Dienstag, 24. Juli 2012

Kasperletheater! Heute: Alimente für das Kasperle!

Der Seppl hat's auch nicht leicht!


1. Akt: Der Vorhang geht auf. Die Szene zeigt Seppls Heimatort. Der Seppl kündigt sein Kommen mit lautem Wehgeklage an.
Seppl (hält sich den Bauch): "Au Weh, ojemineh. Hab' ich einen Hunger. Mir ist so schlecht. Au Weh, ojemineh... Oh, schau, da kommt das Kasperle mit seinem großen Kuchen vorbei und beißt so herrlich genussvoll hinein. Wie soll das auch anders gehen mit seinen Händen aus Holz?"
Kasperle (schmatzend): "Herrjeh, liebe Kinder, ist das fein. Kuuuuchen. Hihi, meine Hände sind aus Holz, können nichts halten als 'ne Rute, also steck ich in den Kuchen die Schnute... hmmm, ist das lecker! Oh, hallo Seppl!"

Seppl: "Hallo Kasperle. O Weh o Weh, hab ich einen Hunger. Aua. Mir tut der Bauch so weh. Sag mal Kasperle, kann ich ein Stück von dem Kuchen haben?"

Kasperle: "Ja Seppl, wenn Du einen Hunger hast, dann bist wohl selber Schuld. Wahrscheinlich arbeitet der Seppl nicht genug, nicht wahr, liebe Kinder?"

Kinder: "Buuhh! Geh' Arbeiten, Du faule Sau!"

Seppl: "Ach liebes Kasperle, sei doch nicht so. Ich versuch's ja mit der Arbeit, aber es will so recht nicht klappen. Wenn ich ein Stück Kuchen krieg, dann such' ich mir 'ne Arbeit. Mit einem Stück Kuchen gelingt mir alles. Dann hab' ich wieder Kraft!"

Kasperle: "Ja wenn das so ist, lieber Seppl, dann fragen wir doch die Kinder. Soll der Seppl einen Kuchen kriegen, liebe Kinder?"

Kinder: "Jaaaaah! Aber dann muss er was tun und stark werden und sich eine Arbeit suchen."

Kasper: "Also dann, Seppl, Du hast es gehört. Nimm ein Stück Kuchen, hier..."

Seppl: "Ich nehm die Schnut' wenn's recht ist, die Händ' sind unbrauchbar weil aus Holz."

     Der Vorhang geht zu. Ende des 1. Aktes
2. Akt: Seppl (mit dickem Bauch und Lederhosen) betritt die Szene. Er hat ein Laptop unterm Arm, das er gelegentlich abstellt und auf dem er mit der Nase herumtippt.
Seppl: "Ach, hätt' ich doch bloß g'scheite Händ'. Ach was, mir geht's doch gut. Schaut, liebe Kinder. Mit dem Laptop kann ich mir einen Kuchen zaubern. Ich drücke auf Alt Einfg "Kuchen", und Schwupps... da, seht Ihr ihn? Haha, ist das easy...Hei, da kommt ja das Kasperle. Wie sieht der denn aus? Sollen wir ihn mal fragen, liebe Kinder?

Kinder: "Jaaah, wenn's sein muss..."

Seppl: "Ja Kasperle, was ist mir Dir los? Du bist ja ganz abgemagert, sogar Deine Nase ist ganz dünn.

Kasperle: "Au Weh, ich hab' halt so lang nix mehr gegessen, lieber Seppl. Du, das ist ja fein, da hast Du ja einen schööönen Kuchen aus Deinem Laptop gezaubert. Darf ich da mal reinbeißen? Ich hab' solch' einen Hunger!"

Seppl: "Na ich denk' es hackt! Den Kuchen habe ich mir mit meiner Hände... äääh Nase Arbeit aus dem Laptop gezaubert gezaubert. Da könnt' ja jeder kommen und was abhaben wollen. Hab' ich nicht recht, liebe Kinder?"

Kinder: "Jawoll! Kasperle, zauber' Dir gefälligst Deinen eigenen Kuchen!"

Kasperle: "Aber Kinder, Seppl... ich hab' leider gar nix mehr zum Kuchen zaubern. Das hab' ich alles verloren, weil meine Marie hat keine Arbeit mehr, und ich hab' keine Arbeit mehr und der Laptop ist schon so alt, dass er jetzt kaputt gegangen ist und keinen Kuchen mehr zaubern kann. Er macht jetzt nur noch Flusen, und davon werden die Marie und ich nicht satt!"

Seppl: "Ist doch nicht meine Schuld. Hätt'st halt ordentlich gearbeitet und wär'st sparsam umgegangen mit dem Kuchen, dann hätt'st die Probleme nicht. Kauf' Dir doch einfach einen neuen Laptop und mach' Dir Deinen eigenen Kuchen! Wahrscheinlich tust aber lieber saufen und ganz arg feiern und tanzen und pimpern mit der Marie all die ganze Zeit... hab' ich nicht recht, liebe Kinder?"
Kinder: "Jawoll, Seppl, recht hast... Keinen Kuchen für das Kasperle! Keinen Kuchen für das Kasperle! Keinen Kuchen..."
Kasperle: "Aber Seppl! Ich kann doch nix für... Gib mir jetzt doch bitte mal ein Stück von Deinem Kuchen..."
Wachtmeister: "Ja Herrschaftszeiten, was ist denn hier los? Was ein Tumult hier herinnen. Da muss ich wohl jemanden verhaften, muss ich wohl?"

Seppl: "Du, Herr Wachtmeister, das Kasperle macht ganz argen Stunk. Erst will er nicht recht arbeiten, säuft womöglich und tut und tanzt und pimpert die ganze Zeit, und jetzt will er auch noch meinen Kuchen essen! Dabei hab' ich mir den unter den allerschwersten Entbehrungen selbst gezaubert."

Wachtmeister (drohend): "Kaaaasperle? Stimmt das?"

Kasperle: "Aber nein, Herr Wachtmeister. Ich will ja nur ein Stück, damit ich's wieder pack' eine Arbeit zu finden. Schau, ich hab' doch schon ganz dünne Arme. Außerdem hab' ich dem Seppl damals ja auch ein's gegeben, als der ganz hungrig war und arm und ihm der Bauch so weh getan hat, weil er keine Arbeit gehabt hat. Und jetzt will er mir gar nicht helfen, buhuuuh schneuf heul, dabei ist mir so elend!"

Wachtmeister: "Also wenn das so ist, dann solltest Dich was schämen, Seppl. Los, gib dem Kasperle ein Stück Kuchen, damit er sich wieder aufrappeln kann und eine schöne Arbeit findet. Und Ihr, liebe Kinder, sollte Euch auch was schämen, dem Kasperle nicht zu helfen in seiner Not und so einen Radau zu machen."

     Seppl gibt dem Kasperle mit gesenktem Haupt und sichtlich unwillig ein Stück Kuchen und grummelt vor sich hin. Ende des 2. Aktes.
3. Akt (Finale): Seppl steht mit kuchenverschmiertem Gesicht auf der Bühne. Seine Augen sind ganz rot.
Seppl: "Ich hab' die ganze Nacht geheult von wegen der Ungerechtigkeit, die mir heuer passiert ist, liebe Kinder. Man kann sich ja noch nicht mal mehr auf den Wachtmeister verlassen, wenn der dem faulen Kasperle meinen schönen Kuchen verschenkt. Ich muss ihn daher ganz schnell aufessen, damit das Kasperle da nix mehr von kriegen tun muss. Uiii, ich hab' schon solche Bauchschmerzen... Das glaubt man gar nicht. Man muss doch was tun können gegen eine solche Ungerechtigkeit... Herrschaftszeiten, wenn ich nur wüsst' was... Habt's Ihr vielleicht eine Idee, liebe Kinder?"

Kinder: "Ähh, nein, aber das Kasperle soll nix mehr kriegen von Deinem schönen Kuchen! Du kriegst noch Durchfall, wenn Du soviel Kuchen essen musst, nur damit Du dem Kasperle nichts mehr geben brauchst."

Seppl: "Ahhhh, ich hab's, liebe Kinder! Ich zieh' jetzt vor Gericht und klag' dem Krokodil mein Leid. Es muss ein Erbarmen und ein Einsehen haben, denn so geht das nicht, dass faule Leut' von meinem schönen Kuchen was abkriegen tun müssen. Stimmt's oder hab' ich recht, liebe Kinder?"

Kinder: "Jawoll, Herr Seehofer!"
              Ende des dritten Aktes. Der Vorhang geht zu. Die Kinder verlassen unter zustimmendem Gemurmel den Saal.

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