Freitag, 23. Dezember 2011

Zu Gast bei: Gottschalk! Heute Kinder wird's was geben, tralalalala tralalala!

kriegswichtig: eine Plattform
Thomas Gottschalk: Servus allerseits, herzlich willkommen zu mir und meiner neuen Show, eine kleine Show zum Talken, haha, und zum Talken lade ich kleine Menschlein ein, so wie vorher schon, nur dass die sich nicht, oder nur im wortwörtlichen Sinne, das Rückgrat brechen können. Als meinen ersten Gast haben ich den Herrn Bold eingeladen, einen mäßig erfolgreichen Blogger, der sich nur allzugern entmutigen lässt. Guten Tag, mein Lieber.  

Herr Bold: Mein Name ist Holz E. von Bald.

Thomas Gottschalk: Na wie auch immer. Herr Bold, wie geht's, wie steht's?

Holz E. von Bald: Nehmen Sie bitte die Hand von meinem Knie...

TG: Mein Lieber, Sie - ich darf doch Du sagen? - Du bist...

HEvB: ... Sie dürfen nicht...

TG: ... Du bist also ein sogenannter Blogger und träumst bestimmt vom Umsturz des, ähhh, Systems, nicht wahr?

HEvB: Nein, eigentlich träume ich nicht vom Umsturz. Ich finde, es passt alles so, wie's jetzt ist.

TG: Wie jetzt?

HEvB: Na, 's ist alles knorke, so wie's ist.

TG: Entschuldige mal, das klingt in Deinem Blog aber ganz anders, mein Lieber. Salopp gesagt, kotzt Du ja so richtig ab. Ich hätte jetzt mehr Skandal erwartet, unsere Freunde vorm Fernseher wollen's so, gelle?

HEvB: Naja, das mit dem Abkotzen, das ist nur so ein Stilmittel. Grundsätzlich aber finde ich, dass alles in Ordnung ist.

TG: Und mit dem lieben Herrn Bundespräsidenten Wulff zum Bleistift hast Du auch keine Probleme?

HEvB: Nehmen Sie bitte endlich die Hand von meinem Knie... Der Herr Wulff, der macht das schon richtig. Schließlich ist er der oberste Repräsentant der BRD. Ihn zu beklagen hieße, das Amt des Bundespräsidenten in Verruf zu bringen...

TG: ... sehe ich ganz genau so...

HEvB: ... und seine Funktion ist ja auch, die Verhältnisse innerhalb der BRD zu repräsentieren. Endlich ein BuPrä, der als moralische Instanz auch wirklich nachlebt, was ihm vorgelebt wird.

TG: Häh?

HEvB: Nun, wenn Politik nach außen hin wie ein Selbstbedienungsladen wirkt, dann muss der BuPrä dies auch repräsentieren. Er repräsentiert genau genommen eine Bananenrepublik, und wir alle sollten uns ein Beispiel an seinem Verhalten nehmen.

TG: Das musst Du aber mal kurz erläutern...

HEvB: Gerne! Unsere Regierungskoalition ist mit dem Versprechen einer totalen Transparenz angetreten. Und ich finde, sie hat Wort gehalten. Transparency International hat keinen Grund zur Klage. Denn es ist überdeutlich, wem was zu Gute kommt und wofür. Ich erinnere da nur an die Senkung der Umsatzsteuer für Hotels. Oder die Bankenrettung. Oder die Abwrackprämie. Oder zuletzt der ESFS - auch wieder für die Banken. Da nimmt man kein Blatt vor den Mund. In diesem Sinne ist es auch folgerichtig, wenn die Verfehlungen einzelner Politikerinnen und Politiker benannt werden und auch sofort auch wieder verziehen werden. Das ist ein grundkatholischer Verhaltenskodex. Nur dass es hier nicht um Schuld, sondern um Fehler geht...

TG: Das ist mir eigentlich schon genug an Erläuterung, vielen Dank auch, mein Lieber, war schön, dass Du da warst und...

HEvB: ... von Guttenberg und Wulff, die sagen ja auch ganz offen, dass sie Fehler gemacht haben. Und da kann man sich doch auch als Bürger überlegen, ob man ja auch selber mal Fehler machen kann, und dann wird einem vielleicht auch verziehen, so nach ein paar Jahren Knast, da ist man dann ganz geläutert und rehabilitiert, während andere wiederum habilitieren. Oder wie ein Freund gemeint hat: "Entschuldigung, das mit dem unbezahlten Fernseher unterm Arm, das ist ein großer Fehler, aber Sie können mir glauben, wenn ich ihn wirklich hätte stehlen wollen, dann hätte ich es klüger angestellt." Man kann also niemandem mehr eine Absicht unterstellen. Wir alle sind Mängelwesen, und niemand lebt uns das besser vor als unsere Politikerinnen und Politiker. Wir sollten alle ihrem Beispiel folgen!

TG: Also willst Du sowas wie griechische Verhältnisse in Deutschland?

HEvB: Ach was, die Griechen. Die sind doch ganz arm dran. Die sind doch nur der Blitzableiter für all das, was bei uns nicht funktioniert. Es verhält sich doch so, wenn ich in einem Bild sprechen darf: Wenn zu uns nach Hause ein Handwerker kommt und alles noch viel schlimmer macht, als es vorher war, dann regen wir uns erst über den Handwerker auf. Wenn aber der Handwerker sagt, ja Entschuldigung, da habe ich wohl einen Fehler gemacht, dann freuen wir uns, dass er den offensichtlichen Fehler zugibt. Ist ja selten heutzutage. Wenn er dann noch über die faulen Griechen, Spanier, Portugiesen herzieht und behauptet, einer von denen wäre erst gar nicht bei uns vorbeigekommen, um die Sache in den Sand zu setzen, dann klopfen wir ihm auf die Schulter, bedanken uns bei ihm und geben ihm noch ein Trinkgeld für die Mühe.

TG: Du zeichnest jetzt aber gerade ein trübes Bild von der Intelligenz unserer Zuschauerinnen und Zuschauer, denen ich jetzt mal lächelnd zuwinke. Das ist nicht sehr nett vom Herrn Bold, gelle?

HEvB: Aber die Griechen sind viel schlimmer... oder gar die Spanier...

TG: Ach ja, stimmt. Die sollten lieber mehr arbeiten und weniger feiern und tanzen. Ich habe Dir unrecht getan, mein Lieber! Entschuldigung. Hier hast Du fünf Euro...

HEvB:  Danke.

TG: Wo waren wir gleich stehen geblieben?

HEvB: Dort, wo die Bundesrepublikaner sich nur zu gerne ablenken lassen vom Ungeschick oder Unvermögen ihrer politischen Führer. Übrigens zeigen sie ein historisch einzigartiges Verhalten...

TG: ... das da wäre?

HEvB: Nun, die Bundesrepublikaner glauben tief in der Scheiße zu stecken. Und da steht dann einer am Rand der Güllegrube und reicht uns die Hand. Wir greifen die Hand und, das ist das Besond're, ziehen mit vereinter Kraft den anderen zu uns in unsere Scheiße hinab. Vernünftige Menschen würden versuchen, da raus zu kommen und sich hernach die Gülle von der Kleidung zu klopfen. Wir nicht! Wir wollen, dass es den anderen genauso schlecht geht wie uns. Das nennen wir dann Stabilität.

TG: Ich weiß nicht, diese Ausdrücke, mein Lieber: Stabilität? Gülle? Liebe Freunde vorm Fernseher, der Herr Bold, das ist schon einer, gelle... Deswegen machen wir jetzt auch gleich Schluss, wenn wir noch gehört haben, was Herr Bold uns zu tun rät?

HEvB: Wir müssen uns ein Beispiel an den Würdenträgern der Politik und der Wirtschaft nehmen: Wir müssen zuerst unsere moralische Integrität über Bord werfen, dann alles grabschen was uns in die Finger gerät und völlig schuldunbewusst Fehler eingestehen, wenn man uns dabei erwischt. Das ist menschlich, das ist katholisch. Das ist Banane, und das wiederum ist unsere Republik. Papa Schlumpf möge uns beistehen und unserer Seele gnädig sein!

TG: Na, mein Lieber, das war jetzt aber starker Tobak. Trotzdem schön, dass Du da warst, gelle? Dann mal servus, und wir begrüßen auch gleich den nächsten Gast, er ist Justitiar...

RonJustice: ... ähhh, nicht wirklich...

TG: ... ach, macht doch nix, mein Lieber... Ich darf Dich doch duzen, oder?

Freitag, 16. Dezember 2011

Rentner zu den Waffen! Unterschichten- Acknowledgement versus Altersradikalität!

kriegswichtig: Esprit
"Wir sind jetzt Greifenwalder. Zwei Stationen, dann sind wir Gesundbrunnen." sprach die Erzieherin mit der nölig- lauten Stimme in ihr Mobilfunkgerät, während die ihrer Erziehung ungeduldig harrenden Kinderchen wild durch das Abteil stieben und lärmten. Mit solch sprachlich retardiertem und mit Unterschichten- Acknowledgement versehenem Erziehungspersonal muss man sich keinerlei Hoffnung auf eine durch die nachwachsende Brut entfesselte Revolution zu machen.

Die heute ihre Zelte aufschlagen, wollen keine Revolution. Sie wollen ihren Platz im kapitalistischen System. Sie wollen ihm ein menschliches Antlitz verleihen. Viel Spaß, liebe Leute, und friert Euch nicht den Arsch ab. Ich aber habe mich damit abgefunden, selbst aktiv werden zu müssen. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber dann für den Rest meines Lebens werde ich mich voll und ganz der Revolution widmen.

Dann nämlich, wenn ich nichts mehr zu verlieren habe. Wenn der Tod naht, oder schlimmer noch, das Pflegeheim. Denn was könnte teuflischer sein, als mittels schlechter Drogen narkotisiert, mit der Bettpfanne dauerhaft unter dem Gesäß platziert und von DJs alleinuntehalten unter Dauerberieselung penetrant dosierter Musik von Lady Gaga über Coldplay zu Rammstein dahinzuvegetieren?

Dann doch noch lieber Selbstmord! Aber nicht, ohne ausgewählte VertreterInnen aus Wirtschaft und Politik mitzunehmen! Wie schön wäre es wenn Rentnerinnen und Rentner tatsächlich anfingen, altersradikal zu werden und nicht schimpften über Jugend, Sittenverfall und Rentenbezüge, sondern sich bewaffneten und, solange sie noch die Herrschaft über ihre Sinne haben, den Feind mit einem kräftigen Hahrrrharrr stellten und in von seinem Elend erlösten und der Jugend damit eine leuchtende Zukunft einzuläuten, während sie selbst der finale Rettungsschuss aus der Waffe eines Sicherheitsbeamten ereilt.

Ach wie wunderbar. Jetzt muss ich an diesen schönen Film von Clint Eastwood, Gran Torino, denken. Sicher lässt es am Heldenmut zweifeln, wenn eine Tat begangen wird ohne dass ein Verlust droht. Am Ende ist's eine Verzweiflungstat. Aber wenn die Verzweiflung hilft, dass sich endlich einmal die Richtigen fürchten müssen? Sonst sind es doch immer die Unschuldigen, die um ihr Leben bangen müssen. Und Rentnerinnen und Rentner können beweisen, dass sie nicht zum alten Eisen gehören.

Montag, 5. Dezember 2011

Unzurechnungsfähig: KT zu Guttenberg! Klaus Töpfer endlich trocken!

kriegswichtig: schwere Geschütze
Ein wenig traurig bin ich schon: Da hatte ich endlich einen sogenannten regelmäßigen Leser - also jemand, der mir "folgt" - und nu isser wieder weg. Womöglich hat er befürchtet, sich bei mir zu Tode zu langweilen und hat deshalb die Notbremse gezogen. Anders mach ich es ja auch nicht.

Dabei gibt es ja so viel aufzuarbeiten. Mein guter Freund RonJustice (ja, den gibt es wirklich, und zwar hier...), ist schier am Verzweifeln wegen all der Dinge, die sich auf der Welt tun. Er fragt sich sinngemäß, wer uns von dem Albtraum-Märchen (sic!) heilt. Nun, niemand, denke ich und liege damit hoffentlich richtig. Denn vor den Intellektuellen dieses Landes habe ich richtig Angst (Dieter Bohlen, Walter Sinn, Enoch zu Guttenberg, Theo Zehner (sic!) u.v.m. - besseres hat Schland nicht zu bieten).

Aber es gibt auch Gutes zu vermelden: Dieser aufgeblasene Wichtigtuer (nein, nicht KT!), der eigentlich geplant hatte, vor Gericht ordentlich die Sau rauszulassen und seine kruden Thesen zu verbreiten (nein, wirklich nicht KT!), wurde für unzurechnungsfähig (neiein, es geht nicht um KT!) erklärt und in die Psychiatrie überstellt. Wunderbar: Das ist die Höchststrafe für den norwegischen Massenmörder Anders Breivik. Soll er doch seinen Psychiater volllabern.

KT zu Guttenberg allerdings muss sich keine Sorgen machen. Er hat sich von seinem Verfahren freigekauft und sich im Interview mit der ZEIT für unzurechnungsfähig erklärt - zumindest was seine Dissertation betrifft. Er war überfordert und hat deshalb Fehler gemacht. Da gab es keinen Betrug - denn diesen begeht man wissentlich. Der Beweis: zu Guttenberg wusste nichts von seinem (sic!) Fehler. Daher war's auch kein Betrug. Ach so! Wie dem auch sei, das Interview ist wirklich lesenswert: Da entzaubert sich ein Führer und zeigt was er wirklich ist: ein Medienprofi!

So viel Guttenberg war noch nie, noch nicht einmal zu seiner Amtszeit. Alle Guttenbergs haben heuer ordentlich zu tun: zwei Bücher herausbringen (beide wieder nicht selbst geschrieben), in Talkshows herumsitzen und weitere öffentliche Auftritte des ungeschoren Davongekommenen und damit Rehabilitierten (wenn schon nicht habilitiert) sind schon geplant. Die Leute wollen ihren KT zurück. Es gibt zwar eigentlich nichts, was der politisch solide erarbeitet hat, aber er sah halt so gut dabei aus!

Man möchte sich in einen Panzer setzen und mindestens zwei von den "vier Staatsgewalten" wild beschießen: die Presse und die Legislative hat's verdient! Aber ein Panzer braucht so viel Sprit. Der Herr Töpfer, ehemaliger Bundesumweltminister und Ex-Exekutivdirektor der UNEP, ist schwer getroffen, weil die Klimaziele laut Kyoto-Protokoll nicht nur nicht erreicht wurden, sondern die weltweiten CO2- Emissionen noch um rekordmäßige 5,8 Prozent gestiegen sind.

Herr Töpfer ist resigniert und rät zu Schadensbegrenzung. Es könne nicht mehr darum gehen, den Klimawandel zu verhindern, sondern mit den Folgen daraus umzugehen. Wunderbar! Geben wir doch einfach auf! Wahrscheinlich sitzen wir eh alle der Klimalüge auf! Klimawandel gab es schließlich schon immer! Aber selbst wenn die Daten der Klimaschützer nicht stimmen: Wer ist schon so blöd zu glauben, dass es umweltverträglich ist, seine Abgase in die Luft zu blasen? Na, da gibt es viele!

Das Tragische am Herrn Töpfer ist allerdings die Tatsache, dass er vor Jahren durch den Rhein geschwommen ist (im Taucheranzug!), um zu beweisen, dass der Fluss sauber ist. Nun kann man an manchen Stellen durch den Rhein laufen, ohne in Kontakt mit Wasser zu kommen. Die Probleme erledigen sich also immer von selbst. So soll es auch in Zukunft sein!

Eine Bundesregierung jedoch, die sich nicht traut, ihren Bürgerinnen und Bürger (oder den Stromkonzernen) etwas Energiesparen zuzumuten und die es noch nicht einmal schafft, solche Spritfresser wie den im Bild oben aus den Innenstädten zu verbannen, geschweige denn ganz zu verbieten, muss wohl oder übel mit den Folgen eines Klimawandels leben. Man kann zwar ein Vorbild für andere Länder sein, wenn's um die Staatsfinanzen geht. Aber wenn's die Umwelt betrifft - nada, niente?

Mittwoch, 30. November 2011

Stilllstand und gepflegte Langeweile! Auch Träume können eine Zeitverschwendung sein!

kriegswichtig: ein Freund
Da gibt es so schöne Dinge zu träumen in der Nacht und auch am Tage, und ich Depp träume von Klaus Wowereit. Da sitzt er in so einem Tagungsraum am Tisch, ob andere dabei sind, weiß ich nicht, er sieht mich, schaut erst weg, verdreht die Augen und blickt mir ins Gesicht. "Also schön, was haben Sie dieses Mal auf dem Herzen?" spricht er mich an und lässt dabei heraushören, dass ich heute nicht zum ersten Mal anwesend bin und was auf dem Herzen habe, obwohl ich mir gar nicht so ganz im Klaren darüber bin, was ich hier mache und warum ich Klaus Wowereit begegnen muss. Klaus Wowereit muss mich mit jemandem verwechseln, soviel ist klar.

Ich zucke mit der Schulter, weil mir nicht einfällt, was ich dieses Mal auf dem Herzen habe. Im Gegensatz zu Klaus Wowereit bin ich nämlich gänzlich überrascht von diesem Zusammentreffen. Mehr aus Verlegenheit bringe ich die Sache mit der Autobahn und den misslungenen Koalitionsgesprächen mit den Grünen vor. Sonst gibt es nämlich gar nichts, was mir nicht passt. Selbst die Autobahn und all das Zeug ist mir egal. Ich habe, im Traum wie in der Realität, längst resigniert. Sagt man das so: Ich habe resigniert? Seit ich weiß, das Politik dumm macht, bin ich sprachlich nicht mehr richtig sattelfest.

Ich begegne also Klaus Wowereit im Traum und habe ihm gar nichts zu sagen. Was soll ich ihm auch mitteilen? Klaus Wowereit steht für Stillstand und gepflegte Langeweile, und wenn ich ehrlich bin, finde ich Stillstand und gepflegte Langeweile bisweilen ganz gut. Es ist so erholsam im Gegensatz zu dem ewigen Gehechel und Gerenne dieser Zeit. Und politisch betrachtet: Wer braucht schon die Grünen? Wer braucht die FDP und wer braucht die CDU? Vermisst jemand die Linken? Vermisst jemand die SPD? Alle sind so unnötig, dass ich mich noch nicht einmal mehr über sie aufregen kann, so öd ist das alles.

Das geht mir jetzt, nach meinem Traum durch den Kopf. Der Traum endet eigentlich sofort, nachdem mir bewusst wird, dass mir Autobahn und Koalition mit wem auch immer, im Grunde völlig egal ist, sogar egal sein kann, weil: es kommt sowieso so wie es kommt, und gegen die Langeweile kommt man überhaupt nicht an. Ich wurde also wach, und vor mir lag ein Tag voll von ebenso unwichtigen Dingen wie Arbeit. Der Alltag ist Tristesse pur, wenn man ihn sich nicht anreichert mit schönen Dingen. Das ist wie mit dem Träumen. Ach, was bin ich froh, dass es die Liebe gibt und die Kunst.

Eigentlich hatte ich diesen Traum auch sofort wieder vergessen, so wie die Berliner Regierung wohl bald vergessen sein wird und auch das, was sie getan hat, tut und tun wird. Bis mich mein Freund RonJustice angerufen hatte und sich nach meinem Befinden erkundigte, und ich ihm sagte, dass es mir eigentlich gar nicht geht. "...also mir geht es so egal..." sagte ich zu ihm. Ich hatte mich in diesem Augenblick so leer und öd gefühlt, und genau in diesem Augenblick musste ich an Klaus Wowereit denken, und dann ist mir der Traum auch wieder eingefallen, der ja so völlig bedeutungslos gewesen ist, dass ich ihn sofort wieder vergessen hatte, nachdem ich ihn geträumt hatte, und der mir ja nichts, aber auch rein gar nichts gebracht hatte, außer der Einsicht, dass man seine Zeit auch noch während des Schlafens vergeuden kann. Aber gründlich!

Und das hat mir zu Denken gegeben.

Sonntag, 27. November 2011

Unmittelbare Schmankerl! Zum Wohle eines großen Ganzen!

kriegswichtig: gemeinsame Ziele
Kann man das sagen? Kann man sagen: Ich hatte eine Epiphanie? Kann man sagen, dass ich eine Epiphanie hatte, während der mir deutlich wurde: es ist längst Krieg! Es ist keiner vergangen, es wird keiner kommen, nein, er ist längst da: der Krieg! Nicht so ein Krieg, in dem sich zwei oder drei Parteien gegenseitig schlagen. Es ist Krieg von der Sorte, in der jeder seines Nächsten Feind ist. Es ist sozusagen ein postideologischer Krieg, weil hinter der Vielzahl der teilnehmenden Parteien keinerlei Ideologie mehr steckt.

Im Gegenteil: Es ist die Ideologie selber, die den Krieg verursacht, um deren Verteidigung es allerdings nicht mehr geht. Es handelt sich um die einzig übriggebliebene Ideologie, sie hat keine Feinde mehr. Es ist die Ideologie des unendlichen Wachstums, welche den Einzelnen dazu treibt, sich gegen seine Mitmenschen zu wenden und sie zu fleddern und um das Gefledderte zu raffen und zu verteidigen gegen andere Fledderer und Raffer. Es gibt keine Solidarität in diesem Krieg, es gibt auch keinen Klassenkampf. Es gibt höchstens Bewegungen, innerhalb derer jeder für sich selber kämpft und spricht. Zum Beispiel die Occupy- Bewegung, die den Kapitalismus eher zu okkupieren als zu vernichten sucht. Es geht ums Fleddern eines stinkenden Leichnams, und nicht um die Geburt einer neuen Idee.

Super: Ich bin nun endlich im Lager der Kulturpessimisten gelandet. Das ist nicht meine Schuld. Nicht ganz alleine meine Schuld. Ich bin ein Opfer der Umstände. Ich versuche einigermaßen aufrecht durch das Leben zu wandeln, umsichtig und gerecht. Das ist zumindest ein Anspruch, den ich an mich richte. Ich beziehe meine Umwelt in mein Handeln ein und wäge ab zwischen dem eigenen Interesse und den Interessen der anderen. Ich betrachte die Gesellschaft als ein vom Tauschhandel geprägtes Gefüge. Es herrscht dort ein Geben und ein Nehmen, und die reine Vernunft will Licht in das Dunkel des vom Menschen verursachten Chaos bringen.

Meine Eltern haben mich so gemacht. Sie haben noch viel mehr aus mir gemacht. Nicht alles war gut. Das Beste aber habe ich behalten. Ich behielt es aus einer tiefen Einsicht heraus. Es ist die Regel, dass das unmoralische Handeln anderer Menschen nicht dazu berechtigt, selbst unmoralisch zu handeln. Vielmehr ist geboten, dem die eigene Moral entgegen zu halten. Zum moralischen Handeln gehören allerdings Werte. Ohne diese Werte kann ich nur dem eigenen Instinkt gehorchen und den Bedürfnissen meines Körpers. Diese sind allerdings keine berechenbare Konstante.

Super, jetzt bin ich auch noch ein wertkonservativer Moralist. Dafür kann ich aber nichts. Ich bin nicht ganz alleine Schuld daran. Meine Eltern haben in ihrer kleinen Welt eben gedacht, es sei hilfreich, anständig zu sein und den inneren Überzeugungen (ihren Überzeugungen allerdings) zu folgen. Sie haben in ihrer Naivität nicht daran gedacht, dass die Welt voller Nihilisten ist, die nur ihre eigene, übrigens völlig diffuse Ordnung kennen und sich eher von momentanen Befindlichkeiten leiten lassen als von tiefer, innerer Einsicht über das Zusammenleben innerhalb einer Gesellschaft.

Meine Eltern haben mich irgendwie falsch auf das Leben vorbereitet. Denn dauernd kommt irgendein Arsch daher, der aus dem einfachen Bestreben sich etwas Gutes zu tun oder sich sein Leben leichter zu machen, anderen schaden will. Da diese anderen sich nun aber gestört fühlen müssen und es sich selber leicht machen wollen, kompensieren sich den entstandenen Schaden nun ihrerseits völlig rücksichtslos. Es ist einfach in dieser Welt, ein Arsch zu sein. Es scheint die Grundvoraussetzung für ein unkompliziertes Leben zu sein, sich völlig arschmäßig nur um seine eigenen Interessen zu kümmern. Arsch sein heißt, respektiert zu werden.

Deswegen sagt auch keiner mehr was, wenn ihm ein Arsch daher kommt und sich nimmt, was er will oder braucht oder glaubt zu brauchen. Die wahren Asozialen sind heute diejenigen, die sich über einen Arsch zu beschweren wagen oder ihm einfach nicht das gewähren, was er glaubt sich nehmen zu müssen. Da gerät man richtig unter Rechtfertigungsdruck. Man sieht sich als Spießer, Langweiler, Aggressor gebrandmarkt. Man stört den Lauf der Dinge, innerhalb derer der Einzelne seinem Gusto entsprechend, sonst völlig ungestört, unreflektiert und erkenntnisneutral einer anderen Erlebnissphäre gegenüber, agieren kann.

Super, ich bin ein Spießer, ein Langweiler, ein Aggressor. Da bin ich aber nicht alleine Schuld daran. Das liegt an meinen Überzeugungen, die leider nicht mehr so ganz en vogue zu sein scheinen. Irgendwann müssen sie es ja mal gewesen sein. Das war wohl vor dem Krieg, in dem sich jeder mit jedem um jede Ressource schlägt: Zeit, Geld, Platz, Macht, Essen, Sex. Offenbar gibt es von jedem zu wenig für alle? Vielleicht liege ich falsch, wenn ich hier postuliere, dass man sich dem ganzen Wahn verweigern sollte. Ist ja auch nicht so einfach. Man steht ja nicht außerhalb der Gesellschaft.

Kann ich anderen überhaupt vermitteln, dass sie ohne Gier auskommen sollen, ohne meine eigenen Interessen gnadenlos durchzusetzen? Kann ich behaupten, dass ich einen Plan habe und alle anderen nicht? Ist es tatsächlich so, dass nur ich persönlich mit jener Konsequenz ausgestattet bin, die unmittelbare Schmankerl für verzichtbar hält zum Wohlgeraten eines großen Ganzen? Bin ich das Maß aller Dinge?

Manchmal schon! Und deshalb weiß ich auch, dass die ökonomische Abhängigkeit des Einzelnen der Motor für die Garstigkeit der Menschen ist. Wenn jeder schauen muss wo er bleibt und Angst um die eigene Existenz haben muss, wird er tun was (er glaubt, dass es) notwendig ist. Diese Abhängigkeit ist der Stachel im Fuß der Menschheit, eigentlich jedes Geschöpfes unter dem Mond und unter der Sonne. Sie sorgt beim Menschen für eine seltsame Unausgeglichenheit. Doch im Gegensatz zu den nicht vernunftbegabten Tieren sind Menschen wohl in der Lage, diesen Stachel zu ziehen. Geld ist genug da. Es ist nur unglaublich schlecht und ungerecht verteilt. Super, jetzt bin ich auch noch ein Träumer. Aber dafür kann ich nichts!

Donnerstag, 17. November 2011

Die stupide, verkürzte Gedankenwelt! Impressionen aus der U7!

kriegswichtig: eine Gesinnung
Das Problem scheint zu sein, dass unsere Politiker und Wirtschaftsdenker und -lenker (weibliche eingeschlossen) immer um mindestens 10 Prozentpunkte dümmer sind als der Durchschnitt der Bevölkerung. In der Zeit ihres Handels gelingt es ihnen immerhin, den Intelligenzquotienten der Bevölkerung um 5 Prozentpunkte herabzusetzen, so dass der Verdummungsprozess langsam, aber sicher fortschreitet.

Anders ist die absolut stupide, weil verkürzte, Gedankenwelt mancher Mitmenschen kaum zu erklären. Schon früher, als alle beide meiner Eltern noch am Leben waren und ich mich politisch von deren Niveau abzuheben begann, da wurden meine Messages, die noch etwas diffus waren, als Nachgeplappertes von irgendwelchen ihnen seltsam erscheinenden Freunden bezeichnet. Meine Eltern hatten ganz offensichtlich ein Problem damit, dass ich meine Fachhochschulreife nachholte, statt in der BASF AG meinen Meister zu machen. Die beste Replik auf diese Herabsetzung war, dass es immerhin besser sei, meinen Freunden alles nachzuplappern, als das, was in der BILD so steht.

Das ist über 20 Jahre her. Ich musste mich deshalb wundern, als ich kürzlich mit der Proleten- U-Bahn U7 fuhr und sich einer dieser jungen, aufgepumpten deutschen Prolls mit modischer Glatze dermaßen in den Sitz fläzte, sodass die junge Frau neben ihm eine Pobacke in den Gang hängen musste. Gegenüber saß seine schwarzhaarige Freundin, und neben der saß komfortabel ich. Zwischendurch kam die fünfte Motz- oder Straßenfegerverkäufer/in während dieser Zugfahrt.

Wen Armut wirklich ankotzt, der sollte hierhin eben einen Eimer mitnehmen, da kann er dann hineinspucken. Der junge, aufgepumpte Proll, der sich so paschamäßig in den Sitz fläzte, ließ aber nur einen genervten Laut erklingen und legte endlich los: Er verstehe das gar nicht, die sollen sich doch Arbeit suchen, dann ginge es ihnen besser. Wer wirklich Arbeit suche, so der Proll, der finde auch welche. Zur Verteidigung seiner Freundin muss man sagen, dass sie seiner Sichtweise mit guten Argumenten widersprach, woraufhin er aber sichtlich ungehalten wurde. Er verstehe eben nicht, wie sich jemand so gehen lassen kann, gab er trotzig zu Protokoll. Seine Freundin hatte es ihm zuvor erklärt.

Ich hätte den jungen, aufgepumpten Proll gerne gefragt, wie jemand, der ganz offensichtlich zu dumm ist, ein Brot zu kaufen, eine Arbeit finden kann, wollte dabei sogar offenhalten, ob ich damit ihn meinte oder die Zeitungsverkäuferin (ich meinte ihn), resignierte aber: Erstens dachte ich, dass jemand, der so körperbewusst anderen den Sitzplatz streitig macht und ein Reflektionsvermögen wie ein Rasenmäher besitzt, bestimmt nicht feinfühlig genug ist, um mir ins Gesicht zu langen ohne mir die Nase zu brechen. Schon allein der Unsicherheit wegen, wen ich nun gemeint hätte, müsste er mir eine verpassen, sicherheitshalber (sic!).

Zweitens dachte ich: Der kann doch nichts dafür! Die arme Sau plappert lediglich nach, was andere ihm ständig vorkauen: Politiker und Wirtschaftsdenker und-lenker (weibliche eingeschlossen) nämlich, die dauerhaft in Talkshows sitzen, der BILD Rede und Antwort stehen und auch sonst jeden Stuss in jedes Mikrofon schwätzen, das ihnen vorgehalten wird, so dass einem ganz schwindlig davon wird, und die unter Garantie zu dumm sind, ein Brötchen beim Bäcker zu kaufen. Und die sagen eben denselben Blödsinn, den meine Eltern schon geglaubt haben:
  • dass jeder, der arbeiten wolle, auch Arbeit fände
  • dass jeder selbst seines Glückes Schmied sei (damit aber auch seines Peches Schmied)
  • dass die Kosten des Sozialstaates das Land ruinieren
  • dass Arbeit unzertrennlich mit Würde einher geht
  • dass Deutschland kein Einwanderungsland sei
  • dass die Lohnnebenkosten zu hoch seien
  • dass ein Mindestlohn zu hoher Arbeitslosigkeit führt
  • dass es besser sei, für wenig Geld zu arbeiten, als gar nicht
  • das Deutschland voll rocke, das restliche Europa aber irgendwie asozial sei
  • dass Schland endlich wieder zur Normalität zurückkehren solle
  • dass man seine Freiheit am Hindukusch verteidigen könne (nicht aber in Libyen, Syrien oder Somalia)
  • dass es linken Terror genau so wie rechten Terror gebe, sogar noch viel mehr
  • dass die Deutschen ausstürben und Schland muslimisch würde
  • dass es schon okay sei, wenn Autos mit Lebensmitteln getankt würden
  • dass es endloses Wachstum in einem begrenzten Raum geben könne
  • dass die Erde eine Scheibe sei und das Zentrum des Universums

Montag, 14. November 2011

Herr Steffel, übernehmen Sie! Jetzt geht's den Abzockern an den Kragen!

kriegswichtig: Geschlossenheit und Mobilität
Es ist mal wieder so weit! Die Finanzen krachen, viel Mist wird gebaut, haaah, da brauchen wir mal wieder einen Sündenbock, besser noch, ein Opfertier, das zur Schlachtbank geführt wird. Herr Steffel, der Teppichhändler der Berliner CDU, der einmal versucht hatte, Oberbürgermeister zu werden und leider die falsche Stadt über den Klee gelobt hatte, schlägt vor, die ALGII- Empfänger in der Stadt härter anzufassen und mehr zu sanktionieren bei jedwelchem Fehlverhalten.

Das setzt natürlich auch voraus, dass die Jobcenter tatsächlich überprüfen, ob wirklich ein Grund zur Sanktionierung vorliegt. Und nicht, wie vor einigen Jahren in Rheinland-Pfalz, ein ganz offensichtlich psychisch kranker Mann wegen Nichteinhaltung von Terminen auf Null herabsanktioniert wurde, keine Rechtsmittel eingelegt hatte und in seiner Wohnung verhungert aufgefunden wurde. Dies ist die andere Seite, und ich behaupte mal ganz salopp, dass der gewöhnliche Sachbearbeiter der Jobcenter nicht in der Lage sind, zu erkennen, wer aufgrund psychischer und physischer Absonderlichkeiten eigentlich gar nicht im Bezug von ALGII sein sollte, sondern ein Fall für's Sozialamt ist.

Die Cleveren werden ohnehin nie sanktioniert. Alleine aus meinem Bekanntenkreis gibt es viele, die nebenher schwarz arbeiten. Am Unwillen zur Arbeit kann es also nicht liegen. Viel eher liegt es am Unwillen, für wenig Geld arbeiten gehen zu müssen. Da würde ich mir mein ALGII auch lieber selber steuerfrei aufstocken, als für irgendeinen Pfennigfuchser zu schuften. Aber das ist alles Augenwischerei.

Denn wenn es darum geht, dem "lieb' Vaterland" (Nachkriegsfloskel meines Opas, NSDAP- und anschließend CDU-Mitglied) das Geld aus der Tasche zu ziehen, sind ja wohl unsere Banken die ungeschlagenen Spitzenreiter. Gleich danach kommen jene Unternehmen, die ihren Arbeitnehmern Löhne weit unterhalb der Armutsgrenze zahlen und sie die Differenz vom Jobcenter aufstocken lassen. Niemand redet davon, diese Schnorrer härter anzupacken und früher zu sanktionieren. Ein Unternehmen, das keine existenzsichernden Löhne zahlen kann, soll gefälligst Insolvenz anmelden.

Wirtschaftlichkeit auf Kosten der Arbeitnehmer, das erinnert doch stark an die Zeiten der Feudalherrschaft, die wir mit unserer sogenannten Demokratie doch eigentlich längst überwunden glaubten. Hoffentlich zahlt wenigstens der Herr Steffel all seinen Angestellten ausreichend Lohn, wenn auch die zu verkaufenden Teppiche unter Garantie zu Hungerlöhnen hergestellt werden.

Und die halbherzigen, anbiedernden, schleimigen Bemühungen der Bundesregierung, sowas wie einen Mindestlohn zu etablieren, können als gescheitert gelten: Es läge einzig bei den Tarifpartnern, einen branchenspezifischen Mindestlohn festzulegen, da wolle man keine Zahlen vorschreiben. Das klingt noch nicht einmal mehr nach freiwilliger Selbstverpflichtung, das klingt vor Allem nach: das kennen wir doch schon von Kohls "Rundem Tisch"! I

Ich finde jedenfalls, dass man auch jene von Transferleistungen Abhängigen härter anpacken und gegebenenfalls Sanktionieren sollte: Politikerinnen und Politiker ohne jeden Gestaltungswillen und Vision, die nur den sogenannten Märkten hinterher rennen und darüber ihre eigentlichen Aufgaben vergessen. Doch wie finde ich heraus, wer sanktioniert werden soll und wer nicht? Ein Dilemma... Herr Steffel, übernehmen Sie! Vielleicht sind Sie ja doch für irgendetwas zu gebrauchen. Jedem seine Chance!

Dienstag, 8. November 2011

...! ...!

kriegswichtig: die Erleuchtung
Ängste. Meine Mutter, die bekanntermaßen keine Schlösser baut, hat Angst davor, im ältesten Alter alleine zu sein. Ihre Kinder haben gefälligst nach ihr zu sterben. Das klingt egoistisch, ist es vielleicht auch. Eine Mutter verliert nicht gerne ihre Kinder. Das erfüllt sie mit Trauer und auch Verzweiflung.

In mir wächst die Angst, dass ich, erblich belastet, ebenfalls wie mein Bruder, an Krebs sterben könnte. Auch das ist selbstredend egoistisch gedacht. Oder kann Angst egoistisch sein? Trotzdem trauere ich um meinen Bruder, ganz in echt, aber längst nicht so verzweifelt wie meine Mutter.

Mein Bruder hatte zuletzt nur noch Angst davor, im Krankenbett zu verkümmern. Seelisch und körperlich. Er hatte im Rahmen seiner Behandlung eine recht einseitige Begegnung mit einem sedierten Krebskranken, der nur noch 25 Kilogramm wog. Es schien ihm sicher, dass ein solch ausgezehrter Organismus blöde vor Hunger sein müsse, ergo nicht mehr genug Nahrung für höhere Hirnfunktionen haben könne.

Mein Bruder hat diesbezüglich eine Patientenverfügung verfasst. Am Ende hat er sie nicht mehr benötigt. Am vorvergangenen Sonntag ist er gestorben, nach sieben Monaten Krankheit und einer Reihe von quälenden Therapien. Am letzten Freitag wurde er beerdigt. Er wurde 49 Jahre alt und hat drei Kinder, eine Ehefrau und ein Haus hinterlassen sowie, zu seiner tiefsten Beruhigung, eine finanzielle Absicherung für seine nächsten Angehörigen.

Die Trauergäste hatten Angst davor, nicht genug Richtiges gesagt zu haben. Was soll man Richtiges sagen über einen Verstorbenen? Und was ist genug, was zuviel? Am Besten ist es doch, einfach da zu sein. Ganz ohne Worte. So danke ich meinem guten Freund RonJustice und auch meiner lieben Freundin C. für ihr Da-Sein, obwohl sie meinen Bruder kaum kannten. Und allen anderen, die mehr oder weniger unbeholfen ihr Mitgefühl mitteilten, danke ich ebenfalls. Es kommt ja nicht darauf an, was man sagt. Es kommt darauf an, was man tut.

Ansonsten Ratlosigkeit!

Sonntag, 6. November 2011

Vollidioten ohne Format! Für die Währung verkoof ick meine Demokratie!

kriegswichtig: die richtige Perspektive
Seit es in der Politik ganz offenkundig nicht mehr direkt um das Wohlergehen der Bürgerinnen und Bürger eines bestimmten Landes geht, sondern ganz unverhohlen um die sogenannten Märkte, kann die Demokratie im Grunde völlig abgeschafft werden. Anders ist es kaum verständlich, dass die europäische Bagage (Deutschland, Frankreich und die sogenannten Märkte) laut aufheulen, nur weil sich Griechenland zwischendurch etwas Demokratie erlauben wollte.

Früher hätte man vielleicht noch gesagt: wird auch mal Zeit, dass einer die Bevölkerung befragt! Heute jedoch, wo es doch um das große Geld, um die Währung geht, sagt man: sieh einer an, die Griechen - sind pleite, aber machen noch einen auf Demokratie... als ob die sich sowas noch erlauben könnten... ein Referendum? Pffffft!

Jetzt sage ich mal ganz dreist: Demokratie sollte man sich immer erlauben dürfen. Sie sollte sogar den finanziellen Ruin ganzer Wirtschaftsbündnisse in Kauf nehmen können.Die Alternative zur Demokratie in heiklen Zeiten ist die Diktatur. Und wer will schon von den "Märkten", die noch unsteter sind als unsere Politikmanager, regiert werden? Diese Diktatur wird zu nichts Gutem führen. Verzicht und Schimpf auf Demokratie, nur einer Währung willen, ist mehr als zynisch. Wann durchleuchtet der Verfassungsschutz endlich die antidemokratischen Umtriebe innerhalb der CDU und FDP (nehmen wir die SPD gleich noch mit)?

Unsere Dumpfbacken aus Politik und Wirtschaft haben es nun geschafft, das Referendum in Griechenland abzuwenden. Auf lange Sicht werden Sachzwänge das Land regieren. Warum soll man da eigentlich noch wählen gehen? Man hat ja ohnehin schon das Gefühl, dass unsere Politikerinnen und Politiker Vollidioten ohne Format sind. Das unterscheidet sie von jenen PolitikerInnen, deren demokratische Sozialisation direkt nach dem Krieg begonnen hatte: das waren Vollidioten, aber MIT Format und wenigstens noch einer Grundüberzeugung.

Brandt, Wehner, von mir aus auch Kohl: Wer hätte gedacht, dass ich mir die noch einmal zurückwünsche? Stattdessen haben wir hier die Staatsratvorsitzende Merkel und den Politkdebütanten Rösler. Na danke auch! Den letzten Rest Demokratie sollten wir uns auf jeden Fall leisten, auch wenn's halt den Euro kostet: Viel verlieren können ohnehin nur die, die viel besitzen. Allen anderen sei gesagt: Schulden machen wird bald so günstig sein wie schon lange nicht mehr.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Revolutionäre gehen nicht shoppen! Helmpflicht für Autoanzünder!

kriegswichtig: Die Analysefähigkeit!
Europäische Krisen-Staaten bekommen Rettungspakete aufgehalst, zu Bedingungen, deren Nutzen nicht ganz einleuchtend ist. Und dies nur, um die riskanten Geschäfte unserer Banken abzufedern. Denn am Ende sind es doch die Banken, die das Geld bekommen, nicht die Griechen oder die Portugiesen etc. Radfahrer müssen nächstens einen Fahrradhelm tragen. Nicht, weil sie so schlecht Rad fahren. Nein, den rücksichtslosen und unumsichtigen Autofahrern wegen sollen sie den Helm tragen. Weil die nicht Auto fahren können. Doch der Helm ist nicht nur nicht schön, er hilft auch nur bei einer Sorte von Stürzen, der unwahrscheinlichsten nämlich: Der Sorte, bei der der Radfahrer direkt mit der Schädeldecke aufprallt. Vor sämtlichen anderen Stürzen schützt der Helm nicht. Es geht nicht etwa darum, Unfälle zu vermeiden, sondern allein darum, die Folgen zu mildern. Fahrradhelm und Rettungsschirm haben damit eine seltsame Gemeinsamkeit.

Seltsames Völkchen, diese Radfahrer: Sie scheinen sich allesamt todesmutig vor die Autos zu werfen und nehmen bös' grinsend in Kauf, dabei unter die Räder zu geraten. Und all dies nur, um die umsichtigen und rücksichtsvollen Autofahrer zu ärgern. Aus purem Hass nämlich. Manchmal verstecken sie sich sogar auf den Radwegen, um dann mit Karacho aus dem Hinterhalt da geradeaus fahren, wo ein netter Autofahrer gerade rechts abbiegen will. So viel Niedertracht muss mit einer Helmpflicht bestraft werden. Man muss diese Kamikaze-Radler schließlich und endlich vor sich selber schützen. Wie lassen sich Fahrradunfälle völlig vermeiden? Indem man Fahrräder ganz einfach verbietet. Die Straßen den Autofahrern, yeah! Wer ist denn der Zahlmeister der Nation? Diese dreckigen Radfahrer sind es jedenfalls nicht. Es gibt ja keine Fahrradsteuer, nicht wahr? Und Sprit müssen die auch nicht kaufen, diese Drückeberger.

Kein Radfahrer, aber trotzdem irgendwie gegen Autos, ist dieser 27jährige, der beim Auto anzünden geschnappt wurde. Der war ja gar nicht links und auch nicht richtig anarcho, sehr zum Leidwesen vom Herrn Senator Körting. Ohne jede linksterroristische Zelle hat er es quasi im Alleingang geschafft, wenigstens 67 Autos anzuzünden. Da braucht es schon einigen Zorn, von wegen arbeitslos und Schuldenproblematik und so. Da liegt es also nahe, Auto anzuzünden. Andere machen's besser, nämlich sozialverträglicher: Die verprügeln zu Hause ihre Frau oder ihre Kinder, oder sie verkloppen diese nichtsnutzigen Ausländer. Da hat der Körting auch nichts gegen, denn das ist wenigstens nicht ganz so destruktiv und auch nicht wirklich teuer. Aber den Leuten ihr Heilix Blechle anzustecken, pfui! Das gehört sich nicht!

Der Senat könnte allerdings von dieser Energie schöpfen, indem der Mann einen Job bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung/ Abteilung Verkehr bekommt, im Spezialgebiet "Verkehrsberuhigung". Für die anderen Autoanzünder, die ja unter Garantie Linksextremisten sind, da ist sich der Herr Körting ganz sicher, da könnte man doch auch so eine Art Aussteigerprogramm initialisieren und sie dann ebenfalls für den Senat schaffen lassen. Das wäre doch mal eine Perspektive, oder? Jedenfalls hat jeder Frust oder Zorn ein gewaltiges Potenzial. Das muss man doch auch nutzen können. Das darf man doch nicht einfach in der Illegalität verpuffen lassen. Noch wurde jede Revolution bereits im Keim erstickt, sobald der Staat sein widerborstig Völkchen umarmt und Pöstchen verteilt.

Vielleicht gibt's bald trotzdem eine Revolution! Die richtige Jacke dafür gibt es im Ringcenter an der Frankfurter Allee. Dort wirbt man auf einem großen Plakat mit folgendem Slogan: Das ist keine Jacke, das ist Revolution! Ein jemand, garantiert so ein verfolgungswürdiger Linksradikaler, hat darunter geschrieben: "no, it's not!" Ich finde, da hat er irgendwo recht. Eine Jacke macht noch keine Revolution. Noch nicht einmal im Modekontext, dazu gibt sich nicht viel her. Ein paar Werber haben sich halt überlegt, was gut kommt, und einer von denen hat vielleicht in den letzten Monaten versehentlich Nachrichten gesehen. Zu seinen Kollegen hat er dann gesagt: "Das war ja dann so eher igitt und so, weil Nachrichten, das geht gar nicht. Eigentlich wollte ich ja DSDS gucken. Aber dann fiel so das Wort "Revolution", und das hab ich dann in dem Wörterbuch nachgelesen und hab dann gedacht: Wow, das passt voll zur Kampagne, voll steil und all das...."

Lassen wir unseren Werbetexter mit seinen Gedanken wieder alleine und besinnen uns also wieder darauf, dass die richtige Jacke alleine keine Revolution macht. Vielleicht tragen echte Revolutionäre ja auch die richtige Jacke, aber die wird dann hinterher erst richtig und nicht schon vorher. James Dean und Marlon Brando hatten auch die richtige Jacke an, und die hat lediglich das unterstützt, was sie vorgaben, zu sein. Aber auch sie gaben nicht vor, Revolutionäre zu sein. Sie wollten Rebellen sein. And this is something clompletely different. Wer rebellisch sein möchte, sollte zum Ringcenter gehen und die besagte Jacke einfach klauen. Wer da aber eine Revolution haben will, der muss seine Wut und allen Zorn in die richtige Richtung lenken. Revolutionäre gehen nicht shoppen!

Samstag, 22. Oktober 2011

Wachstumswichtig! Meine Mutter baut kein Schloss!

kriegswichtig: die Liebe
Sollen sie doch! Sollen sie doch ihren Schwachsinn verzapfen, ist mir doch egal. Jeden Tag verzapfen unzählige Menschen irgendwelchen Schwachsinn, da soll es doch auf den einen oder anderen Schwachsinn nicht mehr ankommen! Baut Eure scheiß' Autobahn! Macht den Ring rund! Macht die Leute sagen: Es war nicht alles schlecht unter Wowereit! Immerhin hat er uns eine Autobahn gebaut und Arbeit nach Berlin gebracht!

Ein Vorschlag, der als Kompromiss gedacht ist: Baut Eure blöde Autobahn. Vergrößert die Auffahrten und mauert die Ausfahrten einfach zu. Dann wären die Autos alle da, wo sie hin gehören: Auf der Autobahn. Dort können sie vor sich hinstinken, bis auch der letzte Blödian kapiert hat, dass man Autos nicht essen kann, zu Fuß gehen gesund ist und der allmählich ausgehende Sprit in zehn Jahren ohnehin für andere Dinge gebraucht wird als für den Individualverkehr! Früher hieß das "kriegswichtig". Morgen heißt es "wachstumswichtig", wer weiß? Krieg. Wachstum. Was bitte ist der Unterschied?

Sicher ist: Es gibt kein "Recht auf Auto", genauso wenig wie es überhaupt irgendwelches Recht zu geben scheint. Meine Mutter ist schier verzweifelt, weil mein Bruder gerade torpedoschnell an Krebs stirbt. Der Krebs folgt lediglich der Idee des unendlichen Wachstums, dem bundesdeutschen Wachstumsbeschleunigungsgesetz. Meine Mutter findet das ungerecht, es gibt doch so viele böse Menschen auf der Welt, und ausgerechnet ihr Sohn soll sterben. Jetzt haben "die guten" lybischen Revolutionäre den bösen lybischen Revolutionär Gaddafi erschossen. In den Kopf. Das spart die Kosten einer Gerichtsverhandlung, wo doch am Ende sowieso nur der Strang wartet.

Aber mein Bruder stirbt immer noch, obwohl Oberst Gaddafi tot ist. Das ist nicht ungerecht, das ist einfach nur saudämliches, scheiß' Pech. Mein Bruder weiß das. Seine Familie weiß das auch. Meine Mutter ahnt es. Immerhin: Als ich ihr den teuflischen Deal vorschlug, dass sie die Krankheit dann eben auf einen "bösen" Menschen übertragen solle, damit ihr Sohn gesund wird, schlug sie aus. Es gibt auf dieser Welt genug Menschen, die diesen Deal annehmen würden. Ach was, sie tun es jeden Tag. Täglich sterben Menschen, weil mächtigere Menschen auf deren Gerippen ein Schloss bauen, und noch eines, und noch eines. Meiner Mutter fehlt jegliche Neigung zur Niedertracht. Meine Mutter baut kein Schloss.

Wie klein doch alles scheint und übertrieben! Leute kommen zu spät zur Arbeit, weil Brandstifter sich an Kabeln zu schaffen machen: Na und? Leute sind krank, gehen trotzdem zur Arbeit und machen dort andere krank, die dann ebenfalls krank zur Arbeit gehen: Na und? Arbeit generell und überhaupt: Na und? Machtgierige Politiker beschließen Koalitionen, die die Bevölkerung nicht wollte: Na und? Es gibt rund 3,5 Mio. Arbeitslose: Na und? Gaddafi ist tot: Na und? Wir werden alle sterben, und die meisten von uns an Krebs: Na und? Eben!

Dienstag, 11. Oktober 2011

Der Bundestrojaner ist ein Bayer! Der CCC ist Lumpenpack!

Fast hat man den Eindruck, als probierten "unsere" Verbrechensbekämpfer einmal aus, was derzeit geht. Vielleicht wollen sie die Bevölkerung auch weichkochen und qua Schocktherapie eine Art Duldungsstarre herbeiführen. Erst der Abhörskandal in Dresden, bei dem alle Telefonate gescannt und aufgezeichnet wurden, die während einer Demo gegen rechts geführt wurden. Dabei spielte es gar keine Rolle, ob es sich bei den Abgehörten um Anwohner handelte oder andere Unbeteiligte.

Und jetzt halt der Bundestrojaner, und man wundert sich, dass die Hetzpresse des Springerverlags nicht titelt: "Der Bundestrojaner ist ein Bayer!" Der verfügt über eine Subroutine, die "Ozapftis" heißt. Solche Spaßvögel! Denn dieser Trojaner kann viel zu viel, jedenfalls viel mehr, als erlaubt ist. Der CCC hat sich den Trojaner angeschaut und dabei festgestellt, dass er eben nicht nur höchst intime Daten ausleiten kann, sondern auch eine Fernsteuerungsfunktion zum Nachladen und Ausführen beliebiger weiterer Schadsoftware bietet. Sollte dies stimmen, wäre der Einsatz dieser Software illegal. Noch, muss man leider hinzufügen.

Für diesen kleinen Bürgerservice kassierte der CCC eine Rüge von Unionspolitikern. Man sieht sich unter Generalverdacht gestellt, und das ist schon ein bisserl gemein von denen dreckerten Computernerds da alldieweil die nicht so viel herumschnüffeln sollen, sondern mal ordentlich was schaffen wie es sich für g'scheite Leit gehört! Das Schnüffeln ist Staatssache und nicht für so ein Lumpenpack wie die! Und wer kein Dreck am Stecken hat, der braucht auch nichts zu fürchten und kann sich ruhig einmal ausspionieren lassen, da passiert dem ja dann nix.

Unwahrscheinlich, dass Festplatten von den Kriminalern oder Dritten manipuliert werden, so dass auch Unschuldige schuldig werden. Andererseits könnten Fahndungserfolge auch beschleunigt werden, wenn's mal wieder länger dauert: Jetzt muss man missliebigen Leuten nämlich gar kein Koks mehr unter die Spüle jubeln, jetzt kann man denen quasi online ganz einfach schlimme Dateien platzieren auf denen ihren Computern. Schade nur, dass man die Leute nicht auch online verhaften kann und noch selber hin muss. Schweinerei!

Eine sichere Software, die nicht gehackt und missbraucht werden kann, gibt es einfach nicht. Da kann der Herr Friedrich noch so viel reden, von Computern hat der so viel Ahnung wie ich, und das ist recht wenig! Von daher gehört so ein Scheiß' wie ein Bundestrojaner auch nicht in die Hände von den Ermittlern, weil die sich zwar auch nicht auskennen mit den Computern, aber sehr genau wissen, was sie von denen, die sich mit Computern auskennen, machen lassen wollen. Das Interesse gilt nicht dem Datenschutz, sondern seiner sukzessiven Abschaffung im Sinne der Verbrechensbekämpfung.

Wenn ich mir jedoch erlauben darf: Ein Staat, der seine Steuerermittler zum Psychotest schickt und hinterher suspendiert, wenn sie zu gründlich im Sinne des Bundes ermitteln (also den Unternehmerinteressen entgegen), der seine V-Männer beinahe überall drinnen hat, so dass man erstens gar nicht mehr weiß, ob etwaige Verbrechen ohne sie überhaupt stattgefunden hätten und man zweitens die organisierte Kriminalität wegen deren Verstrickungen überhaupt nicht mehr zur Rechenschaft ziehen kann usw. usf., so ein Staat braucht auch keine Spionage-Software. Der ist nämlich viel zu deppert für sowas!

Mittwoch, 21. September 2011

Der Papst kömmt! Quo Vadis?

Der Papst kommt! Wann kommt er eigentlich? Wann geht er wieder? Bleibt er lange da? Nachher kommt er, also morgen um Viere, wenn Mutti Serie schaut im TV. Danach geht er tieeeeef in den Osten, zu den Heiden, wo ein jedermann froh über einen Führer ist. Hauptsache er ist deutsch und hat keine Farbe im Gesicht. Wenn er dann noch gegen Juden und Muselmänner hetzt...

Der ehemalige Hitlerjunge Ratzinger and now strictly conservative Benedikt XVI. tritt während seines Berlinbesuchs im Berliner Olympiastadion auf und vollendet damit eine Tradition, die 1946 ein jähes, zwischenzeitliches Ende gefunden hat. Wahrscheinlich heiligt er dort christliche Holocaust-Leugner und den päpstlichen Dealmaker Papst Pius, der so gerne verziehen und geschwiegen hat gegenüber den großen Nazisündern. Sportliche Höchstleistungen sind nicht zu erwarten aber vielleicht wenigstens dialektische. Amen!

Was kostet der Besuch des Menschen, der von sich selbst behauptet, der Stellvertreter von wem eigentlich zu sein? Ach, das bisschen Polizeischutz zahlt der Staat, die Reise selber, immerhin, der Vatikan, der einzige nicht-demokratische Staat innerhalb der EU. Was will er überhaupt in der atheistischen Hauptstadt? Oder ist die durch den ungebrochenen Zuzug von christlich-konservativ geprägten Süddeutschen gar nicht mehr so sehr atheistisch?

Was hat der Papst aber mit dem christlichen Glauben zu tun? Grundsätzlich ist der Papst, egal welcher, ein Nachfolger vom Petrus, der im Volksglauben für das Wetter verantwortlich zeichnet. Der allerdings fehlbar war mit der Leugnung Christi bei dessen Kreuzigung. Der Papst allerdings ist unfehlbar. Selbst zu Zeiten, als es noch Gegenpäpste gab. Da waren halt beide unfehlbar. Soll es geben. Aber was der Papst mit dem christlichen Glauben zu tun hat, ist dadurch nicht beantwortet.

Wie kann Protest geübt werden? Man schnalle sich einen Dildo um die Hüfte, werfe eine Soutane darüber und entblöße sich auf diese Weise vor Eltern und Kind, die sich in Seiner Selbst Sonnenlicht baden. Besser kann man Kinder kaum auf den Umgang mit den Seelentröstern der katholischen Kirche vorbereiten.

Was ist gut am Papstbesuch? Weiß ich nicht. Wahrscheinlich aber ist es völlig egal, das er kommt. Hauptsache er geht wieder, wenn er fertig ist mit was immer er auch hier zu tun hat. Übrigens ist jener Papst der Auslöser für meine endgültige Emanzipation von der Kirche. Meine Eltern fanden meine Kündigung der katholischen Zugehörigkeit doof, deswegen war's wohl gut, das ich's getan hab'.

Was spricht gegen den Papst? Na, dann hören Sie ihm doch einfach einmal zu, wie er aus der schnieken christlichen Nächstenliebe eine Theologie der Ausgrenzung ableitet. Dieser Mann ist zudem schwerst homophob und propagiert eine dermaßen unzeitgemäße Sexualmoral, die, sollte es tatsächlich nach ihm gehen, die drohende Übervölkerung der Welt (mangels geeigneter Verhütungsmittel) allein mit der völlig ungehemmten Ausbreitung von Aids (mangels geeigneter Verhütungsmittel) zu verhindern vermag. Wenn dieser Mann den Himmel vertritt, dann will ich in der Hölle schmoren.

Aber es gilt einzig und allein: Was ist ein böser Anführer schon gegen die Massen die ihm folgen? Und wer jetzt ein ganz kleines bisschen an die FDP denken mag, den könnt's glatt beruhigen, dass ein solcher Satz doch irgendwie richtig ist.

Montag, 12. September 2011

9/11! Psscht!

Trotz oder gerade wegen meiner großen Empathie für alle zivilen Opfer eines jeden Krieges oder einer jeder terroristischen Verwüstung möchte ich heute nicht so viel schreiben. Denn geschrieben wird ohnehin viel zu viel, schon seit Tagen, und noch viel mehr geredet. Neue Bedrohungsszenarien werden entworfen, und kürzlich hat der Staatsschutz sogar "eigene" (mutmaßliche) Terroristen verhaftet. Dies nur aufgrund eines Gesetzes, das nach den Anschlägen verabschiedet wurde.

Für mich bedeutet 9/11, vielmehr als das persönliche Unglück vieler Menschen, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein, vor allem die hemmungslose Einschränkung unserer mühsam erkämpften Bürgerrechte. Sei es in den USA oder in Europa, es ist überall die gleiche Soße: die irrationale Angst, al Quaida könne überall sein und der Schluss, nur noch mehr Überwachung und neue Gesetze könnten vor ihnen schützen, wirkt im Nachhinein als willkommene Steilvorlage für ehrgeizige Staatsschützer.

Allen "War on Terror"- Experten sei jedenfalls gesagt: Man kann keinen Krieg gegen den Terror führen. Wer Krieg führt, erkennt den Gegner als eine Kriegspartei an. Dann handelt es sich allerdings nicht mehr um Terroristen. Aus demselben Grund kann man übrigens keinen Krieg gegen Idioten führen, es sei denn...

Eine gute Lösung scheint mir der Weg zu sein, den man im Umgang mit dem christlich- fundamentalistischen Attentäter in Norwegen eingeschlagen hat. Ihn (den Täter, nicht die Tat) weitgehend totzuschweigen, scheint mir eine echte Alternative zu irren neuen Gesetzen und Kriegen zu sein. Mit Trauer statt Rache kann der Welt eine moralische Reife gezeigt werden.

Die Taten von Terroristen haben vor allem symbolischen Wert. Dass die Welt darauf unverhältnismäßig reagiert, ist beabsichtigt. Ob Kriege den Terrorismus abschaffen oder auch nur verhindern können, ist bislang nicht bewiesen. Vielmehr setzt man sich damit ins Unrecht und evoziert dadurch nur neuen Terror.

Donnerstag, 8. September 2011

Brunzdumm! Schule als posttraumatisches Erlebnis!

In einem wiederkehrenden Traum finde ich mich in einer Fachoberschule wieder, an der ich meine Hochschulreife erwarb. Ich bin dort explizit NICHT nackt, so gerne das manche Leserinnen und Leser wohl hätten. Ich bin ordentlich gekleidet und frage mich immerzu, während ich einen Test schreibe, warum zur Hölle ich da wohl bin. Schließlich, das weiß ich stets, habe ich längst mein Diplom und mein Abi und all das. Im Traum fühle ich mich völlig unmündig.

In der Traumdeutung hieße das wohl, dass man sich unversehens jeder Verantwortung über sich und sein Geschick enthoben sieht. Die Schule als Institution der Willkür ist symbolisch bestens geeignet dazu. Ausgeliefert an Lehrer, die sich Pädagogen nennen dürfen, weil sie zwei Semester lang zwei Doppelstunden je Woche Pädagogik studiert haben und sich erst nach dem ersten Examen vor Publikum erproben dürfen, bekommt der Schüler jeden selbständigen Gedanken gründlich ausgetrieben.

Der menschliche Drang, zu lernen und zu verstehen, wird durch überwiegend unfähige Lehrerinnen und Lehrer und viel Bürokratie, verschüttet. Ein Beispiel: Nachdem der "Lehrkörper" (klingt dass nicht nach der Nazibande um Adolf Hitler?) an meiner Realschule festgestellt hat, dass es zu oft hitzefrei gäbe, hatte man zuständige Stellen so lange belabert, bis automatische Jalousien eingebaut wurden, die, so die Theorie, die Sonne verdunkeln und die Klassenzimmer angenehm kühl halten sollten.

Leider durften die Dinger beim geringsten Wind nicht heruntergefahren werden, da sie sonst verhaken würden, so die Legende. Da es bei großer Hitze nun aber auch immer ein bisserl windig ist, konnten die Jalousien praktisch nie ihre Aufgabe erfüllen, so dass es in den Klassenzimmern entsetzlich heiß wurde. Nun da es aber theoretisch Jalousien gegeben hat, die theoretisch die Sonne verdunkeln gekonnt hätten, es aber praktisch nie taten, gab es auch ganz praktisch niemals nie mehr hitzefrei.

Auch wurden öfter die Jacken von Schülerinnen oder Schülern geklaut, die draußen auf dem Flur hängen mussten. Man durfte die Jacken nicht mit ins Klassenzimmer nehmen. Der Vorschlag, die Kleiderhaken im Klassenzimmer anzubringen, wurde mit der Begründung abgewiesen, dass während der Unterrichtszeit gar niemand Jacken klauen könne wegen ist nicht. Der Lehrkörper konnte es sich schlicht nicht vorstellen, wer welche Jacken wie klauen könnte und hat schlicht befunden: Es kann nicht sein was nicht sein darf!

Man soll nun nicht glauben, dass sich Schule innerhalb eines viertel Jahrhunderts grundlegend geändert hat. Wenn man beruflich mit Schulen zu tun hat, oder gar als Elternteil, dann darf man erleben, wie völlig lebensfern und ignorant der "Lehrkörper" ist. Erwachsene können von Lehrern übrigens innerhalb weniger Minuten genauso zum ewigen Klassendepp abgestempelt werden wie es wahrscheinlich auch in jeder Klasse zwei oder drei SchülerInnen gibt, denen dieses Stigma bis zum Ende ihrer Schulzeit anhaftet.

"Ah ja, der Herr von Bald! [genüsslich die Vokale dehnend], da gibt es ja so einige Kollegen (sic!), die sich gerne mal mit Ihnen unterhalten würden! Jaja..." Und das bloß, weil ich erwachsene Berufsschüler regelmäßig gegen institutionelle Willkür aufhetze und die mich dann verpetzen. Obwohl es innerhalb jeden Kollegiums auch wahre Perlen der Lehrkunst aufhalten, sie sind in der Minderheit. Man darf mit Fug und Recht behaupten: Lehrer und Lehrerinnen sind nur in der kleineren Teilmenge brauchbar. In der Schnittmenge aber sind sie unerträglich blöde!

Deswegen verstehe ich auch nicht das Brimborium, mit dem Eltern die Schulkarriere ihrer Kinder veredeln wollen. Nun gut, man stelle sich wirklich die Frage, ob man sein Kind in der Schmuddelschule um die Ecke oder lieber an einer Schule weiter weg mit weniger "Ausländerkindern" und den "damit verbundenen Aggressionen" anmelden soll. Man darf sich ruhig fragen: Wo soll mein Kind zur Schule gehen, wo lernt es was?

Eine Bekannte äußerte kürzlich Bedenken, ihr Kind an der verordneten Schule im Kiez anzumelden, da auf dem Schulhof so eine aggressive Atmosphäre herrsche. Und der Grund für diese Atmosphäre ist nicht etwa ein unfähiger Lehrkörper, sondern allein die Tatsache, dass 99% aller Schüler und Schülerinnen nichtdeutscher Herkunft seien. Pardon, sage ich da, wenn ich Aggression und Herkunft in einen Topf werfe, dann ist wohl das Vorurteil die Mutter der Gefühle.

Ich jedenfalls konnte an dieser Schule keine aggressive Tendenzen feststellen, jedenfalls nicht mehr als an anderen Schulen auch. Vielmehr sehe ich dort spielende und lachende Kinder. Und wenn eines hinfällt, dann weint es. Ein weiteres Kind ist auf ein anderes Kind wütend und boxt es. Vielleicht ist es komisch, wenn das Kind liebender Eltern das einzige blonde an der Schule ist. Doch wer Kinder hat, mutiert eh so ein bisschen zum Nazi-Blockwart und Denunzianten, machen wir uns nichts vor!

Wenn dann aber sämtliche (deutsche) Eltern einer Kita die betreffende Schule boykottieren, statt sämtliche (deutsche) Kinder dahin zu schaffen, und sie ihre Zeit lieber mit völlig blöder Herumfahrerei verbringen, statt sie für die Interessen ihrer Kinder an der hiesigen Schule einzusetzen, dann muss man diese Leute für brunzdumm halten. Ehrlich! Denn an anderen Schulen gibt es andere Arschlöcher, die ihre Mitschüler terrorisieren und ihnen die Milch klauen. Deutsch oder nichtdeutsch ist daher gar nicht die Frage, und Kinder deutscher Herkunft sprechen auch nicht automatisch das bessere Deutsch.

Ich jedenfalls [genüsslich gedehnte Vokale] würde mir zuallererst die Lehrer anschauen.

Donnerstag, 1. September 2011

Schmieren Sie sich diesen Sommer an die Backe! So viel Ferne gibt es nur am Meer!

Ein guter Indikator für die Qualität eines Sommers scheint mir mein im letzten Jahr gekaufter Panama-Hut von Bigalli zu sein. Dieses teure Stück leistete ich mir, weil mir die Sonne beim Radeln allzusehr auf den Pelz brannte. Im selben Jahr kaufte ich mir deswegen zuerst einen Filzhut bei H&M, nachdem ich beschlossen hatte, dass Basecaps und Kuba-Käppis nun wirklich nur was für kleine Jungs, Pseudo-Revoluzzer, Hipster und Handwerkerprolls sind.

Ein Hut für 7,90 Euro kann natürlich nicht von allzu gut bezahlten ArbeiterInnen kommen. Zudem war der Filzhut viel zu warm. Deswegen also der Strohhut für knapp 80 Euro. Nun aber zur Qualität des diesjährigen Sommers: Ich habe den teuren Hut nicht einmal gebraucht, dafür aber den etwas mehr wasserdichten Billighut. Diesen Sommer, meine lieben Damen und Herren, können Sie sich an die Backe schmieren.

Vielleicht war mir aber nicht heiß genug, weil ich dieses Jahr auch kaum geradelt bin. Dieses Jahr war ein Jahr des Gehens, was meine Person betrifft. Gehen ist so viel stressfreier als radeln. Wer geht, hält sich nur ganz selten bei den Idioten auf der Straße auf, lebt ergo viel gesünder. Ich habe heute festgestellt, dass ich definitiv keinen Bock mehr auf radfahren habe: Erstens macht man sich gemein mit den leider sich ständig vermehrenden Arschlochradfahrern, zweitens ist man grenzdebilen Autofahrern ausgesetzt.

Ich bin ein empfindsamer Mensch. Wenn man an jeder Straßenkreuzung das starke Gefühl hat, man müsste auf diverse Menschen schießen oder sie wenigstens zu Krüppeln schlagen, dann kann man getrost einen Psychotherapeuten aufsuchen, der einen wieder für die Welt kompatibel macht. Ich habe mich nun dazu entschieden, Strecken unter 5 Kilometer zu gehen. Man entdeckt so viel dabei, Gutes ist darunter als auch Elend.

Dies ist ein Problem der Politik. Mein Problem mit der Politik ist die anstehende Wahl in Berlin. Einzig wählbar scheint mir die PSG (Partei soziale Gerechtigkeit), die ein bedingungsloses Grundeinkommen (Bundespolitik!) fordert, zur Solidarität mit griechischen ArbeiterInnen aufruft, pro-multikulti ist und auch sonst unterschreibbare Ziele hat. Das Parteiprogramm liegt mir leider nicht vor.

Aber im Grunde bin ich wahlsatt! Von Mal zu Mal fällt es mir schwerer, mich zwischen all diesen Schwätzern und Blendern zu entscheiden. Vielleicht ist es ganz gut, dass ich mich am Wahltag auf einer Insel befinde, zusammen mit meiner Schönsten. Überhaupt sollte ich auf einer Insel leben. Da gibt es viel Meer drumherum und viel frische Luft. Wenn man Glück hat, darf man dort kein Auto fahren, so dass das Radeln wieder Freude macht. Man kennt, wen man wählt, und wen man nicht wählt, den kennt man nicht. Hernach steht man am Strand und blickt in die Ferne: So viel Ferne, die gibt es nämlich nur am Meer!

Dienstag, 30. August 2011

Ich will weniger Strom! Wo bleibt die Kampagne?

In einem kurzen Moment der Klarheit überkam mich die Erkenntnis, dass es viele Kampagnen gibt, staatliche wie nicht-staatliche als auch sinnvolle wie weniger sinnvolle, deren Inhalt eine Verbesserung der Welt zum Ziel hat: Kampagnen zum Nichtraucher-Schutz, Tierschutz (wer mag schon die spektakuläre No-Fur-Kampagne der PETA vergessen?), die EU- E10-Kampagne, die AIDS- Kampagne, die Trimm-Dich-Fit-Kampagne, die "Das Boot ist voll" - Kampagne, "Keine Macht den Drogen" oder "Glückspiel macht süchtig" u.d.m. Vieles darunter ist doch Pille-Palle.

Was zu meinem Erstaunen nun völlig fehlt, ist die Kampagne, die sich mit dem steigenden bzw. stagnierenden Energieverbrauch des Konsumenten auseinandersetzt, sei es Strom oder Kraftstoff. Die Energieerzeuger fürchten sehr um die Strommenge, die sie zu liefern in der Lage sind, wenn die AKW endlich einmal abgeschaltet sind. Sie sagen, dass sie, um den Energiebedarf zu decken, nunmehr CO²- freundliche Kohlekraftwerke bauen müssen. ""Äääätsch! Schiebt Euch Euren Klimawandel doch in den Arsch, Ihr wankelmütiges Pack!" Das flüstern die Manager der Stromkonzerne, wenn wir nicht zuhören, in der Kantine am Mittagstisch einander zu.

Viel besser wäre es, einfach weniger Strom zu verbrauchen. Möglichkeiten dazu gibt es viele. Warum aber gibt es keine schnittige Broschüre vom zuständigen Minister, in der erklärt wird, wie das geht, und warum gibt es keine vollplakatierten Wände, die sagen, warum das nötig ist? Nirgends wird dauerhaft zum Thema gemacht, dass die berüchtigte Stand-By-Taste unter Umständen bis zu 10% der Energie eines eingeschaltenen Geräts verbraucht und deshalb nicht benutzt werden sollte. Ein Fliesen- oder Holzboden kann ebenso gekehrt werden. Er ist nicht beleidigt, wenn er nicht gesaugt wird.

Wer rechnet dem Kunden vor, wieviel Energie ein effizienter Kühlschrank sparen kann und wann er sich praktisch von alleine bezahlt hat. Es fehlt jeder öffentliche Hinweis, dass Notebooks oder PC mit Flachbildschirm weniger Strom brauchen als die herkömmlichen Kombis. Keine Abwrackprämie für Stromfresser ist in Sicht, keine Belohnung für niedrigen Stromverbrauch. Wir sind Verbraucher, und wir sollen nicht sparen, sondern verbrauchen. Wir wehren uns gegen Kopfbahnhöfe, Fluglärm und Windräder! Aber ausgerechnet beim guten alten Konsumspiel, da machen wir freudig mit!

Es hat sich z.B. die Vorstellung durchgesetzt, dass die Energiesparlampen, die nun nach EU-Verordnung gekauft werden müssen, ein totaaaal krankmachendes Licht verbreiten und suuuuuper ungemütlich sind. Ich kann dagegen halten: seit gewiss 10 Jahren benutze ich Energiesparlampen, und nie NIE NIE hat ein Besuch dies bemerkt, irgendwie gefröstelt oder ist aufgrund der Strahlung krank geworden oder sich über Unwohlempfinden geäußert.

Doch: Nur einmal, als eine meiner wechselnden Damenbekanntschaften sinnierend auf dem Rücken lag, den Lampenschirm in ihre Betrachtungen einbezog und eine Leuchtstofflampe dabei bemerkte. Da war mit einem Mal das Licht so kalt, so unangenehm, so dass sie sich nicht mehr so hingeben konnte wie die Male zuvor: Ihr fröstelte, und mir hernach auch, wenn auch aus anderen Gründen! Es gibt Leute, die kaufen nun die letzten Glühbirnen auf und horten sie für schlechte Zeiten. Ich hingegen sage: Das schönste Licht am Abend kommt ohnehin vom Kerzenschein, auch wenn der Brennstoff hier Paraffin aus Erdöl ist und nicht ein Bienenwachs aus Bienen.

E10 ist genau so ein Mist! Statt jedoch zu sagen: Der Sprit geht zur Neige, ich empfehle jedem, so wenig Auto wie möglich zu fahren. Allein schon um den völligen Verzicht zu üben, der in 10-20 Jahren nicht freiwillig sein wird. Nein, stattdessen werden viel lieber Lebensmittel in den Tank gestopft, die dann woanders fehlen: Gestern wurde der 7.000.000.000.ste Mensch gezählt, die Ressourcen werden allmählich knapp. Kriege werden deshalb schon heute geführt. Aber Hauptsache, der Verkehr in Europa rollt! Euch gehört doch allen das Pausenbrot geklaut, Ihr Clowns!

Mittwoch, 24. August 2011

Ach (was)! Sagen Sie jetzt nichts!

Loriot ist tot. Vorgestern sah ich in der Ringbahn eine seiner berühmten Knollennasenmännchen. Das Kinn tief eingebettet im Brustkorb, dadurch fast halslos und bucklig. Knopfaugen lugen mehr als dass sie starren, und die Mundwinkel erdangezogen, dabei gar nicht unfreundlich wirkend. Von der Statur leicht adipös, doch ganz und gar sympathisch. Schlicht gekleidet und doch ausgestattet mit jener loriotscher Würde, die all seinen Figuren anhaftet. Eher unbeholfen wirkend, und doch nicht lächerlich.

Heute musste ich daran denken. Und mir gefällt nun die Vorstellung, dass Loriot genau in dem Moment verschieden ist, als all seine Figuren für eine kurze Weile unsere ach so reale Welt betreten haben und mit einem staunenden "Ach (was)!" kommentiert haben. Sagen Sie jetzt nichts!

Dienstag, 23. August 2011

Nepper, Schlepper, Bauernfänger! Die FDP und der Verzweiflungsfick!

Politiker und Politikerinnen sind eine seltsame Kaste. Die meisten unter ihnen scheinen völlig bekloppt zu sein. Eine Ahnung davon bekommt man, wenn man sich an die Schulzeit zurückerinnert: Wer kann behaupten, dass Klassensprecher irgendwie sympathisch, coooool, interessant oder wenigstens gutaussehend waren? Oder später im Studium? Die humorlosen Asta- und StuPa-Deppen, oder schlimmer noch, Burschenschaftsheinis? Vom anderen Geschlecht gemieden, sich höchstens untereinander paarend im Verzweiflungsfick?

Aber genau diese Leute werden später Politiker. Ihr Sex ist die Verlangweilung des Lebens anderer, ihr Orgasmus ist absolute Mehrheit. Politiker und Politikerinnen sind Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt keine Chance haben und deswegen geil auf Ämter sind, deswegen im Amt netzwerken und intrigieren wie die Blöden, bis auch der letzte Hinterbänkler einen Job in irgendeinem Aufsichtsrat bekommt, auch wenn er realiter dort gar nichts weiter zu tun hat als zu: repräsentieren und mit alten Parteifreunden zu kungeln. Sie werden dafür bezahlt, Beziehungen zu haben.

Wie ja nun kaum zu übersehen ist, finden in Berlin im September Wahlen statt, und es ist einfach furchtbar. Warum soll ich Leute wählen, die ich nicht mag? Ich bin ja nicht weniger duldsam bloß weil ich nicht mehr zur Schule gehe. Erfreulich alleine folgender, parteienloser Spruch, gerne an Häuserwände gesprüht: "Freiheit kann man nicht wählen!" Wohl wahr, wohl wahr.

Die Beklopptesten unter den Bekloppten, die Chiefs der unbezwingbaren Furzdämlichkeit, die Elder Statesmen der ungezügelten Raffgier, dürften wohl die Politiker der Berliner  FDP sein. Ihre Kampagne nennen sie "die neue Wahlfreiheit". Unter Freiheit verstehen die allerdings mittlerweile das Recht auf Tempo 50 in Berlin (als gäbe es jemanden, der bei der Verkehrslage schneller als 30 fahren könnte). Den angeblichen Traum einer autofreien Stadt (wer immer den außer mir noch träumen mag), quittiert die FDP mit dem Hinweis, dass schwangere Frauen zur Niederkunft wohl mit dem Rad zum Kreissaal radeln müssten.

Nein, liebe FDP, besser ist es natürlich, wenn sie mit dem Privatwagen im Stau stecken bleiben und ihr Kind auf dem Rücksitz bekommen. Schon klar! Wenn man was auch immer notorisch falsch verstehen will: Bei der FDP ist man immer ganz vorne mit dabei. Mitleid bekommt man allerdings wirklich, wenn sich die FDP auf ihren Plakaten zum Thema Integration äußert: Wir finden, dass es eine nette Geste wäre, in Paris nach "Croissants" statt nach "Schrippen" zu fragen.

Nun, dies demonstriert die besondere Förderbedürftigkeit eines Personenkreises, der nicht nur den Unterschied zwischen Schrippen und Croissants verleugnet, sondern in seiner Blödigkeit auch noch der NDP mittels fremdenfeindlicher Parolen Konkurrenz machen will. Natürlich ganz versteckt, in der FDP gibt es zu viele Juristen, als dass man sich offen bekennen würde. Ich gehe jedenfalls demnächst in die Backstube und bestelle ein "französisches Gebäck aus Plunderteig", wenn ich eigentlich ein Brötchen (sic!) will. Kommt einmal ein Fremder daher und verlangt ganz frech nach "un pistolet", dann rufe ich die Sprachpolizei und lasse ihn abführen.

Angst hingegen macht die Aussage, mit der die "Partei der Besserverdienenden" von ihrer neoliberalen Fassade abweichen möchte und sich zur Arbeiterpartei aufspielt, um auch noch dem dümmsten Anstreicher eine Stimme abzuluchsen. Also: "Ist die FDP eine Arbeiterpartei oder eine Partei der Besserverdienenden?" Die lustige Antwort: "Wir möchten, dass man mit Arbeit mehr verdient als ohne".

Nicht nur, dass dieser Slogan überhaupt nicht mit Landes- oder Kommunalpolitik zu tun hat. Er lässt auch befürchten, dass die FDP nicht unbedingt vor hat, des einfachen Arbeitnehmers Einkommen zu erhöhen. Schließlich verweigert sie sich jeder Debatte um einen Mindestlohn. Vielmehr kann man glauben, dass sich die FDP bundespolitisch dafür einsetzen wird, dass Transfermittelempfänger weniger Geld bekommen. Der Arbeitnehmer kann sich dafür aber auch nicht mehr kaufen! Vorsicht also: Nepper, Schlepper, Bauernfänger!

Aber eigentlich wird das sowieso nix mit der FDP in Berlin. 

Mittwoch, 10. August 2011

Wer Geist hat, geht auf den Geist! Ein Stück Mauer für Helmut Kohl!

Macht kaputt was Euch kaputtmacht!
So viel passiert, und man verliert eigentlich die Lust, zu kommentieren und zu lamentieren. Kopf tut weh vor lauter Ungemach. In Großbritannien brennen die Städte, und Premier Cameron hat nichts besseres zu tun, als ganze soziale Klassen zu denunzieren und noch dazu die Strafmündigkeit verbal auszuhebeln: Wer alt genug ist, Straftaten zu begehen, ist auch alt genug, um bestraft zu werden!

Dies war so ähnlich gerichtet an minderjährige Chaoten. Drakonische Strafen aussprechen gegen die Bevölkerung, die aus irgendwelchen verdammten Gründen sofort ausrastet, wenn mal wieder ein mutmaßlicher Gelegenheitsdealer von Polizisten erschossen wird. Obwohl: Laut Aussage beiwohnender Cops habe dieser zuerst geschossen. Gut, dass Polizisten immer gänzlich objektiv und sachlich die Wahrheit erzählen. Offiziell. Aber die Reaktion Camerons: Ist sie nicht entlehnt von den Gaddafis, al-Assads und Sarkozys dieser Welt? Niederknüppeln statt verändern! Traurig, das! Zumindest lenkt das ab von der Sache mit dem Murdoch und seiner gammeligen NOTW.

Vielleicht liegt es am an sich friedvollen Islam, dass die Proteste der nordafrikanischen Bevölkerung weitgehend friedlich bleiben, zumindest solange sich das Militär des jeweiligen Regimes zurückhält. Ganz anders in den säkulären Staaten des Westens, in denen sich die ganze Wut der in die kapitalistische Freiheit entlassenen Prekären von Fall zu Fall und dann wuchtig äußert. Dann brennen Städte und die Wohlhabenden wundert's, warum der Mob nicht mit der Wohlfahrt und der ganzen verdammten Meinungsfreiheit zufrieden ist. Apolitisch ist's noch dazu, wenn die sich doch wenigstens politisieren würden, aber so?

Reiner Krawall und pure Zerstörungslust. In Griechenland ist's etwas mehr als nur Krawall und pure Zerstörungslust. Das ist schon ein bisserl politisch. Aber da ist's dann auch nicht recht, weil, was will Griechenland schon machen? Es ist halt so wie's ist, und da kann der Grieche an sich auch nichts mehr dran rütteln. Kann er tun und machen und schreien und krakeeln. Der Grieche muss sich halt mal zusammen nehmen und auch etwas zurückstecken und nicht mehr ganz so viel feiern, singen und tanzen, sondern endlich anpacken und für weniger Geld mehr arbeiten. So wie's die Deutschen schon seit Jahrzehnten vorgemacht haben. Krieg verloren und trotzdem reich!

Wenn's die Griechen richtig machen, dann exportieren die ihre Sachen bald so günstig in die Bunzreplik Deutschland, dass die Leute dort zuerst ihren eigenen Kram nicht mehr kaufen wollen und hinterher nicht mehr können, und dann ist Griechenland der Exportweltmeister und die Bunzreplik Deutschland geht pleite, weil deren billiger Schrott dann sogar teurer ist als der griechische Schrott, und aus Export- wird Importweltmeister und aus Waren werden Ladenhüter. Die Bunzreplik wird in ihrer Kreditwürdigkeit herabgestuft und braucht einen Rettungsschirm. Den kriegt sie aber nicht, weil sie ihn ja verboten hat, aber wer weiß schon ganz Genaues?

Vielleicht gibt's dann ja auch mal so richtig Krawall in der Bunzreplik, wobei die weiße Bevölkerung mit christlichem Hintergrund bestimmt jemanden findet, der Schuld ist, und irgendwelche Politiker sagen dann ja auch: die sind schuld, nicht wir! Und DIE, das sind immer welche, die garantiert nicht schuld sind, aber bei denen es leichter ist, ihnen die Schuld zuzuweisen, weil die Schwachen einfach viel besser Schuld sind als die Starken, und die Starken gar nicht Schuld sein können, weil sie, nun ja, sie können's einfach nicht gewesen sein. Sie leisten doch auch so unendlich viel!

Im Gegensatz zu den Schwachen, die schuften und sie schuften und kommen auf keinen grünen Zweig, die machen es halt verkehrt, so verkehrt geht es nimmer. Die Reichen machen es richtig, sonst wären sie nicht reich! Die Armen machen es falsch, sonst wären sie nicht arm. Debatte beendet, Sozialstaat abgeschafft! Arme bleiben arm, oder sie machen's endlich richtig und werden auch so reich wie die, die's richtig machen. Möchte man aber in so einer Welt leben, wo's alle richtig machen und keiner falsch? In einer Welt, in der alle gleich reich sind, sind auch alle gleich arm. So ist's und nicht anders!

Deswegen gibt's hier keine Aufstände, schon allein, weil die Sozialhilfe hier so gut, besser als anderswo zumindest, ist und keiner verhungern muss, zumindest materiell nicht, aber der Geist spielt ja keine Rolle hier in der Bunzreplik. Wer Geist hat, geht auf den Geist. Wer Geist hat, kommt in die Anstalt. Wer seinen Geist lähmen kann, wird Politiker. Oder Polizist. Oder Manager bei EON. Dann kann man klagen, dass der Atomausstieg, der lange geplant war und dem man vor Kurzem noch entronnen ist, nun doch noch (oder wieder - scheiß Fukushima (oder wie das gleich noch heißt)) kommt, und man sich leider verrechnet hat und nicht vorgesorgt hat in vernünftige Energiequellen, ach es ist ein Leid und ein Jammer!

Oder werden Sie doch persönlicher Ansprechpartner im Jobcenter: Dann kann man, selber geistesgelähmt, von anderen Menschen verlangen, dass die ebenfalls ihren Geist lähmen sollen. Das heißt dann, Hilfsbedürftige für den Arbeitsmarkt fit gefügig machen. Dazu zeigt man denen erst mal, wie man lange in der Schlange stehen kann, ohne tot umzufallen und seitenlange Anträge auszufüllen, immer wieder und wieder, um am Ende leseschwachen Sachbearbeitern mit Dyskalkulie ausgeliefert zu sein, die einfachste mathematische Prozesse nicht ausführen können und ihr perönliches Unglück an ihren Kunden auslassen. So sieht's aus!

Andere lähmen ihren Geist und ertränken ihn hernach in Sülze, werden dann Bunzkanstler oder später sogar Ex-Bunzkanstler, wie das Pfälzer Original Helmut Kohl, der von seinem Titten- und Pieselfreund Kai "die Schmalzlocke" Diekmann ein Stück der Berliner Mauer geschenkt bekommen hat, das ab sofort und nun im Garten seines Oggersheimer Anwesens prachtet. Dies zwar nicht zum Jahrestag des Mauerfalls, wohl aber dem des Mauerbaus.

Blühende Landschaften im Garten des greisen Königs des Ostens, mit einem importierten Mahnmal mittendrin. Dabei war Bunzkanstler Kohl gar nicht verantwortlich für den Mauerbau, wohl aber macht er sich selbst verantwortlich für den Fall derselben. Das stimmt so aber gar nicht: Die Sowjetunion war einfach pleite und konnte sich die DDR nicht mehr leisten. Da hat sie die DDR einfach an den Westen verkauft. Macht aber nichts, man soll alten Leuten nicht den Glauben an ihr Lebenswerk nehmen, egal wie konstruiert und verlogen es ist.

Kohl war jedenfalls ob des Geschenks gerührt (hier...) und mag sich gedacht haben: ach, ich weiß nicht was er sich gedacht haben mag, aber es hat gewiss irgendwas mit seiner verstorbenen Frau Hannelore zu tun und einem lichtdurchfluteten Küchenfenster, dem eine Mauer gut... egal. Gut ist dieses Geschenk auch für Roger Waters, der sein Machwerk "The Wall", dass eigentlich gar nichts mit der Berliner Mauer zu tun hat, nun nicht nur in Berlin, sondern auch in Oggersheim aufführen kann, Und weil der Herr Rogers auch die Gaza-Flotte unterstützt, kann er sein Stück im Grunde sogar an der israelischen Mauer in Palästina aufführen, er kann aber demnächst auch die griechische Mauer zur Türkei bespielen. Der Herr Waters, der ist einer, der's richtig macht!

Das ist jetzt aber Politik, und in Berlin wird bald wieder gewählt. Wer die Wahlplakate gesehen hat, ist depressiv verstimmt und wendet sich an die kassenärztliche Vereinigung. Wen dies aggressiv-depressiv stimmt, wird aktiv werden müssen und die bis zu vier Plakate pro Straßenlaterne abfackeln wollen statt vorher nur die unpolitischen, aber völlig überflüssigen KFZ. Mit etwas Glück fallen die brennenden Plakate auf die darunter stehenden Autos und tun Gutes. Da fällt mir gleich das Märchen vom tapferen Schneiderlein ein. Wenn das Märchen zu Ende erzählt ist, fallen mir die Äuglein zu und ich beginne zu träumen von Dingen, die die Welt noch nicht kennt und doch besser beraten wäre, dies zu tun.

Gute Nacht, liebe Kinder, gebt fein acht!

P.S. mit Dank an RonJustice für die Inspiration!

Mittwoch, 27. Juli 2011

Alarmknöpfe drücken! War on Terror!

Es hat ganze zwei Tage gedauert, bis die üblichen Forderungen nach mehr Überwachung des Internets und Vorratsdatenspeicherung auftauchten. Die Opfer des Massakers in Norwegen sind noch nicht unter der Erde, da streben die Sicherheitsfanatiker der CSU, ganz vorne mit dabei der Herr Manfred Weber, schon den totalen Überwachungsstaat an. Mit dabei ist auch die Polizeigewerkschaft, die den Internetuser zum Denunzianten machen will: Er soll verdächtige Inhalte sofort melden oder mittels eines "Alarmknopfes" alles totdrücken, was auch nur irgendwie nach Terror riecht.

Na prima, unter dieser Prämisse können dann die Seiten von linken und rechten Gruppierungen sowie sämtliche Blogs religiöser Ausrichtung sowie harmloser Spinner, wie ich einer bin, gleich ganz dicht machen. Denn wenn mir eine Meinung von irgendwem nicht passt, dann drücke ich - schwupps - einfach auf das Knöpfchen im Browser und der unliebsame Blog ist verschwunden auf immer. Übrig bleiben die Bausparer- und die Familienfotoblogs. Das kann doch niemand wirklich wollen?

Die Behauptung geht dahin, dass mit der totalen Überwachung des Internets keine extremistischen Netzwerke möglich seien und z. B. auch Anleitungen zum Bombenbau verschwänden. Es ist nicht nur ärgerlich, dass Leute über das Internet befinden, die offenbar gar keine Ahnung davon haben. Ärgerlich ist außerdem diese Blödheit, zu glauben, dass ohne Internet kein Terror möglich sei.

Sonst vergisst man doch auch nie auf die RAF und andere revolutionäre Zellen und deren Gefährlichkeit hinzuweisen. Die haben ihre Bomben ganz bestimmt nicht nach Bauanleitungen aus dem Internet gebastelt. Wahrscheinlich haben die einfach ein Chemiebuch in der Staatsbibliothek ausgeliehen. Soll man jetzt auch noch die Bibliothekten schließen? Und versammelt haben die sich auch, per Telefon oder mittels kleiner Briefchen oder was weiß ich denn? Terror ist möglich, auch ganz ohne Internet!

Natürlich lassen sich Informationen via Internet viel schneller und umfangreicher recherchieren. Aber nur die wenigsten User setzen das in die Tat um, was andere in ihren Schriften fordern. Vieles ist zudem nur Pose, ein anonymisiertes Ventil zum gefahrlosen, wenn auch oft barschen Meinungsaustausch. In Internetforen und Blogs wird provoziert, gezielt missverstanden und massiv gedroht.

Im Internet geht es nicht friedlich zu, ganz und gar nicht. Allerdings ist das in den meisten Fällen nur heiße Luft. Der Autoverkehr auf bundesdeutschen Straßen ist auch nicht friedlich, dazu aber gefährlich für Leib und Leben! Und dies auf allerhöchstem Niveau. Niemand käme jedoch auf die Idee, einen Alarmknopf am Armaturenbrett oder in den Straßenschuhen zu fordern, mit dem man missliebige Verkehrsteilnehmer melden kann.

Wir kommen der Sache unserer Berufspolitiker und Sicherheitsexperten aber schon näher, wenn wir uns den Begriff "Extremismus" einmal zu Gemüte führen: Extremistisch sind "... jene Teile eines politischen Spektrums [...], von denen aktive Gefährdungen der Grundwerte der zur Zeit herrschenden politischen Ordnung ausgehen, prinzipiell unabhängig von der weltanschaulichen Ausrichtung und den konkreten politischen Zielen der Vertreter „extremer“ Positionen." (siehe: Wikipedia)

Die größte Gefahr für die Grundwerte der herrschenden Ordnung (Demokratie) sind jene Politikerinnen und Politiker selbst. Sie schränken Grundrechte ein und stellen den Bürger unter Generalverdacht. Jeder wird so zum potentiellen Attentäter. Insofern, in dieser unterstellenden und aushöhlenden Form der Machtausübung stehen die um unsere (?) Sicherheit besorgten PolitikerInnen unter Extremismusverdacht. Das sind schon keine extremen Positionen mehr. Bloß: Wer überwacht sie und drückt den Alarmknopf im Bedarfsfall?

Ach so, die Wählerinnen und Wähler! Nun, warum aber soll die wahlberechtigte Bevölkerung jene Personen wählen und ihnen Vertrauen entgegenbringen, die ihr zutiefst misstrauen und sogar Angst vor ihr haben? Und weil der Irrsinn noch nicht vollkommen ist, stellt sich ausgerechnet die gammelige, unglaubwürdige FDP dem Alarmismus der Sicherheitspolitiker entgegen. Verkehrte Welt! Wann darf ich endlich Heim?

Montag, 25. Juli 2011

Duck and cover! Die "Methode Bistum" und der Herr Hundt!

Jetzt mal im Ernst: In einem Europa...
...das auf dem Mittelmeer herum schippert, um Flüchtlinge abzufangen
...in dem Rechtspopulisten ihre Hasstiraden veröffentlichen dürfen und heimlichen bzw. unheimlichen Beifall ernten
...in dem stets zwischen "nützlichen" und "schädlichen" Migranten unterschieden wird
...in dessen Sprachgebrauch die Worte "Rasse" und "Art" fest verankert sind
...in dem der (Sozial-) Neid nach allen Seiten gefördert und der Ellbogen als ein die Karriere förderndes Mittel anbetrachtet wird
...in dem sich Kluften auftun und Bildung als Herzstück der industriellen Verwertung des Individuums, nicht aber als Reifezeugnis des Einzelnen gilt
...kurzum, in einem solchen Europa, mit seinen Regierungen, die sämtlichen rechten, christlichen und anderen ressentimentgeladenen Strömungen folgen oder sie sogar anführen, muss man sich eher wundern, dass christliche Fundamentalisten nicht viel öfter ein Massaker, wie kürzlich in Norwegen, anrichten. Sie werden schließlich dazu ermutigt.

Andererseits: Alle anderen, die sich nicht zu etwaigen Anschlägen hingerissen fühlen, sind brave Bürgerinnen und Bürger im Sinne des Staatswesens und haben sich gefälligst alles bieten zu lassen. Es scheint, dass der Druck des gesellschaftlichen Lebens auf den Einzelnen mittlerweile so groß ist, dass es ein verstecktes Ventil braucht, um Luft abzulassen.

Wer einzig ein auf seine Funktion innerhalb eines Verwertungssystems reduziert wird, das sogar Fortpflanzung noch in seine Logik stellt, muss ja zwangsläufig irgendwann einmal ausbrechen. Die wenigsten stellen Kunst her. Die meisten setzen sich in ein Auto und leben ihre Herrschaftsphantasien über Leben und Tod aus. Doch welchen Spielraum zur Zerstreuung bieten die westlichen Gesellschaften außerhalb der kapitalistischen Wertschöpfung?

Zumal man auch innerhalb seiner Arbeitstätigkeit die Klappe zu halten hat. Missstände anprangern, dies bitte nur innerbetrieblich, da gehen wir ganz konform mit der Kirche. Und sollte sich trotz der Beschwerde, ganz im Sinne der Qualitätssicherung, nichts ändern, dann hat man doch wohl sein Bestes getan, oder? Und man kann sich sicher sein, dass dem Unternehmen nichts anderes übrig blieb, dass es aber sein Bestes tut, um angeprangerte Missstände zu beseitigen. Aber es muss alles im Rahmen der Wirtschaftlichkeit bleiben.

So kann man, muss man sogar, pflegebedürftige Alte, die ja selbst gar nichts mehr zum Erhalt der Gesellschaft beitragen, sondern sie nur belasten, auch nur im Rahmen der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens behandeln. Ist doch klar. Und wenn gespart werden muss, dann muss eben gespart werden, auch wenn dadurch die Würde der Alten mit den Füßen getreten wird. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssten dafür besonderes Verständnis haben. Auf die Idee allerdings, dass eine Institution obsolet ist, die ihren Auftrag nicht wirtschaftlich untermauern kann, kommt hingegen niemand.

Aber der Herr Hundt, unser aller liebster Arbeitgeberpräsident, kommt auf die Idee, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurecht gekündigt werden, wenn sie ihrerseits ihrem Arbeitgeber gegenüber Strafanzeige wegen Missständen stellen. Das entspricht nämlich nicht dem Verhalten eines bundesdeutschen Arbeitnehmers.

Dass es in Altenheimen hoch hergeht und selten ausreichend Personal für Pflege, Verabreichung von Medikamenten und individuelle Betreuung da ist, müsste nun auch mehreren Angestellten aufgefallen sein. Doch die haben vorbildlich den Mund gehalten und sich höchstens auf der Ebene der Qualitätssicherung beschwert.

Beschwerdemanagement nennt man das: Eine sichere Art, festzustellen, wessen Vertrag demnächst ausläuft. Nun hat es also eine Arbeitnehmerin gewagt, aus guten Gründen wahrscheinlich, ihren Arbeitgeber anzuzeigen. Woraufhin der sie selbstverständlich entlassen hat. Das ging dann so hin und her, bis irgendwann der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte dran war:
Die Straßburger Richter hatten entschieden, dass die fristlose Kündigung einer Arbeitnehmerin wegen der Veröffentlichung von Missständen bei ihrem Arbeitgeber gegen die Menschenrechtskonvention verstößt. (aus: newsticker sueddeutsche)
Hundt ist ja nun Vertreter der bundesdeutschen Arbeitgeber und muss alles tun, um Ungemach, z.B. Menschenrechte, von ihnen zu abzulenken. Das ist sein Job. Ungemach ist natürlich auch, wenn ein Arbeitgeber angezeigt wird. Nun ist es nach meinem Wissen aber so, dass man nur eine Strafanzeige stellen kann, wenn eine Straftat vorliegt oder man meint, es läge eine vor. Insofern wäre es ebenfalls eine Straftat, dies nicht anzuzeigen.

Der Herr Hundt möchte aber, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erst das Gespräch mit dem Chef suchen und die Probleme intern lösen. Das ist die "Methode Bistum" und rechtlich nicht haltbar. Trotzdem fordert er die Bundesregierung auf, gegen das Straßburger Urteil vorzugehen. "Das würde den Pflichten zur gegenseitigen Rücksichtnahme innerhalb eines Betriebes eindeutig widersprechen."

Zur gegenseitigen Rücksichtnahme gehört es also, Straftaten zu decken. Anders hat es sich einst angehört, als eine Kassiererin übrig gebliebene Pfandbons eingelöst hatte und deswegen gekündigt wurde. Diebstahl ist auch eine Straftat. Ich finde, der Arbeitgeber hätte das Problem auch intern lösen können, ohne das drastische Mittel der Kündigung einzusetzen und die Dame auch noch anzuzeigen. Da werden also Menschenrechte gegen wirtschaftliche Interessen ausgespielt. Und stößt der Herr Hundt bei dieser Bundesregierung auf offene Ohren? Mal sehen! Der Herr Hundt sollte jedoch erst einmal seine internen Probleme lösen, die in seinem Kopf ganz offenbar herumspuken.

RonJustice, bitte übernehmen Sie!

Dienstag, 19. Juli 2011

Demokratieverdrossene Politiker und the Rise of the Bierdeckelanarchie! Das Eichhörnchen ist der Antichrist im Sozialismus!

So, liebe Kinder, jetzt gibt es etwas Staatsbürgerkunde. Ich weiß, meistens nutzt das gar nichts, wie wir an unseren älteren Brüderinnen und Brüder aus den neuen Bundesländern immer wieder sehen können. Denn schließlich mussten die alle in der Schule ihren Marx lesen und hätten erkennen müssen, dass der real existierende Sozialismus überhaupt nichts oder nur ganz wenig mit dessen Gesellschaftsvision zu tun hatte. Hatten sie aber nicht!

Ich war sehr traurig, als die Jubeldeutschen aus dem Osten nach der sogenannten friedlichen Revolution die Marxstatuen niederrissen. Der olle Marx konnte doch nichts dafür, was die Staatslenker der DDR aus seiner Idee gemacht hatten. Das ist ja so, als würde man alle Platten seines Lieblingsmusikers verbrennen, bloß weil irgendein Dummbeutel eine schlechte Coverversion aus einem sonst tollen Lied gemacht hat.

Der Kommunismus ist jedenfalls eine tolle Idee, und den Sozialismus hat schon Jesus von Nazareth erfunden. Oder so ähnlich. Der Sozialismus setzt, ähnlich wie die Nächstenliebe, eine besondere Reife im Menschen voraus. Im Grunde ist das Eichhörnchen als hortender Einzelgänger der Antichrist im Sozialismus. Gefragt ist hingegen der gemeinschaftliche Broterwerb bei Unterlassung jedweder Egotrips. Dass macht den Sozialismus auf jeden Fall besser als den Kapitalismus, der ja auch schon streng riecht und immer mal wieder ohnmächtig wird.

Nun, jetzt wird es etwas knifflig, weil ich zwei grundverschiedene Wirtschaftsformen mit diversen Staatsformen vergleichen möchte, was aber eigentlich nicht erlaubt ist. Das ist sozusagen der sogenannte Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Ich versuche es trotzdem, weil: Die DDR hätte durchaus, trotz Sozialismus, demokratisch, also so richtig, nicht nur halb, sein können. Auch eine Diktatur oder eine Kleptokratie kann kapitalistisch sein. Griechenland hat innerhalb von 50 Jahren beides bewiesen.

Die Bundesrepublik Deutschland, nun kommen wir zum Staatskundeunterricht, hat die Staatsform der parlamentarischen Demokratie inklusive Kapitalismus-Verdikt. Das bedeutet, dass die Bürgerinnen und Bürger des betreffenden Staates ihre parteilosen oder parteigebundenen Vertreter in der Kommune, im Bundesland und in der Republik wählen. Diese gewählten Personen nennen sich Politikerinnen und Politiker und haben meistens nichts anderes gelernt als zu reden und die anderen Politikerinnen und Politiker zu beschimpfen und der Lüge zu bezichtigen.

Wie der Islam gilt die parlamentarische Demokratie als ein zu exportierendes Kulturgut. Zumindest war das früher einmal so. Bei der Anerkennung einer Nation stand eine demokratische Verfassung, zumindest aus bundesdeutscher Sicht, stets im Vordergrund des Interesses. Nun aber regiert uns die CDU mit einer Kanzlerin, die früher Staatsratsvorsitzende in der pseudodemokratischen DDR war.

Seitdem wird keine Demokratie mehr exportiert, sondern nur noch Rüstungsgut oder andere Sachen, die die Welt nicht wirklich braucht, in Länder, die eigentlich auch niemand braucht. Dorthin wird trotzdem zu unschlagbar günstigen Preisen, (made in Germany!) verkauft. Die Wirtschaftsform hat die Staatsform verdrängt. Und da die jeweilige Politik immer auch absolut alternativlos ist, kann man gut und gerne sagen, dass sich die Demokratie hierzulande abschafft. Denn die Demokratie lebt von der Alternative. Ohne sie ist sie unbrauchbar.

Wenn also selbst die Politikerinnen und Politiker demokratieverdrossen sind und alles tun, um demokratische Prozesse zu umgehen, und die Wählerinnen und Wähler großteils nicht mehr zur Wahl gehen, dann sollte man einmal, leise wenigstens, die Systemfrage stellen. Wo wollen wir also hin?

Zurück zu charismatischen Führerfiguren, die immer auch Blender sind (z. B. KT von Guttenberg, Hitler u. dgl.) wollen wohl einige, doch gottlob nicht die Mehrheit. Die Vertreter der Industrie und Arbeitgeberverbände sehnen sich nach einer Rückkehr zum Feudalismus, haben aber zu großen Respekt durch Anschauungsmaterial aus Nordafrika, Griechenland oder Spanien bekommen, um noch unverschämter werden zu können, als sie ohnehin schon sind. Der Sozialismus ist leider auf ewig verseucht, man findet wirklich kaum noch jemanden, der die Gleichung DDR resp. UDSSR  = Sozialismus resp. Kommunismus aufzulösen in der Lage ist.

Dann bleibt ja nur noch die gute, alte Anarchie. Nicht die Bierdeckelanarchie der Dorfpunks, die lediglich den Berufsstand des Polizisten verdrängen möchte. Nein, die klassische, die altgriechische Variante, die vom Menschen die allergrößte Reife verlangt, die man sich nur vorstellen kann: herrschaftsfrei zu walten und nicht trotzdem, sondern deswegen, Chaos und Ungerechtigkeit zu vermeiden. Aus sich heraus wirken, nach dem Motto: Was Du nicht willst was man Dir tue, das füg' auch keinem ander'n zu! Eine Gesellschaft gegenseitigen Einverständnisses.

Jaja, jetzt hör' ich manche wieder unken: Das klappt doch nie, dafür ist der Mensch nämlich gar nicht gemacht! Er ist viel eher ungut, korrupt und ein Biest, das lieber mordet als teilt! Dann sage ich: Man soll nicht immer von sich ausgehen, wenn man andere beurteilen will. Man muss zudem auch an das Gute glauben, um Gutes tun zu können. Außerdem ist eine Idee oder eine Vision zu haben immer noch besser, als vor lauter Alternativlosigkeit den Kopf in den Sand zu stecken! Das lasst Euch mal gesagt sein!

P.S. Es ist wie's ist und wie es war, deswegen bleibt's so immerdar!