Mittwoch, 31. Juli 2013

Offener Brief an Merkel von Juli Zeh: Angemessene Reaktion auf die NSA-Affäre!

Gute Sache, wie ich finde. Und auch irgendwie überfällig! Die Schriftstellerin Juli Zeh fordert Auskunft und eine Strategie der Bundesregierung zum NSA-Skandal, der zum Skandälchen heruntergespielt wird:
"Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
seit Edward Snowden die Existenz des PRISM-Programms öffentlich gemacht hat, beschäftigen sich die Medien mit dem größten Abhörskandal in der Geschichte der Bundesrepublik. Wir Bürger erfahren aus der Berichterstattung, dass ausländische Nachrichtendienste ohne konkrete Verdachtsmomente unsere Telefonate und elektronische Kommunikation abschöpfen. Über die Speicherung und Auswertung von Meta-Daten werden unsere Kontakte, Freundschaften und Beziehungen erfasst. Unsere politischen Einstellungen, unsere Bewegungsprofile, ja, selbst unsere alltäglichen Stimmungslagen sind für die Sicherheitsbehörden transparent. [...]"
 hier gehts weiter zur Online-Petition

Dienstag, 30. Juli 2013

Tolle Typen #1: Ethik am Arsch! Aus den Sterntagebüchern des Roland Tichy

Roland Tichy ist schon so einer. Optisch gleicht er einer Mischung aus Petzi, dem Bär und einem Uhu. Aber man sollte sich nicht täuschen lassen: Er ist ein harter Hund, der genau weiß, wo's lang geht! Und in seiner Funktion als Chefredakteur der Wirtschaftswoche hat er auch ein Forum, um seine Erkenntnisse los zu werden, ganz chefredakteurenhaft im Editorial. In der Wirtschaftswoche heißt das Editorial aber nicht Editorial, sondern "Tichys Totale" (Wirtschaftswoche Nr.26).

Roland Tichy, eine Art ultrakonservative Ausgabe seines Namensvetters Ion, verfügt leider nicht über ein Raumschiff, mit dem er die Weiten des Alls erkunden könnte. So sieht sich Roland Tichy als Botschafter einer heilen, also allein wirtschaftlich operierenden, vom Pragmatismus (wessen?) beseelten Welt. Seine Mission findet gezwungenermaßen auf der Erde statt. Immer mit den Füßen auf dem Boden der Realitäten, meine Herren. Mit den Füßen aber auch in Europa, um genauer zu sein. Oder in der BRD, um exakt zu sein. Mit dem Herzen jedoch überall dort, wo die Wirtschaft frei und radikal sein darf! Also nicht in Europa. Das will er ändern und steckt seine spillerigen Fingerchen in die offene Wunde europäischen Versagens, die er zuvor mit schmutzigen Fingernägeln aufgepult hat.

Europa, so Roland Tichy, und die BRD: Sie machen alles falsch! Kein Wunder, dass der Ami und der Chinese und der Russe und überhaupt alle, die nicht zu Europa gehören, die Nase vorn haben. Denn Europa sitzt wie ein Kaninchen angststarr vor der Schlange. Europa, also die BRD, hat Angst vor der eigenen Courage. Daher können die anderen mit Europa, und Europa ist ja schließlich auch ganz viel BRD, machen was sie wollen. So geht das aber nicht! Nicht, solange er noch in Talkshows sitzen kann und Europa, also der BRD, den Kopf waschen kann.

In Europa, also der BRD, geht ganz viel immer nicht. Weil da immer so viele Bedenken sind: Bedenken wegen Gentechnik. Bedenken wegen Datenschutz. Bedenken wegen Wirtschaft. Bedenken wegen Drohnen. Bedenken wegen Umwelt. Bedenken Bedenken Bedenken! Immer nur diese Bedenken! Und dann die Ethikkommissionen. Entschuldigung: Eine Gesellschaft, die sich eine Ethikkommission leistet, muss wohl vollkommen degeneriert sein. Es muss heißen: Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft! Mein Reich komme. Dein Wille geschehe.

Denn was kümmern ihn die Bauern in irgendwelchen Ländern, die in die Abhängigkeit von Genmanipulierern getrieben werden? Und das Risiko! Welches Risiko? Und was kümmert ihn der Datenschutz, vor allem wenn der Herr Pofalla und der Herr Friedrich (Arsch und Friedrich) und der Herr Schily den besorgten Bürger einmal als antiamerikanisch, ein anderes Mal als hysterisch bezeichnen, weil: das ist doch alles gar nicht so schlimm. Die NSA speichert ja nicht, sie filtert doch nur. Und was soll denn die Bankenregulierung bitteschön? Wir wissen doch alle, dass Banken nur ohne Aufsicht zu Höchstleistungen in der Lage sind!

Einwand: Häh? Bis dato wusste ich gar nicht, dass Banken in Europa, also der BRD, reguliert werden. Ich dachte bislang, dass die Banken direkt und indirekt "stabilisiert" wurden und sich daher, quasi in Selbstverpflichtung, wie man das hier gerne nennt, ein bisserl zurückhalten sollen. Schon wenige Monate nach dem Beginn der Wirtschaftskrise aber knallten die Champagnerkorken schon wieder und horrende Boni wurden ausgeschüttet. In den USA übrigens, da werden die geretteten Banken tatsächlich reguliert. Aber dies nur am Rande.

Was Roland Tichy nun so richtig wütend macht: Weil Europa, also die BRD, nicht Gen darf von wegen Ethik und so, und immer so ein Gedöns macht wegen allem Möglichen und nichts Besonderem und deshalb nichts hinkriegt, gehen alle, die was können, weg. Und dann kümmert man sich halt woanders d'rum und dann sind die anderen wirtschaftlich sowas von im Vorteil. Also fordert Roland Tichy, man solle endlich die doofen Bedenken abschaffen, diesen ganzen humanitären Quatsch, dieses Ethikgedöns, diese Nachhaltigkeitssoße (Umwelt! Welche Umwelt?), damit Europa, also die BRD, erblühe im Glanze dieser zerschundenen Welt. Können statt Betroffenheit! Umgekehrt zwar attestiert er es Europa, also der BRD, doch wünscht er es sich so herum. Schöner hätten das nur noch die Erbauer der Konzentrationslager ausdrücken können. Ethik am Arsch!

Unfreiwillig offenbart Roland Tichy damit das Wesen des kapitalistischen Wirtschaftssystems: Es ist ein kleines, verzogenes Balg, dass von seinen Eltern eine Waffe einfordert, bloß weil seine Freunde in der Schule auch eine haben. Der verwöhnte Knilch kriegt die Waffe aber nicht und bezichtigt seine Eltern nun der Bedenkenträgerei. Wie schön wäre es, wenn auch er Angst und Schrecken verbreiten könnte. Und nun darf er nicht. Ungerecht! Dieses Wirtschaftssystem ist eine Geschichte aus dem Kindergarten der Menschheit. Erwachsene tun sowas nicht! Sie denken an die Zukunft!

Wenn ich etwas an Europa, also der BRD, gut finde, dann ist es die Tatsache, dass Überzeugungen manchmal doch noch über den Pragmatismus triumphieren. Und man damit eine gewisse Reife zeigt: Nämlich nicht jeden Mist mitzumachen, bloß weil alle anderen es auch tun. Fracking etwa. Wobei da das letzte Wort noch nicht geprochen ist. Roland Tichy findet Überzeugungen freilich doof, er zieht den Pragmatismus vor. Damit ist er ganz dem altertümlichen Glauben verhaftet, dass sich die Wirtschaft immer wieder selbst reguliert, und das nur zum Besten der Menschheit. Er scheint ja auch nicht mit den entsprechenden Risiken leben zu müssen. Er ist ein Kindskopf, der den Erwachsenen mimt! Und das macht ihn zum tollen Typen! Das muss man einfach sagen dürfen!

Montag, 15. Juli 2013

Kein Asyl für Hellersdorf! Geht bitte wieder zuhause!

Man soll sich ja nicht über andere erheben und stets freundlich und hilfsbereit sein. Aber ehrlich: Können die Leute nicht einfach dort bleiben, wo sie herkommen? Müssen die alle zu uns kommen?

So kennt man es ja, wenn's deutsch wird! Da ist es auch kein Wunder, wenn ehrbare BürgerInnen beim neuköllner Rechtsaußen "Multikulti-ist-gescheitert" Buschkowsky anklopfen, weil sich in der Nachbarschaft Rumänen (gleich: Zigeuner) niedergelassen haben. Deswegen wurde letzte Woche eine Gesprächsrunde mit einer Vertreterin der Bezirksregierung abgehalten.

Ich bin gestern erst aus Brandenburg gekommen, konnte deshalb nicht teilnehmen. Dafür sprach mich eine ältere Dame sichtlich erregt an: Die Stuttgarter (Straße Anm. d. Verf.) kommt auch immer mehr herunter. Ich weiß nicht, ob sie damit mich meinte oder den Zustand der Straße: Ich finde mich und die Straße schön, da gibt es nüscht zu meckern.

Jetzt droht aber neue Gefahr! In Hellersdorf sollen ja nun Asylbewerber in einer alten Schule untergebracht werden. Das ist gerecht, weil die Leute ja irgendwohin müssen und gerade Hellersdorf nicht immer eifrig die Finger in die Luft gestreckt hat, wenn es um die Übernahme der Kosten der Globalisierung ging. Nun ist Hellersdorf mal dran, dachte da der Senat und dachte gut.

Jetzt sind aber die Hellersdorfer nicht nur nicht einverstanden, sie machen regelrecht Rabbatz. Es denkt mal wieder niemand an die Kinder, und an die Autos, die künftig immerzu vollgepinkelt werden auch nicht. Und zuletzt ist es auch gar nicht gut für all die Ausländer, in solch einem feindlichen Umfeld zu leben. Es wäre jedenfalls besser, wenn die dahin gingen, wo sie besser hinpassen. Nach Wedding oder nach Kreuzberg oder so...

Klar, die Dunkelhäutigen: Alles eine Mischpoke! Türken, Libanesen, Syrer, Rumänen, die müssten sich ja schon qua Hautfarbe einig sein. Aber ist ja Krieg, ist also essig mit einig. Das sollte auch der dümmste Berliner wissen. Angesichts solchem Stumpfsinn muss man fragen: Denkt auch einmal jemand an die armen Ausländer, die fortan in Hellersdorf leben sollen? Jedoch muss man zugeben: Was können die Hellersdorfer dafür, wenn in Syrien Krieg ist? Man hat doch auch so genug Probleme: Dummheit, Idiotie, Fremdenhass etc.

Ich bin derart froh, dass sich all meine Vorurteile über den alten Osten Berlins bestätigt haben: Im Osten herrscht Dumpfbackigkeit, Stumpfsinn und ein diffuses Nationalgefühl, dass sich allein daraus speist, kein "Ausländer" zu sein. Sicher: Ich kenne Hellersdorfer, die sind ganz okay, und ganz generell habe ich auch nichts gegen die Hellersdorfer, ABER:

Die sollen dort bleiben, wo sie herkommen. Ich hoffe, denen fällt nicht ein, rüberzumachen in den Westen. Ich will in meiner Nachbarschaft einfach keine Hellersdorfer. Denkt mal jemand an unsere Kinder? Die schauen sich doch die ganze Prolligkeit bei denen ab und ziehen sich hernach billige Kunststoffkleidung an.

Am Ende lassen sich die Mädels rosa Strähnchen ins Haar färben und tragen Jeans mit extra Löchern am Popo. Die Jungs ziehen sich Schlotterjeans und doofe Basecaps an, können kaum deutsch, saufen den ganzen Tag Bier und spucken auf den Boden. Sie pappen sich an ihre Prollkarren Naziaufkleber und hören bestenfalls Böhse Onkelz, schlimmstenfalls Kraftklub.

Wenn der Hellersdorfer kommt, wird das Straßenbild dominiert von grantigen älteren Menschen mit hellbeigen Blousons und zottigen, garstigen kleinen Hunden. Sicher, unter den neuköllner Nazis fühlen sie sich bestimmt alle wohl. Aber davon haben wir hier schon mehr als genug. Außerdem mus man sich ja vor den lieben BürgerInnen mit Migrationshintergrund schämen: Das ist also die deutsche Leitkultur? Höhö...

Wir brauchen hier nicht noch mehr Hellersdorfer. Bitte schickt die dahin, wo sie besser hinpassen: Nach Rostock vielleicht oder sonstwo, wo die Hütte brennt, aber nicht in unser schönes Neukölln.
P.S. alles, was in kursiv ist, habe ich so oder ähnlich bei Inforadio aufgeschnappt. Es handelt sich dabei um einige Aussagen von hellersdorfer PassantInnen zum Thema Asyl in ihrer Nachbarschaft. Dieser Text verarbeitet lediglich mein Entsetzen über das Gehörte.

Donnerstag, 4. Juli 2013

Steuermilliarden futsch durch Putsch? Mursis große Pleite!

Ägypten? Ägypten! Während eine Menge Ägypter die äußerst undemokratische Absetzung des im Übrigen völlig undemokratischen Muslimbruders Mursi bejubeln, stellt ein Gastkommentator namens Sternenkind angesichts dieses geschichtlichen Ereignisses auf ARD.de die einzig richtige und wichtige Frage:
"Wer zahlt uns jetzt die an Mursi verschenkten Steuermilliarden zurück?"
Ich bin mir zwar nicht sicher, ob man gleich von Milliarden sprechen muss oder eher nicht eher von Millionen, aber eines ist gewiss: Verschenktes Geld muss nie zurück gezahlt werden. Das Geld in welcher Höhe auch immer wurde jedoch ganz sicher nicht verschenkt. Es wurden Kredite vergeben, und zwar vom IWF. Und diese Kredite begleicht immer noch Ägypten und nicht irgendein ein geschasster Staatenlenker.

Ich frage mich allerdings, wo die Idee herkommt, dass die BRD weltweit das Geld von Zukurzgekommenen wie Sternenkind verschenken würde. Zu glauben, die Steuerbehörden pressten die Bevölkerung aus, um die eingenommenen Steuern im Ausland zu verballern, ist typisch deutsch.

Zur Sedierung: Dieses Land verschenkt nichts ohne dafür ein Mehrfaches zurückzuverlangen und auch zu bekommen, da kann man sich sicher sein (siehe Griechenland, Spanien etc.). Dass davon nichts beim Sternenkind ankommt, ist sicher nicht die Schuld der genannten Länder.

Fällt die Bedienung der Kredite durch Ägypten jedoch aus, können die so entgangenen Steuermiliarden gleich mehrfach bei bundesdeutschen Steuerbetrügern eingezogen werden.

Samstag, 29. Juni 2013

Irre werden an der Welt! Der Auserwählten Gerechtigkeit!

Ich trinke derzeit wenig Alkohol. Viel zu wenig. Im Grunde müsste ich ständig meine Sinne betäuben. Hernach matt durch die Peripherie wandeln, mehr tot als lebendig. Wie die meisten Menschen eben, nur dass die keinen Alkohol dazu brauchen. Ich bin zu wach. Das macht Menschen Angst. German Angst. Schnarch... was? Geh' weg! Hilfe, der zwingt mich nachzudenken!

RonJustice (der mich kürzlich besucht hat) und ich sind kürzlich in einem Café einem älteren Herrn begegnet, der so vor sich hin brabbelte. Das was er brabbelte, war so dumm nicht. So richtig zuhören mochten wir aber nicht. War dann doch zu irre. Wir können nur vermuten, dass dieser Herr viel weiß und einst noch mehr wusste, er aber am Wissen um den Zustand dieser Welt leicht irre geworden ist. Schade um ihn, den Gescheiterten.

An der Welt irre werden ist nicht schwer. Man muss dazu nur die Augen offen halten, was gemeinhin eher von anstrengenden Menschen so gehalten wird. Das liegt vielleicht daran, dass sie versuchen, die Menschen aufzurütteln oder zum Beispiel einen Skandal aufzudecken. Für solche Menschen gibt es die geschlossene Psychiatrie. Gustl Mollath muss ein sehr anstrengender Mensch sein. Dass ich noch nicht in der Psychiatrie bin, liegt möglicherweise daran, dass ich noch nichts Bedeutendes aufgedeckt habe.

Machen wir uns nichts vor: Die meisten Menschen wollen nicht wachgerüttelt werden. Sie wollen in Bedeutungslosigkeit versinken und nicht darüber nachdenken, was man allein durch überlegtes, beherztes und gemeinnütziges Handeln am Elend dieser Welt ändern könnte. Zu anstrengend. Drehen wir uns lieber noch einmal um und schlafen weiter. Sonst würde man irre oder dafür gehalten werden.

Merke: Die Mücke, die uns umfliegt und sticht, ist an sich nicht irre. Man kann aber an ihr selbst irre werden.

Diese Woche möchte ich eine kleine Frage an meine noch kleinere Lesegemeinde richten: Warum heißt man jemanden einen Hartz IV- Betrüger, wenn er sich seinen kleingerechneten ALG II- Satz mittels Schwarzarbeit aufstockt, und einen anderen einen Steuersünder, wenn er dem Staat sein Erspartes erspart, indem er es vor ihm versteckt?

Liegt es an der Höhe des angerichteten Schadens? Dass man nicht mehr von Betrug reden mag, wenn es um Milliardenbeträge geht, die dem Staat (uns) jährlich verloren gehen? Weil sonst der Staat (wir) verzweifeln müsste ob der Schlechtigkeit einzelner Menschen, ihrer Gier und ihrer Asozialität? Wie Eltern, die sich nicht eingestehen mögen, dass ihre Kinder verzogene Scheißkerle sind und stattdessen ehrfürchtig von Hochbegabung sprechen?

Ah, die Frage ist leicht: Ist Asozialität ein Straftatbestand? Antwort: Ja, unbedingt, solange es sich um einen "Sozialschmarotzer" handelt, der sich keinen Steuerberater und keinen eigenen Rechtsanwalt leisten kann. Ihn trifft die volle Härte des Gesetzes, und da wird ihm sogar zugemutet, dass er von noch weniger als dem Existenzminimum lebt. Dass dagegen noch nicht geklagt wurde?

Die anderen "Sozialschmarotzer" sind gar keine "Sozialschmarotzer", sondern Leistungsträger. Sie nehmen's sportlich und handeln nicht aus Not: Sie probieren's halt. Und wenn ihnen droht, erwischt zu werden, gute Güte, dann zeigen sie sich halt schnell selber an, zahlen gütigerweise das nach, was dem Staat (uns) ohnehin gehört und damit hat sich's.

Wer eine Bank überfällt und sich selbst stellt, wenn die Polizei ihm dann doch dicht auf den Fersen ist, sollte in Zukunft gar nicht erst einsitzen müssen. Man könnte es ja auch mal sportlich nehmen: Stellt er sich, gibt er das Geld einfach wieder zurück. Wenn er hingegen nicht geschnappt wird bzw. er sich nicht stellen muss, darf er's behalten. Besonders hartnäckige Fahnder kann man übrigens wegen attestierter Paranoia vom Dienst suspendieren.

Aber im Ernst: Wer nicht aus der Not heraus handelt, sondern aus reiner Gier, den soll man einen Betrüger und auch einen Verbrecher nennen. Er soll bestraft werden und nicht nur das zurückgeben sollen, was er sich unter den Nagel gerissen hat. Er soll sich ebenso rehabiltieren müssen. Umso mehr, je größer der angerichtete Schaden für die Gemeinschaft ist.

Was aber garantiert nicht hilft, ist den größeren Schaden zu bagatellisieren und den kleineren künstlich aufzubauschen. Es müsste gerechterweise heißen: Hartz IV- Sünder und Steuerbetrüger. Ein fairer Staat (wir) lässt Milde walten den Bedürftigen und strenges Augenmaß walten den Starken gegenüber. Dass es genau umgekehrt ist, lässt einen irre werden. Schnarch... was?

Sonntag, 16. Juni 2013

Super Diktatorenlogik: Proteste niederschlagen und kriminalisieren!

Haben Sie dafür einen Waffenschein?
Eine gewählte Regierung ist nicht nur den eigenen Wählerinnen und Wählern gegenüber verpflichtet, auch nicht den Industriekonsortien, dem Eigentum oder den sogenannten "Märkten". Sie ist der gesamten Bevölkerung gegenüber verpflichtet.

Wer lediglich die Interessen nur eines Teils der Bevölkerung oder der Wirtschaft umsetzt, und das auch noch unter Einsatz "höherer" Staatsgewalt, der hat es nicht verdient, zu regieren. Egal ob er gewählt wurde oder nicht. Räumung und Zerschlagung sind Instrumente diktatorischer Regimes.

Wo protestierende Bürgerinnen und Bürger, die sich vor dieser "höheren" Staatsgewalt offensichtlich und berechtigterweise mittels Regenschirmen und Pappschildern zu schützen suchen, angeklagt werden, sich "passiv bewaffnet" zu haben, herrschen ungleiche Verhältnisse im Ringen zwischen Individuum und Staat: So wird die vor den Kopf gehaltene Hand, um einen Schlagstock abzuwehren, zu einer Geste des aktiven Widerstandes.

So etwas nennt man Willkür! Aber das ist die Logik von Diktatoren:
a.) Wer protestiert und sich vor gewaltsamen Übergriffen seitens der Einsatzkräfte schützen möchte, wird kriminalisiert.
b.) Wer sich schließlich in einem "Kessel" wiederfindet, der muss kriminell sein, sonst wäre er ja nicht im "Kessel".

Demonstriert wird, um auf einen Missstand hinzuweisen und eine Änderung im Verhalten einer verantwortlichen Regierung herbeizuführen. Das ist neben Wahlen und Volksentscheiden die einzige Art politischer Einflussmöglichkeit für weite Teile der Bevölkerung.

Wer dieses Plebiszit behindert, sei es durch eine erzwungene Umleitung eines gerichtlich bereits genehmigten Protestmarsches oder durch die Kriminalisierung von Protestteilnehmerinnen und -teilnehmern, der muss damit rechnen, dass sich diese auch zukünftig "passiv bewaffnen". Oder dass sie sich am Ende "aktiv bewaffnen", um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Das gab es in der BRD schon einmal, und es war nicht die Royal Air Force!

Wollen wir das? Ich denke, nicht wirklich! Deshalb: Demokratie wagen! Dieses leicht abgewandelte Bonmot (Willy Brandt) stünde den Regierenden von Städten, Ländern und Staaten gut zu Gesicht! Doch dies würde bedeuten, Einwände gegen z. B. die Bebauung öffentlicher Plätze oder gegen eine allzu bankenfreundliche Politik ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln. Wollen sie das? Ich denke, nicht wirklich!

Bezugs(w)orte: Occupy: Franfurt, Istanbul: Gezi-Park, Stuttgart: 21

Donnerstag, 13. Juni 2013

Worte großer Geister, ungehört: Jetzt lasst die Puppen tanzen, macht auf der Bühne Platz!

Heimat: nicht immer gut!
Na, da bin ich dann kürzlich in diesem Blog eine Hasstirade gegen die Dummheit in dieser Welt losgeworden, und schon kommt der berechtigte Einwand: Was soll das? Bringt doch nichts!

Wenn dies auch nicht der brillanteste Text war, den ich hier hinterlassen habe, so kam er doch aus den dumpf dräuenden Eingeweiden meines Unterbewusstseins: Endlich mal wieder Dampf ablassen, endlich mal wieder blind um sich schlagen! Was es gebracht hat? Mir geht's besser, danke!

Hass predigen ist eine prima Sache, wenn damit keine Massen aufgehetzt werden, gegen eine Minderheit nur zum Beispiel. Nun sage ich es noch einmal deutlich: Bitte nicht auf die Straße gehen und vermeintlich dumme Menschen verhauen! Dies wäre eine äußerst dumme Handlung und zöge sofort Dresche nach sich - von Menschen, die denken: "Uii! Da kommt ein Depp daher! Attacke!"

Jetzt noch einmal zurück zum Thema "Schreiben, wenn's doch nichts bringt". Dann könnte man ja auch sagen, das alles Geschriebene oder Gesagte für die Katz ist. Denn jedes Wort, das nach außen dringt, will etwas sagen, etwas behaupten und sich vergewissern, dass es wahrgenommen wird.

Viele große Geister, angefangen von Tilo Sarrazin über Kristina Schröder bis zu Martin Walser, könnten es sich sparen, ihre Gedanken an die große Glocke zu hängen. Einpacken! Interessiert eh' nicht! Doch sogar abstruse Gedanken, einmal geäußert, können die Welt verändern. Warum sollen das klare Gedanken nicht können?

Nun habe ich diese Tage auch einen Post mit Link zu meiner Soundcloud veröffentlicht. Zumindest hat keiner geschrieben: Wozu? Bringt doch nichts! Es wurde nur geschrieben, von einem ehemaligen Freund: Song ist schleisse (sic!). Was soll ich nun darüber denken?

Nun weiß ich, dass jener alte, ehemalige Freund schon immer so eine Art hatte, die sich gefällt, indem andere diskreditiert werden bzw. Lob oder Kompliment schlicht unmännlich zu sein hat. Ich war ja selber einmal so, sonst wären wir ja schließlich keine Freunde gewesen. Da ist leider der Haken an solchen Kumpeleien: Man weiß nie genau, woran man ist. Und das ist Freundschaft nicht.

Zwischendurch hatten wir versucht, den Kontakt wieder herzustellen, jeder für sich. Und es hat nicht funktioniert. Dann ein kurzes Telefonat, dass darin gipfelte, sich zu treffen, um alter Zeiten willen, genauer gesagt zu deren Reproduktion. Um mich zu prädestinieren, wurde ich ersucht, in alte Lästereien über mir liebe Menschen einzustimmen. Ich entzog mich. Den Lästereien und dem Treffen.

Ich finde, alte Zeiten wieder aufleben zu lassen, hat etwas Verzweifeltes. Es impliziert die Sehnsucht nach etwas längst Vergangenem, Verlorenem, konstatiert den Verlust und damit eine Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Situation. Es täte mir leid für meinen ehemaligen Freund, sollte es tatsächlich so sein. Ich wünsche ihm, dass dies nur ein ungeschickter Versuch der Kontaktaufnahme war.

Aber ich freue mich für mich, der ich offenbar so zufrieden mit meiner Existenz bin, dass ich überhaupt keine Lust verspüre, in alten Zeiten zu schwelgen oder gar in einen veralteten Modus zurückzuspringen. Es gibt nichts zu bereuen, ich habe nichts verpasst und bin dem Glück nahe, wenn ich in der Gegenwart lebe.

Und umso froher bin ich, dass ich einen kleinen, aber feinen Freundeskreis habe, dem ich auf den Keks gehen kann und der sich trotzdem noch an meiner Person erfreuen kann. Wenn auch nur gelegentlich. Denn wir sind ja auch keine 20 mehr, haben (fast) alle einen Partner und so ein Bier abends ist viel anstrengender geworden, seitdem der alte Körper nicht mehr soviel davon verträgt.

Wir sind nun qualitative Trinker mit langen Trockenphasen geworden. Wir wünschen uns eine Social-Media, die weniger Wert auf Quantität legt und in der Freundschaft oder Zustimmung keine entwerteten Begriffe sind. Uns eint das Gefühl, nichts verpasst zu haben, wenn wir irgendwo nicht waren oder irgendwas (noch) nicht haben. Wir sind jedenfalls egaler, und es ist lediglich freundschaftliche Kritik, wenn ich mir wünsche, dass uns doch noch ein paar mehr Dinge nicht egal sein sollten.

Ich scheine also mit rundum zufriedenen, wenn nicht sogar glücklichen Menschen verbunden zu sein, und das freut mich. Umso mehr freut es mich, wenn einer meiner Freunde ein Jahr älter geworden ist, so wie RonJustice, mit dem ich seit ein paar Jahren fröhliches Distanztrinken praktiziere und mit dem die Vereinbarung getroffen wurde, sich gegenseitig die Grabrede zu halten, was lustig ist, weil das gar nicht geht!

In den langen Telefonaten spielt die Qualität des Weines so lange eine Rolle, bis sie egal ist und wir uns endlich der quantitativen Frage des Konsums erfreuen können, die uns noch eine zweite Flasche aus dem Regal nehmen lässt (was zumindest mich am nächsten Tag mattsetzt).

Wir sind dabei wie Waldorf und Statler von den Muppets (wobei ich nicht weiß, ob ich der Dicke oder der Hässliche sein mag), und wir lästern über all jene, die sich auf die (politische) Bühne drängen, um Unfrieden zu stiften oder Blödsinn zu kreieren. Oder wir lästern über den Mob, den dummen.

Wir lästern so gut wie nie über Personen aus unserem Bekanntenkreis oder arme "Schweine", die medial durch den Kakao gezogen werden. Wir treten nicht nach unten, wir stechen nicht zur Seite. Wir boxen nur nach oben! Wir sind antihegemoniale, emanzipierte, feministische Männer und wir wundern uns, warum die "anderen" nicht so sind.

Eben fällt mir auf, dass wir womöglich die letzte Generation sind, die das  Figurenensemble der Muppets noch kennt. Oh elende Kulturlosigkeit, was willst Du mir?

Alles Gute, RonJustice!