Donnerstag, 17. September 2015

Aus der Versenkung: In die Versenkung!

Da sind sie gekommen, um unser Sozialsystem zu plündern. Arbeiten wollen sie nichts, und wenn doch, dann nehmen sie uns die Arbeit weg. Von wegen politische Verfolgung: Das sind doch alle Wirtschaftsflüchtlinge!

So ähnlich hat man geredet von den Bürger*innen aus der DDR, die über die ungarische Grenze nach D geflüchtet sind bzw. die nach der Wende nicht einfach drüben bleiben wollten, "ihr Land aufzubauen", das DDR-Bonzen und Westfirmen vorher sorgfältig zugrunde gerichtet hatten.

Nun hat sich gezeigt: man war im Irrtum! Die Ossis, von denen man glaubte, sie seien nur zu unserem Schaden in den Westen gekommen, konnten entgegen aller Berichterstattung offenbar doch arbeiten, trotz verinnerlichtem Konzept der Vollbeschäftigung bei anhaltendem Auftragsdefizit.

Schade ist, dass die Ostdeutschen derzeit so wenig in der Lage sind, ihre eigenen Erlebnisse oder die ihrer Verwandten und Bekannten mit der Situation derzeitiger Flüchtlinge verknüpfen können oder wollen. Noch bedauerlicher ist es, dass Westdeutsche ihren Skeptizismus trotz positiver Erfahrungen nicht ablegen wollen.

Ist ein guter Teil der Deutschen so dem Blut-Und-Boden-Prinzip verhaftet, dass er den "Nichtdeutschen" stets ganz pauschal das "Schlimmste" unterstellt? Faul, kriminell und potenziell Vergewaltiger? Das hat man schon über Juden gesagt und man hat gesehen, wohin es geführt hat.

Meine Freundin C. arbeitet bei einem Projektträger und kam gestern völlig deprimiert nach Hause: Sie hat im Rahmen einer Diskussion über die sogenannte Flüchtlingskrise erstmals erfahren, wie ein Teil ihrer Kolleg*innen darüber wirklich denkt:
  1. alle Flüchtlinge sind Wirtschaftsflüchtlinge
  2. alle Flüchtlinge kommen nur wegen dem Geld
  3. alle Flüchtlinge belästigen deutsche Frauen
  4. alle Flüchtlinge verkaufen Drogen
  5. im Übrigen arbeiten alle Ausländer "schwarz"
C.s Kolleg*innen sind übrigens allesamt privilegiert und verfügen über ein sehr gutes Einkommen gemessen an ihrer Leistung. Sie haben Zugang zu Bildung und scheinen diesen lediglich zur Steigerung ihrer Einkommen zu benutzen. Die Fähigkeit zur Empathie scheint eingeschränkt wie ihre Bereitschaft, den Kontakt zu Betroffenen herzustellen. Ihr Weltbild ist geschlossen und der Tellerrand ist verbarrikadiert vor allem Leid auf der Welt. Und ihre Seele ist eine Wüste, in der das Herz einsam schlägt.

Da nicht nur in C.s Büro solch Personal sitzt, das eiskalt zuschaut, wie angebliche Wirtschaftsflüchtlinge im Meer ersaufen oder in LKW erfrieren, sondern wohl überall seinen Unflat doziert, darf man nicht resignieren, sondern muss den verbliebenen Aufrechten demonstrieren, dass Hass und Neid auf Kosten Unterprivilegierter niemals siegen darf. Gutmenschen sind nun gefragt!

Die größten Plünderer unseres Sozialsystems sind übrigens Menschen, die über ein völlig leistungsfreies Einkommen verfügen und ihre Lasten, sollten sie ihr Vermögen zu schmälern drohen, der Öffentlichkeit hinterlassen: unsere Milliardäre! Sie sähen nicht und sie ernten doch. Doch deren Yachten sind zu seetüchtig um zu kentern und ihre Luxuskarossen zu klimatisiert, um darin zu erfrieren. Wo sind hier die besorgten Bürger?

Mittwoch, 15. Juli 2015

Ein Vorschlag: Eine Petition FÜR etwas!

Heute wurde ich angeschrieben von change.org. Ein Herr Guttmann fordert ein Verbot fremdenfeindlicher Demos vor Flüchtlingsheimen [hier...]!. Erstmal eine gute Idee, allerdings habe ich ein Problem mit Verboten.

Die Message ist klar: Es geht nicht um ein generelles Demonstrationsverbot, es geht um ein Verbot von Demonstrationen in unmittelbarer Nähe von Hilfesuchenden, deren Einschüchterung die Veranstalter (und die betroffenen Gemeinden) billigend in Kauf nehmen.

Aber wie gesagt: Verbote stören mich! Die sind mir nicht konstruktiv genug. Daher mein Gegenvorschlag: Jeder Asylbewerber, der in irgendeiner Form bedroht oder belästigt wird, erhält sofort die deutsche Staatsbürgerschaft bzw. zumindest eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung.

Dann wäre plötzlich wieder Ruhe vor dem rechten Pack (damit meine ich auch die rechtsdumpfe Durchschnittsbevölkerung und Ressentiments schürende Politiker und andere Ärsche). Denn: Dieser Stumpfsinn würde das Gegenteil dessen bewirken, was es eigentlich will.

Und: ein Asylbewerberheim wäre auf Dauer nicht mehr notwendig, weil man die Flüchtenden (egal ob vor Verfolgung oder wirtschaftlichen Zwängen) in ordinären Wohnhäusern unterbringen respektive integrieren könnte.

Donnerstag, 7. Mai 2015

Von Gutmenschen und der Profilierungssucht: Ach, leckt mich doch!

Ja, ich wieder! Aber: Warum tut man sich in diesem Land nur so schwer damit, wenn Parteien, Gewerkschaften oder auch einfache Bürger*innen sich für andere einsetzen, statt einzuknicken vor der Forderungen der sogenannten Märkte oder der öffentlichen Meinung oder irgendwelchen verkackten Nazis?

Es gibt tatsächlich Leute, die behaupten, ein Herr Weselsky wolle sich nur zulasten der Wirtschaft profilieren. Nun, beliebt ist er ja wohl eher nicht. Profilieren kann man sich hierzulande besser mit mittelmäßigen, garantiert dummen und daher völlig unnötigen Maßnahmen zur Beruhigung der Neidgesellschaft, am Besten gegen ganze Bevölkerungsgruppen. Ein Herr Sarrazin ist nicht profilierungssüchtig? Klar ist er das, und seine Hetze hat außer ihm keinem genutzt. Ein Herr Dobrindt ist auch profilierungssüchtig, sonst hätte er seine "Ausländermaut" nicht durchbringen wollen.

Ein Arbeitskampf nützt wenigstens den Beschäftigten. Und bloß, weil uns der Zug ab und an nicht zu unserer schlecht bezahlten Arbeit bringt, heißt das nicht, dass wir auf das mühsam erkämpfte Recht auf Tarifstreit verzichten sollten oder von anderen verlangen, dass sie es tun.

Frage: Warum verdienen die Lokführer noch so einigermaßen?
Antwort: Weil sie regelmäßig von ihrem Streikrecht Gebrauch machen!
Frage: Und warum verdiene ich nur so wenig?
Antwort: Weil es mir wichtiger ist, pünktlich zu meiner schlecht bezahlten Arbeit zu kommen!

Es gibt auch Leute, die durchaus finden, dass Demokratie seine Grenzen haben müsse. Nein, ich denke dabei nicht an Vizekanzler Gabriel und Konsorten (nicht nur). Ich denke dabei an den mehr oder weniger mündigen Bürger, der nicht versteht, dass Griechenland nicht diktatorisch beherrscht wird, die Regierung vielmehr (unverschämt eigentlich) demokratisch nach dem Mehrheitsprinzip gewählt wurde. Und noch unverschämter ist nur noch, dass die griechische Regierung versucht, für die Opfer der Bankenkrise (ich bleibe dabei: es ist keine Staatsschuldenkrise!) das Schlimmste zu verhindern bzw. zurück zu nehmen. Dass kann der doitsche Reichsbürger einfach nicht hinnehmen.

Apropos Reich: War da was nicht mit Reparationen für Kriegsschäden? Und hat man da der Bundesrepublik keinen Schuldenschnitt gewährt? Ohne den würden wir heute etwas dämlich dastehen. Aber warum sollten wir auch heute noch für etwas bezahlen, was unsere Großväter verbockt haben und hernach nicht zahlen wollten? Warum aber sollte überhaupt jemand dafür bezahlen, was unsere Großbanken verbockt haben? Klar, die heutigen Deutschen haben keinen Weltkrieg angezettelt. Aber die Griechen haben genauso wenig die Finanzkrise angezettelt wie wir und alle anderen Europäer.

Und dann gibt es noch diejenigen, die finden, dass Asylsuchende bitte in ihrem Land bleiben sollten, um es wieder aufzubauen. Das hätte man mal den Ostdeutschen zu Zeiten der Wende oder den sogenannten Vertriebenen sagen sollen (okay: das hat man wahrscheinlich), die "rübergemacht" haben in die schöne alte Republik.

Leute, ich sage es klar und deutlich: niemand geht auf einen Todes-Trip, wenn er nicht unbedingt muss! Der Grund muss jenseits einer möglichen Karriere als Dealer im Görlitzer Park liegen. Wer ein Asylbewerberheim oder gar einen Abschiebeknast dem Verbleib in der "Heimat" vorzieht, der darf Aufbauhilfe in seinem Land wohl nur als Zwangsarbeiter, Folteropfer oder gleich als Dünger für die Agrarwirtschaft leisten.

Seid also bitte nett zu den Leuten, die in Eure Nachbarschaft ziehen. Sie können sich sicher Besseres vorstellen, als in Hellersdorf oder Tröglitz wohnen zu müssen, sind wahrscheinlich auch besser gebildet. Und sind Euch trotzdem dankbar dafür, in Eurem Kiez leben zu dürfen! Dafür ist kein Geld da? Die Polizeieinsätze rund um Eure "friedlichen" Montagsdemonstrationen sind um ein Vielfaches teurer als ein Asylbewerberheim, noch dazu ein brennendes.

Ach, jetzt bin ich ein Gutmensch? Von mir aus: In einem Land, in dem "Gutmensch" ein Schimpfwort ist, müssen ja wohl schlechte Menschen als Vorbild herhalten. Ein schlechter Mensch kennt allerdings kaum ein Maß und gar keinen Anstand. Er kennt nur sich und "seinesgleichen" bzw. das, was er dafür hält. Was daran erstrebenswert sein soll, bleibt mir glücklicherweise verborgen.

Sonntag, 29. März 2015

Der EZB-Turm brennt schlechter als ein Asylbewerberheim! Ich kaufe Eure Grünanlagen und bebaue sie mit Townhouses!

Kleine Story zum Anfang: Übelgelaunter Bully kommt mir entgegen, ich laufe eng an einem Stand vorbei, keine Chance auszuweichen, war eigentlich auch nicht nötig, Platz war genug für 10 von uns. Aber Bully steckt augenscheinlich absichtlich den Ellbogen raus und rammt mir die Schulter. Ohne den Ellbogen wäre gar nicht passiert. Er beschimpft mich auf's Übelste, ich hätte nicht aufgepasst, ich Vollpfosten, Wichser und natürlich: Yuppie!

Entschuldige, bloß weil ich mich nicht so scheiße kleide wie der Rest der männlichen Bevölkerung innerhalb und außerhalb Berlins bin ich noch lange kein Yuppie. Ich trage zwar Casual Wear, mische aber Flohmarkt mit Neuem. Also völlig yuppieunverdächtig, vielleicht eher noch Hipster (bäähhh), aber ohne Rauschebart und dafür mit trainierten, muskulösen Beinen. Hätte ich eine Brille auf, sie wäre jedenfalls kein Fake!

Aber bitte, wenn Ihr es so wollt, bin ich halt Yuppie: Ich kaufe Eure Grünanlagen und Brachen, bebaue sie mit Townhouses und verkaufe sie an chinesische Immofonds. Und dort, wo gerade Eure Hunde hinscheißen, lasse ich eine neue Mall entstehen, erbaut von unbezahlten Asylbewerbern und gemietet von ausbeuterischen Textilverkäufern. Ich weiß, wie das geht!

Wenn ich doch nur könnte... oder auch nur wollte... Das Motiv des verbohrten 100%- Kerls scheint hingegen klar: Alle, die nicht so sind wie ich, haben hier nichts verloren. Da ist es egal, ob ich ein Unternehmer bin oder auch nur ein therapiebedürftiges kleines Würstchen wie jener rempelnde, rüpelnde Walking Dildo. Jeder gegen jeden, so scheint es auszusehen in dieser Welt.

Wir regen uns auf über ständig beleidigte Muslime und sind selber dauernd beleidigt. Wir sind beleidigt wegen der puren Existenz andersdenkender oder deren Gesten: Da zeigt den zufällig in Schland geborenen Menschen ein zukünftiger griechischer Finanzminister 2013 den Stinkefinger (oder auch nicht) und im Land herrscht der Ausnahmezustand. Ich selber zeige Schland schon seit Jahren den Stinkefinger (in echt!), ernte jedoch nur Kopfschütteln. Ist doch alles schick hier, wem es nicht passt, kann ja in die DDR rüber machen. Im Zweifelsfall gehöre ich jedoch zur "Volksgemeinschaft" und genieße Sonderrechte. Igitt!

Bedrohlicher finde ich, dass die Menschen hierzulande gerade jenen Regierungen ein Übermaß an Misstrauen aussprechen, die zumindest dem Anschein nach alles versuchen, Ihren Landsleuten zu Diensten zu sein, um ihnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Die Deutschen scheinen die Demokratie noch nicht verstanden zu haben und wählen stattdessen alternativlose Politik. Wäre ja noch schöner, wenn Politik auch der Bevölkerung nutzen würde. Da würde ja keiner mehr was arbeiten. Außer mir, selbstverständlich!

Wir sehnen uns geradezu nach der Überwindung der Demokratie, in der ja von uns gefordert wird, uns zu beteiligen, sei es nur um zu wählen zwischen den Parteien. So viel Freiheit macht uns angst. Was, wenn wir falsch entscheiden? Dann sind wir ja selber schuld! Besser wäre es, wenn einfach die anderen Schuld sein könnten. Im nationalen Taumel ist es natürlich sicherer, gleich ganze souveräne Staaten in Haft zu nehmen.

Die faulen Griechen, die korrupten Italiener, die streikwütigen Franzosen, die unfähigen Spanier und die drogendealenden Asylbewerber: es ist klar, wer schuld daran ist, dass wir hungern müssen wie nach dem, wie wir wieder meinen zu müssen, unverdient verlorenen WW2. Wir opfern uns auf für die europäische Idee, also weg mit der europäischen Idee! So einfach ist das! Bildung stört da übrigens nur, so was brauchen wir nicht: Bildung macht unsere Kinder schwul!

Noch vor wenigen Jahren hieß die Staatsschuldenkrise übrigens noch Bankenkrise. Das war aber schlecht für das Image der systemrelevanten Banken, also hat man sie umbenannt. Seitdem bezahlen die Bürger der EU für das Unvermögen und die Gier einiger Weniger. Die wegzuputzen ist jedoch schwer. In Frankfurt hat sich kürzlich einmal die Wut gegen die vermeintlich Unantastbaren gerichtet, das war allerdings mal wieder zu viel des Guten. Viel leichter und besser ist es hingegen, die alten Ressentiments zu pflegen. Ein Asylbewerberheim brennt auch viel besser als der vollverglaste Turm der EZB.

Warum aber die "Südländer" für ihre angebliche Faulheit beneiden? Warum tun wir es ihnen nicht gleich und werden auch etwas fauler? Antwort: Weil wir es schon längst sind! Wir wollen es uns nur nicht eingestehen und pflegen den Mythos des arbeitsamen Deutschen. Wenn man sich jedoch umschaut in Betrieben, Büros und Behörden, wird da auch nur mit Wasser gekocht. Über die Menge der Arbeit zu jammern heißt noch lange nicht, dass sie auch erledigt wird.

Schlendrian ist King, auch in Schland. Aber so ist er, der gute Deutsche: Steht mit der Schippe an der Baugrube und überwacht die Arbeit. Und wenn der Vorarbeiter kommt, sagt er: Schau mal wie groß die Grube geworden ist, die ich gegraben habe! Mit etwas Glück schmeißt der Vorarbeiter in dort hinein und lässt die Kollegen das Loch wieder zuschaufeln. Man wird doch nochmal träumen dürfen.

Freitag, 20. März 2015

Das Leben ist schön und bietet kostbare Erlebnisse! Heute: Baby-SUV und aromatisierende Kinder!

Ja fein, das Wetter ist heiter und auch etwas Wärme dringt an meine gefrostete Seele, auch wenn ich vor lauter Büro davon wenig herausbekomme. Dann quetsche ich ein Quäntchen Zeit in ein Schnapsglas und sitze, schwupps, vor meinem derzeitigen Lieblingscafé. Nun, so warm ist es um Vier doch nicht mehr, trotz Sonnenbefall, und so sitze ich, schwupps, drinnen, schnappe mir eine Zeitung und warte darauf, worauf ich mich am meisten freue:

Auf Eltern und ihre Kinder. Es ist ganz wunderbar, ganze Sippen von überforderten oder scheißegalen Eltern mit ihren herrlich verzogenen Kindern jeden Alters zu beobachten, wie sie plärrend und oder hektisch ins oder vors Café einschlagen wie ein mit Alien-DNA verkeimter Meteorit. Es treten auf:
  • Das ein-Meter-große Kind mit der ebenso großen Eistüte, wo man nicht weiß, wer wen schlussendlich verspeisen wird
  • die an fremde Café-Tische ungefragt herantretenden Kinder, die den Kaffee ganz hervorragend zum Schwappen bringen können. Wozu noch Telekinese betreiben oder Poltergeister rufen? Schaff' Dir Kinder an, dann hast Du beides!
  • Eltern, die ihre plärrenden Kinder hektisch im Café herumtragen und damit das Kind zwar nicht beruhigen können, dafür aber unter Garantie die Kopfschmerzgrenze der anderen Gäste auf ein gerechteres Niveau senken können
Den Vogel hat heute eine trächtige Mutter in Begleitung ihrer besten Freundin (?), zweier Kleinkinder mit Tretrollern untendran, eines davon mit bis zum Hals vollen Windeln, sowie einem Kind im leichenwagenfarbenem Kinder- SUV. Die Kinder fahren mit den Rollern ein, direkt bis zur Spieleecke, die Mutter versperrt mit ihrem SUV den Durchgang links von der Theke, während sie und ihre Freundin (respektive Erzieherin? Au-Pair-Milf?) die Theke in Beschlag nehmen. Habe ich erwähnt, das beide Erwachsene (?) einen Rucksack tragen?

Andere Gäste drängen sich zwischen meinem Tisch und dem Kinderwagen vorbei, die Kinder in der Spieleecke zerlegen ein Magnetbuchstabenspiel, das kleinere aromatisiert vor sich hin und die Mutter samt Freundin (Haushälterin? Yoga-Beauftragte? Natur-Kosmetik-Guru?) macht Pause vom vielen Erziehen und lässt sich jedes Kuchenstück einzeln zeigen, als sei sie im Schuhgeschäft. Die Freundin (Lebenspartnerin? Gouvernante? Sozialassistentin?) schnappt sich das erste Gedeck aus Kaffee und Kuchen und ruft eines der Kinder, dass sie selbstredend völlig ignoriert.

Na dann macht ja eine weitere Aufforderung wohl wenig Sinn. Abgang Freundin (Liebhaberin? Tupper Ware - Verkäuferin? Haushaltshilfe?), bleiben noch die Mami, zwei Kinder mit Tretrollern, ein überdimensionierter Kinderwagen mit Automatik-Getriebe, Allradantrieb und Kind darin. Besorgt betrachtet der Wirt die Spieleecke und das angerichtete Chaos, Magnetbuchstaben lernen fliegen, und da wagt das Monster tatsächlich das Wort an die Kinder zu richten: Na? Räumt ihr das nachher wieder weg?

Die Mutter sagt: klar räumen die das wieder weg! und geht hin und sagt ihren Kindern: räumt ihr das bitte weg? Das allerdings scheint eine noch unbekannte Wortfolge zu sein, weshalb die Kinder nur verdattert schauen. Zur Verdeutlichung hebt Mami ein paar Buchstaben auf und legt sie in die zugehörige Schachtel. Das größere Kind durchschaut die Intention, nimmt die Schachtel und leert sie wieder aus.

Da ist es wohl einfacher, die Spielsachen selber aufzuräumen, sagt sich die Mami. Sie sagt sich aber auch: Halt, Moment mal, wer ist denn hier der Dienstleister? Ich habe die Unordnung nicht gemacht, meine Kinder wollen sie nicht beseitigen, also lautet die logische Schlussfolgerung: Der Wirt muss aufräumen!

Denkt's, tut's also doch nicht, nimmt ihren Kaffee und ihren Kuchen, räumt den Kinder-SUV umständlich aus dem Weg Richtung Ausgang, die Kinder mit den Tretrollern hinterher, nicht ohne noch einmal in der Tür stehen zu bleiben und mit den Kindern ausführlich den weiteren Verlauf des Nachmittags zu erörtern. Partizipation wird nämlich groß geschrieben, in der Erziehungsbranche.

Ich habe mich bis dahin wirklich und wahrhaftig amüsiert und auch manchmal leise kichern müssen. Als ich mich dann wieder dem Lesen widmen wollte, dachte ich erst an ein Satiremagazin. Es war allerdings die TAZ, der ich unter dem Einfluss guter Laune zwischenzeitlich die Ernsthaftigkeit abgesprochen hatte. Obwohl: Der Titel heute war tatsächlich Satire!

Dienstag, 24. Februar 2015

Mein großer Bruder Inkasso! Und: Gewissensbissemacherei am Mehringdamm!

Mähhh! Vor wenigen Jahren habe ich noch nicht verstehen können, dass sich manche Frauen so damit haben, ständig angeklickt, zerschnalzt und angepfiffen werden. Jetzt nennt mich einen Nazi, wenn Ihr wollt, aber meine früheren täglichen Passagen durch den Görlitzer Park haben mich eines Besseren belehrt. Dort stand bis vor Kurzem noch Dealer neben Dealer, und das Geschnalze, Gepfeife und Geklicke hat mich in meinem Wohlempfinden massiv gestört.

Nun hat der Innensenator von Berlin offenbar dafür gesorgt, dass an anderen Orten gepfiffen, geschnalzt und geklickt wird, ich kann es aber nicht bezeugen: Ich bin ja nach Friedrichshain gezogen, wo nun am RAW-Tempel Dealer stehen, die klicken, schnalzen und pfeifen. Von beiden Orten fühle ich mich nun verdrängt, nur der Görlitzer Park, da macht es mir nichts aus, weil ich dort nicht mehr hinkomme.

Der kleine Hitler in mir, das kleine PEGIDA-Schwein in mir, der vor Überfremdung bibbernde Spießer findet nun andere Unorte, denen er fernbleiben möchte. Einer meiner Lieblingsunorte, die ich gerne meiden möchte, aber nicht kann, befindet sich auf dem Weg zu meinem Gym. Will ich nicht ein fetter Spießer werden, muss ich da vorbei. Es hilft nichts!

Die Rede ist von, wie nennt man sie? Promoter? Leute, die von irgendwelchen Organisationen für Geld dazu angehalten werden, andere Menschen für Geld anzuhalten, also für irgendetwas zu spenden. Heute waren es irgendwelche armen Schlucker*innen mit roten Clownsnasen, die es nicht geschafft haben, mich anzuhalten, mir aber dermaßen auf den Sack gingen, weil sie gleich an zwei Straßenkreuzungen standen und sich mir rechnerisch vier mal in den Weg gestellt haben. Was soll das? Es gibt Menschen, die panische Angst vor Clowns haben! Und es gibt Clowns, die panische Angst vor mir haben sollten!

Was rege ich mich eigentlich so auf? Nun, erstens rege ich mich nicht auf, nein wirklich nicht, DAS REGT MICH ÜBERHAUPT NICHT AUF, IHR PISSBACKEN, KEINESWEGS! Jetzt kommt das PEGIDA-ABER: Aber es ist ja nicht so, dass es einem in Berlin an unerwünschter Ansprache mangelt! Überall wird man angehalten, angeklickt, angeschnalzt, angegurrt, so dass es keine Freude mehr ist. Es ist ja diese berechnende Ansprache, die vorne freundlich tut, aber hinten so voller humanitärer Gewissensbissemacherei steckt, dass die notorisch klamme Brieftasche in Gefahr ist.

Man sieht diese professionell-prekären Wegelagerer übrigens schon von weitem. Meine Körpersprache signalisiert stets LASST MICH IN RUHE, aber trotzdem werde ich IMMER professionell gutgelaunt um etwas Zeit angebettelt für eine garantiert gute Sache, die an sich bestimmt gut ist, aber zu etwas Schlechtem wird, weil ich deshalb angebaggert werde. Und weil Menschen, die bezahlt oder ehrenamtlich auf diese Weise Geld für die Sache besorgen müssen, eine Sache verkaufen wollen, die ihnen daheim in der WG völlig schnuppe ist und die auf die ganzen miesen Maden wie mich, die nicht ansprechbar sind und auch nichts geben wollen, scheißen oder platzhalterisch in Ego-Shooter-Spielen plattmachen.

In der U-Bahn versuchen Obdachlose und von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen ihre Zeitungen zu vertickern. Sie machen es uns leicht, freundlich Nein Danke! zu sagen, das haben sie verdient. Sie wollen uns was verkaufen, weil sie das Geld gut gebrauchen können und so ihre Würde behalten können. Unangenehmer ist es schon, einem einfachen Bittsteller ohne Ware die Hilfe zu versagen. Doch auch diese Menschen verdienen wie alle anderen unseren Respekt.

Ungefragt aufspielenden Musikern in der U-Bahn begegne ich allerdings weit weniger freundlich, weil: Wer will dieses Zeug schon hören? Doch zugehört bedeutet scheinbar immer auch schon verkauft. Jedoch: Wer will schon etwas verkauft bekommen, was er weder in Form noch Inhalt sich wünscht oder gar Bedarf angemeldet hat? Da könnte ich auch wildfremden Menschen meine Taschen ins Gesicht pressen uns sagen: Beschnuppert ist bereits gekauft, Arschnase, jetzt her mit den Mücken oder ich rufe meinen großen Bruder Inkasso!

Genauso verhält es sich mit Promotern, die sich in regelmäßigem Wechsel am Mehringdamm aufhalten und mich denken lassen: Ach nein! Lasst mich doch bitte bitte... war ein wirklich antrengender Tag heute, ich will nicht... Doch zu spät! Hätten Sie kurz eine Minute Zeit? Ich weiß wie lange so eine Minute dauern kann, schließlich war ich Mitarbeiter in einem Callcenter. Seitdem ich weiß, wie sehr man Menschen auf den Sack gehen kann mit unerwünschten Fragen, nehme ich mein Telefon nicht mehr ab, wenn ich die Nummer nicht kenne.

Red Nose Day, Greenpeace, WWF, IS-Sympathisanten, Sie-haben-doch-nichts-gegen-Tiere-Freaks und letztendlich Amnesty International usw. usf: Sie alle schicken arme Studenten gegen Erfolgshonorar hinaus in die Welt, sagen: Hier geht er lang, der Herr von Bald, den müsst Ihr werben für die gute Sache. Für mich ist aber nichts eine gute Sache, wo sich mir Leute in den Weg stellen und meine deutliche Körpersprache ignorieren. Wo bleibt da die Empathie?

Ich spende für ein paar wenige Organisationen, da komm ich dann selber drauf, danke, da brauche ich keinen, der mich darauf hinweist. Aber wenn sich mir Amnesty International in den Weg stellt und mich erst bei heftiger Gegenwehr ziehen lässt, dann würde ich gerne eine Organisation anrufen, die gegen Folter, Freiheitsberaubung und Verstöße gegen die Menschenrechte eintritt. Ach Mist!

Montag, 26. Januar 2015

Juhuuu: links wählen trotz Verelendung! Weil: Rechts ist ja keine Lösung!

Juhuuu! In Griechenland hat ein ausgewiesen linkes Bündnis die Wahl gewonnen! Es geht also doch anders: In sozialer und materieller Verelendung muss nicht zwangsläufig faschistoides Gedankengut salonfähig werden und die Köpfe regieren. Das sollte sich unser leipziger und dresdener (Fuß)volk mal merken. Aber bei denen spielt ja eher eine geistige Verelendung inklusive Geschichtsvergessenheit bzgl. gewählter Termini eine Rolle (Lögenprrrässe! Vvvvolxvörrröterrrr!).

Und jetzt her mit dem Schuldenschnitt! Es ist ohnehin nicht einzusehen, warum nur ein Bürger der Europäischen Union für das Gezocke unserer Banken auch noch bezahlen sollte. Die Griech*innen haben das Geld nie gesehen, genausowenig wie die Bürger*innen der "Gebernationen" evtl. zurückbezahltes Geld zu sehen bekommen würden. Das Geld ist futsch für Menschen wie Dich und mich!

Deutschland hat seinen Schuldenschnitt, übrigens trotz seiner Verbrechen vor und während des zweiten Weltkrieges, längst bekommen. Auch von Gläubigern wie: Griechenland! Seitdem prosperiert das Land und hat offenbar genug Geld, es den Banken bedingungslos hinterherzuwerfen (klar, das Geld sind ja wir, und der Staat sind wir auch, Europa sind wir ebenfalls - Mist!).

Wie schlimm müssen die Verbrechen Griechenlands gewesen sein, dass man ihnen einen Schuldenschnitt verwehrt? Syriza, go on: Vielleicht macht das den Europäer*innen Mut, mal wieder mit dem Verstand und nicht nach Beliebtheitsrankings zu wählen! Eine Demokratie hält das nicht nur aus, sie lebt davon!

Stichwort: Hoffnung? Enttäuschung? Beobachtung!

Mittwoch, 14. Januar 2015

Jedem Henkel seine Tasse: Armut muss verboten werden!

Mutig bahnt sich unser Innensenator Henkel seinen Weg durch den berliner Sumpf des Verbrechens. Nachdem er erfolgreich gegen das Syndikat der Mieter und gegen die Drogenbarone vom Görlitzer Park vorgegangen ist, nimmt er sich einer weitere mafiösen Verstrickung an: Der Bettelmafia! Der Mann nimmt kein Blatt vor den Mund und legt sich stets mit den stärksten Gegnern an.

Nun ja, es ist nicht gerade fein, Kinder zum Betteln zu schicken und ihnen hernach das Geld abzuknöpfen. Das ist in der Tat Ausbeutung der übelsten Sorte und tatsächlich ein Eingreifen wert. Innensenator Henkel hat das Übel an der Wurzel gepackt und Kinderbetteln schlicht verboten. Aber was passiert denn nun mit den jungen Deliquenten, wenn sie erwischt werden?

Nun, Kinderbetteln wird mit einem Bußgeld von 500 Euro belegt. Das ist im Prinzip nichts anderes als Kindern hernach das Erbettelte wieder wegzunehmen. Dann sollten gerührte Passanten den Kindern wohl am Besten gleich mehrere Euro in die Konservenbüchse legen, damit die Kinder die Strafe auch zahlen können. Formal ist das natürlich purer Quatsch und bringt gar nichts, außer dass sich unser Innensenator wieder mal als harter Hund präsentieren kann.

Wer sich aber selbst erhöht, indem er  auf den Kleinen herumhackt, bedient allenfalls die Stammtische, erledigt aber nicht das Problem der Armut! Vielleicht könnte Herr Henkel auch gleich die Armut verbieten? Wer mit Armut erwischt wird oder sie öffentlich zeigt, muss eine Strafe zahlen? Nun ja, das gibt es schon so ähnlich und nennt sich Platzverweis!

Dabei vergisst man den touristischen Aspekt der Bettelei: Es gibt ja einen nicht unerheblichen Teil unter den Besuchern der Stadt, die eine Art Elendstourismus betreiben: Woaah, schau mal, wie verranzt hier alles ist, ey guck mal, die Zigeunerkinder (sic!) putzen ja Windschutzscheiben, voll krass, Alter, wie die Penner da stinken etc.

Was soll nun aus dieser Art Touristen werden, wenn die Armut unsichtbar würde? Ich denke, dass da der Tourismusverband gefragt ist. Mein Vorschlag: Die Gründung von Traditionsvereinen, deren Mitglieder Armut darstellen (Armutsdarsteller) und in sogenannten Bettelarealen (Checkpoint Charly, Simon-Dach-Straße, Potsdamer Platz etc.) publikumswirksam platziert werden. Armut zum Anfassen, das neue Jobwunder für Berlin. Ginge aber auch ehrenamtlich, die Stadt ist schließlich pleite.

Apropos Henkel: Der will ja die Olympiade nach Berlin holen! Weiß der Geier, welchen persönlichen Vorteil er da für sich sieht. Unser neuer Regierender Bürgermeister will wenigstens noch darüber abstimmen lassen. Auch da habe ich einen Vorschlag: Das Gelände des BER eignet sich ganz vorzüglich zur Abhaltung einer Olympiade: Eine großartige Brache außerhalb städtischen Erlebens, in aller Abgeschiedenheit mit einem bereits funktionierenden, kleinen Flughafen.

P.S. Ich weiß, BER- Witze gehen eigentlich gar nicht mehr! War aber kein Witz, sondern ein ernstgemeinter Vorschlag! Ähmmm... Naja...

Sonntag, 11. Januar 2015

Alles soll kaputtgehen! Mobilfunk zuerst, dann das Internet!

Mögen die Funknetze bersten und nimmer wiederkehren!
Das steht zum Gruß und zur Mahnung an mich geschrieben, wenn ich mein Mobilfunkgerät, unzutreffend verniedlichend: Handy, starte. Vor Jahren hatte ich es so eingerichtet, damit mich keine Firma grüßt, sondern mein Verstand in wacheren Zeiten. Das Blut, dass an meinem Mobilfunkgerät klebt, ist übrigens bereits getrocknet, so lange besitze ich es schon. Ich gehöre definitiv nicht zu der Zielgruppe, die technisch immer ganz vorne ist.

Irgendwann einmal, vor eigentlich gar nicht so langer Zeit, muss ich geglaubt haben, dass ich dringend ein Handy brauche. Damals wurden die Telefonzellen in bundesdeutschen Bahnhöfen vom Münzelefon zum Kartentelefon umgebaut. Ich finde Chipkarten höchst verdächtig, daher dachte ich, auf Mobilfunk auszuweichen sei sicherer und weit weniger verfolgbar.

Ein Trugschluss, wie wir nicht erst seit kurzem wissen. Besser wäre es gewesen, die Münzen wären geblieben. Dann hätte ich auch kein Mobilfunkgerät gekauft, mit dem ich vom Bahnhof aus anrufe, damit irritierte Gastgeber mich zu dem Zeitpunkt dort abholen können, zu dem die Bahn gedenkt, mich dort abzusetzen. Kleingeld kann man sich immer wechseln lassen und man fasst sich mittels Münzvariante und mangels Flatrate telefoninhaltlich kurz.

Es hat aber schon seit langer Zeit keiner mehr die Zeit, mich von einem Bahnhof abzuholen. Denn es hat sich leider herausgestellt, dass ein Mobilfunkgerät, mit dem man anrufen kann, auch voraussetzt, dass andere angerufen werden können. Ich verurteile das, denn seit diese Teufelsdinger an jedermann Hand zu kleben scheinen, wird jedermann auch permanent angerufen und von Terminen und Ortsvorschlägen oder sogar persönlichen Problemen belästigt.

Nur: Die wenigsten Menschen scheinen damit zu hadern! Wenn sie gerade nicht andere mit ihren Problemen, Orstvorschlägen und Terminen belästigen oder von anderen belästigt werden, dann spielen sie Spiele mit Vögeln und Zeug oder simsen sich gegenseitig Mist auf's Display. Ich verstehe diese Welt nicht mehr. Dabei gehe ich doch erst auf die 50 zu?

Ich wuchs in Zeiten auf, in denen nur Chefs von große, traditionellen Familienunternehmen über Anrufbeantworter verfügten (selbst Vorstände gab es noch nicht) und Funktelefone, für's Feld entwickelt, im Kampfeinsatz noch mit beiden Händen getragen werden mussten, mit einem zusätzlichen Mann mit Akkumulator auf dem Rücken als Sozius.

Ich gewöhne mir gerade an, mein Mobilfunkgerät so wenig wie möglich auszutragen und auch nicht immer zu reagieren, wenn mich jemand anklingelt. Ach was, selbst an mein Festnetz gehe ich selten, und private Mails beantworte ich erst nach Tagen, Wochen, Monaten, obwohl ich jeden Tag nachschaue. Ich entschleunige mich durch Entziehung.

Denn ich will meinen Penis nicht verlängern lassen, außerdem habe ich Angst vor Geld. Sonst würde ich selbstverständlich allen Prinzen aus afrikanischen Staaten helfen, ihr Geld nach Deutschland zu bringen. Ich will auch keine Aktien kaufen, das versuche ich schon seit längerem den Mitarbeitern einer schweizer Anlageberatung zu erklären, die mich trotzdem weiterhin ungerührt anrufen.

In den schwachen Momenten, wenn ich trotz mir unbekannter Nummer rangehe, druckse ich herum und sage, hmm nein, sorry, will nicht, hab' schon... nee, hab doch nicht, will keine hohe Rendite, wenn Natur und Mensch darunter leiden müssen, because of fucking Wachstum und fucking Finanzmärkte! Und Schwupps, will der eine eine Grundsatzdikussion, und ich will keine Zeit mehr für dieses Gespräch haben müssen.

Ansonsten dienen Mobilfunkgeräte und Internet nur dazu, die Arbeitszeit künstlich in den Abend zu verlängern oder die Unzuverlässigkeit anderer zu entschuldigen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: Aber früher, zu Kriegszeiten oder kurz danach, das hat man sich Tage vorher verabredet und sich dann auch am ausgemachten Platz getroffen. Zum Teil mit erheblichen Verspätungen, aber ein Wort war noch ein Wort und ein Fehlen unverzeihbar.

Heute sind Verabredungen nur noch vage Optionen zur Optimierung einer ohnehin geleasten Freizeit, in der man ständig neue Prioritäten setzt und in der der vormals allerbeste Freund im Ranking plötzlich ganz nach hinten fallen kann, weil irgendwo Biokäse im Angebot ist. Eine Verabredung aber ist verbindlich!

Ohne Verbindlichkeit ist das ganze Leben Mist. Ohne Verbindlichkeit können wir gleich wie die Einzeller der nächstbesten Nahrungsquelle hinterher quallern. Einzeller brauchen keine echten Freunde oder Sexualpartner, die teilen sich einfach, wenn sie satt sind. Aber dafür gibt es ja schon wieder FaceBook.

Mir täte es wirklich kaum leid, wenn das Funknetz bersten würde. Viele Prozesse des gesellschaftlichen Lebens würden dann wohl nicht mehr so funktionieren, aber vielleicht anders. In Vorzeiten des Mobilfunks sind auch nicht mehr Leute verhungert oder verunfallt. Arbeitgeber haben mehr zittern müssen, wenn die Mitarbeiter unerreichbar waren. Heute zittern die Arbeitnehmer. Da gibt es einen Zusammenhang, glauben Sie mir!

Auch das Internet kann von mir aus weg, diese Zeitfalle, und obwohl ich dort gerne meinen Senf hinzugebe, täte es mir we...

Donnerstag, 8. Januar 2015

Vier... Nein: Fünf Erkenntnisse aus dem letzten Jahr! Und eine Bonuspostkarte mit schönen Grüßen!

Wow... lange her: 9. November 2014 die letzte Meldung, dann Funkstille. Nicht ohne Grund. Ich habe nachgedacht, wer hätte es gedacht, und im Nachdenken habe ich gedacht, das bringt doch nix, das mit dem Nachdenken. Dann habe ich kurz mal nicht nachgedacht, dachte dann aber, dass das ja auch nichts bringt. Aber im Grunde bringt ja gar nichts irgendwas. Auch das Schreiben nicht, dachte ich.

Beim vielen Nachdenken und Nichtnachdenken kam mir der Gedanke, dass ich mir eigentlich noch keine guten Vorsätze für das Folgejahr gemacht habe, mir noch nie in den Jahren zuvor gute Vorsätze gemacht habe und ich es wohl auch nicht tun werde, weil sich mir Sinn und Bedeutung des gute Vorsätze machens fremd ist.

Aber irgendetwas muss man ja tun, weshalb ich gedacht habe, nun ja, wenn schon keine guten Vorsätze gemacht werden, dann kann ich ja wenigstens ein paar Erkenntnisse mitnehmen ins Jahr 2015. Und an denen lasse ich geneigte Leser*innen gerne teilnehmen, das ist sozusagen mein Geschenk, das auch weiterverschenkt werden darf, wenn es nicht gefällt, was soll den das? Irgendwelche Erkenntnisse von fremden Menschen ins Regal stellen, obwohl sie einem nicht gefallen? Versteigert sie von mir aus auf eBay!

Gibt es eBay eigentlich noch? Falls ja: Wird da überhaupt noch versteigert oder gibt es da nur noch Festpreise? Ich würde mich sehr über eine Postkarte von eBay freuen, meine Adresse hat sich zwar geändert, aber man muss nur beim Einwohnermeldeamt anrufen, die geben einem gerne Auskunft. 
Lieber Holz, selbstverständlich gibt es mich noch! Mir geht es so gut, wie es einer alten Verkaufsplattform eben gehen kann, es gab schon bessere Tage, aber ich will nicht jammern! Man kann bei uns immer noch Sachen versteigern, erst kürzlich hat einer ein Auto für einen Euro ersteigert. Ich hoffe, Dir geht es ebenfalls gut,
Dein eBay

P.S. wolltes Du uns nicht etwas über Deine Erkenntnisse vom vergangenen Jahr erzählen?
Stimmt ja! Also dann:

Erkenntnis Nr. 1
Es war falsch, auf Freunde von Freunden zu hören, die fanden, dass ich mich entspannen solle und ich die Bösewichter dieser Welt nicht so ernst nehmen solle. Ich habe es probiert, habe mich entspannt und habe die Bösewichter nicht mehr so ernst genommen, wie man einen Taschendieb nicht ernst nimmt und seine Tasche offen neben sich stellt, während man desinteressiert wegschaut. Nur dass die Leute, die ich sonst ernst genommen habe und zwischenzeitlich nicht mehr ernst genommen habe, viel schlimmer sind als Taschendiebe.  Genau weil viele Leute sich dauernd entspannen und Bösewichter nicht mehr ernst nehmen, hat sich diese beknackte Dresdner Pogromstimmung breit machen können.

Erkenntnis Nr. 2
Wer Anti-PC ist, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Weil er grundsätzlich die reine Anständigkeit mit Political Correctness verwechselt. Wer findet, es sei Gutmenschentum, anderen Menschen Asyl zu geben, hat sein Herz in der Tiefgarage geparkt und die Etage vergessen. Wer findet, dass ein paar "Ausländer" das Abendland gefährden und die Einwohner*innen der BRD in die Armut und in den Islam treiben, der hat vergessen, wer 2008 als Urheber der Armut in Europa ausgemacht wurde. Ich sage Euch nicht, wer das war: Lest es in der "Lügenpresse" nach! Oder in objektiv berichtenden Medien wie zum Beispiel Russia Today!

Erkenntnis Nr. 3
Überhaupt ist es gar nicht so bescheuert, die "westlichen" Medien zu kritisieren. Zu oft haben sie sich angedient, diverse Regierungserklärungen und -beschlüsse kommentarlos zu übernehmen oder darüber in Jubel auszubrechen. Aber aus einer Kritiklaune heraus die gesamten Medien, von Bild bis Zeit, von ARD bis RTL der Komplettlüge zu bezichtigen und als Ersatz staatlich gesteuerten Medien wie Russia Today volle Glaubwürdigkeit zu bescheinigen, nur weil sie das Gegenteil berichten oder behaupten, kann dümmer gar nicht sein.

Erkenntnis Nr. 4
Der Herr Friedrich hat völlig recht, wenn auch aus den falschen Gründen: Frau Merkel ist schuld an der penetranten Engstirnigkeit gegen die Idee der Anständigkeit! Sie hat ihre sogenannte Bildungsoffensive voll verkackt! Kann man anders nicht sagen! Ein derart ignorantes und verblödetes Volk steht im Gegensatz zu einer gebildeten Gesellschaft. Setzen! Sechs!

Erkenntnis Nr. 5
Ich weiß gar nicht was das sein soll, das Volk! Sind dass diese Leute in den heutigen Grenzen der BRD, dieser Mischmasch aus Mongolen, Italienern, Skandinaviern und Hugenotten, dieser genetische Gemischtwarenladen, der offenbar ganz dringend eine Frischzellenkur braucht, da er schon seit Jahrhunderten nicht mehr "rassisch durchmischt" (Stoiber) wurde und der Inzest bereits Sabberspuren am Kinn und Löcher im Hirn hinterlässt?

Das soll es erst einmal gewesen sein!