Montag, 30. April 2007

Schöne Reaktionen! Dann Angst! Aber eine Idee: Ich werde OB von Mannheim!

es gab schöne reaktionen auf meine gestrige idee mit den politikerportraits. dann kam plötzlich die angst: was ist, wenn keiner der kandidaten meinen hohen ansprüchen genügt? ich muss ja auch meine bürgerpflicht wahrnehmen und selber wählen. dann die idee: würde ich mich selber zur wahl des oberbürgermeisteramtes stellen, könnte ich lässig pfeifend zur urne treten, bei mir selbst ein häkchen machen und sicher sein, das richtige getan zu haben.

nun weiss ich nicht, ob es überhaupt noch möglich ist, mich zur wahl zu stellen! vielleicht war ich zum ende der bewerbungsfrist gerade beim frisör? auch ist nicht ganz klar: welche voraussetzungen muss ein kandidat sonst noch erfüllen? vielleicht muss man langweiligkeit ärztlich attestiert bekommen. oder zumindest einmal klassensprecher in der schule gewesen sein? vielleicht muss man eine deftige profilneurose pflegen? eine ausbildung zum bankangestellten, versicherungsvertreter oder gebrauchtwagenhändler haben?

dabei wäre ich sicher ein prima parteiloser oberbürgermeister für mannheim! ich könnte vorbehaltfrei "durchregieren", da ich über die stadt und ihre besonderheiten nur wenig weiss. eine tolle voraussetzung, wie ich meine. mein programm? haben meine gegner denn eines? nun gut: mietfreiheit für alle bürger, verstaatlichung von besitz, begrünung der öffentlichen plätze, das sprechen des mannheimer idioms zum straftatbestand machen (oder besser: zur ordnungswidrigkeit machen, weil dann bussgeldpflichtig), nichtdeutschen mitbürgerInnen bei kommunalwahlen aktives und passives stimmrecht verpassen und vieles mehr! mein wahlslogan könnte sein: "mannheim? mannheim!" oder "wer mich wählt, hat's gut!".

man würde mich mögen und vielleicht auch wählen! meine reden würde ich naturellement selber verfassen. ich könnte nach meiner wahl castro- oder chavezlike im kommunalen fernsehen und radio staats- verzeihung stadtreden halten, in denen ich ludwigshafens wüste tyrannei tadele und die mannheimerInnen zum durchhalten aufrufe. ich könnte auch jeden tag von einem anderen balkon herunter eine meiner berühmten "balkonreden" halten.

doch würde ich mich nicht früher oder später korrumpieren lassen? windige geschäfte bei geschlossener balkontür tätigen? dürfte ich nebenbei noch dieses blog verfassen? über meine gegner schreiben? ach was, das ist ja nur eine nebentätigkeit und genau wie bei anderen politikerInnen hat sie keinen einfluss auf meine politik!

ich habe tatsächlich schon bei der stadtverwaltung angerufen und gefragt, was ich tun muss, um ob- kandidat zu werden. leider ist heute "brückentag" und kein gewiefter stadtangestellter konnte mir weiterhelfen. die dame am telefon klang zuerst allerdings etwas verblüfft, hat sich dann aber wieder gefasst und mir eine durchwahl gegeben, die ich am besten am mittwoch mal probieren solle. zuständig ist herr wagner, seine durchwahl ist: 0621 293 96 44 vielleicht möchten sich ja noch mehr kandidaten anmelden. und wenn es dieses mal nicht mehr klappt, dann vielleicht beim nächsten mal.

Sonntag, 29. April 2007

Endlich Dub! Leider wieder viel zu kurz!

C. und ich hatten gestern besuch, haben dann bei freunden die spargelsaison eröffnet und sind dann alle zusammen auf ein konzert der französischen band "ma valise" gegangen, die laut bandinfo in chansons-balkan-latin-dub- hiphop-
folkrock in 5-sprachigem gesang(!) machen. das hört sich nach sehr sehr viel an und auch dementsprechend beliebig, doch das mannheimer publikum feierte die band frenetisch ab.

und tatsächlich ist sogar bei mir der funke kurz übergesprungen, es hat nicht mal so sehr weh getan. doch in der regel verhält es sich mit der musik so: je "wilder" der stilmix, desto beliebiger wird die musik. wenn man ungarische oder französische standards mit offbeats versieht, wird daraus halt reggea mit ungarischen oder französischen einflüssen. der offbeat dominiert und ist damit der ketchup unter den stilmitteln.

mir persönlich gefielen die beiden dubreggea- elemente am besten, doch waren die leider viel zu kurz. der rest war einfach professionelle unterhaltung ohne geschmacklichem, dafür aber wenigstens politischen anspruch. aber was will man denn erwarten?

leider kein dub und deswegen immer noch thema: die rampensau oettinger! hatte nach langem hin und her ja endlich die "missverständnisse" um seine (filbingers) totenrede bedauert und zieht jetzt ernsthafte konsequenzen - er hat nun seinen redenschreiber gefeuert! lieber herr oettinger, damit sind sie am unteren ende der eigentlich nach unten offenen moralskala angekommen. was kommt als nächstes? sie singen ja auch gerne mal alle 3 strophen der deutschen nationalhymne! wie wäre es, wenn sie august heinrich hoffmann von fallersleben posthum mal so richtig konsequent massregeln würden? sie sind mir ja einer, mein lieber mann!

ich muss zugeben, dass ich es irgendwie sensationell fände, wenn dieser mann über sich selbst stolpern würde. ich will köpfe rollen sehen, und ich wäre dabei der könig, ach was, der papst unter den gaffern. das steht mir zwar als höflich- distanziertem menschen nicht wirklich zu gesicht, doch ich wünsche es mir so sehr! endlich: beinahe 40 jahre alt und endlich mal teil eines lynchwütigen mobs! "hängt ihn höher, die sau!" geifere ich dann dem henker zu, die mistgabel und die fackel dabei wütend in die höhe reckend. ich wäre gerne mal teil eines lynchwütigen mobs! gleich morgen kaufe ich mir das notwendige utensil. sagt mir bescheid, wenn's losgeht.

eigentlich blues und steht bald an: die oberbürgermeister- wahlen in
mannheim am 17. juni, am tag des volksaufstandes in der ddr. da ich von keinem der kandidaten auch nur das geringste weiss, bin ich wohl am besten dazu geeignet, mir jeden einzeln vorzunehmen und hier vorzustellen. ich werde die politiker mittels gänzlich unwissenschaftlichen methoden analysieren. einige kriterien werden sein: bohème- faktor, optik, haptik, lynch- faktor, bierseligkeit und so weiter.

liebe meier- redaktion, lieber mannheimer morgen, hier entdeckt ein zugezogener die mannheimer politprominenz! das ist nicht nur brisant, sondern auch hochinteressant weil absolut kenntnis- und vorurteilsfrei! naja, zumindest mal kenntnisfrei! das kann die wahlen beeinflussen. gegen lukratives honorar stelle ich ihnen meine texte gerne zur verfügung. überlegen sie es nicht zu lange! viele grüsse, ihr holger e. karst

Samstag, 28. April 2007

Punks im Hygienewahn! Die Augsburger Puppenkiste tanzt im Jugendzentrum!

es ist nicht mehr so ganz mein ding, das muss ich voranstellen. ganz und gar nicht mehr? nun ja! etwas neugierig war ich schon, deshalb ging ich gestern mit meiner freundin C. zum fuzztones- konzert im autonomen jugendzentrum am alten messplatz. die fuzztones sind zu rockern mutierte altpunks, ihre besten momente sind die langsamen. schnelle musik, einzwodreihaudruff is' nich' mehr. eine echte herausforderung ist es, aggressive musik zu machen, ohne laut und schnell sein zu müssen. der wirklich stinkende furz kommt lautlos hintenrum, der laute dagegen ist stets geruchsarm.

wenn man in ein "jugendzentrum" geht, um dort ein "punkkonzert" zu geniessen, dann trifft man dort auch "jugendliche punks" und auch "altpunks". man trifft auf alte wie junge "wursthaarträger", die jungen "punketten" tragen "punkhüte", ein symbol provinzieller punkhaftigkeit, denn in der stadt trägt kein punk oder keine punkette einen hut. der hut eines punks ist genauso wie das gitarrensolo beim punkrock, beides sollte ausgeschlossen sein.

die punks tanzen pogo und trinken extra hergestelltes "pogobier", die älteren schütteln den kopf im rythmus ihres ganz speziellen beats und zappeln dabei mit ihren armen und beinen, die sozialisierung durch die augsburger puppenkiste scheint ganz offensichtlich. ich hingegen gehöre eher zur "erdbeerpflücker- generation", unser tanz sah denn auch danach aus! jede generation sollte ihre eigenen albernheiten pflegen!

auffällig ist: viele der "jungs" haben diese militante "taxi-driver-frisur", die robert de niro zum zeichen seiner radikalisierung trug und die nicht gerade zum symbol für eine linksgerichtete community werden konnte, weil die filmfigur eben kein bisschen PC war. dazu tragen betreffende jungs gerne camouflage- hosen, das alles soll ihre kampfbereitschaft bezeugen. mir fällt noch eine andere figur mit gleicher frisur und gleichem outfit ein, die vorbild sein könnte: der militante lieblingssohn der trailerparkfamilie aus "mars attacks", der seine waffen in sekundenschnelle blind zusammensetzen kann und sich später im film fanatisch auf die marsianer stürzt. leider fällt seine waffe im entscheidenden moment auseinander.

auch in der linken szene sind machos und hahnreie keine seltenheit: da gibt es den bauernjungen, der seine flasche jedesmal, wenn er ein bier haben möchte, kraftvoll auf dem tresen abstellen muss. oder den, der sich murmeltier- like auf eine erhöhung im raum stellen muss, um sich einen überblick zu erschnuppern und dann auf sein rudel zustürzt, um es zu dominieren.

die schönste geschichte allerdings hat mir wieder mal C. erzählt: auf dem weg zur toilette wurde sie von einer kleinen punkette gewarnt, es sei dort supereklig und man solle da blos nicht reingehen. C. konnte aber wohl nicht verzichten und betrat eine nahezu saubere, aber keineswegs "eklige" toilette. offensichtlich habe heutige punks höhere hygieneansprüche und wären wohl aus unseren damaligen wg's angewidert geflüchtet. "ihr spiesser, putzt erst mal euer klo!"

Freitag, 27. April 2007

Langsam die Orientierung verlieren! Flinke Dienstleister bieten Mannheim die Waffenruhe an!

der mannheimer an sich ist freundlich und lässt einem gerne an der kasse den vortritt, wenn er es für richtig empfindet. ansonsten kann er auch sehr böse werden. doch zumeist ist er sogar kompliziert freundlich und es nutzt nichts, gefälligkeiten und dergleichen auszudiskutieren. man muss sie anehmen, sonst wird er, der mannheimer - richtig geraten - böse.

seine freundlichkeit wird nur noch überboten von seinem dialekt. der ist zugegebenermassen furchtbar, es scheint doch tatsächlich bevölkerungen betimmter regionen zu geben, die nicht in der lage sind, ein eingermassen dialektfreies hochdeutsch zu sprechen. das ist vielleicht ein gesamt-bawü-problem, wie man es auch leicht am nazifreund oettinger erkennen kann. treffend wird das bundesland ja auch beworben mit "wir können alles ausser hochdeutsch". dies ist eine richtige selbsteinschätzung. ob sie wirtschaftsfördernd ist, bleibt abzuwarten.

der mannheimer an sich ist auch furchtbar langsam. bis sich eine bewegung oder ein gedanke aus der äusseren hirnrinde herausschält, kann es einige sekunden dauern. damit will ich keinesfalls behaupten, der mannheimer sei dumm! er ist nur etwas langsamer schlau! und das ist bestimmt nicht angeboren, sondern wird gezielt durch die stadt gefördert:

es gibt in der ganzen stadt schwellen zur verlangsamung des fussgängers: an z.b. bahnübergängen wird man durch zwei labyrinthische gatter getrieben, so dass man am ende des zweiten gatters den schlachter mit dem bolzenschussgerät erwartet. ein schnelles gehen ist nicht möglich, und nach verpassen der strassenbahn entfährt dem mannheimer ein "bäähäähähä".

auch die fussgängerzone in der innenstadt wirkt so, als wolle man der polizei im ernstfall ermöglichen, das fussvolk gemütlich in die grüne minna zu bugsieren oder in ruhe abzuknallen. die geschäfte haben ihr gesamtes warenangebot draussen stehen, unmittelbar in zweiter reihe befinden sich parkbänke, in der mitte der fussgängerzone fährt die strassenbahn. dazwischen drängt sich der mannheimer und muss anstehen, um weiter zu kommen. er bewegt sich in "postschalterschlangengeschwindigkeit" durch die innenstadt.

dergleichen gemassregelt verwundert die langsamkeit des mannheimers nicht. man will ihn ja so haben, schön langsam und verträumt. er könnte das schlimme geheimnis seiner stadt sonst erfahren wollen, und das soll er nicht.

flinke dienstleister könnten z.b. des mannheimers schuhe während des gehens besohlen. diese dienstleister kämen nicht aus mannheim, sondern aus den "schnelleren" städten. sie litten unter dem gefühl des ausgebremst- seins und leisteten sich schnell ordnungswidrigkeiten: sie benutzten keine angelegten pfade mehr, sondern trampelten sich ihre eigenen, sie kletterten über absperrungen oder umgingen sie einfach, und sie meideten die innenstadt. anders würden sie sich waffen kaufen und die mannheimer in die freiheit führen müssen. aber will der mannheimer das überhaupt? die freiheit?

Donnerstag, 26. April 2007

Krebs durch Sex! Turnen gegen Verstopfung!

man könnte sich sicher fragen, ob dieser mann - also ich - das denn wirklich durchhält, 365 tage am stück einträge zu schreiben. meine antwort ist: hmmmm! mal sehen. einerseits habe ich jetzt schon mehr themen als tage zur verfügung, denn in mannheim erlebt man viel, und es gibt auch viel, worüber man sich aufregen könnte. trotzdem werden mich urlaub, umzug und ähnliches davon abhalten, jeden tag zu schreiben! wenn ich aber schon nicht "jeden" tag schreiben kann, so versuche ich aber doch "für" jeden tag etwas zu kredenzen. (man sollte übrigens nicht so viele anführungszeichen benutzen. sie sehen aus wie ein hitlerbärtchen und könnten durch inflationären gebrauch die nazis wieder ins parlament "hineinstärken".)

der mannheimer morgen bekommt es jeden tag hin, etwas zu schreiben, auch wenn ihm die themen ausgehen. aus einer themenfreien phase scheinen oben genannte schlagzeilen zu sein. ich fand sie am vorgestrigen tag auf derselben seite, der sparte "gesundheit".

aber der vergleich ist ungültig, denn es arbeiten ja viele leute bei einer zeitung und ich bin alleine. ich glaube jedenfalls nicht, dass der herr morgen das alles alleine macht! allerdings ist es aber auch bezeichnend für den zustand einer redaktion (oder der einer region) wenn es zwar täglich 4-6 sportseiten gibt, aber nur eine - höchstens zwei - seiten für kultur. was das bedeuten könnte, lasse ich hier mal offen stehen (ich wollt' ich wär ein huhn und hätt' nicht viel zu tun, leg' jeden tag 'ne seit' kultur und sonntags auch mal zwei).

der sport spielt in mannheim eine sehr grosse rolle, überall sieht man getriebene und geschundene menschen, wie z.b. am neckar bzw. rhein. eine rudergaleere nach der anderen flippt dort vorbei, nebendran ein motorboot mit mensch und megafon drin, der seine sklaven bequem anbrüllt. "wenn du das soviel besser kannst, warum ruderst du dann nicht selber, du faule sau!" wollte ich schon herüberrufen, doch meine freundin C. hielt mich davon ab, meine solidarität mit den geschundenen kundzutun. "der mannheimer an sich kann auch gewalttätig werden!" ach so!

indes meine ich , dass (verbands- und breiten)sport eine gewisse faschistoide und prokapitalistische grundhaltung voraussetzt. immer muss man "besser" als die "anderen" sein, "schneller und stärker", man will ja schliesslich in den "oberen ligen" spielen, damit die sparkasse weiter trikots stiftet und die vereinsmitglieder ihre "feldwebelmentalitäten" und "sozialdarwinistischen triebe" voll "ausleben" können. der körperliche "ausschuss" verbringt die wettbewerbe auf der ersatzbank und meldet sich später gedemütigt arbeitslos - oder er wird ersatzweise "diktator" oder noch schlimmer, nämlich "innenminister"! (ich finde an diese stelle passen die hitlerbärtchen besonders gut! die spitze gegen den "innenminister" ist zwar gemein, aber in diesem fall besonders gerechtfertigt).

die "guten" mit dem intakten körper und dem intakten "geist" werden geknuddelt und sind die lieblinge der massen. sie sehen "blendend" aus und "blenden" sich in die höheren chefetagen "toller" firmen, doch stürzen sie diese ob ihrer "sturzdoofigkeit" in den ruin, verursachen massenarbeitslosigkeit, und weil sie es nicht anders wissen, predigen sie den arbeitslosen massen, sie müssten sich halt anstrengen und sich "besser verkaufen". wer will, wirklich will, der schafft es auch!

gottseidank sind die arbeitlosen massen nicht so geschlossen doof, das alle auf die durchtrainierten dummbrote hören. einige wissen oder ahnen zumindest, dass der wahre frieden auf der erde nicht im wettbewerb, sondern im miteinander liegt.

Mittwoch, 25. April 2007

Job und Wohnung - Mannheims ungleiche Geschwister!

meine freundin C. und ich wollen bald umziehen. seit längerem suchen wir, d.h. sie, nach einer etwas grösseren wohnung. wir wohnen zurzeit in einer 2zkb, und das ist etwas zu klein. wenn ich zum beispiel gedenke zu musizieren, latscht C. durchs zimmer, ich kann es ihr nicht verbieten, aber es ist mir peinlich, da es mit meinen musikalischen künsten nicht weit her ist. also braucht grosses genie grosse wohnung, ist doch logisch, mit einem extrazimmer für konspirative musik und leises schreiben. das problem ist: grosses genie hat kleines portemonnaie und braucht auch eine kleine, bezahlbare wohnung. verflixt!

ich arbeite zurzeit für einen muslimischen verband und bereite dort junge männliche muslime mittels nachhilfe auf ihre spätere bestimmung vor. ein paar stunden am tag, tut kaum weh (auch wenn ich an anderer stelle schon erwähnte, wie sehr mich das lohnsklavendasein schmerzt), und in den ferien habe ich frei und kann mich der muse widmen. mein gehalt ist leider dementsprechend. ich brauche noch einen job! dafür werde ich mich heute mal in einer kneipe vorstellen - man drücke mir den daumen.

wir haben nämlich tatsächlich eine tolle wohnung gefunden. mit einer akzeptablen vermieterin. und C. meint, für mannheim sei die miete noch ganz okay. wir hatten uns noch zwei andere wohnungen angeschaut, doch war die eine zwar süss, aber eben süss klein. 3 klitzekleine zimmer mit klitzekleiner küche, balkon und bad. die andere war optimal, doch der vermieter erwies sich als schäuble- pendant: jeder von uns beiden musste ein 6-seitiges papier ausfüllen, in dem nachgebohrt wurde, was und wer wir sind und wer wir gedenken, in den nächsten jahren sein zu wollen. nach eingehender prüfung bespitzelte er unsere wohnung und lies uns eine vereinbarung unterschreiben, damit er unsere kreditwürdigkeit überprüfen konnte. wir wollten die wohnung ja nicht kaufen. zuguterletzt wies er uns darauf hin, dass wir uns mit unseren nachbarn absprechen müssten, sollten wir mal für ein paar tage weg wollen. es ging um ein ventil im haus, bei dem sichergestellt werden musste, dass es immer von jemandem aus dem haus bedient werden kann.

was sind denn das für vermieter? sind die krank? welches trauma durchlebten die in ihrer kindheit? das gewünschte pony nicht zu weihnachten gekriegt? schlechte erfahrungen mit mietern?

unsere neue wohnung ist toll und die vermieterin ist nett. sie fragte erst nach vertragsabschluss, was wir eigentlich beruflich so machen, und sie hat sich sehr viel mühe gegeben, es uns nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie ob unserer antwort erschrak.

Dienstag, 24. April 2007

rauchverbote auch bald im freien? die tabakindustrie wehrt sich!

die tabakindustrie schlägt zu. noch bevor das rauchen in gaststätten verboten wird, versucht sie den konsumenten auf hinterhältige art zum rauchen zu verleiten. die stadt mannhim spielt mit.

klar, durch das rauchverbot werden viele kneipen zumachen müssen, die gäste bleiben weg, und draussen rauchen ist ja auch nicht, weil der ordinäre nachbar sich ja schon wegen lärmbelästigung beschwert, wenn ein angestochener passant nach 22uhr um hilfe röchelt. wieviel anders muss es im ebenfalls rauchfreien italien sein, wo es okay geht, wenn die nacht draussen gefeiert wird. hier denken ja alle ans früh aufstehen, das ist langweilig. wozu früh aufstehen? das arbeitsamt macht doch erst um 8uhr auf. und die kneipen erst nachmittags.

doch zurück zur tabakindustrie und ihr durchsichtiges verhältnis zur stadt: man muss sich halt was überlegen, wenn es soweit kommt, dass ein paar nichtraucher
aus der parallelgesellschaft die mehrheit der menschen terrorisiert. sicher ist rauchen gesundheitsschädlich, und ja, es kann nerven, ständig angequalmt zu werden. aber arbeit schädigt die gesundheit ebenfalls, und autos erst! aber keiner kommt auf die idee, das ebenfalls zu verbieten. sogesehen ist die tabakindustrie schwach, und damit sie weiterhin arbeitnehmer zu dumpinglöhnen beschäftigen kann, muss sie verstärkt werbung machen:

zum beispiel auf öffentlichen plätzen wie dem alten messplatz, der neu gestaltet wurde. hoch ragen dort, angeordnet wie in einer zigarettenschachtel, doch mit viel mehr bewegungsfreiheit, lange stängel in die luft, die am oberen ende filterähnliche leuchten besitzen. die stadt
mannheim hatte sie anfangs noch mit pastellenen farbfolien ausgestattet, doch die tabakindustrie beschwerte sich - raucher sind stilbewusst!

gemein werden raucher wie nichtraucher für werbezwecke missbraucht. assoziationen werden geweckt, fragen gestellt: "wo
ist der nächste kippenautomat?" oder "ich rauche doch gar nicht? woher dieser saugdrang?" bis hin zum übelsten aller dinge "ich muss jetzt erstmal eine rauchen!" der plan ist perfide, und tatsächlich funktioniert er. überall auf dem grauen, aschenbecher- farbenen boden sind kippen verstreut, wie das untenstehende beweisfoto belegt. dermassen schockiert musste ich mir erstmal eine zigarette anzünden. und ging nicht zur arbeit! denn meine gesundheit ist mir heilig!





Montag, 23. April 2007

Ich veröde sprachlich, kämpfe aber weiter! Viel Anteilnahme bei Katastrophen!

jetzt ist es passiert und ich muss mich wirklich entschuldigen. da gibt es nichts zu rütteln, ich habe versagt! und ich muss jedem danken, der mich auf fehler hinweist!

also: vielen dank!

seit meinem studium habe ich es vermieden, abkürzungen und verniedlichungsformen zu verwenden. ich bekam hautauschlag, wenn ich mir vorstellen musste, ein "studi" zu sein, der mit seinem "prof" wegen der "dip" ein gespräch hat, wo ihm fachliteratur empfohlen wird, die man in der "bib" bekommen kann. darauf erst mal einen kaffee in der cafete (sic!). später, dann schon in berlin, musste ich mich mit menschen am "kotti", am "görli" oder am "alex" treffen, welche die verabredung dann mit "supi" konstatierten. in mannheim gibt es keine orte die man abkürzen könnte (ausser "lu", aber das ist ja nicht in mannheim), dafür geht man aber "sekti" trinken mit freunden und freundinnen, denen ein namentliches "i" angehängt wird. ich verwahre mich gegen die verödung und verniedlichung der sprache durch abkürzung und verniedlichung. ich finde, alles verdient respekt. sei es durch die zeit die man sich nimmt, es auszusprechen oder dadurch, einen begriff die grösse die ihm zusteht zu gewähren., ihn aber auf keinen fall phonetisch herabzusetzen!

um so schlimmer, dass ich genau dies tat: O. wies mich - bezugnehmend auf den text "probleme mit raum..." darauf hin, dass man dem latte macchiato einen bärendienst erweist, wenn man ihn einfach so als "latte" bezeichnet. ich schäme mich sehr! vielen dank für den hinweis, lieber O. er hat gesagt:

...aber ist latte nicht ein trauriger ausdruck für einen leckeren duftenden kaffee mit aufgeschäumter milch? Hat der italiener das unglück, dass latte in seiner sprache „milch“ bedeutet, assoziieren wir damit die klassische 24/48mm Dachlatte (holger börner) oder natürlich die vulgärinfantile variante der erektion...
übrigens sympathiere ich nicht mit dem verein deutsche sprache e.v.! dieser möchte ja letztendlich alle anglizismen etc. aus der deutschen sprache entfernen und ersetzen, um aus dem laptop einen klapprechner zu machen. für viele begriffe gab es bei einführung eben kein deutschsprachiges pendant. und meistens ist das gut. anglizismen können eine sprache bereichern und erweitern, und mein tipp ist: hassmails voller angliszismen an den verein schreiben!

doch ebenfalls peinlich sind menschen, die z.b. nicht mehr ins büro gehen, sondern ins office. die dritte form der sprachlichen verödung ist nämlich die überhöhung gewöhnlicher dinglichkeiten durch verwendung fremdsprachlicher einflüsse oder durch unzulässige steigerungen. das nervt totalst! unterlassen sie das bitte!

(ist schon jemandem aufgefallen, wie inflationär das wort "katastrophe" benutzt wird? beispiel: vor 25 jahren gab es ja noch meterweise schnee. keinem wäre das wort "katastrophe" in den sinn gekommen. wenn es heute aber einmal im jahr schneit und der schnee nicht augenblicklich wegtaut, nennt man das "schneekatastrophe" oder "schneechaos". handelt es sich dabei aber nicht eher um eine "autofahrer-katastrophe"? mit vollkommen natürlichen flussübertretungen hierzulande ist es allerdings genauso: heutzutage sind das alles katastrophen! das leid der hauseigentümer ist unendlich und herzzereissend. ich finde das dann doch etwas zynisch gegenüber den vielen millionen menschen, die wissen was eine wirkliche flut ist und nicht (!) schadensversichert sind.)

an dieser stelle möchte ich mich für die vielen und ausschliesslich positiven rückmeldungen bedanken. es stellt natürlich auch eine verkürzung dar, mittels eines blogs bericht zu erstatten, und nicht persönlich. aber auch privatkorrespondenz wird wieder drin sein, ganz sicher! versprochen!

Sonntag, 22. April 2007

Glühwürmchenkinder! Bezahlparks! Dafür aber: Gratisgerüche in der ganzen Stadt!

wenn man es gewohnt ist, in einem grossen naherholungsgebiet zu leben, im anarchischen mittelpunkt deutschlands, wo überall gelustwandelt, gegrillt, getrunken und dergleichen wird, egal ob erlaubt oder nicht, dann kann einem mannheim sehr erschrecken und einem die begrifflichkeit "ordnungsgeld" wieder ins bewusstsein gerückt werden. in mannheim sind die etwas freundlicheren parks eintrittspflichtig, nur die lieblosen, unfreundlichen, sind frei. trotzdem darf man nicht überall sein bierchen trinken, das ist meistens "verboten" und wird mit "ordnungsgeldern" bestraft.

nun halte ich sowieso nicht viel vom trinken ausserhalb der eigenen vier wände oder kneipen in fremdbesitz. auf einer bank sitzen und ganztägig still vor sich hin trinken, oder in der bahn oder trinkend durch die stadt laufen etc. ist nicht mehr chic und war es wohl noch nie. okay geht noch das zünftige am ufer sitzen, picknickdecke ausgebreitet, die wein- oder sektgläser noch mal mit einem sauberen tuch saubergerubbelt (es sammelt sich gelegentlich staub auf dem kristall), und dann wird gepflegt geweint oder gesekt. wie gesagt, anderes ist sinnentleertes saufen. aber nur weil ich nicht viel davon halte, finde ich das verbot dessen nicht zwingend, ich sträube mich sogar dagegen. und könnte auch trotzig darüber werden, so, dass ich mich irgendwann vielleicht und aus prinzip in einen bezahlpark hineinschleiche ohne zu bezahlen, die einkaufstüte voller bierflaschen, und im park dann trinkenderweise, aber protestierend abgeführt werden muss, während ich skandiere: nieder mit gebühren für öffentliche anlagen! saufen mit verstand - immer und überall!

wir leben ja in einem freien land, und ich wüsste nicht, wen das öffentliche trinken wirklich so sehr stören könnte, dass er ein verbot durchsetzten möchte. kinder könnten durch blosses zuschauen später alkoholiker werden? bitteschön, das ist kein argument. kinder orientieren sich eher an den erwachsenen in ihrem umfeld. so oder so gäbe es da genügend gründe, zum alkoholiker zu werden - oder eben auch nicht. die macht der erziehung wird ohnehin überschätzt. bücherwände voller erziehungsratgeber mögen zwar den autoren reichtum bescheren, nutzen tun sie aber nichts!

es ist ebenfalls nicht akzeptabel, dass öffentliche naherholungsgebiete mit einem eintritt belegt oder an private dienstleister verkauft oder verpachtet werden. der staat gehört dem bürger, verwaltet wird er von den behörden. keine behörde hat das recht, zusätzlich geld zu verlangen. das wird aber getan, und kein unmut regt sich. ein schönes beispiel: der bürger muss sich jederzeit durch einen pass ausweisen können, und wenn er sich einen ausstellen lässt, muss er dafür auch noch zahlen. karstadt könnte ebenso sagen: jeder mensch muss einen seidenschal tragen, und weil ich das so möchte, muss der mensch eben dafür bezahlen. ist das die welt in der man leben möchte?

es gibt in mannheim aber auch viele dinge gratis, auch gerüche. wohnt man am rhein, wehen einem gratis die düfte der basf entgegen, in der stadtmitte bekommt man kostenlos den geruch einer schokoladenfabrik und in neckarstadt verstreut ein bierhersteller feinsten hefe-, malz- und gerstengeruch. wenn der wind günstig ist oder die basf gerade mal wieder brennt, kann man nasalsinfonische erweckungserlebnisse haben.

auch gut: vom hörensagen weiss ich, dass man in ludwigshafen/ oppau nachts kein licht braucht, da zu dieser zeit in hohen schloten abfallprodukte abgefackelt werden. das himmelszelt ist erleuchtet und soll zu dieser zeit eine einzigartige und romantische verfärbung erfahren. viele sich küssende paare schauen diesem schauspiel vom balkon oder von parks aus zu. die kinder einer solchen begegnung nennt man glühwürmchen und haben eine ausbildungsgarantie in der basf, wenn der umstand der zeugung notariell beglaubigt werden kann. ist das nicht schön?

Samstag, 21. April 2007

kunst und kultur - gar nicht mal so uninteressant! aber danach: kopfschmerzen

ich habe mich gestern dazu hinreissen lassen, ein kulturevent im collini- center zu besuchen. es wurde "berlin: symphonie of a city" (1927) von allan james thomas gezeigt und dazu spielte eine klezmer- polka-was-weiss-ich-noch-alles-band, die war gar nicht so schlecht. es waren mehrere grosse leinwände aufgebaut, auf einigen lief der hauptfilm, dazu lief auf kleineren leinwänden assoziatives bildmaterial von u.a. s. eisenstein etc. nette veranstaltung, aber kurz. das klingt sehr versöhnlich jetzt, und im nachhinein fällt mir auf, dass ich filme mit viel personen und wenig handlung schon immer anstrengend fand und die musik ruhig etwas experimenteller hätte sein können.

wie? mehr kritik gibt es nicht?

ich bin etwas alkoholmilde heute, habe mit meiner freundin C. bis 5uhr nachts durchgesoffen und danach vergessen, vor dem zubettgehen eine aspirin einzuschmeissen und einen
magnesium-vitamin-c-brausecocktail darauf zu trinken - meine anti-headaching-medicine. wirkt zu 100%, wenn man nicht vergisst, sie einzunehmen. diese rezeptur habe ich übrigens von C. aus magdeburg (liebe C. aus magdeburg, viele liebe grüsse an dich).

ich habe schwere koordinationsprobleme und leichten kopfschmerz. eine depressive raubkatze schlummert auf dem sonnendeck meines verstandes, blinzelt leicht mit den augen, schnurrt aber nicht. sondern krallt sich an der hirnrinde fest. die raubkatze erinnert sich (und schnappt im traum nach imaginären (?) weissen mäusen): 1 rotwein, 5 grosse bier, 2 doppelte ouzo auf eis mit wasser. hmmm.

die imaginären (?) weissen mäuse (pierre und kurt) lachen und zeigen mit dem finger auf die katze "die verträgt ja gar nichts mehr, die dicke alte katze". sie prusten los, halten sich die bierbäuche vor lachen und bevor die katze sie zu fassen bekommt, sind sie längst weg und knabbern die erinnerung an die letzte nacht an. der kupferdraht meiner synapsen liegt längst blank usw. usf.

heute wird es etwas ruhiger, ein kunde hat eine rechnung bezahlt, und so wird essen gegangen heute abend. also essen, bier und raki, im anschluss vielleicht etwas sekt. der steht ja auch schon kalt... helft mir!!!

Freitag, 20. April 2007

Probleme mit Maßstäben und Raumkrümmungen

sicher, wenn das wetter gut ist, ist es auch schön in mannheim. ich erfahre gerade die gnade eines frühen sommers und kann mich mittags in ein cafè setzen. es ist nicht mannheim- spezifisch, das der latte kaum zu geniessen ist: kaum ein getränk wird so lieblos zubereitet wie ein kaffee, und ausser vielleicht noch beim mineralwasser ist die gewinnspanne für die gastronomen hoch. tatsächlich bin ich diesbezüglich etwas verwöhnt, ich kenne bundesweit nur einen betreiber, der es versteht, einen kaffee zuzubereiten. er befindet sich nicht in mannheim.

schade ist, dass die gastronomen offensichtlich keinen zugang zu den flüssen in der stadt haben - ersäuft es, das pack? - nein! ich meine: es gibt hier kaum kneipen in unmittelbarer wassernähe. dies bleibt wohl der vorbehalt der ansässigen industrie, und da fällt mir auf, dass mannheim ja tatsächlich industrie hat und ich das blos nicht kenne, weil ich eigentlich nur industriefreie, aber dafür gastronomiestarke städte bewohnt habe. da gibt es einen zusammenhang, meine ich.

die gastronomie befindet sich also überwiegend in den sogenannten "quadraten", deren aufstellung mir schon viel kopfzerbrechen bereitet hat: es handelt sich dabei um eine seitenverkehrte spiegelachse, die diametral zu meinem intelektuellen fassungsvermögen in einer horizontalen liegt, umgeben von einem stadtring, dessen inneres also eine quadratur der kreises beschreibt und: wer kann die heute eigentlich noch erklären?

auch merkwürdig: ich wohne in einer strasse in neckarstadt-ost, die paralell zum neckarufer verläuft. wenn ich am ende der strasse angekommen bin, laufe ich über den neckar! wie geht das? ich kann es nur so erklären: es handelt sich um eine räumliche paradoxie, eine raumkrümmung verursacht durch irgendsoeine kosmische magnetstrahlung, was weis ich?
etwas ähnliches kenne ich nur auf der autobahn von kaiserslautern nach trier: irgendwann kommt man an einem schild vorbei, auf dem eine restkilometerangabe zu trier steht. ca. 10minuten später kommt man an einem weiteren schild vorbei, auf dem der exakt gleiche abstand vermerkt ist. man durchfährt also offensichtlich ein stück land, in dem die zeit stehengeblieben ist bzw. gar nicht stattfindet.
das mannheimer finanzamt übrigens befindet sich ebenfalls in einer zeitschleife, allerding mit sporadischen hypersprüngen in die realzeit, nur um gleich wieder abzutauchen. jedenfalls hatte ich mit einer sachbearbeiterin 3 mal das exakt gleiche gespräch. irgendwann allerdings gab es eine koinzidenz der ereignisse: exakt 2monate nach beantragung einer steuernummer bekam ich diese endlich und kann jetzt jedem menschen, der mir unangenehm auffällt, eine rechnung schreiben.

mittlerweile kenne ich mich hier aus, auch wenn mich doch noch einiges verwirrt. meine freundin gab mir mal eine stadtkarte, da ich zu eben diesem finanzamt musste. es sah nach einem weiten weg aus, zu weit, um schnell mal zu fuss zu gehen: meine strasse den neckar entlang, um ihn dann doch zu überqueren (?) und des kreises quadratur entlang usw usf. ich setzte mich auf das fahhrad und stieg im scheibar selben moment wieder ab: ich war angekommen. der verfluchte massstab, sagte ich zu mir und seitdem laufe ich selbst viel zu weite strecken. in berlin ging es mir genau anders herum: och, das sind ja nur 2cm auf der karte, da geh ich zu fuss hin!
man könnte jetzt fragen: warum fährt dieser nörgler nicht überallhin mit seinem vermaledeiten fahrrad? ganz einfach: die zeit des aufschliessens und am ende wieder abschliessens des fahrradschlosses darf nicht länger dauern als die fahrt selbst. ihn dieser zeit kann man locker schon 100m gelaufen sein.

es gilt folgende faustregel:

fb = (0,5min*2)*n

das fahrradbedürfnis (fb) ergibt sich also aus der zeit des auf- und wieder abschliessens des fahrrads (0,5min*2) und der anzahl der zu fahrenden oder zu laufenden kilometer (n). ist der faktor fb kleiner als 2, wird gelaufen. ist er grösser oder exakt, wird gefahren.

Donnerstag, 19. April 2007

irgendwo muss man ja mal anfangen!

lost in mannheim
ich bin vor ein paar monaten von berlin nach mannheim gezogen. die erste frage, die mir gestellt wurde war: "warum nach mannheim? wegen des jobs?" es kursiert offensichtlich das vorurteil, in berlin gebe es keine arbeit, und woanders ziehe man nur hin, um den makel der arbeitslosigkeit endlich zu überwinden. das ist mitnichten richtig. ich bin der allerletzte, der wegen eines jobs irgendwohin ziehen würde.

mich hat einzig allein die liebe die stadt wechseln lassen, und das sollte meiner meinung nach der einzig richtige grund sein. für viele menschen ist aber lohnarbeit lebenszweck und ich habe mitleid mit ihnen. ihnen ist das halbe leben die arbeit, die andere dient ihnen dazu, sich für den nächsten tag fit zu halten.

ich empfinde allerdings das dasein als angestellter als zumutung. ich möchte vermeiden, dass andere menschen über meine zeit verfügen, deswegen gehörte ich die letzten jahre zur digitalen boheme. dies gelang in berlin sehr gut, über die jahre konnte ich mir ein gutes netzwerk aufbauen. in mannheim nützt mir dieses netzwerk nichts oder nur wenig, so muss ich nun doch in teilzeit arbeiten. es verursacht mir leichte übelkeit, aber ich bemühe mich, nicht so sehr daran zu denken. falls doch, sage ich mir: besser angestellt, als den wirren forderungen und förderungen der arbeitslosenverwaltung ausgesetzt zu sein. ich bin ein "hero der gesellschaft", der auf "den staat pfeift" und ich bin ein misanthrop. so, das musste jetzt auch mal gesagt sein, bittesehr...

ich habe eine 100%ig perfekte stadt mit leider zu 100% schizoiden potentiellen lebensgefährtinnen gegen eine 50%ige stadt eingetauscht, dafür gibt es hier eine 100%ig nicht- schizoide frau, die mich offenbar liebt und maximales verständnis für mein weltunverständnis und meine sehnsucht nach der verlorenen gemütlichkeit hat. ohne sie - und das muss ebenfalls gesagt sein - hielte ich es hier gar nicht aus!

ich gehe mittlerweile stark auf die 40 zu, und dieses alter - so finde ich - macht kontaktaufnahme zu anderen menschen zunehmend schwieriger, sofern man nicht auf kuppelparties gehen oder mit kollegInnen vorlieb nehmen möchte. ich trenne lohnarbeit stark vom privaten. zudem will ich immer öfter meine ruhe haben und bevorzuge freunde, die da sind, wenn man sie wirklich braucht. es dürfen nicht zu viele sein, sonst verliert man den überblick und die autonomie über seine alltagsgestaltung.

ich habe bemerkt: in mannheim (oder in anderen kleinstädten) muss man sich vor vereinnahmung durch freunde und freundinnenfreunde in acht nehmen. hier ist freundschaft die verpflichtung, das wöchentlich in mannheim stattfindende event wahrzunehmen, ob man nun möchte oder nicht, weil "ich nicht alleine da hin will". es ist ein gesetzt und wird bei nichtachtung mit nichtachtung bestraft, wobei die nichtachtung der (meiner) persönlichen bedürfnisse ja schon im vorfeld gegeben ist. solche freunde möchte ich nicht.

ich will freunde, die mich lieb fragen, und wenn ich ablehne, dann sagen sie schade und zucken kaum merklich mit den schultern, weil sie es wirklich schön gefunden hätten, wenn ich mitgekommen wäre, mehr aber auch nicht. dieselben freunde fragen gänzlich unbeleidigt wenige tage später etwas neues, und wnn sich hochwohlgeboren geneigt fühlt, beehrt er seine freunde mit seiner anwesenheit und vorzüglichen bonmots. so soll das sein!

ich kann cliquengetümmel nicht ausstehen! ich kenne es und lehne es ab: stundenlang in irgerndeiner freundeswohnung ausdiskutieren, wohin man wann in welcher reihenfolge geht, in wirklichkeit aber nur die hierarchie neu aushandeln, neue allianzen schmieden und egoismen öffentlich pflegen wollen. am ende verpasst man die schönsten ereignisse und muss sich in der zwangsgemeinschaft besaufen. ich bin sicher, dass aufführungen und konzerte etc. nicht so erbärmlich leer wären, wenn sich wenigstens die freunde der veranstalter mal aufraffen könnten und weniger in diskussionen und gemütlichkeit versacken würden. ich spreche - wie gesagt - aus eigener erfahrung. ich weiss hingegen schon vorher, wo ich hinmöchte und nehme auch gerne jemanden mit, solange er mir nicht mit irgendwelchen egoismen auf die nerven fällt.

bin ich nicht ein ganz vorzüglicher mensch? "nein, bist du nicht! und überhaupt, wenn du wirklich so ein waldläufer und einzelgänger bist: warum lebst du dann nicht auf dem land? ist das nicht paradox?" da kann ich nur lachen und sagen: nein, es ist nicht paradox, es ist logisch: je weniger der ort und je weniger die menschen, deto mehr anteilnahme am heiligen selbstbild anderer gibt es. es ist nicht los im ort und immer die selben leute versammeln sich an den selben orten. wer tankstellen in ländlichen gebieten kennt, weiss was ich meine.
wer aber in der grossen stadt lebt, muss niemanden zweimal treffen, wenn er es nicht möchte. es gibt zu viele menschen, um jeden einzelnen zu betrachten und ihn gegebenenfalls aufzufordern, sich z.b. mal die haare schneiden zu lassen. in der grossstadt muss man fast aufdringlich sein, wenn man beziehungen zu menschen aufbauen möchte. das ist ein guter schutzschild gegen die beliebigkeit, möglichst viele menschen kennen und sie sofort freunde nennen zu wollen. man kann in städten wie berlin sorgfältig auswählen. in städten wie mannheim geht das nicht.

radioempfindlichkeiten
gehört am dienstag morgen im bermudafunk: eine junge frau stört sich in ihrem reisebericht über ladakh, und das in breitestem mannheimer dialekt. für sie ist ladakh auch nicht in kaschmir/ indien, sondern in tibet angesiedelt, zumindest aber mit der ortsbeschreibung "himalaya" liegt sie richtig. sie hat ladakh doch bereist und musste irgendwo ein visum beantragen? hat sie die wahrheit für den geneigten hörer verknappt? ich rege mich heute zum ersten mal auf und korrigiere die junge dame. sie hört nicht auf mich und spricht weiter.
bei ladakh, berichtet sie, gebe es nun mittlerweile einen flughafen, was dem tourismus nun einen aufschwung bereite und die "tibetanischen" mönche nun nicht mehr in ruhe beten könnten. aus eigener erfahrung gibt es bei ladakh schon seit wenigstens 15 jahren einen flughafen, und schon damals gab es soviel tourismus, dass die mönche sich wohl daran gewöhnt haben dürften, von interessierten, aber uninformierten reisenden aus aller welt gestört zu werden - und das nicht nur beim beten.
der kolonialistischen art der berichtertattung zufolge musste die reisende "die hände über dem kopf zusammschlagen", da das erwartete idyll gestört war. jetzt habe noch nicht mal die patchwork- religiösen westdeutschen touristen mehr ihre mentale zuflucht. die lordsiegelbewahrer der fremden kulturen stöhnen hier auf: "was soll das, mit dieser tollen und friedvollen kultur zu brechen? gerade jetzt, wo wir keine eigene kultur mehr haben? was ist aus der spiritualität des buddhismus geworden...", der tiere höher schätzt als frauen? dessen mönche die bevölkerung auspressen?
ich bemerke, dass ich mich in etwas hineinsteigere und beende das thema, indem ich das radio ausschalte.