Sonntag, 25. November 2007

Schatz, lass uns mal nach Heidelberg fahren...

... das Wetter ist doch heut' so schön, und wir könnten dort am Neckar promenieren. So in etwa bewarb ich mein samstägliches Vorhaben, in der Hoffnung, meine liebe Frau C. könne mich auf ihr immer noch gültiges Jobticket mitnehmen. Ich kenne Heidelberg ja nur vom Schwimmbad-Club und vom Karlstorbahnhof her, die sonstigen Vorzüge der Stadt blieben mir bisher verborgen.

Gesagt getan, und schon befanden wir uns in der schwer überfüllten Bahn, saßen stocksteif und eingeklemmt zwischen dicken Senioren und noch dickeren jungen Menschen, deren Fahrtziel unserem entsprach. Der Heidelberger Hauptbahnhof sieht allerdings nur so mittel aus, er erinnerte mich doch sehr an jene abgelegenen Haltestellen um Berlin herum. Trotzdem sammelten sich dort Horden von Touristen jeder Ethnie und aller Schichtzusammenhänge.

Die ersten gesprochenen Worte in HD vernahm ich infolge von Straßenbahnrempeleien und entsprachen ebenfalls einem multikulturellem Charakter. Das ging genau so:

Aussteigender Fahrgast "Fuck you!"
Einsteigender Fahrgast "Arschloch!"

Damit war's erledigt und alles ging seinen gewohnten Gang. Daraus zu schließen, Heidelberg wäre ein Ort roher sozialer Abläufe, aber kein Ort der Kunst oder der Muse, möchte ich eher ablehnen. Stammt nicht der gute Wilhelm Genazino aus HD? Bin nicht auch ich durch diese Stadt gewandelt?

Ach fein, wie pittoresk das kleine Heidelberg ist. Man möchte eines abends die vielen angenehm kleinen Kneipen besuchen, bis man sich volltrunken an eine Hauswand anlehnt und daran einschläft. Man bekommt eine Ahnung davon, an was es in Mannheim mangelt: An einer gewachsenen Kneipenkultur in zentraler Lage.

In Mannheim gibt es fast nur Sperrbezirke, Puffs und vereinzelte öde und verkachelte Kneipen mit mieser Fensterarchitektur, dafür aber strunzdummen Möbelkonzepten. Kein Wunder in einer Stadt, in der traditonell BWL und Jura studiert wird! Folgende Gleichung gilt: Langweilige Studiengänge = langweilige Kneipen! Wie würde ein Mannheimer BWL- Student dieses Dilemma wohl ausformulieren? In Heidelberg jedoch, ja da philosophiert man noch, und der kluge Denker füllt sich das Bier direkt hinter die Stirn, da denkt er dann noch viel klüger!

Ein Muss war der Gang zum Schloss, zuerst wollte ich aber vorbei an den hübschen Villen der studentischen Verbindungen. Braune Soße, wenn man mich fragt. Auch wenn man es gerne leugnet und auf großartige Taten verweist: Strenge hierarchische Ordnung, chauvinistisches Frauenbild, schräger Blick auf Migranten, dämliche Uniformen, Nationalstolz und demütigende Rituale sind der perfekte Nährboden für Arschlochnazis! Und ultrarechts ist das alles sowieso.

Man ging bald etwas aufwärts, und endlich stand man an der Schlossmauer und blickte hinunter auf die Altstadt. Es stand die Frage im Raum: Warum heißt Heidelberg Heidelberg und nicht Heideltal? Einzig das Schloss steht auf'm Berg und war wohl auch zuerst da. Wo kommt also die Stadt her? Bei einem Gläschen Wein habe ich zusammen mit meiner lieben Frau C. das Rätsel gelöst!

Es war nämlich so: Als die neuen Mieter des Schlosses - nennen wir sie Schlossherrin und Schlossherr - ihre Räume bezogen, war alles eitel Sonnenschein und hätte schöner nicht sein können. Problematisch allerdings war die Zubereitung des Frühstücks, als die Schlossherrin verkündete: "Ich mach' den Kaffee, kümmer' Du Dich um die Brötchen!" Zuerst dachte sich der Schlossherr nichts dabei, aber als er erkannte, dass er ab jetzt für immer sagen wir mal nach Karlsruhe zum Bäcker musste, da wurde er beinahe trübsinnig und grübelte.

Er sprach nach langer Bedenkzeit zu seiner Frau, der lieben Schlossherrin: "Mir ist das alles viel zu anstrengend, und bei der miesen Taktung des hiesigen Verkehrsverbundes wird mir schlecht! Deshalb mache ich Dir einen Vorschlag und damit hoffentlich eine große Freude: Ich baue Dir zu unseren Füßen eine Altstadt, in der es Bäcker geben wird und kleine Cafe's, und lassen uns alles liefern bis ans Schloss. Den Weg hinauf zum Schloss nennen wir "Bäckergasse", damit sich tumbes Volk nicht verläuft und die Brötchen nicht trocken werden oder der Kaffee kalt!"

Da freute sich die Schlossherrin sehr und hüpfte im Westturm vor lauter Glück so heftig auf und ab, dass dieser seitlich barst und der dort ansässige niegelnagelneue Billardtisch in einem anderen Raum untergebracht werden musste. Aber das ist eine andere Geschichte, die in Scheidungskrieg mündete und zum Streit um die Kinder führte, soviel sei gesagt. Doch die Gründung der Altstadt folgte alsbald. Warum aber Heidelberg Heidelberg heißt und nicht Heideltal, ist damit leider immer noch ungeklärt.

Sonntag, 18. November 2007

Albern, aber ein großer Spass! Dufus im ZeitraumExit!

Es war natürlich vollkommen albern: Die am allerschlechtesten gekleidete Band der Welt - so called "Dufus", betritt die Bühne und intoniert den Wald, aus dem zu stammen sie dem geneigten Hörer vorgeben möchte. Doch ist ihr Herkunftsort New York nicht ein einziger Wald, angehäuft mit Häusern und Menschen?

Im Verlauf des gesamten Konzertes gibt es spontane, schlingensief'sche Theaterimprovisationen und kleine phonetische Spielereien mit allerlei Gerät. Und ansonsten wurden folklastige Songs gespielt, deren punkhaftigkeit dem Schöpfer sei Dank eher dem "Anything Goes" der frühen Punkbewegung geschuldet ist als dem nervtötenden JUZ- Punkrock! Obwohl der Sänger zwischendurch stark an Rob Wright von Nomeansno erinnert. Was ja das Schlechteste nicht ist.

Es ist der große Verdienst der Veranstalter "Brandherd", in jüngerer Zeit wenigstens zwei nicht allzu gefällige Bands nach Mannheim geholt zu haben. Das Städtchen träumt ja sonst eher den "Wir-Buchen-Nur-Noch-Superstars-Traum", und zelebriert ansonsten die "heimischen" Stars. Das ist in etwa so langweilig wie die Quadrate und die Popakademie zusammen (gähn!).

Jetzt sollte man denken, dass das Konzert im ZeitraumExit nur mäßig besucht war und selbst die lichten Reihen unstrammer ZuhörerInnen in seinem Verlauf stetig abwanderten. Doch so provinziell sind die MannheimerInnen gar nicht, wie ich es in meinen trüben und sehnsüchtigen Momenten gerne vermute. Ganz im Gegenteil wurde die Veranstaltung von vielen ZuschauerInnen sehr freudig goutiert. Was die Band wiederum veranlasste, sehr lange zu spielen - im wortwörtlichen Sinne (siehe oben).

Es bleibt die Hoffnung, dass in Zukunft mehr Bands jenseits des Mainstreams nach Mannheim geholt werden. Man möchte die Mucker dieser Welt ja gerne begraben, aber noch besser ist es, die kleinen Entdeckungen ans Tageslicht zu zerren. Und: Die Räume des ZeitraumExit eignen sich dafür besonders gut, viel besser als eine räumlich abgetrennte Feuerwache! Man mache mir aber bitte nur Hoffnungen, wenn Kontinuität angesagt ist.

Freitag, 16. November 2007

Der Wecker! Ein Werkzeug des Bösen!

Der Wecker ist ein Werkzeug des Teufels. Sein Vorläufer aber, die gemeine Uhr, wurde erfunden von seinen Handlangern auf Erden: den Äbten und den Erzbischöfen. So waren die ersten Uhren auch an Kirchtürmen angebracht, noch heute versuchen sie die christliche Menschheit zu domestizieren. Und die nicht- christliche gleich mit!

In manchen alten, mechanischen Uhren findet sich auf den Zahnrädern eingraviert, folgender Spruch: "Eine Uhr, sie zu knechten, sie alle zu finden, Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden".

Zu seligen Zeiten, als es noch die wunderbare Fronarbeit gab, brauchte das gemeine Volk keine Uhr und keinen Wecker. Damals rieb man sich nach seiner inneren Uhr den Schlaf aus den Augen. Sonnenschein, Vögel und anderes Landgetier waren die fröhlichen Weckbegleiter. Niemand musste im Dunkeln die Bettdecke lüpfen, man lebte mit dem Tag in Eintracht. Die Nacht, sie war für die Arbeit tabu und gehörte allein den körperlichen Trieben.

Der entfremdete Mensch in heutiger Zeit aber wird stur aus dem Nachtlager gerufen, egal ob's schneit, gewittert oder ob`s noch dunkelt. Man sagt auch treffender: Der Morgen graut! Die Biologie zählt heutzutage nichts mehr, unsere Götter sind digital oder bestenfalls noch mechanisch. So weckt mich jeden Morgen ein Wecker, ich mache die Augen auf und sehe: Nichts! Es ist noch dunkel!

Dabei gilt der Weckruf nicht einmal mir! Vielmehr wird meine liebe Frau C. zu gottverlassener Stunde an ihren Arbeitsplatz gerufen. Schon oft fragte ich nach: "Wenn Dein Arbeitgeber dafür Sorge trägt, dass ich früh morgens wach werden muss und er Dich mir stiehlt, den lieben langen Tag, warum bekomme ich dann keinen Gutteil seines Vermögens, sprich: Gehalt! Für jeden Mumpitz muss man gutes Geld zahlen, bloß Du sollst mir fremdes Eigentum sein und ich der Dumme?"

Meine liebe Frau C. hat mittlerweile gekündigt! Das liegt weniger an den allmorgendlichen Weckrufen, sondern an den Arbeitsbedingungen: Die KollegInnen sind überwiegend untot, und die KundInnen schwierig. Die Büros sind winzig und kahl. Die Wartezone für die Kundschaft ist trist und soll ihr für immer ins Bewußtsein hämmern: Ihr taugt nichts! Ich gebe einen Tipp: Es handelt sich beim Arbeitgeber nicht um den Saturn!

Ich bin sehr stolz auf meine liebe Frau C.! Ich wußte immer: Wer mich mal heiratet, muss Rückgrat besitzen! Und so werde ich bald, für einige Wochen, weckruffrei dem Tag entgegenschlummern. Das ist einfach wunderbar!

Freitag, 9. November 2007

Scham und Schweigen ist angebracht!

Heute jähren sich die Novemberpogrome in Nazideutschland zum 68. Mal. Aus Entsetzen über den vergangenen und noch mehr Scham über den derzeitigen Rassismus und Antisemitismus in 'tschland schweige ich für heute! Ab jetzt...

Links:
hier... und hier

Donnerstag, 8. November 2007

Aufräumen mit einem Mythos! Tipps zur Hygiene!

Mit der Hygiene ist es nicht so einfach, denn die Meinungen darüber gehen weit auseinander: Manche Menschen scheinen sich zum Beispiel nie zu waschen, andere wiederum können sich keinen Sex vorstellen, ohne vorher, nachher und sogar zwischendrin zu duschen. Jeder hat da seine eigenen Vorstellungen.

Ich zum Beispiel lasse mich ungern von Hunden abschlatzen. Sogar das Küssen einer geliebten Person ist mir unmöglich, wenn der Umgang mit einem Hund nachgewiesen werden kann: Der zu Küssenden wurde möglicherweise über das Gesicht geschlabbert, doch die Hände riechen auf jeden Fall ranzig! Allein die Vorstellung genügt, um sämtliche Würgreflexe zu mobilisieren. Meine liebe Frau C. respektiert das und wäscht sich Hände und Gesicht nach Hundkontakt. Sagt sie zumindest. Ich vertraue ihr.

Man sollte in der Schule das Fach "Hygienekunde" einführen. Es setzte sich nicht nur mit den allgemein gültigen Hygienestandards auseinander, sondern auch mit der Belastbarkeit der Mitmenschen. Denn wie sollen es unsere Jüngsten lernen, wenn schon die Alten jeden An- und Abstand vermissen lassen? Es ist nämlich kein froher Reigen aus Gerüchen, wenn man sich durch enge Fußgängerzonen zwängen und überfüllte Straßenbahnen benutzen muss.

"Welche Gerüche sind meinem Nächsten im Supermarkt noch zumutbar?" oder "Kann Schweissgeruch Übelkeit erzeugen?" wären Fragen in einer zu schreibenden Klassenarbeit, genauso wie "Was kann ich als Alkoholiker gegen Uringeruch tun?" und "Was tun, wenn mich plötzlicher Nies- oder Hustenreiz überfällt?".

Letzteres ist ja immer Thema, wenn der Herbst da ist und der Winter dräut! Es wird geniest und gehustet, dass es nur so eine Freude ist. Leider setzt sich seit Jahren die Unsitte durch, dass man als "Auswerfender" die schützende Hand eben nicht vor das Gesicht hält, sondern frei Schnauze auswirft. Ältere Menschen, Middle- Aged- People und Kinder behaupten frech, dass es viel schlimmer sei, Bakterien und Viren vorübergehend auf der Hand zu lagern, nur um sie nachher auf Tür- und Haltegriffe zu schmieren, die wiederum andere anfassen und so weiter und so blah...

Ich halte das für eine billige und allzu bequeme Ausrede, damit man guten Gewissens bei seinem schändlichen Treiben bleiben kann und nicht mehr über seine Mitmenschen nachdenken muss! Denn diese Behauptung kann für einsame Waldläufer in menschenleeren Gegenden richtig sein, doch in der Stadt ist das ein unbewiesener Mythos: In der Straßenbahn z. B. ist es vollkommen egal, ob ungesunde Bakterien und Viren frei ausgeworfen oder irgendwo drangeschmiert werden.

Mir persönlich sind drangeschmierte Erreger viel lieber als irgendwelche herumfliegende Tröpfchen subversiver Konsistenz. Überhaupt ist die Zahl der Menschen, mit denen ich Flüssigkeiten austauschen möchte, stark begrenzt. Insofern mag ich keinen Auswurf wildfremder Menschen in meine Atemwege bekommen, ganz gleich ob sie steril oder hoch infektiös sind!

Mir ist die Krankheitsübertragung durch Berührung von Haltegriffen deswegen lieber, weil ich hinterher nicht mehr weiss, weswegen ich überhaupt erkrankt bin. Ich erinnere mich hingegen an jeden, der mich angeniest hat und möchte sein Schicksal nur ungern teilen. Vielmehr möchte ich ihn eigenhändig erwürgen, begegnete ich ihm einmal wieder.

Dass der Mythos vom "Blos nicht die Hand vor's Gesicht halten!" völliger Mumpitz ist, lässt sich auch psychologisch beweisen: Hustet mir jemand entgegen, denke ich gleich: "Hoffentlich werde ich nicht krank!", und werde sofort krank! Berühre ich einen Türgriff, denke ich "Oh, die Tür geht auf, und jetzt geht sie wieder zu!", verschwende dabei aber keinen Gedanken an Krankheit und Siechtum (Ausnahme: Neurotiker!).

Eine positive Einstellung, gepaart mit der Dankbarkeit dem gegenüber, der die Hand schützend vor's Gesicht hält, ist der Beste Schutz vor Krankheit. Dass der Mythos tatsächlich nur eine billige Ausrede ist, wird zuletzt durch ein einfaches Gedankenexperiment deutlich: Wäre es nicht viel besser, sich schützend ein Tuch vor das Gesicht zu halten? Dann schmiert man weder was an Lichtschalter noch spuckt man den Tod!

Dienstag, 6. November 2007

Roìsìn Murphy! In der Feuerwache!

Das Konzert ist zu Ende. CountryGirl, FarmerBoy und - zu Besuch - MetroBoy sitzen auf der mit Wohnzimmerlampen ausgestatteten Bühne. Im Hintergrund flimmert videoanimierter Sternenhimmel. Zeit für eine ausführliche Besprechung.

FarmerBoy (beschwippst): Na, das war ja was!

MetroBoy (nüchtern): Wie sich Frau Murphy wohl so gefühlt hat? Sie ist ja international bekannt, bespielte schon Bühnen in London, Dublin und auch Moskau. Und jetzt... Mannheim?

CountryGirl (euphorisch): Sie fühlte sich bestimmt sehr gut! Schließlich hatte sie das schunkelerprobte Publikum voll im Griff. Ein Fingerschnippen und die Leute tobten. Das kann man von deinen Leuten in Berlin oder Köln nicht erwarten. Da empfängt einen ja nur pseudo- coole Stoik!

MetroBoy: Naja, ich fand das Konzert ja auch ganz gut, nur war der Anfang wenig subtil, so mit dem ganzen Kirmestechno... Das war ja sowas von 80er, bestenfalls noch BigBeat. Dem Himmel sei Dank hat sich das relativ schnell gelegt! Zuerst habe ich gedacht, das ist genau das richtige für Love- Parade- Besucher. Aber dann, der angefunkte Beat, das hatte schon was. Erinnerte zwar stark an Moloko, aber was soll's.

FarmerBoy (lallend): Ich konnte ihre Nippel durchs Trikot sehen. Scharfe Tante, das! Schade, dass sie sich nicht augezogen hat...

CountryGirl (streng): Das ist ja wieder typisch! Statt die Leistung dieser Frau zu würdigen, die sich trotz einer Verletzung wacker durch die Show geschlagen hat und die Menschen ganz offensichtlich mitgenommen hat...

MetroBoy (nüchtern): Das finde ich jetzt auch ziemlich daneben... Allerdings war es vollkommen unnötig, dass sich Roìsìn Murphy ständig umgezogen hat. Als bräuchte sie die mentale Unterstützung durch Dress- Changing, um ihre Songs durchzustehen!

FarmerBoy (bleich im Gesicht): Häh? (nach kurzer Pause): Gibt's irgendwo noch Bier? Ich fand das Gitarrensolo in der Mitte gut!

CountryGirl (nachdenklich): Dabei waren die Kostüme durchaus gut gewählt. Auch die Videoeinspielungen unterstützten die Show gut. Und am schönsten finde ich nach wie vor die Art, wie sie gegen den Strich singt, wenn ihr wisst was ich meine...

MetroBoy: Ja, schon recht. Es ist nur so schwer zu erkennen, was jetzt Moloko, Matthew Herbert oder einfach Roìsìn Murphy ist. Aber vielleicht ist das auch nicht so wesentlich. Bei den Gorillaz, Blur oder The Good, the Bad & the Queen fragt ja auch keiner wirklich danach, obwohl man eindeutig den Damon Albarn erkennt.

FarmerBoy (nun hysterisch schreiend): Titten! Ich will Titten sehen! Was für eine Braut! Einen Scheiss geb' ich auf Damon Albern! Außerdem habe ich jemanden im Publikum Rauchen sehen... hähä... Revolution! Revolution... (steckt sich eine Zigarette an)

Verlassen wir die unschöne Szene in dem Moment, als FarmerBoy von den Ordnungskräften aus der Feuerwache getragen wird. MetroBoy und CountryGirl verlassen den Konzertraum ruhig und gesittet, zusammen mit dem Rest eines rundum zufriedenen Publikums.

Sonntag, 4. November 2007

German Angst & American Breakfast! Notstand in der Neckarstadt!

In der Neckarstadt und vermutlich in ganz Mannheim herrscht wochenends Notstand! Wer versucht, am Samstag noch einen Lebensmitteleinkauf zu tätigen, weiss was ich meine: Die Märkte sind leergeräumt und die Einkaufsliste wird zu einer Liste unerfüllbarer Wünsche und Träume. Nur hartnäckige Menschen "stückeln" sich ihr Wochenendmahl durch den Besuch vieler Supermärkte zusammen.

Traumatisiert ist man jedoch am Sonntag, wenn man versucht, noch frische Brötchen zum späten Frühstück zu bekommen. Nicht, dass die "Backwarenaufbereitungsläden" durchweg zu früh schliessen würden. Doch was nutzt es, wenn ein solches Geschäft bis 16Uhr geöffnet ist, aber bereits ab 13Uhr ausverkauft ist. Es gibt "Backshops", in denen die MitarbeiterInnen ganz offenbar dafür eingestellt sind, untätig hinter der Theke zu stehen und jedem herein kommenden Kunden entgegen zu krähen: "Mir sinn leider ausverkauft, gell'?"

Die Alternative sei, früher aufzustehen und sich so Backwaren nach Herzenswunsch zu besorgen. Ratschläge dieser Art kommen meistens von Menschen hyperaktiver Natur, für die ein nachmittags im Bett zu sich genommener erster Kaffee eine Sünde erster Sahne darstellt. Sonntag morgens wird erst ein neues Board aufgestellt, und spätestens um 8Uhr ist man beim Bäcker oder was man dafür hält. Dann kann man um 10Uhr bereits das Bad neu kacheln.

Sogenannte Bäckereien sind ja auch nur so genannt. Meistens werden die Backwaren an der Verkaufsstelle "fertig gebacken". Es handelt sich dabei um sehr luftige, sehr kleine, nach Papier schmeckende Produkte einer kranken Phantasie. Die zudem noch sehr teuer sind! Und schon während des Verzehrs knochentrocken werden. Die sog. Bäcker in Mannheim sind in erster Linie Halsabschneider ohne kulinarisches Gewissen. Einzig ein türkischer Bäcker in der Mittelstraße verkauft ordnungsgemäße Backwaren zu vernünftigen Preisen.

In 'tschland gibt es sowieso keine ausgeprägte Frühstückskultur. Damit ist nun nicht das obligatorische Frühstücksbüffet gemeint, ohne das ganz offenbar kein Cafè in 'tschland mehr auskommen möchte. Sondern das ganz einfache und typisch regional Frühstück: Es stirbt leider aus, weil es dafür nie einen besonderen Namen gegeben hat.

In Amerika bezeichnete man das typische Frühstück nicht als "Typical Breakfast", sondern als "American Breakfast". Das Ergebnis? Bands und Filmemacher betitelten ihre Platten und Filme danach! Es gibt das "English Breakfast", das von einer britischen ProgRock- Band vertont wurde, und es gibt das "Continental Breakfast", das man genauso gut "Cheap Hotel Breakfast" nennen könnte. Aber in 'tschland gibt es nur die "German Angst": Die Angst der Ütschen, vor geschlossenen oder ausverkauften Geschäften zu stehen. Diese Angst ist in Mannheim legitim!

Freitag, 2. November 2007

Capt. Gender und das Kapital! Lenin besucht die Wurstschule!

Es ist zum Haare raufen! Solche Geschichten passieren FarmerBoy oft. Dabei ist das was passiert, gar nicht so schlimm. Aber er ärgert sich trotzdem, wenn unrechtmäßig pauschalisiert wird.

Kürzlich war FarmerBoy auf einer Party und traf dort auf den Künstler H. Beide kamen ins Gespräch und entwickelten einige Ideen, wie man H.s Kunst besser vermarkten könne und er, FarmerBoy, auch etwas davon haben könnte. Einem der anwesenden CountryGirls passte das nicht und schwäbelte den beiden folgenden Satz entgegen: "Des kennet auch nur Männer, auf 'ner Party üwwer's G'schäft zu schwätze."

FarmerBoy war es bislang nicht bewußt gewesen, dass "G'schäfte mache" eine männliche Domäne ist und verkniff sich eine Belehrung und den Zusatz "...wenn Frauen allesamt Arbeitnehmerseelen sind und das Risiko der Selbstständigkeit scheuen, ist schon klar, dass sie für diese Form ökonomischen Verhaltens kein Verständnis aufbringen können!" Denn das wäre auch wieder typisch männlich gewesen. Und insgesamt falsch, weil: Zu pauschal!

Denn MetroBoy hat schon eine Menge selbstständiger Frauen kennengelernt. Und die tätigten dauernd irgendwelche Geschäfte und waren mit sich zufrieden. Doch nur besonders phantasielose Krämerseelen halten sich für dauerentspannt, blos weil sie "Beruf" von "Freizeit" trennen können. Dabei ist die "Freizeit" das Danaer-Geschenk der Industrie an ihre Lohnsklaven. In der vorindustriellen Gesellschaft gab es den Begriff nicht. Tätigkeit und Nichttätigkeit waren damals eng miteinander verknüpft.

FarmerBoy kann aber verstehen, dass Menschen in ihrer "Freizeit" nicht an ihren völlig sinnentleerten Arbeitstag denken möchten. Unverständlich war ihm allerdings, dass viele seiner Bekannten ihm süffisant mit der Frage "Na? Zu den Kapitalisten übergelaufen?" begegneten, als er kundtat, seinen langweiligen Job an den Nagel zu hängen um fortan einem schöne Dinge herstellenden Gewerbe nachzugehen.

Er war fassungslos: "Was bitte hat Selbstständigkeit mit Kapitalismus zu tun? Kapitalisten beuten aus und zerstören ihre Umwelt. Kapitalisten gehen anderen Menschen auf die Nerven und stehlen ihnen die Zeit unter dem Hintern weg!"

Solange UnternehmerInnen da nicht mitspielen, können sie sogar die weltbesten Marxisten sein. Haben nicht sogar Industrielle dem Lenin seine Revolution bezahlt? Ein Gewerbe zu treiben ist zudem die älteste Form der Ökonomie und nicht per se sozialistisch oder kapitalistisch. Das alles weiß nur kaum einer. Wäre die Welt ein Fass und bestünde ihre Währung aus Dummheit, die Welt wäre ein Fass ohne Boden!

FarmerBoy stellt daher die Gegenfrage: Wie kann ein Mensch überzeugter Antikapitalist und gleichzeitig Angestellter sein? Und kriegt auch nur einer von denen einen vernünftigen Streik zustande? Der moderne Arbeitnehmer ist symbiotisch verbunden mit dem Unternehmen. Corporate Identity und Verständnis für die Wirtschaft, das sind die wahren Hemmschuhe der Revolution.

Zugabe! Ein Zweizeiler, völlig aus dem Zusammenhang gerissen:

Es ist so wie's schon immer war
und's wird so bleiben immerdar!