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Montag, 13. Juni 2011

Wir waren richtig Emo damals! Und wir scheißen Euch heute mit Gedenkprosa zu!

Ey, das war auch alles so ziemlich crazy, damals. Es war ja auch Krieg und so, und wir hatten alle nichts gehabt, nicht wahr? Da mussten wir halt ganz arg improvisieren, so in der Not und all dem. Es gab damals noch kein Internet und kein MP3 und auch kein anderes Zeug. Schule damals war sogar noch dümmer als heute, mit so verbissenen, konservativen Lehrern. Die progressiven Langweiler waren alle am Gymmie. Dass wir da trotzdem noch einigermaßen klug daraus hervorgegangen sind, ist ein Wunder.

Und damit Ihr das alle mal so mitkriegt, wie das war im Krieg, so ohne alles, da haben wir uns halt gedacht: Hey, lass' uns darüber schreiben über diese total verrückte Zeit. Lass' uns die Jungschen darüber aufklären, dass man auch mit weniger als Nichts seinen Spaß haben kann. Und wo wir da so über die alten Zeiten schreiben, da werden wir selbst so richtig emo, also so altbacken, wahrhaft emo und nicht so modern pseudo- emo wie die traurigen Kinder aus der Vorstadt heutzutage.

Wir werden dann selber ganz melancholisch, lächeln wehmütig und verdrücken uns eine Träne humorigen Erinnerns. Weil es doch auch irgendwie schön war, damals. Wir schreiben dies alles auf in Blogs und in Büchern, eben nicht nur für Euch, sondern auch für uns. Wir erinnern uns dann, wie wir im Sportunterricht immer als letzte in die Mannschaft gewählt wurden, weil wir ganz doll sensibel waren und Bücher lesen konnten, während die echten Kerls schon schön gefickt hatten.

Und um selber ficken zu dürfen, haben wir unserer Angebeteten Musikcassetten zusammengestellt. Mit ganz viel Liebe zum Detail. Weil man ja nicht so viel Taschengeld hatte oder den Eltern die Hälfte seiner Ausbildungsvergütung abdrücken musste, konnte man sich nur ganz selten Schallplatten kaufen. Schallplatten, liebe Kinder! Das kennt Ihr gar nicht mehr, was? Da gab es nämlich noch keine CD und schon gar keine MP3-Dateien.

Musik war echt rar, damals. Man schnitt im Radio die beste Musik mit, und hatte dann so hoch energetische Radiosprecher mit drauf, weil die immer reingequatscht haben. Stellt Euch das mal vor: So mussten wir damals um unseren Spaß kämpfen. Es gab keine Internet- Tauschbörsen und auch keine Photo-Bearbeitungsprogramme. Die Hüllen haben wir alle selbst beschriftet und aus Zeitschriftenschnippseln ganz kreativ unsere Cover gebastelt. Von wegen Guttenberg und so. Das mit dem Ficken hat aber trotzdem nie funktioniert, was mich dazu brachte zu glauben, dass Mädchen nur die allerlieblosesten Ärsche scharf finden. Aber auch aus Mädchen werden einmal Frauen, so die Hoffnung.

Wir aber kannten wenigstens noch so richtig die Titel unserer Lieblingsalben auswendig und nicht so wie Ihr heute mit Eurem "...das zweite Lied auf der neuen Platte". So waren wir! Und weil all das also nicht verloren gehen darf, schreiben wir diese ironisierte Gedenkprosa auf, um uns zu erheitern und zu erinnern an die verlorene Zeit. Wir machen daraus Romane und betreten dann die Lesebühnen, um Euch zu amüsieren und zu erschrecken, weil Ihr das alles ja gar nicht mehr kennt, Ihr Nachkriegsgeborenen. Wir wollen Euch das Geld aus der Tasche zu ziehen. Der Gedenkprosamarkt ist riesig, weil auch die Verlagschefs früher einmal jung waren und sich freuen, endlich mal darüber zu lesen, wie doll lustig ihre Jugend war. Fast hätten sie es nämlich vergessen.

Ihr Jungschen allerdings, Ihr seid ja auch irgendwie sehr verwöhnt, und wir gönnen Euch den ganzen Wohlstand und das ganze Gedöns drumherum ja auch. Aber Ihr wisst dann eben auch nicht mehr, was ein Wählscheibentelefon ist und ohne Handy und Internet seid Ihr echt aufgeschmissen. Na gut, wir mittlerweile auch, aber wir könnten uns auch noch anders beschäftigen. Wir KÖNNTEN! Weil: Wir sind ja im Krieg aufgewachsen, und das waren noch Zeiten, sag' ich Euch! Das prägt, und darüber müsst Ihr unbedingt mehr wissen. Kauft also unsere Bücher! Besucht unsere Lesebühnen! Ihr werdet Euch kaputtlachen, so schräg sind diese Geschichten aus der guten, entbehrungsreichen Zeit!

Aber jetzt schreibe ich ja gar nicht für Euch, sondern für meinen lieben Freund RonJustice, der heute Geburtstag hat und rein altersmäßig mindestens noch einen Krieg mehr miterlebt haben müsste als ich. Dieser Text ist also für ihn, dessen Weisheit und Erfahrenheit für mich damals als Mischwesen aus Punk, Waver und Vollproll von unschätzbaren Wert war. RonJustice war und ist es heute noch: Ein Misanthrop und ein Sarkast! Ergo ein guter Beobachter der bundesrepublikanischen Realität und auch deren Kritiker.

Bis dahin war er der einzig mir bekannte Mensch, der hochdeutsch parlieren konnte, obwohl sein Elternhaus in reinstem Dialekt sprach. Zudem las er Zeitschriften wie die Spex und war immer hoch informiert über den neuesten Musikscheiß'. Er galt anderen auch immer als etwas schwuchtelig, weil Lesen können (und es auch tun) in der Provinz eben immer etwas schwuchtelig herüberkommt. Ich wusste es allerdings besser, und seine sexuelle Ausrichtung war mir sowieso egal: RonJustice hatte immer die coolste Musik, die es zu Zeiten gab, daheim im Plattenregal gehabt und er ließ mich daran teilhaben. Auch eine seiner Ex-Freundinnen durfte ich einmal küssen.

Er war jedenfalls ein guter Freund, und daran hat sich bis heute nicht geändert. Und das, obwohl wir nach meiner Flucht aus der Provinz bestimmt über 10 Jahre keinerlei Kontakt mehr hatten. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, alter Freund und Kupferstecher. Und bleib' ein Freund, sonst setzt es was! Dein sehnlichst gewünschtes Herrenmagazin ist übrigens unterwegs zu Dir! Und auch noch was anderes. Lass' Dich überraschen. Lass' uns bis dahin eine Flasche guten Weins trinken.

Und jetzt gibt es wieder was für die Nachgeborenen, die Unwissenden und den kleinen Haufen an Pissern, falls es den interessiert: In diesen Zeilen über vergangene Zeiten, als es noch kein BitTorrent, kein SoulSeek und kein ITunes gab, erinnere ich mich ganz dunkel, wie ich denn überhaupt zu cooler Musik gekommen bin. Und siehe da, mir fällt es gerade wie Schuppen von den Augen: Es war der MALIBU Versand aus Hamburg!

Es gab in der Provinz leider keine gut sortierten Plattenläden, und die Inhaber der weniger gut sortierten Plattenläden waren allesamt Ignoranten, die den guten Indie-Pop verschmähten und jeden Kunden achtlos am Verkaufstresen verhungern ließen, der entsprechende Wünsche äußerte. Ihr Behuf war mehr Blues, Jazz und Rock. Alles andere war für sie keine Musik mehr, sondern Schwuchtelkram, der ihnen nicht ins Haus kommt, und wenn man noch so viel Geld damit verdienen könnte. Basta!

Und da flatterte irgendwie der kleine, geheftete Katalog mit rund 60 Seiten im Hosentaschenformat ins Haus, mit dem lustigen Dino vorne drauf und haufenweise Neuerscheinungen, Raritäten, Skurilitäten und so vielem mehr darinnen. Das alles zu annehmbaren, vor allen Dingen aber unschlagbaren Preisen und in liebevoller Aufmachung: Zu jeder Platte stand mindestens ein kleiner Text, der Bezugspunkte zu Produzenten, Nachfolgebands, Referenzbands und dergleichen schuf. Und außerdem eine kurze Kritik, die, aufgepasst Ihr Werbe-Magazin-Geschädigten, nicht ausschließlich positiv sein musste.

Ja, wo gibt es denn noch solch ehrlichen Versandhandel, in dessen Katalog auch einmal explizit vom Erwerb eines Produktes abgeraten wird? Da waren echte, völlig undogmatische Musik-Freaks am Werk. So umfassend informiert, wurde ich wagemutig und bestellte oftmals nur aufgrund der Plattenkritiken im Katalog, später aber auch durch jene im Musik-Express oder aus der Spex. Ich wurde selten enttäuscht. Der MALIBU-Versand hat leider im Jahr 1998 Konkurs angemeldet und stellte seine unschätzbaren Dienste ein. Aber dann kam ja auch schon das Internet via ISDN und dann endlich DSL. Aber wo bleibt da die Liebe? Bei der Geschwindigkeit heutzutag' reicht's doch nur noch zum Quickie!

Mittwoch, 11. August 2010

Keine rosige Zukunft mehr! Mein verschmitzt zwinkernder, lieber "alter Sony"!

Leserinnen und Leser meiner letzten Posts könnten den Eindruck bekommen, dass ich mit Eigentum "Probleme" hätte oder sogar "neidvoll" auf den Besitz anderer blicke. Tatsächlich habe ich "Probleme" mit Eigentum, was wohl nicht zuletzt daran liegt, dass meines Vaters Baufirma pleite gegangen war und meine Eltern daraufhin um ihr Eigenheim bangen mussten. Um als Kind selbst keine Sorgenfalten ins Gesicht gemeiselt zu bekommen, musste ich mich ja geradezu von jedem Gedanken an Besitz lossagen.

Alles war gut gegangen, und meine Eltern haben ihr Haus halt noch einmal bezahlt. Aber ich selbst war von da an für jegliches Eigentum versaut: Mit Autos z.B. stand ich eh und je auf Kriegsfuß, und das diese Dinger gepflegt, betankt und gewartet werden mussten, war mir stets zuviel des Guten. Die Scheibenwischer z.B. mussten sehr sehr lange die Frontscheibe verschmieren, ehe ich es mir erlaubte, neue zu besorgen und zu montieren.

Besitz belastet mich in der Tat enorm, und somit sei der Vorwurf des Neides hinfort gewischt wie Blütenstaub mit verbrauchten Scheibenwischern. Einmal um die Weihnachtszeit, es muss im letzten Jahrtausend noch gewesen sein, bekam ich Post von der Polizei, man hätte mein Auto vor ca. zwei Wochen gefunden. Diebe hatten es offenbar zur Spritztour missbraucht - weit waren sie nicht gekommen: Die Tankfüllung reichte nur für ungefähr 30km Spassfahrt.

Ich hatte jedoch den Diebstahl gar nicht bemerkt, weil ich mein Auto erstens: immer an verschiedenen Plätzen geparkt hatte und zweitens: ich dieses Ding sowieso die letzten Wochen gar nicht gebraucht hatte. Da ich nun aber mein Auto auch in den nächsten Wochen nicht brauchen würde, ließ ich es noch zwei weitere Wochen bei der Polizei und war dann recht überrascht, dass ich für einen vollen Monat Standgebühr entrichten musste. Und dann folgte die Reparatur...

Wer etwas hat, der muss sich um etwas kümmern. Wer nichts hat, muss sich auch um nichts kümmern. Dieses Credo ist viel zu einfach um falsch zu sein. Trotzdem gibt es Dinge, die mir lieb sind: Ich hatte bis vor kurzem einen Pflegefall, um den ich mich bis zum Ende liebevoll und mit Geduld kümmerte: Mein lieber Sony 5 Disc CD- Changer, den ich mir zwischen 1988 und 1990 als ersten und einzigen CD- Player gekauft hatte. Seit 2006 hatte er die kleine Macke gehabt, sehr spät "anzuspringen", und tatsächlich brauchte er zuletzt beinahe 15 Minuten, bis er einsatzbereit war.

Zudem verweigerte er zusehends die Nahrung. Am Ende spielte er nur noch gebrannte CDs, die Originale verschmähte er stets. Zu meiner Freude schien er in hohem Alter noch ein konsumkritisches Verhalten zu entwickeln und zeigte zivilen Ungehorsam. So manches Mal zwinkerte er mir kurz mit dem Display zu, um so seine Renitenz unter Beweis zu stellen. Mein lieber "alter Sony" hat mir bis zum März dieses Jahres gute Dienste geleistet, immerhin begleitete er mich über 20 Jahre als kompetenter Verwalter musikalischer Angelegenheiten. Dann erlosch das verschmitzt zwinkernde Display auf ewig...

Ihn nun reparieren zu lassen wäre genauso grausam wie einen Rentner arbeitstauglich zu operieren. Er wäre dann ein anderer, nicht mehr mein "alter", sondern mein "reparierter Sony". Mein "alter Sony" hat sich seinen Ruhestand verdient. Ihm kondoliert auszugsweise folgende (manchmal etwas peinliche) Playlist:
Cassandra Complex, Skinny Puppie, Philip Boa and the Voodooclub, Einstürzende Neubauten, Abwärts, Alien Sex Fiend, Flowerpornoes, Public Enemy, Pop will eat itself, Yo la Tengo, The Shamen, Baby Ford, Bernd Begemann, F.S.K., Momus, Sonic Youth, Wire, Stereolab, Laila France, Jah Wobble, Tortoise, So, F.M. Blumm, Burger, Scott Horsecroft, Antonelli Electronics, Jan Jelinek uvm.
Jetzt besitze ich einen DVD-Player zum Abspielen meiner CDs. Einen Fernseher habe ich allerdings nicht, will ich auch nicht. Das Haus meiner Eltern werde ich irgendwann einmal erben. Was soll ich damit nur machen? Meine Zukunft ist etwas weniger rosig ohne meinen "alten Sony".

Dienstag, 16. Februar 2010

Reiß' das Steuer herum! Illegale Downloads!

Na immerhin kauft der Bund die CD und lädt sie nicht als illegalen Download herunter. Das die Musikindustrie hier noch keinen Absatzmarkt sieht, wundert mich ;-) Auch als Musiker sehe ich hier ein neues Betätigungsfeld.
Zudem wäre es eine Idee, Politiker nur noch virtuell in Erscheinung treten zu lassen, in so einer Art Simulation. Ich meine: die Flachen Charaktere und ihre "Alternativlosigkeit" eignen sich doch wunderbar für WebSpiele, nicht jedoch für das "echte" RealLife.
Die Götter der Antike waren ja ebenfalls sehr "soap" und berechenbar. Sie wurden allerdings von einem Messias verdrängt. Hoffen wir, soweit kommt es nicht. Insofern darf auch ein Herr Koch gerne bei der CDU bleiben. Und Frau Merkel eignet sich einfach nicht zur Diktatorin (obwohl das was Neues wäre: weiblich und aus dem Osten).