Ich bin ein furchtbar schlechter Patient. Nicht, dass ich vor Schmerzen schreie oder wehklagend im Bette liege. Nein, es ist viel schlimmer: Ich kann mich nur schlecht mit einer Krankheit abfinden und bin dann extrem missgelaunt. Es gäbe so viele Dinge, die ich tun könnte. Stattdessen liege ich unproduktiv im Bett herum und alle Dinge, die mir Spaß machen, sind so fern. Krankheit stellt eine persönliche Beleidigung für mich dar. Krankheit ist Knast im eigenen Körper!
Wenn ich krank bin, möchte ich besonders gerne auf saftigen Wiesen herumspringen und am liebsten alles vögeln, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Die größten Kunstwerke kämen zustande, wäre ich nur im Vollbesitz meiner Gesundheit. Es ist keine Freude, mit mir im Krankheitsfalle zu tun zu haben. Wer sich um mich kümmern möchte, wird angeranzt, weil ich nicht bemuttert werden will. Wer es lässt, wird angeranzt, weil er mich ganz arg hängen lässt und mich ruhig etwas bemuttern könnte. Aber eben auf die richtige Art!
Was wird nur, wenn die Krankheiten im Alter beginnen, chronisch zu werden? Werde ich mich nur wegen einer Atemwegserkrankung erschießen müssen? Wird mich jemand aus meiner Umgebung erschießen oder vergiften, weil er/sie mein Genöle nicht mehr aushält? Derzeit höre ich mich an, als suche man mit dem Strohhalm auf dem Grund eines Cocktailglases nach Resten von Alkohol. Darth Vader klingt dagegen wie der Quell des Lebens.
Ich habe von einem Mitarbeiter eine Kinderkrankheit abbekommen: Keuchhusten! Er geht jetzt schon in die vierte Woche. Laut Wikipedia ist der Husten unproduktiv. Man hustet also völlig sinnlos herum. Nichts kommt dabei raus. Und da die Krankheit mit Antibiotika behandelt wurde, ist sie nicht einmal mehr ansteckend. Allein die Bakterien haben in meinem Körper haufenweise Toxine abgelegt, die ich nun, meist unproduktiv, abhuste. Der Schleim bleibt drin. Je nach Verlauf geht das bis zu einem halben Jahr so weiter.
Es ist absurd: Jeden Tag fahren Tausende von Arbeitnehmern krank zur Arbeit. Sie husten, sie schwitzen, sie schneuzen saftig in Taschentücher und sprechen mit rauher und verschnupfter Stimme in ihre Smartphones: "Anno, 'ef, i konn eude eih bihchen bäter!" Früher hätte man gesagt, solche Leute, das sind die wahren Helden der Arbeit: Sie sind unverzichtbar, sie werden dringend auf Arbeit gebraucht. Doch ich weiß es mittlerweile besser!
Wer unverzichtbar ist, der kann es sich erlauben, zu Hause zu bleiben, wenn er krank ist. Da wartet der Chef doch gerne, und die Kollegen auch. Denn man hofft: Hoffentlich ist der Kollege bald gesund. Ohne ihn packen sie es nicht. Er ist einfach unverzichtbar! Wer also trotz Krankheit arbeiten geht, der hat bloß Angst, dass der Chef entdecken könnte, dass es auch gut ohne einen geht. Vielleicht sogar besser, wer weiß. Deshalb schleppt man seine Bakterien und Viren zum Arbeitsplatz, um möglichst viele potentielle Konkurrenten aus dem Weg zu räumen. Gleichzeitig verkündet man:
Seht her, Ihr Weicheier! Ich opfere mich auf, während Ihr mopsfidel an Euren Tischchen sitzt und Gemüsesaft zu Eurem Mittagessen kürt. Ich komme krank zur Arbeit, deshalb huldigt mir und meiner Haltung. Steckt Euch an und tuet Buße. Rotzt den Schreibtisch voll, genau so wie ich. Doch solchen, die eine läppische Lungenentzündung für zwei lauschige Tage im Bett missbrauchen sage ich: Man wird schnell merken, wie wenig man Euch im Grunde braucht! Krankheit ist der Lackmustest für die moderne Dienstleistungsgesellschaft!
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Freitag, 7. September 2012
Montag, 9. August 2010
Die Ausübung unguter Berufe, gekontert mit gut sitzenden Anzügen! Sowas kommt von sowas!
Ich bin sowas von gewieft und abgebrüht! Ich habe nicht nur immer recht (siehe ein paar Posts vorher), sondern werde von allerlei Gegebenheiten erst gar nicht tangiert. So kann ich, wenn ich in der S- bzw. U-Bahn unterwegs bin, völlig unbehelligt meinen Weg fortsetzen, wenn dieses doch ansonsten ungnädige Völkchen der Kontrolleure zum Generalverdacht anhebt und die Fahrgäste auf Fahrscheinbesitz überprüft. Ich muss meinen Fahrschein generell nie hervorkramen und kann in völliger Ruhe mein Buch weiterlesen.
Diese Coolness hat natürlich nur, wer über einen gültigen Fahrschein verfügt, sich aber zu bequem ist, diesen auch vorzuweisen. Oder, wer am Startort aus Gründen des Versagens des Fuhrunternehmens keinen gültigen Fahrschein lösen konnte und es nun nicht einsieht, deswegen übermäßig zur Kasse gebeten zu werden. Dann zieht man es leidlich vor, den Blickkontakt nur lässig zum Kontrolleur zu halten, um dann wieder gelangweilt zum Buch zurückzukehren.
Die Kleidung spielt natürlich eine große Rolle. Zerrissene Jeans und Schlabbershirts sind völlig unglaubwürdig, selbst wenn man ansonsten authentisch im Buch herumblättert. Typen im MitteLook lesen generell keine Bücher und müssen nervös auf dem SmartPhone herumhacken. Diese Nervosität wird mit dem Nichtbesitz eines gültigen Fahrscheines gleichgesetzt und schwupps wird man kontrolliert.
Nein, die Kleidung soll smart und unauffällig sein. Ein leichter Anzug ohne viel SchnickSchnack, schmal geschnitten, das Gesichtchen frisch rasiert mit sparsamen, aber wohligen Duftnoten garniert - so sieht sich der Kontrolleur gerne angetäuscht und freut sich, dass so edle Kundschaft überhaupt bahnfährt. Wenn so einer keinen Fahrschein hat, dann hat er bestimmt eine Sondergenehmigung, denkt er bei sich und lächelt froh vorbei zum nächsten Kunden.
Vielleicht denkt er aber auch: Mein Kursleiter vom Seminar: "Kontrollieren, aber richtig!" hat auch so einen billigen Anzug. Vielleicht ist das einer seiner Kollegen, und ich werde gerade darauf getestet, ob ich anständig angezogene Menschen mit einer Überprüfung des Fahrscheines belästige oder ob ich meine Konzentration lieber auf die ganzes Hartzies im Zug verwende, die ja unseren schönen Sozialstaat kaputtmachen, die Hungerleider sind und die deswegen generell nie Fahrscheine haben, auch weil sie selbst dazu zu faul sind...
Aber hoppla, denkt sich der Kontrolleur: Ich bekam ja bis vor Kurzem auch noch Hartz IV. Aber genau deswegen weiß ich ja auch, wie die alle so drauf sind: Weil die nämlich alle sind wie ich! Nur ich habe jetzt eine BEFUGNIS dazu, andere zu kontrollieren, und wenn ich sonst vollkommen bedeutungslos bin, dass es kracht, kann ich hier wenigstens etwas MACHT ausüben und andere belehren oder mich hämisch freuen, wenn einer mal keinen Fahrschein hat. Hoffentlich ist er nicht allzu klug, sonst erkennt er schnell, was für eine arme Sau ich in Wirklichkeit bin.
Der Kontrolleur weiß nicht: Kontrolleur sein ist kein ehrenwerter Beruf. Denn er unterstellt den Menschen generell Schlechtigkeit und Betrug. Mit so einem Weltbild wollen wir uns aber erst gar nicht abgeben und sagen "Pfui! Was ist das denn für ein doofes Weltbild?" Und Kontrolleure, die noch etwas Ehre im Leib haben, denen ist es schlicht wurscht, ob jemand einen Fahrschein hat oder nicht. Man muss sich ja nicht für jedermann zum Büttel machen lassen - und für Arbeitgeber schon gar nicht!
Polizist ist auch so ein Beruf, dem ein Grundmißtrauen an den Teilhabern einer Gesellschaft zugrunde liegt. Polizist wird keiner, der der Meinung ist, dass die Menschen ihr Leben und die Gemeinschaft mit anderen von alleine hinkriegen. Womit sie vielleicht sogar recht haben. Aber braucht es Straßenkontrollen, um die Welt zu verbessern? Oder verdachtsunabhängige Personenkontrollen (wo ja Leute aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert werden - so wie kürzlich auf der Fahrt von München nach Innsbruck).
In Erstere bin ich geraten, weil ich angeblich bei rot über eine Ampel geradelt bin. Zwei Personen (später als Zeugen benannt) standen vorne und haben durch ein Gerät gespäht. Da wurde ich etwas weiter angehalten und über mein angebliches Vergehen aufgeklärt. Ich bestritt alles, indem ich darauf verwies, dass die Ampel gerade mal gelb war, als ich sie passierte. Außerdem zweifelte ich an, dass die beiden Zeugen meines angeblichen Vergehens wirklich unparteiisch seien, was mir aber einen etwas ungnädigen Blick seitens der Beamtin einbrachte.
Mir wurde dann noch ein Brief angedroht, als sei die Polizei die Süddeutsche Klassenlotterie. Darin wird man mir jedoch schreiben, dass ich 45 Euro zahlen soll und außerdem einen Punkt in Flensburg bekomme (mein allererster). Und soll ich Ihnen noch was sagen: Ich hatte keinen gut geschnittenen Anzug an! Sowas kommt von sowas! Aber immerhin bekomme ich mal wieder Post...
Diese Coolness hat natürlich nur, wer über einen gültigen Fahrschein verfügt, sich aber zu bequem ist, diesen auch vorzuweisen. Oder, wer am Startort aus Gründen des Versagens des Fuhrunternehmens keinen gültigen Fahrschein lösen konnte und es nun nicht einsieht, deswegen übermäßig zur Kasse gebeten zu werden. Dann zieht man es leidlich vor, den Blickkontakt nur lässig zum Kontrolleur zu halten, um dann wieder gelangweilt zum Buch zurückzukehren.
Die Kleidung spielt natürlich eine große Rolle. Zerrissene Jeans und Schlabbershirts sind völlig unglaubwürdig, selbst wenn man ansonsten authentisch im Buch herumblättert. Typen im MitteLook lesen generell keine Bücher und müssen nervös auf dem SmartPhone herumhacken. Diese Nervosität wird mit dem Nichtbesitz eines gültigen Fahrscheines gleichgesetzt und schwupps wird man kontrolliert.
Nein, die Kleidung soll smart und unauffällig sein. Ein leichter Anzug ohne viel SchnickSchnack, schmal geschnitten, das Gesichtchen frisch rasiert mit sparsamen, aber wohligen Duftnoten garniert - so sieht sich der Kontrolleur gerne angetäuscht und freut sich, dass so edle Kundschaft überhaupt bahnfährt. Wenn so einer keinen Fahrschein hat, dann hat er bestimmt eine Sondergenehmigung, denkt er bei sich und lächelt froh vorbei zum nächsten Kunden.
Vielleicht denkt er aber auch: Mein Kursleiter vom Seminar: "Kontrollieren, aber richtig!" hat auch so einen billigen Anzug. Vielleicht ist das einer seiner Kollegen, und ich werde gerade darauf getestet, ob ich anständig angezogene Menschen mit einer Überprüfung des Fahrscheines belästige oder ob ich meine Konzentration lieber auf die ganzes Hartzies im Zug verwende, die ja unseren schönen Sozialstaat kaputtmachen, die Hungerleider sind und die deswegen generell nie Fahrscheine haben, auch weil sie selbst dazu zu faul sind...
Aber hoppla, denkt sich der Kontrolleur: Ich bekam ja bis vor Kurzem auch noch Hartz IV. Aber genau deswegen weiß ich ja auch, wie die alle so drauf sind: Weil die nämlich alle sind wie ich! Nur ich habe jetzt eine BEFUGNIS dazu, andere zu kontrollieren, und wenn ich sonst vollkommen bedeutungslos bin, dass es kracht, kann ich hier wenigstens etwas MACHT ausüben und andere belehren oder mich hämisch freuen, wenn einer mal keinen Fahrschein hat. Hoffentlich ist er nicht allzu klug, sonst erkennt er schnell, was für eine arme Sau ich in Wirklichkeit bin.
Der Kontrolleur weiß nicht: Kontrolleur sein ist kein ehrenwerter Beruf. Denn er unterstellt den Menschen generell Schlechtigkeit und Betrug. Mit so einem Weltbild wollen wir uns aber erst gar nicht abgeben und sagen "Pfui! Was ist das denn für ein doofes Weltbild?" Und Kontrolleure, die noch etwas Ehre im Leib haben, denen ist es schlicht wurscht, ob jemand einen Fahrschein hat oder nicht. Man muss sich ja nicht für jedermann zum Büttel machen lassen - und für Arbeitgeber schon gar nicht!
Polizist ist auch so ein Beruf, dem ein Grundmißtrauen an den Teilhabern einer Gesellschaft zugrunde liegt. Polizist wird keiner, der der Meinung ist, dass die Menschen ihr Leben und die Gemeinschaft mit anderen von alleine hinkriegen. Womit sie vielleicht sogar recht haben. Aber braucht es Straßenkontrollen, um die Welt zu verbessern? Oder verdachtsunabhängige Personenkontrollen (wo ja Leute aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert werden - so wie kürzlich auf der Fahrt von München nach Innsbruck).
In Erstere bin ich geraten, weil ich angeblich bei rot über eine Ampel geradelt bin. Zwei Personen (später als Zeugen benannt) standen vorne und haben durch ein Gerät gespäht. Da wurde ich etwas weiter angehalten und über mein angebliches Vergehen aufgeklärt. Ich bestritt alles, indem ich darauf verwies, dass die Ampel gerade mal gelb war, als ich sie passierte. Außerdem zweifelte ich an, dass die beiden Zeugen meines angeblichen Vergehens wirklich unparteiisch seien, was mir aber einen etwas ungnädigen Blick seitens der Beamtin einbrachte.
Mir wurde dann noch ein Brief angedroht, als sei die Polizei die Süddeutsche Klassenlotterie. Darin wird man mir jedoch schreiben, dass ich 45 Euro zahlen soll und außerdem einen Punkt in Flensburg bekomme (mein allererster). Und soll ich Ihnen noch was sagen: Ich hatte keinen gut geschnittenen Anzug an! Sowas kommt von sowas! Aber immerhin bekomme ich mal wieder Post...
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