Dienstag, 17. Januar 2012

Knastdialoge! Und hinterher Sicherheitsverwahrung!

kriegswichtig: Zerstörungswut
Arbeit Arbeit  Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit

Ich kann es nicht mehr hören, dieses Wort: Arbeit. "Wie siehst denn Du aus? Bist Du krank?" "Nee, ich hab' Arbeit." "Oooch, macht nix, das geht wieder vorbei!"  Man sieht's, Arbeit wird überschätzt. Arbeit macht krank. "Ich hab' Arbeit" klingt in etwa so wie: "Ich hab' AIDS". Die Zeit bis zur Verrentung, sie klingt so: "Wie lange hast Du noch?" "25 Jahre, Mann! Und hinterher Sicherheitsverwahrung!" Na? Erinnert Sie das an etwas? Genau: Das ist ein Knastdialog, wie man ihn in Filmen zu hören bekommt.

Wie kommt es also, dass Arbeit immer noch als eine die Würde des Menschen erhaltende Tätigkeit gilt? Wie kommt's, dass Menschen ohne Arbeit im Umkehrschluss würdelos sind? Es liegt wohl an der Begrifflichkeit: Mit Arbeit meinen wir ausschließlich Lohnarbeit! Alle anderen Beschäftigungen, denen der Mensch nachgeht, sie zählen einfach nicht! Nur wer hart für Lohn arbeitet, kann den gesellschaftlichen Reichtum konsumieren. Wer sich nicht unterwirft, bleibt davon ausgeschlossen. Die Würde der Arbeit liegt also in der Fähigkeit zum Konsum. Na prima: Zuerst werden wir zu Leibeigenen gemacht, und dann machen wir uns selbst zu Konsumtrotteln!

Ich aber sage Euch: Wer nicht die Arbeit von der baren Existenzsicherung entkoppelt, der ist ein... nun ja! auch mir fehlen manchmal die Worte. Würde entsteht da, wo der Mensch seinem Gusto entsprechend handeln kann. Wenn es ihm freigestellt ist, zu entscheiden, was und für wen er etwas tut. Philanthropen behaupten, der Mensch sei kreativ. Schenken wir ihnen doch Glauben. Würdelos hingegen ist es, aus blanker Not oder auch Angst vor dem JobCenter seinen Arsch mal hierhin und bald dahin zu bewegen und für wenig Geld zu verkaufen. Wird man schlecht behandelt vom Chef, dann kann man noch nicht einmal kündigen, ohne sofort wieder bestraft zu werden.

Dahinter steht aber mal so was von gar keine Freiheit in der Wahl, wie ich mein Leben gestalten möchte. Wenn ich in der materiellen Welt überleben will, MUSS ich arbeiten. Man könnte es auch Zwangsarbeit nennen. Sklaverei, von mir aus. Das hat mit der Würde eines Menschen gar nichts zu tun. Die Nazis haben uns vorgemacht, was von Arbeit wirklich zu halten ist: Sie haben den Spruch "Arbeit macht frei" an die KZ- Tore genagelt und sich dann vor Lachen über ihren eigenen Zynismus ins Höschen gepinkelt.

Um die Arbeit ihrer Würde vollkommen zu entledigen, besteht letztlich eine große Diskrepanz zwischen ihrem gesellschaftlichen Wert und ihrer tatsächlichen Entlohnung. Der finanzielle und gesellschaftliche Druck, eine Arbeit aufzunehmen führt indirekt zu Lohndumping. Daher haben die Unternehmen auch gar kein Interesse an der Vollbeschäftigung. Sie gäben dadurch ihr einziges D(r)uckmittel auf: den Konkurrenzkampf unter den ArbeitnehmerInnen um des Jobs, nicht der Bezahlung willen. Was soll daran gut sein? 

Also noch einmal, auf einen Versuch kommt's an: Wer die Arbeit nicht von der baren Existenzsicherung entkoppelt, ist ein ganz niederträchtiger Arsch, der dem Menschen an sich misstraut, sich aber selbst für einen Auserwählten halten muss. Der dann wiederum andere Leute knechten kann wie es ihm beliebt und hinterher glaubt, dass ohne ihn nichts gelaufen wär'. Weshalb er sich den größten Teil am gar nicht selbst gebackenen Kuchen sichert. So! Werd' ich jetzt verhaftet? Ach, ich bin ja schon längst im Knast. 25 Jahre noch. Danach komm' ich in die Sicherheitsverwahrung. Man möcht' wild um sich schießen, wenn man nur daran denkt!

Sonntag, 8. Januar 2012

Pizza Stagnatione: Vier Irrtümer für die Bunzreplik!

kriegswichtig: ein Fluchtfahrzeug
Es ist übrigens nicht die Kritik an PolitikerInnen gefährlich für eine Demokratie, sondern das Ausbleiben berechtigter (wie auch unberechtigter) Kritik. Dies gilt ebenso für kritische Stimmen innerhalb derselben Partei. Eine Partei ist kein harmonisches Kuschelseminar, sondern ein Sammelbecken verschiedenster Meinungsträger, die sich gefälligst streiten sollen. Es wird übrigens auch kein Amt beschädigt, wenn Kritik geübt wird, sondern höchstens die Person, die es ausübt. Und die erledigen die Beschädigung ihres Amtes in der Regel schon selber. Stichwort "Bundespräsident"

Ziviler Ungehorsam ist und bleibt wichtig für eine moderne, fortschrittliche Gesellschaft. Die Legislative folgt, wenn auch zögerlich, dem Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung (oder Teilen davon). Wären zum Beispiel die Homosexuellen nicht für ihre Rechte auf die Straße gegangen und hätten sie ihre Sexualität nicht trotz des Verbotes (§§ 175 und 175a StGB - widernatürliche Unzucht und Unzucht zwischen Männern) ausgelebt, könnte man sie heute noch verhaften und entmündigen wie noch in den 60ern des vergangenen Jahrhunderts. Schlimm ist einzig, dass es immer noch (oder wieder) Menschen gibt, die dies begrüßen würden. Stichwort "Versammlungsfreiheit"

Eine Politik, die gleichzeitig auf Wachstum und auf Klimaschutz drängt, kann es nicht ganz ernst meinen. Entweder verzichtet man auf Wirtschaftswachstum, das ist dann gut für das Klima. Oder man verzichtet auf Klimaschutz, dann ist das gut für das Wirtschaftswachstum. Unendliches Wachstum gibt es ohnehin nicht (fragen Sie den Naturwissenschaftler ihrer Wahl), und Wachstum an sich impliziert den Raubbau an sich verknappenden Ressourcen. Wenn Politik wirklich "alternativlos" sein muss, dann ja wohl an dieser Stelle, oder? Stichwort "Klimagipfel" , "Wachstumsbeschleunigungsgesetz"

Die Europäische Union ist eine Wirtschaftsunion und keine Sozialunion. Wirtschaft und Soziales müssen sich zwar nicht gegenseitig ausschließen,aber hey... der Schwerpunkt liegt nun mal bei der Wirtschaft. Und damit sind wir beim Geld anderer Leute. Doch die Demokratie rahmt diese Wirtschafts- und Geldunion immerhin ein. Ihre Mitglieder müssten eigentlich demokratische Staaten sein. Warum aber werden demokratische Prozesse gerade dann ausgesetzt, wenn es brenzlig wird? Wo doch die Alternativen zur Demokratie hinlänglich bekannt sind? Stichwort "alternativlose Politik", "Eigentum verpflichtet", "Volksabstimmung"

Donnerstag, 5. Januar 2012

Was ich dem Peter jetzt mal sagen möcht'! Ich mache den Kopf einfach zu!

kriegswichtig: Mobilität
Wo nimmt dieser Mann nur immer seine Ideen her? Vielleicht klopfte dereinst ein ältlicher Wagenlenker dem Peter auf die Schulter und sagt: Schaust, da sind immer, wo ich grad fahr', diese depperten Fußgänger mit Kopfhörern auf den Ohren. Wenn ich da laut Hupe, dann gehen die nicht weg. Ja wozu hab' ich denn die Hupe, wenn sie keiner mehr hören kann?

Vielleicht als mahnende Erinnerung an die Bremse, deren zeitweilige Betätigung ja auch nicht schaden kann, hätte man den Peter, der ja Doktor, MdB und: Verkehrsminister in Personalunion ist, sagen hören können. Aber da hat er doch den Autofahrern vielleicht in letzter Zeit zu viel zugemutet (?), und die Radfahrer werden auch ständig gegängelt.

Da wird es um der Gerechtigkeit willen wohl auch mal um Fußgänger gehen dürfen. Wenn's ein paar Zeilen in der Zeitung bringt, allemal. Und Schwupps, hat er stattdessen wohl gesagt: Na, Du alter Zausel, hast scho recht, dann werd' ich mal mich in besonderer Weise den Ohrstöppsel tragenden Fußis widmen, nicht wahr?

Aber vielleicht sollte der Peter auch einmal selber durch die Stadt gehen. Dann würde er höchstpersönlich all die todesmutigen "Schlafwandler" sehen, die einfach so mir nichts Dir nichts über die Straßen gehen, ohne auf den Verkehr zu achten. Vielleicht nimmt er aber auch all die telefonierenden oder anderweitig abgelenkten, ihre eigenen Fahrkünste stets überschätzenden und ihren persönlichen Stress im Verkehr abreagierenden Menschen hinterm Steuer wahr.

Ich kann mich noch an meine Kindheit erinnern, als in einem kleinen Nachbarstädtchen die erste Fußgängerampel in der Nähe des Bahnhofs aufgestellt wurde. Dort hatten sich vorher auch Menschen in geradezu anbiedernder Weise mittels Zebrastreifen vor die Autos geworfen und wurden dabei erwartungsgemäß verletzt oder gar getötet.

Dieser unfähigen Fußgänger- Rotte musste dringend das Handwerk gelegt werden. Und seither achten motorisierte Verkehrsteilnehmer peinlich genau auf das korrekte Verhalten der unmotorisierten. Um dazu ausreichend Gelegenheit zu geben, standen bald überall diese Dinger herum.

In Berlin interessiert die Ampel niemanden mehr. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sich solche Installationen überlebt haben. Als Fußgänger muss ich ohnehin auf meine unmittelbare Umgebung achten. Nichts ist lästiger, als die Zombies mit ihren an 12-Meter-Leinen festgebundenen Kackmaschinen, und auf's Display starrende Leut', die sich arg wundern und auch ein bisserl ärgern, wenn ihnen plötzlich jemand entgegen kommt, ebenso. Hinzu kommt noch die Sorte aggressiver Auto- und (der Gerechtigkeit halber) Radfahrer. Wir leben nun mal in einer Stadt, und da nervt jeder jeden. Irgendwie.

Bei all dem Genöle und der Rechthaberei um mich herum, das möcht' ich dem Peter jetzt mal sagen, da will ich einfach nichts mehr hören. Und darum trage ich auch Ohrstöppsel, wenn ich unterwegs bin. Ich mache sozusagen den Kopf zu. Denn was nutzt es mir schon, wenn ich die Hupe höre? Da ist es meist schon zu spät.

Ich will, dass gebremst wird, wenn's brenzlig wird. Und dazu noch eines: Unfallverursacher sind meistens noch die Autofahrer. Ich möchte wegen des Unvermögens anderer nichts verboten bekommen, und ich will auch keinen Fahrradhelm tragen müssen, bloß weil mancher Autofahrer zu doof zum Bremsen ist.

Wer Verkehrssicherheit will, muss schlaue Verkehrssysteme entwickeln und umsetzen. Das Konzept Shared Space ist nur eines davon. Aber davon versteht der Peter nichts. Der versteht nur ein bisserl Bahnhof und ganz viel Autobahn. Und er kann ganz gut verbieten und verordnen. Von daher ist's beruhigend zu wissen, dass des Innenministers Personal nicht ausreichen wird, diese Verbote und Verordnungen auch nur irgendwie durchzusetzen (siehe Handyverbot im StV, Kackverbot für Hunde etc.).

Dienstag, 3. Januar 2012

Terroristen und ihre willfährigen Unterstützer! Die Welt ist erwachsenenfeindlich!

kriegswichtig: Barrikaden
Das Zusammenleben von Menschen ist im Grunde denkbar einfach. Auch in Ballungsräumen sollte dies funktionieren: Man denkt sich all die Dinge aus, die einen selber nerven und tut sie deswegen gerade nicht, weil man davon ausgehen kann, dass alle anderen sie ebenfalls nerven. Anders gesagt: Wenn ich nachts um Drei wach werde und mir spontan einfällt, den Küchenschrank anzubringen, dann verschiebe ich das auf den folgenden Tag. Denn ich kann mich noch erinnern, wie ich anderntags zu ähnlicher Zeit zerknirscht an der Türe meines Nachbarn stand und ihn bat, die Musik etwas leiser zu drehen. Alles hat nämlich seine Zeit!

Wenn ich Sonne will, dann fliege ich in den Urlaub und klage nicht über hiesiges Wetter. Wenn ich pinkeln muss, gehe ich auf's Klo. Wenn ich laut spielen will, gehe ich auf den Spielplatz oder auf mein Zimmer. Alles hat seinen Ort. Und auch seine Zeit: Nachts schlafe ich und mein Bedürfnis nach Toberei hat sich aufgelöst in selige Schlummerträume. Wenn ich des Nachts spielen würde, bekäme ich Ärger mit meinen Eltern. Es sei denn, sie gehören zu der Sorte, welche jede Klage über den Lärmpegel mit einem kräftigen: "Hallo? Das ist ein Kind! Das muss überall und jederzeit toben können, sonst nimmt es psychischen Schaden" quittieren.

Kürzlich habe ich eine Reportage über die erste Miss World 1929(?) gesehen. Sie lebte in Wien und kam aus ärmlichen Verhältnissen. Dort, wie überall,  war der Wohnraum sehr beengt, mehrere Leute teilten sich ein Zimmer, so dass die Menschen jede Gelegenheit nutzten, dieser Form familiärer und räumlicher Enge zu entkommen. Sie besuchten schlicht die Cafés ihrer Umgebung und verbrachten dort ihre Freizeit in einer anderen, geselligen und dennoch entspannteren Enge. Daher kommt sie also, die Kaffeehauskultur: Aus dem Bedürfnis nach Ruhe und Erholung vom Alltag, der getrübt war durch den Stress jener Tage.  

Ich kenne Eltern, die es genießen in ein Cafè zugehen, und zwar ohne ihre Kinder. Sie wollen einfach mal ihre Ruhe haben und einen Kaffee geniessen, den sie nicht selber zubereiten müssen. Durchatmen wollen sie mal. Leider können sich viele Eltern, die mit ihren Kindern die Cafés bevölkern, gar nicht vorstellen, dass es so etwas überhaupt gibt: Eltern, die ohne ihre Kinder sind und ihre Ruhe haben wollen. Oder kinderlose Erwachsene, die ebenfalls dem Lärm des Alltags entgehen möchten: Autolärm, Deppenlärm, Kirchenglocken, Maschinenlärm, Hundelärm, Betrunkenenlärm, Kinderlärm und dergleichen mehr. Niemand möchte Kinder von Cafés oder gar Restaurants fernhalten. Aber wenn die Eltern ihren Kindern gütigst soziales Verhalten beizubringen gedächten? Dass nicht überall getobt und gelärmt werden muss?

Die neue Elternschaft fördert ihre Kinder unentwegt, vergisst dabei allerdings, ihnen Grenzen aufzuzeigen. Alles darf: überall und jederzeit! Etwas zu verweigern oder zu verbieten bereitet seelischen Schaden. Das Kind könnte weinen! Und dann? Sehen Sie? Wir wollen doch nicht, das ein im Konsumparadies aufwachsendes Kind weinen muss. Wie herzlos sind Sie denn? LehrerInnen und ErzieherInnen tun mir schlicht leid: Sie haben es demgemäß mit egozentrischen, soziopathischen und besserwissenden Kindern zu tun, die gleich mit dem Anwalt der Eltern drohen, wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt.

In einem Kurzurlaub saß ich mit meiner Freundin am gedeckten Kaffeetisch, als eine Mutter - Typ: ich fühle mich leer und ausgebrannt, komm' lass' uns Kinder haben - mit ihren kleinen Kindern ankam und sich mit ihnen auf die Suche nach einem verloren gegangenen Plastikarmband machte. Sie scheute nicht davor zurück, ihr Problem dem gesamten Personal zu erläutern und es in die Suche einzubeziehen. Selbst wir wurden einbezogen. Lieber hätte ich in Ruhe meinen Kuchen gegessen. Aber damit war's nun essig. Dabei haben mich nicht einmal die Kinder gestört. Die Mutter hätte ich allerdings am liebsten gelyncht. Hat die sonst nichts zu tun?

Oder gehen Sie einmal in einen Biosupermarkt: Dort gibt es auch diese Kindereinkaufswagen und viele bewegte Mamis und Papis mit ihren geförderten Kindern. Es gibt auch super gestresst aussschauende Verkäuferinnen und Kunden, die einfach nur einkaufen möchten. Leider fahren die Kinder mit den Kindereinkaufswagen ein Rennen zwischen den Supermarktregalen. Ihre Eltern unterhalten sich derweil über die Unausweichlichkeit von geschlechtsspezifischem Spielzeug. "Da kann man nicht dagegensteuern, da hilft nichts." Währenddessen fährt mir ein Kindereinkaufswagen voll in die Hacken. Es tut weh, ich schreie kurz auf, doch das Kind sieht in mir nur ein zu vernachlässigendes Hindernis im Parcours. So geht's die ganze Zeit. Und als eines der Kinder sich stößt und laut aufheult, da freue ich mich diebisch. Ätsch! Mutti tröstet das heulende und schluchzende Kind. Die Verkäuferin verdreht nur noch die Augen nach oben.

Die Welt ist längst nicht mehr kinderfeindlich. Sie ist erwachsenenfeindlich. Und das in Zeiten, in denen die Jobs unsicher sind, die Anforderungen an die ArbeitnehmerInnen unverschämt und das Leben sich um Vieles verkompliziert hat im Vergleich zu früheren Tagen. Raum und Zeit zum Nachdenken tut Not. Umso erstaunlicher, wie sich manche Eltern zu den Sklaven ihrer Kinder machen und diese auch ihre nächste Umwelt unterjochen lassen. Wer heute noch fordert, Kinder mögen die Welt regieren, der nimmt Despotie und Willkür in Kauf. Man muss dabei an wohlerzogene Kinder anderer Generationen gedacht haben. Diese Terroristen heutzutage und ihre willfährigen Unterstützer können damit jedenfalls nicht gemeint sein.

Freitag, 23. Dezember 2011

Zu Gast bei: Gottschalk! Heute Kinder wird's was geben, tralalalala tralalala!

kriegswichtig: eine Plattform
Thomas Gottschalk: Servus allerseits, herzlich willkommen zu mir und meiner neuen Show, eine kleine Show zum Talken, haha, und zum Talken lade ich kleine Menschlein ein, so wie vorher schon, nur dass die sich nicht, oder nur im wortwörtlichen Sinne, das Rückgrat brechen können. Als meinen ersten Gast haben ich den Herrn Bold eingeladen, einen mäßig erfolgreichen Blogger, der sich nur allzugern entmutigen lässt. Guten Tag, mein Lieber.  

Herr Bold: Mein Name ist Holz E. von Bald.

Thomas Gottschalk: Na wie auch immer. Herr Bold, wie geht's, wie steht's?

Holz E. von Bald: Nehmen Sie bitte die Hand von meinem Knie...

TG: Mein Lieber, Sie - ich darf doch Du sagen? - Du bist...

HEvB: ... Sie dürfen nicht...

TG: ... Du bist also ein sogenannter Blogger und träumst bestimmt vom Umsturz des, ähhh, Systems, nicht wahr?

HEvB: Nein, eigentlich träume ich nicht vom Umsturz. Ich finde, es passt alles so, wie's jetzt ist.

TG: Wie jetzt?

HEvB: Na, 's ist alles knorke, so wie's ist.

TG: Entschuldige mal, das klingt in Deinem Blog aber ganz anders, mein Lieber. Salopp gesagt, kotzt Du ja so richtig ab. Ich hätte jetzt mehr Skandal erwartet, unsere Freunde vorm Fernseher wollen's so, gelle?

HEvB: Naja, das mit dem Abkotzen, das ist nur so ein Stilmittel. Grundsätzlich aber finde ich, dass alles in Ordnung ist.

TG: Und mit dem lieben Herrn Bundespräsidenten Wulff zum Bleistift hast Du auch keine Probleme?

HEvB: Nehmen Sie bitte endlich die Hand von meinem Knie... Der Herr Wulff, der macht das schon richtig. Schließlich ist er der oberste Repräsentant der BRD. Ihn zu beklagen hieße, das Amt des Bundespräsidenten in Verruf zu bringen...

TG: ... sehe ich ganz genau so...

HEvB: ... und seine Funktion ist ja auch, die Verhältnisse innerhalb der BRD zu repräsentieren. Endlich ein BuPrä, der als moralische Instanz auch wirklich nachlebt, was ihm vorgelebt wird.

TG: Häh?

HEvB: Nun, wenn Politik nach außen hin wie ein Selbstbedienungsladen wirkt, dann muss der BuPrä dies auch repräsentieren. Er repräsentiert genau genommen eine Bananenrepublik, und wir alle sollten uns ein Beispiel an seinem Verhalten nehmen.

TG: Das musst Du aber mal kurz erläutern...

HEvB: Gerne! Unsere Regierungskoalition ist mit dem Versprechen einer totalen Transparenz angetreten. Und ich finde, sie hat Wort gehalten. Transparency International hat keinen Grund zur Klage. Denn es ist überdeutlich, wem was zu Gute kommt und wofür. Ich erinnere da nur an die Senkung der Umsatzsteuer für Hotels. Oder die Bankenrettung. Oder die Abwrackprämie. Oder zuletzt der ESFS - auch wieder für die Banken. Da nimmt man kein Blatt vor den Mund. In diesem Sinne ist es auch folgerichtig, wenn die Verfehlungen einzelner Politikerinnen und Politiker benannt werden und auch sofort auch wieder verziehen werden. Das ist ein grundkatholischer Verhaltenskodex. Nur dass es hier nicht um Schuld, sondern um Fehler geht...

TG: Das ist mir eigentlich schon genug an Erläuterung, vielen Dank auch, mein Lieber, war schön, dass Du da warst und...

HEvB: ... von Guttenberg und Wulff, die sagen ja auch ganz offen, dass sie Fehler gemacht haben. Und da kann man sich doch auch als Bürger überlegen, ob man ja auch selber mal Fehler machen kann, und dann wird einem vielleicht auch verziehen, so nach ein paar Jahren Knast, da ist man dann ganz geläutert und rehabilitiert, während andere wiederum habilitieren. Oder wie ein Freund gemeint hat: "Entschuldigung, das mit dem unbezahlten Fernseher unterm Arm, das ist ein großer Fehler, aber Sie können mir glauben, wenn ich ihn wirklich hätte stehlen wollen, dann hätte ich es klüger angestellt." Man kann also niemandem mehr eine Absicht unterstellen. Wir alle sind Mängelwesen, und niemand lebt uns das besser vor als unsere Politikerinnen und Politiker. Wir sollten alle ihrem Beispiel folgen!

TG: Also willst Du sowas wie griechische Verhältnisse in Deutschland?

HEvB: Ach was, die Griechen. Die sind doch ganz arm dran. Die sind doch nur der Blitzableiter für all das, was bei uns nicht funktioniert. Es verhält sich doch so, wenn ich in einem Bild sprechen darf: Wenn zu uns nach Hause ein Handwerker kommt und alles noch viel schlimmer macht, als es vorher war, dann regen wir uns erst über den Handwerker auf. Wenn aber der Handwerker sagt, ja Entschuldigung, da habe ich wohl einen Fehler gemacht, dann freuen wir uns, dass er den offensichtlichen Fehler zugibt. Ist ja selten heutzutage. Wenn er dann noch über die faulen Griechen, Spanier, Portugiesen herzieht und behauptet, einer von denen wäre erst gar nicht bei uns vorbeigekommen, um die Sache in den Sand zu setzen, dann klopfen wir ihm auf die Schulter, bedanken uns bei ihm und geben ihm noch ein Trinkgeld für die Mühe.

TG: Du zeichnest jetzt aber gerade ein trübes Bild von der Intelligenz unserer Zuschauerinnen und Zuschauer, denen ich jetzt mal lächelnd zuwinke. Das ist nicht sehr nett vom Herrn Bold, gelle?

HEvB: Aber die Griechen sind viel schlimmer... oder gar die Spanier...

TG: Ach ja, stimmt. Die sollten lieber mehr arbeiten und weniger feiern und tanzen. Ich habe Dir unrecht getan, mein Lieber! Entschuldigung. Hier hast Du fünf Euro...

HEvB:  Danke.

TG: Wo waren wir gleich stehen geblieben?

HEvB: Dort, wo die Bundesrepublikaner sich nur zu gerne ablenken lassen vom Ungeschick oder Unvermögen ihrer politischen Führer. Übrigens zeigen sie ein historisch einzigartiges Verhalten...

TG: ... das da wäre?

HEvB: Nun, die Bundesrepublikaner glauben tief in der Scheiße zu stecken. Und da steht dann einer am Rand der Güllegrube und reicht uns die Hand. Wir greifen die Hand und, das ist das Besond're, ziehen mit vereinter Kraft den anderen zu uns in unsere Scheiße hinab. Vernünftige Menschen würden versuchen, da raus zu kommen und sich hernach die Gülle von der Kleidung zu klopfen. Wir nicht! Wir wollen, dass es den anderen genauso schlecht geht wie uns. Das nennen wir dann Stabilität.

TG: Ich weiß nicht, diese Ausdrücke, mein Lieber: Stabilität? Gülle? Liebe Freunde vorm Fernseher, der Herr Bold, das ist schon einer, gelle... Deswegen machen wir jetzt auch gleich Schluss, wenn wir noch gehört haben, was Herr Bold uns zu tun rät?

HEvB: Wir müssen uns ein Beispiel an den Würdenträgern der Politik und der Wirtschaft nehmen: Wir müssen zuerst unsere moralische Integrität über Bord werfen, dann alles grabschen was uns in die Finger gerät und völlig schuldunbewusst Fehler eingestehen, wenn man uns dabei erwischt. Das ist menschlich, das ist katholisch. Das ist Banane, und das wiederum ist unsere Republik. Papa Schlumpf möge uns beistehen und unserer Seele gnädig sein!

TG: Na, mein Lieber, das war jetzt aber starker Tobak. Trotzdem schön, dass Du da warst, gelle? Dann mal servus, und wir begrüßen auch gleich den nächsten Gast, er ist Justitiar...

RonJustice: ... ähhh, nicht wirklich...

TG: ... ach, macht doch nix, mein Lieber... Ich darf Dich doch duzen, oder?

Freitag, 16. Dezember 2011

Rentner zu den Waffen! Unterschichten- Acknowledgement versus Altersradikalität!

kriegswichtig: Esprit
"Wir sind jetzt Greifenwalder. Zwei Stationen, dann sind wir Gesundbrunnen." sprach die Erzieherin mit der nölig- lauten Stimme in ihr Mobilfunkgerät, während die ihrer Erziehung ungeduldig harrenden Kinderchen wild durch das Abteil stieben und lärmten. Mit solch sprachlich retardiertem und mit Unterschichten- Acknowledgement versehenem Erziehungspersonal muss man sich keinerlei Hoffnung auf eine durch die nachwachsende Brut entfesselte Revolution zu machen.

Die heute ihre Zelte aufschlagen, wollen keine Revolution. Sie wollen ihren Platz im kapitalistischen System. Sie wollen ihm ein menschliches Antlitz verleihen. Viel Spaß, liebe Leute, und friert Euch nicht den Arsch ab. Ich aber habe mich damit abgefunden, selbst aktiv werden zu müssen. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber dann für den Rest meines Lebens werde ich mich voll und ganz der Revolution widmen.

Dann nämlich, wenn ich nichts mehr zu verlieren habe. Wenn der Tod naht, oder schlimmer noch, das Pflegeheim. Denn was könnte teuflischer sein, als mittels schlechter Drogen narkotisiert, mit der Bettpfanne dauerhaft unter dem Gesäß platziert und von DJs alleinuntehalten unter Dauerberieselung penetrant dosierter Musik von Lady Gaga über Coldplay zu Rammstein dahinzuvegetieren?

Dann doch noch lieber Selbstmord! Aber nicht, ohne ausgewählte VertreterInnen aus Wirtschaft und Politik mitzunehmen! Wie schön wäre es wenn Rentnerinnen und Rentner tatsächlich anfingen, altersradikal zu werden und nicht schimpften über Jugend, Sittenverfall und Rentenbezüge, sondern sich bewaffneten und, solange sie noch die Herrschaft über ihre Sinne haben, den Feind mit einem kräftigen Hahrrrharrr stellten und in von seinem Elend erlösten und der Jugend damit eine leuchtende Zukunft einzuläuten, während sie selbst der finale Rettungsschuss aus der Waffe eines Sicherheitsbeamten ereilt.

Ach wie wunderbar. Jetzt muss ich an diesen schönen Film von Clint Eastwood, Gran Torino, denken. Sicher lässt es am Heldenmut zweifeln, wenn eine Tat begangen wird ohne dass ein Verlust droht. Am Ende ist's eine Verzweiflungstat. Aber wenn die Verzweiflung hilft, dass sich endlich einmal die Richtigen fürchten müssen? Sonst sind es doch immer die Unschuldigen, die um ihr Leben bangen müssen. Und Rentnerinnen und Rentner können beweisen, dass sie nicht zum alten Eisen gehören.

Montag, 5. Dezember 2011

Unzurechnungsfähig: KT zu Guttenberg! Klaus Töpfer endlich trocken!

kriegswichtig: schwere Geschütze
Ein wenig traurig bin ich schon: Da hatte ich endlich einen sogenannten regelmäßigen Leser - also jemand, der mir "folgt" - und nu isser wieder weg. Womöglich hat er befürchtet, sich bei mir zu Tode zu langweilen und hat deshalb die Notbremse gezogen. Anders mach ich es ja auch nicht.

Dabei gibt es ja so viel aufzuarbeiten. Mein guter Freund RonJustice (ja, den gibt es wirklich, und zwar hier...), ist schier am Verzweifeln wegen all der Dinge, die sich auf der Welt tun. Er fragt sich sinngemäß, wer uns von dem Albtraum-Märchen (sic!) heilt. Nun, niemand, denke ich und liege damit hoffentlich richtig. Denn vor den Intellektuellen dieses Landes habe ich richtig Angst (Dieter Bohlen, Walter Sinn, Enoch zu Guttenberg, Theo Zehner (sic!) u.v.m. - besseres hat Schland nicht zu bieten).

Aber es gibt auch Gutes zu vermelden: Dieser aufgeblasene Wichtigtuer (nein, nicht KT!), der eigentlich geplant hatte, vor Gericht ordentlich die Sau rauszulassen und seine kruden Thesen zu verbreiten (nein, wirklich nicht KT!), wurde für unzurechnungsfähig (neiein, es geht nicht um KT!) erklärt und in die Psychiatrie überstellt. Wunderbar: Das ist die Höchststrafe für den norwegischen Massenmörder Anders Breivik. Soll er doch seinen Psychiater volllabern.

KT zu Guttenberg allerdings muss sich keine Sorgen machen. Er hat sich von seinem Verfahren freigekauft und sich im Interview mit der ZEIT für unzurechnungsfähig erklärt - zumindest was seine Dissertation betrifft. Er war überfordert und hat deshalb Fehler gemacht. Da gab es keinen Betrug - denn diesen begeht man wissentlich. Der Beweis: zu Guttenberg wusste nichts von seinem (sic!) Fehler. Daher war's auch kein Betrug. Ach so! Wie dem auch sei, das Interview ist wirklich lesenswert: Da entzaubert sich ein Führer und zeigt was er wirklich ist: ein Medienprofi!

So viel Guttenberg war noch nie, noch nicht einmal zu seiner Amtszeit. Alle Guttenbergs haben heuer ordentlich zu tun: zwei Bücher herausbringen (beide wieder nicht selbst geschrieben), in Talkshows herumsitzen und weitere öffentliche Auftritte des ungeschoren Davongekommenen und damit Rehabilitierten (wenn schon nicht habilitiert) sind schon geplant. Die Leute wollen ihren KT zurück. Es gibt zwar eigentlich nichts, was der politisch solide erarbeitet hat, aber er sah halt so gut dabei aus!

Man möchte sich in einen Panzer setzen und mindestens zwei von den "vier Staatsgewalten" wild beschießen: die Presse und die Legislative hat's verdient! Aber ein Panzer braucht so viel Sprit. Der Herr Töpfer, ehemaliger Bundesumweltminister und Ex-Exekutivdirektor der UNEP, ist schwer getroffen, weil die Klimaziele laut Kyoto-Protokoll nicht nur nicht erreicht wurden, sondern die weltweiten CO2- Emissionen noch um rekordmäßige 5,8 Prozent gestiegen sind.

Herr Töpfer ist resigniert und rät zu Schadensbegrenzung. Es könne nicht mehr darum gehen, den Klimawandel zu verhindern, sondern mit den Folgen daraus umzugehen. Wunderbar! Geben wir doch einfach auf! Wahrscheinlich sitzen wir eh alle der Klimalüge auf! Klimawandel gab es schließlich schon immer! Aber selbst wenn die Daten der Klimaschützer nicht stimmen: Wer ist schon so blöd zu glauben, dass es umweltverträglich ist, seine Abgase in die Luft zu blasen? Na, da gibt es viele!

Das Tragische am Herrn Töpfer ist allerdings die Tatsache, dass er vor Jahren durch den Rhein geschwommen ist (im Taucheranzug!), um zu beweisen, dass der Fluss sauber ist. Nun kann man an manchen Stellen durch den Rhein laufen, ohne in Kontakt mit Wasser zu kommen. Die Probleme erledigen sich also immer von selbst. So soll es auch in Zukunft sein!

Eine Bundesregierung jedoch, die sich nicht traut, ihren Bürgerinnen und Bürger (oder den Stromkonzernen) etwas Energiesparen zuzumuten und die es noch nicht einmal schafft, solche Spritfresser wie den im Bild oben aus den Innenstädten zu verbannen, geschweige denn ganz zu verbieten, muss wohl oder übel mit den Folgen eines Klimawandels leben. Man kann zwar ein Vorbild für andere Länder sein, wenn's um die Staatsfinanzen geht. Aber wenn's die Umwelt betrifft - nada, niente?