Sonntag, 28. September 2008

Einer dieser Tage! Alle sind krank heutzutage!

Es gibt so genannte Thementage nicht nur im Fernsehen, sondern auch im echten Leben. Das echte Leben lässt sich aber leider nicht so lässig ausknippsen wie die Bildermaschine der elektronischen Art. So ist ein Thementag nicht immer nur ein Thementag, sondern manchmal auch einfach nur "einer von diesen Tagen". Wie neulich, als FarmerBoy mit BionicWoman zusammen war.

Diese klagte über eine ihrer alltäglichen, zuerst sitzplatzfreien, Fahrten mit dem ICE. Denn trotz Montskarte hat man keinerlei Anspruch darauf. Nun ist BionicWoman einigermaßen gewieft und konnte doch noch ein leeres Abteil finden. Dummerweise gesellten sich alsbald zwei mittelalte Damen dazu, die sich als geschwätzige SeniorSportlerinnen entpuppten. BionicWoman ist es generell lästig, wenn sich Menschen allzu lautstark ihrer Umwelt mitteilen, und sei es nur im Zwiegespräch.

Als das Thema aber vom Sport zu Sportverletzungen wechselte, und die darin vorkommenden Stichworte um offene Knochenbrüche, schlecht verheilende Narben und Blutgerinnsel kreisten, wurde es BionicWoman zuviel. Die Gute ist dermaßen empfindlich, dass allein der Gedanke an eine zweckmäßig zur Gesundung nochmals gebrochene Nase sie ohnmächtig im medizinischen Sinne machen kann, Schwindelgefühl und Übelkeit aber auf jeden Fall evoziert.

BionicWoman bat die beiden Frauen, doch bitte bitte das Thema zu wechseln: "Sie wissen schon, mir wird da ganz fahl, knick-knack, zwinkerzwinker, Sie verstehen?". Tatsächlich war für knapp 30 Sekunden Ruhe. Offenbar aber war eine Widerwärtigkeit noch unausgesprochen und musste zur hemmungslosen Prahlerei missbraucht werden. BionicWoman aber konnte nicht anders, als das Abteil zu verlassen und fortan sitzplatzfrei weiter zu reisen. Davon wurde ihr auch nicht besser.

FarmerBoy lud sie daraufhin zum Essen ein, und die Bahnfahrt dahin gestaltete sich nicht besser: Drei junge, Männer unterhielten sich lautstark, jawohl, über ihre diversen Sportverletzungen. Im Restaurant hingegen unterhielt sich das einzige andere anwesende Pärchen nicht über durch Mördersport zugezogene Verletzungen, dort ging es eher um altersbedingte Krankheiten und heilende Operationen an Hüftgelenken und offenen Beinen. Und beim anschließenden Besuch in einer Galerie war ein ähnliches Gespräch zu vernehmen. Dann war aber gut, und das Thema "Krankheit" wurde durch einen Vollrausch zur Seite gedrängt und im Schlaf durch lautes Schnarchen übertönt.

Wie aber kommt es, dass ein Thema an einem besonderen Tag überproportional oft auftaucht? Wurde zuvor eine medizinische Fachtagung abgehalten, welche Interessierte und Betroffene dermaßen beeindruckt hat, dass sie all ihre körperliche Auffälligkeiten noch einmal rekapitulieren mussten? Dagegen spricht, dass es haufenweise öffentlich durchgekaute Themen gibt, die aber niemals im Privaten erörtert werden müssen.

Die weltweite Finanzkrise derzeit sollte doch wohl jeden betreffen, besonders die Besitzer unter uns. Trotzdem ist das für die Menschen in diesen Tagen kein Topthema. Merke: Was sich in den Köpfen der Menschen fest setzt, kann von außen nur schwer gesteuert werden. Und was vom Zuhörer registriert wird, kann auch eine Folge selektiver Wahrnehmung sein. Nehmen wir es also nicht ganz so genau!

Dienstag, 23. September 2008

In der Zwischenzeit! Neues vom Holiday-Park!


Eine Freikarte kann vieles bewirken. Sie schafft es immerhin, dass FarmerBoy Dinge tut, die er sonst nicht tut. Gut, etwas überzeugen musste ihn RJay schon: Immerhin könne er, FarmerBoy, dort etwas erleben, über das er ja später noch schreiben könne. Außerdem habe RJay früher sogar einmal dort gearbeitet.

Dort, das ist der Holiday-Park. Und FarmerBoy hasst Vergnügungsparks. Aber wie gesagt, eine Freikarte verändert den Menschen. Und so begibt sich FarmerBoy auf die Reise nach Hassloch und wartet am dortigen Bahnhof auf RJay. Der Bahnhof in Hassloch ist wohl der langweiligste Ort im Universum. Dort gibt es nichts, außer einer kleinen Bahnhofskneipe. Die Menschen darinnen warten wohl schon seit Jahren auf den Zug, der sie fort trägt aus dieser Stadt.

Hassloch ist bekanntermaßen so durchschnittlich, dass die Menschen dort Testprodukte zu kaufen bekommen. Die Zusammensetzung der Bevölkerung ist repräsentativ und lässt sich auf die Bundesrepublik hochrechnen. Wenn also irgendein probiotischer Joghurt mit 0,01% Fettanteil auf den Markt kommt, dann hat er den Hasslochern geschmeckt.

FarmerBoy bekommt plötzlich große Angst und beruhigt sich erst wieder, als RJay mit dem nächsten Zug ankommt. Beide warten nun auf den Bus, der sie zum Holiday-Park bringen soll. Das dauert ca. 30 Minuten, was ziemlich genau eine halbe Stunde zuviel ist, wenn man sich in Hassloch am Bahnhof aufhalten soll.

Der Vergnügungspark wird von Louis XIV beherrscht. So nennen ihn seine Angestellten hinter vorgehaltener Hand. Mit majestätischer Geste beherrscht er ein Gebiet, in dem das Licht nie ausgehen möchte. Am Ende der Saison schaut er auf sein Volk hinab, das seine saisonal bedingte Arbeitslosigkeit feiern darf. Die Feier geht auf Kosten des Sonnenstaats. Bis dahin wird aber gearbeitet.

Der Sonnenkönig beschäftigt allerlei Personal. Am glücklichsten dürften die StudentInnen sein, die nur ihre Finanzen aufbessern möchten. Weniger glücklich sind die saisonal Angestellten, die ihr Gehalt mit ALG2 aufstocken müssten, wenn sie nicht so viele Überstunden machen würden. Man kann das Personal gut auseinander halten: Jene die lächeln sind die StudentInnen, die anderen lächeln nicht. Trotzdem sind viele zufrieden und stolz. Für sie ist der Park alles.

Der Holiday-Park ist letzten Endes auch eine Single-Börse: Wer auch immer dort arbeitet, dem wird eine Affäre verheißt. So hat der Mitarbeiter Z. dort seine Freundin kennen gelernt. Andere bändeln gerade an. Es lässt sich wohl doch leben in der Armut. Man sollte den MitarbeiterInnen jedenfalls allen Respekt erweisen: Wer es schafft, 10 Stunden an einem Fahrgeschäft zu stehen und die Musik dort ohne seelische Schäden zu ertragen, der ist ein Held der Arbeit. Schade, dass die meist jugendlichen Gäste diesen Respekt nicht gewähren wollen. Doch die seltsam tumbe Masse, die sich durch das Gelände schiebt, ist auch nicht viel freundlicher.

So endet der Tag für FarmerBoy, und er ist RJay dankbar für den gewonnenen Einblick. Zurück am Bahnhof in Hassloch flirten noch ein paar Betrunkene mit Holiday-Park-Mitarbeiterinnen. Der passende Soundtrack dazu ist Arcade Fire, der passende Zug ist der nach Mannheim. FarmerBoy kommt genau rechtzeitig an, um die letzte StraBa zu verpassen. Der Weg nach Hause wird nachdenklich

Dienstag, 16. September 2008

Stiefmütterchen Experiment spricht mit vier Stimmen zu Mannheim! Nur wenige hören zu!

Was früher einmal Independent war, war später Alternative und ist heute im Mainstream angekommen. Es ist die bittere Wahrheit, dass Bands wie Coldplay heute in der gleichen Liga spielen wie einst Queen und die Metallica-Luschen das schlechtere Äquivalent zu Deep Purple sind. Doch kann man sämtlichen vorgenannten Bands heute kaum mehr eine künstlerische Bedeutung zusprechen. Money talks, that's it! Und deswegen ist die Krise der Musikindustrie auch eine Kunstkrise: Wer beliebige Musik absondert, darf sich nicht wundern, wenn diese ebenso beliebig aus dem Netz gesaugt wird und auf der Festplatte verschimmelt, dabei höchstens mal eine Aufführung im Shuffleplay der Musikhandies findet.

Die "PopHauptstadt" Mannheim will ja immer so besonders sein, bekommt aber leider auch nichts anderes hin als den DurchschnittsPop von der Popakademie und die omnipräsenten Söhne Mannheims mit Xavier Naidoo an den Eiern. Christenkram, gefälliger Pop mit GähnMessage - dabei föllig belahnglooos, so dass man noch nicht einmal die korrekte Rechtschreibung anwenden möchte. Die Kunst und die Freude an der Musik muss man sich woanders abholen, unten bei den Kleinen. Bei denen sich Madonna und Konsorten schamlos bedienen dürfen, wenn deren Erzeugnisse beginnen, hip zu werden.

Eigentlich müssten die MannheimerInnen ja ausgehungert sein nach dem echten Scheiss und die Konzerte des Feuerwachenablegers "Brandherd" goutieren wie Drecksau. Denn hier wird man so gut wie nie enttäuscht, und wenn doch, tut's finanziell nicht arg weh. Also: Was ist los? Sind die Mannheimer StudentInnen und Nerds vollends im kulturellen Nirwana angekommen und geben nicht die Bohne für die etwas abseitigere Musik? Plündert man mittlerweile die Platten-, pardon CD-Sammlung der Eltern und revoltiert nicht mal mehr popkulturell? Tötet das Studium von Jura und BWL jeden Sinn für Ästhetik?

Heute abend also der MannheimAbstecher zum 10jährigen Bestehen des GagarinRecordLabels mit Ergo Phizmiz, Pete Um und EchoKrank sowie ein DJ-Set des Labelgründers Felix Kubin. Kennt keiner? Macht doch nix! War nämlich trotzdem superlecker und großes Entertainment. Alles grundsympathische Zausel, die Spaß an ihrer Musik haben und sie dennoch oder gerade deswegen in ein Konzept einbetten. Besonders hervorzuheben sind die elektronischen Miniaturen des SydBarrettLookAlikes Pete Um, ein Dandy von Gottes Gnaden, der nichts weiter braucht als einen defekten MD-Player, ein Glas Bier und ein Mikrofon, um das Publikum zu begeistern. Dazu eine pointenreiche Lyrik, knapp gehalten und dabei noch an Oscar Wilde erinnernd. Klasse!

Das Konzert wäre womöglich besser besucht gewesen, wenn deutlich gewesen wäre, dass EchoKrank zur Hälfte aus StereoTotal besteht. Hier erinnerte alles etwas an die frühe NDW, als alles noch gut war und die Texte von Alltag, Stadt und der farbe Grau handeln durften. War trotzdem Klasse, und on Top gab's dann noch ein Tutti mit allen beteiligten Musikern - zwar alles Männer, aber dennoch erbaulich. Den Musikern hat's Spaß gemacht, und dem Publikum auch. Wer's verpasst hat, war einfach nicht mutig genug, auch mal was außerhalb der vom Feuilleton gehypten Acts zu testen. Ach so: Im MaMo gibt's ja nur zwei Kulturseiten! Wie lautet deren Motto noch? Kultur in fünf Minuten?

Wer allerdings kulturelle Vielfalt erhalten möchte... ach was rede ich da? Will doch eh' keiner! Lassen wir Brandherd sterben und uns abdriften ins Mittelmaß! Irgendwann finden wir auch Xavier Naidoo gut, irgendwann mögen wir sogar Stefan Raab und irgendwann lieben wir es, einfach zu Hause zu bleiben, wo's warm ist und gemütlich. Einfach Augen und Ohren zu und durch. Lasst uns doch einfach als träge und tumbe Masse durch's Leben wandeln. Ach, das tun wir bereits? Schon wieder nur: Ach so... Dabei könnte man es auch einfach nur geniessen, wenn mal was geboten wird, hier in Mannheim.

Montag, 15. September 2008

Kühe in der EsoterikFalle! Kleine Fluchten aus der Realität!

Kommt ein Mann zum Arzt und sagt: Mir geht’s nicht gut. Fühle mich so gestresst und abgeschlafft. Sagt der Arzt: Nun, Sie müssen einfach Ihr Bett von Norden nach Süden ausrichten. Sie werden sehen, danach geht es Ihnen viel besser. Wieviel Vertrauen würden Sie in diesen Arzt setzen?

Es wurde ein Phänomen beobachtet, nach dem Kühe ihre Schlafposition tatsächlich nach den Himmelsrichtungen auszurichten scheinen. Man vermutet, dass ihre Sinne dermaßen ausgeprägt sind, so dass sie die Magnetfelder der Erde zwecks Gesundheitsförderung durch stromlinienförmiges Platzieren durch ihre Körper hindurch leiten wollen, statt ihnen die volle Breitseite zu liefern.

Wenn da nicht auch noch störende Wasseradern unter dem saftigen Gras schlummern, die nur darauf warten, den Organismus zu verwirren, ja sogar zu schädigen. Wäre ja nicht das erste Mal, das gestresste Kühe plötzlich keine Milch mehr geben können.

Viele Menschen sind ständig gestresst, müde und abgeschlafft. Die Ursache liegt bei manchen, ähnlich wie bei den Tieren, an ungünstig gelegenen Räumen über Wasseradern oder inmitten von Elektrosmog. Sie sind nicht mehr in ihrer Mitte und suchen ihr Glück mittels Feng Shui. Sie schirmen sich vor Magnetfeldern ab und vermeiden linksdrehende Lebensmittel. Sie reißen Stromkabel aus den Wänden und schaffen damit Räume ohne Elektrizität, in denen sich der Körper regenerieren kann.

Denn es sind stets äußere Einflüsse, die ihnen das Leben schwer machen. Keiner von ihnen käme je auf die Idee, dass etwas anderes sie krank machen könnte. Kopfschmerzen durch ständige Überlastung in Beruf und Familie? Seelisches Ungleichgewicht durch Verdrängung traumatischer Erfahrungen? Überdruss durch ein eintöniges Leben?

In meinem Bekanntenkreis häufen sich die Fälle von Überforderung am Arbeitsplatz. Dabei ist zu beobachten, dass sie als Angestellte stets viel loyaler zu ihrem Arbeitgeber stehen als es umgekehrt der Fall ist. Einige verteidigen ihn sogar, sprechen ihm jede Schuldfähigkeit ab. Schließlich stehe er unter enormem Druck, müsse aus seinen MitarbeiterInnen eben herausholen, was ginge. Und das passiert nun schon seit Jahren.

Hätten betreffende Arbeitgeber nicht solche loyalen Mitarbeiterinnen, tatsächlich fast nur Frauen, hätten sie wohl schon vor Jahren dicht machen müssen. Nun hinterlassen Mehrarbeit und ständiger Stress jedoch Spuren. Der Gang verliert den Schwung, der Enthusiasmus schwindet und das Privatleben verabschiedet sich. Bis man vor Erschöpfung zusammen bricht und tatsächlich einen Arzt aufsucht, dem aber leider nichts anderes einfällt, als Betreffenden krank zu schreiben. Was ja wegen der angespannten Betriebssituation gar nicht geht. Lieber ein paar Medikamente vielleicht?

Einfach kündigen? Du hast ja gut reden! Das geht ja auch nicht! Man kann ja seinen Arbeitgeber nicht einfach so im Stich lassen. Außerdem ist man unersetzlich, der gesamte Laden bräche zusammen, und was wäre dann mit den anderen Angestellten? Würden alle arbeitslos. Als wenn das so schlimm wäre.

Aber erkennen zu müssen, dass ein Betrieb auch ohne einen selbst reibungslos weiter läuft, ist eben auch eine herbe Niederlage, der sich niemand wirklich aussetzen möchte. Denn jeder ist aufgrund seiner Arbeitsleistung und seines Know-Hows austauschbar, und einzig die Bereitschaft, bis ans Ende der eigenen Kräfte zu gehen, ist das Kapital des Arbeitnehmers.

Bevor aber der Arbeitgeber merkt, dass der Arbeitnehmer am Ende seiner Kräfte ist, legt dieser eben nochmal nach. Und krank machen ihn ja sowieo nicht die Zustände, sondern: Magnetfelder, Wasseradern und Elektrosmog. Und dafür kann kein Arbeitgeber dieser Welt etwas. Und auch wir sollten endlich wieder lernen, auf unseren Körper zu hören und die richtigen Schlüsse zu ziehen!

Freitag, 12. September 2008

Auch diese Menschen bekleiden ein Ehrenamt: PädoPhil und FaschoGerd!

Alle sind ja irgendwie ehrenamtlich tätig: RonJustice spielt mit Jugendlichen einmal die Woche BasketBall, S. zeigt jungen Frauen und Männern, wie man Nazis verprügelt und FarmerBoys Mutter bekleidet das Amt der Vorsitzenden der Pfälzer Landfrauen Abt. Hintertutzingen (Name von der Redaktion geändert). Nur FarmerBoy hat kein Ehrenamt.

Dabei hatte er stets versucht, sich einzubringen, zuletzt im Mannheimer Kunstladen. Doch das ist ja schon wieder eine ganz eigene Geschichte. FarmerBoy sagt dazu: "Nicht nur dass die von mir verlangten, regelmäßig zu erscheinen! Nein, ich sollte auch harmlose, unschuldige Menschen dazu verleiten, komische Sachen zu basteln!" Und das nur, weil FarmerBoy mal was soziales studiert hat. "Sozialarbeit und Kunst schließen sich aber gegenseitig aus!", sagt FarmerBoy völlig zurecht.

Darüber hinaus hätte FarmerBoy immer hart arbeiten, dann noch irgendwie Musik und Texterei unter einen Hut bringen müssen. Da blieb dann einfach keine Zeit, mit irgendwelchen Hanseln in der Turnhalle Idiotensport zu machen. Nun hat FarmerBoy ja auch eine ganz eigene Meinung zum Thema Sport, und zum Thema Ehrenamt auch:

"Ist ja nett," sagt er, "wenn sich Leute unentgeltlich für eine Sache einsetzen. Doch Ehrenamtlichkeit ist auch ein Jobkiller, wirkt außerdem oft verheerend! Das muss man ja auch mal sagen. Ein Beispiel: In vielen Gemeinden gibt es nur ehrenamtliche Jugendarbeit. Sportvereine, ausgerechnet die! Oder irgendwelche Faschos, die ihren Nachwuchs in Dumpfdorf anwerben. Das haben sich PädoPhil und FaschoGerd dann fein ausgedacht, und die Jugend ist hinterher außer Rand und Band."

Die Unprofessionellen Vereinsnasen hätten das dann wieder auszubaden und verzweifelten daran. Und wenn dann gar nichts mehr ginge, rufe man einen (!) Sozialpädagogen, der innerhalb eines Jahres sämtliche Vorbehalte unter den Jugendlichen ausräumen solle. Wenn er scheiterte, jage man ihn mit Schimpf und Schande aus dem Dorf. Wenn er aber erfolgreich sei, verjage man ihn zwar in allen Ehren, aber nun bräuchte man ihn nicht mehr, den unseligen Haushaltsposten.

Da spricht viel Verbitterung aus FarmerBoy, zumal sein jetziger Arbeitgeber von ihm verlangt, ehrenamtlich tätig zu sein. Im selben Verein, für den er professionell tätig ist. Das sei verstecktes Lohndumping, außerdem suche er es sich lieber selber aus, für wen er was "für umme" macht. Wenn überhaupt. Denn von Freiwilligkeit kann ja kaum die Rede sein, wenn man zum Ehrenamt gezwungen würde. "Da werde ich bockig und mach' gar nix!", ruft er laut beim vierten Bier.

Es sei außerdem fragwürdig, Freiwilligenarbeit innerhalb eines kapitalistischen Systems zu verankern, in dem alles nach Gewinn strebe. In sozialen Bereichen rissen sich manche Menschen den Arsch auf, um ein paar Stellen zu schaffen. Von den Leuten, die diese Stellen dann besetzen, verlange man ebenfalls dieses Engagement. Das wäre dann in etwa so, als würde der Gründer einer Firma von seinen Angestellten verlangen, ebenfalls unentgeltlich für ihn zu arbeiten, weil er sich ja auch den Arsch usw. usf. "Hoppla," ruft da CountryGirl, "das tun die doch auch irgendwie!", und grinst breit. Sie hat ihre eigenen Erfahrungen.

Doch wie könne man denn der Forderung nach einem Ehrenamt elegant entgehen, will FarmerBoy wissen. RonJustice hat die Antwort: "Gründe einen Verein, von mir aus gegen die Freiwilligenarbeit. Dann trefft ihr Euch so selten wie möglich, und wenn, sauft Euch einen an, Haupsache aber: Verein! Ihr habt für immer die Ausrede, dass Ihr bereits in einem Verein ehrenamtlich tätig seid." Dann erheben die drei ihr Glas und prosten sich zu. "Nieder mit dem Zwang zur Freiwilligkeit!", rufen sie. So nah waren sie schon lange nicht mehr beisammen.

Übrigens: Am 20.09.2008 ist der Erste Freiwilligentag in der Metropolregion Rhein-Neckar. Wer anders denkt als FarmerBoy und Konsorten, kann sich hier informieren: http://www.wir-schaffen-was.de/

2 Kalauer! In einem kurzen Text!

Wenn ich mir den Kalauer erlauben darf: Die Breite Straße ist gar nicht so breit. Wenn sich tagsüber StraBa und Mensch verdrieslich einen Weg hindurch bahnen, behindert durch Trashwaren und willkürlich platzierte Bänke, dann entsteht vielmehr der Eindruck von Enge.

Nachts aber wandelte sich die Atmosphäre: Man käme von einem Besäufnis und möchte ins warme, heimische Bett torkeln. Sicher, auch da wäre einem die Breite Straße viel zu eng, belagerten sie doch finst're Gestalten in räumlich perfekt aufeinander abgestimmten, konspirativen Kreisen. Und wenn ich mir abermals einen Kalauer leisten dürfte: Allesamt sind die finsteren Gestalten breit!

Na also, passt doch!

Donnerstag, 4. September 2008

Betrunken, geil und picklig! Schwefel rettet Leben in der Hafenstrandbar!

Farmerboy empfindet es ja als Schmach, als Vollzeit-Selbständiger gescheitert zu sein und nun sein Einkommen durch seiner Ansicht nach wertloser Lohnsklaverei bestreiten zu müssen. So hat er nicht gewettet, und das kosmische Spielkasino, bei dem er diese Wette platziert hat, sei verflucht bis in alle Ewigkeit. Dabei sind die KollegInnen wirklich nett; allein, man verbringt viel zu viel Zeit mit Arbeit und verliert dabei viel zu viel Zeit für das Wichtigste im Leben, nämlich: Muse, Zeit und Zärtlichkeit!

Das war schon einmal anders. Es gab Zeiten, da haben Musiker noch FarmerBoys Leben retten können. Auch sogenannte Autoren-Radio-DJs konnten das, davon wurde zumindest gesungen. Autoren-Radio-DJs sind übrigens Leute, die sich mit Musik auskennen und diese für ihre Sendungen selbst zusammenstellen. Die meisten Radio-DJs im kommerziellen Radio hingegen jagen die Musik computereguliert durch den Äther, und sie plärren die ganze Zeit ihre angeblich gute Laune ins Mikrofon. So jemand rettet nicht FarmerBoys Leben.

(Norbert) Schwefel hatte mal einen guten Lauf in den 90ern und war sowas wie der Independent-Music-King der Region, als Independent-Music noch nicht Alternative hiess, deren Protagonisten heute lustige Kinnbärtchen tragen müssen. Kinnbärte gab es in den 90ern noch nicht, dafür aber schwarze Kluft und Nietengürtel. Man telefonierte noch per Münzfernsprecher, und wenn jemand mal nicht zum Konzert kommen konnte, musste er Tage vorher abtelefonieren.

Die Geschichte beginnt an einem OpenAir-Festival, als dies in Mannheim noch möglich war und die heutigen Alten jung genug waren, um nicht damals schon so alt gewesen zu sein, als dass sie sich über die Lautstärke hätten aufregen dürfen. Ich hoffe, dieser Satz ist grammatikalisch richtig, sonst setzt es was! An eben jenemTag begab es sich, dass FarmerBoy mit seinen Kumpanen RonJustice und Z. zufällig so mal eben unterwegs waren. Man hörte sich dieses und jenes an, und lästerte gegebenenfalls. Teenager eben: betrunken, geil und picklig!

Irgendwie verstanden es die drei kaum einmal, ein Girl aufzutreiben, das auf betrunkene, geile und picklige Teenager abfuhr. Doch Z. hatte die unglaubliche Gabe, wirklich jeden (nicht jede!) in ein Gespräch verwickeln zu können. Dieses mal war es eben Norbert Schwefel, der am Abend auch spielen sollte. Z. gabelte ihn irgendwo auf und textete ihn wohl dermaßen zu, bis dieser resigniert einfach mitkam, um den beiden anderen vorgestellt zu werden, die erklärtermaßen riesige Fans von Schwefel seien, die aber auch etwas irritiert dreinschauten, weil sie Schwefel in Wirklichkeit gar nicht kannten und Z. ihnen erst die Bedeutung des Events verdeutlichen musste, nicht ohne RonJustice und FarmerBoy wüst zu beschimpfen. Schwefel sah nicht besonders glücklich aus.

Es hätte schlimmer kommen können: Z. hätte Joy Fleming im Schlepptau haben können, jene Mannheimer Wuchtbrumme, die auch heute noch felsenfest der Meinung ist, sie mache moderne und experimentelle Musik, weil sie wahrscheinlich ab und an mal den Keyboarder wechselt, da ist sich FarmerBoy heute unschlüssig. Man trank jedoch zu viert ein paar Bier und dann banden die drei Norbert Schwefel wieder los und schickten ihn auf die Bühne, wo er ein wirklich tolles Konzert gegeben hat. In genau diesem Moment sprach wohl die schöne, aber etwas doofe B. dem FarmerBoy auf den Anrufbeantworter, um ihm resigniert zu gestehen, dass sie nun die Nase voll habe, wenn er sowieso immer nur mit Z. und RonJustice unterwegs sei, und sie deswegen kein weiteres Interesse mehr an ihm habe und ihm auf diesem Weg Adieu sagen wolle.

Die schöne aber etwas doofe B. mochte FarmerBoys Pickel nicht und außerdem seine ganze Art, und so kamen die beiden am Ende nicht zusammen, weswegen sie dann auch nicht zusammen nach Israel geflogen sind und die schöne aber etwas doofe B. dort ohne FarmerBoy, aber mit vielen anderen Businsassen in die Luft gejagt wurde. Das ist traurig, weil B. eben nur etwas doof war und es ohnehin niemand verdient hat, von richtig doofen Menschen in die Luft gejagt zu werden. Wäre FarmerBoy an jenem Abend zuhause gewesen, hätte er gewiss versucht, die schöne, heutzutage Tote, damals aber etwas doofe B. umzustimmen und an ihr Mitleid zu appellieren. So aber kann er heute behaupten, Schwefel habe ihm damals das Leben gerettet.

Am nächsten Sonntag, den 7.9.2008 hat Norbert Schwefel wieder die Gelegenheit, ein paar Leben zu retten: Er spielt mit seiner Band alte Hits in der Hafenstrandbar, und vielleicht hutzelt er auch ein paar neue? FarmerBoy lässt es sich nicht entgehen. RonJustice hingegen plagt sich mit einer Erkältung und sagt seine Teilnahme per Mobilfunktelefon rechtzeitig ab. Zu Z. hat man jeden Kontakt verloren, wie das so ist im Leben. Die alten Tage, sie sind vorbei. Die Pickel sind verschwunden, die Geilheit ist kanalisiert und mündet in Ehen und Partnerschaften, und Alkohol gibt's nur noch wochenends. Arbeit kastrierte die wilden Buben!