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Sonntag, 29. Dezember 2013

Von der Pole Position zum Endkampf: Ein Jahresrückblick!

Aufhängen sollt man sich, wenn man dann die Welt nicht den Deppen und den Volldeppen überlassen müsst. Doch was soll der Grund zum Weitermachen sein? Was soll das neue Jahr denn schon bringen? Und die darauffolgenden? Was, frage ich hier verzweifelt, wenn nicht das Altbekannte und Immerwährende?

In Zeiten bitterster Not, auch wen's nicht der Hunger ist, der uns plagt, sondern der Mangel an Weitsicht und Intelligenz, bleibt doch eh nur die Hoffnung. Scheiß' auf die Hoffnung! Dauernd nur ein Sonnenblinzerl am Horizont, auf das man zuläuft und das dann, sobald man's greifen könnt, von der schafenen Dumpfheit der Allgemeinheit umwollt wird. Das wird doch nix!

Um sich schießen möcht man. Auf all die Deppen, die meinen, noch mal Gas geben zu müssen, auf der Straße wenn Fußgänger queren oder beim Wachstum, wenn die Natur vor die Flinte gerät und erschossen wird aus lauter Habgier und Endverteilungsphantasien. Der Krieg zwischen den Reichen und den Armen, er ist längst entschieden. Sagt der Herr Buffet, und der muss es wissen. Nomen est Omen.

Die Armen und die nicht ganz so Armen glauben leider, sie hätten eine Chance. Sie denken, sie könnten am großen Umverteilungsprogramm teilhaben. Dabei wird ihnen die letzte Kraft aus dem Leib gezogen und das letzte Geld aus den Beuteln geschüttelt, weil sie Konsum mit Reichtum verwechseln. Sie opfern ihre Freiheit dem unreifen Gedanken, der Kunde sei König und habe damit Macht. Schon mal Schach gespielt?

Dabei haben die Reichen - ich mein damit die ganz Reichen, die wohlhabenden Emporkömmlinge sind nur Stangenhalter: Sportler, Politiker, Film- und Medienstars, auch Wurstverkäufer. Nein, die werden auch untergehen - längst registriert, worauf es ankommt: Wenn die Welt kaputt geht wegen dem Wachstum, dann geht es darum, der Nachkommenschaft die Pole Position in einer kaputten Welt zu sichern. Irgendwann braucht's den Pöbel nur noch, um denen ihre Zukunft zu sichern. Und vom Pöbel braucht's dazu nicht allzu viele.

Aber zurück zur Gegenwart. Damit auch zurück zur GroKo, die ich mit Großer Kotzerei übersetzen möcht, weg vom Führerdeutsch zur wahren Wahrheit, nämlich meine. Die Diktatur der Doofen, Restbeständerepublik, die zugunsten einer unwürdigen Pöstchenschacherei auf eine echte Opposition verzichtet und vorsorglich schon deren Redezeit eingeschränkt hat. Wer will schon Verlierern zuhören? Täten sie was taugen, hätt man sie halt gewählt.

Vergessen leider die Schafsblödigkeit der Wähler, selbst in der Demokratie nur auf die ohnehin Starken zu setzen und damit ihre Macht zu manifestieren, in dem Glauben, dass mit der Wahl des Schwächeren die Stimme verloren ginge. Also sprechen sie mit der Stimme der anderen, die wird wenigstens gehört. So blöken die brunsdummen Deutschen weiter ihren stupiden Blödsinn in die Welt und kaufen sich Autos und Böller und was weiß ich was noch für einen Scheiß.

Dann leben sie ihren ganzen Hass - mehr haben sie nicht, die Entrechteten, die gar nicht wissen, wie entrechtet sie sind - auf der Straße aus und auf der Arbeit und im Zwischenmenschlichen überhaupt. Doch sie hassen die Falschen. Sie hassen ihre Nachbarn, ihre Geschwister, ihre Kollegen, und machen sich gegenseitig das Leben noch schwerer als es ohnehin schon ist. Wären sie wenigstens vom Staat bezahlte Provokateure, man täts verstehen.

Sie sind aber einfach feige Arschlöcher, die vor allem buckeln, was mehr Macht hat als sie und nach allen anderen treten. So waten sie in der Scheiße und wundern sich, dass sie nicht herauskommen. Oder sind schon so sediert, dass sie denken, die Scheiße sei Watte und der Geruch der Duft der Freiheit. So oder so: Dauernd hält sie ein Ebenbürtiger fest und sie kommen nicht von der Stelle. Derweil wird von oben gelacht, als wärens die Götter und nicht solche Menschen wie die da drunten in der Kloake, die verwundbar sind, weil aus Fleisch und Blut.

Der letzte, der behauptet hat er sei ein Gott oder zumindest dessen Sohn, den haben sie ans Kreuz genagelt, wo sein Fleisch und Blut verdorrt ist. Aber er sei wieder auferstanden, sagen sie, die Klerikalen. Kein Vergleich sei das. Na, das wär doch mal auszuprobieren mit denen, die sich für gottgleich halten. Schauen wir ein paar Tage später nach, ob sie aufgefahren sind oder doch nur Fleisch und Blut. Man kann im Zweifelsfall immer noch beten. Verbuchen wir die vermeintliche Unsterblichkeit unter Berufsrisiko. Das wär zumindest fair. Und nicht völlig unanständig.

Aber bis dahin tät etwas Revolte nicht schlecht. Alles muss zurückerobert werden! Ich will die Welt zurück. Ich will da sein, wo ich hin möcht und nicht weggehen, weil ein paar Schutzpolizisten das Eigentum eines Erben schützen sollen. Und die Straße, die gehört allen, nicht nur den Autoservilen. Die Wälder sind die unsrigen, und das Wasser und die Luft. Die Häuser, Villen und Fabriken gehören uns auch, weil die ja Leut wie wir gebaut haben, nicht aber die Reichen. Die haben uns nur unsere Zeit gestohlen, die will ich also auch wieder zurück.

Aber ich habe keine Macht. Ich kann nur meinen Respekt und meinen Gehorsam verweigern und mir gelegentlich ein paar Brosamen schnappen, die für mich abfallen. Und wenn ich ihn nicht aus den Augen verlier, werde ich dem Silberstreif am Himmel folgen und mich daran aufbauen, dass woanders die Leut sterben, weil die für ihre Freiheit kämpfen und nicht wie ich an der Fußkette der Behaglichkeit ihre Rechte veräußern bis es zu spät ist, daraus aufzuwachen und sich zu wehren. Das Private ist politisch, und damit ist das Private leider auch scheiße!

P.S. Ich lese gerade Franz Xaver Kroetz' Der Mondscheinknecht. Der hat eine Kraft in der Sprache, die mir gut gefällt. Daher der bajuwarische Sermon im Text. Die Aneignung ist dabei kein bloßer Versuch, sondern fließt so durch mich durch... ich kann nichts dafür!

Dienstag, 18. September 2012

Vom Segen der Gottlosigkeit! Von der Gottlosigkeit des Segens!

Wann gibt es hier schon einmal Proteste? Ich meine eruptive Proteste, mit brennenden Flaggen, zerstörten Autos, mit Toten und Verletzten? Man kann dankbar sein, dass dem so nicht ist. Proteste sind, wenn überhaupt, eher friedlich. Man wundert sich schon, warum Menschen sich die Zumutungen des Alltags bieten lassen und nicht schäumend vor Wut auf die Straße gehen, Barrikaden aufbauen und sich mit Sicherheitskräften prügeln. Doch die Empörung ist eine des Individuums und richtet sich vor allem gegen den Nachbarn, nicht gegen das System.

Vielleicht liegt es daran, dass hierzulande beinahe alle satt werden und Armut im Vergleich mit anderen Ländern hier eher ein Karrierehemmnis ist als existenziell bedrohlich. Wer arm ist, wohnt in der Regel dennoch und verfügt über ausreichend Lebensmittel. Wer arm ist, lebt qualitativ schlechter, ist aber nicht vom Hunger bedroht. Diesem Zustand ist es wohl zu verdanken, dass Massenproteste in der BRD und anderen, dem "Westen" zugeordnete Länder, kaum vorkommen. Und, so paradox es klingen mag: Auch dass man für (fast) alles demonstrieren oder gegen alles protestieren darf, glättet die Wogen.

Anders in den sogenannten islamischen Staaten, in denen jeglicher Protest im Keim erstickt wird. Hinzu kommt ein eklatanter Mangel an Bildung in weiten Teilen der Bevölkerung. Man mag einwenden, dass Bildung auch im "Westen" Mangelware ist, aber im Vergleich zu vielen Ländern im Nahen Osten und Nordafrika verfügen wir über ein vorzügliches Bildungssystem. Jeder hätte wenigstens die Möglichkeit, sich umfassend zu bilden (wenn auch nicht die Voraussetzungen). Wirkliche "Opfer" haben diese Option nicht. Sie haben kaum Möglichkeiten, ihrem politischen Willen Ausdruck zu verschaffen und sich individuelle Freiheiten zu nehmen. Noch dazu befinden sie sich in existenziellen Abhängigkeiten, denen gegenüber die Sanktionen eines Jobcenters geradezu lächerlich erscheinen.

Wohin also mit der Wut? Dazu braucht es gelenkte staatliche oder islamistische "Massenveranstaltungen", in denen sich der aufgestaute Zorn und die Unzufriedenheit entladen darf. Wenn Staat und Religionsführer nicht für die Armut und die Verzweiflung der Bevölkerung verantwortlich ist, dann muss es doch wenigstens der dekadente Westen sein. Und ist es nicht abscheulich, wenn ein Film den Propheten und damit jeden einzelnen Muslim beleidigt? Dann dieses diffuse Bild des Westens, in dem offenbar alle gleichgeschaltet gegen den Islam arbeiten (auch und obwohl in diesen Ländern ebenfalls nicht wenige Muslime leben).

Aber ist es nicht seltsam, dass der "Westen" einerseits der Individualität der Menschen angeprangert wird (die zu Gottlosigkeit führen muss), jedoch für jede noch so abwegige Handlung weniger Personen in Sippenhaft genommen wird? Man kann von Glück reden, dass die im Internet kursierenden Videos von islamistischen Hasspredigern keine oder nur wenige christliche Mobs dazu verleiten, die Botschaften islamischer Länder oder Moscheen zu attackieren. Man kann von Glück reden, dass der "Westen" durch eine differenzierte, individualisierte und offene Gesellschaft repräsentiert wird und die diagnostizierte Gottlosigkeit sie eher friedfertig erscheinen lässt.

Denn man kann es drehen, wie man es will: Es kann nicht Gottes Wille sein, Hass zu schüren. Weder Gott noch Allah rufen zu derartigem Handeln auf. Es sind lediglich die Religionsführer (oder jene, die sich dafür halten), die noch immer gewusst haben, wie sie Religion für sich selbst nutzen können. Das ist wahrlich gottlos: Gott im Munde führen und persönliche Interessen verfolgen! Dieser pseudoreligiöse Anspruch führt zu Filmen wie "The Innocence of the Muslims" und zu den hasserfüllten Gegenreaktionen, die vergessen machen, dass derartige Propaganda nicht die Meinung von 6 Milliarden Menschen widerspiegelt, aber eben auch nicht zu verhindern ist.

Man kann aber auch dankbar sein, dass längst nicht alle Muslime sich vor den Karren spannen lassen, souverän bleiben und das Handeln einiger tausend Fehlgeleiteter verurteilen. Und die "schweigende Mehrheit", die sich einfach nicht am Irrsinn beteiligt, sondern ihrem Tagewerk frönt. Es verhält sich hier genauso: Die Handlung einiger Weniger darf nicht zu einer Verurteilung der Gesamtheit führen.

Donnerstag, 19. Juli 2012

Verheerende Talibanisierung! Gott von Versicherungsgesellschaft getötet!

Engel mögen Eis, der Papst Limo und Schoki!
Der Gottesglaube basiert im Grunde auf drei als ungünstig zu bezeichnenden Charaktereigenheiten der Menschen: 1. dem Wunsch, das Unerklärliche schnellstmöglich und einfach erklärbar zu machen, 2. dem Drang, die persönliche Freiheit zu veräußern, indem man sie einer Gemeinschaft samt ihrer unververrückbaren Ritualen unterordnet und 3. dem Unwillen, persönliche Verantwortung bzw. Haftung für sein Handeln bzw. Eigentum übernehmen zu wollen.

Im Grunde wurde Gott längst von den Versicherungsgesellschaften ersetzt: Kaum ein gläubiger Christ, Jude, Muslim, der nicht irgendwie gegen die Unwägbarkeiten des Lebens versichert ist. Unwägbarkeiten, Unerklärliches, Katastrophen, Schadenshaftung, Vertragsausschlüsse, Klauseln, Mitwirkungspflicht: Das war früher God's own domain! Eigentlich ist das Abschließen einer Police blasphemisch: Mit richtig echtem Gottesglauben ausgerüstet, würde man dem Schöpfer sonst doch bis in die Ewigkeit hinein vertrauen. Man würde sogar dessen biblische Plagen ertragen und doch extra doll an ihn glauben. Haus kaputt? Bau' ich mir halt ein neues, besseres. Sohn tot (ich hab' ihn erschlagen sollen)? Egal, Gott ist trotzdem super! Mach' ich mir halt 'nen neuen Sohn! Für dies alles sorgt jetzt Ihre Versicherung!

Glaube und Versicherung sind jedoch zwei sich gegenseitig ausschließende
Prinzipien. Würde Gott zu den Menschen sprechen und ihnen einen Glaubensbeweis abverlangen, die Prüfung wäre, ohne Haftpflicht- , KFZ- Vollkasko- und Hochwasserschutzversicherung auszukommen. Dann folgten die göttlichen Katastrophen ohne Schutz und doppelten Boden. Doch was würde Noah heute dazu sagen? Hoffentlich Allianz versichert? Was denken Christen heute über Gott, wenn dessen Schadensregulierungsstelle nicht gerade die Bestnote erhält und sämtliche Policen in den Kellern des Vatikans vor sich hin modern? Er hat ja noch nicht einmal einen Briefkasten, und ans Telefon geht niemand ran.

Wäre ich Gott, ich wäre angesichts der professionellen Konkurrenz eingeschüchtert und würde von allen Ämtern zurücktreten, weil ja noch nicht einmal mein Vorstand mir das Vertrauen ausspricht. Wie würde sich das in, sagen wir mal, der Deutschen Bank ausnehmen? "Herr Ackermann, wir glauben zwar an Sie, aber sicherheitshalber... Sie wissen schon... okay: Wir vertrauen Ihnen nicht! Eigentlich bräuchten wir nun jemanden mit moderneren Ideen"

Gut, Ackermann ist mittlerweile passé, während der Vorstandsvorsitzende der heiligen katholischen Kirche vor allem dadurch auffällt, dass er seine schützende Hand über die ins Trockene gebrachten Schäfchen hält. Transparenz, das ist nicht nur der Leitgedanke der Deutschen Bank. Päpstliche Unfehlbarkeit setzt jedoch Vertrauen voraus. Und das ist so dermaßen groß, dafür gibt's dann sogar vorauseilenden Gehorsam, weil ein Satireblatt den Papst von vorne mit ausgeschütteter Limo und von hinten mit draufgesessener Schokolade zeigt.

Nun die Überraschung: Selbst der Papst überlässt es nicht Gott, das Blatt zu rügen und eine Katastrophe biblischen Ausmaßes über es zu schicken, sondern erwirkt eine einstweilige Verfügung. Ganz weltlich, wo man doch sonst gerne ausschließlich intern ermittelt. Zumindest, solange es um Geldwäsche und Kindesmissbrauch geht. Doch bei einer solchen Verunglimpfung erhält der Papst auch Schützenhilfe von den üblichen Verdächtigen aus Presse und Politik. Die sind ja irgendwie auch alle Papst, jetzt wo's dieses Mal endlich ein deutscher Hitlerjunge geworden ist.

Unvergessen ist noch der spitze Aufschrei der Gerechten wegen der Fatwa gegen die Zeichner und Publizisten der Mohammed- Karikaturen. Was wurde da geschimpft gegen unlustige Muslime und Zensur. Es kommt halt doch a bisserl drauf an, wer da "verunglimpft" wird, nicht wahr? Und der Papst ist ja nicht irgendwer, er ist schon was Besonderes. Da ist sich der Herr Goppel von der CSU sicher: "So geht man mit Menschen nicht um, mit dem Papst schon gar nicht".

Alle sind gleich, nur manche sind halt noch a bisserl gleicher, nicht wahr? Die Obszönitäten, die der Boulevard tagtäglich absondert, ficht die feinen Herrschaften nicht an. Dessen Häme richtet sich doch nur gegen den Bodensatz der Gesellschaft: Erwerbslose, Alleinerziehende, Minderheiten, Asylbewerber, verschuldete Euro- Staaten mitsamt ihren Bürger_innen, kleinkarierte Bundespräsidenten, Gestrauchelte sowieso. Jene also, die noch weniger gleich sind als die Gleichen. Kann man ruhig drauf rumtreten. Liegen ja ohnehin schon im Dreck.

Die Talibanisierung der Gesellschaft schreitet indes munter voran: Die Berliner Zeitung schließt sich nun im Allgemeinen der tollen CDU- Idee an, feierlustigen Jugendlichen das Bier zukünftig von der Getränkekarte zu streichen. Diesbezüglich geht man auch die Spätis an, die ja so heißen, weil man dort auch spät noch was kaufen kann. Die Berliner CDU hat dieses einfache Prinzip noch nicht so ganz verstanden und möchte daher die Öffnungszeiten einschränken. Ausgerechnet sonntags sollen die Spätverkäufe dicht gemacht werden. Wenn's um den Konsum geht, zeigt man sich sonst ja nicht so katholisch. Aber hier geht's nicht um Designer- Toaster und Kühlschränke, sondern um volksverderbendes Gebräu!

Als grandioses Beispiel hält Baden- Württemberg her. Genau: Das ist das saubere und strunzlangweilige Bundesland, in dem das Kapital der Politik gerne die Hand zur Unterschrift führt und aus dem die Scharen nach Berlin strömen, um der Hauptstadt Blockwartmentalität, Gottgefälligkeit und Prüderie einzubleuen. Wenn es BW nicht gäbe, Joachim Gauck müsste es erfinden. Dort gilt seit 2010 ein generelles Verkaufsverbot von Alkoholika ab 22 Uhr an Tankstellen und Kiosks. Freilich kann man sich vorher schon eindecken. Doch werden zunehmend private Freiheiten zugunsten einer kommerziellen Nutzung eingeschränkt: Es ist nicht verboten, sich in Kneipen, auf Volksfesten oder bei Sportveranstaltungen zu besaufen. Wohl dem, der über ausreichend Geld verfügt.

Aber es war ja klar, dass es nach den Rauchern den Trinkern an den Kragen gehen soll. Man richtet durch Verbote eine (im Grunde sogar gotteslästerliche) Vollkaskogesellschaft ein, in der alles, was sich außerhalb der Norm bewegt und gegebenenfalls eine Gefahr für Kinder, Erwachsene und Wirtschaft darstellen könnte, reguliert und drangsaliert wird. An so einem Bundesland braucht man sich nicht zu orientieren, liebe Berliner Zeitung. Heißt es nicht so: Lieber bunt als braun? Aber was kommt eigentlich dabei heraus, wenn man die Farbe Rot mit Schwarz mischt?

Samstag, 2. Juni 2012

Sklave und Gott zugleich! Ein neues Weltbild und ein Transit!

kriegswichtig: ein Schöpfungsmythos
Neulich rief mich mein bester Freund RonJustice während seiner Mittagspause an und konstatierte: Wir sind alle Sklaven! Sag ich doch die ganze Zeit, hob ich an und leitete den Begriff "Arbeit" aus dem Altgermanischen und dem Alt- Osteuropäischen semantisch her: Arbeit IST Sklaverei. Wäre interessant, die Herleitung des anglizistischen Begriffs "Work" zu beWERKstelligen.

Ach, im Englischen klingt eben einfach alles Besser. Da wird aus Arbeit ein Werk. Demnach ist Arbeit beinahe Kunst? Zumindest, bevor der Dienstleitungssektor oder die Manufaktur erfunden wurde, mag dies zutreffend gewesen sein. Die Fachbereiche Medizin, Philosophie, Architektur, Malerei etc. wurden in der Antike von ureigenen Musen begleitet (das sind neun von Zeus einvernehmlich mit Mnemosyne gezeugte Nymphen) und galten daher als hohe Künste. Im Englischen heißen Abschlüsse auch deshalb "Masters of Arts". Es wird deutlich, welches Verständnis von "Arbeit" die Deutschen der Welt oktroyieren wollen und warum sich der denkende Teil der Menschheit so beharrlich (und berechtigt) weigert.

Im gemeinsamen Urlaub mit C. in der Türkei wurde obiges Bild geschissen geschossen. Nun hänge ich einer neuen Glaubensrichtung an, die eine Neuordnung des uns bekannten Universums erforderlich macht: Gott ist ein riesenhafter Mistkäfer, der aus einem großen Haufen Scheiße die Erdkugel formt, sie hernach zu einem unbekannten Bestimmungsort rollt und dort seine Nachkommenschaft hineinsetzt. Wir sind also alle göttlichen Ursprungs und die Milchstraße müsste eigentlich braun sein. Ein göttlicher, optischer Trick macht sie " milchig", auch um der schlechten Konnotation mit der braunen Scheiße seit den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu entgehen. Was nur davon zeugt, wie gut informiert der "GodBug" schon zu Anbeginn der Zeiten über das, was noch kommen würde, war.

Aber sind wir alleine im Universum? Wieviele Kugeln Mist rollt so ein "GodBug" eigentlich in die Unendlichkeit hinein, bis ihm die Ewigkeit zu fad wird und er einen der Unsrigen erwählt, sein Werk fortzuführen? Rühren wir dann selber in den Fäkalien der universalen Kloake? Entdecken wir den Kubus der Kugel (die 3D- Version der Quadratur des Kreises)? Was machen wir mit der "Resterde?" Wie jede anständige Religion birgt auch das darin enthaltene fäkaliozentrische Weltbild den ein oder anderen Makel. Den Venustransit gibt es aber auch hier und der versetzt mich in Staunen:

Am 6. Juni kriecht der Abendstern zum letzten Mal in diesem Jahrhundert über die Sonnenscheibe und wird zum Morgenstern. Oder so ähnlich. Der Reihe nach berichteten alle anständigen Zeitungen darüber und über sämtliche Perioden der Beobachtung des Venustransits vom 18. Jahrhundert bis heute. Bis auf die Süddeutsche haben sie allesamt die durch Thomas Pynchon verewigten Astronomen und Landvermesser Mason und Dixon vergessen, was ich sträflich finde, zumal sämtliche Artikel ins Feuilleton verbannt wurden und nicht ins Reich des Wissens.

Der Venustransit! Ich finde sowas ja toll. C. daraufhin: Und das soll irgendwie spannend sein oder was? Eine kleine Kugel, die über die Sonne rollt? Ich musste mich nach dieser als Frage getarnte Aussage spontan an eine andere Person erinnern, der ich vor Jahren einmal den besonders nahen Mars gezeigt hatte. Sie hatte daraufhin sehr lange den Himmel abgesucht und zeigte sich hernach enttäuscht: Ach so, der kleine trübe Stern da oben. Ich hab' mir den größer vorgestellt. Woraufhin ich bemerkte, dass ich eigentlich ganz beruhigt sei, dass er nicht noch größer sei, der PLANET!

Nun findet also auch C. ein kosmisches Ereignis, dass aufgrund der Dimensionen nur wenig Spektakel hervorruft, irgendwie langweilig. Man hat den Eindruck, die Menschen hätten alles lieber viel GRÖSSER. XXL. Doch dazu müsste man auch sehr viel NÄHER sein, was irgendwie beunruhigend ungesund wäre und man dann wohl auch andere Sorgen hätte. So wie im Film "Melancholia" von Lars von Trier, den C. (und ich auch) sehr gut fand. Der herannahende Planet war am Ende so dermaßen groß und spektakelig, dass er die Erde einfach verschluckt hat. Nun denn, vielleicht wär es das Beste.

Jedenfalls meinte ich, so ein Transit sei auf jeden Fall aufregender als so Zeug wie das Wachstumsbeschleunigungsgesetz, Gaucks Israelbesuch samt Deutschland- Attest ("Ja, mittlerweile dürfen wir wieder stolz auf Schland sein..."), der drohenden EM und den unterbezahlten Schlecker- Mitarbeiterinnen, die auf 12 Prozent ihres lausigen Gehalts verzichten würden, wenn sie dafür ihre Arbeitsplätze behalten dürften, zusammen. Ja, meinte ich, sowas ist in der Tat spannend: Es ist ein verlässliches und vor allem berechenbares Ereignis, dazu noch ist es selten. Es findet nämlich jedes Jahrhundert zweimal im Abstand von ca. 8 Jahren statt.

Das ist souverän, daran sollte sich mal einer wie der Gauck, der Herr Sarrazin, der Herr GraSS, der Herr Henkel, oder der Herr Sinn oder oder oder ein Beispiel nehmen. Und die Schlecker- Mitarbeiterinnen haben nun Glück im Unglück: Sie müssen sich nicht weiter ausbeuten lassen und können mal eine ruhige Kugel schieben: Die Gläubiger schicken das Unternehmen in den Orkus des Kapitalismus. Ja, auch in der Arbeitslosigkeit steckt ein Körnchen Göttlichkeit. Die Verkäuferinnen werden dies leider nicht erkennen und sich alsbald neu einstellen lassen, gerne auch für weniger Geld. Man kann halt nicht beides zugleich sein: Sklave und Gott!

Donnerstag, 9. September 2010

Einbahnstraßendenker und Kiezkiller! Assimiliert sind sie doch alle!

klick mich groß:
gefunden in Neukölln/ Donaustraße
Jaja, neben stehendes Plakat ist bestimmt ganz arg lustig gemeint. Doch ich als Ober-Spaßbremse komme nicht umhin, diese auf diverse Bevölkerungsgruppen angewendete Genealogie (Sippenlehre) in eine Linie (wenn auch nicht auf gleicher Ebene) mit der nationalsozialistischen Rassenlehre zu stellen.

Hier wird ein Bild von einer pseudoethnischen Gruppe gezeichnet, die bestimmte Attribute aufweist und damit per se unter Gentrifizierungsverdacht steht. Unklar bleibt, ob der bezeichnete soziale Typus alle Merkmale aufzeigen muss oder ob schon eines ausreicht, um ihn als einen sogenannten Kiezkiller bezeichnen zu können.

Der Verweis auf die Nazi-Rassenlehre ist insofern richtig, als auch hier schon durch rein optische Begebenheiten eine Rassenzugehörigkeit diagnostiziert werden sollte. Dem Kiezkiller droht zwar kein KZ- Aufenthalt und auch keine Ermordung, jedoch wird ihm im engeren Kontext eine (Zwangs)umsiedlung nahe gelegt.

Auch wenn dieses Plakat bestimmt nicht ganz so gemeint ist, so erinnert es doch in seiner Aussage verdächtig an die Auswirkungen der Nürnberger Rassegesetze, welche im Groben den Umgang mit Nichtariern unter Strafe bzw. Argwohn gestellt haben. Die Fragen, die uns hier gestellt werden, lauten: Bin ich selbst ein Kiezkiller? Unterstütze ich ebensolche? Darf ich an einen solchen Waren verkaufen? Was muss ich tun, um auf keinen Fall wie ein solcher auszusehen? Muss ich mir nun kleine Kopfhörer besorgen, um ja nicht wie ein Kiezkiller zu wirken?

Das Problem, das mit diesem Plakat angesprochen werden soll, ist ja nicht per se eines, das die potenziellen Mitglieder der betreffenden Gruppe zu verantworten haben. Die zahlen halt einfach die Miete, die sie sich leisten können und benutzen die Geräte und Kleidungsstücke, die ihnen gefallen. Das Problem sind vielmehr die Vermieter, die horrende Mieten kassieren dürfen und dies auch tun. Um hier fair zu bleiben, müsste man ebenfalls ein Plakat entwerfen, das über die eindeutigen Rassenmerkmale von Vermietern aufklärt. Sind Sie ein Vermieter?

Man sollte meiner Meinung nach beides einfach sein lassen. Vereinfacher gibt es schon genügend. Der, dessen Name ich auch weiterhin hier nicht nennen möchte, ist trotz seiner Bildung und seiner christlichen Bauweise ein ebensolcher. Heißt das nun, das Menschen mit Überbiss und Schnäuzer generell Dummschwätzer und Einbahnstraßendenker sind? Und was ist eigentlich mit den 50% der Berliner, die seinen "Thesen" zu den Muslimen angeblich zustimmen? Heißt das, dass die alle genauso beknackt sind wie jener Herr? Oder bedeutet das, dass der Unaussprechliche so bescheuert wie 50% aller Berliner ist?

Sie sind intolerant und schrecken auch vor Mord nicht zurück, um ihre Religion zu schützen. Am liebsten verbrennen sie die Schriftstücke anderer Religionen und haben entweder keinen Respekt vor anderen oder fürchten sie. Sie haben ein erschreckendes Frauen- und Weltbild und jammern sofort, wenn man sie kritisiert. Viele unter ihnen sind wahre Fanatiker und dulden keine andere Religion neben sich. Sie haben furchtbare Anschläge zu verantworten und töteten in der Vergangenheit auch viele Unschuldige. Auch heute töten sie noch - das alles im Namen ihres Gottes.

Wer war's? Richtig: Die Christen! Als deren Kreuzfahrer noch in ihre Kettenhemden geschissen hatten, waren ihnen die Muslime technisch und kulturell weit überlegen. Dann zogen eben jene Kreuzritter los und verteidigten andernorts ihren Glauben wie deren Nachfahren heutzutage ihre Freiheit am Hindukusch verteidigen. Weisheit haben sie keine mitnehmen können, und auch keinen Fortschritt. Wahrscheinlich war's am Ende doch nur das Gold und nicht der Kelch Christi. Dafür haben sie die Muslime in jenes Mittelalter zurückgeworfen, aus dem die Kreuzritter kamen.

Wenn heute irgendwelche muslimischen Jungs Jacken und Mobilfunktelefone abziehen, dann folgen sie auf keinen Fall dem Koran, sondern einzig und allein dem kapitalistischen Wertesystem. Assimiliert sind sie doch, was wollt Ihr denn alle? Wenn sie aber noch dazu nicht richtig lesen und schreiben können, dann liegt das nicht alleine an ihnen und ihren Eltern, sondern vor allen Dingen an den katastrophalen Zuständen in den Schulen und auch an der Stadtplanung, die mehr am Profit der Hausbesitzer orientiert zu sein scheint als am sozialen Frieden.

Wer nun aber Religion an sich in Frage stellen möchte, der sei hier zu einer freien Diskussion eingeladen: Christen, Juden, Muslime und Hindus - unter allen gibt es Fanatiker. Gibt es eigentlich auch fanatische Atheisten bzw. Agnostiker?

Dienstag, 27. April 2010

Achtung: Am Anfang ist es noch Satire! Aber dann geht's um's Kruzifix!

So hat also die niedersächsische CDU nichts Besseres zu tun als eine "Türkin", noch dazu muslimischen Glaubens, zur Sozialministerin zu machen. Und dann beschwert die sich auch noch über Kruzifixe in deutschen Klassenzimmern. Soll sie doch hingehen wo sie herkommt, da wird sie schon sehen, wie gut sie es hat in Deutschland, wo jeder alles darf und viele, vor allen Dingen die Ausländer, noch viel mehr dürfen als die Deutschen selbst. So was von undankbar, diese Frau. Man muss sie vor sich selbst beschützen, indem man sie direkt zum Rücktritt drängt. hier...

Ein Bischof muss schon schlagen (Verzeihung: Watsch'n), lügen (Verzeihung: vergessen) und betrügen (Verzeihung: unterschlagen), um den Rücktritt nahegelegt zu bekommen. Worüber regt man sich eigentlich im Fall Özkan auf? Dass eine Ministerin selbstverständlich nach der Rechtmäßigkeit von Kruzifixen in unseren säkulären Schulen fragt? Sie will ja keinen Halbmond dort aufhängen (außer vielleicht zum Weihnachtsfest). Sie möchte wissen, was religiöse Symbole in Schulen hierzulande zu suchen haben. Das reicht einigen verirrten Schäfchen schon, nach einem Rücktritt zu krakeelen.

Und damit alle Ressentiments zu bedienen, die es gibt. Frau (hat eh nichts zu melden), Türkin (von wegen: Frau Özkan ist in der BRD geboren und hat die deutsche SBS), jung (hat eh nichts zu melden) und Muslimin (was hat eine Muslima in unserem ach so an christlichen Werten orientierten Land zu suchen?). Ja, so ist sie halt, die bundesdeutsche Mehrheit: Wer sich über das große D beschwert, der soll doch woanders hingehen, da wird er schon sehen, was ihm blüht.

Die Christen aber werden weltweit verfolgt, so sieht es nämlich aus! Deshalb sollte sich Frau Özkan nicht so aufregen über das Kruzifix. Sie kann nicht einfach die Gesetze ihres Heimatlandes, wo in den Schulen das Kopftuch verboten ist, in die freie BRD einführen, wo sich ein jeder frei entfalten kann. Es sei denn, er gehört einer Minderheit an. In der Türkei hängt ja wohl auch überall das Bild vom Atatürk, und da sagt auch keiner was. Aber uns sagt es etwas: In der BRD verwechselt so mancher Religion mit Politik und das Ausland mit dem eigenen Land.

Nun, für die, die kein Fernsehen haben und auch keine Freunde: Wir leben in der BRD und nicht anderswo. Hier gelten die Gesetze der BRD, logisch. Aber dies wird gerne einmal dialektisch aufgefasst, wenn's ins rechte Konzept passt: Die Migranten sollen sich an ihrer eigenen Nase (bzw. der ihres "Heimatlandes") fassen, wenn sich dem German Native etwas nicht fügt. Andererseits pickt der sich die ihm gefälligen Zustände aus dem Ausland geübt heraus und nimmt sie sich zum Maßstab, zur Not auch gegen die eigene Verfassung. Das wäre ja so schlau, wenn es nicht so perfide wäre.

In unseren Schulen soll Wissen vermittelt werden und nicht der Glaube an ein vermutlich frei erfundenes Fabelwesen, dessen einzige Zeugen seiner Existenz ein gealtertes Findelkind respektive Wüstenwanderer und ein selbsternannter Prophet sind. Was dabei herauskommt, wenn man Wissenschaft und Religion miteinander vermischt sieht man zur Zeit am Besten am Beispiel Iran: Es kommen dabei Idioten raus! Auch soll die Schule dem Individuum helfen, sich innerhalb einer multipen Gesellschaftform zu verorten. Dazu gehören zwar auch weltanschauliche Aspekte. Ein Kruzifix im Klassenzimmer ist jedoch nur die sichtbar gemachte Duftmarke von Christen mit Revierbewußtsein. Neben dem Kreuz soll es nichts geben! Dies aber grenzt Anders- und Nichtgläubige aus.

Ein Kompromiss? Man könnte zusätzlich eine Buddhastatue, einen Shintoschrein, einen sechsarmigen Leuchter, einen Koran und dergleichen aufstellen, um ja auch niemanden zu benachteiligen. Man könnte aber auch für alle Religionszugehörige eigene Räume in den Schulen gestalten, in denen jeder seinen religiösen Vorlieben nachgehen kann. Viel einfacher aber wäre es, einfach auf jede religiöse Symbolik zu verzichten, auch auf ein Kreuz. Das würde niemandem wirklich schaden.

Wie auch? Man kann auch an Gott glauben, ohne ein Kreuz anzustarren. Das ist schon irrational genug. Wenn nun aber das Jesuskind wüsste, dass seine Schäfchen ein Kreuz zur Festigung ihres Glaubens brauchen, es würde bitterlich weinen!  Will sagen: Jede Aufregung um's Kreuz ist nur schwer nachvollziehbar. Der einzige mir schlüssige Grund für die Verbissenheit im Kampf ums Kreuz im Klassenzimmer kann bei genauerer Betrachtung nur die Angst vor Überfremdung bzw. eigenem Bedeutungsverlust sein. Was anderes fällt mir dazu nicht ein!

Sonntag, 7. Februar 2010

Intoleranz ist die neue Toleranz! Toleranz ist doof!

Mein Glaube an mich selbst ist einigermaßen stark. Wenn mich jemand z.B. ein hirnloses Arschloch nennt, kann ich das gut wegstecken: Was weiß Betreffender denn schon über mich, um sich ein endgültiges Urteil erlauben zu können? Seine Meinung kratzt mich nicht. Ich bin nämlich ganz und gar nicht hirnlos, und wann ich ein Arschloch sein möchte, entscheide ich von Fall zu Fall selbst. Ich bin manchmal gerne ein Arschloch. Meistens aber bin ich sehr freundlich und zuvorkommend.

Wenn also der Glaube an sich selbst weitgehend unerschütterlich ist, warum glauben Menschen, die Beleidigung eines Anderen müsse funktionieren, um sie in Rage zu bringen? Wenn meine Mutter laut Fremdbehauptung tatsächlich eine Hure ist, dann habe ich längst gelernt damit umzugehen, und wenn sie keine ist, dann muss mich die Verbreitung einer Unrichtigkeit ja nicht kümmern. Es kommt allerdings die Wahrscheinlichkeit ins Spiel, dass nur wenige Menschen wirklich an sich glauben, denn provokative Äußerungen treffen auf provozierte Menschen.

Gut, wenn der Glauben an sich selbst nicht so ausgeprägt ist, um cool und locker mit Fremdbestimmungen umzugehen, dann hilft vielleicht wenigstens der Glaube an einen Gott. Dann hilft vielleicht ein möglicherweise erfundenes Wesen weiter, den Zorn und die ungebändigte Dummheit im Zaum zu halten? Nun: Wenn dem so wäre, dann gäbe es den Tatbestand der Verunglimpfung einer Religion gar nicht! Denn wie könnte ein gläubiger Mensch sich von einem Un- oder Andersgläubigen irritieren lassen, wenn er selbst die wirkliche "Wahrheit" ja kennt oder zu kennen glaubt?

In den derzeitigen Debatten über die Religionen bekommt man leicht den Eindruck, die Debattierenden müssten sich ihrer selbst vergewissern, indem sie anderen mangelnde Toleranz ihrer Religion gegenüber unterstellen, nur weil sie es wagen, diese zu kritisieren. Karikaturisten werden verfolgt, Religionskritiker bedroht, angegriffen bzw. ermordet. Man stellt irritiert fest, dass die Meinungsfreiheit der Religionsfreiheit offenbar untergeordnet ist. Das ist so aber nicht richtig, sie müssten wenigstens gleichrangig verhandelt werden.

Im Deutschen Grundgesetz (Art. 4) ist das folgendermaßen geregelt:
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. 
(2) [...]
Frei übersetzt steht es also jedermann frei, ob er sich religiös betätigen möchte oder nicht und darüber zu denken, was er möchte. Um sagen zu dürfen, was er möchte, gibt es den Artikel 5 des Grundgesetzes, die Meinungsfreiheit: 
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.[...] 
(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.
(3) [...] 
Nun ja, wessen persönliche Ehre greife ich denn nun an, wenn ich Interpretationen der Bibel und Auslegungen des Korans anzweifele? Wer darf es mir übelnehmen, wenn ich die religiös motivierte Diskriminierung von Frauen anspreche oder wenn ich es wage, einen satirischen Seitenhieb auf eine Religion auszuüben. Damit sind auch die Christen gemeint, die ja ihrerseits schon empfindlich waren, als in den 70ern der vergleichsweise harmlose "Monty Python's Life of Brian" in die Kinos kam.

Und ist es nun eher ein Zeichen von Intoleranz, einer Gesellschaft den eigenen religiösen Stempel aufdrücken zu wollen, oder sich konstruktiv an der Aufspürung und Auflösung von Widersprüchen zu beteiligen? Um es am Beispiel des vieldiskutierten muslimischen Kopftuchgebots zu erläutern: Ist die Frau durch das Kopftuch tatsächlich vor dem Blick des Mannes geschützt? Oder reicht es aus, es so wie es die nicht kopftuchtragenden Frauen zu tun: Einfach genervt mit den Augen rollen, und schon isser weg, der Männerblick! So geht es nämlich auch: Ganz ohne Religion die Natur mit den Mitteln der Tradition ausbremsen.

Darüber muss man nicht, darüber darf man diskutieren! Wie so ziemlich über alles, was Religion und Gesellschaft betrifft. Aber was macht den Christen zum wahren Christen, und was macht den Muslim zum rechten Muslim? Und wie verhält er sich im Wandel der Zeit? Darüber sollte gestritten werden! Er darf gerne seinen Glauben verteidigen. Aber Verteidigung bedeutet nicht, anderen das Recht auf Meinungsfreiheit abzusprechen. Verteidigung meint vielmehr, das Recht zu behalten, seine Religion auszuüben. Es meint nicht, anderen vorzuschreiben, wie sie damit umzugehen haben. Ach, die Welt, sie macht beinahe keinen Spaß mehr!