Freitag, 27. Januar 2012

KFZ- Pornographie abschaffen! Statt dessen Sextoys im Discounter!

kriegswichtig: neue Strukturen
Kürzlich habe ich mich mit einer bekennenden Lesbe unterhalten. Lange habe sie gehadert, bis sie dann endlich erkannt habe, was ihre eigentliche sexuelle Identität ist. Insgesamt lehne sie aber auch die patriarchalen Strukturen dieser Gesellschaft ab. Ich habe sie nicht gefragt, ob sie vielleicht auch ein bißchen aus Protest lesbisch ist. Vielmehr habe ich hervorgehoben, dass ich, sexuell betrachtet, sehr gerne ein Mann bin. Da hat sie die Augen verdreht und sich verabschiedet. Wir haben seither nicht mehr miteinander gesprochen.

Als Mann Sex zu haben, ist einfach wundervoll. Es macht Spaß. Man kann so vieles ausprobieren. Nur: Ein Mann kann leider nicht nachempfinden, was eine Frau so fühlt beim Sex. Das ist eines der letzten Geheimnisse. Noch mehr als das dichotome Geschlechterverhältnis, dazu in einer patriarchal strukturierten Gesellschaft, stört mich, glaube ich, dass ich niemals erfahren werde, wie sich Sex für eine Frau anfühlt. Selbstverständlich meine ich den guten Sex. Auf andere, hormonbedingte, Erlebnisse verzichte ich jederzeit gerne.

Leider hält Wissenschaft und Forschung die Entwicklung von Autos und anderen Waffen für viel dringlicher, als des Menschen Sexualität zum echten Experiment gerieren zu lassen. Da gibt sich die Menschheit doch sehr protestantisch. Ich übertreibe? Na, dann gehen sie mal ins Kino, oder schauen Sie sich Zeitschriften oder gar das Fernsehen an: überall Autowerbung, dicht gefolgt von Düften und technischem Schnickschnack.

Entprechend bieten die Discounter preisgünstiges Zubehör an. Oder haben Sie im Aldi schon mal Sextoys gesehen? Ich nicht! Dafür aber haufenweise Eiskratzer, Parkscheiben, Autoradios und sog. Navis. Wir leben nicht in einer durch und durch sexualisierten Welt. Wir leben in einer durch und durch motorisierten Welt. Kann es sein, dass die Menschen ihre Sexualität im Straßenverkehr ausleben?, fragt mich gerade eine junge Leserin. Nein, entgegne ich ihr. Denn: Das Auto ist ein kalter Liebhaber!

Dem Auto fehlen die drei C, die ein passender Sexualpartner besitzen sollte: einen liebenswerten Charakter, das Contra eines Liebenden und einladende Cörperwärme. Das Auto hat nur Hupe, Brumm und eine leidlich bunt lackierte Karosserie. Es stinkt und macht krach. Eines sieht aus wie das andere. Nach diesen Kriterien wird kein vernünftiger Mensch seinen Partner auswählen. Wenn ein Auto kaputt ist, gibt man es zum Autoklempner. Einen Partner bringt man zum Seelenklempner. Was klingt besser?

Nein, ein Auto ist kein Ersatz für Sexualität. Es bietet lediglich die Möglichkeit, sexuelle Frustration im Straßenverkehr abzubauen. Männer ergänzen mittels Karosse ihre fehlende Libido oder vergrößern künstlich ihr Sexualorgan mit der KFZ- Prothese. Frauen senken im Straßenverkehr ihren Östrogenspiegel ab, wodurch das sexuelle Verlangen gebremst wird. Das macht Frauen wie Männer irgendwie grantig und rücksichtslos gegen andere Verkehrsteilnehmer, vorlieblich Fußgänger und Radfahrer.

Lieber wäre mir, die Menschen hätten anständigen Sex. Hetero-, homo- oder bi, völlig egal, alles geht. Doch dazu müsste man zunächst die Kirche und dann die Lohnarbeit abschaffen. Man kann jedoch vorsorgen: Liebe Discounter, demnächst im Regal wünsche ich Erotikartikel zu sehen! Die KFZ- Pornographie hingegen bitte ich schleunigst abzuschaffen. Danke!

Dienstag, 24. Januar 2012

Medienboykott! Super, Herr Günther (FDP), wir machen mit!

kriegswichtig: ein Wegweiser
Man bekommt's mit der Angst zu tun, wenn man hört, was manche PolititkerInnen so vom Stapel lassen. Im Rahmen der Berichterstattung über die diversen Wullf- Prä- BuPrä- Affären fallen schon mal deutliche Worte:
"Wohl aber kann man Zeitungen abbestellen, Radio- und Fernsehsender nicht mehr einschalten. Ich bin sicher, dann würde sich einiges ändern im medialen Bereich."" Medien mit "linksgrüner Hysterie-Berichterstattung" würden "immer mehr zur 1. Gewalt im Staat". Joachim Günther (FDP) hier...
Ach, aber wenn die Medien wieder ihre Rolle als Verlautbarungsorgan der Regierung wahrnehmen und jeden Scheiß, den sie erlässt, für gut befinden, dann ist alles wieder geritzt oder was? Allerdings ist der Begriff "linksgrün" einigermaßen... visionär? Eine solche Presse, umweltbewusst und arbeitnehmerfreundlich, vermisse ich schon lange. Das Gegenteil einer "linksgrünen Hysterie-Berichterstattung" muss dann wohl eine "rechtsliberale Berichterstattung über dissoziative Störungen" sein. Vielleicht meinte er auch hysterische Berichterstattung, dann wäre dieselbe im rechtsliberalen Kontext dissoziativ gestört.

Andererseits: Wen könnte er eigentlich gemeint haben? Die ARD, BILD und die Welt sind jedenfalls über jeden Verdacht erhaben, in nur irgendeiner Weise "linksgrün" zu sein. Hysterisch, meinetwegen. Die taz ist nicht links, dafür grün, gibt sich jedoch desinteressiert. Die Junge Welt ist irgendwie links, verhält sich aber ruhig, und die Jungle World lacht nur noch. Nun ja, vielleicht meint er die SZ, die ist aber nicht grün. Nur kritisch. Tja, es scheint, als sei dem Herrn Günther (FDP) der Orientierungssinn verloren gegangen. Ist auch schwer mit rechts und links und all dem Farbenkram. Vielleicht klappt's ja nach der Bildungsreform, wer weiß?

Tut mir leid, dieser kleine Exkurs musste sein. Wenn aber eine ansonsten völlig unkritische, wirtschafts- und politikhörige Presse endlich mal ihrer Aufgabe (nämlich die der Aufdeckung) nachgeht, dann bin ich dankbar. Ihr vorzuwerfen, sie tue das aus rein populistischen Gründen, ist dasselbe, als würde man PolitikerInnen wegen ihren polemischen Zuspitzungen kritisieren (Upps!). Die Medien brauchen Leser- und ZuschauerInnen, und die PolitikerInnen wollen gewählt werden. Was aber, würden die Medien zu einem Politikboykott aufrufen?

Aber im Ernst: Das hätte der Herr Günther (FDP) wohl gerne: Dass WIR die Zeitungen abbestellen, weil IHM die Berichterstattung auf den Senkel geht. Was soll das denn auch, diese ewige Aufdeckerei und Fragerei? Man sieht doch, was dabei herauskommt: stammelnde Politiker und noch mehr Fragen, auf die sie keine Antwort geben möchten. Was der Herr Günther (FDP) jedoch nicht ganz zu begreifen in der Lage ist:

Gerade weil die Bevölkerung an der Affäre Wulff interessiert ist, wird darüber berichtet. Ließe dieses Interesse nach, hörte auch die Berichterstattung darüber von ganz alleine auf. Da braucht's gar keinen Medienboykott. Ein gutes Zeichen eigentlich: Die Menschen zeigen durchaus politisches Interesse. Das weiß die Politik natürlich nicht konstruktiv zu nutzen. Wie denn auch? Bei dem Personal?

Montag, 23. Januar 2012

Gynäko- und Judäophobie! Du Mädchen (ersatzweise: Jude), geh' doch zu Hause!

kriegswichtig: ein Herz
Der Bericht des unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus legt nahe, wie tief der Antisemitismus in unserer Gesellschaft verwurzelt ist. Nach der vorliegenden Studie (siehe auch hier...) liegt der Anteil latent antisemitischer Bürgerinnen und Bürger bei knapp 20 Prozent. Die Amadeu Antonio Stiftung hilft uns hier bei der Begriffsklärung. Dabei ist in der Tat von der Begrifflichkeit des Antizionismus zu differenzieren. Ein "richtiger" Antisemit muss schon Doppelstandards ansetzen, eine reine Kritik an der israelischen Politik reicht nicht.

Antisemitismus stellt ein Problem dar, überall auf der Welt. Aber in der BRD ist dieses Problem auch ein Symptom einer noch viel größeren Problematik: Der Alltagssemitismus (sic!) bedient Klischees und Vorurteile, teilweise werden diese unbewusst, in "automatischer Rede", geäußert. Ein schweres sprachliches und damit bildungsbedingtes Defizit, wie ich meine. Hinzu gesellt sich der unbedingte Wunsch, missliebige Menschen herabzustufen. Das große Problem heißt wohl: Chauvinismus!

In unserer Gesellschaft werden ganz offensichtlich Frauen, Behinderte und Juden (u.a.) als minderwertig erachtet. Wer einen anderen Menschen herabsetzen möchte, würde ihn niemals als "Ungar/ Franzose", "Mann/ Junge" oder "Hetero" beschimpfen (warum eigentlich nicht?). Umgekehrt aber ist die Schmähung gelungen, wenn er ihn als "Jude", "Mädchen" oder als "Schwuchtel" bezeichnet. Es gibt natürlich haufenweise andere Beschimpfungen, und sie wechseln sich im Laufe der Zeit ab (wer erinnert sich nicht "gerne" an den "Nigger" zurück?) Allein der "Jude" als Schimpfwort weist auf eine offenbar ungebrochene Tradition zurück.

Woran mag dieses Bedürfnis nach Beschimpfung nur liegen? Finden wir zu unserer eigenen Größe tatsächlich nur dadurch, indem wir andere kleiner als uns machen? Und wie kommt's überhaupt, dass genannte Gruppen als minderwertig oder fehlerbehaftet gelten? Und wie kommt's, dass wir uns dermaßen betitelt in unserer Ehre besudelt fühlen? Liegt es am gesellschaftlich akzeptierten Menschenbild, das stets von dieser diffusen, imaginierten Normalität ausgeht? Dann wird's aber Zeit für die vielbeschworene Vielfalt, möcht' ich sagen. Und beleidigt werden kann schließlich nur der, der sich hernach beleidigt fühlt.

Wenn Worte andere in ihrer Würde nicht mehr herabsetzen können, dann werden sie auch nicht mehr benutzt. Im Kindergarten hat's uns jedenfalls geholfen. So kann es funktionieren: Wir lassen konstruktive Kritik an uns heran, und pubertäres Geschwafel lassen wir an uns abperlen. Wir denken uns: Hey, wenn Dein Leben scheiße ist, dann änd're was dran, aber lass' es nicht an mir aus, okay? Aber wenn ich genauer darüber nachdenke: Wahrscheinlich hilft das auch nicht, unsere Welt ein bisschen weniger islamo-, judäo-, homo-, gynäko- und vor allem anthropophob zu machen.

So, bevor ich mich hier weiter um Kopf und Kragen schreibe, höre ich besser auf. Die o.g. Studie gibt es übrigens hier... als PDF. Wer über den Begriff "Doppelstandards" gestolpert ist, dem wird hier... geholfen.

Freitag, 20. Januar 2012

Hallo hier Musik! Kompilation zum Download!

kriegswichtig: alte Lieder
Einige LeserInnen meinten schon, ich solle lieber arbeiten gehen statt irgend so einen Quatsch zu schreiben. Vielleicht haben sie recht. Andere, die mich besser kennen, haben schon gesagt, dass ich bei der Musik bleiben solle, die läge mir deutlich besser als das Schreiben. Nun, ist Sprache keine Musik, beliebte ich zu entgegnen, aber vielleicht haben diese Leute auch recht.

Tatsächlich pflegte ich noch vor wenigen Jahren Musik zu machen. Und nicht zu wenig. Um dies einmal zu einem würdigen Abschluss zu bringen, damit ich mit etwas Neuem beginnen kann, bat ich meinen Freund RonJustice darum, die etwa 150 Tracks aus meinem Spätwerk (2000 -2007) zu kompilieren. Erstaunlicherweise sind davon sogar 13 Tracks übriggeblieben, die ich nun interessierten Musikliebhabern zum kostenlosen Download anbiete.

Tracklist:
  1. avatar_a: vom gleichnamigen Album, für das ich einzig einen Ton meiner akutischen Gitarre "gesampelt", ggf. noch ein paar holprige Beats dazugefrickelt habe. Klingt stark nach Postrock, finde ich.
  2. urlaub: vom Album liebelieder, das sowohl einige drollige, deutschsprachige Popsongs enthält sowie auch technoide Tracks. Diese instrumentale Stück imaginiert einige junge Menschen, die ihren VW-Bus beladen und in den Urlaub fahren. Am Ende sind sie am Meer angekommen und schauen in den Sonnenuntergang.
  3. essen spaghetti: ebenfalls vom Album liebelieder. Der Instrumentaltrack hat mich wohl an die Musik aus Spaghettiwestern erinnert, die Holperbeats wohl an die Stadt Essen. Ich weiß nicht mehr genau, was mich da getrieben hat.
  4. saved: ein Instrumentaltrack vom Album Schmusekurs, das deutlich poppig-minimalistische Stücke enthält. Das Album ist eine Ansammlung von Stücken, die ich für die Tanztheatergruppe bemoved produziert hatte. Ich finde gerade dieses Stück toll, obwohl es den TänzerInnen zu seicht war. Banausen!
  5. einbrennen: Musik vom Album Urban Faces, das im Grunde für eine Kunstausstellung produziert wurde. Dieser Track basiert auf einem kurzen Basslauf, und im Hintergrund knistert Zeug. Eines meiner überlangen Stücke. Kann man aber nicht kürzen.
  6. abflug: Ebenfalls vom Album Urban Faces. Für diesen Track (wie für die meisten anderen dieses Albums) habe ich zuerst vier Spuren mit Bass, Gitarre, Melodika und Synthesizer aufgenommen, sie hernach zerpflückt und wieder neu zusammen gesetzt. Leidet auch unter Überlänge...
  7. im wald: wunderschönes, auf Gitarrenloops basierendes Instrumentalstück vom Album Schmusekurs. Der Name ist Programm, wie ich finde...
  8. with the dolphins: kurzes Instrumental vom Album Ocean: above, dem Zwilling vom deutlich deeperen Album Ocean: beneath. Alle Instrumente wurden aus dem Meeresrauschen gefiltert und generiert. Eigentlich heißt dieser Track Track 4. Aber hey... ich musste dabei nun einmal an ein Boot begleitende Meeressäuger denken.
  9. disco frisco: ein tanzbares Stück Musik vom Album liebelieder. Auf die Streicher am Ende bin ich besonders stolz: die sind so schön stupide und funktionieren trotzdem. Zu der Zeit habe ich übrigens gerne Minimal gehört, am liebsten darunter Antonelli Electr. 
  10. L.I.E.B.E.: Auch ein Stück mit Gesang hat es auf diese Liste geschafft, hurra! Auf den Text bin ich stolz. Und wenn ich einmal ein Wort wie "Euphorie" singe, dann gefriert die Hölle. Vom Album liebelieder.
  11. deng deng: vom Album Avatar_A. Postrockig, schöne Melodie, etwas überlang und zum Schluss ordentlich durch zappelige Beats zerstört. Und wenn ich zappelig sage... Und wenn ich zerstört sage...
  12. frustuk: An dieses Stück konnte ich mich gar nicht mehr erinnern. Gitarre, auf der Tastatur eingetipptes Schlagzeug und am Ende durch den Verzerrer gejagt. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Hat es auf keines meiner Alben geschafft. Nicht, weil es schlecht ist. Sondern weil es sehr für sich steht.
  13. 2uhr in der nacht: vom Album Urban Faces. Instrumental mit recht schöner Melodie. Letztes Stück auf dem Album, letztes Stück auf der Kompilation.
Download (ca. 90MB)

Soviel zum Spätwerk. Es gibt noch ca. 300 Songs, Tracks und Entwürfe, die ebenfalls kompiliert werden müssen. RonJustice, übernehmen Sie!

Dienstag, 17. Januar 2012

Knastdialoge! Und hinterher Sicherheitsverwahrung!

kriegswichtig: Zerstörungswut
Arbeit Arbeit  Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit

Ich kann es nicht mehr hören, dieses Wort: Arbeit. "Wie siehst denn Du aus? Bist Du krank?" "Nee, ich hab' Arbeit." "Oooch, macht nix, das geht wieder vorbei!"  Man sieht's, Arbeit wird überschätzt. Arbeit macht krank. "Ich hab' Arbeit" klingt in etwa so wie: "Ich hab' AIDS". Die Zeit bis zur Verrentung, sie klingt so: "Wie lange hast Du noch?" "25 Jahre, Mann! Und hinterher Sicherheitsverwahrung!" Na? Erinnert Sie das an etwas? Genau: Das ist ein Knastdialog, wie man ihn in Filmen zu hören bekommt.

Wie kommt es also, dass Arbeit immer noch als eine die Würde des Menschen erhaltende Tätigkeit gilt? Wie kommt's, dass Menschen ohne Arbeit im Umkehrschluss würdelos sind? Es liegt wohl an der Begrifflichkeit: Mit Arbeit meinen wir ausschließlich Lohnarbeit! Alle anderen Beschäftigungen, denen der Mensch nachgeht, sie zählen einfach nicht! Nur wer hart für Lohn arbeitet, kann den gesellschaftlichen Reichtum konsumieren. Wer sich nicht unterwirft, bleibt davon ausgeschlossen. Die Würde der Arbeit liegt also in der Fähigkeit zum Konsum. Na prima: Zuerst werden wir zu Leibeigenen gemacht, und dann machen wir uns selbst zu Konsumtrotteln!

Ich aber sage Euch: Wer nicht die Arbeit von der baren Existenzsicherung entkoppelt, der ist ein... nun ja! auch mir fehlen manchmal die Worte. Würde entsteht da, wo der Mensch seinem Gusto entsprechend handeln kann. Wenn es ihm freigestellt ist, zu entscheiden, was und für wen er etwas tut. Philanthropen behaupten, der Mensch sei kreativ. Schenken wir ihnen doch Glauben. Würdelos hingegen ist es, aus blanker Not oder auch Angst vor dem JobCenter seinen Arsch mal hierhin und bald dahin zu bewegen und für wenig Geld zu verkaufen. Wird man schlecht behandelt vom Chef, dann kann man noch nicht einmal kündigen, ohne sofort wieder bestraft zu werden.

Dahinter steht aber mal so was von gar keine Freiheit in der Wahl, wie ich mein Leben gestalten möchte. Wenn ich in der materiellen Welt überleben will, MUSS ich arbeiten. Man könnte es auch Zwangsarbeit nennen. Sklaverei, von mir aus. Das hat mit der Würde eines Menschen gar nichts zu tun. Die Nazis haben uns vorgemacht, was von Arbeit wirklich zu halten ist: Sie haben den Spruch "Arbeit macht frei" an die KZ- Tore genagelt und sich dann vor Lachen über ihren eigenen Zynismus ins Höschen gepinkelt.

Um die Arbeit ihrer Würde vollkommen zu entledigen, besteht letztlich eine große Diskrepanz zwischen ihrem gesellschaftlichen Wert und ihrer tatsächlichen Entlohnung. Der finanzielle und gesellschaftliche Druck, eine Arbeit aufzunehmen führt indirekt zu Lohndumping. Daher haben die Unternehmen auch gar kein Interesse an der Vollbeschäftigung. Sie gäben dadurch ihr einziges D(r)uckmittel auf: den Konkurrenzkampf unter den ArbeitnehmerInnen um des Jobs, nicht der Bezahlung willen. Was soll daran gut sein? 

Also noch einmal, auf einen Versuch kommt's an: Wer die Arbeit nicht von der baren Existenzsicherung entkoppelt, ist ein ganz niederträchtiger Arsch, der dem Menschen an sich misstraut, sich aber selbst für einen Auserwählten halten muss. Der dann wiederum andere Leute knechten kann wie es ihm beliebt und hinterher glaubt, dass ohne ihn nichts gelaufen wär'. Weshalb er sich den größten Teil am gar nicht selbst gebackenen Kuchen sichert. So! Werd' ich jetzt verhaftet? Ach, ich bin ja schon längst im Knast. 25 Jahre noch. Danach komm' ich in die Sicherheitsverwahrung. Man möcht' wild um sich schießen, wenn man nur daran denkt!

Sonntag, 8. Januar 2012

Pizza Stagnatione: Vier Irrtümer für die Bunzreplik!

kriegswichtig: ein Fluchtfahrzeug
Es ist übrigens nicht die Kritik an PolitikerInnen gefährlich für eine Demokratie, sondern das Ausbleiben berechtigter (wie auch unberechtigter) Kritik. Dies gilt ebenso für kritische Stimmen innerhalb derselben Partei. Eine Partei ist kein harmonisches Kuschelseminar, sondern ein Sammelbecken verschiedenster Meinungsträger, die sich gefälligst streiten sollen. Es wird übrigens auch kein Amt beschädigt, wenn Kritik geübt wird, sondern höchstens die Person, die es ausübt. Und die erledigen die Beschädigung ihres Amtes in der Regel schon selber. Stichwort "Bundespräsident"

Ziviler Ungehorsam ist und bleibt wichtig für eine moderne, fortschrittliche Gesellschaft. Die Legislative folgt, wenn auch zögerlich, dem Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung (oder Teilen davon). Wären zum Beispiel die Homosexuellen nicht für ihre Rechte auf die Straße gegangen und hätten sie ihre Sexualität nicht trotz des Verbotes (§§ 175 und 175a StGB - widernatürliche Unzucht und Unzucht zwischen Männern) ausgelebt, könnte man sie heute noch verhaften und entmündigen wie noch in den 60ern des vergangenen Jahrhunderts. Schlimm ist einzig, dass es immer noch (oder wieder) Menschen gibt, die dies begrüßen würden. Stichwort "Versammlungsfreiheit"

Eine Politik, die gleichzeitig auf Wachstum und auf Klimaschutz drängt, kann es nicht ganz ernst meinen. Entweder verzichtet man auf Wirtschaftswachstum, das ist dann gut für das Klima. Oder man verzichtet auf Klimaschutz, dann ist das gut für das Wirtschaftswachstum. Unendliches Wachstum gibt es ohnehin nicht (fragen Sie den Naturwissenschaftler ihrer Wahl), und Wachstum an sich impliziert den Raubbau an sich verknappenden Ressourcen. Wenn Politik wirklich "alternativlos" sein muss, dann ja wohl an dieser Stelle, oder? Stichwort "Klimagipfel" , "Wachstumsbeschleunigungsgesetz"

Die Europäische Union ist eine Wirtschaftsunion und keine Sozialunion. Wirtschaft und Soziales müssen sich zwar nicht gegenseitig ausschließen,aber hey... der Schwerpunkt liegt nun mal bei der Wirtschaft. Und damit sind wir beim Geld anderer Leute. Doch die Demokratie rahmt diese Wirtschafts- und Geldunion immerhin ein. Ihre Mitglieder müssten eigentlich demokratische Staaten sein. Warum aber werden demokratische Prozesse gerade dann ausgesetzt, wenn es brenzlig wird? Wo doch die Alternativen zur Demokratie hinlänglich bekannt sind? Stichwort "alternativlose Politik", "Eigentum verpflichtet", "Volksabstimmung"

Donnerstag, 5. Januar 2012

Was ich dem Peter jetzt mal sagen möcht'! Ich mache den Kopf einfach zu!

kriegswichtig: Mobilität
Wo nimmt dieser Mann nur immer seine Ideen her? Vielleicht klopfte dereinst ein ältlicher Wagenlenker dem Peter auf die Schulter und sagt: Schaust, da sind immer, wo ich grad fahr', diese depperten Fußgänger mit Kopfhörern auf den Ohren. Wenn ich da laut Hupe, dann gehen die nicht weg. Ja wozu hab' ich denn die Hupe, wenn sie keiner mehr hören kann?

Vielleicht als mahnende Erinnerung an die Bremse, deren zeitweilige Betätigung ja auch nicht schaden kann, hätte man den Peter, der ja Doktor, MdB und: Verkehrsminister in Personalunion ist, sagen hören können. Aber da hat er doch den Autofahrern vielleicht in letzter Zeit zu viel zugemutet (?), und die Radfahrer werden auch ständig gegängelt.

Da wird es um der Gerechtigkeit willen wohl auch mal um Fußgänger gehen dürfen. Wenn's ein paar Zeilen in der Zeitung bringt, allemal. Und Schwupps, hat er stattdessen wohl gesagt: Na, Du alter Zausel, hast scho recht, dann werd' ich mal mich in besonderer Weise den Ohrstöppsel tragenden Fußis widmen, nicht wahr?

Aber vielleicht sollte der Peter auch einmal selber durch die Stadt gehen. Dann würde er höchstpersönlich all die todesmutigen "Schlafwandler" sehen, die einfach so mir nichts Dir nichts über die Straßen gehen, ohne auf den Verkehr zu achten. Vielleicht nimmt er aber auch all die telefonierenden oder anderweitig abgelenkten, ihre eigenen Fahrkünste stets überschätzenden und ihren persönlichen Stress im Verkehr abreagierenden Menschen hinterm Steuer wahr.

Ich kann mich noch an meine Kindheit erinnern, als in einem kleinen Nachbarstädtchen die erste Fußgängerampel in der Nähe des Bahnhofs aufgestellt wurde. Dort hatten sich vorher auch Menschen in geradezu anbiedernder Weise mittels Zebrastreifen vor die Autos geworfen und wurden dabei erwartungsgemäß verletzt oder gar getötet.

Dieser unfähigen Fußgänger- Rotte musste dringend das Handwerk gelegt werden. Und seither achten motorisierte Verkehrsteilnehmer peinlich genau auf das korrekte Verhalten der unmotorisierten. Um dazu ausreichend Gelegenheit zu geben, standen bald überall diese Dinger herum.

In Berlin interessiert die Ampel niemanden mehr. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sich solche Installationen überlebt haben. Als Fußgänger muss ich ohnehin auf meine unmittelbare Umgebung achten. Nichts ist lästiger, als die Zombies mit ihren an 12-Meter-Leinen festgebundenen Kackmaschinen, und auf's Display starrende Leut', die sich arg wundern und auch ein bisserl ärgern, wenn ihnen plötzlich jemand entgegen kommt, ebenso. Hinzu kommt noch die Sorte aggressiver Auto- und (der Gerechtigkeit halber) Radfahrer. Wir leben nun mal in einer Stadt, und da nervt jeder jeden. Irgendwie.

Bei all dem Genöle und der Rechthaberei um mich herum, das möcht' ich dem Peter jetzt mal sagen, da will ich einfach nichts mehr hören. Und darum trage ich auch Ohrstöppsel, wenn ich unterwegs bin. Ich mache sozusagen den Kopf zu. Denn was nutzt es mir schon, wenn ich die Hupe höre? Da ist es meist schon zu spät.

Ich will, dass gebremst wird, wenn's brenzlig wird. Und dazu noch eines: Unfallverursacher sind meistens noch die Autofahrer. Ich möchte wegen des Unvermögens anderer nichts verboten bekommen, und ich will auch keinen Fahrradhelm tragen müssen, bloß weil mancher Autofahrer zu doof zum Bremsen ist.

Wer Verkehrssicherheit will, muss schlaue Verkehrssysteme entwickeln und umsetzen. Das Konzept Shared Space ist nur eines davon. Aber davon versteht der Peter nichts. Der versteht nur ein bisserl Bahnhof und ganz viel Autobahn. Und er kann ganz gut verbieten und verordnen. Von daher ist's beruhigend zu wissen, dass des Innenministers Personal nicht ausreichen wird, diese Verbote und Verordnungen auch nur irgendwie durchzusetzen (siehe Handyverbot im StV, Kackverbot für Hunde etc.).

Dienstag, 3. Januar 2012

Terroristen und ihre willfährigen Unterstützer! Die Welt ist erwachsenenfeindlich!

kriegswichtig: Barrikaden
Das Zusammenleben von Menschen ist im Grunde denkbar einfach. Auch in Ballungsräumen sollte dies funktionieren: Man denkt sich all die Dinge aus, die einen selber nerven und tut sie deswegen gerade nicht, weil man davon ausgehen kann, dass alle anderen sie ebenfalls nerven. Anders gesagt: Wenn ich nachts um Drei wach werde und mir spontan einfällt, den Küchenschrank anzubringen, dann verschiebe ich das auf den folgenden Tag. Denn ich kann mich noch erinnern, wie ich anderntags zu ähnlicher Zeit zerknirscht an der Türe meines Nachbarn stand und ihn bat, die Musik etwas leiser zu drehen. Alles hat nämlich seine Zeit!

Wenn ich Sonne will, dann fliege ich in den Urlaub und klage nicht über hiesiges Wetter. Wenn ich pinkeln muss, gehe ich auf's Klo. Wenn ich laut spielen will, gehe ich auf den Spielplatz oder auf mein Zimmer. Alles hat seinen Ort. Und auch seine Zeit: Nachts schlafe ich und mein Bedürfnis nach Toberei hat sich aufgelöst in selige Schlummerträume. Wenn ich des Nachts spielen würde, bekäme ich Ärger mit meinen Eltern. Es sei denn, sie gehören zu der Sorte, welche jede Klage über den Lärmpegel mit einem kräftigen: "Hallo? Das ist ein Kind! Das muss überall und jederzeit toben können, sonst nimmt es psychischen Schaden" quittieren.

Kürzlich habe ich eine Reportage über die erste Miss World 1929(?) gesehen. Sie lebte in Wien und kam aus ärmlichen Verhältnissen. Dort, wie überall,  war der Wohnraum sehr beengt, mehrere Leute teilten sich ein Zimmer, so dass die Menschen jede Gelegenheit nutzten, dieser Form familiärer und räumlicher Enge zu entkommen. Sie besuchten schlicht die Cafés ihrer Umgebung und verbrachten dort ihre Freizeit in einer anderen, geselligen und dennoch entspannteren Enge. Daher kommt sie also, die Kaffeehauskultur: Aus dem Bedürfnis nach Ruhe und Erholung vom Alltag, der getrübt war durch den Stress jener Tage.  

Ich kenne Eltern, die es genießen in ein Cafè zugehen, und zwar ohne ihre Kinder. Sie wollen einfach mal ihre Ruhe haben und einen Kaffee geniessen, den sie nicht selber zubereiten müssen. Durchatmen wollen sie mal. Leider können sich viele Eltern, die mit ihren Kindern die Cafés bevölkern, gar nicht vorstellen, dass es so etwas überhaupt gibt: Eltern, die ohne ihre Kinder sind und ihre Ruhe haben wollen. Oder kinderlose Erwachsene, die ebenfalls dem Lärm des Alltags entgehen möchten: Autolärm, Deppenlärm, Kirchenglocken, Maschinenlärm, Hundelärm, Betrunkenenlärm, Kinderlärm und dergleichen mehr. Niemand möchte Kinder von Cafés oder gar Restaurants fernhalten. Aber wenn die Eltern ihren Kindern gütigst soziales Verhalten beizubringen gedächten? Dass nicht überall getobt und gelärmt werden muss?

Die neue Elternschaft fördert ihre Kinder unentwegt, vergisst dabei allerdings, ihnen Grenzen aufzuzeigen. Alles darf: überall und jederzeit! Etwas zu verweigern oder zu verbieten bereitet seelischen Schaden. Das Kind könnte weinen! Und dann? Sehen Sie? Wir wollen doch nicht, das ein im Konsumparadies aufwachsendes Kind weinen muss. Wie herzlos sind Sie denn? LehrerInnen und ErzieherInnen tun mir schlicht leid: Sie haben es demgemäß mit egozentrischen, soziopathischen und besserwissenden Kindern zu tun, die gleich mit dem Anwalt der Eltern drohen, wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt.

In einem Kurzurlaub saß ich mit meiner Freundin am gedeckten Kaffeetisch, als eine Mutter - Typ: ich fühle mich leer und ausgebrannt, komm' lass' uns Kinder haben - mit ihren kleinen Kindern ankam und sich mit ihnen auf die Suche nach einem verloren gegangenen Plastikarmband machte. Sie scheute nicht davor zurück, ihr Problem dem gesamten Personal zu erläutern und es in die Suche einzubeziehen. Selbst wir wurden einbezogen. Lieber hätte ich in Ruhe meinen Kuchen gegessen. Aber damit war's nun essig. Dabei haben mich nicht einmal die Kinder gestört. Die Mutter hätte ich allerdings am liebsten gelyncht. Hat die sonst nichts zu tun?

Oder gehen Sie einmal in einen Biosupermarkt: Dort gibt es auch diese Kindereinkaufswagen und viele bewegte Mamis und Papis mit ihren geförderten Kindern. Es gibt auch super gestresst aussschauende Verkäuferinnen und Kunden, die einfach nur einkaufen möchten. Leider fahren die Kinder mit den Kindereinkaufswagen ein Rennen zwischen den Supermarktregalen. Ihre Eltern unterhalten sich derweil über die Unausweichlichkeit von geschlechtsspezifischem Spielzeug. "Da kann man nicht dagegensteuern, da hilft nichts." Währenddessen fährt mir ein Kindereinkaufswagen voll in die Hacken. Es tut weh, ich schreie kurz auf, doch das Kind sieht in mir nur ein zu vernachlässigendes Hindernis im Parcours. So geht's die ganze Zeit. Und als eines der Kinder sich stößt und laut aufheult, da freue ich mich diebisch. Ätsch! Mutti tröstet das heulende und schluchzende Kind. Die Verkäuferin verdreht nur noch die Augen nach oben.

Die Welt ist längst nicht mehr kinderfeindlich. Sie ist erwachsenenfeindlich. Und das in Zeiten, in denen die Jobs unsicher sind, die Anforderungen an die ArbeitnehmerInnen unverschämt und das Leben sich um Vieles verkompliziert hat im Vergleich zu früheren Tagen. Raum und Zeit zum Nachdenken tut Not. Umso erstaunlicher, wie sich manche Eltern zu den Sklaven ihrer Kinder machen und diese auch ihre nächste Umwelt unterjochen lassen. Wer heute noch fordert, Kinder mögen die Welt regieren, der nimmt Despotie und Willkür in Kauf. Man muss dabei an wohlerzogene Kinder anderer Generationen gedacht haben. Diese Terroristen heutzutage und ihre willfährigen Unterstützer können damit jedenfalls nicht gemeint sein.