Mittwoch, 26. März 2008

2 Watt Höchstleistung! Wofür man früher verdroschen wurde!

krz krrr krz krz krrr, pffft pffft pffft pffft... Wer hat es noch nicht gehört? Das Kratzen zzgl. Stimmgefiepe aus fluffigen Lautsprecherlein, 2Watt Höchstleistung, embedded in top- chique Mobilfunktelefone, mit denen man gleichzeitig fotografieren, telefonieren und um die Wette chatten kann. Ein Wunder der Technik, gemacht für die Arbeitslosen von morgen: Unsere Jugendlichen!

In meiner Zeit als Praktikumsvermittler war Handyverkäufer der Top- Berufswunsch neben einer Karriere als Model oder Fußballspieler. Leute, pflegte ich ihnen zu sagen, die Fußballvereine sind verstopft, Models müssen berufsmäßig kotzen (das war noch vor der Dove- Werbung), und wer soll noch Mobilfunktelefone kaufen, wenn alle potentiellen Kunden in der Branche arbeiten? Doch schöne Berufe wie Blattgoldverzierer oder Badewannen-Einbau-Assistent waren nicht en vogue. Sei's drum!

Deswegen wird das auch nichts mit der Ausbildung und dem Job! Mein dringender Tipp an alle Pubertierenden: Lernt lesen und schreiben! Quatschen und technische Versiertheit allein reichen als Schlüsselqualifikationen nicht aus! Aber man ahnt bereits die Perspektivlosigkeit, und es wird deutlich, dass nicht alleine die fehlenden Soft- und Hardskills dafür verantwortlich sind. Schmücken wir uns also wie coole Säue, und überlassen die Zukunft denen, die sich damit auskennen: Unseren Politikern!

Also sitzt der Pubertierende bräsig in der Sitzschale, sein MP3- fähiges Mobiles ist auf Sendehöhe mit dem Hosenschlitz, und heraus perlt lupenreiner HipHop bzw. R'n'B. Wäre an sich eine schnafte Sache und cool wie Sau, wenn der Sound nicht eher an die Symptome eines kurz vor dem Infarkt stehenden Getriebes erinnern würde. Diese Musik, liebe Leute, wird von Menschen gemacht, die den Bass (!) lieben (!!!) und für die HiFi ein Glaubensbekenntnis ist! Diese Musik muss röhren und den Unterleib automatisch frizzeln lassen. Manche Liebende nutzen den Effekt für ihr wisst schon was!

Aber der Sound, der aus den von den Kids favorisierten Geräten rinnt, wird ja schon vom einfachen Abrollen eines glitschigen Kondoms übertönt. Wie soll man denn da in Stimmung kommen, wenn die Musik sich anhört wie eine schlecht geöffnete Bierflasche und etwa drei Schlucke danach? Kommt schon, Verhütung geht noch viel besser!

In meiner Jugend wäre man für eine solche Soundsauerei richtig verdroschen worden. Wir (einige der weniger konsumverwöhnten Kids) hatten nämlich ähnliche Dinger: Mickrige Radioempfänger mit dem spermaweißen Mono- Ohrstöppsel, deren Klangcharakteristik nur eine Karikatur der eigentlichen Musik echote. Wer sich mit so einem Teil in der Öffentlichkeit zeigte, war so durch wie ein nasses Papierhandtuch.

Der Radioempfänger landete auf der Straße und sein Besitzer in der Mülltonne! Immer! Beide sollten zerbrechen an der Häme der GhettoBlaster- Gangs. Und die Folge? Eine sexfreie Jugend dank schlechtem Sound, das war die Folge! Nehmt dies zur Kenntnis und lernt daraus!

Freitag, 21. März 2008

Rücksichtslose BVG-Fahrer! Töten Mädchen!

Die Bildzeitung in Berlin ist die "B.Z."! Sie hält uns mit genauso differenzierten Berichten in Laune wie die Bundesausgabe, doch beschäftigt sie sich überwiegend mit lokalen Geschehnissen. Man kann aber so oder so kaum glauben, dass erwachsene Menschen solche Zeitungen kaufen, doch die Auflagen zeigen uns ein anderes "Bild" (sic!).

Die Springerpresse ist generell gegen Streiks, außer denen, die sie selber organisiert. Wer erinnert sich nicht schmunzelnd an den "Warnstreik" der PIN AG- MitarbeiterInnen, der sich gegen Mindestlöhne in der Zustellungsbranche richtet? Arbeitgeber und Gewerkschaft in einem, das kriegt sonst nur Siemens hin. Bravo!

Streiken hingegen andere Berufsgruppen, sieht man 'tschland gerne dem Zerfall entgegensteuern. Die Streiks der Bahn waren ein Riesenthema, nun waren die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) dran: Das geht ja gar nicht! Überall war Chaos!

Busse, Straßen- und U-Bahnen verweigerten ihren Dienst, die BVG musste Privatunternehmen anheuern, um den Anschein von Mobilität zu wahren. Da dies nicht im Ansatz funktionierte, waren die Straßen voller KFZ und FahrradfahrerInnen. Manchen sah man förmlich an, dass sie es sonst gewohnt waren, mit der Bahn zu fahren, so schlingernd war ihr Pfad.

Nun musste man ja trotzdem in die Schule oder zur Arbeit kommen. Und nun kommen wir zur großen Schuld des BVG- Streiks: Ein 14jähriges Mädchen fuhr nur deswegen mit dem Fahrrad zur Schule, weil kein Bus fahren mochte. Und prompt wurde sie überfahren! Von einem KFZ. Und wer ist der Logik der "B.Z." entsprechend schuld daran?

Die streikenden Busfahrer natürlich! Nicht etwa der unfallverursachende KFZ- Führer oder die überaus beknackten Fahrradwege in der Stadt. Oder die Eltern, die ihr zartes Pflänzchen doch hätten zur Schule bringen können. Oder die BVG selber, die ihren FahrerInnen ein lächerliches Einstiegsgehalt von lächerlichen 1400 Euro brutto entrichten. Oder oder oder... Die Welt ist doch so einfach, wenn man einen Schuldigen hat!

Abo gekündigt! Mein Leben ohne Papst!

Am letzten wirklich fröhlichen Tag des christlichen Heilands, dem Gründonnerstag, an dem sonst gute Christen Spinat essen müssen, habe ich mein Abo bei der Kirche gekündigt. Obwohl ich Spinat eigentlich sehr gerne mag, auch wenn er gar nicht so gesund ist wie man gerne behauptet. Letzten Endes hat man sich bei der Berechnung des Eisengehaltes im Spinat um eine Kommastelle zugunsten des Eisens verrechnet.

Niemand will so viel Eisen essen. Auch wenn es die roten Blutkörperchen noch so rot macht und uns ja ach so gesund aussehen lassen. Betrachtet man den anämisch aussehenden Papst, kommen einem Zweifel, ob er tatsächlich die zur Mitgliedschaft erforderlichen Riten exerziert. Dabei soll auch rote Beete helfen, doch ist diese bestimmt des Teufels! Alles, alles muss bekehrt werden, und nun auch die Juden. Sie sollen von ihrem Irrglauben befreit werden, deswegen wird Graf Zahl für ihre Erleuchtung beten.

Das macht die Kirche schließlich aus: Auch jenen zu helfen, die gar nicht auf deren Hilfe angewiesen sind. Zwangschristianisierung, ick hör' dir trappsen! Wie man ja weiß ist die Welt durch die Kirche besser geworden. Niemand war hilfreicher, kapitalistische Systeme in die Welt zu exportieren. Die armen Sünder.

Ich selbst habe nie der menschenverachtenden Logik der Kirche (weder katholisch, noch orthodox noch protestantisch) folgen können, die sich stets mehr für das noch ungeborene als für das bereits entstandene Leben interessierte. Die zwecks Machterhalt Armut in kauf nimmt. Trotzdem habe ich Jahrzehnte gebraucht, um den finalen Schritt zu tun. Möglicherweise hat mich zuletzt die böse Seite der Macht korrumpiert, schließlich sieht auch die Neuausgabe des Papstes aus wie der Imperator aus StarWars.

Doch hatte ich kaum Grund zur Sorge: Zur Zeit bezahle ich ohnehin keine Kirchensteuer, da mein Einkommen so gering ausfällt. Als bei mir noch Lohnarbeit aktuell war, hielt ich die Option, bei einem kirchlichen Arbeitgeber meinen Dienst zu tun, noch für zweckdienlich. Dies halte ich nun nicht mehr für notwendig. Dafür muss ich mich aber selbst des arbeitsethischen Zynismus bezichtigen.

Also pfui on me! Aber es ist auch nicht besonders fair von Kirchen, nur Mitglieder einzustellen. Das ist für mich offene Diskriminierung von Atheisten und sollte vor dem Verfassungsgericht oder dem europäischen Gerichtshof geklärt werden.

Die bittere Pille kommt zum Schluss: Die Abo- Kündigung kostet satte 50 Euro! Und das, obwohl meinerseits keine persönlich geleistete Unterschrift zum Abonnement geleistet wurde. Meine Eltern haben mich dem Verein einst ohne mein Zutun verschrieben, und letzten Endes sollten sie auch meinen Austritt bezahlen. Ich rufe jetzt mal an...

Mittwoch, 19. März 2008

Milde Winter! Wenn Jesus hasst!

Die kleine Stadt Göttingen beherbergt ja sage und schreibe 47 Kirchen, die alle zur gleichen Zeit bimmeln. In Aschaffenburg läuten die Glocken sogar ständig Evergreens wie den Beatles- Schlager „Revolution No.9“ oder „HellsBells“ von den NoAngels. Doch das ist gar nichts gegen Mannheim: Dort kann der gläubige Christ jeden Tag in eine andere Kirche gehen, vorausgesetzt freilich, dass sich Katholiken und Protestanten vertragen. Denn in Mannheim stehen und läuten insgesamt 365 Kirchen.

Dieses Jahr wird es allerdings knapp, denn der römisch-katholische Kalender sieht kein Schaltjahr vor. Doch gestern erst hat unser aller OB Kurz angekündigt, für die 366ste Gebetssitzung am 31.12.2008 einfach das Rathaus zur Verfügung zu stellen. Zum einen, weil dort sowieso niemand arbeitet, und zum anderen, weil die zuvor geefragten Moslems den guten Christen in der Moschee ein MoonBoots- Verbot aufgedrückt hätten. So ist er, der Moslem: Von hohen Türmchen aus Drehspiesse herunterleiern, aber dem IM Schäuble noch nicht einmal eine behindertengerechte Rampe bauen, geschweige denn, neuartige, christliche Modeersscheinungen zu tolerieren.

Einige meiner Bekannten dulden schon seit langer Zeit keine nichtchristlichen Gebetshäuser mehr in ihrer Nähe und hängen ihre alten MoonBoots demonstrativ aus dem Fenster. Sie sollen an die westliche Freiheit erinnern und islamische Glaubensfanatiker zu mehr Toleranz ermahnen. Ich weiss nicht, ob das funktioniert, habe berechtigte Zweifel diesbezüglich und ohnehin alle Kontakte zu derlei Menschen abgebrochen, nachdem die herausgefunden haben, dass ich gar keine MoonBoots besitze und zudem noch für einen islamischen Kulturverein arbeite. Ich finde MoonBoots nun mal nicht hübsch und begehrenswert.

Ich finde aber die Art des muslimischen Gottesdienstes super, denn dort hat man es nicht nötig, mit viel Gelärm auf sich aufmerksam zu machen. Die Kirchen hingegen bimmeln erst stundenlang vor sich hin, dann kommt man rein, und dann wird schon wieder gebimmelt, und man möchte fast schon wieder gehen, weil man denkt, es sei jetzt vorbei, doch das war dann nur das Zwischenbimmeln, also muss man noch bleiben, bis es abermals bimmelt und man endlich nach Hause darf. Aber hinterher ist man auch nicht so recht froh, weil man die Sportschau schon wieder verpasst hat.

Der milden Winter wegen vermehren sich die Christen leider völlig ungehindert. Früher, als es noch richtig kalt war, erlebten oftmals weder Brut noch Königin den Frühling. Den Rest besorgte die Schädlingsbekämpfung. Zu Beginn unserer Zeitrechnung hatte sie die Plage sogar beinahe vollständig im Griff, wie man so schön sagt. Doch ein paar Exemplare überleben ja immer. Jahre später: Im (falsch verstandenen) Sinne des Artenschutzes hielt Kaiser Konstantin seinen Hofstaat an, die Christen zu pflegen und ihnen lauter laute Kirchen zu bauen. Diese sollten ursprünglich nichtsahnende BürgerInnen warnen. Im Laufe der Zeit wurde Ihr Zweck jedoch ins Gegenteil verkehrt.

Nun dröhnt mir also tagein, tagaus der Kopf vor lauter Glockenlärm. Unser aller OB Kurz hat mein Gesuch, alle Kirchenglocken sofort dem europäischen Kriegsveteranenfonds zu stiften, abgelehnt. Mit der Begründung, dass der gläubige Christ ja ohnehin nichts mit sich anzufangen weiss, und dass er ohne Glockengeläut ganz orientierungslos sei und sich dann auf dem Weg zur Arbeit verlaufen würde. Ich weiss nicht, ob das richtig ist, wenn man immer wieder den Wirtschaftsstandort Deutschland als Argument anführt. Aber der OB Kurz wurde immerhin von ca. 20% aller wahlberechtigten BürgerInnen gewählt. So einer weiss, was richtig für Mannheim und die Welt ist.

Als ich einmal am Hauptbahnhof war, stand da so ein Wanderprediger und predigte seinen Glauben: Jesus hasse alle Ehebrecher, Homosexuelle und Aidskranke, stand auf seinem Plakat. Seine Rede war gelitten durch einen Schwall Spucke, der gemeinsam mit jedem Wort seinen Mund verlies. Doch ich stellte mich neben ihn und predigte ein anderes Lied, jenes von der Vergebung und der Liebe des Genagelten zu allem Volk, vor allem den Sündern unter uns, und wie wir alle zu Brüdern und Schwestern wurden und ein Herrgott unser Vater. Ich wollte den Prediger des Hasses in meine Arme schliessen, doch dieser fauchte nur und verschwand in den Tiefen des bewachten Parkhauses.

Ich nahm meine liebe Frau C. bei der Hand und wir verliessen den Ort, wohlwissend, dass uns die Glocken unserer Kirchen süßer nie mehr sein werden und dass wir von nun an und für immer erleuchtet sein würden. Doch dies war ein großer Irrtum, wie sich wenig später herausstellen sollte.

Deutschland! Eine Winterreise!

„Des Mannheim sieht abr au net bsonders eiladend aus!“ Gerade sind wir, meine liebe Frau C. und ich, in den ICE Richtung Berlin eingestiegen und erhaschten einen bahn.comfort- Sitzplatz, der uns nicht zustand. Der älteren Dame vor uns musste ich insgeheim rech geben: Der Blick aus dem Zugfenster zeigte Tristesse pur, Industrieaanlagen und Zweckbaufassaden liessen uns frösteln. Nein, man verspürt bestimmt nicht den Drang, in Mannheim auszusteigen! Und ich war sowieso gerade sehr empfänglich für Mannheim- Bashing, da mich einige Tage zuvor eine meiner gefürchteten Provinzdepressionen ereilte und diese mich zwei volle Tage lang ins Bett verwiess. Berlin sollte meine Pille sein und sie schmeckte ganz vorzüglich!

Was man aber gerne mal vergisst: Vom Zug aus gesehen findet kaum eine Stadt Gnade in den Augen des Reisenden. Dem Betrachter bietet sich in den meisten Fällen trostlose Architektur, so als wolle uns die BahnAG darauf hinweisen, dass der Güterverkehr nun mal lukrativer als der Personenverkehr sei und die Schiene eben gerade deshalb nicht durch wunderschöne Stadtkerne führen, sondern durch die Stätten des ständigen Gesichtsverlustes ausgebeuteter Arbeitnehmerschaft.

'tschlands Gebäudeansammlungen sind überdies besonders hässlich. Es gibt ja kaum Städte oder Dörfer, in denen man wirklich leben möchte. Na schön, die Nie- Weg- Gewesenen wissen es nicht besser, sie bevorzugen das Altbekannte. Doch mir kann niemand erzählen, dass einer, der schonmal in einer richtigen Stadt gewesen ist, wieder zurück möchte nach, sagen wir mal, Göttingen. Göttingen hat ungefähr 47 Kirchtürme und ein Eiscafé in der 20m langen Fußgängerzone. Keine Ahnung ob das stimmt. Aber so stelle ich es mir vor. Das mit den Kirchtürmen ist aber wahr, ich habe sie vom Zugfenster aus gezählt.

Es geht aber noch besser! Der Bahnhof in Kassel- Wilhelmshöhe möchte keinen Fremdenverkehr. Ausgewaschener, schmutziger Beton betont den Willen der Stadtväter, und der besagt: Steige hier nicht aus, Fremder! Unsere Gesetze sind hart und das Sozialamt bleibt für dich geschlossen! Dir blüht höchstens das Einmauern bei lebendigem Leibe! Na gut, liebes Kassel, wenn wir derart unerwünscht sind, fahren wir halt weiter. Mir sind Ortschaften sowieso suspekt, die den Reisenden nicht über den eigentlich recht hübschen innerstädtischen Hauptbahnhof empfangen, sondern dazu ein ausgelagertes Auffanglager wie Kassel- Wilhelmshöhe benutzen.

Doch dann fährt man durch die Mitte 'tschlands und wird ganz banane vor lauter Trübsal: Hannover, Siegen, Giessen und wie sie alle heißen, die Städte der Behäbigkeit und des teuer entfernten Graffitos. 'tschlands Mitte ist sozusagen das Auge des Hurrikans namens Leben. Im dortigen Vakuum und in völliger Windstille möchte man nicht einmal begraben sein. Also schnell weiter, Kutscher, fahr' er doch zu! Der Zug frisst sich schnaufend weiter durch das Eisen, und dann kommt Wolfsburg. Ach je!

In der BuRep gibt es tatsächlich kaum vernünftige Städte. Wem fallen außer Hamburg, München oder Berlin noch welche ein? Köln? Okay okay, geht vielleicht noch, aber dann ist wirklich Ende. Wenn Berlin für mich aber die Stadt überhaupt ist und so etwas wie Fulda die unterste Kategorie darstellt, was ist dann eigentlich Mannheim? Ich würde sagen, Mannheim ist irgendwie „mittel“. Und wenn ich das so dahin sage, dann soll das schon mal was bedeuten. Ich bin nämlich sehr wählerisch! Und manchmal braucht es eben eine Reise quer durch 'tschland, um das Bild wieder zurecht zu rücken. Oder anders gesagt: „Vo drausse sieht Mannheim doch gar net so übel aus!“

Sonntag, 9. März 2008

Mannheim beleben! Und eine gruselige Liste!

Was in Mannheim noch fehlt? Ganz einfach: Ein Drogenstrich in der Innenstadt! Wem die Unterhaltung in der Lupinenstraße zu gepflegt ist und die Bumsbars in der Innenstadt noch nicht "dirty" genug sind, der hätte hier vielleicht seine Freude. Vielleicht ergibt sich ja in nächster Zeit etwas?

Bald dafür geeignet ist wahrscheinlich die Breite Straße bzw. Kurfürstenstraße. Kommt man demnächst von der Neckarstadt aus in die City, geht man zuerst über den langweiligen, alten Messplatz, überquert die Kurfürstenbrücke mit Blick auf das verwahrloste Neckarufer, um dann galant von der inhaltsleeren Kurpfalzpassage empfangen zu werden.

Danach kommt nichts mehr. Denn Karstadt schließt bald die Pforten, Conrad ist schon weg und sogar der Billigmode- und Ramschladen im ehemaligen Prinz räumt gerade aus. Jetzt schon halten sich zwischen Neckartor und Marktplatz fast nur finstere Gestalten auf. Sie sind die Scouts des Schmuddels und der Bewußtseinserweiterung.

Das hat Folgen: H&M merkt was und zieht erschrocken weiter. Die lustige McDonalds- Lounge muss erkennen, dass sich stylischer CoffeeHouse-Flair nicht mit dem hiesigen Sozialhilfeadel verträgt, der sich dort schlecht gekleidet im protzigen Interieur fläzt. Ach, und Fa. Müller bibbert heute schon am ganzen Leib, und morgen fällt sie tot um vor Furcht.

Was bleibt? Ich möchte hier schließen mit einer der in den 90er Jahren so beliebten Listen. The real horror, bedrückend und all das soll sie sein und uns die nahe Zukunft weissagen. Vorher möchte ich einige Wanderbüsche aus alten Westernfilmen imaginieren, der Wind pfeift dazu um die Kanten der brüchigen Fassaden. Irgendwo zwischen Neckartor und Marktplatz steht ein einzelner Mann, bereit, das zu tun was ein Mann verdammt noch mal zu tun hat. Genug eingestimmt? Na dann mal los:

BanThai-Restaurant, Lotto Kiosk, Mersin Juwelier, Fun Casino, Hotel Holländer Hof, Brückenstraßenapotheke, Mode Sara, Erik's Holland Blumen, Sinh-Thu Mode, Apollo Optik, AShop.tv, Back-Factory, Der Goldladen, Spielpark, Laugeweck (kleinste Mannheimer Kneipe), Kamps, Bülent-Mode, ModeVision, Euro Accessoires Shop, Woolworth, erdbeermund, catwalk, C&M Friseure, Vente Stehkiosk, Mocca Cafe Bistro, Paktia Handyzubehör, Ernsting's family, dm, beate uhse, city spielcenter, point, Alanya-Döner, OneWay, Only You, Markenschuh Outlet, Vodafone, Efendi Döner, NanuNana, Wiener Feinbäcker, O2, Oscar LabelHouse, The PhoneHouse, Allerlei, LöwenPlay Spielcenter, Nordsee, High Voltage Spielpark II, Aytun Immobilien, Back-Factory.

Samstag, 8. März 2008

Herzlichen Glückwunsch! Liebe Hessen- SPD (BruHaHat!)

Der größte Feind der SPD (nur in Hessen?) steht nicht rechts oder links, er steht in den eigenen Reihen. Das ist super! Das ist neu? Erst fällt der alte SPD- Sack und Atomstromfreund Clement über die Hessen her, und dann die eigenen Leute.

Die SPD ist ja schon seit Jahren nicht mehr wählbar, und nun macht es noch nicht mal für die verzweifeltsten Demokraten noch Sinn, ein Kreuz hinter die Partei zu machen. Denn koalieren will sie ja eh nur noch mit den Grünen. Damit wählt die SPD auf Länderebene eindeutig ein Dasein in der Opposition oder eine Regierungsbeteiligung unter der Knute der CDU.

Also wird in Hessen weiterhin der unehrenhafte Koch regieren. Und das verdankt er allein der SPD. Trotzdem Hut ab vor Frau Ypsilanti, die sich zumindest vorstellen konnte, sich von einer ordentlichen, weil verfassungsgemäßen und demokratisch gewählten Partei ins Amt der Ministerpräsidentin von Hessen hineindulden zu lassen.

Montag, 3. März 2008

Cinemaxx ist das Country for odd Men! Und dissen kommt von disrespect!

Immer noch werde ich von FreundInnen gefragt: "Nun, MetroBoy, wie geht es Dir denn so in Mannheim? Alles fit im Schritt?". Meist antworte ich: "Oooch, is' ganz okay hier, man müsste hie und da noch etwas nachbessern, aber ansonsten..." Ich verschweige gerne, dass ich mangels adäquater Kneipen weniger weg und dank üppiger Mahlzeiten mehr in die Breite gehe. Sei's drum! Es ist ein Zeichen tiefer Einsicht, nicht mehr jeder Party hinterherrennen zu müssen und dabei fett zu werden.

Manchmal aber schäme ich mich auch für Mannheim. Insbesondere der Hang der MannheimerInnen, das Herz auf der Zunge, dieses also nicht immer am rechten Fleck zu haben, beschwert meine Unbekümmertheit. Neulich zum Beispiel war mein guter Freund RonJustice zu Besuch, und wir gingen zusammen mit BionicWoman in den hochgelobten Film "No Country for Old Men". Was soll ich zu diesem Film sagen? Er hat ein paar Oscars gewonnen, aber wen interessiert das wirklich? Außer vielleicht das Publikum des Cinemaxx, das möglicherweise fehl am Platze war. Nicht jeder Oscar- Gewinner ist massenkompatibel.

Ich habe ähnliches tatsächlich noch nie zuvor erlebt: Während der Vorstellung klingelten ungefähr dreißig Mobilfunktelefone verschiedener BesitzerInnen, einer ging sogar ran, und das Pärchen neben mir schien jede Einstellung des Films raunend kommentieren zu müssen. Sie, vom Typ kleines Mäuschen sucht zärtlichen Teddy, der ihr die Welt erklärt, verstand den Film nicht, und er, vom Typ zärtlicher Teddy, der kleinen Mäuschen die Welt erklärt, tat sein Bestes, das Gesehene zu erläutern.

Da ich weiss, dass pure Blödheit immer obsiegt, und man deshalb eher das Gegenteil von Ruhe bekommt, wenn man sie einfordert, verhielt ich mich still und grollte dennoch. BionicWoman hingegen verwies die StörerInnen leider erst gegen Ende des Filmes, was trotzdem Wirkung zeigte. Wow! Hätte ich das geahnt! Doch der Flow war beinahe dahin, und es war schwer, die Handlung der bewegten Bilder ungetrübt einzufangen.

Als dann der doch sehr überraschend einsetzende Abspann über die Leinwand rollte, stand ein mittelaltes Pärchen vom Typ Zuchthausverwandschaft und zugehöriger Alkoholszene polternd auf, und das Weib brüllte durch den Raum: "Jetz geht mer noch zwanzisch Johr ehmol widder ins Kino, und dann kummt so ein Scheiß". Da ich den schönen Brauch pflege, einen Film über den Abspann hinaus zu goutieren und ihn innerlich noch einmal zusammenfassen, fühlte ich mich sehr gestört, und deswegen kann ich zu dem Film aber auch gar nichts sagen. Es ist so als hätte ich ihn nicht gesehen oder das Gesehene wäre irgendwie unrein.

Und ich schämte mich meiner Fettheit wegen und sämtlicher Menschen, mit denen ich die Stadt teilen muss. Ich schämte mich wegen RonJustice, der eigens aus seiner Kleinstadt in der Pfalz zu Besuch war und trotzdem so viel mehr Stil hat. Und ich bekam die Angst des Paranoikers, sich langsam in das zu verwandeln, was man am meisten ablehnt. Und was wäre dann? Würde ich meine gute Erziehung vergessen? Würde ich mir übergroße Autos kaufen wollen und den Gürtel noch drei Löcher weiter schnallen müssen? Würden sich Freunde von mir abwenden deswegen? Sie würden!

Denn es trifft mich große Schuld! Ich habe schlecht gegoogelt. Filme wie diesen, von den wunderbaren Coen- Brüdern produziert, darf man sich eben nicht in dem Vollprollkino Cinemaxx ansehen. Hätte ich die Trefferliste noch weiter durchsucht, wäre ich nämlich darauf gestoßen, dass dieser Film auch im Atlantis läuft. Die Gleichung lautet: Besseres Kino = besseres Filmpublikum = besserer Filmgenuss = weniger Scham und Paranoia! Denn nur wenige der MannheimerInnen sind wirklich so beknackt, die meisten gehen nämlich voll okay!

Samstag, 1. März 2008

Frische Luft für frische Bürger! Die Plakette für den Minivan!

Urlaub mit meiner Familie war selten spaßig: Zu fünft im Kadett auf dem Weg nach Österreich, zwischen den Beinen die Kühltasche und unterm Gesäß die Spielzeugkiste, eine Mördertour. Nur um am Ende das langweiligste überhaupt zu tun: Wandern!

Heute schnappt man sich den Minivan, baut im Kofferraum zwischen den Reisetaschen die Legolandschaft des Jüngsten auf und streckt die Beine aus. Die Reise zum Mond, zu den Küsten des Universums und zurück: Das ist Luxus und auch so bequem, und es soll ein Ende haben? Dank der sogenannten Umweltzonen?

Natürlich nicht! Denn Feinstaub verringern heißt nicht, auf seine vierrädrige Schwanzverlängerung verzichten zu müssen. Der Hund und die Kinder müssen zum Sport gefahren werden, der tägliche Einkauf ist zudem mit einem Kleinwagen kaum zu bewältigen. Und deshalb wird es vorkommen, dass der 14liter- Wagen eine grüne Plakette bekommt und der kleine, sparsame Zweisitzer mit dem Handschuhfach hinten eben nicht. Der bläst im Verhältnis zu seiner Größe einfach zu viel Feinstaub in die ohnehin verseuchte Luft.

Es bleibt abzuwarten, was die ganze Aktion überhaupt bringt. Eine schöne Nebenwirkung wäre ja auch eine Verringerung des Verkehrsaufkommens in der Innenstadt gewesen. Mir persönlich geht das alles nicht weit genug. In meiner Diktatur dürften Autos in die Ortschaften erst gar nicht rein, sondern müssten draussen warten.

Schliesslich wurden ja auch Autobahnen eigens für Autos gebaut, und da sollen sie gefälligst unter sich bleiben und dort die Luft verpesten. Ja, rauchfreie Gaststätten sollten zwangweise zu autofreien Städten führen. Das wäre folgerichtig: Frische Luft für frische Bürger! Und im Ernst: Das Leben in den Ortschaften wäre um einiges sicherer, zumal die wenigsten Fahrer ihr Fahrzeug wirklich beherrschen. Doch faschistoide Phantasien sollte man den Weltverbesserern überlassen, sie haben sonst nichts mehr zu tun.

Aber schliesslich täte mir ein solches Verbot sowieso nicht weh: Ich führe außer meinem Fahrrad überhaupt kein Fahrzeug, und nutze ansonsten brav die Bummelbahn durch Mannheim. Für den äußerst seltenen Fall zum Transport gefährlicher und/oder wertvoller Güter nutze ich das Angebot von Stadtmobil. Da sage mal einer, dass monetäre Armut zu unökologischem Verhalten führen muss.

Auch der VRN hat übrigens die Zeichen der Zeit erkannt und bietet das sogenannte Entdeckerticket an, mit dem man im gesamten Verbund herumtuckern kann, und das satte 30 Tage lang. Ich entdecke nun die Möglichkeit, mich und meine liebe Frau C. am kommenden Sonntag bei meiner Mutter zum Mittagsessen einzuladen. Sie lebt am ganz anderen Ende des Tarifgebiets und freut sich über mein VRN Ticket genauso sehr wie ich. Mahlzeit!