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Montag, 17. Dezember 2012

Berufe die unter die Haut gehen #2: Politiker vs. Münzautomat

Eines muss ich meiner ehemaligen Kollegin lassen: Sie hat von mir längst vergessene Begrifflichkeiten reaktiviert. Die Dame mit dem spröden Charakter ist eine große Anhängerin des Wortes: Lügen. Nicht, dass sie selbst gelogen hat (das weiß ich nicht). Nein, sie hat andere Leute der Lüge bezichtigt. Ein junger Mensch ist sparsam im Umgang mit der Wahrheit? Der lügt doch! Oder er versteht den Inhalt von vorangegangener Gesprächen nicht völlig und formuliert ihn frei nach eigener Interpretation? Der lügt!

Ich habe lange überlegen müssen, wann und in welchem Zusammenhang ich das Wort "lügen" zuletzt gehört habe. Ich hatte es nämlich fast vergessen. In meiner Welt gibt es Missverständnisse, aneinander vorbei reden und selbstverständlich die Wahrheit zu eigenen Gunsten verdrehen. Das trifft nicht ganz den Tatbestand der Lüge. Und da ist es mir eingefallen: Lügen, das entspringt dem Sprachschatz von Kleinkindern und Grundschülern. Oberstufenschüler gehen schon gewitzter mit der Wahrheit um. Die lügen selbst nicht und bezichtigen andere eher der üblen Nachrede. 

Dann ist mir eingefallen, dass besonders einfältige Erwachsene aus einer bestimmten Berufsgruppe auch gerne das Wort "Lüge" benutzen, um Konkurrenten in Verruf zu bringen: Politiker! Die Vorstufe des Politikers ist bekanntlich der Stand des Klassensprechers, dann folgt der Jahrgangssprecher und in Akademikerkreisen der AstA- Beirat oder die Mitgliedschaft im StuPa: Alles völlig stupide Ämter, die das kindlich naive Denken in den Adelsstand einer Berufung erheben.

Ich selbst war einmal Mitglied in der StuPa, und wenn es nur war, um die Beschlussfähigkeit zu sichern. Dann habe ich gemeinsam mit Gleichgesinnten auf einer studentischen Party den DJ gefesselt, geknebelt und in den Geräteraum verbracht. Um bei der Wahrheit zu bleiben habe ich ihm auch noch Sekt über den Kopf gegossen. Daraufhin durfte ich meine Ämter endlich abgeben und wir bekamen alle Partyverbot. Indes nahm man uns den Vorwurf der vorsätzlichen Körperverletzung mittels schlechter Musik nicht ab und bezeichnete die Verteidigung an den Haaren herbeigezogen. Wir hatten uns schließlich nur in Notwehr verteidigt.

Was soll ich sagen? Politik ist mir in der militanten APO eben am Liebsten. Ich will nicht in die gut-böse- Rhetorik verfallen müssen, die Politiker so sehr mögen. Ich will guerillamäßig zuschlagen. Viele Politiker hingegen scheinen zu glauben, dass der Wahlpöbel ohne die gemeingefährliche Zuspitzung von Tatsachen die Zusammhänge und die zu verbreitende Botschaft nicht versteht. Hinzu kommen völlige Unfähigkeit und mangelnde Empathie. Anders sind solche politischen Ungetüme wie die Lebensleistungsrente, das Betreuungsgeld, geänderte Mietrechtsgesetze etc. doch nicht zu erklären. Und man hüte sich davor, solcherlei Schwachsinn nur einer Partei anzurechnen: Dämlichkeit ist keine Frage der Parteienzugehörigkeit. Sie ist eine Frage des Systems.

Wenn Sie mich fragen, sollte Politkermord deshalb eine legitime Form der Ausübung  echter sozialer Verantwortung sein. Aber leider macht man sich damit immer noch strafbar. Man tötet außerdem nicht nur den Politiker, sondern auch den Menschen dahinter. Politiker wachsen stark nach, doch der Mensch hinterlässt bei anderen eine Lücke. Wahrscheinlich. Am Besten wäre es doch, wenn Politik von Münzautomaten gemacht würde. Lobbyisten könnten vorne Geld einwerfen und hinten käme das passende Gesetz raus. Das wäre ungemein ehrlich und Transparency International würde sein Gütesiegel draufpappen. Alle vier Jahre kommt dann der Wahlpöbel, der den am wenigsten schlimmen Münzautomat wählt. Dazu wirft er einen Euro in den Automaten seiner Wahl ein und lässt sich einen Kaffee mit oder ohne Zucker spendieren. Der mit dem beliebtesten Kaffee gewinnt die Wahl.

Wenn ein Protestwähler mit der Axt zum Münzautomaten kommt, weil der wieder so doofe Gesetze gemacht hat, von denen man bestenfalls schon wieder nicht profitiert, und schlimmstenfalls dem verlorenen Geld hinterherheult, wenn die Wirtschaftsbosse wegen dem dummen Automaten nach außen grienen müssen, damit sie nach innen schmatzen können, wenn er also endlich zu Klump gehauen ist, der Apparatschik, damit er nicht weiter Unfug treiben kann, dann trauert niemand um ihn. Da wird einfach ein neuer Automat hingestellt, und wenn man Glück hat, dann gibt er wenigstens einen guten Kaffee aus. Die Anklage lautete dann auf Vandalismus, und das macht sich vor Gericht viel besser als Mord. Glaube ich. Man hört schon den Boulevard greinen: So sinnlos, die Tat! Und er hätte damit wohl recht!

Wenn ich nun zwischen den Berufen wählen müsste, würde ich lieber ein ehrlicher Automat sein als so ein formloser Haufen Politiker. Ein Automat hat kein Gewissen, das ihn morgens vom Spiegel her anschreit. Auch kennt er keine Dialektik, mit der er seine Wähler quält. Er kann nicht lügen und es wäre absurd, wenn er einen anderen Automaten der Lüge bezichtigen würde. Er könnte nur behaupten: Was man beim Automaten X vorne reintut, das kommt hinten aber nicht so exakt lecker wieder raus. Steckt Eure Münzen also lieber bei mir vorne rein. Aber wahrscheinlich wären sie eh alle gleich, diese Automaten: Dämlichkeit ist nämlich keine Frage der Herstellers. Sie ist eine Frage der Bauart.

Dienstag, 23. August 2011

Nepper, Schlepper, Bauernfänger! Die FDP und der Verzweiflungsfick!

Politiker und Politikerinnen sind eine seltsame Kaste. Die meisten unter ihnen scheinen völlig bekloppt zu sein. Eine Ahnung davon bekommt man, wenn man sich an die Schulzeit zurückerinnert: Wer kann behaupten, dass Klassensprecher irgendwie sympathisch, coooool, interessant oder wenigstens gutaussehend waren? Oder später im Studium? Die humorlosen Asta- und StuPa-Deppen, oder schlimmer noch, Burschenschaftsheinis? Vom anderen Geschlecht gemieden, sich höchstens untereinander paarend im Verzweiflungsfick?

Aber genau diese Leute werden später Politiker. Ihr Sex ist die Verlangweilung des Lebens anderer, ihr Orgasmus ist absolute Mehrheit. Politiker und Politikerinnen sind Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt keine Chance haben und deswegen geil auf Ämter sind, deswegen im Amt netzwerken und intrigieren wie die Blöden, bis auch der letzte Hinterbänkler einen Job in irgendeinem Aufsichtsrat bekommt, auch wenn er realiter dort gar nichts weiter zu tun hat als zu: repräsentieren und mit alten Parteifreunden zu kungeln. Sie werden dafür bezahlt, Beziehungen zu haben.

Wie ja nun kaum zu übersehen ist, finden in Berlin im September Wahlen statt, und es ist einfach furchtbar. Warum soll ich Leute wählen, die ich nicht mag? Ich bin ja nicht weniger duldsam bloß weil ich nicht mehr zur Schule gehe. Erfreulich alleine folgender, parteienloser Spruch, gerne an Häuserwände gesprüht: "Freiheit kann man nicht wählen!" Wohl wahr, wohl wahr.

Die Beklopptesten unter den Bekloppten, die Chiefs der unbezwingbaren Furzdämlichkeit, die Elder Statesmen der ungezügelten Raffgier, dürften wohl die Politiker der Berliner  FDP sein. Ihre Kampagne nennen sie "die neue Wahlfreiheit". Unter Freiheit verstehen die allerdings mittlerweile das Recht auf Tempo 50 in Berlin (als gäbe es jemanden, der bei der Verkehrslage schneller als 30 fahren könnte). Den angeblichen Traum einer autofreien Stadt (wer immer den außer mir noch träumen mag), quittiert die FDP mit dem Hinweis, dass schwangere Frauen zur Niederkunft wohl mit dem Rad zum Kreissaal radeln müssten.

Nein, liebe FDP, besser ist es natürlich, wenn sie mit dem Privatwagen im Stau stecken bleiben und ihr Kind auf dem Rücksitz bekommen. Schon klar! Wenn man was auch immer notorisch falsch verstehen will: Bei der FDP ist man immer ganz vorne mit dabei. Mitleid bekommt man allerdings wirklich, wenn sich die FDP auf ihren Plakaten zum Thema Integration äußert: Wir finden, dass es eine nette Geste wäre, in Paris nach "Croissants" statt nach "Schrippen" zu fragen.

Nun, dies demonstriert die besondere Förderbedürftigkeit eines Personenkreises, der nicht nur den Unterschied zwischen Schrippen und Croissants verleugnet, sondern in seiner Blödigkeit auch noch der NDP mittels fremdenfeindlicher Parolen Konkurrenz machen will. Natürlich ganz versteckt, in der FDP gibt es zu viele Juristen, als dass man sich offen bekennen würde. Ich gehe jedenfalls demnächst in die Backstube und bestelle ein "französisches Gebäck aus Plunderteig", wenn ich eigentlich ein Brötchen (sic!) will. Kommt einmal ein Fremder daher und verlangt ganz frech nach "un pistolet", dann rufe ich die Sprachpolizei und lasse ihn abführen.

Angst hingegen macht die Aussage, mit der die "Partei der Besserverdienenden" von ihrer neoliberalen Fassade abweichen möchte und sich zur Arbeiterpartei aufspielt, um auch noch dem dümmsten Anstreicher eine Stimme abzuluchsen. Also: "Ist die FDP eine Arbeiterpartei oder eine Partei der Besserverdienenden?" Die lustige Antwort: "Wir möchten, dass man mit Arbeit mehr verdient als ohne".

Nicht nur, dass dieser Slogan überhaupt nicht mit Landes- oder Kommunalpolitik zu tun hat. Er lässt auch befürchten, dass die FDP nicht unbedingt vor hat, des einfachen Arbeitnehmers Einkommen zu erhöhen. Schließlich verweigert sie sich jeder Debatte um einen Mindestlohn. Vielmehr kann man glauben, dass sich die FDP bundespolitisch dafür einsetzen wird, dass Transfermittelempfänger weniger Geld bekommen. Der Arbeitnehmer kann sich dafür aber auch nicht mehr kaufen! Vorsicht also: Nepper, Schlepper, Bauernfänger!

Aber eigentlich wird das sowieso nix mit der FDP in Berlin.