U-Bahn fahren ist totaler Rotz. Besser als Auto fahren, sicher. Fahrrad fahren liegt so zwischendrin, doch bei dem Sauwetter dieser Tage, in dem sich Sonnenschein minütlich mit starken Regengüssen abwechseln? Doch selbst im Auto kann ich mir wenigstens aussuchen, welche Musik ich mir anhören muss und ob ich überhaupt Musik hören will. In der U-Bahn geht das nicht. Und seit die Musikgeräte mit einem Lautstärkestopp ausgerüstet sind, sowieso nicht.
Warum ist Trompete, Akkordeon, das Casio-Keyboard am tragbaren Verstärker sowie Melodica und Gesang nicht mit einem solchen Lautstärkestopp versehen? Wir sind natürlich eine völlig unsinnliche Spezies Mensch, verdammenswert, weil man nicht ständig und zu jeder Zeit beschallert werden will. Wäre ich ein Musikus, ich würde mir Schweigegeld erkaufen, indem ich damit drohe, Musik zu machen, falls ich nicht mindestens 5 Euro im Waggon einsammle.
Dies fiele unter den Tatbestand der Erpressung, und es ist den Vertretern der Fahrgastmusik durchaus hoch anzurechnen, dass sie im legalen Rahmen und nach einem Ehrenkodex agieren. Diese Legalität und Ehrenhaftigkeit nervt zwar gewaltig, aber man scheint damit leben zu müssen: Von irgendwas müssen diese Leute ja leben.
Dabei nimmt es sich nichts, ob man mit rumänischer Polka (?) oder energischem Gitarren- Power- Pop geramdöst wird. Einzig Abwechslung bringen gelegentliche Territorialkämpfe konkurrierender Musiker_innen, welche die südosteuropäischen Combos meist für sich gegen die Einzelinterpret_innen entscheiden. Das macht sie nicht besonders sympathisch und hemmt die Spenderlaune drastisch. Selbst in der Armut gilt der Ellenbogen und das Recht des Stärkeren. Diese kapitalistische Scheiße geht auf den Sack.
Das eigentliche Problem liegt jedoch an der Allgegenwart des Lärms, die eine nicht beschallte U-Bahn geradezu als Hort der Glückseligkeit erscheinen lässt. Natürlich ist Fahrgastmusik die Schlange im Paradies, welche die sofortige Vertreibung zur Folge hat. Doch die Außenwelt ist ähnlich grausam: Sie birgt lärmende Baustellen, Gartenarbeit, Straßenverkehr, blökende Kinder, laute Tischnachbarn und vieles mehr.
Indes scheinen Bauarbeiter beispielsweise nur zwischen 6.30 Uhr und 8 Uhr zu arbeiten. Das ist beneidenswert, stört aber meinen Schlaf gewaltig. Verstummt der letzte Schrei des Vorarbeiters und der letzte dreckige Witz des Kranführers, treffen sich lauthals palavernde Nachbarn mit ihren kläffenden Kötern im lauten Hall des Innenhofs, bis man genervt aufsteht und die Termine wahrzunehmen beginnt, die der Tag so bringt. Unausgeschlafen soll man dann also die saublöde Musik in der U-Bahn ertragen?
Derart gepiesackt gehe ich in ein Café, bestelle einen Milchkaffee und will gerade die Zeitung lesen, da stoppt ein Lastwagen am Ufer, zwei Arbeitshosen steigen aus, werfen einen Stromgenerator an und beginnen die Hecken dort zu schneiden. Wat mutt dat mutt, denke ich. Und in diesem Moment fährt eine Straßenkehrmaschine um die Ecke und nimmt mit lautstarkem Gesummse die Arbeit auf. Also gehe ich nach Hause und schreibe vielleicht frustriert diese Zeilen... und schon sieben zwei Gartenbauer den Spielplatzsand mit einem motorbetriebenen Irgendwas. Das ist gut, weil man sonst den Nachbarn beim Schleifen seiner Dielen hören könnte.
Pünktlich, nachdem auch dieser Lärm verstummt ist, klingelt ungebetener Besuch an der Haustür. Eine Nachbarin sammelt Unterschriften gegen die Rumänen in unserer Nachbarschaft. Die würden zu zehnt in einer Wohnung leben, machten Lärm bis in die Puppen und würden an die Autos pinkeln. Nun, ich habe von alledem gar nichts mitbekommen: Weder von den Rumänen, noch von dem Lärm, und ein anpinkelbares Auto besitze ich nicht. Doch so verkehrt können Menschen gar nicht sein, wenn sie tatsächlich an Autos pinkeln, denke ich schmunzelnd. Doch dass sie ihren Sperrmüll einfach auf den Bürgersteig stellen... da blicke ich tadelnd auf. Ja das, das geht gar nicht!
Im Sinne einer guten Nachbarschaft verzichte ich darauf, die gute Frau auf all das hinzuweisen, was mich den lieben langen Tag stört. Aber ich unterschreibe nicht, vor allem, weil das Schreiben an den Rechstausleger der SPD, den Ortsbürgermeister Buschkowsky gerichtet ist. Doch ihre Ausführungen sind letztlich für mich nicht nachvollziehbar, also weiß ich nicht, ob hier Ressentiments gepflegt werden oder die Störung wirklich als peinigend empfunden wird oder beides. Auch weiß ich nicht, ob die Rumänen tatsächlich für all das verantwortlich sind, was ihnen vorgeworfen wird. Als die Nachbarin dann noch sagt, man wolle dem Lärm zum Trotz ja auch um 22 Uhr mal schlafen gehen, empfehle ich mich freundlich, aber bestimmt.
Nun bin ich extra voller Wärme für unsere rumänischen Mitbürger_innen. Sie wohnen bestimmt nicht freiwillig zu zehnt in einer Wohnung, und wahrscheinlich nutzt ein raffgieriger Vermieter den Umstand aus, dass man Wohnungen nicht gerne an Roma im Speziellen und Rumänen im Allgemeinen vermietet. Es sei denn zu völlig überzogenen Mieten. In solchen Verhältnissen wird es natürlich schnell eng zu Hause und es treibt die Menschen auf die Straße, wo sie natürlich nicht dumpf vor sich hinstarren, sondern Zwischenmenschliches ausagieren, gerne auch nach 22 Uhr. Und weil das Bad dauernd besetzt ist, könnten sich dringliche Nöte entwickeln, die möglicherweise am parkenden Fahrzeug entladen werden.
Aber dafür fehlt eben jeder Beweis. Nur weil es sich um Rumänen handelt, kann man ihnen nicht alles, was in der Straße passiert, anlasten. Schließlich lassen Hundehalter ihre Köter vorzugsweise an Fahrräder pinkeln und auf die Straße kacken. Und statt mittels Unterschriften die ohnehin ressentimentgeladene Haltung des Ortsbürgermeisters zu bedienen, könnte man ja auch seine Energie dafür benutzen, die Lebensbedingungen der Gescholtenen zu verbessern, indem man den Vermieter anzeigt und etwas Toleranz an den Tag legt. Man könnte zum Beispiel auch versuchen, mit den Menschen zu reden. In der Regel klappt das ganz gut.
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Sonntag, 22. Juli 2012
Donnerstag, 22. Oktober 2009
Die Quelle ist versiegt! Ach Gottchen, wie pathetisch!
Na? Habe ich es nicht gesagt? Vor nicht ganz einem halben Jahr habe ich prognostiziert, dass die 50Millionen Euro Soforthilfe für das Versandhaus Quelle rausgeschmissenes Geld ist (hier...). Lieber solle man mir 5Millionen Euro geben, das Geld sei dann zwar auch weg, aber es wäre deutlich weniger gewesen. Der Staat hätte mich zum Billigtarif reich machen können, dabei sogar noch 45Millionen Euro sparen können.
Nun hat es Quelle noch nicht einmal bis Weihnachten geschafft! Man könnte fragen, wie man innerhalb von vier Monaten soviel Geld durchbringen kann. Zusatzfrage: Wenn die Soforthilfe wie angekündigt für den Katalog benötigt wurde, und diese anschließend an den Kunden verschickt wurden; was macht man denn nun mit diesen dicken, bebilderten Schwarten, aus denen man ja ohnehin nichts mehr bestellen kann?
Was passiert eigentlich, wenn ein quelleeigenes Gerät innerhalb der Garantiezeit defekt ist? Wird denn noch garantiert (vor allem, wenn man die extrateure, extraverlängernde Extragarantie beim Kauf des Gerätes abgeschlossen hat)? Es wird kolportiert, man habe dann Pech gehabt und müsse die Reparatur selbst zahlen. Hmmm, wie funktioniert das nochmal im Insolvenzverfahren? Hoffentlich hält mein Kühlschrank noch ein paar Jahre.
Dass ich recht behalten habe, was Quelle betrifft, verschafft mir übrigens keinerlei Genugtuung. Schade! Was mir die Stimmung etwas verhagelt hat, sind vielmehr blutjunge Nachmieter, welche zum ersten Mal in eine Wohnung ziehen. Man lässt die Baggage einen halben Monat früher rein, zeigt ihnen die Wohnung und lässt sich versichern, dass alles in Ordnung ist. Ein paar Tage später, deren Eltern haben bei der Renovierung geholfen, werden vormals okaye Dinge plötzlich zu Mängeln.
Ich kann mich noch erinnern, als ich meine erste Wohnung bezog und meine Eltern schockiert waren über den Zustand, in dem diese sich befand. Es war eben eine günstige Wohnung, und schon deshalb entsprach sie nicht den Vorstellungen meiner Eltern. Hinter meinem Rücken erstellten sie eine Mängelliste und kündigten Mietminderung an. Vielleicht sogar zu recht. Nur hatte ich dann den Ärger am Hals, und ehrlich gesagt: Mir gefiel die Wohnung gerade WEGEN dieser Entgleisung vom bürgerlichen Anspruch!
Was lernen wir daraus? Wir lernen: Eltern, liebe Kinder, darf man niemals reinpfuschen lassen. Sie helfen einem beim Umzug, beim Renovieren, und dabei bringen sie ihre ganze kleinbürgerliche, penetrant- penible Weltsicht in den Lauf der Dinge ein. Und ehe man sich's versieht, wird man genauso so eine freudlose Flachzange wie sie, deren Gedanken nur innerhalb des eigenen Gartenzauns zirkulieren und durch die Latten hindurch schädliche Strahlung streuen.
Also ehrlich, was soll das? Erst freundlich und begeistert tun, und dann im Nachhinein jeden kleinen Furz, der in der Vergangenheit einmal getan wurde, anprangern. Ihr vollkaskodeutschen Hinternwischer, Ihr! Man sollte Euch verpacken und als Garantiefall zum Quelle- Versand schicken. Doch dort ist niemand mehr, der Euch noch auspackt!
Nun hat es Quelle noch nicht einmal bis Weihnachten geschafft! Man könnte fragen, wie man innerhalb von vier Monaten soviel Geld durchbringen kann. Zusatzfrage: Wenn die Soforthilfe wie angekündigt für den Katalog benötigt wurde, und diese anschließend an den Kunden verschickt wurden; was macht man denn nun mit diesen dicken, bebilderten Schwarten, aus denen man ja ohnehin nichts mehr bestellen kann?
Was passiert eigentlich, wenn ein quelleeigenes Gerät innerhalb der Garantiezeit defekt ist? Wird denn noch garantiert (vor allem, wenn man die extrateure, extraverlängernde Extragarantie beim Kauf des Gerätes abgeschlossen hat)? Es wird kolportiert, man habe dann Pech gehabt und müsse die Reparatur selbst zahlen. Hmmm, wie funktioniert das nochmal im Insolvenzverfahren? Hoffentlich hält mein Kühlschrank noch ein paar Jahre.
Dass ich recht behalten habe, was Quelle betrifft, verschafft mir übrigens keinerlei Genugtuung. Schade! Was mir die Stimmung etwas verhagelt hat, sind vielmehr blutjunge Nachmieter, welche zum ersten Mal in eine Wohnung ziehen. Man lässt die Baggage einen halben Monat früher rein, zeigt ihnen die Wohnung und lässt sich versichern, dass alles in Ordnung ist. Ein paar Tage später, deren Eltern haben bei der Renovierung geholfen, werden vormals okaye Dinge plötzlich zu Mängeln.
Ich kann mich noch erinnern, als ich meine erste Wohnung bezog und meine Eltern schockiert waren über den Zustand, in dem diese sich befand. Es war eben eine günstige Wohnung, und schon deshalb entsprach sie nicht den Vorstellungen meiner Eltern. Hinter meinem Rücken erstellten sie eine Mängelliste und kündigten Mietminderung an. Vielleicht sogar zu recht. Nur hatte ich dann den Ärger am Hals, und ehrlich gesagt: Mir gefiel die Wohnung gerade WEGEN dieser Entgleisung vom bürgerlichen Anspruch!
Was lernen wir daraus? Wir lernen: Eltern, liebe Kinder, darf man niemals reinpfuschen lassen. Sie helfen einem beim Umzug, beim Renovieren, und dabei bringen sie ihre ganze kleinbürgerliche, penetrant- penible Weltsicht in den Lauf der Dinge ein. Und ehe man sich's versieht, wird man genauso so eine freudlose Flachzange wie sie, deren Gedanken nur innerhalb des eigenen Gartenzauns zirkulieren und durch die Latten hindurch schädliche Strahlung streuen.
Also ehrlich, was soll das? Erst freundlich und begeistert tun, und dann im Nachhinein jeden kleinen Furz, der in der Vergangenheit einmal getan wurde, anprangern. Ihr vollkaskodeutschen Hinternwischer, Ihr! Man sollte Euch verpacken und als Garantiefall zum Quelle- Versand schicken. Doch dort ist niemand mehr, der Euch noch auspackt!
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