beides will man nicht unbedingt. der berliner und solche, die nach berlin ziehen, wissen ein grosses angebot zu schätzen, aber dann ist auch gut. zuhause ist dann gefälligst ruhe, man muss ja auch nochmal schlafen können und geldverdienen muss man auch. es ist ein mythos, das alle berliner irgendwie kreativ und ohne arbeit ihr geld verdienen.
der berliner ist sonst eher zurückhaltend: wenn z.b. die exil- bonner ihren rheinischen fasching in berlin abhalten müssen, dann steht man zwar dabei, beäugt das treiben aber sehr skeptisch und verschränkt die arme dabei. kein berliner würde je sich zum fasching verkleiden!
auch die loveparade bestand zu 90% aus touristen, der enge kreis um den "erfinder" dr. motte ist eher klein und überschaubar, nur ein paar berliner koma- säufer und sekretärinnen toben sich dort noch aus. wer will es ihnen verbieten? schliesslich wollen sie auf ihresgleichen aus ganz deutschland treffen.
der "krawalltag" oder "chaostag" am ersten mai? dass ich nicht lache! horden von schwäbischen minipunks ziehen durch die gassen und malen häuserwände voll. wenn die polizei sie dabei erwischt, dann gickern sie und laufen schnell weg. wenn sie genug getrunken haben, dann werfen sie schon mal das auto eines klein- oder garnichtverdieners um, denn bonzen gibt es in der ecke oranien/ mariannenplatz halt nicht! liebe schwäbische minipunks: geht doch nach charlottenburg oder stürmt das nächste mal das sonycenter am potsdamer platz! das ist viel politischer!
der berliner ist von derlei kram angeödet. nur "berlin- urlauber" aus der provinz wollen immer und überall "parteeee!" und helfen mit, das ganz spezielle lokalkolorit zu zerstören. sie rennen mit ihren 140liter- rucksäcken durch den "szenekiez" z.b. die simon-dach-strasse, und stossen dabei unachtsam biergläser vom tisch. jede wg- zusammenkunft mit alkohol wird als party missverstanden, und geschmacklose, dh. voll auf touristenbedürfnisse getunte orte werden bevölkert, so dass man sagen muss: "in den laden geh ich nich'. iss doch voll touri hier."
auch ich lebte mal auf dem land. als ich dann nach berlin zog, meinten alle, ich ginge da wegen der loveparade hin. wegen der parties. geht's noch? ich wollte ganz einfach meine ruhe haben, und in momenten innerer unruhe wollte ich weggehen können. dafür ist berlin genau richtig. deswegen bin ich da hin. hauptsache weg von der kleinen welt der bank- und verwaltungsangestellten.
okay, es gibt einen haufen bekannter künstler in berlin, aber die ignoriert man. in einem neuköllner laden sass ich mal neben dem etwas bekannten j. mascis von dinosaur jr. "kreisch"? mitnichten. ich fragte ihn höflich, ob ich mich neben ihn an die theke setzen darf. ich durfte und schlürfte dann mein bier. deswegen mögen die top-stars der welt berlin, deshalb kommen sie dahin. weil sie einfach ungestört sein können und die berliner nicht hysterisch sind. die künstler meiden touristenzentren wie die pest!
10 tipps für mannheimer:
- die stadt grösser machen!
- grossstadttouristen sollten souverän bleiben und nicht masslos ihre erlebnisse überteiben
- für den "400jahr-song" nochmal ein paar vernünftige musiker laden, nicht so wichtigtuer wie die derzeit verantwortlichen
- reisst die popakademie ab, das ist ja peinlich! sie bringt eh nur naidoo- und neigelklone hervor. brrrrrrrr! angst!
- holt blos nicht die loveparade nach mannheim
- geht weniger arbeiten und habt mehr spass. arbeit ist nebensächlich und wird total überschätzt. na, lieber mannheimer? was ist das wichtigste im leben?
- setzt euch ab und zu in bequeme sessel und denkt darüber nach, was das wichtigste im leben ist!
- dicke autos sind es jedenfalls nicht
- macht mal vernünftigen kaffee, das ist ja grausam hier. für diese plörre bezahlt ihr 2,50euro? oder mache ich da was falsch?
- helft mir, mich als ob-kandidaten zu qualifizieren
3 Kommentare:
genau! (mehr kann ich zu deinem berlin-exkurs und den gründen dorthin zu gehen nicht sagen) - und deine tipps für mannheimer werde ich in frankfurt auch mal unters volk bringen.
Hatte gestern mit meiner Nachbarin ein Gespräch über deutsche Städte, u.a. auch Mannheim. Als sie im diesem Rahmen von sich gab, dass sie Mannheim wesentlich "städtischer" fände als Berlin, musste ich schlucken. Aber dann verstand ich .... Ich bin froh, in einem Dorf zu leben.
ähh, natürlich würde mich die ursprüngliche erklärung deiner nachbarin schon sehr interessieren. ich lerne ja gerne dazu. und warum musstest du schlucken?
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