Sonntag, 21. März 2010

Über den Charme verkneipter Kieze! Kunstreuter und die Stuprakreas!

Nun ja, irgendwie war ja früher alles besser: Wenn man in Neukölln unterwegs sein wollte, gab es genau zwei Kneipen und ein Cafè, das man besuchen konnte. Wer Abwechslung suchte, der musste halt nach Kreuzberg oder sonstwo hin. Oder nach Treptow. Man kam wenigstens noch raus aus dem Kiez.

Dann zieht man mal für drei Jahre weg, kommt wieder, und alles ist anders: Es reiht sich Kneipe an Kneipe, oder sollte man besser sagen: Bar an Bar. Ist ja eigentlich nichts Schlechtes, die Auswahl erhöht sich, sollte man meinen. Leider sind jene Bars samt und sonders Klone einer noch auszumachenden Stammzelle anderer Bezirke bzw. Szenekieze innerhalb Berlins.

Die Wände sind stets vom Putz befreit und das Inventar wurde teuer beim Spezi-Trödler mit 70er Jahre Affinität besorgt. Ein paar innovative Details wie zum Beispiel die Plastik-Kinder-Badewanne als Dämmerleuchte, bringen etwas originären Charakter in die Sache. Auch dies: 1000mal besser als das offenbar direkt beim Gaststättenverband erworbene Gelumps in den Kneipen der Restrepublik.

Was wirklich stört, ist die Dreistigkeit der Wirte in der Preisgestaltung. Die Wirte sind die wahren Gentrifizierer der schönen alten Bezirke Berlins. Sie ziehen die von Vatis Gehalt zehrenden Studenten-Praktikanten-Kreativen magisch an, allesamt bemützt und bebärtet oder berockt und geschminkt, wearing casual und H&M. Schlabberjeans meets Pali und bedrückende, weil bedruckte Shirts, von mir aus Jackets, dies für die Männer. Die Frauen: besser gekleidet, aber darinnen ähnlich belanglos!

Die Kundschaft also, Direktimport aus den Provinzen, findet es selbstredend toll, Bier unterhalb der 3 Euro 50 Marke vorzufinden und bestellt sich eben eines für dreizwanzig. Ganz super! Meinesgleichen findet dreizwanzig für ein Bier auch irre, und zwar irre teuer. Was müssten die Augen der StuPraKreas leuchten, wenn sich hier in NeuNeukölln AltNeuköllner Preise durchgesetzt hätten? Sei's drum, sie zahlen's ja auch so. Ich aber fühle mich jetzt schon verdrängt von den reichen StudentInnen und frage mich, ob ich fürderhin Eckkneipen besuchen muss, wenn ich mich einmal betrinken mag.

Was denn wirklich toll zu finden war hierzuorten, nämlich die offen heterogene BesucherInnenStruktur - Alter, (soziale) Herkunft, (soziales) Geschlecht - sucht man neuerdings vergebens. Man bleibt unter sich. Dasselbe Alter, diesselbe Mode: Hier ist nichts natürlich gewachsen, hier wurde durch unablässiges Kiezmanagement aufgepfropft: eine Gute-Nacht-Kultur ganz wie eine jüdische Siedlung mitten in Feindesland. Hübsch anzusehen, aber irgendwie fehl am Platze. Eine zur Simon-Dach-Straße geronnene Behauptung des Nachtlebens.

Und so kann man auch nachvollziehen, warum die gestrige Veranstaltung KunstReuter nicht so recht funktionieren wollte: Denn wo sich nun Bar an Bar reiht, fehlt der Raum für StandUpGalerien. Vorher standen die Räume leer, man konnte sie für lau mieten und hatte daraufhin volle Gestaltungsmacht. Heute muss man den Wirt überzeugen. Wie anstrengend darf Kunst noch sein, wenn der Wirt Umsatz machen möchte? Also blieb die Kunst gefällig und sprach auch nicht an. Allein, sie stellte die Frage nach dem Wert einer Ausstellung überhaupt.

Doch über den Wert und den Charme einer in der Kneipe stattfindenden Ausstellung braucht man sich nicht zu unterhalten. Es soll ja getrunken werden und auch gespeist. Schauen kann man hinterher oder während dessen. So wie daheim, beim Speisen vor dem Fernsehgerät. Friss und schau zugleich: HmmSchmatz! mjo, das Bild ist Rülps! ganz hübsch Grunz! Mir fehlt's aber Schlürf! etwas an Aus- Ronch! druckskraft. Schalt mal Börps! um und reich mir den Salat dort hinten am Artwork-Tresen und was vom Schinken Hüstel! Börps! dort hinten auf der Skulptur Röchel!

So wird das aber nix mit dem Kunststandort Neukölln. Kunstsammler neigen eher dazu, sich die Werke in Ruhe anzuschauen. Sie gehen hinterher Essen. Das ist noch nicht einmal eine Stilfrage.

Übrig bleiben noch ein paar kleinere Galerien, die teilweise ganz ordentliche Sachen ausstellen. Aber auch sie leiden vermutlich sehr unter dem zunehmenden Hipster-Tourismus. Wem sollen sie hier auch was verkaufen? Eigentlich müsste alles so werden wie in der Bergmannstraße: ÖkoKarrieristInnen essen gesund und parkettieren den Boden ihrer Eigentumswohnungen oder Haushälften.

Wenn sie hinterher den Tofu eingelegt haben, trinken sie noch ein Gläschen Biowein, naschen etwas vom Importkäse und besuchen dann eine Ausstellung. Oder sie gehen ins Theater. Nur wenigen unter ihnen aber würde ein Trip in den Reuterkiez in den Sinn kommen. Warum nur?

Donnerstag, 4. März 2010

Modenamen und ihre Bedeutung für! Ja, für was eigentlich?

Wenn man nichts Besseres zu tun hat, als die ZEIT zu lesen, denkt man halt darüber nach, was da so drin steht und wundert sich auch so ein bisschen. Mein Arbeitgeber meint wahrscheinlich, ich hätte in der Tat Besseres zu tun als die ZEIT zu lesen, da ich mich nun bitte darum kümmern soll, ein Konzept in die Tasten zu hämmern, wobei ich die ja gar nicht in die Tasten hämmere, sondern AUF die Tasten IN das Notebook, noch genauer... ach lassen wir das.

Gerade kann ich aber gar nicht an einem Konzept arbeiten, weil ich zur ZEIT nämlich gar keines habe. Zurück also zur ZEIT: Modenamen sind Namen, die zu einer bestimmten Zeit in Mode waren. Wären sie immer schon modisch, könnten sie gar nicht Mode sein. Ein Paradox, welches die ZEIT nicht hilft aufzulösen in ihrer gar wundersamen Grafik namens "Konjunktur der Namen".

Sogleich fällt auf, dass einstige Modenamen wie Mandy, Candy oder Lt. Commander Data dort gar nicht auftauchen. Sonderbar, habe ich doch den Eindruck, dass beinahe alle 10-20jährigen einen dieser Namen tragen. Wohl aufgezählt aber sind die Unterschichten- Namen wie Jacqueline, Alina, Justin oder Marvin, samt und sonders aufgetreten nach der Wende und gar so schnell verwelkt wie eine Nelke in der Wüstensonne.

Was mich aber nun so tief bewegt an dieser Grafik, ist, dass die männlichen H- Namen (Heiko, Holger, Hans) die 80er gar nicht mehr erlebt haben. Und was ist mit Helmut, Horst und Heino? Nun, diese erscheinen dort erst gar nicht als Modenamen. Offenbar gibt es doch einen Gott. Nun aber trage ich einen dieser mir von meinen Eltern verpassten Namen, der zuletzt angeblich 1978 vergeben wurde, und den ich selber aus lauter Scham gar nicht mehr verwenden möchte.

Weswegen ich dem H. zwar mit Holz konsequenterweise treu geblieben bin, aber von dessen Rest ich mich entschieden distanziere, so sehr offizielle Stellen der Demokratie auch darauf beharren mögen, mich weiterhin dermaßen zu nennen. Ich könnte meinen Namen ja auch ändern lassen, also wirklich. Ich finde es unerträglich, dass im Ausweis überhaupt Vorname und Geschlecht verlangt wird: Ich finde, dass man/ frau Geschlecht und Vorname täglich wechseln dürfen sollte.

Zur eindeutigen Identifizierung bekommt man ja schließlich auch bald eine ID- Nummer vom Finanzamt. Mehr will der Staat doch gar nicht. Er will nur all unser Geld! Jedenfalls wäre es dann auch viel einfacher für eine Frau, einen tollen Job zu bekommen, da sie sich ja notfalls einen Männernamen geben könnte. Und für Männer wären nun Schwangerschaft und Mutterschutz möglich! Einen Nachteil hat das: Er/ Sie wäre Mutter und Vater zugleich und könnte sich nicht wirklich aus der Verantwortung stehlen.

Doch was sind denn nun die Modenamen dieser unübersichtlichen ZEIT? Es sind jene Namen aus den ökologisch und politisch korrekten Milieus einer spätberufenen Elternschaft, bei deren Nennung man sofort spätere Erwachsene mit ausgewachsener Neurose oder ordentlichem Trauma beim Therapeuten sitzen sieht, weil deren Eltern ihre Zeit damit verplempert haben, bei Amazon ganze Bücherwände der allerrichtigsten Erziehungsratgeber zu kaufen und ansonsten Erziehung durch einen Terminkalender für ihre Kinder ersetzen.

Noch so ein langer Satz gefällig? Bitte sehr:

Es sind die Namen jener Kinder, die mit drei Jahren mit ihren Eltern bereits die Kosten-Nutzen-Diskussion um eine Spielkonsole austragen und gewinnen können, deren Eltern immer gefasst und daher nie authentisch sind, die ihre wirklichen Gefühle also niemals zeigen, um das Kind nicht zu verletzen, was aber gerade deshalb ungemein grausam ist, die wahrscheinlich gar nicht wissen um ihre Grausamkeit, aber umso mehr um ihre Bildung, und deshalb ihren Kindern Namen geben wie:

Nele, Niklas, Paul, Philip, Elias, Emilia, Emma, Lennard, Anna usw. Durchaus schöne Namen also. Hoffen wir mal, dass die Behauptungen über Bildungsbürgereltern im Vorfeld reine Erfindung sind! Und hoffen wir ebenso, dass meine Eltern ein Schuldbewusstsein bezüglich meiner Namensgebung entwickelt haben. So, und jetzt heran ans Konzept! Ei wo bisse denn? Kommsu her, na? Nukommscho, Konzepti, hallöle? Weissu: Morgen und dann noch ein Tag, dann fliege ich nach Griechenland! Bleibsu halt weg!
P.S. Haben Sie gemerkt, wie im vorletzten Abschnitt ganz zufälligst Subjekt und Objekt die Plätze getauscht haben?
P.P.S. Ich nenne das Redundanz
P.P.P.S. Sie nennen das wahrscheinlich "grammatiklaisch nicht korrekt"
P.P.P.P.S. Ich nenne das "grammatikalisch nicht korrekt"
P.P.P.P.P.S. aber trotzdem irre redundant
P.P.P.P.P.P.S. super Ausrede was?

Dienstag, 2. März 2010

Adrenalin! Mit Vollgas in die Midlife- Crisis!

Nö! Nach Berlin bin ich nicht gezogen, um ständig umtrubelt zu werden wie ein zum Star gewordener Straßenschuh auf Wanderschaft. Mich hat weder Clubszene gelockt noch funky Girls'n Boys, mit denen Brüderschaft zu trinken sei und der Wandel der Nacht begossen werden soll. Ich bin Vierzig! Wenn schon, dann trinke ich Elternschaft auf die Knirpse. Ha!

Ich bin einzig und alleine nach Berlin (zurück-)gezogen, weil mir nach meinem misslungenen Mannheim- Adventure nicht Besseres eingefallen ist. Hätte ich die Zeit zu überlegen gehabt, womöglich wäre ich woanders gelandet. So aber schlingerte mein UFO unbestimmt über die Lande und schlug abermals in Neukölln auf. Hier gibt es Leben.

Eines spricht allerdings für Berlin: Man kann sich trotz kulturellem Überangebot in die innere Emigration begeben. Ich meine mit innerer Emigration den Rückbezug auf mich selbst unter temporärem Ausschluss der Öffentlichkeit zum Behufe der Eigenfindung, wobei ich tunlichst den Begriff der Selbstfindung vermeiden möchte. Das klingt mir zu esoterisch.

Mögen andere Leute der endlosen Party wegen nach Berlin gehen, ich bin hier, weil man so wunderbar unerkannt umherwandeln kann und sich eigentlich so gar keiner für einen interessieren mag. Hier kann ich leben, hier kann ich sein und meine Midlife- Crisis voll ausleben. So sieht es nämlich aus: Ich muss nachdenken und nicht feiern. Ich will nicht der Opi in der WG- Küche sein, der den Trubel der Party flieht.

Zumindest verbiete ich den Leuten ihre Party nicht, und wegen mir ist auch noch kein Club geschlossen worden. Wäre ja noch schöner! Diesbezüglich Schande über die 9to5- Deppen, die Berlin ganz dufte finden, aber um 10Uhr ihre Ruhe haben wollen und ehrwürdige Clubs wie das SO36 oder den Knaack- Club schließen lassen wollen. Geht nach Darmstadt oder Mannheim, Ihr Deppen. Schlaft Euch dort aus. Kauft Eure Häuser in Dörfern und geht hier niemandem auf den Sack.

Das einzige, was schlimm ist in Berlin? Die Berliner sind die allermiesesten Autofahrer wo gibt! Das liegt daran, dass sie sich wütend in ihr Auto setzen und ebenso wütend damit fahren. Jeder gegen jeden, egal ob zu langsam, zu schnell, zu Ampel oder zu Fußgänger bzw. Radfahrer. Mann auf Straße? Extra Gas geben. Radfahrer? Wozu gibt es die Hupe! Gut, manche Radfahrer sind auch scheiße, aber selbst denen dürfte es schwer fallen, aus lauter Rechthaberei jemanden tot zu fahren.

Nein, gemeingefährlich sind allein die Autofahrer, und manche sind sogar noch stolz auf den Mist, den sie zusammenfahren. Im Grunde müsste man deshalb allen KFZ einen Adrenalinsensor einbauen, der bei einem Anstieg des Botenstoffs in der Blutbahn das Gaspedal blockiert und die Bremse aktiviert. Eigentlich ein Fall für Toyota. Bitte übernehmen Sie!

Dienstag, 23. Februar 2010

What's up, Pussy? Die Grande Dame und der Straßenstrich!

Er kann einem fast leid tun: Rüttgers, die große Animierdame der CDU in NRW, wurde ohne sein Wissen verhökert wie eine billige Hure, pardon, Prostituierte aus Osteuropa. Wie ist das denn so, wie fühlt sich das an, wenn man mit jemandem die Koje teilt oder das Bankett und dabei gar nicht merkt, dass man gerade verkauft wurde von einem Zuhälter aus der eigenen Partei?

Nun, es wird so sein, wie sich jeder Ehepartner fühlt, bei dem die Liebe entweder längst erloschen ist oder der (ökonomische) Zwang zur Heirat größer war als die Zuneigung. Oder wie beim Leiharbeiter, der seine Haut zu Markte trägt, in Ketten, verhökert von den Luden der Zeitarbeit. Der Unterschied? Nun, Ehepartner und Leiharbeiter bekommen wenigstens noch etwas Lohn für ihre Mühe. Das läuft unter Zwangsarbeit und ist in Europa eigentlich nicht verboten.

Aber Rüttgers ist offenbar die Hure seines Bundeslandes. Erwirtschaftete Güter werden alleine für seine Wiederwahl zur schönsten Nutte NRWs benutzt, sein Profit bleibt dafür minimal: Hängen bleibt's bei der alten Puffmutter CDU. Das ist Sklaverei. Außerdem darf Prostitution nicht offen beworben werden. Der arme Rüttgers, er tut einem fast leid!

Aber genau genommen ist Rüttgers keine Prostituierte. Er ist ein Schaf. Ach was, er ist ein Rind! Oder nein, viel besser: er ist ein Kind! "Kinder statt Inder", das hat er doch mal auf Wahlplakaten propagiert. So betrachtet macht auch sein ehemaliges Wahlkampfmotto endlich einen Sinn! Der Mann bleibt sich treu. Wo gibt es das sonst noch? Da fallen einem doch noch ganz andere Sachen ein:

Vielleicht etwas Gesundheitspolitik gefällig? Hier der Wahlkampfspruch dazu: "Kuren statt Huren" (oder umgekehrt, je nachdem, was gerade mehr Stimmen bringt). Oder was zum Thema Denkmalschutz? Gerne: "Putten statt Nutten!" Vielleicht bringt's der Datenschutz? Okay: "Ficken statt Klicken!"

Okay, das alles hat er zwar niemals gesagt. Aber es klingt doch viel zu schön um nicht wahr zu sein! Aber nein, Rüttgers ist etwas zu langweilig für sowas. Bezeichnend eigentlich, dass ausgerechnet eine Prostitutionsaffäre (okay: Sponsoringaffäre - gähn!) der Grande Dame der NRW - CDU etwas Glamour einhaucht: Happy birthday toooo youuhh, happy birthday - to youuuuu! Happy birthday (smack) - dear Mrs. Chancellor, happy Birthday - ooops - tooooo youuuuuu!

Go on! But stay innocent!

P.S. "Kuren und Huren" ist zwar der Leitspruch einiger Betriebsräte der Automobilbranche, hat aber keinerlei Copyright- Appeal!

P.P.S. alle Schmähworte sind kursiv geschrieben und mit Gänsefüßchen versehen!

P.P.P.S. Zuhälter gibt es in der CDU nicht, zumindest nicht offiziell.

P.P.P.P.S. Norbert Rüttgen ist Ministerpräsident von NRW und offiziell keine Prostituierte!

P.P.P.P.P.S. Marylin Monroe war eine Schauspielerin und auch nicht offiziell eine Prostituierte!

Montag, 22. Februar 2010

Ich bin Nontasker! Aber längst nicht so banane wie Ihr...

Ah ja! Während ich hier sitze, bewältige ich nur eine einzige Aufgabe: ich schreibe! Das ist furchtbar entspannend, einfach nur eine Sache zur Zeit zu erledigen. Wobei furchtbar nicht ganz das richtige Wort ist. Ich lasse es einfach weg und sage: Nur eine Sache zur Zeit zu tun ist entspannend! Ich kann mir gar nicht erklären, wie man das anders sehen kann. Wir sind schließlich keine Hunde, die dem Herrchen sagen: Guck mal, ich kann Männchen machen und gleichzeitig mein Inneres nach außen kehren!

Im Allgemeinen wird behauptet, des Menschen große Kunst sei es gerade, mehrere Dinge zur gleichen Zeit erledigen zu können. Menschen, die von sich selbst behaupten, das zu können, stützen bräsig ihre Ellbogen auf dem Schreibtisch ab und erzählen mir große Lügen, während sie zeitgleich im Keller Fahrrad fahrend Radieschen züchten und ihrem Kumpel in Katmandu/Nepal den DVD-Rekorder programmieren.

Sie nennen das Multitasking. Vor allen Dingen Frauen schreibt man diese Fähigkeit zu, viele Dinge nur teilweise, also nicht zur Gänze erledigen zu können. Wer sich schon einmal mit sogenannten Multitaskern im Cafè verabredet hat, der ahnt, wovon ich rede: Während der Säugling zugleich gewickelt und gefüttert wird und die Probleme gleich mehrerer FreundInnen via Mobilfunk gelöst werden, erörtert man noch ganz nebenbei die Weltformel.

Multitasking ist ganz großer Mist! Man kann es zum Beispiel an Guido Westerwelle erkennen, der daran scheitert, Minister für alles sein zu wollen. Denn dadurch ist er gleichzeitig der Minister für nichts Ganzes. Dabei haben wir doch gelernt: Gut Ding will Weile haben! Wie kann man denn einen klaren Gedanken fassen, wenn alles ständig wild durcheinander wirbelt? Ich kann davon nur abraten! Von Wirbel wird einem nur eines: schwindlig!

Ich schlage daher vor, Aequitasking, Contratasking oder von mir aus auch Infratasking, vor allem aber das Nontasking in den offiziellen Sprachgebrauch einzuführen und zu lernen, damit umzugehen. Gleiches zu tun hat nämlich noch nie jemanden gestört, dagegen zu sein war früher ein adäquates Mittel der Arbeitnehmer in der Vergangenheit, und weniger oder gar nicht zu tasken ist gut für die postindustrielle Entdeckung der Muse, an der es dieser ach so spätrömisch- dekadenten Gesellschaft seltsamerweise ganz arg mangelt.

Denn ich möchte einfach mal wieder ein gutes Gespräch führen können. Ich bin so egoistisch, von meinem Gegenüber die volle Aufmerksamkeit erhalten zu wollen, und seien es nur ein paar Minuten. Auch möchte ich "auf Arbeit" nicht immer den von Multitaskern produzierten Ausschuss wegräumen müssen. Wenn mein Arbeitgeber von mir will, dass ich zwei oder drei Dinge gleichzeitig tue, dann soll er mir auch zwei oder drei Gehälter zahlen. Arbeit ist an sich schon eine Zumutung, da kann nicht von mir verlangt werden, dass ich mich vervielfältige! Es gibt schon genug Menschen auf der Welt!

Donnerstag, 18. Februar 2010

Zeit für ein paar Annahmen! Das Lob des Tellerwäschers!

Angenommen, jemand aus meinem Dunstkreis hätte eine großartige Idee, nur leider nicht die nötigen Mittel, um diese umzusetzen. Die Idee teilt er mir mit. Ebenfalls angenommen, ICH (bruhaha) hätte die Mittel, um dessen Idee umzusetzen, TÄTE dies auch und würde ihn NICHT am Umsatz beteiligen: Ich wäre gestorben für diesen Jemand?

Angenommen, ich lauschte mir beim Abendessen vom Nachbartisch eine Idee ab, sicherte mir diese und setzte sie dann ganz sorglos um, verdiente gar Millionen damit. Selbst wenn ich meinem Dunstkreis gegenüber zugäbe, dass die Idee nicht von mir stammte, würde ich Anerkennung für die schnelle Reaktion ernten?

Angenommen, einer meiner Kollegen hätte eine Spitzenidee und ich reichte diese beim Chef ein, bekäme eine Prämie dafür oder eine Beförderung. Oder meine StudentInnen erarbeiteten mein Projekt, dokumentierten und belegten es, und ich erhielte einen Wissenschaftspreis nach der Veröffentlichung der Ergebnisse. Alles noch im Rahmen?

Angenommen, ich besuchte kleine Clubs und durchforstete sie nach neuen Trends, nähme mich ihrer an. Angenommen ich sei Madonna oder irgendein anderes Pop-Chamäleon, das gerühmt wird für die besonders innovative Aneignung avantgardistischer Musik, während die eigentlichen Innovatoren weiterhin einem sauöden Job nachgehen müssen, um ihre Existenz zu sichern. Ist des Stars Lob auch das des Tellerwäschers?

Angenommen, ich fügte - wie so viele Autoren übrigens - fremde Textbausteine in meinen Text ein und nennte dies Cut-up -oder Samplingtechnik. Dabei wäre es mir vollkommen egal, ob ich die Textstellen von etablierten oder von unbekannten Autoren verwendete, weil es ja der Kunst alleine diente und etwas Neues daraus entstünde. Ist das Wort des Benutzten dann weniger wert oder mehr?

Angenommen, ich dächte: wer umsonst oder für wenig Geld arbeitet, egal ob er schreibt, Musik macht, malt oder sich einfach der falschen Person mit der richtigen Idee anvertraut, ist schon selber schuld, wenn er die Obhut über sein geistiges Eigentum verliert. Er stünde wesentlich besser da, käme er aus betuchtem und gekünsteltem Haus. Selber schuld, wer keine Connexxions hat und auch kein Geld?

Angenommen, ich regte mich etwas über das extrem wohlmeinende, aber an der Sache vorbeigehende, dreiseitige Special über Helene Hegelmann in der ZEIT auf. Und angenommen, es ist tatsächlich üblich zu klauen respektive fremdes Material zu verwenden: Wenn "Reiche" bei den "Armen" stehlen oder verwenden, dann ist das nicht zwingend Kunst, sondern in erster Linie Kapitalismus! Deshalb: Nehmt's den Reichen und gebt's den Armen. Oder zahlt Letztere für den verwendeten Geist aus. Das ist wenigstens sozial! Und das sollten auch 17jährige schon gelernt haben!

Dienstag, 16. Februar 2010

Reiß' das Steuer herum! Illegale Downloads!

Na immerhin kauft der Bund die CD und lädt sie nicht als illegalen Download herunter. Das die Musikindustrie hier noch keinen Absatzmarkt sieht, wundert mich ;-) Auch als Musiker sehe ich hier ein neues Betätigungsfeld.
Zudem wäre es eine Idee, Politiker nur noch virtuell in Erscheinung treten zu lassen, in so einer Art Simulation. Ich meine: die Flachen Charaktere und ihre "Alternativlosigkeit" eignen sich doch wunderbar für WebSpiele, nicht jedoch für das "echte" RealLife.
Die Götter der Antike waren ja ebenfalls sehr "soap" und berechenbar. Sie wurden allerdings von einem Messias verdrängt. Hoffen wir, soweit kommt es nicht. Insofern darf auch ein Herr Koch gerne bei der CDU bleiben. Und Frau Merkel eignet sich einfach nicht zur Diktatorin (obwohl das was Neues wäre: weiblich und aus dem Osten).