschen widerspiegelt, aber eben auch nicht zu verhindern ist.

Man kann aber auch dankbar sein, dass längst nicht alle Muslime sich vor den Karren spannen lassen, souverän bleiben und das Handeln einiger tausend Fehlgeleiteter verurteilen. Und die "schweigende Mehrheit", die sich einfach nicht am Irrsinn beteiligt, sondern ihrem Tagewerk frönt. Es verhält sich hier genauso: Die Handlung einiger Weniger darf nicht zu einer Verurteilung der Gesamtheit führen.

Freitag, 14. September 2012

Wo sind all die guten Zeiten hin? Früher war mehr irgendwas!

Suchbild: finde die Schleimspur
Zu Frau Wulff (die derzeitige) mag man eigentlich nicht viel sagen. Wenn sie jedoch tatsächlich als Prostituierte gearbeitet hätte (was sie ja nicht hat), könnte man wenigstens unterstellen, dass sie ihr Geld durch Arbeit respektive Leistung verdient hat (was letztlich aber nicht korrekt sein kann wg. s.o.). Damit hätte sie eine Erwerbsbiographie gehabt, ganz im Gegensatz zu ihrem Gatten. Allerdings: mit so einem Proll-Tattoo, wie sie es hat, hätte sie nicht viel Geld verdienen können. Für den Christian jedenfalls hat's gereicht. Doch Chris, der alte Styler, hätte es bestimmt noch viel schöner gefunden, wenn sie sich rote Backsteine in die Haut hätte ritzen lassen.

Dass Frau Wulff nun Google verbieten will (leichte Übertreibung seitens der Red.) ist letztlich nur ein Marketing-Trick, um ihr Buch besser vertickern zu können. Sonst hätte nämlich keiner mitgekriegt, dass die Bettina auch gut schreiben tut. Google kann man gerne verklagen und verbieten, doch wer sucht dann für mich die ganzen lustigen Paarbegriffe? Besser wäre es aber gewesen, Facebook zu verklagen. Ich weiß zwar nicht wieso und in welchem Zusammenhang, aber hey: Betti, Du hättest schon was gefunden. Da bin ich mir sicher!

Facebook vermint gerade meinen EMail- Account, weil doofe Leute ihr Adressbuch dort "synchronisieren" und sich der Herr Zuckerberg daran delektiert, indem er mich andauernd fragt, ob ich nicht den einen oder anderen kenne. Sowas machen doch sonst nur schmierige Ermittler im TV. Ich selber finde Facebook jedenfalls blöd und weiß gar nicht, was alle (und wirklich alle) daran finden! Was bringt es mir denn, Texte, Bilder und Freunde dort zu veröffentlichen, wenn sie mir hinterher gar nicht mehr gehören, sondern dem Mark? Ich bin nicht bei Facebook und gehe auch nicht hin. Ich will den "gefällt mir nicht" Button! Das fänd' ich urst gut!

Max Goldt hat in einer seiner Kolummnen einmal seitenlang darüber gerätselt, was das ostdeutsche Wort "urst" bedeutet. Da hat er sehr kompliziert gedacht, finde ich. Ich fand das jedenfalls ganz einfach, obwohl ich gar nicht (wie der Herr Goldt) aus dem Osten stamme: "urst" heißt einfach "äußerst". Mensch, Herr Goldt! Man sollte die Titanic verbieten, in der Sie einmal kolummniert haben, bevor die noch irgendwas mit Bettina macht. Das wäre ja nicht auszuhalten, und es ist außerdem nicht ganz klar, ob sich der Papst nicht etwas hintangestellt fühlen würde. Ist "Bettina Wulff" die korrekte Steigerung von "Papst"? Wo doch beide die Sabbel nicht halten können?

Apropos etwas mit irgendwem machen: Derzeit treffe ich nur noch Menschen, die irgendwas mit Menschen machen wollen. Erzieherinnen wollen plötzlich Sozialpädagogen werden und Tischler werden zu Erziehern gemacht. Jeder weiß: Erzieher können - nein: sollten - nicht Sozialpädagogen werden, und Tischler sollen Holz hobeln und keine Kinder. Da könnte man ja gleich Pfarrer einstellen! Oder schlimmer noch: Lehrer! Wo sind die guten alten Zeiten hin, als alle was mit Medien machen wollten? 

Man kann nicht jammern, wenn man weiß: Die Zeit ist die Hure der Vergänglichkeit! Ich weiß zwar nicht, was das bedeutet, denn ich habe es eben gerade erfunden. Es könnte sich aber lohnen, einmal darüber nachzudenken. Vielleicht auch nicht. Ich bin gerade am überlegen, ob mich nun die ZEIT verklagen könnte. Falls sie es tut, bleibt die Frage: Verklagt sie mich, weil ihr Name im selben Text mit dem von Bettina Wulff steht oder weil ich sie (die Zeit) im Kontext zum Begriff "Hure" genannt habe? Ich blick' da nicht mehr durch... Ich glaub' ich sichere mir das Blog mal lieber!

Freitag, 7. September 2012

Anno, 'ef, i kong eude eih bihchen bäter! Krankheit ist der Lackmustest für die moderne Dienstleistungsgesellschaft!

Ich bin ein furchtbar schlechter Patient. Nicht, dass ich vor Schmerzen schreie oder wehklagend im Bette liege. Nein, es ist viel schlimmer: Ich kann mich nur schlecht mit einer Krankheit abfinden und bin dann extrem missgelaunt. Es gäbe so viele Dinge, die ich tun könnte. Stattdessen liege ich unproduktiv im Bett herum und alle Dinge, die mir Spaß machen, sind so fern. Krankheit stellt eine persönliche Beleidigung für mich dar. Krankheit ist Knast im eigenen Körper!

Wenn ich krank bin, möchte ich besonders gerne auf saftigen Wiesen herumspringen und am liebsten alles vögeln, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Die größten Kunstwerke kämen zustande, wäre ich nur im Vollbesitz meiner Gesundheit. Es ist keine Freude, mit mir im Krankheitsfalle zu tun zu haben. Wer sich um mich kümmern möchte, wird angeranzt, weil ich nicht bemuttert werden will. Wer es lässt, wird angeranzt, weil er mich ganz arg hängen lässt und mich ruhig etwas bemuttern könnte. Aber eben auf die richtige Art!

Was wird nur, wenn die Krankheiten im Alter beginnen, chronisch zu werden? Werde ich mich nur wegen einer Atemwegserkrankung erschießen müssen? Wird mich jemand aus meiner Umgebung erschießen oder vergiften, weil er/sie mein Genöle nicht mehr aushält? Derzeit höre ich mich an, als suche man mit dem Strohhalm auf dem Grund eines Cocktailglases nach Resten von Alkohol. Darth Vader klingt dagegen wie der Quell des Lebens.

Ich habe von einem Mitarbeiter eine Kinderkrankheit abbekommen: Keuchhusten! Er geht jetzt schon in die vierte Woche. Laut Wikipedia ist der Husten unproduktiv. Man hustet also völlig sinnlos herum. Nichts kommt dabei raus. Und da die Krankheit mit Antibiotika behandelt wurde, ist sie nicht einmal mehr ansteckend. Allein die Bakterien haben in meinem Körper haufenweise Toxine abgelegt, die ich nun, meist unproduktiv, abhuste. Der Schleim bleibt drin. Je nach Verlauf geht das bis zu einem halben Jahr so weiter.

Es ist absurd: Jeden Tag fahren Tausende von Arbeitnehmern krank zur Arbeit. Sie husten, sie schwitzen, sie schneuzen saftig in Taschentücher und sprechen mit rauher und verschnupfter Stimme in ihre Smartphones: "Anno, 'ef, i konn eude eih bihchen bäter!" Früher hätte man gesagt, solche Leute, das sind die wahren Helden der Arbeit: Sie sind unverzichtbar, sie werden dringend auf Arbeit gebraucht. Doch ich weiß es mittlerweile besser!

Wer unverzichtbar ist, der kann es sich erlauben, zu Hause zu bleiben, wenn er krank ist. Da wartet der Chef doch gerne, und die Kollegen auch. Denn man hofft: Hoffentlich ist der Kollege bald gesund. Ohne ihn packen sie es nicht. Er ist einfach unverzichtbar! Wer also trotz Krankheit arbeiten geht, der hat bloß Angst, dass der Chef entdecken könnte, dass es auch gut ohne einen geht. Vielleicht sogar besser, wer weiß. Deshalb schleppt man seine Bakterien und Viren zum Arbeitsplatz, um möglichst viele potentielle Konkurrenten aus dem Weg zu räumen. Gleichzeitig verkündet man:

Seht her, Ihr Weicheier! Ich opfere mich auf, während Ihr mopsfidel an Euren Tischchen sitzt und Gemüsesaft zu Eurem Mittagessen kürt. Ich komme krank zur Arbeit, deshalb huldigt mir und meiner Haltung. Steckt Euch an und tuet Buße. Rotzt den Schreibtisch voll, genau so wie ich. Doch solchen, die eine läppische Lungenentzündung für zwei lauschige Tage im Bett missbrauchen sage ich: Man wird schnell merken, wie wenig man Euch im Grunde braucht! Krankheit ist der Lackmustest für die moderne Dienstleistungsgesellschaft!

Samstag, 1. September 2012

Sie kam und blieb! Zufälle!

Also folgendes: Vor nicht ganz drei Jahren bin ich aus Mannheim wieder zurück nach Berlin gezogen. Meine damalige große Liebe C hatte mich verlassen, so dass jeder Grund, weiterhin in Mannheim bleiben zu müssen, entfallen war. Nach einiger Zeit lernte ich dann C in Berlin kennen, meine aktuelle große Liebe mit demselben Anfangsbuchstaben. Die hat eine Wohnung in Friedrichshain. Da sie ein Zimmer frei hatte, vermietete sie es an einen Neuberliner, der ursprünglich aus Heidelberg kommt. P. ist mittlerweile wieder augezogen, hat aber ein paar Bücher dagelassen, von denen ich mir eines genommen hatte.

Es handelt sich um Simone de Beauvoirs "Sie kam und blieb". Das Buch verstaubte zunächst in meinem Bücherregal, da ich genug anderes zu lesen hatte. Es ist ja seltsam mit kostenlosen oder geschenkt- gebrauchten Büchern: Man erkennt ihren Wert nicht wirklich an. Sie werden deshalb etwas stiefmütterlich behandelt. Es ist so, als würde man einem Gast Nachasyl bei sich zu Hause geben: Man hat es sich nicht gewünscht. Es hat sich einfach so ergeben und man ist innerlich froh, wenn der Gast wieder geht. Vor einigen Tagen sah ich jedoch eine Dokumentation über Simone de Beauvoir, und da kam mir das Buch wieder in den Sinn. Nun schlug ich das Buch erstmals auf und entdeckte auf der allerersten Seite einen Eintrag: Der Name meiner damaligen Freundin (unverkennbar ihre Schrift) und die Angabe der Jahreszahl 1996. Zu der Zeit lebte C, soweit ich weiß, in Heidelberg.

Wie ihr Buch in die Hände von P. geraten sein könnte, darüber habe ich mit C (aus Berlin) lange spekuliert: Womöglich kannte C (die aus Mannheim, vormals Heidelberg) P und hat ihm das Buch geschenkt oder einfach nur ausgeliehen. Vielleicht waren die beiden sogar einmal ein Paar? Oder C hat das Buch einfach vertrödelt und P hat es sich dann gebraucht gekauft. So oder so: Es sind derer recht viele Zufälle: Dass jemand ein Buch aus Heidelberg nach Berlin in eine Wohnung bringt, deren Hauptmieterin einen Freund hat, dessen Mannheimer Ex-Freundin dasselbe Buch vor 16 Jahren einmal in Heidelberg signiert hat. Sie kam und blieb (irgendwie), würde ich sagen!