Mittwoch, 30. November 2011

Stilllstand und gepflegte Langeweile! Auch Träume können eine Zeitverschwendung sein!

kriegswichtig: ein Freund
Da gibt es so schöne Dinge zu träumen in der Nacht und auch am Tage, und ich Depp träume von Klaus Wowereit. Da sitzt er in so einem Tagungsraum am Tisch, ob andere dabei sind, weiß ich nicht, er sieht mich, schaut erst weg, verdreht die Augen und blickt mir ins Gesicht. "Also schön, was haben Sie dieses Mal auf dem Herzen?" spricht er mich an und lässt dabei heraushören, dass ich heute nicht zum ersten Mal anwesend bin und was auf dem Herzen habe, obwohl ich mir gar nicht so ganz im Klaren darüber bin, was ich hier mache und warum ich Klaus Wowereit begegnen muss. Klaus Wowereit muss mich mit jemandem verwechseln, soviel ist klar.

Ich zucke mit der Schulter, weil mir nicht einfällt, was ich dieses Mal auf dem Herzen habe. Im Gegensatz zu Klaus Wowereit bin ich nämlich gänzlich überrascht von diesem Zusammentreffen. Mehr aus Verlegenheit bringe ich die Sache mit der Autobahn und den misslungenen Koalitionsgesprächen mit den Grünen vor. Sonst gibt es nämlich gar nichts, was mir nicht passt. Selbst die Autobahn und all das Zeug ist mir egal. Ich habe, im Traum wie in der Realität, längst resigniert. Sagt man das so: Ich habe resigniert? Seit ich weiß, das Politik dumm macht, bin ich sprachlich nicht mehr richtig sattelfest.

Ich begegne also Klaus Wowereit im Traum und habe ihm gar nichts zu sagen. Was soll ich ihm auch mitteilen? Klaus Wowereit steht für Stillstand und gepflegte Langeweile, und wenn ich ehrlich bin, finde ich Stillstand und gepflegte Langeweile bisweilen ganz gut. Es ist so erholsam im Gegensatz zu dem ewigen Gehechel und Gerenne dieser Zeit. Und politisch betrachtet: Wer braucht schon die Grünen? Wer braucht die FDP und wer braucht die CDU? Vermisst jemand die Linken? Vermisst jemand die SPD? Alle sind so unnötig, dass ich mich noch nicht einmal mehr über sie aufregen kann, so öd ist das alles.

Das geht mir jetzt, nach meinem Traum durch den Kopf. Der Traum endet eigentlich sofort, nachdem mir bewusst wird, dass mir Autobahn und Koalition mit wem auch immer, im Grunde völlig egal ist, sogar egal sein kann, weil: es kommt sowieso so wie es kommt, und gegen die Langeweile kommt man überhaupt nicht an. Ich wurde also wach, und vor mir lag ein Tag voll von ebenso unwichtigen Dingen wie Arbeit. Der Alltag ist Tristesse pur, wenn man ihn sich nicht anreichert mit schönen Dingen. Das ist wie mit dem Träumen. Ach, was bin ich froh, dass es die Liebe gibt und die Kunst.

Eigentlich hatte ich diesen Traum auch sofort wieder vergessen, so wie die Berliner Regierung wohl bald vergessen sein wird und auch das, was sie getan hat, tut und tun wird. Bis mich mein Freund RonJustice angerufen hatte und sich nach meinem Befinden erkundigte, und ich ihm sagte, dass es mir eigentlich gar nicht geht. "...also mir geht es so egal..." sagte ich zu ihm. Ich hatte mich in diesem Augenblick so leer und öd gefühlt, und genau in diesem Augenblick musste ich an Klaus Wowereit denken, und dann ist mir der Traum auch wieder eingefallen, der ja so völlig bedeutungslos gewesen ist, dass ich ihn sofort wieder vergessen hatte, nachdem ich ihn geträumt hatte, und der mir ja nichts, aber auch rein gar nichts gebracht hatte, außer der Einsicht, dass man seine Zeit auch noch während des Schlafens vergeuden kann. Aber gründlich!

Und das hat mir zu Denken gegeben.

Sonntag, 27. November 2011

Unmittelbare Schmankerl! Zum Wohle eines großen Ganzen!

kriegswichtig: gemeinsame Ziele
Kann man das sagen? Kann man sagen: Ich hatte eine Epiphanie? Kann man sagen, dass ich eine Epiphanie hatte, während der mir deutlich wurde: es ist längst Krieg! Es ist keiner vergangen, es wird keiner kommen, nein, er ist längst da: der Krieg! Nicht so ein Krieg, in dem sich zwei oder drei Parteien gegenseitig schlagen. Es ist Krieg von der Sorte, in der jeder seines Nächsten Feind ist. Es ist sozusagen ein postideologischer Krieg, weil hinter der Vielzahl der teilnehmenden Parteien keinerlei Ideologie mehr steckt.

Im Gegenteil: Es ist die Ideologie selber, die den Krieg verursacht, um deren Verteidigung es allerdings nicht mehr geht. Es handelt sich um die einzig übriggebliebene Ideologie, sie hat keine Feinde mehr. Es ist die Ideologie des unendlichen Wachstums, welche den Einzelnen dazu treibt, sich gegen seine Mitmenschen zu wenden und sie zu fleddern und um das Gefledderte zu raffen und zu verteidigen gegen andere Fledderer und Raffer. Es gibt keine Solidarität in diesem Krieg, es gibt auch keinen Klassenkampf. Es gibt höchstens Bewegungen, innerhalb derer jeder für sich selber kämpft und spricht. Zum Beispiel die Occupy- Bewegung, die den Kapitalismus eher zu okkupieren als zu vernichten sucht. Es geht ums Fleddern eines stinkenden Leichnams, und nicht um die Geburt einer neuen Idee.

Super: Ich bin nun endlich im Lager der Kulturpessimisten gelandet. Das ist nicht meine Schuld. Nicht ganz alleine meine Schuld. Ich bin ein Opfer der Umstände. Ich versuche einigermaßen aufrecht durch das Leben zu wandeln, umsichtig und gerecht. Das ist zumindest ein Anspruch, den ich an mich richte. Ich beziehe meine Umwelt in mein Handeln ein und wäge ab zwischen dem eigenen Interesse und den Interessen der anderen. Ich betrachte die Gesellschaft als ein vom Tauschhandel geprägtes Gefüge. Es herrscht dort ein Geben und ein Nehmen, und die reine Vernunft will Licht in das Dunkel des vom Menschen verursachten Chaos bringen.

Meine Eltern haben mich so gemacht. Sie haben noch viel mehr aus mir gemacht. Nicht alles war gut. Das Beste aber habe ich behalten. Ich behielt es aus einer tiefen Einsicht heraus. Es ist die Regel, dass das unmoralische Handeln anderer Menschen nicht dazu berechtigt, selbst unmoralisch zu handeln. Vielmehr ist geboten, dem die eigene Moral entgegen zu halten. Zum moralischen Handeln gehören allerdings Werte. Ohne diese Werte kann ich nur dem eigenen Instinkt gehorchen und den Bedürfnissen meines Körpers. Diese sind allerdings keine berechenbare Konstante.

Super, jetzt bin ich auch noch ein wertkonservativer Moralist. Dafür kann ich aber nichts. Ich bin nicht ganz alleine Schuld daran. Meine Eltern haben in ihrer kleinen Welt eben gedacht, es sei hilfreich, anständig zu sein und den inneren Überzeugungen (ihren Überzeugungen allerdings) zu folgen. Sie haben in ihrer Naivität nicht daran gedacht, dass die Welt voller Nihilisten ist, die nur ihre eigene, übrigens völlig diffuse Ordnung kennen und sich eher von momentanen Befindlichkeiten leiten lassen als von tiefer, innerer Einsicht über das Zusammenleben innerhalb einer Gesellschaft.

Meine Eltern haben mich irgendwie falsch auf das Leben vorbereitet. Denn dauernd kommt irgendein Arsch daher, der aus dem einfachen Bestreben sich etwas Gutes zu tun oder sich sein Leben leichter zu machen, anderen schaden will. Da diese anderen sich nun aber gestört fühlen müssen und es sich selber leicht machen wollen, kompensieren sich den entstandenen Schaden nun ihrerseits völlig rücksichtslos. Es ist einfach in dieser Welt, ein Arsch zu sein. Es scheint die Grundvoraussetzung für ein unkompliziertes Leben zu sein, sich völlig arschmäßig nur um seine eigenen Interessen zu kümmern. Arsch sein heißt, respektiert zu werden.

Deswegen sagt auch keiner mehr was, wenn ihm ein Arsch daher kommt und sich nimmt, was er will oder braucht oder glaubt zu brauchen. Die wahren Asozialen sind heute diejenigen, die sich über einen Arsch zu beschweren wagen oder ihm einfach nicht das gewähren, was er glaubt sich nehmen zu müssen. Da gerät man richtig unter Rechtfertigungsdruck. Man sieht sich als Spießer, Langweiler, Aggressor gebrandmarkt. Man stört den Lauf der Dinge, innerhalb derer der Einzelne seinem Gusto entsprechend, sonst völlig ungestört, unreflektiert und erkenntnisneutral einer anderen Erlebnissphäre gegenüber, agieren kann.

Super, ich bin ein Spießer, ein Langweiler, ein Aggressor. Da bin ich aber nicht alleine Schuld daran. Das liegt an meinen Überzeugungen, die leider nicht mehr so ganz en vogue zu sein scheinen. Irgendwann müssen sie es ja mal gewesen sein. Das war wohl vor dem Krieg, in dem sich jeder mit jedem um jede Ressource schlägt: Zeit, Geld, Platz, Macht, Essen, Sex. Offenbar gibt es von jedem zu wenig für alle? Vielleicht liege ich falsch, wenn ich hier postuliere, dass man sich dem ganzen Wahn verweigern sollte. Ist ja auch nicht so einfach. Man steht ja nicht außerhalb der Gesellschaft.

Kann ich anderen überhaupt vermitteln, dass sie ohne Gier auskommen sollen, ohne meine eigenen Interessen gnadenlos durchzusetzen? Kann ich behaupten, dass ich einen Plan habe und alle anderen nicht? Ist es tatsächlich so, dass nur ich persönlich mit jener Konsequenz ausgestattet bin, die unmittelbare Schmankerl für verzichtbar hält zum Wohlgeraten eines großen Ganzen? Bin ich das Maß aller Dinge?

Manchmal schon! Und deshalb weiß ich auch, dass die ökonomische Abhängigkeit des Einzelnen der Motor für die Garstigkeit der Menschen ist. Wenn jeder schauen muss wo er bleibt und Angst um die eigene Existenz haben muss, wird er tun was (er glaubt, dass es) notwendig ist. Diese Abhängigkeit ist der Stachel im Fuß der Menschheit, eigentlich jedes Geschöpfes unter dem Mond und unter der Sonne. Sie sorgt beim Menschen für eine seltsame Unausgeglichenheit. Doch im Gegensatz zu den nicht vernunftbegabten Tieren sind Menschen wohl in der Lage, diesen Stachel zu ziehen. Geld ist genug da. Es ist nur unglaublich schlecht und ungerecht verteilt. Super, jetzt bin ich auch noch ein Träumer. Aber dafür kann ich nichts!

Donnerstag, 17. November 2011

Die stupide, verkürzte Gedankenwelt! Impressionen aus der U7!

kriegswichtig: eine Gesinnung
Das Problem scheint zu sein, dass unsere Politiker und Wirtschaftsdenker und -lenker (weibliche eingeschlossen) immer um mindestens 10 Prozentpunkte dümmer sind als der Durchschnitt der Bevölkerung. In der Zeit ihres Handels gelingt es ihnen immerhin, den Intelligenzquotienten der Bevölkerung um 5 Prozentpunkte herabzusetzen, so dass der Verdummungsprozess langsam, aber sicher fortschreitet.

Anders ist die absolut stupide, weil verkürzte, Gedankenwelt mancher Mitmenschen kaum zu erklären. Schon früher, als alle beide meiner Eltern noch am Leben waren und ich mich politisch von deren Niveau abzuheben begann, da wurden meine Messages, die noch etwas diffus waren, als Nachgeplappertes von irgendwelchen ihnen seltsam erscheinenden Freunden bezeichnet. Meine Eltern hatten ganz offensichtlich ein Problem damit, dass ich meine Fachhochschulreife nachholte, statt in der BASF AG meinen Meister zu machen. Die beste Replik auf diese Herabsetzung war, dass es immerhin besser sei, meinen Freunden alles nachzuplappern, als das, was in der BILD so steht.

Das ist über 20 Jahre her. Ich musste mich deshalb wundern, als ich kürzlich mit der Proleten- U-Bahn U7 fuhr und sich einer dieser jungen, aufgepumpten deutschen Prolls mit modischer Glatze dermaßen in den Sitz fläzte, sodass die junge Frau neben ihm eine Pobacke in den Gang hängen musste. Gegenüber saß seine schwarzhaarige Freundin, und neben der saß komfortabel ich. Zwischendurch kam die fünfte Motz- oder Straßenfegerverkäufer/in während dieser Zugfahrt.

Wen Armut wirklich ankotzt, der sollte hierhin eben einen Eimer mitnehmen, da kann er dann hineinspucken. Der junge, aufgepumpte Proll, der sich so paschamäßig in den Sitz fläzte, ließ aber nur einen genervten Laut erklingen und legte endlich los: Er verstehe das gar nicht, die sollen sich doch Arbeit suchen, dann ginge es ihnen besser. Wer wirklich Arbeit suche, so der Proll, der finde auch welche. Zur Verteidigung seiner Freundin muss man sagen, dass sie seiner Sichtweise mit guten Argumenten widersprach, woraufhin er aber sichtlich ungehalten wurde. Er verstehe eben nicht, wie sich jemand so gehen lassen kann, gab er trotzig zu Protokoll. Seine Freundin hatte es ihm zuvor erklärt.

Ich hätte den jungen, aufgepumpten Proll gerne gefragt, wie jemand, der ganz offensichtlich zu dumm ist, ein Brot zu kaufen, eine Arbeit finden kann, wollte dabei sogar offenhalten, ob ich damit ihn meinte oder die Zeitungsverkäuferin (ich meinte ihn), resignierte aber: Erstens dachte ich, dass jemand, der so körperbewusst anderen den Sitzplatz streitig macht und ein Reflektionsvermögen wie ein Rasenmäher besitzt, bestimmt nicht feinfühlig genug ist, um mir ins Gesicht zu langen ohne mir die Nase zu brechen. Schon allein der Unsicherheit wegen, wen ich nun gemeint hätte, müsste er mir eine verpassen, sicherheitshalber (sic!).

Zweitens dachte ich: Der kann doch nichts dafür! Die arme Sau plappert lediglich nach, was andere ihm ständig vorkauen: Politiker und Wirtschaftsdenker und-lenker (weibliche eingeschlossen) nämlich, die dauerhaft in Talkshows sitzen, der BILD Rede und Antwort stehen und auch sonst jeden Stuss in jedes Mikrofon schwätzen, das ihnen vorgehalten wird, so dass einem ganz schwindlig davon wird, und die unter Garantie zu dumm sind, ein Brötchen beim Bäcker zu kaufen. Und die sagen eben denselben Blödsinn, den meine Eltern schon geglaubt haben:
  • dass jeder, der arbeiten wolle, auch Arbeit fände
  • dass jeder selbst seines Glückes Schmied sei (damit aber auch seines Peches Schmied)
  • dass die Kosten des Sozialstaates das Land ruinieren
  • dass Arbeit unzertrennlich mit Würde einher geht
  • dass Deutschland kein Einwanderungsland sei
  • dass die Lohnnebenkosten zu hoch seien
  • dass ein Mindestlohn zu hoher Arbeitslosigkeit führt
  • dass es besser sei, für wenig Geld zu arbeiten, als gar nicht
  • das Deutschland voll rocke, das restliche Europa aber irgendwie asozial sei
  • dass Schland endlich wieder zur Normalität zurückkehren solle
  • dass man seine Freiheit am Hindukusch verteidigen könne (nicht aber in Libyen, Syrien oder Somalia)
  • dass es linken Terror genau so wie rechten Terror gebe, sogar noch viel mehr
  • dass die Deutschen ausstürben und Schland muslimisch würde
  • dass es schon okay sei, wenn Autos mit Lebensmitteln getankt würden
  • dass es endloses Wachstum in einem begrenzten Raum geben könne
  • dass die Erde eine Scheibe sei und das Zentrum des Universums

Montag, 14. November 2011

Herr Steffel, übernehmen Sie! Jetzt geht's den Abzockern an den Kragen!

kriegswichtig: Geschlossenheit und Mobilität
Es ist mal wieder so weit! Die Finanzen krachen, viel Mist wird gebaut, haaah, da brauchen wir mal wieder einen Sündenbock, besser noch, ein Opfertier, das zur Schlachtbank geführt wird. Herr Steffel, der Teppichhändler der Berliner CDU, der einmal versucht hatte, Oberbürgermeister zu werden und leider die falsche Stadt über den Klee gelobt hatte, schlägt vor, die ALGII- Empfänger in der Stadt härter anzufassen und mehr zu sanktionieren bei jedwelchem Fehlverhalten.

Das setzt natürlich auch voraus, dass die Jobcenter tatsächlich überprüfen, ob wirklich ein Grund zur Sanktionierung vorliegt. Und nicht, wie vor einigen Jahren in Rheinland-Pfalz, ein ganz offensichtlich psychisch kranker Mann wegen Nichteinhaltung von Terminen auf Null herabsanktioniert wurde, keine Rechtsmittel eingelegt hatte und in seiner Wohnung verhungert aufgefunden wurde. Dies ist die andere Seite, und ich behaupte mal ganz salopp, dass der gewöhnliche Sachbearbeiter der Jobcenter nicht in der Lage sind, zu erkennen, wer aufgrund psychischer und physischer Absonderlichkeiten eigentlich gar nicht im Bezug von ALGII sein sollte, sondern ein Fall für's Sozialamt ist.

Die Cleveren werden ohnehin nie sanktioniert. Alleine aus meinem Bekanntenkreis gibt es viele, die nebenher schwarz arbeiten. Am Unwillen zur Arbeit kann es also nicht liegen. Viel eher liegt es am Unwillen, für wenig Geld arbeiten gehen zu müssen. Da würde ich mir mein ALGII auch lieber selber steuerfrei aufstocken, als für irgendeinen Pfennigfuchser zu schuften. Aber das ist alles Augenwischerei.

Denn wenn es darum geht, dem "lieb' Vaterland" (Nachkriegsfloskel meines Opas, NSDAP- und anschließend CDU-Mitglied) das Geld aus der Tasche zu ziehen, sind ja wohl unsere Banken die ungeschlagenen Spitzenreiter. Gleich danach kommen jene Unternehmen, die ihren Arbeitnehmern Löhne weit unterhalb der Armutsgrenze zahlen und sie die Differenz vom Jobcenter aufstocken lassen. Niemand redet davon, diese Schnorrer härter anzupacken und früher zu sanktionieren. Ein Unternehmen, das keine existenzsichernden Löhne zahlen kann, soll gefälligst Insolvenz anmelden.

Wirtschaftlichkeit auf Kosten der Arbeitnehmer, das erinnert doch stark an die Zeiten der Feudalherrschaft, die wir mit unserer sogenannten Demokratie doch eigentlich längst überwunden glaubten. Hoffentlich zahlt wenigstens der Herr Steffel all seinen Angestellten ausreichend Lohn, wenn auch die zu verkaufenden Teppiche unter Garantie zu Hungerlöhnen hergestellt werden.

Und die halbherzigen, anbiedernden, schleimigen Bemühungen der Bundesregierung, sowas wie einen Mindestlohn zu etablieren, können als gescheitert gelten: Es läge einzig bei den Tarifpartnern, einen branchenspezifischen Mindestlohn festzulegen, da wolle man keine Zahlen vorschreiben. Das klingt noch nicht einmal mehr nach freiwilliger Selbstverpflichtung, das klingt vor Allem nach: das kennen wir doch schon von Kohls "Rundem Tisch"! I

Ich finde jedenfalls, dass man auch jene von Transferleistungen Abhängigen härter anpacken und gegebenenfalls Sanktionieren sollte: Politikerinnen und Politiker ohne jeden Gestaltungswillen und Vision, die nur den sogenannten Märkten hinterher rennen und darüber ihre eigentlichen Aufgaben vergessen. Doch wie finde ich heraus, wer sanktioniert werden soll und wer nicht? Ein Dilemma... Herr Steffel, übernehmen Sie! Vielleicht sind Sie ja doch für irgendetwas zu gebrauchen. Jedem seine Chance!

Dienstag, 8. November 2011

...! ...!

kriegswichtig: die Erleuchtung
Ängste. Meine Mutter, die bekanntermaßen keine Schlösser baut, hat Angst davor, im ältesten Alter alleine zu sein. Ihre Kinder haben gefälligst nach ihr zu sterben. Das klingt egoistisch, ist es vielleicht auch. Eine Mutter verliert nicht gerne ihre Kinder. Das erfüllt sie mit Trauer und auch Verzweiflung.

In mir wächst die Angst, dass ich, erblich belastet, ebenfalls wie mein Bruder, an Krebs sterben könnte. Auch das ist selbstredend egoistisch gedacht. Oder kann Angst egoistisch sein? Trotzdem trauere ich um meinen Bruder, ganz in echt, aber längst nicht so verzweifelt wie meine Mutter.

Mein Bruder hatte zuletzt nur noch Angst davor, im Krankenbett zu verkümmern. Seelisch und körperlich. Er hatte im Rahmen seiner Behandlung eine recht einseitige Begegnung mit einem sedierten Krebskranken, der nur noch 25 Kilogramm wog. Es schien ihm sicher, dass ein solch ausgezehrter Organismus blöde vor Hunger sein müsse, ergo nicht mehr genug Nahrung für höhere Hirnfunktionen haben könne.

Mein Bruder hat diesbezüglich eine Patientenverfügung verfasst. Am Ende hat er sie nicht mehr benötigt. Am vorvergangenen Sonntag ist er gestorben, nach sieben Monaten Krankheit und einer Reihe von quälenden Therapien. Am letzten Freitag wurde er beerdigt. Er wurde 49 Jahre alt und hat drei Kinder, eine Ehefrau und ein Haus hinterlassen sowie, zu seiner tiefsten Beruhigung, eine finanzielle Absicherung für seine nächsten Angehörigen.

Die Trauergäste hatten Angst davor, nicht genug Richtiges gesagt zu haben. Was soll man Richtiges sagen über einen Verstorbenen? Und was ist genug, was zuviel? Am Besten ist es doch, einfach da zu sein. Ganz ohne Worte. So danke ich meinem guten Freund RonJustice und auch meiner lieben Freundin C. für ihr Da-Sein, obwohl sie meinen Bruder kaum kannten. Und allen anderen, die mehr oder weniger unbeholfen ihr Mitgefühl mitteilten, danke ich ebenfalls. Es kommt ja nicht darauf an, was man sagt. Es kommt darauf an, was man tut.

Ansonsten Ratlosigkeit!

Sonntag, 6. November 2011

Vollidioten ohne Format! Für die Währung verkoof ick meine Demokratie!

kriegswichtig: die richtige Perspektive
Seit es in der Politik ganz offenkundig nicht mehr direkt um das Wohlergehen der Bürgerinnen und Bürger eines bestimmten Landes geht, sondern ganz unverhohlen um die sogenannten Märkte, kann die Demokratie im Grunde völlig abgeschafft werden. Anders ist es kaum verständlich, dass die europäische Bagage (Deutschland, Frankreich und die sogenannten Märkte) laut aufheulen, nur weil sich Griechenland zwischendurch etwas Demokratie erlauben wollte.

Früher hätte man vielleicht noch gesagt: wird auch mal Zeit, dass einer die Bevölkerung befragt! Heute jedoch, wo es doch um das große Geld, um die Währung geht, sagt man: sieh einer an, die Griechen - sind pleite, aber machen noch einen auf Demokratie... als ob die sich sowas noch erlauben könnten... ein Referendum? Pffffft!

Jetzt sage ich mal ganz dreist: Demokratie sollte man sich immer erlauben dürfen. Sie sollte sogar den finanziellen Ruin ganzer Wirtschaftsbündnisse in Kauf nehmen können.Die Alternative zur Demokratie in heiklen Zeiten ist die Diktatur. Und wer will schon von den "Märkten", die noch unsteter sind als unsere Politikmanager, regiert werden? Diese Diktatur wird zu nichts Gutem führen. Verzicht und Schimpf auf Demokratie, nur einer Währung willen, ist mehr als zynisch. Wann durchleuchtet der Verfassungsschutz endlich die antidemokratischen Umtriebe innerhalb der CDU und FDP (nehmen wir die SPD gleich noch mit)?

Unsere Dumpfbacken aus Politik und Wirtschaft haben es nun geschafft, das Referendum in Griechenland abzuwenden. Auf lange Sicht werden Sachzwänge das Land regieren. Warum soll man da eigentlich noch wählen gehen? Man hat ja ohnehin schon das Gefühl, dass unsere Politikerinnen und Politiker Vollidioten ohne Format sind. Das unterscheidet sie von jenen PolitikerInnen, deren demokratische Sozialisation direkt nach dem Krieg begonnen hatte: das waren Vollidioten, aber MIT Format und wenigstens noch einer Grundüberzeugung.

Brandt, Wehner, von mir aus auch Kohl: Wer hätte gedacht, dass ich mir die noch einmal zurückwünsche? Stattdessen haben wir hier die Staatsratvorsitzende Merkel und den Politkdebütanten Rösler. Na danke auch! Den letzten Rest Demokratie sollten wir uns auf jeden Fall leisten, auch wenn's halt den Euro kostet: Viel verlieren können ohnehin nur die, die viel besitzen. Allen anderen sei gesagt: Schulden machen wird bald so günstig sein wie schon lange nicht mehr.