ist heute nicht vatertag? wo ist denn die besoffene horde archaischem manntums, die grölend durch die strassen zieht? wo bleibt der verzweifelte, erstickte aufschrei über die schmach des gesettelt- sein- müssens, das jammern über die erzwungene bedarfsgemeinschaft durch vaterschaft? wo bleibt das laute klagen über die ungerechtigkeit der gleichberechtigung? wie kommt mannheim damit zurecht, dieses mal vielleicht kein freiluft- urinal sein zu dürfen?
tatsächlich gehört es zum mannheimer brauchtum, die strassen und parks zum vatertag durch öffentliches urinieren zu adeln. ganze strassenzüge sind im laufe der geschichte nur deshalb zu billigem brachland verkommen, weil sie von der "leidensgemeinschaft mann" vergessen oder sogar absichtlich geschmäht wurden.
denn die legende besagt, dass nur im männlich- alkoholisierten urin der "schlüssel zur stadt" liegt, eine metapher, die bislang nicht hinreichend auf ihren ursprung zurückverfolgt werden konnte. jedenfalls steht der am vatertag entstehende, obergärige geruch nicht nur für potenz, sondern auch für erfolgreiche gebietsverteidigung sowie die -eroberung desselben. als die türken schon vor wien standen, sind sie nicht zuletzt auch wegen des beissenden, vom ostwind herangetragenen duftes, geschlagen worden.
also ist es nicht zuletzt auch mannheims verdienst, dass die westliche welt vor der islamisierung bisher bewahrt blieb. der "schlüssel zur stadt" könnte demnach auch derjenige sein, der nicht "aufschliesst", sondern "versperrt". neue alte skripte nähren diesen verdacht.
um mich dem brauch anzupassen, habe ich mich extra mit pfefferminztee abgefüllt. leider kann ich mich keiner horde anschliessen, um froh gegen die schädlichen einflüsse von aussen zu urinieren. möglicherweise meidet man meine wohngegend? lebe ich etwa in einem absteigenden viertel? oder will man mit einem zugezogenen wie mir einfach nichts zu tun haben? das täte mir sehr leid, wenn nur wegen mir die mietpreise hier fallen würden!
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