Freitag, 23. Dezember 2011

Zu Gast bei: Gottschalk! Heute Kinder wird's was geben, tralalalala tralalala!

kriegswichtig: eine Plattform
Thomas Gottschalk: Servus allerseits, herzlich willkommen zu mir und meiner neuen Show, eine kleine Show zum Talken, haha, und zum Talken lade ich kleine Menschlein ein, so wie vorher schon, nur dass die sich nicht, oder nur im wortwörtlichen Sinne, das Rückgrat brechen können. Als meinen ersten Gast haben ich den Herrn Bold eingeladen, einen mäßig erfolgreichen Blogger, der sich nur allzugern entmutigen lässt. Guten Tag, mein Lieber.  

Herr Bold: Mein Name ist Holz E. von Bald.

Thomas Gottschalk: Na wie auch immer. Herr Bold, wie geht's, wie steht's?

Holz E. von Bald: Nehmen Sie bitte die Hand von meinem Knie...

TG: Mein Lieber, Sie - ich darf doch Du sagen? - Du bist...

HEvB: ... Sie dürfen nicht...

TG: ... Du bist also ein sogenannter Blogger und träumst bestimmt vom Umsturz des, ähhh, Systems, nicht wahr?

HEvB: Nein, eigentlich träume ich nicht vom Umsturz. Ich finde, es passt alles so, wie's jetzt ist.

TG: Wie jetzt?

HEvB: Na, 's ist alles knorke, so wie's ist.

TG: Entschuldige mal, das klingt in Deinem Blog aber ganz anders, mein Lieber. Salopp gesagt, kotzt Du ja so richtig ab. Ich hätte jetzt mehr Skandal erwartet, unsere Freunde vorm Fernseher wollen's so, gelle?

HEvB: Naja, das mit dem Abkotzen, das ist nur so ein Stilmittel. Grundsätzlich aber finde ich, dass alles in Ordnung ist.

TG: Und mit dem lieben Herrn Bundespräsidenten Wulff zum Bleistift hast Du auch keine Probleme?

HEvB: Nehmen Sie bitte endlich die Hand von meinem Knie... Der Herr Wulff, der macht das schon richtig. Schließlich ist er der oberste Repräsentant der BRD. Ihn zu beklagen hieße, das Amt des Bundespräsidenten in Verruf zu bringen...

TG: ... sehe ich ganz genau so...

HEvB: ... und seine Funktion ist ja auch, die Verhältnisse innerhalb der BRD zu repräsentieren. Endlich ein BuPrä, der als moralische Instanz auch wirklich nachlebt, was ihm vorgelebt wird.

TG: Häh?

HEvB: Nun, wenn Politik nach außen hin wie ein Selbstbedienungsladen wirkt, dann muss der BuPrä dies auch repräsentieren. Er repräsentiert genau genommen eine Bananenrepublik, und wir alle sollten uns ein Beispiel an seinem Verhalten nehmen.

TG: Das musst Du aber mal kurz erläutern...

HEvB: Gerne! Unsere Regierungskoalition ist mit dem Versprechen einer totalen Transparenz angetreten. Und ich finde, sie hat Wort gehalten. Transparency International hat keinen Grund zur Klage. Denn es ist überdeutlich, wem was zu Gute kommt und wofür. Ich erinnere da nur an die Senkung der Umsatzsteuer für Hotels. Oder die Bankenrettung. Oder die Abwrackprämie. Oder zuletzt der ESFS - auch wieder für die Banken. Da nimmt man kein Blatt vor den Mund. In diesem Sinne ist es auch folgerichtig, wenn die Verfehlungen einzelner Politikerinnen und Politiker benannt werden und auch sofort auch wieder verziehen werden. Das ist ein grundkatholischer Verhaltenskodex. Nur dass es hier nicht um Schuld, sondern um Fehler geht...

TG: Das ist mir eigentlich schon genug an Erläuterung, vielen Dank auch, mein Lieber, war schön, dass Du da warst und...

HEvB: ... von Guttenberg und Wulff, die sagen ja auch ganz offen, dass sie Fehler gemacht haben. Und da kann man sich doch auch als Bürger überlegen, ob man ja auch selber mal Fehler machen kann, und dann wird einem vielleicht auch verziehen, so nach ein paar Jahren Knast, da ist man dann ganz geläutert und rehabilitiert, während andere wiederum habilitieren. Oder wie ein Freund gemeint hat: "Entschuldigung, das mit dem unbezahlten Fernseher unterm Arm, das ist ein großer Fehler, aber Sie können mir glauben, wenn ich ihn wirklich hätte stehlen wollen, dann hätte ich es klüger angestellt." Man kann also niemandem mehr eine Absicht unterstellen. Wir alle sind Mängelwesen, und niemand lebt uns das besser vor als unsere Politikerinnen und Politiker. Wir sollten alle ihrem Beispiel folgen!

TG: Also willst Du sowas wie griechische Verhältnisse in Deutschland?

HEvB: Ach was, die Griechen. Die sind doch ganz arm dran. Die sind doch nur der Blitzableiter für all das, was bei uns nicht funktioniert. Es verhält sich doch so, wenn ich in einem Bild sprechen darf: Wenn zu uns nach Hause ein Handwerker kommt und alles noch viel schlimmer macht, als es vorher war, dann regen wir uns erst über den Handwerker auf. Wenn aber der Handwerker sagt, ja Entschuldigung, da habe ich wohl einen Fehler gemacht, dann freuen wir uns, dass er den offensichtlichen Fehler zugibt. Ist ja selten heutzutage. Wenn er dann noch über die faulen Griechen, Spanier, Portugiesen herzieht und behauptet, einer von denen wäre erst gar nicht bei uns vorbeigekommen, um die Sache in den Sand zu setzen, dann klopfen wir ihm auf die Schulter, bedanken uns bei ihm und geben ihm noch ein Trinkgeld für die Mühe.

TG: Du zeichnest jetzt aber gerade ein trübes Bild von der Intelligenz unserer Zuschauerinnen und Zuschauer, denen ich jetzt mal lächelnd zuwinke. Das ist nicht sehr nett vom Herrn Bold, gelle?

HEvB: Aber die Griechen sind viel schlimmer... oder gar die Spanier...

TG: Ach ja, stimmt. Die sollten lieber mehr arbeiten und weniger feiern und tanzen. Ich habe Dir unrecht getan, mein Lieber! Entschuldigung. Hier hast Du fünf Euro...

HEvB:  Danke.

TG: Wo waren wir gleich stehen geblieben?

HEvB: Dort, wo die Bundesrepublikaner sich nur zu gerne ablenken lassen vom Ungeschick oder Unvermögen ihrer politischen Führer. Übrigens zeigen sie ein historisch einzigartiges Verhalten...

TG: ... das da wäre?

HEvB: Nun, die Bundesrepublikaner glauben tief in der Scheiße zu stecken. Und da steht dann einer am Rand der Güllegrube und reicht uns die Hand. Wir greifen die Hand und, das ist das Besond're, ziehen mit vereinter Kraft den anderen zu uns in unsere Scheiße hinab. Vernünftige Menschen würden versuchen, da raus zu kommen und sich hernach die Gülle von der Kleidung zu klopfen. Wir nicht! Wir wollen, dass es den anderen genauso schlecht geht wie uns. Das nennen wir dann Stabilität.

TG: Ich weiß nicht, diese Ausdrücke, mein Lieber: Stabilität? Gülle? Liebe Freunde vorm Fernseher, der Herr Bold, das ist schon einer, gelle... Deswegen machen wir jetzt auch gleich Schluss, wenn wir noch gehört haben, was Herr Bold uns zu tun rät?

HEvB: Wir müssen uns ein Beispiel an den Würdenträgern der Politik und der Wirtschaft nehmen: Wir müssen zuerst unsere moralische Integrität über Bord werfen, dann alles grabschen was uns in die Finger gerät und völlig schuldunbewusst Fehler eingestehen, wenn man uns dabei erwischt. Das ist menschlich, das ist katholisch. Das ist Banane, und das wiederum ist unsere Republik. Papa Schlumpf möge uns beistehen und unserer Seele gnädig sein!

TG: Na, mein Lieber, das war jetzt aber starker Tobak. Trotzdem schön, dass Du da warst, gelle? Dann mal servus, und wir begrüßen auch gleich den nächsten Gast, er ist Justitiar...

RonJustice: ... ähhh, nicht wirklich...

TG: ... ach, macht doch nix, mein Lieber... Ich darf Dich doch duzen, oder?

Freitag, 16. Dezember 2011

Rentner zu den Waffen! Unterschichten- Acknowledgement versus Altersradikalität!

kriegswichtig: Esprit
"Wir sind jetzt Greifenwalder. Zwei Stationen, dann sind wir Gesundbrunnen." sprach die Erzieherin mit der nölig- lauten Stimme in ihr Mobilfunkgerät, während die ihrer Erziehung ungeduldig harrenden Kinderchen wild durch das Abteil stieben und lärmten. Mit solch sprachlich retardiertem und mit Unterschichten- Acknowledgement versehenem Erziehungspersonal muss man sich keinerlei Hoffnung auf eine durch die nachwachsende Brut entfesselte Revolution zu machen.

Die heute ihre Zelte aufschlagen, wollen keine Revolution. Sie wollen ihren Platz im kapitalistischen System. Sie wollen ihm ein menschliches Antlitz verleihen. Viel Spaß, liebe Leute, und friert Euch nicht den Arsch ab. Ich aber habe mich damit abgefunden, selbst aktiv werden zu müssen. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber dann für den Rest meines Lebens werde ich mich voll und ganz der Revolution widmen.

Dann nämlich, wenn ich nichts mehr zu verlieren habe. Wenn der Tod naht, oder schlimmer noch, das Pflegeheim. Denn was könnte teuflischer sein, als mittels schlechter Drogen narkotisiert, mit der Bettpfanne dauerhaft unter dem Gesäß platziert und von DJs alleinuntehalten unter Dauerberieselung penetrant dosierter Musik von Lady Gaga über Coldplay zu Rammstein dahinzuvegetieren?

Dann doch noch lieber Selbstmord! Aber nicht, ohne ausgewählte VertreterInnen aus Wirtschaft und Politik mitzunehmen! Wie schön wäre es wenn Rentnerinnen und Rentner tatsächlich anfingen, altersradikal zu werden und nicht schimpften über Jugend, Sittenverfall und Rentenbezüge, sondern sich bewaffneten und, solange sie noch die Herrschaft über ihre Sinne haben, den Feind mit einem kräftigen Hahrrrharrr stellten und in von seinem Elend erlösten und der Jugend damit eine leuchtende Zukunft einzuläuten, während sie selbst der finale Rettungsschuss aus der Waffe eines Sicherheitsbeamten ereilt.

Ach wie wunderbar. Jetzt muss ich an diesen schönen Film von Clint Eastwood, Gran Torino, denken. Sicher lässt es am Heldenmut zweifeln, wenn eine Tat begangen wird ohne dass ein Verlust droht. Am Ende ist's eine Verzweiflungstat. Aber wenn die Verzweiflung hilft, dass sich endlich einmal die Richtigen fürchten müssen? Sonst sind es doch immer die Unschuldigen, die um ihr Leben bangen müssen. Und Rentnerinnen und Rentner können beweisen, dass sie nicht zum alten Eisen gehören.

Montag, 5. Dezember 2011

Unzurechnungsfähig: KT zu Guttenberg! Klaus Töpfer endlich trocken!

kriegswichtig: schwere Geschütze
Ein wenig traurig bin ich schon: Da hatte ich endlich einen sogenannten regelmäßigen Leser - also jemand, der mir "folgt" - und nu isser wieder weg. Womöglich hat er befürchtet, sich bei mir zu Tode zu langweilen und hat deshalb die Notbremse gezogen. Anders mach ich es ja auch nicht.

Dabei gibt es ja so viel aufzuarbeiten. Mein guter Freund RonJustice (ja, den gibt es wirklich, und zwar hier...), ist schier am Verzweifeln wegen all der Dinge, die sich auf der Welt tun. Er fragt sich sinngemäß, wer uns von dem Albtraum-Märchen (sic!) heilt. Nun, niemand, denke ich und liege damit hoffentlich richtig. Denn vor den Intellektuellen dieses Landes habe ich richtig Angst (Dieter Bohlen, Walter Sinn, Enoch zu Guttenberg, Theo Zehner (sic!) u.v.m. - besseres hat Schland nicht zu bieten).

Aber es gibt auch Gutes zu vermelden: Dieser aufgeblasene Wichtigtuer (nein, nicht KT!), der eigentlich geplant hatte, vor Gericht ordentlich die Sau rauszulassen und seine kruden Thesen zu verbreiten (nein, wirklich nicht KT!), wurde für unzurechnungsfähig (neiein, es geht nicht um KT!) erklärt und in die Psychiatrie überstellt. Wunderbar: Das ist die Höchststrafe für den norwegischen Massenmörder Anders Breivik. Soll er doch seinen Psychiater volllabern.

KT zu Guttenberg allerdings muss sich keine Sorgen machen. Er hat sich von seinem Verfahren freigekauft und sich im Interview mit der ZEIT für unzurechnungsfähig erklärt - zumindest was seine Dissertation betrifft. Er war überfordert und hat deshalb Fehler gemacht. Da gab es keinen Betrug - denn diesen begeht man wissentlich. Der Beweis: zu Guttenberg wusste nichts von seinem (sic!) Fehler. Daher war's auch kein Betrug. Ach so! Wie dem auch sei, das Interview ist wirklich lesenswert: Da entzaubert sich ein Führer und zeigt was er wirklich ist: ein Medienprofi!

So viel Guttenberg war noch nie, noch nicht einmal zu seiner Amtszeit. Alle Guttenbergs haben heuer ordentlich zu tun: zwei Bücher herausbringen (beide wieder nicht selbst geschrieben), in Talkshows herumsitzen und weitere öffentliche Auftritte des ungeschoren Davongekommenen und damit Rehabilitierten (wenn schon nicht habilitiert) sind schon geplant. Die Leute wollen ihren KT zurück. Es gibt zwar eigentlich nichts, was der politisch solide erarbeitet hat, aber er sah halt so gut dabei aus!

Man möchte sich in einen Panzer setzen und mindestens zwei von den "vier Staatsgewalten" wild beschießen: die Presse und die Legislative hat's verdient! Aber ein Panzer braucht so viel Sprit. Der Herr Töpfer, ehemaliger Bundesumweltminister und Ex-Exekutivdirektor der UNEP, ist schwer getroffen, weil die Klimaziele laut Kyoto-Protokoll nicht nur nicht erreicht wurden, sondern die weltweiten CO2- Emissionen noch um rekordmäßige 5,8 Prozent gestiegen sind.

Herr Töpfer ist resigniert und rät zu Schadensbegrenzung. Es könne nicht mehr darum gehen, den Klimawandel zu verhindern, sondern mit den Folgen daraus umzugehen. Wunderbar! Geben wir doch einfach auf! Wahrscheinlich sitzen wir eh alle der Klimalüge auf! Klimawandel gab es schließlich schon immer! Aber selbst wenn die Daten der Klimaschützer nicht stimmen: Wer ist schon so blöd zu glauben, dass es umweltverträglich ist, seine Abgase in die Luft zu blasen? Na, da gibt es viele!

Das Tragische am Herrn Töpfer ist allerdings die Tatsache, dass er vor Jahren durch den Rhein geschwommen ist (im Taucheranzug!), um zu beweisen, dass der Fluss sauber ist. Nun kann man an manchen Stellen durch den Rhein laufen, ohne in Kontakt mit Wasser zu kommen. Die Probleme erledigen sich also immer von selbst. So soll es auch in Zukunft sein!

Eine Bundesregierung jedoch, die sich nicht traut, ihren Bürgerinnen und Bürger (oder den Stromkonzernen) etwas Energiesparen zuzumuten und die es noch nicht einmal schafft, solche Spritfresser wie den im Bild oben aus den Innenstädten zu verbannen, geschweige denn ganz zu verbieten, muss wohl oder übel mit den Folgen eines Klimawandels leben. Man kann zwar ein Vorbild für andere Länder sein, wenn's um die Staatsfinanzen geht. Aber wenn's die Umwelt betrifft - nada, niente?