Dienstag, 27. April 2010

Achtung: Am Anfang ist es noch Satire! Aber dann geht's um's Kruzifix!

So hat also die niedersächsische CDU nichts Besseres zu tun als eine "Türkin", noch dazu muslimischen Glaubens, zur Sozialministerin zu machen. Und dann beschwert die sich auch noch über Kruzifixe in deutschen Klassenzimmern. Soll sie doch hingehen wo sie herkommt, da wird sie schon sehen, wie gut sie es hat in Deutschland, wo jeder alles darf und viele, vor allen Dingen die Ausländer, noch viel mehr dürfen als die Deutschen selbst. So was von undankbar, diese Frau. Man muss sie vor sich selbst beschützen, indem man sie direkt zum Rücktritt drängt. hier...

Ein Bischof muss schon schlagen (Verzeihung: Watsch'n), lügen (Verzeihung: vergessen) und betrügen (Verzeihung: unterschlagen), um den Rücktritt nahegelegt zu bekommen. Worüber regt man sich eigentlich im Fall Özkan auf? Dass eine Ministerin selbstverständlich nach der Rechtmäßigkeit von Kruzifixen in unseren säkulären Schulen fragt? Sie will ja keinen Halbmond dort aufhängen (außer vielleicht zum Weihnachtsfest). Sie möchte wissen, was religiöse Symbole in Schulen hierzulande zu suchen haben. Das reicht einigen verirrten Schäfchen schon, nach einem Rücktritt zu krakeelen.

Und damit alle Ressentiments zu bedienen, die es gibt. Frau (hat eh nichts zu melden), Türkin (von wegen: Frau Özkan ist in der BRD geboren und hat die deutsche SBS), jung (hat eh nichts zu melden) und Muslimin (was hat eine Muslima in unserem ach so an christlichen Werten orientierten Land zu suchen?). Ja, so ist sie halt, die bundesdeutsche Mehrheit: Wer sich über das große D beschwert, der soll doch woanders hingehen, da wird er schon sehen, was ihm blüht.

Die Christen aber werden weltweit verfolgt, so sieht es nämlich aus! Deshalb sollte sich Frau Özkan nicht so aufregen über das Kruzifix. Sie kann nicht einfach die Gesetze ihres Heimatlandes, wo in den Schulen das Kopftuch verboten ist, in die freie BRD einführen, wo sich ein jeder frei entfalten kann. Es sei denn, er gehört einer Minderheit an. In der Türkei hängt ja wohl auch überall das Bild vom Atatürk, und da sagt auch keiner was. Aber uns sagt es etwas: In der BRD verwechselt so mancher Religion mit Politik und das Ausland mit dem eigenen Land.

Nun, für die, die kein Fernsehen haben und auch keine Freunde: Wir leben in der BRD und nicht anderswo. Hier gelten die Gesetze der BRD, logisch. Aber dies wird gerne einmal dialektisch aufgefasst, wenn's ins rechte Konzept passt: Die Migranten sollen sich an ihrer eigenen Nase (bzw. der ihres "Heimatlandes") fassen, wenn sich dem German Native etwas nicht fügt. Andererseits pickt der sich die ihm gefälligen Zustände aus dem Ausland geübt heraus und nimmt sie sich zum Maßstab, zur Not auch gegen die eigene Verfassung. Das wäre ja so schlau, wenn es nicht so perfide wäre.

In unseren Schulen soll Wissen vermittelt werden und nicht der Glaube an ein vermutlich frei erfundenes Fabelwesen, dessen einzige Zeugen seiner Existenz ein gealtertes Findelkind respektive Wüstenwanderer und ein selbsternannter Prophet sind. Was dabei herauskommt, wenn man Wissenschaft und Religion miteinander vermischt sieht man zur Zeit am Besten am Beispiel Iran: Es kommen dabei Idioten raus! Auch soll die Schule dem Individuum helfen, sich innerhalb einer multipen Gesellschaftform zu verorten. Dazu gehören zwar auch weltanschauliche Aspekte. Ein Kruzifix im Klassenzimmer ist jedoch nur die sichtbar gemachte Duftmarke von Christen mit Revierbewußtsein. Neben dem Kreuz soll es nichts geben! Dies aber grenzt Anders- und Nichtgläubige aus.

Ein Kompromiss? Man könnte zusätzlich eine Buddhastatue, einen Shintoschrein, einen sechsarmigen Leuchter, einen Koran und dergleichen aufstellen, um ja auch niemanden zu benachteiligen. Man könnte aber auch für alle Religionszugehörige eigene Räume in den Schulen gestalten, in denen jeder seinen religiösen Vorlieben nachgehen kann. Viel einfacher aber wäre es, einfach auf jede religiöse Symbolik zu verzichten, auch auf ein Kreuz. Das würde niemandem wirklich schaden.

Wie auch? Man kann auch an Gott glauben, ohne ein Kreuz anzustarren. Das ist schon irrational genug. Wenn nun aber das Jesuskind wüsste, dass seine Schäfchen ein Kreuz zur Festigung ihres Glaubens brauchen, es würde bitterlich weinen!  Will sagen: Jede Aufregung um's Kreuz ist nur schwer nachvollziehbar. Der einzige mir schlüssige Grund für die Verbissenheit im Kampf ums Kreuz im Klassenzimmer kann bei genauerer Betrachtung nur die Angst vor Überfremdung bzw. eigenem Bedeutungsverlust sein. Was anderes fällt mir dazu nicht ein!

Freitag, 16. April 2010

Kausalkette des Abstiegs! Natürlich absteigend sortiert!

Karl Theodor zu Guttenberg ist, wie sein Name belegt, von adliger Herkunft. Er hat von Geburt wegen alles in den Schoß gelegt bekommen, was er für eine rosige Zukunft benötigt. Zu Guttenberg weiß, dass nicht jeder dieses Privileg besitzt. Adel ist für gewöhnliche Menschen nicht erreichbar, höchstens vielleicht käuflich. Doch das ist verpönt! Doch zu Guttenberg ist möglicherweise der Meinung, dass jeder Mensch in der Lage sein sollte, mit etwas Anstand und Etikette durch's Leben zu wandeln. Ein gewisser Herr Schröder zum Beispiel ließ dies schmerzlich missen.

Herr Schröder, ehemaliger Kanzler der BRD, hat sich aus ärmlichen Verhältnissen hervorgearbeitet, über den zweiten Bildungsweg einen Fachhochschulabschluss erlangt und wurde durch aufdringlichen Ergeiz zum Bundeskanzler - ICH WILL HIER REIN! Er kann und konnte niemals verstehen, wie das jemand nicht schaffen kann und vermutete, dass es jener Mensch nicht schafft, weil er es nicht schaffen will. Schlussfolglich ruhe sich dieser Mensch in der sozialen Hängematte aus. Für Schröder war alles für jeden erreichbar, deswegen gibt es heute auch ALG II. Aber Herr Schröder fand auch, der Mensch aus der gesellschaftlichen Mitte verhielte sich nicht angemessen: Er jammere ihm zu viel und täte zu wenig.

Der Mensch aus der gesellschaftlichen Mitte findet, die Politik täte zu wenig für ihn. Nein, falsch: Er findet, die Politik täte zu viel für die Faulpelze in der Welt. Der Mensch aus der gesellschaftlichen Mitte findet, wenn man sich nicht um die Faulpelze kümmern würde, müssten die sich selbst aus dem Dreck hervorarbeiten. Grundsätzlich nämlich hätte jeder die gleichen Chancen. Man muss sie nur packen. So wie er selbst. Sein mittelständischer Reichtum ist unter großer Anstrengung selbst verdient. Wer die selben Anstrengungen leistet, wird folgerichtig ebenso belohnt wie er. Wer das nicht tut, ist selber schuld, bleibt prekär oder arbeitslos und sollte wenig oder gar nichts bekommen!

Der Prekäre findet es nicht gut, dass er so wenig verdient und glaubt, er hätte dasselbe Anrecht auf Entlohnung wie der Mensch aus der gesellschaftlichen Mitte. Außerdem hat er dauernd Angst davor, entlassen zu werden. Der Prekäre findet auch, dass die Leute, die gar nicht arbeiten, irgendwie voll scheiße sind, weil die nämlich mehr Geld haben als die, die arbeiten, zumindest aber mehr als er. Die Arbeitslosen sollen weniger bekommen als er. Aber nur die, die nicht arbeiten wollen! Solche wie er aber, die arbeiten wollen, sollen natürlich bessergestellt sein im Falle der Arbeitslosigkeit. Grundsätzlich denkt der Prekäre aber, dass er immer wieder Arbeit finden würde, um jeden Preis. Er versteht gar nicht, wie manche Menschen der Gesellschaft auf der Tasche liegen können.

Der Arbeitslose findet nicht, dass er zu viel Geld bekommt. Er denkt viel mehr, dass es noch zu wenig ist. Und deshalb möchte er auch keine Arbeit annehmen, die ihm noch weniger Einkommen bringt als sein Arbeitslosengeld. Ist doch logisch, oder? Er hat allen Grund zu glauben, dass "die da oben" der Gesellschaft viel mehr auf der Tasche liegen als alle Arbeitslosen zusammen. Was er aber nicht versteht ist, wie sich manche Menschen so ihrem Elend hingeben können wie die Junkies oder Alkies. Wie man sich nur so gehen lassen kann? Ihm jedenfalls könnte das nicht passieren.

Alkie und Junkie unterhalten sich ausnahmsweise einmal nüchtern und klar. "Scheißaffen! Maul halten!", brüllt der Alkie. Der Junkie meint: "Ja weißt, Du, da hast Du voll recht! Was die da oben (zeigt auf den Text) so alles nicht verstehen können, das geht auf keine Kuhhaut."

Alkie: "Scheißaffen! Maul halten! Keine Ahnung haben die! Als hätte ich eines Tages bei mir gedacht: So, und jetzt werd' ich Alkoholiker! Als hätt' ich's nicht auch einmal probiert so zu sein wie die. Bin ja nich' mit der Flasche zur Welt gekommen."
Junkie: "Und jetzt wollen die, ich solle doch einfach mein Besteck weglegen und so ticken wie die es tun. SO WAS WÜRDE MIR NIE PASSIEREN KÖNNEN! Ha! Da müsste ich ja gerade noch einmal herzlich lachen, wenn's nich' so traurig wär."
Alkie: "Ja, aus meiner Sicht sind die alle mit dem Silberlöffel zur Welt gekommen. Mami wischt ihnen heute noch den Arsch ab mit einem Bündel Scheine. Die haben doch alle jemand, der ihnen die Karre aus dem Dreck zieht!"
Junkie: "Hatte ich nich', niemals. Und die Einzigen, die heute noch mit mir sprechen, bist Du und mein Dealer. Ach ja, und ab und an gibt's einen Platzverweis vom Bullen... jetzt erklären wir denen aber nich', wie wir so geworden sind, oder?"
Alkie: "Nö, da gibt's viele Gründe für, is' bei jedem anders. In den Augen der Scheißaffen sind wir aber Abschaum. Unnütz und verschlissen. Maul halten, Scheißaffen. Aber ich sag' Dir: Wer sich noch nich' einmal vorstellen kann, wie man so werden kann wie wir, dem mangelt's an Tiefgang. Der is' nich' in der Lage, sich in andere hinein zu versetzen. 'Ne arme Sau isser..."
Junkie: Ho, der kann ja noch nicht einmal in sich selbst hinein schauen, die Pfeife..."
Alkie: "... und täte er's doch einmal, er säße bald hier bei uns und pfiffe sich was rein. Am Ende sind's nämlich noch weichere Weicheier als wir! Wir nämlich kennen unsere Dämonen! Die aber haben einfach nur Schiss... sie könnten ja in sich was finden, das ihr Weltbild ins Wanken bringt. Ihr ach so tolles Weltbild..."
Junkie: (mit hohler, tiefer Stimme) "...WENN DU ES NUR WILLST, DANN KANNST DU ALLES SCHAFFEN! So was von Idioten, so was. Keine Ahnung von nix haben, aber in den Garten scheißen wie ein Großer..."

Beide brechen in brüllendes, lang anhaltendes Gelächter aus.

Mittwoch, 14. April 2010

Mixa, Bischof: Schuldige, verzweifelt gesucht! Die 68er waren's!

Mit der sexuellen Selbstbestimmung ist es nicht allzu weit her. Soweit ich mich erinnere, wurde die Verpflichtung zum Beischlaf durch Eheschließung noch gar nicht aufgehoben. Lediglich die Vergewaltigung in der Ehe ist strafbar. Vor nicht allzu langer Zeit war es üblich, dass der Mann sich von seiner Frau scheiden lassen konnte, wenn diese sich nicht gefügig zeigte. Was heißt hier: Na und? So kann man nur denken, wenn man nicht weiß, in welchem Maße Frauen in dieser Zeit ökonomisch von ihren Ehemännern abhängig waren. Es gab doch Unterhalt? Nicht wenn sich die Frau nicht an ihre ehelichen Pflichten gehalten hatte. Das letzte Urteil dazu fiel laut Wikipedia im Jahre 2000 und befreite den Ex- Ehemann von seiner lästigen Unterhaltspflicht. (hier...)

Heute kann sich jeder von jedem aus jedem Grund scheiden lassen. Darin liegt ein großer Vorteil für die Beteiligten. Wer unfähig ist, seinen eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten, genießt ein Recht auf Unterhaltszahlungen vom verdienenden Part der Geschiedenen. Wirft der einem sexuelle Passivität vor, dann kann der andere mit Vergewaltigung kontern. Darauf lässt sich keiner ein. Das ist von Vorteil, besonders wenn man sich von jemandem trennen mag, der einen sexuell missbraucht oder anderweitig misshandelt hat.

Ebenso war es in weiten Teilen der BRD noch weit in die 70er hineinreichend üblich, Liebenden die Ehe zu verweigern. Dies lag mitunter an den verschiedenen Konfessionen der Liebenden. Heute debattiert man mancherorts darüber, ob Eheschließungen zwischen Muslimen und Christen erlaubt sind. Damals ging es darum, ob Protestanten und Katholiken heiraten dürften. Vom Staate her war das erlaubt, doch was sollte die Gemeinde denken? Ich bitte Sie, wie soll das funktionieren: Protestanten und Katholiken?

Liebende hatten es also schwer, sich ihrer Liebe gegenseitig zu versichern. Vor allem in einem Umfeld, in dem Intimverkehr vor der Eheschließung ein Sakrileg darstellte. Für Menschen mit weniger autarken Verhaltensstrukturen war dies ein großes Unglück. Erzwungene Ehestiftungen dagegen waren trotz des sogenannten Kuppelparagraphen gang und gäbe. Die ist keine Erfindung von Islamisten, auch in der damaligen BRD blieb man gerne unter sich. Wie sollte Liebe denn eine Rolle spielen, wenn der Mehrwert der Verbindung zweier Menschen im Vordergrund stand? Und der Ruf der Familie? Ehrenmord? Ehrensache! In der BRD! Unter Deutschen!

Homosexualität galt noch bis zum Ende der 60er Jahre als krimineller Ausdruck persönlicher Sexualität. Man hat sie deswegen aber nicht immer gleich verhaftet, nein: Homosexuelle wurden nur abgeholt und zwangseingewiesen in die Psychiatrie. Noch heute haftet Homosexuellen der Ruf an, sie betrieben Sodomie und verführten Kinder beiderlei Geschlechts. Damit die Kirche auch heute noch den Homosexuellen die Ehe verbieten kann, beruft sie sich auf die Bibel, welche Sodomie (damals gängig für "abnorme" Sexualpraktiken) grundsätzlich verbietet. Ja, und auch das Weib soll bei dem Manne liegen, schon klar. Für einen Verein, der sich der Liebe verschrieben hat, eine seltsame Handlungsweise. Viele Menschen, auch in der BRD, glauben heute noch, Homosexualität sei eine Krankheit und deshalb heilbar.

Heute ist es dennoch um einiges leichter, seinen eigenen sexuellen Ausdruck zu finden und über den eigenen Körper weitgehend zu verfügen. Es sei denn, eine Frau möchte abtreiben lassen und sucht Rat bei der Kirche bzw. lebt in Polen oder in den USA. Aber auch dort hat jeder Mensch ein Recht auf körperliche Unversehrtheit. Meiner Meinung nach sollte dem ein Recht auf geistige Unversehrtheit zur Seite gestellt werden. Ein Anti- Diskriminierungsgesetz reicht da nicht so recht aus.

Die Missbrauchsfälle innerhalb der Kirche, ob Vergewaltigung oder Züchtigung, ob heute oder gestern oder vorvorgestern, stoßen sich alle an gängigem Recht. Man darf aber nicht vergessen, dass das Recht auf körperliche Züchtigung von Kindern erst im Jahr 2000 abgeschafft wurde. Hätte der Pfarrer Mixa in der Vergangenheit also tatsächlich Heimkinder geschlagen, könnte man den Bischof heute nicht mehr belangen. Ein großes Unrecht wäre es aber dennoch gewesen. Gottes Hand, die Dich führt, des Pfarrers Hand, die Dich berührt!

Liest man heutzutage die Zeitung, fragt man sich, wie es um das Recht der körperlichen Unversehrtheit von Kindern tatsächlich bestellt ist. Kinder haben offenbar keinerlei Verfügung über den eigenen Körper. Und über die Entwicklung einer eigenen Sexualität. Jawohl: Auch Kinder haben eine Sexualität. Die ist für Erwachsene tabu! Doch auch Kinder müssen unter sich erste Erfahrungen austauschen dürfen. Und auch Grenzen kennen lernen.

Die sogenannte sexuelle Revolution der 68er hat die Grundlage dafür geschaffen, so einigermaßen selbstbestimmt über die Verwüstungen der Erde zu wandeln. Seitdem haben Politik und Religion immer wieder dagegen angesteuert und erreichten damit, dass heute das Sexuelle am Menschen verdruckst ist wie schon lange nicht mehr. Klassische Geschlechterrollen und -zuschreibungen dominieren die Medienlandschaft genauso wie die aller banalste Unterhaltung z.B. in Persona eines Mario Barth.

Es wird viel geredet um Sex, und man kann viel davon sehen. Aber versuchen Sie mal, welchen zu bekommen. Nackte, erotisierte Haut sind auf Plakatwänden öfter als im privaten Raum zu sehen. Wenn Sie vielleicht eine Partnerschaft anstreben, scheitern Sie womöglich an den viel zu hohen Ansprüchen des Partners bzw. seiner viel zu engen Definition, was denn Liebe sei. Sex gibt es oft nur mit dem Partner mit der höchsten Trefferquote  bei der persönlichen Häkchenliste oder mit jemanden, der zufällig genauso geil ist wie man selber. Wie oft kommt das vor, wenn man nicht gerade zwanghaft nach Gelegenheiten sucht?

Die Gesellschaft ist sexualisiert, nicht sexuell! Denn dazu gehört nicht nur der Akt, sondern auch der Genuss. Wenn verlangt wird, es sich zu verkneifen, weil man z. B. in einer Partnerschaft lebt oder sonst als Schlampe da stünde, geht das gegen die Natur der Sexualität. Und das ist genau das, was die Kirche und kirchennahe Politiker verlangen: gegen die Interessen des eigenen Körpers ankämpfen. Der Körper ist der Tempel und die Arbeitskraft, ein Hort der Reproduktion. Da geht es nicht um Spaß, da geht es um Verwertbarkeit!

Hätten die 68er tatsächlich gesiegt, wie Bischof Mixa glaubt, dann könnten wir alle mit unserer Sexualität umgehen, hätten ein Gespür für die Grenzen anderer und für unsere eigenen und würden sowieso erkennen, das Sexualität nichts mit Macht und Verwertbarkeit zu tun hat. Denn widernatürlich kann die Sexualität nicht sein, sie ist überhaupt das Natürlichste am Menschen. Widernatürlich ist allein der Versuch der Einschränkung der Sexualität.

So aber blieb die Sexualität ein Machtinstrument für die Religionen. Sex wird gleichgesetzt mit Sünde, außer sie dient der Fortpflanzung. Die Sündenfreiheit ist oberstes Gebot für den Gläubigen. Wenn ich aber nur lange genug einhalte, dann sucht die Lust ihr Ventil. Unter diesem Druck spielt es gar keine Rolle mehr, wie sie sich kanalisiert: Lust, Sex ist ohnehin Sünde! Da kann ich auch Kinder missbrauchen. Es gibt schließlich keine Sündenhierarchie, nur Sündenzahl. Es gibt auch keine Liebe mehr, nur Macht und Ohnmacht. Es gibt den, der seine Lust befriedigt und den, der dafür herhält, was hergehalten werden muss. Oder, um in der Kirchenmetaphorik zu bleiben: Inkubus und Sukkubus!

Bischof Mixa hat einfach unrecht, wenn er die 68er für die Häufung von Missbrauchsfällen verantwortlich macht. Wenn er schon Schuldige sucht, dann muss er diese bei seinem eigenen Verein suchen! Im Klartext: Wenn Priester, ErzieherInnen, LehrerInnen, Familienangehörige usw.  Jungen und Mädchen sexuell anziehend finden, dann leiden sie ganz offensichtlich unter einer verkorksten Sexualität! Die rührt aber nicht von der sexuellen Revolution her, sondern allein von deren Niederschlagung! Ihr Überbleibsel ist: Missbrauchte können über ihre Demütigungen heute frei reden. Und Täter gelten nicht mehr als Verführte, sondern tragen alleine die Verantwortung für ihr Handeln. Das ist aber auch schon alles!

Sonntag, 11. April 2010

Kaczynski ist tot! Viele andere auch!

Die Nachricht vom Tod Kaczynskis löste international Betroffenheit aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle kondolierten dem polnischen Volk. Merkel schrieb an Ministerpräsident Tusk: "Ganz Deutschland steht in dieser schweren Stunde in Mitgefühl und Solidarität an Ihrer und der Seite Polens." Westerwelle erklärte, das ganze deutsche Volk trauere mit den polnischen Nachbarn. Auch Bundespräsident Horst Köhler sprach seine "tief empfundene Anteilnahme" aus. Kaczynski habe sein Leben lang für ein freies Polen gekämpft. (hier...)
Ich weiß nicht so recht! Bin ich herzlos? Oder gehöre ich nicht zum sogenannten "deutschen Volk"? Wenn ich "Volk" schon höre, dreht es mir den Magen um. Bei mir will sich also nicht so recht eine Trauer einstellen. Eher bin ich etwas verärgert, ständig von Menschen vereinnahmt zu werden, die ich als äußerst kritikwürdig befinde. Außerdem habe ich sie nicht gewählt.

Ja, es ist schlimm, wenn Menschen sterben. Viel schlimmer ist es, wenn Menschen sterben, die einem lieb sind. Überall auf der Welt sterben dauernd Menschen, die irgendjemandem irgendwann einmal lieb gewesen sind. Staatstrauer und Kondolation, nunja, gehören nun einmal zum politischen Geschäft wie Korruption und Rechtsbeugung auch. Dass Trauer aber soweit gehen muss, einem Gestorbenen edle Motive anzudichten?

Man erinnere sich nur an den rechtsextremen Jörg Haider. Als dessen Partei Österreich mitregierte, drohte man europaweit damit, die politischen Beziehungen abzubrechen. Ein Aufruf gegen rechts, gewiss, aber zum Preis der Missachtung demokratischer Wahlentscheidungen. That's disgusting! Als Haider dann gegen einen Baum gefahren war und seinen Tod fand, war in den Trauerreden von seinen Ausfällen nichts mehr zu hören. Selbstverständlich gilt Haider post mortem als großer Staatsmann und nicht als rechtsextemer Schreihals.

Das Lech Kaczynskis politische Ambitionen der Freiheit dienten, sei einmal dahin gestellt. Er war erzkonservativ, homophob, katholisch und ein Nationalist. Er trat für die Wiedereinführung der Todesstrafe ein. Er schränkte immer wieder das Recht auf die Versammlungsfreiheit ein. Kaczynski versuchte aber auch, soziale Unterschiede auszugleichen und setzte sich für Chancengleichheit ein. In den 80ern gehörte er der Solidarność an, (hier...) was in Polen mit "gut" gleichgesetzt wird.

In den Nachrufen wird freilich nur von letzterem die Rede sein. Kaczynski wird in die Geschichte eingehen als großer Staatsmann und Freiheitskämpfer. Seine politischen Sünden werden erst gar nicht erwähnt und dann ganz allmählich getilgt. Und dies nur, weil man einem Mythos zufolge über die Toten nur Gutes zu berichte habe. Folgsam bis in den Tod, das bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Wem nutzt das? Der Wahrheit bestimmt nicht! Freiheitskämpfer, phhhhhhhh...

Freitag, 2. April 2010

Alles wird gut? Ach Herr Doktor Kohl, ich vermisse Sie!

Ich will Helmut Kohl zurück! Unter ihm war alles besser. Sogar das, was schlecht war, ist immer noch um einiges besser als das, was heute schlecht ist. Damals gab es in allen Parteien, die es grundsätzlich abzulehnen galt als aufgeweckter Mensch, noch ein paar echte, sympathische Typen. Helmut Kohls Zeit war, als Heiner Geisler noch etwas zu melden hatte, oder Frau Süßmuth.

Selbst in der FDP gab es seinerzeit noch wirkliche Politiker. Wer sah sich nicht gerne von der gemütlich-schwäbischen Art eines Klaus Kinkel in der Welt vertreten? Wer liebte nicht Genschman, dessen zuckersüße Öhrlein und haselmäusigen Äuglein so vertraut wirkten? Wer fand nicht etwas sogar an dem Gentleman-Gangster Otto Graf Lambsdorff?

Die Zeit nach Kohl hat uns nur üble Gesellen aus CDU und FDP hinterlassen, und uns auch neue zugemutet. Schäuble blieb Schäuble, ganz klar, doch das Gegengewicht an netten Onkels und Tanten war hinfort. Stattdessen gibt es nun Mutti Merkel, unter deren Fürsorge wir alle ersticken werden wie in Achselhöhlen getackerte Hamster.

Die FDP indes hat gar nichts Gutes mehr in sich, stattdessen lungern dort Karrieristen herum, offensichtliche Büttel der Konzerne. Angeleitet vom ewigen Gequake des Gustav Gans, schnattern sie sich in die Herzen von allen, denen ein Feind lieber ist als ein Freund. Hätte sich des Murmeltiers Fallschirm doch geöffnet, damals, es wäre alles noch viel schlimmer, heute!

1982 war ich noch ein junger Spund, der von tuten und blasen keine Ahnung hatte. Die Grünen zum Beispiel waren für mich ein Verein, der uns alle zu einem Leben in Höhlen verdammen wollte, mit Lagerfeuer, ausgebeulten Strickpullovern, Wandergitarren und melkbaren Hausziegen im Eingang. Das fand ich gruselig. Ich war mir sicher, dass ich die, sollte ich einmal wählen dürfen, niemals wählen würde. Dabei blieb ich bis heute, und ich tat gut daran.

Allein, die SPD musste wohl weg. Ich fand Helmut Schmitt nicht recht sympathisch. Er hatte eine seltsame Frisur und wirkte etwas steif, beinahe militärisch. Kohl dagegen war riesig, hatte Probleme mit der Etikette und bewegte sich linkisch durch das Parlament. Damit konnte ich mich als Landei und pubertierender Eleven eher identifizieren als mit dem hanseatischen Gedöns des VaterBrandtmörders Schmitt!

Dann waren da 16 Jahre Kohl und nichts war wirklich gut, unter damaligen Gesichtspunkten betrachtet. Hätte ich aber geahnt, was ich anrichte bei der Wahl 1998, als ich beinahe im Alleingang den Wechsel durchsetzte, ich hätte brav CDU gewählt. Vorher hatte ich freilich auch schon probiert, den Wechsel durchzusetzen, was mir aber stets misslang. Hinterher war ich jedoch immer froh, keinen Scharping oder Ähnliches zum Kanzler zu haben.

Nach Kohl war Schröder, und mit ihm begann der Untergang der Zivilisation. Es ward Hartz 1 - 4, die Ütschen waren plötzlich wieder im Krieg, das Studium degenerierte zur Berufsausbildung, die Arbeitslosen wurden faul, die Politiker bräsig und gesichtslos, die Winter wurden kälter, und sozialdemokratisierte Kunst setzte sich durch. Man sah sich in die Opposition gezwungen und hatte zur Alternative... niemanden! Okay, die Linken vielleicht in ihren vielfältigen Inkarnationen. Aber leider immer mit dem feschen Oskar!

Aus ähnlicher Verzweiflung heraus wie 1998 wählte man nicht mehr, damit der Wunschkandidat gewinnt, sondern um unbeliebte Kandidaten zu verhindern. Ich habe es geschafft, Stoiber zu verhindern. Bei Merkel ist mir das nicht mehr gelungen. Merkel am Hals, Münte am Hals, Schäuble am Hals. Und jetzt ist nur Münte fort, aber alles ist viel schlimmer geworden. Etwas Grusel gefällig?

Rösler, Niebel, Pofalla, Schavan, Gustav Gans, de Maiziere, El Punkt Schnarre, Brüderle, Leymutter, Frau Schröder, Ramsauer, Aigner, von Guttenberg. Und natürlich Schäuble und Merkel.

Eigentlich eine gute Mischung: Frauen, Homosexuelle, Adelige, Migranten, Behinderte und Bayern! Doch auch hier sieht man: integriert man Randgruppen soweit in die Gesellschaft, dass man sie sogar regieren lässt, zeigen sich auch hier wieder nur die hässlichen Gesichter von Stinos! Was nicht schlimm ist, nur bedauerlich: Die Besonderheiten des Menschen werden in der Akzeptanz zu Normalitäten.

Hinterher steht nicht mehr zu Debatte, ob jemand schwul ist, sondern: ob er ein Idiot ist, obwohl er schwul ist! Natürlich ist es gut zu finden, dass man hier zulande, in Tristo-Deutschland Frauen und auch Homosexuelle in Ämter hieven kann. Woher aber kommt die Neigung, sich auch hier zielsicher Deppen auszusuchen? Wenn schon dieses unzüchtige Gebälk, dann sollen sie wenigsten unfähig sein? Ist das die viel gerühmte Lust der Ütschen am Untergang?

Und da wünsche ich mir eben Helmut Kohl zurück! Zu Kohl gab es immer eine Alternative, es war unglaublich leicht, in Opposition zu gehen. Alles war sehr übersichtlich. Kohls Gemütlichkeit trieb mich in den Wahnsinn, und für seine Aussprache schämte ich mich sogar. Und obwohl er die sogenannte Einheit herbeigeführt hat: Er hat nie einen Krieg geführt. Nur ein paar Raketen aufstellen lassen. Er wirkt nicht einmal intellektuell, ist dafür aber wahnsinnig schlau. Manche nennen es auch Instinkt. Jemand schrieb kürzlich, er röche unglaublich gut. (Wie riecht eigentlich Frau Merkel?)

Und irgendwie war Kohl auch lässig, in Wirklichkeit sogar wunderbar behäbig. Heute müssen ja alle um ihr Leben RENNEN. Früher GING man um sein Leben! Morgen wird Adolf  Helmut Kohl 80 Jahre alt. Er ist alt und krank. Er geht nun nicht mehr um sein Leben, er ROLLT darum. Ich wünsche ihm alles Gute und danke ihm für eine wundervolle Zeit voller privater und politischer Erkenntnisse. Und ich schwöre: Niemals werde ich einem Gericht seinen Namen nennen!