Montag, 25. Mai 2009

So viele Ausrufezeichen! Sex sells im Super-Wahljahr 2009!


Ist ja Wahlkampf gerade! Bundestagswahl im September! Europawahl am 7. Juni! Und gleichzeitig Kommunalwahlen in MA! OB-Wahlen in LU auch noch! Soviele Ausrufezeichen gleich am Anfang eines Textes! Wahnsinn! Und viel zu tun gibt es dann wieder, Mensch! Die Pest und die Cholera von heute sind ja Pandemien und Wirtschaftkrise! Doch wozu soll man sich denn entscheiden, um den ausrufezeichenreichen Absatz nun doch mit einem Fragezeichen zu beenden?

Bekäme man nicht die Sekundärliteratur diverser Parteien in den Haushalt geschickt, mit der drohenden Zuverlässigkeit einer süddeutschen Lotterie, man wüsste ob der Sinnentleertheit der anhängigen Wahlplakate weder ein noch aus. Und doch, nach eingehender Lektüre, möchte man sich doch lieber nach rein äußerlichen Kriterien entscheiden. So viel Gähn, so viel Schnarch hat man ja selten gelesen. Leider gewinnt die verschnarchte Wertebeständigkeitspartei CDU hier haushoch: Sie setzt auf äußerlich äußerst ansprechende Frauen jüngeren Alters, die aber leider durch eine langweilige Biografie entsetzen.

Doch ansonsten stieren einem ja sowieso nur die üblichen Biedermänner und -frauen von den bunten Plakaten ohne Inhalte an. Einzig glaubwürdig ist da ja nur noch die Linke. Es gibt kein Bild, nur Text: Sie möchte Harz IV und die soziale Ungerechtigkeit abschaffen, ganz genau so wie sie es in Berlin in Koalition mit der SPD auch tut. Aber möchten Sie sich die Gesichter hinter dieser Plakatwerbung vorstellen? Nein? Ich auch nicht! Außerdem ist seit Powerpoint wohlbekannt: Bilder und ein paar starke Worte bringen's einfach besser 'rüber, das Feeling, als ehrlich gemeinte Worte!

Doch so ist das eben: Man muss sich doch nur zurückerinnern an die Zeiten, als man selber noch die Schulbank drücken musste: Waren die KlassensprecherInnen doch stets die optisch Benachteiligten, welche neiderfüllt unserem heiteren Liebesleben zuschauen mussten und in ihrem Gram darüber zu den Erfüllungsgehilfen autoritärer Wunschvorstellungen des garantiert rechtskonservativen, oder schlimmer noch, linkskonservativen Lehrerkollegiums degenerierten. Gewählt wurden sie, so glaubten sie zumindest, wegen ihrer markigen Sprüche. Doch wir wissen es besser: Sie wurden gewählt, weil sich sonst alle anderen zu schade für dieses pseudodemokratische Spiel waren. Mitbestimmung! In der Schule? Bruhaha!

Später gingen die selben Menschen entweder gleich in die Dorf-Politik, oder sie erfreuten ihre KommilitonInnen als Mitglieder der Asten und Stupen in den Hochschulen, von wo aus sie mit milder Stoik Programme aus schier 100jähriger Tradition bedienten. Man erkannte sie an ihrer absoluten Farblosigkeit und dem damit einhergehenden, fremdbestimmten Look. die markigen Sprüche sind geblieben. Wer es von ihnen ab da immer noch nicht in die große Politik geschafft hat, verkauft heute Versicherungen oder optimiert Datenbearbeitungsvorgänge.

Die anderen aber sind endlich angekommen. Damit garantieren sie den Nachwuchs für die Parteien: Langweilig muss er sein, wie ein Ausflug zum Ludwigshafener Bahnhof, der Politiker, auf dass er noch fader werde im Laufe seiner Karriere und seine Persönlichkeit zugunsten eines seltsamen Demokratieverständnisses ganz aufgeben möge. Doch sie werden gewählt! Sie werden geliebt und verhätschelt vom Wahlvolk! Warum eigentlich?

Mittlerweile müsste man doch ein tiefes Misstrauen hegen gegen Menschen, die aussehen wie der Bänker oder der Versicherungskaufmann von nebenan. Irgendwie scheinen aber die WählerInnen auf diese asthmatischen Blindschleichen abzufahren. Ich hatte ja meinerseits einmal die äußerst attraktive Frau Redl von der Berliner WASG gewählt, und war damit fast ganz alleine: Die sieht gut aus und ist auch noch schlau! Sowas, liebe Leute, ist selten! Seltsamerweise wurden dann aber doch lieber irgendwelche Bürokraten gewählt.

Sehen so etwa die Wunschschwiegersöhne und -töchter der schweigenden Mehrheit aus? Träumt der bundesdeutsche Biedermann den bundesdeutschen Traum? Avantgardisten scheint es hier ja nicht so viele zu geben. Möglicherweise ist dies aber auch eine Folge der historischen Erkenntnis, dass Charismatiker am Ende immer nur Krieg führen und Juden umbringen wollen. Wer auch nur annähernd gut aussieht, wird damit heutzutage einfach unwählbar. Tja, schade, liebe CDU: Mit Euren Mädels, da werdet Ihr dann aber alt aussehen! Vielleicht wären ein paar Inhalte nicht schlecht gewesen. Gilt natürlich auch für die anderen!

Montag, 18. Mai 2009

Alles andere ist nichts! Westerwelles "Recht auf Faulheit"!

"Ja, es gibt ein Recht auf Faulheit, aber kein Recht auf staatlich bezahlte Faulheit." Guido Westerwelle auf dem Bundesparteitag in Hannover, 2009. Mist: Der Anfang klingt gut! Das "Recht auf Faulheit" ist zwar Paul Lafargues Replik auf das in der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" [link] konstatierte "Recht auf Arbeit" (§23), mindert aber deshalb noch lange nicht dessen Sinnhaftigkeit.

Wie nicht anders zu erwarten, möchte Westerwelle das Anrecht auf Faulheit in die Verantwortung des Einzelnen legen, das heißt: Wenn Du faul sein möchtest, sorge dafür, dass Du ausreichende finanzielle Ressourcen dafür hast. Der Staat soll Dir das jedenfalls nicht bezahlen! Wer aber sonst? Stimmt die Entlohnung nicht, dann kann man sich das ja wohl stecken mit dem "Recht auf Faulheit."

Denn was viele Arbeitgeber vergessen (und wahrscheinlich auch Guido Westerwelle), ist folgendes: In der oben erwähnten Erklärung steht im selben Paragraphen folgendes: "Jeder, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen."

Will heißen: Wenn der Chef nicht zahlt, muss der Staat herhalten. Wie es sowieso schon seit Jahren ist. Erkennt Westerwelle aber ein "Recht auf Faulheit" an (was ja weder im Grundgesetz noch sonstwo verankert ist), so muss dies für alle gelten. Und nicht nur für jene, welche das große Glück haben, ausreichend Einkommen zu erzielen, um sich einen solchen Sabbat leisten zu können.

Das wäre doch einmal ein Ziel für die FDP: Arbeitgeber dazu zu bringen, ein ausreichendes Gehalt zu zahlen (wenn man an der Lohnarbeit partout festhalten möchte), oder gemäß klügerer Menschen innerhalb der Partei für eine bedingungslose Grundsicherung einzutreten. Denn letzteres ist eine Idee von früheren FDP-Strategen, welche offenbar nichts mehr zu melden haben in der Partei.

Und das Verständnis vom Staat in der FDP ist ohnehin ein Seltsames. Man fühlt sich erinnert an die Zeiten der Feudalherren. Dabei ist es umgekehrt: Der Staat, das sind alle BewohnerInnen eines Staates. Frauen und Männer, ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen. Und jede/r hat für jede/n gerade zu stehen. Das ist der Sinn eines Staates. Alles andere ist nichts! Sonst werden aus Rechten nur noch Pflichten!

Freitag, 15. Mai 2009

Informationen, die nix kosten sind die Besten! Schnelle Bräter in der Walzmühle!


Na also! Als gäbe es hier nicht genügend Gründe, eine Stadt mal so richtig zu bashen: Die McDonalds-Filiale in der Ludwigshafener Walzmühle ist bundesweit die schlechteste. Dieses Ergebnis kam durch die NutzerInnen des Meinungsportals Qype zustande, welche die Filialen des Konzerns bewerteten, und die Tageszeitungen haben das von Qype zusammengestellte Ranking brav veröffentlicht.

Die Ludwigshafener Filiale gilt demnach als schmutzig, keiner räume dort die Tische auf und Toiletten gäbe es auch nicht. Grund genug für mich, einmal zur Walzmühle zu fahren, um dort investigativ zu recherchieren, Häme walten zu lassen. Das Elend begutachten, ein Foto zu schießen. Den Zustand genau zu beschreiben. Alles schlecht finden zu dürfen. Auch etwas zu essen: Das erwartbare Honorar für diesen Text reicht gerade noch dafür.

Leider erweist sich der Schnellimbiss als geradezu penibel sauber, und auch das Essen ist nicht schlechter als anderswo im FastFoodHimmel. Schade: es wird kein entlarvendes Foto geben. Elendsjournalismus ist das jedenfalls nicht! Toiletten gibt es tatsächlich nicht im Lokal. Die sind jedoch gleich gegenüber zu finden, wenn man den schnellen Bräter wieder verlässt. Hat die Filialleitung was auf den Deckel gekriegt, aus schlechter Presse gelernt und die Qualitätsmerkmale des Konzerns endlich umgesetzt?

Enttäuscht geht es wieder nach Hause. Nachrecherchieren. Also suche ich auf Qype.com jenes Ranking, welches so aufschlussreich Auskunft gibt. Leider kann ich es nicht finden. Obwohl ich mich sonst stets rühmen darf, alles im Netz schnell zu finden. Die Presseabteilung des Portals könnte man wohl anrufen. Aber das ist zu viel Aufwand für das erwartbare Honorar. Bloggen fällt ja mehr unter Ehrenamt als dass man angemessen dafür bezahlt würde.

Lieber direkt nach der Filiale in der Walzmühle schauen. Dort müssten die Bewertungen ja dabei sein. Und tatsächlich: Es gibt dort ausschließlich schlechte Bewertungen. Stutzig werde ich allerdings angesichts der Tatsache, dass es sich nur um drei Bewertungen insgesamt handelt. Ist das ausreichend für ein Ranking? Als erfahrener BlogAutor weiß ich ja, wie viele User ticken: entweder schließen sie sich einer Meinung an, treten also nach, oder sie verkneifen sich ihre eigene, gegensätzliche.

Ins gleiche Horn tuten ist so viel einfacher, und außerdem: Wer mag schon einen Schnellbräter in Schutz nehmen? Doch wie es es bei den hochgelobten Filialen wie der am Kölner Rudolfsplatz? Na immerhin gibt es dort zwölf Bewertungen, und allesamt sind gut. Oder der am Hamburger Dammtorbahnhof? Na, immerhin sechs Bewertungen mit Bestnoten. Das reicht für den Spitzenplatz im Ranking. Doch ist das seriös?

Angesichts dessen, das ich besagtes Ranking so nicht finden konnte, muss man sich eher fragen, von wem die Pressemitteilung stammt, zumal ja wirklich viele Tageszeitungen und Newsportale diese "Neuigkeit" aufgegriffen haben. Entweder gab man sich stolz, beschämt oder belustigt. Es ist zu vermuten, dass das Portal selbst diese Information kolportiert hat, möglicherweise um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern. Was ja auch ihr gutes Recht ist. Schließlich ist es ein Hauen und Stechen auf dem Anzeigenmarkt. Mit dem Gegenstand einer allseits bekannten Bräterkette lässt sich allerdings Aufmerksamkeit erheischen.

Erschreckend ist allerdings, dass keine der von mir abgerufenen Medien die Art und Weise, wie dieses Ranking offenbar zustande gekommen ist, kritisiert hat. Wahrscheinlich hat man halt einfach irgendwas übernommen. Von irgendeiner Agentur. Da prüft man doch nicht nach, ach was: Informationen, die nichts kosten, sind die Besten! Hat schließlich jeder was von: Der Redakteur kann was umschreiben, der Leser hat was Lustiges, das Portal hat seine Werbung und der BlogAutor als ZweitVerwerter bekommt eventuell ein Honorar für seine überaus kritische Abhandlung über das Pressewesen.

Aber reingefallen ist auch er. Am Anfang zumindest. Wahrscheinlich! Wenn es nicht doch ganz anders war. Aber für die paar Kröten hat er sowieso schon viel zu viel recherchiert. Man muss ja stets Kosten und Nutzen abwägen! Und ob er die kleine Pommes, den Cheeseburger und die kleine Cola erstattet bekommt? Mist: Quittung vergessen! Na, hoffentlich wird der Eintrag wenigstens veröffentlicht!

Freitag, 8. Mai 2009

Im straßenverkehrstechnischen Abseits: Kavaliere der Straße!

Ein Leser hat mich kürzlich korrigiert, weil ich einmal behauptet hatte, Mannheim sei eine Stadt voller mißgünstiger Verwaltungsfachangestellter. Er hat natürlich recht, wenn er sagt, die Stadt sei eher voller grantiger Arbeiter. So oder so gönnt der Eine dem Anderen die Butter auf dem Brot nicht. Deswegen scheint es vergebliche Liebesmüh' zu sein, die MannheimerInnen und die Bewohner des Umlands zu "Kavalieren der Straße" zu machen: Man gibt sich eher stur im Straßenverkehr!

Und das, obwohl die Initiatoren, nämlich die "Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tageszeitungen" [link] nun die Begrifflichkeit "Kavalier" am untersten Spektrum der Selbstverständlichkeiten ansetzt: Man fährt eben nicht am Unfall "vorbei", sondern "hält" auch an und "hilft". Dafür werden im Jahr soundsoviele "Kavaliere" gekürt und geehrt.

Nun bedeutet "ein Kavalier sein" ja in erster Linie, dass sie sich Damen gegenüber als zuvorkommend erweisen und ihnen z.B. die Türe aufhalten. Das Elitäre steckt schon im Begriff "Damen" drin: Wer entscheidet denn in Zeiten, in denen jeder "was werden" kann, wer "was ist"? Und schon erkennt man ebenjener Frau, welche ins Kaufhaus hinein möchte, den Damenstatus ab, weil sie vielleicht nicht so nett dreinschaut, und schon fliegt ihr die Tür in die Fresse.

Das Verhaltensrepertoire des Kavaliers sollte allerdings nicht nur allen(!) Frauen gelten, sondern überhaupt allen Menschen(!!). Das ist ja der Sinn der Sache! Ein Kavalier sollte jedem Menschen gegenüber zuvorkommend freundlich sein und ihm selbstverständlich den Vortritt lassen, und auch da helfend zur Tat schreitet, wenn die Hilfe nicht unbedingt nötig scheint. Eine Agenda der Nettigkeit.

Kavalier zu sein heißt demnach auch, jemanden NICHT töten zu oder absichtlich ins straßenverkehrstechnische Abseits drängen zu wollen, bloß weil man der Ansicht ist, im Recht zu sein! Das ist bööööse! So musste oben genannte Initiative extra darauf hinweisen, dass im Innenstadtbereich manche Einbahnstraßen für Radfahrer freigegeben seien und man dies doch bitte zur Kenntnis nehmen sollte, so als KFZ- und LKW- FührerIn.

Dies ist natürlich eine schöne Neuerung. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass es tatsächlich zu Aggressionen kommt, weil irgendeines der hiesigen Landeier es entweder als Zumutung empfindet, neu angebrachte Schilder zu lesen und daher zu Vigilantismus gegenüber den schwächeren VerkehrsteilnehmerInnen neigen, sollten diese ihre heiligen Wege kreuzen. Da gibt man gerne nochmal so richtig extra Vollgas. Doch Einschüchterungsversuche haben gar nichts mit vorauseilender Freundlichkeit zu tun. Eher mit Dummheit, und in diesem Fall sogar mit doppelter Dummheit, weil ja der Radfahrer im Recht ist. Und hoffentlich noch am Leben.

Doch was will man von den Menschen einer Arbeiterstadt auch anderes erwarten? Marx hat das Potenzial des Proletariats leider vollkommen falsch eingeschätzt. Mal ehrlich: Wer möchte von einer Horde Arbeiter regiert werden? Wenn die sich doch lieber gegenseitig das Leben schwer machen, überhaupt nicht solidarisch miteinander sind, sogar eher noch zur Seite oder nach unten boxen, aber noch oben stets buckeln? Nein, mit Arbeitern kann man keinen Blumentopf gewinnen! Und es macht auch keinen Spaß, sich mit ihnen zu streiten.

Ich selbst habe in meinen Tölpeljahren ein Handwerk erlernt und danach auch ein paar Jahre im Beruf gearbeitet. Obwohl mir die Ausübung meines Berufs Spaß gemacht hatte, kündigte ich bald: Erst fand man es im Betrieb nämlich komisch, dass ich in der Pause BÜCHER las. Nur ich fand es hingegen seltsam, dass alle anderen dieses widerwärtige Boulevardblatt lasen, ließ aber kein Wort darüber verlauten. Dann riss ich eines Tages ein Plakat von der Werkstattwand, auf dem ein "Vaterunser für Patrioten" zu lesen war: faschistoide Hirnwichse und Hetze gegen Asylbewerber!

Das Handwerk lehrte mich nicht nur, antifaschistisch zu denken und zu handeln, es führte mich auch in den zweiten Bildungsweg ein. Denn bald kündigte ich meinen Job und machte mein Abi nach. Zumal ich nach jener Aktion gemobbt wurde. Seitdem habe ich mit Arbeitern nichts mehr am Hut. Der Betrieb indes war gar kein kleiner Naziladen, sondern ein ganz großer: Meine Werkstatt befand sich in den Weiten der BASF AG.

Was es darinnen gibt, gibt es natürlich auch draußen. Und man kümmert sich recht wenig darum! Stadtregierungen sollten den Nazis ja ebenfalls die Stirn bieten. Doch ist dies meist anstrengend und kostet viel Geld. Lieber spricht man ein Alkoholverbot auf dem Berliner Platz aus, als dass man die in Ludwigshafen leider dauernd anzutreffenden Nazischmierereien entfernt. Ludwigshafen ist ja auch so eine Arbeiterstadt!

Warum aber sollen Hakenkreuze überhaupt entfernt werden? Ist doch nur so ein doofes Zeichen, welches doofe Menschen hinkritzeln, möglicherweise nur um zu "provozieren" oder einfach nur als "Gag"? Ich möchte so auf diese Frage antworten: Stellen Sie sich vor, auf offener Straße liefe Ihnen ein Mensch mit geballter, schwingender Faust entgegen. Sie wären wahrscheinlich beunruhigt, oder? Wenn dieser Mensch dann vor Ihnen stehen bleibt und mit der Faust ausholt, dann bekommen Sie möglicherweise Panik. Und selbst wenn seine Faust kurz vor Ihrem Gesicht stehen bleibt, fühlen Sie sich vielleicht trotzdem etwas flau?

Für Angehörige von Minderheiten ist jedes aufgemalte Hakenkreuz eine Faust, welche kurz vor ihrem Gesicht stehen bleibt. Sie sagt: "Du hast aber sowas von nichts hier zu suchen, und wenn Du eines Tages wirklich auf's Maul bekommst, dann bist Du selber schuld! Geh' nach Hause, Du Kaffer, Schwuchtel oder Studentenbrille!" Ein Hakenkreuz ist eine ständige Morddrohung an den Wänden der Republik. Für einen Staat, der Bürgerrechte für die Sicherheit der Bürger veräußert, ist dies ganz erbärmlich: Er schützt nur jene, die so "richtig dazu gehören".

Wie wäre es mit der Initiative "Städte als Kavaliere"? Man gewönne einen Preis dafür, dass man tut, was ohnehin selbstverständlich ist: Nazischmiereien sofort zu entfernen, gehört schonmal dazu. Ebenfalls für Freundlichkeit und Rücksicht unter den BürgerInnen zu werben. Im Juni sind schließlich Wahlen. Doch leider gibt es einen solchen Preis nicht und so kümmert man sich um das, was wirklich wichtig ist: den Wirtschaftsstandort Ludwigshafen. Erstmal Gähn! Und hinterher das böse Erwachen: Ich prognostiziere dem omnipräsenten legalen Arm der Nazis ein fabelhaftes Ergebnis in LU!

Sonntag, 3. Mai 2009

Arbeit, Familie, Tennisverein! Verzweiflung an der Stupidität des Daseins!

Es ist ja leider so: ein Gespräch mit einem Besuch aus einer anderen Stadt lässt die Gedanken flotter kreisen und dabei mehr Ideen entstehen als zehn Gespräche mit, sagen wir mal, MannheimerInnen. Das liegt noch nicht einmal daran, dass die BaWü-Zonis genuin dämlich und ideenlos sind, sondern eher daran, dass Einflüsse von einem "Draußen" natürlich zuerst immer interessanter klingen als die von einem "Drinnen".

Wenn also K. von B. nach M. kommt, um dort H. zu besuchen, bringt sie natürlich einen Korb voller Neuigkeiten mit, die für H. insofern interessant sind, als dass er selbst einmal in B. gelebt hat und dann erst nach M. gezogen ist, wegen C. nämlich. Nun leidet H. darunter, dass die Menschen in M. einen weniger als rudimentär vorhandenen Hang zur Abstraktion haben, und das Konkrete scheint H. mehr als traurig, weil es so nüchtern und auch irgendwie lieblos scheint. Konkret heißt das: Arbeit, Familie, Tennisverein! Abstrakt bedeutet es: Verzweiflung an der Stupidität des Daseins!

Abstraktion, so hat es H. immer erfahren, ist lustig, weil chaotisch. Und aus dem Chaos, also einer Krise der Ordnung, entsteht immer etwas Neues, Spontanes. Sinn wird aus der Unordnung erst geboren. Aus der Ordnung heraus entsteht aber zuerst Langeweile und dann im schlimmsten Fall Frustration und Abgestumpftheit. Also "Unsinn". Leider würde so mancher Apologet des Grauens diese Behauptung ebenso heftig als "besonders blöden Unsinn" bezeichnen, was H. aber eben als "bezeichnend" für dessen seelenlosen Zustand finden würde.

In M. ist man zwar tatsächlich in der Lage, das Gute und das Schöne zu erkennen, aber man kann nichts damit anfangen. Weil man es, so glaubt H., einfach nicht verstehen möchte. Verstehen wollen hingegen ist der Schlüssel zum Verstand, und ohne Verstand, so möchten nur Menschen leben, die keine Schwierigkeiten bekommen wollen, für die ein Blick über den Rand des Buchstabensuppentellers riskant erscheint. Weil er den Alltag infrage stellen könnte. Doch wer möchte nach einem anstrengenden Arbeitstag noch von der Couch herunter, nur um alles wieder auf Anfang zu setzen?

Liebe Leute: Das Schlimmste im Leben ist Stillstand! Beziehungen scheitern daran, und auch auf der heißgeliebten Arbeit ist das nicht erlaubt. Bringt etwas Leben in die Bude, wartet nicht erst auf die nächste Champions League oder die übernächste DM Party. Selber was auf die Beine stellen, nicht nur herumnörgeln an dem was euch geboten wird. Und wenn euch was geboten wird, dann schaut es euch genau an!

Der Mannheimer möchte ja gerne irgendwie cool sein. "Cool sein" heißt allerdings nicht, alles mit einem scheelen Blick zu belegen und dabei möglichst abgestumpft und beteiligungslos zu wirken. So definieren das nur äußerst dämliche Menschen. Schlaue Menschen hingegen bezeichnen das als "Schafsblick"! "Cool sein" bedeutet vielmehr, sich etwas ganz genau anzugucken, auch wenn es wehtut. Dabei lässt man sich den Schmerz aber nicht ansehen und wartet, bis er allmählich vergeht. Was darauf folgt nennt sich "Erkenntnis"! Diese macht zwar nicht immer glücklich, dafür aber frei und wenigstens heiter!