Donnerstag, 18. Februar 2010

Zeit für ein paar Annahmen! Das Lob des Tellerwäschers!

Angenommen, jemand aus meinem Dunstkreis hätte eine großartige Idee, nur leider nicht die nötigen Mittel, um diese umzusetzen. Die Idee teilt er mir mit. Ebenfalls angenommen, ICH (bruhaha) hätte die Mittel, um dessen Idee umzusetzen, TÄTE dies auch und würde ihn NICHT am Umsatz beteiligen: Ich wäre gestorben für diesen Jemand?

Angenommen, ich lauschte mir beim Abendessen vom Nachbartisch eine Idee ab, sicherte mir diese und setzte sie dann ganz sorglos um, verdiente gar Millionen damit. Selbst wenn ich meinem Dunstkreis gegenüber zugäbe, dass die Idee nicht von mir stammte, würde ich Anerkennung für die schnelle Reaktion ernten?

Angenommen, einer meiner Kollegen hätte eine Spitzenidee und ich reichte diese beim Chef ein, bekäme eine Prämie dafür oder eine Beförderung. Oder meine StudentInnen erarbeiteten mein Projekt, dokumentierten und belegten es, und ich erhielte einen Wissenschaftspreis nach der Veröffentlichung der Ergebnisse. Alles noch im Rahmen?

Angenommen, ich besuchte kleine Clubs und durchforstete sie nach neuen Trends, nähme mich ihrer an. Angenommen ich sei Madonna oder irgendein anderes Pop-Chamäleon, das gerühmt wird für die besonders innovative Aneignung avantgardistischer Musik, während die eigentlichen Innovatoren weiterhin einem sauöden Job nachgehen müssen, um ihre Existenz zu sichern. Ist des Stars Lob auch das des Tellerwäschers?

Angenommen, ich fügte - wie so viele Autoren übrigens - fremde Textbausteine in meinen Text ein und nennte dies Cut-up -oder Samplingtechnik. Dabei wäre es mir vollkommen egal, ob ich die Textstellen von etablierten oder von unbekannten Autoren verwendete, weil es ja der Kunst alleine diente und etwas Neues daraus entstünde. Ist das Wort des Benutzten dann weniger wert oder mehr?

Angenommen, ich dächte: wer umsonst oder für wenig Geld arbeitet, egal ob er schreibt, Musik macht, malt oder sich einfach der falschen Person mit der richtigen Idee anvertraut, ist schon selber schuld, wenn er die Obhut über sein geistiges Eigentum verliert. Er stünde wesentlich besser da, käme er aus betuchtem und gekünsteltem Haus. Selber schuld, wer keine Connexxions hat und auch kein Geld?

Angenommen, ich regte mich etwas über das extrem wohlmeinende, aber an der Sache vorbeigehende, dreiseitige Special über Helene Hegelmann in der ZEIT auf. Und angenommen, es ist tatsächlich üblich zu klauen respektive fremdes Material zu verwenden: Wenn "Reiche" bei den "Armen" stehlen oder verwenden, dann ist das nicht zwingend Kunst, sondern in erster Linie Kapitalismus! Deshalb: Nehmt's den Reichen und gebt's den Armen. Oder zahlt Letztere für den verwendeten Geist aus. Das ist wenigstens sozial! Und das sollten auch 17jährige schon gelernt haben!

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