Donnerstag, 17. September 2015

Aus der Versenkung: In die Versenkung!

Da sind sie gekommen, um unser Sozialsystem zu plündern. Arbeiten wollen sie nichts, und wenn doch, dann nehmen sie uns die Arbeit weg. Von wegen politische Verfolgung: Das sind doch alle Wirtschaftsflüchtlinge!

So ähnlich hat man geredet von den Bürger*innen aus der DDR, die über die ungarische Grenze nach D geflüchtet sind bzw. die nach der Wende nicht einfach drüben bleiben wollten, "ihr Land aufzubauen", das DDR-Bonzen und Westfirmen vorher sorgfältig zugrunde gerichtet hatten.

Nun hat sich gezeigt: man war im Irrtum! Die Ossis, von denen man glaubte, sie seien nur zu unserem Schaden in den Westen gekommen, konnten entgegen aller Berichterstattung offenbar doch arbeiten, trotz verinnerlichtem Konzept der Vollbeschäftigung bei anhaltendem Auftragsdefizit.

Schade ist, dass die Ostdeutschen derzeit so wenig in der Lage sind, ihre eigenen Erlebnisse oder die ihrer Verwandten und Bekannten mit der Situation derzeitiger Flüchtlinge verknüpfen können oder wollen. Noch bedauerlicher ist es, dass Westdeutsche ihren Skeptizismus trotz positiver Erfahrungen nicht ablegen wollen.

Ist ein guter Teil der Deutschen so dem Blut-Und-Boden-Prinzip verhaftet, dass er den "Nichtdeutschen" stets ganz pauschal das "Schlimmste" unterstellt? Faul, kriminell und potenziell Vergewaltiger? Das hat man schon über Juden gesagt und man hat gesehen, wohin es geführt hat.

Meine Freundin C. arbeitet bei einem Projektträger und kam gestern völlig deprimiert nach Hause: Sie hat im Rahmen einer Diskussion über die sogenannte Flüchtlingskrise erstmals erfahren, wie ein Teil ihrer Kolleg*innen darüber wirklich denkt:
  1. alle Flüchtlinge sind Wirtschaftsflüchtlinge
  2. alle Flüchtlinge kommen nur wegen dem Geld
  3. alle Flüchtlinge belästigen deutsche Frauen
  4. alle Flüchtlinge verkaufen Drogen
  5. im Übrigen arbeiten alle Ausländer "schwarz"
C.s Kolleg*innen sind übrigens allesamt privilegiert und verfügen über ein sehr gutes Einkommen gemessen an ihrer Leistung. Sie haben Zugang zu Bildung und scheinen diesen lediglich zur Steigerung ihrer Einkommen zu benutzen. Die Fähigkeit zur Empathie scheint eingeschränkt wie ihre Bereitschaft, den Kontakt zu Betroffenen herzustellen. Ihr Weltbild ist geschlossen und der Tellerrand ist verbarrikadiert vor allem Leid auf der Welt. Und ihre Seele ist eine Wüste, in der das Herz einsam schlägt.

Da nicht nur in C.s Büro solch Personal sitzt, das eiskalt zuschaut, wie angebliche Wirtschaftsflüchtlinge im Meer ersaufen oder in LKW erfrieren, sondern wohl überall seinen Unflat doziert, darf man nicht resignieren, sondern muss den verbliebenen Aufrechten demonstrieren, dass Hass und Neid auf Kosten Unterprivilegierter niemals siegen darf. Gutmenschen sind nun gefragt!

Die größten Plünderer unseres Sozialsystems sind übrigens Menschen, die über ein völlig leistungsfreies Einkommen verfügen und ihre Lasten, sollten sie ihr Vermögen zu schmälern drohen, der Öffentlichkeit hinterlassen: unsere Milliardäre! Sie sähen nicht und sie ernten doch. Doch deren Yachten sind zu seetüchtig um zu kentern und ihre Luxuskarossen zu klimatisiert, um darin zu erfrieren. Wo sind hier die besorgten Bürger?

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