Liebe Leute, sich über ein Spiel zu freuen, wie z. B. den Fußball, ist keine große Sache an sich. Wer ein "Wir-Gefühl" braucht, der darf auch gerne davon reden, dass "wir" gewonnen haben, auch wenn andere den Ball antippen und nicht man selbst. Das sollte er dann aber auch tun, wenn "man" verloren hat - so wie kürzlich - und nicht traurig den Kopf hängen lassen, wenn die Großmachtphantasie mal wieder baden gegangen ist. Das ist nämlich unsouverän.
Wer allerdings unkontrolliert "Deutschland" kreischt, wenn Millionäre mal wieder was gerissen haben - und dabei meine ich noch nicht einmal nur eine Fußballmannschaft - der erklärt sich eben auch einverstanden mit allem, was in dem Land so vor sich geht:
Mit schlechten Arbeitsbedingungen, mit Ausländerfeindlichkeit, schlechter Politik und allen anderen Idioten, die einem das Leben schwer machen. Er erklärt sich einverstanden mit mittelalterlichen Geschlechterverhältnissen sowie mit häuslicher Gewalt und sexuellem Missbrauch. Er macht sich gemein mit Nazis, Kommunisten, Kapitalisten, Christen, Muslimen, Atheisten, "braven" Bürgerinnen und Bürgern, Steuerhinterziehern, Betrügern und Mördern. Denn das ist alles drin: In "Deutschland"!
Wer lauthals "Deutschland" skandiert, darf sich zudem fortan nie wieder über etwas die BRD betreffend aufregen: Nicht über ungerechte Steuern, nicht über saudumme Gesetze (die derzeit beschlossen werden - wartet es nur ab und reibt Euch hinterher die Augen), nicht über "Kinderschänder" und "Abzocker", über die "Bänker" und auch nicht über sogenannte "Versagerländer", schon gar nicht über die EU und die Rolle der BRD als "Zahlmeister". Auch nicht darüber, wenn es ihm selbst einmal schlecht ergehen sollte, weil er z. B. arbeitslos ist.
Dies nur mal so am Rande...
Donnerstag, 24. Juni 2010
Soviel zu "Deutschland"! Wer grölt, stimmt zu!
worte die fallen
Arbeit,
Deutschland,
Fußball,
Migranten,
Missbrauch,
Sexualität,
WM,
Xenophobie
Donnerstag, 17. Juni 2010
Kaum ein Unterschied! Vokuhila ist gleich Vuvuzela!
Na? Wer kennt den Unterschied zwischen deutschen und nichtdeutschen Fußball- bzw. WM- Fans? Richtig: Deutsche Fans können nur freudlos "Schland" grölen und vielleicht auch noch zusätzlich "Olé Olé Olé" - je nachdem, wer ballermannsozialisiert ist und wer nicht. Fans aus Spanien grölen auch. Aber ihre Freude wirkt um so viel freundlicher und verspielter als die der Deutschen.
Keine Widerrede: Ich habe beide Fanvölker (wenn mir dieser Begriff einmal erlaubt sein sollte) erleben dürfen. Vor den Freunden der deutschen Nationalelf hatte ich richtiggehend Angst bekommen, nicht nur wegen der unsachgemäß mitgeführten und klangbedienten Vuvuzela. Nicht umsonst klingt der Name der WM- Tröte beinahe wie Vokuhila, der Frise des minderbegabten Proletariats. Und eben genau so wird sie auch benutzt.
Die Freunde der spanischen Mannschaft verbreiteten hingegen Spaß und Freude. Sie spielten in der U-Bahn Theater, persiflierten irgendwelche Spieler und lachten dabei. Sie gingen mir dann aber auch auf die Nerven, weil einer der Fans seinen Döner mit weit ausholender, doch durchaus nicht unfreundlicher Geste bedenklich nahe an meinem Brioni-Anzug vorbeischrammte. Trotzdem wäre auch diesem unvorsichtigen Enthusiasten niemals eingefallen, ein knutschendes Pärchen mit markigen Sprüchen zu belästigen wie das deutsche Proletariat ein paar Spiele vorher.
Die bundesrepublikanischen Fans scheinen nämlich gar keine echte Freude zu empfinden. Ganz offenbar baut ihre Freude auf einem Minderwertigkeitskomplex auf, der nur durch einen "Sieg" überwunden werden kann. "Deutschland" ist dadurch doch noch "etwas wert", das eigene Losertum verliert an Bedeutung und man fühlt sich besser, weil MAN bzw. die eigene Elf einfach BESSER als die ANDERE war. Penetrant auf der eigenen Wichtigkeit herumzureiten ist nicht fein.
Tatsächlich ist das die eigene Überhöhung dadurch, indem man andere kleiner macht. Die übelste Form von Nationalstolz ist das. Selbst wenn Nationalstolz ganz oben auf der Liste der verdammenswerten zivilisatorischen Errungenschaften steht, dann schaffen es die Eingeborenen dieser zufälligen Schicksalsgemeinschaft mittels willkürlicher Grenzziehung namens Bundesrepublik Deutschland, das noch zu toppen. Ganz prima!
"Wir" können alles außer Deutschland! Und deswegen motte ich mein altes T-Shirt aus. Da drauf steht: "Deutschland halt's Maul!" Wird auch Zeit.
Keine Widerrede: Ich habe beide Fanvölker (wenn mir dieser Begriff einmal erlaubt sein sollte) erleben dürfen. Vor den Freunden der deutschen Nationalelf hatte ich richtiggehend Angst bekommen, nicht nur wegen der unsachgemäß mitgeführten und klangbedienten Vuvuzela. Nicht umsonst klingt der Name der WM- Tröte beinahe wie Vokuhila, der Frise des minderbegabten Proletariats. Und eben genau so wird sie auch benutzt.
Die Freunde der spanischen Mannschaft verbreiteten hingegen Spaß und Freude. Sie spielten in der U-Bahn Theater, persiflierten irgendwelche Spieler und lachten dabei. Sie gingen mir dann aber auch auf die Nerven, weil einer der Fans seinen Döner mit weit ausholender, doch durchaus nicht unfreundlicher Geste bedenklich nahe an meinem Brioni-Anzug vorbeischrammte. Trotzdem wäre auch diesem unvorsichtigen Enthusiasten niemals eingefallen, ein knutschendes Pärchen mit markigen Sprüchen zu belästigen wie das deutsche Proletariat ein paar Spiele vorher.
Die bundesrepublikanischen Fans scheinen nämlich gar keine echte Freude zu empfinden. Ganz offenbar baut ihre Freude auf einem Minderwertigkeitskomplex auf, der nur durch einen "Sieg" überwunden werden kann. "Deutschland" ist dadurch doch noch "etwas wert", das eigene Losertum verliert an Bedeutung und man fühlt sich besser, weil MAN bzw. die eigene Elf einfach BESSER als die ANDERE war. Penetrant auf der eigenen Wichtigkeit herumzureiten ist nicht fein.
Tatsächlich ist das die eigene Überhöhung dadurch, indem man andere kleiner macht. Die übelste Form von Nationalstolz ist das. Selbst wenn Nationalstolz ganz oben auf der Liste der verdammenswerten zivilisatorischen Errungenschaften steht, dann schaffen es die Eingeborenen dieser zufälligen Schicksalsgemeinschaft mittels willkürlicher Grenzziehung namens Bundesrepublik Deutschland, das noch zu toppen. Ganz prima!
"Wir" können alles außer Deutschland! Und deswegen motte ich mein altes T-Shirt aus. Da drauf steht: "Deutschland halt's Maul!" Wird auch Zeit.
Mittwoch, 9. Juni 2010
Fähnchen und Seitenspiegelsöckchen! Ich bin ein Spielverderber!
Sie sind wieder da: Deutschlandfähnchen an Autos und auf Balkonen. Seitenspiegelsöckchen in SchwarzRotGold. Ablösbare Gesichtstattoos in den Farben Pest, Blut und Pisse. Der Grund: Deutschlandtaumel wegen Lena, und dann kommt ja noch die WM. Vorsorglich sind wir mal wieder total entspannt deutsch. Igitt! Ja, ich habe ein verkrampftes Verhältnis zur Deutschen Nation. Ich finde nicht, dass das Glück der Erde in der Farben der Beschwerde- Nation BRD liegt. Was soll das überhaupt sein? Deutschland?
Nur sehr seltsame Menschen können auf die Idee kommen, dass die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Nation irgendwie beglückend sein könnte. Vor allen Dingen, wenn dieselben Menschen ständig über alles jammern, was ihnen IHR Land respektive IHRE Politiker so alles wegzuschummeln versuchen. Nein, stimmt gar nicht: Die Deutschen jammern ja auch gerne über das Ungeschick anderer Länder, weil sie sich schon wieder als die Zahlonkel der EU sehen.
So gesehen kann da schon ein Zugehörigkeitsgefühl in Form einer Schicksalsgemeinschaft entstehen. Die Deutschen: zuerst von Hitler verführt, dann zerbombt und hernach ausgeplündert von den Alliierten - nur um für alles und jeden den Arsch hinzuhalten, wenn es mal dicke kommt. So schlecht ging es bislang nur noch den Juden. Fehlt nur noch, dass die Deutschen aus ihrem gelobten Land vertrieben werden. Umgeben von Feinden sind sie ja schon längst.
Ungeduldige und zu schnelle Leser könnten nun den Eindruck bekommen, ich wolle das Schicksal der Menschen jüdischen Glaubens verharmlosen. Dies ist keineswegs meine Absicht. Vielmehr finde ich, dass die "Deutschen", diese seltsame "Volksgemeinschaft" mit den vielfältigen "Traditionen", nach ihren Verbrechen an der Menschheit eigentlich die super-duper Gelegenheit gehabt haben, ein Selbstbewußtsein jenseits jedes Nationalpathos zu entwickeln. Ganz ohne Fähnchen und hysterisches Geschrei, wenn ihnen was Gutes oder was Schlechtes widerfährt.
Doch leider haben die sogenannten Deutschen, die mit ihrem WIR noch viel mehr andere Menschen ausgrenzen als dies andere sogenannte Nationen tun, diesen Zug verpasst. Verkrampft ist allerdings, wer meint, es sei zum Feiern eines "Sieges" ein Fähnchen nötig, noch dazu aggressiv geschwenkt und dominant platziert. Lässiger ist, wer es so beiläufig zur Seite herunterhängen lässt wie ihrerseits Lena nach ihrem "Sieg" in WoWarDasNoch, wo sie das Ding wahrscheinlich zugesteckt bekam. Daraufhin bekannte sie sich nicht etwas als Lena aus Deutschland, sondern als Lena aus Hannover. Sympathisch, das! Am lässigsten ist aber, wem "Deutschland" (warum sagt eigentlich niemand mehr BRD?) den Buckel runter rutschen kann.
Wenn ich nun ein Spielverderber bin, dann nur, weil das Spiel so grottenschlecht ist, das man es nur noch boykottieren kann. Und da sind wir auch gleich bei der WM: Fußball, wage ich zu behaupten, ist genau wie Religion was für Menschen, denen es an sonstigem Halt und Sinn für Selbstbeschäftigung fehlt. Sei's drum! Aber in der linken Presse will ich über sowas nichts mehr lesen. Denn Sport ist nicht links! Nie gewesen! Der Sport der sozialistischen Länder war keine Abgrenzung zum Kapitalismus, er war vielmehr eine Annäherung bzw. Kompromiss.
So, und jetzt gehe ich Fähnchen kaputt machen.
Apropos: Mal sehen, welche Gesetze und soziale Zumutungen so mal nebenbei beschlossen werden, während sich die Dumpfbacken auf den Straßen bepissen vor Glück oder Greinen aus lauter Verzweiflung. Interessanter als die WM dürfte allerdings der Blick auf die Nachrichten sein. Watch out!
Nur sehr seltsame Menschen können auf die Idee kommen, dass die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Nation irgendwie beglückend sein könnte. Vor allen Dingen, wenn dieselben Menschen ständig über alles jammern, was ihnen IHR Land respektive IHRE Politiker so alles wegzuschummeln versuchen. Nein, stimmt gar nicht: Die Deutschen jammern ja auch gerne über das Ungeschick anderer Länder, weil sie sich schon wieder als die Zahlonkel der EU sehen.
So gesehen kann da schon ein Zugehörigkeitsgefühl in Form einer Schicksalsgemeinschaft entstehen. Die Deutschen: zuerst von Hitler verführt, dann zerbombt und hernach ausgeplündert von den Alliierten - nur um für alles und jeden den Arsch hinzuhalten, wenn es mal dicke kommt. So schlecht ging es bislang nur noch den Juden. Fehlt nur noch, dass die Deutschen aus ihrem gelobten Land vertrieben werden. Umgeben von Feinden sind sie ja schon längst.
Ungeduldige und zu schnelle Leser könnten nun den Eindruck bekommen, ich wolle das Schicksal der Menschen jüdischen Glaubens verharmlosen. Dies ist keineswegs meine Absicht. Vielmehr finde ich, dass die "Deutschen", diese seltsame "Volksgemeinschaft" mit den vielfältigen "Traditionen", nach ihren Verbrechen an der Menschheit eigentlich die super-duper Gelegenheit gehabt haben, ein Selbstbewußtsein jenseits jedes Nationalpathos zu entwickeln. Ganz ohne Fähnchen und hysterisches Geschrei, wenn ihnen was Gutes oder was Schlechtes widerfährt.
Doch leider haben die sogenannten Deutschen, die mit ihrem WIR noch viel mehr andere Menschen ausgrenzen als dies andere sogenannte Nationen tun, diesen Zug verpasst. Verkrampft ist allerdings, wer meint, es sei zum Feiern eines "Sieges" ein Fähnchen nötig, noch dazu aggressiv geschwenkt und dominant platziert. Lässiger ist, wer es so beiläufig zur Seite herunterhängen lässt wie ihrerseits Lena nach ihrem "Sieg" in WoWarDasNoch, wo sie das Ding wahrscheinlich zugesteckt bekam. Daraufhin bekannte sie sich nicht etwas als Lena aus Deutschland, sondern als Lena aus Hannover. Sympathisch, das! Am lässigsten ist aber, wem "Deutschland" (warum sagt eigentlich niemand mehr BRD?) den Buckel runter rutschen kann.
Wenn ich nun ein Spielverderber bin, dann nur, weil das Spiel so grottenschlecht ist, das man es nur noch boykottieren kann. Und da sind wir auch gleich bei der WM: Fußball, wage ich zu behaupten, ist genau wie Religion was für Menschen, denen es an sonstigem Halt und Sinn für Selbstbeschäftigung fehlt. Sei's drum! Aber in der linken Presse will ich über sowas nichts mehr lesen. Denn Sport ist nicht links! Nie gewesen! Der Sport der sozialistischen Länder war keine Abgrenzung zum Kapitalismus, er war vielmehr eine Annäherung bzw. Kompromiss.
So, und jetzt gehe ich Fähnchen kaputt machen.
Apropos: Mal sehen, welche Gesetze und soziale Zumutungen so mal nebenbei beschlossen werden, während sich die Dumpfbacken auf den Straßen bepissen vor Glück oder Greinen aus lauter Verzweiflung. Interessanter als die WM dürfte allerdings der Blick auf die Nachrichten sein. Watch out!
Sonntag, 6. Juni 2010
Mittwoch, 2. Juni 2010
Die fängt oben an und wurstelt sich so nach unten durch! Meine Verantwortung als zukünftiger Bundespräsident!
Ich habe schon mehrere narzisstische Kränkungen überstanden: Abgelehnte Bewerbungen, einmal auch eine zur Kandidatur als Oberbürgermeister von Mannheim oder als Lehrkraft in Österreich. Nun, daran gereift, bin ich endlich soweit und sage es ganz unumwunden: Ich bin reif für das Amt des Bundespräsidenten! Was soll die Bundesrepublik mit Schnarchnasen wie Herrn Schäuble oder Frau von der Leyen, die panisch in aller Munde waren, bloß weil sich unser Bundeshorst vergrantet zurückgezogen hat? Eben!
Nicht nur, dass ich sowieso schon wieder auf der Suche nach einer neuen Arbeit, einem neuen Betätigungsfeld bin. Was läge da näher, als ein befristetes Arbeitsverhältnis auf zunächst fünf Jahre, Amtszeitverlängerung möglich? Ich bringe auch sonst alle Eigenschaften mit, die von einem zukünftigen BuPrä verlangt werden.
Ich bin stoisch genug für das Amt, andere können mir mit ihrer Meinung glatt den Buckel runter rutschen. So sieht's nämlich aus. Und ich finde alles gut, was der Staat so anstellt, solange ich ihn repräsentiere. Da bin ich mir selbst gegenüber ganz loyal. Versprochen! Alles andere werde ich schlicht nicht repräsentieren. Der Bundespräsident ist schließlich keine Marionette. Er ist das Gewissen unseres Landes!
Ich werde natürlich andere Schwerpunkte als mein Vorgänger setzen: Afrika ist ja ganz lieb und nett, ich selber halte es aber mehr mit den mediterranen Entwicklungsländern. Mit Griechenland kenne ich mich sogar persönlich aus. Ich habe mit dem Land quasi schon geschlafen bzw. mit einer seiner Einwohnerinnen. Das erfüllt mich geradezu mit Empathie zu mediterranen Lebensweisen.
Daraus leite ich denn auch mein Motto für die Bundesrepublik ab: Habt mehr Spaß im Leben, neidet anderen nicht die Butter vom Brot! Entspannt Euch mal! Ich will einen Ruck, der sich unterhalb der Gürtellinie vollzieht. Geht tanzen, wenn Euch danach ist. Reichtum an Geld ist zwar ein Lebenskonzept, aber nur eines von vielen und nicht unbedingt tauglich für ein Leben in Freiheit. Besitz schränkt ein und belastet das Gemüt erheblich. Strebt also nicht nur nach materiellem Reichtum, sondern nach inneren Werten!
Das möchte ich meinen Mitbürgerinnen und -bürgern gerne mitteilen und sie an meinen Gedanken für eine bessere Welt teilhaben lassen. Aber auch dies möchte ich Euch zurufen: Seid wachsam und glaubt nicht jeden Mist, den man Euch gerne unter die Nase reiben möchte. Seid Selbstwirksam und lasst Euch nicht einreden, dass Ihr dem Markt zur Verfügung zu stehen habt. Denn der Markt, er ist für Euch da. Aber überspannt den Bogen nicht, sonst geht uns allen das Licht aus! Wer nimmt ohne zu geben, der plündert! Lasst uns die Fehler der Krisenverursacher nicht wiederholen! Apropos plündern:
Für unsere Politiker, aber auch unsere Unternehmer, habe ich schließlich folgende Worte: Nehmt Euch und Eure Bürde selbst nicht zu wichtig! Ihr habt Euch aus freien Stücken für Euer Los entschieden. Lebt damit und der daraus resultierenden Verantwortung. Aber geht den Normalsterblichen nicht auf den Keks mit den Risiken, die Ihr glaubt eingehen zu müssen und verlangt dafür auch keine Zugeständnisse. Niemand hat von Euch verlangt, dass Ihr diese Risiken eingeht. Könige, die hatten das einst von ihren Untertanen verlangen können. Ihr Schicksal war bestimmt von den Göttern. Ihr aber seid gewählt worden oder habt einfach Schwein gehabt.
Da sind wir beim Stichwort "Verantwortung": Die fängt oben an und wurstelt sich so nach unten durch. Der da sich oben durchmogelt, darf unten nicht erwarten, dass jene dort dann auch noch dessen Verantwortung zur eigenen aufhalsen. Das muss man verstehen lernen. Erst wenn das geschafft ist, können die Begriffe von "oben" oder "unten" aufgelöst werden und eine Gemeinschaft kann entstehen.
Als Bundespräsident werde ich trotz der Beschränkungen meines Amtes dafür sorgen, dass sich die Demokratie in der Bundesrepublik durchsetzt und endlich freie Wahlen stattfinden können. Das Grundgesetz wird klar an der internationalen Menschenrechtscharta orientiert sein. Die Bundesdeutschen werden streitbar sein und den Mund auftun, nachdem sie vorher freilich gründlich nachgedacht haben. Dazu gehört ein Grundstock von Bildung. Ich werde die Schulpflicht einführen helfen. All diesen Prozessen werde ich große Teile meiner Energie widmen. Dafür trete ich ein, danach werde ich mein Amt ausrichten und danach werde ich gemessen werden.
Liebe Bundesversammlung, bitte wählen Sie mich zum Bundespräsidenten der Bundesrepublik!
Nicht nur, dass ich sowieso schon wieder auf der Suche nach einer neuen Arbeit, einem neuen Betätigungsfeld bin. Was läge da näher, als ein befristetes Arbeitsverhältnis auf zunächst fünf Jahre, Amtszeitverlängerung möglich? Ich bringe auch sonst alle Eigenschaften mit, die von einem zukünftigen BuPrä verlangt werden.
Ich bin stoisch genug für das Amt, andere können mir mit ihrer Meinung glatt den Buckel runter rutschen. So sieht's nämlich aus. Und ich finde alles gut, was der Staat so anstellt, solange ich ihn repräsentiere. Da bin ich mir selbst gegenüber ganz loyal. Versprochen! Alles andere werde ich schlicht nicht repräsentieren. Der Bundespräsident ist schließlich keine Marionette. Er ist das Gewissen unseres Landes!
Ich werde natürlich andere Schwerpunkte als mein Vorgänger setzen: Afrika ist ja ganz lieb und nett, ich selber halte es aber mehr mit den mediterranen Entwicklungsländern. Mit Griechenland kenne ich mich sogar persönlich aus. Ich habe mit dem Land quasi schon geschlafen bzw. mit einer seiner Einwohnerinnen. Das erfüllt mich geradezu mit Empathie zu mediterranen Lebensweisen.
Daraus leite ich denn auch mein Motto für die Bundesrepublik ab: Habt mehr Spaß im Leben, neidet anderen nicht die Butter vom Brot! Entspannt Euch mal! Ich will einen Ruck, der sich unterhalb der Gürtellinie vollzieht. Geht tanzen, wenn Euch danach ist. Reichtum an Geld ist zwar ein Lebenskonzept, aber nur eines von vielen und nicht unbedingt tauglich für ein Leben in Freiheit. Besitz schränkt ein und belastet das Gemüt erheblich. Strebt also nicht nur nach materiellem Reichtum, sondern nach inneren Werten!
Das möchte ich meinen Mitbürgerinnen und -bürgern gerne mitteilen und sie an meinen Gedanken für eine bessere Welt teilhaben lassen. Aber auch dies möchte ich Euch zurufen: Seid wachsam und glaubt nicht jeden Mist, den man Euch gerne unter die Nase reiben möchte. Seid Selbstwirksam und lasst Euch nicht einreden, dass Ihr dem Markt zur Verfügung zu stehen habt. Denn der Markt, er ist für Euch da. Aber überspannt den Bogen nicht, sonst geht uns allen das Licht aus! Wer nimmt ohne zu geben, der plündert! Lasst uns die Fehler der Krisenverursacher nicht wiederholen! Apropos plündern:
Für unsere Politiker, aber auch unsere Unternehmer, habe ich schließlich folgende Worte: Nehmt Euch und Eure Bürde selbst nicht zu wichtig! Ihr habt Euch aus freien Stücken für Euer Los entschieden. Lebt damit und der daraus resultierenden Verantwortung. Aber geht den Normalsterblichen nicht auf den Keks mit den Risiken, die Ihr glaubt eingehen zu müssen und verlangt dafür auch keine Zugeständnisse. Niemand hat von Euch verlangt, dass Ihr diese Risiken eingeht. Könige, die hatten das einst von ihren Untertanen verlangen können. Ihr Schicksal war bestimmt von den Göttern. Ihr aber seid gewählt worden oder habt einfach Schwein gehabt.
Da sind wir beim Stichwort "Verantwortung": Die fängt oben an und wurstelt sich so nach unten durch. Der da sich oben durchmogelt, darf unten nicht erwarten, dass jene dort dann auch noch dessen Verantwortung zur eigenen aufhalsen. Das muss man verstehen lernen. Erst wenn das geschafft ist, können die Begriffe von "oben" oder "unten" aufgelöst werden und eine Gemeinschaft kann entstehen.
Als Bundespräsident werde ich trotz der Beschränkungen meines Amtes dafür sorgen, dass sich die Demokratie in der Bundesrepublik durchsetzt und endlich freie Wahlen stattfinden können. Das Grundgesetz wird klar an der internationalen Menschenrechtscharta orientiert sein. Die Bundesdeutschen werden streitbar sein und den Mund auftun, nachdem sie vorher freilich gründlich nachgedacht haben. Dazu gehört ein Grundstock von Bildung. Ich werde die Schulpflicht einführen helfen. All diesen Prozessen werde ich große Teile meiner Energie widmen. Dafür trete ich ein, danach werde ich mein Amt ausrichten und danach werde ich gemessen werden.
Liebe Bundesversammlung, bitte wählen Sie mich zum Bundespräsidenten der Bundesrepublik!
worte die fallen
Bewerbung,
Bundespräsident,
Bundesrepublik,
Bundesversammlung,
Deutschland,
Horst,
Köhler,
Menschen,
Rechte,
Schäuble,
von der Leyen,
Wahlen
Montag, 31. Mai 2010
Harry Potter ist tot! Unser Bundeshorst ist zurückgetreten!
Ich weiß, das ist eine billige Ranschmeiße, diese Schlagzeile. Aber sonst kriegt es ja mal wieder keiner mit, wenn ich den Tod des genialen Künstlers und Schauspielers Dennis Hopper beklage. Kaum ein Schauspieler stand so sehr für Renitenz und Rebellion wie er. Sogar M. Brando war ein Weichei gegen ihn. Dafür und für ein paar großartige Auftritte in Spielfilmen wie Blue Velvet oder Apocalypse Now, je nun: und die Regiearbeit bei dem unvermeidlichen Easy Rider, muss man dankbar sein. Alles Gute auf die Reise!
Unser Bundeshorst ist zurückgetreten. Hat doch gar nicht weh getan. Vergessen schon seine Attacken gegen fiese und nicht so fiese Gesetze von fiesen und nicht so fiesen Politikern. Aber den Herrn Köhler braucht so richtig niemand, auch wenn er wenigstens einmal die Wahrheit aussprach, aber leider gleichzeitig zur Aufforderung postuliert hat: Man müsse bei Militäreinsätzen auch die ökonomischen Aspekte erwägen, um sie nachgerade zu legitimieren. Ach was? War das denn nicht sowieso schon immer so?
Krieg, wenn überhaupt, dient doch wohl nur ökonomischen oder geostrategischen Interessen. Sogar der Einsatz religiöser Gefühlsduselei ist immer nur Mittel zum Zweck - wenn vernünftige Gründe nicht ausreichen, wird halt irgendein Gott hervorgekramt. Sollten die Kriege der westlichen Allianz tatsächlich ausschließlich humanitär sein, dann würden sie überall dort geführt werden, wo Menschen unterdrückt werden - sei es von Großkonzernen oder anderen Regimes.
Auffälligerweise wird aber nur dort reingefunzt, wo Rohstoffe zu holen sind oder wenigstens ein paar Aufträge für den Wiederaufbau. Das Wohlergehen der umkämpften Bevölkerung ist da nur zweitrangig, ein positiver Nebeneffekt sozusagen! Kriege werden geführt aus Neid, Bedrängnis, drohendem Machtverlust oder gar Hunger bzw. Durst.
In jedem vernünftigen Western ist dies ein zentrales Thema. Und in denen hat Dennis Hopper ja auch ganz gerne mal mitgespielt. Wenn ich die Wahl hätte, wäre Dennis Hopper unser BuPrä, und Horst Köhler... nun ja, ich bin ja nicht der liebe Gott. Wär ich aber gern!
Und ach, wo wir gerade bei Western, Schauspielern und begnadeten Regisseuren sind: Herzlichen Glückwunsch zum 80sten, Herr Eastwood.
Unser Bundeshorst ist zurückgetreten. Hat doch gar nicht weh getan. Vergessen schon seine Attacken gegen fiese und nicht so fiese Gesetze von fiesen und nicht so fiesen Politikern. Aber den Herrn Köhler braucht so richtig niemand, auch wenn er wenigstens einmal die Wahrheit aussprach, aber leider gleichzeitig zur Aufforderung postuliert hat: Man müsse bei Militäreinsätzen auch die ökonomischen Aspekte erwägen, um sie nachgerade zu legitimieren. Ach was? War das denn nicht sowieso schon immer so?
Krieg, wenn überhaupt, dient doch wohl nur ökonomischen oder geostrategischen Interessen. Sogar der Einsatz religiöser Gefühlsduselei ist immer nur Mittel zum Zweck - wenn vernünftige Gründe nicht ausreichen, wird halt irgendein Gott hervorgekramt. Sollten die Kriege der westlichen Allianz tatsächlich ausschließlich humanitär sein, dann würden sie überall dort geführt werden, wo Menschen unterdrückt werden - sei es von Großkonzernen oder anderen Regimes.
Auffälligerweise wird aber nur dort reingefunzt, wo Rohstoffe zu holen sind oder wenigstens ein paar Aufträge für den Wiederaufbau. Das Wohlergehen der umkämpften Bevölkerung ist da nur zweitrangig, ein positiver Nebeneffekt sozusagen! Kriege werden geführt aus Neid, Bedrängnis, drohendem Machtverlust oder gar Hunger bzw. Durst.
In jedem vernünftigen Western ist dies ein zentrales Thema. Und in denen hat Dennis Hopper ja auch ganz gerne mal mitgespielt. Wenn ich die Wahl hätte, wäre Dennis Hopper unser BuPrä, und Horst Köhler... nun ja, ich bin ja nicht der liebe Gott. Wär ich aber gern!
Und ach, wo wir gerade bei Western, Schauspielern und begnadeten Regisseuren sind: Herzlichen Glückwunsch zum 80sten, Herr Eastwood.
Sonntag, 30. Mai 2010
Opfer und Täter! Karstadt und der böse Wolf!
Selbst da, wo man es kaum vermutet, kann ein ganz banaler Einkauf zum Abenteuer werden. Ein solcher Abenteuerspielplatz für Konsumenten ist zum Beispiel der Karstadt am Hermannplatz. Nicht nur, dass er sich ganz wunderbar dafür eignet, den Weg zur Bushaltestelle zu verkürzen, trotz aller Wegelagerer im Innern, die sich selbstredend nur an den verengten Stellen der Verkaufsräume plaudernd aufhalten und nicht etwa an den geräumigeren Orten.
Der Mensch, so ist beaobachtbar, ist tatsächlich ein Opfertier, dass sich freilich äußerst erfolgreich durchgesetzt hat. Wahrscheinlich der Befähigung zur Dialektik geschuldet, welche den Täter zum Opfer macht und das tatsächliche Opfer zum Täter. So sucht der Herdenmensch gerne beengte Durchschlüpfmöglichkeiten (Türrahmen, Gänge, Rolltreppenan- und absätze etc.) zum geselligen Aufenthalt. Von dort aus ist es nicht nur einfach, sich der Gefahr wegen in die weite Steppe der Verkaufsregale zu flüchten. Die Jäger verlieren kostbare Zeit und viel des eleganten Schwungs, um ihrer Beute nachsetzen zu können.
Wozu also in die Universität, um soziologische und psychologische Aspekte menschlichen Verhaltens zu studieren? Ein einziges Warenkaufhaus reicht aus. Wölfe im Schafspelz zum Beispiel sind die Verkäufer/ Berater (ausschließlich männlich) in der Elektronikabteilung. Man winkt sie herbei um diese oder jene Information zu diesem oder jenen Produkt zu erhalten. Aber nicht so voreilig: Zunächst muss noch der Kunde bedient werden, der finanziellen Spielraum zu haben scheint.
Die Eckzähne des Verkäufers blitzen leicht im milden Licht der künstlichen Beleuchtung. Er ist hungrig, schon beinahe irre vor Schwäche, doch bald wird er seine Beute zu Fall gebracht haben. "Ja, wenn man einen Einkauf natürlich nur vom Portemonnaie abhängig macht, dann kann man sich so ziemlich alles kaufen. Bloß keine Qualität. Schauen Sie hier: Sieht zwar einigermaßen aus, ist auch billig, aber hören Sie nur wie das klingt... schrecklich, oder?"
Der Verkäufer betont noch, dass er vom Fach komme, eigentlich sei er sogar in der Entwicklung von Lautsprechersystemen tätig gewesen. Der solvente Käufer oder jener, der bereit ist, noch was drauf zu legen für den guten Namen eines Produktes, der aber auf keinen Fall den Eindruck erwecken möchte, er könne sich lumpige 100 Euro mehr nicht leisten, nickt leicht abschätzig. "Klingt ja wirklich schrecklich!" Dann doch lieber die hochpreisigen Modelle herzeigen. Kaufen. Einpacken.
Ich werde offenbar als schwieriger Kunde betrachtet. Obschon ich zwar rein äußerlich, wenn auch fälschlicher Weise, eher den Eindruck vermittle, ich hätte irgendwelches Geld: Irgendwie sieht man mir auch an, dass ich nie viel Geld für technisches Gelump ausgeben würde. In der Buchabteilung kann man mir vielleicht alles aufschwatzen, aber nicht bei Elektroartikeln. Ich schaue unglaublich gebildet aus, muss man sagen. Und ich schaue auch aus, als sei ich unglaublich selbstironisch. Deshalb übersieht man mich in der Elektroabteilung geflissentlich. Ich bin dort ein absolutes NoGo.
Trotzdem brauchte ich kürzlich einen Rat: Für eine künstlerische Arbeit benötigte ich drei autarke Boxensysteme. Die sollten einigermaßen nach was klingen, eine ausreichende Lautstärke haben, gut aussehen und natürlich nicht viel kosten. Von meinen künstlerische Arbeiten erwarte ich zwar und schließlich keine Rentabilität, aber verschulden möchte ich mich deshalb noch lange nicht. Ich nannte dem Verkäufer die Preisspanne, woraufhin der leicht die Augen verdrehte: Ich habe es genau gesehen.
Der Verkäufer zeigte mir widerwillig "billige" Soundsysteme, nur um darüber verächtlich zu rapportieren. Mein Hinweis, ich hätte zu Hause ein vollkommen ausreichendes Exemplar der Marke so und so, dass einigen Wumms hätte und nur ca. 30 Euro gekostet hätte, wurde milde belächelt: "Da irren Sie sich bestimmt. Das kann gar nicht sein." Der Verkäufer betont noch, dass er vom Fach komme, eigentlich sei er sogar in der Entwicklung von Lautsprechersystemen tätig gewesen.
Nun, es gab kein Weiterkommen. Tatsächlich klangen die Soundsysteme wie Arsch und Friedrich. Nun war ich aber nicht bereit, dermaßen viel Geld für benötigte Geräte auszugeben, wie man es mir Vorschlug. Dazu hätte ich denn auch noch MP3-Player gebraucht. Unnötig zu erwähnen, dass die von mir ausgesuchten Modelle zu nichts taugten. Ich verließ die Elektroabteilung ohne Einkauf und irgendwie ratlos.
Zuhause recherchierte ich im Internet und fand alles was ich brauchte innerhalb weniger Minuten. Alles wurde geliefert, funktionierte tadellos und evozierte den gewünschten Effekt. Die künstlerische Arbeit wurde zu einem Erfolg, wenn sich das auch nicht pekuniär ausgewirkt hatte. Alle Geräte taugten was, sahen gut aus und waren günstig. Was will man mehr?
Das eigentliche Abenteuer im Karstadt hatte ich aber erst gestern: Ich wollte einfach nur einen DVD-Player (günstig und hübsch) kaufen, der die eine oder andere Funktion hatte. Um nicht aufzufallen, versteckte ich mich sicherheitshalber vor dem Fachpersonal. Der Wolf nahm Witterung auf, doch er konnte mich nicht finden. Ich schlich um die Geräte herum, verglich selber und hätte nun doch einen Rat gebraucht. Ich hielt mich jedoch vornehm zurück: Sollte etwas nicht funktionieren, gibt es ja noch den Umtausch auf Kulanz. Ich schnappte mir ein Gerät und brachte es so dermaßen unauffällig zur Kasse, ich hätte es problemlos stehlen können.
Nun steht Karstadt schon lange zum Verkauf. Ein neuer Interessent hat den Tag der Veräußerung um eine Woche verschoben. Am 7. Juni soll es so weit sein. Was wird mit dem Kaufhaus am Hermannplatz geschehen? Muss man zukünftig um ihn herumlaufen, wenn man zum Bus will? Werden Soziologie- und Psychologiestudenten zukünftig an der Universität studieren müssen? Blecken Wölfe nun in den engen Gassen Neuköllns ihre Zähne, wo sich das Opfervolk bereit zur Flucht aufhält? Werde ich mich weiter vor meiner Steuererklärung drücken, indem ich hier einen Blog nach dem nächsten abdrücke? Fragen über Fragen, und keine befriedigende Antwort!
Der Mensch, so ist beaobachtbar, ist tatsächlich ein Opfertier, dass sich freilich äußerst erfolgreich durchgesetzt hat. Wahrscheinlich der Befähigung zur Dialektik geschuldet, welche den Täter zum Opfer macht und das tatsächliche Opfer zum Täter. So sucht der Herdenmensch gerne beengte Durchschlüpfmöglichkeiten (Türrahmen, Gänge, Rolltreppenan- und absätze etc.) zum geselligen Aufenthalt. Von dort aus ist es nicht nur einfach, sich der Gefahr wegen in die weite Steppe der Verkaufsregale zu flüchten. Die Jäger verlieren kostbare Zeit und viel des eleganten Schwungs, um ihrer Beute nachsetzen zu können.
Wozu also in die Universität, um soziologische und psychologische Aspekte menschlichen Verhaltens zu studieren? Ein einziges Warenkaufhaus reicht aus. Wölfe im Schafspelz zum Beispiel sind die Verkäufer/ Berater (ausschließlich männlich) in der Elektronikabteilung. Man winkt sie herbei um diese oder jene Information zu diesem oder jenen Produkt zu erhalten. Aber nicht so voreilig: Zunächst muss noch der Kunde bedient werden, der finanziellen Spielraum zu haben scheint.
Die Eckzähne des Verkäufers blitzen leicht im milden Licht der künstlichen Beleuchtung. Er ist hungrig, schon beinahe irre vor Schwäche, doch bald wird er seine Beute zu Fall gebracht haben. "Ja, wenn man einen Einkauf natürlich nur vom Portemonnaie abhängig macht, dann kann man sich so ziemlich alles kaufen. Bloß keine Qualität. Schauen Sie hier: Sieht zwar einigermaßen aus, ist auch billig, aber hören Sie nur wie das klingt... schrecklich, oder?"
Der Verkäufer betont noch, dass er vom Fach komme, eigentlich sei er sogar in der Entwicklung von Lautsprechersystemen tätig gewesen. Der solvente Käufer oder jener, der bereit ist, noch was drauf zu legen für den guten Namen eines Produktes, der aber auf keinen Fall den Eindruck erwecken möchte, er könne sich lumpige 100 Euro mehr nicht leisten, nickt leicht abschätzig. "Klingt ja wirklich schrecklich!" Dann doch lieber die hochpreisigen Modelle herzeigen. Kaufen. Einpacken.
Ich werde offenbar als schwieriger Kunde betrachtet. Obschon ich zwar rein äußerlich, wenn auch fälschlicher Weise, eher den Eindruck vermittle, ich hätte irgendwelches Geld: Irgendwie sieht man mir auch an, dass ich nie viel Geld für technisches Gelump ausgeben würde. In der Buchabteilung kann man mir vielleicht alles aufschwatzen, aber nicht bei Elektroartikeln. Ich schaue unglaublich gebildet aus, muss man sagen. Und ich schaue auch aus, als sei ich unglaublich selbstironisch. Deshalb übersieht man mich in der Elektroabteilung geflissentlich. Ich bin dort ein absolutes NoGo.
Trotzdem brauchte ich kürzlich einen Rat: Für eine künstlerische Arbeit benötigte ich drei autarke Boxensysteme. Die sollten einigermaßen nach was klingen, eine ausreichende Lautstärke haben, gut aussehen und natürlich nicht viel kosten. Von meinen künstlerische Arbeiten erwarte ich zwar und schließlich keine Rentabilität, aber verschulden möchte ich mich deshalb noch lange nicht. Ich nannte dem Verkäufer die Preisspanne, woraufhin der leicht die Augen verdrehte: Ich habe es genau gesehen.
Der Verkäufer zeigte mir widerwillig "billige" Soundsysteme, nur um darüber verächtlich zu rapportieren. Mein Hinweis, ich hätte zu Hause ein vollkommen ausreichendes Exemplar der Marke so und so, dass einigen Wumms hätte und nur ca. 30 Euro gekostet hätte, wurde milde belächelt: "Da irren Sie sich bestimmt. Das kann gar nicht sein." Der Verkäufer betont noch, dass er vom Fach komme, eigentlich sei er sogar in der Entwicklung von Lautsprechersystemen tätig gewesen.
Nun, es gab kein Weiterkommen. Tatsächlich klangen die Soundsysteme wie Arsch und Friedrich. Nun war ich aber nicht bereit, dermaßen viel Geld für benötigte Geräte auszugeben, wie man es mir Vorschlug. Dazu hätte ich denn auch noch MP3-Player gebraucht. Unnötig zu erwähnen, dass die von mir ausgesuchten Modelle zu nichts taugten. Ich verließ die Elektroabteilung ohne Einkauf und irgendwie ratlos.
Zuhause recherchierte ich im Internet und fand alles was ich brauchte innerhalb weniger Minuten. Alles wurde geliefert, funktionierte tadellos und evozierte den gewünschten Effekt. Die künstlerische Arbeit wurde zu einem Erfolg, wenn sich das auch nicht pekuniär ausgewirkt hatte. Alle Geräte taugten was, sahen gut aus und waren günstig. Was will man mehr?
Das eigentliche Abenteuer im Karstadt hatte ich aber erst gestern: Ich wollte einfach nur einen DVD-Player (günstig und hübsch) kaufen, der die eine oder andere Funktion hatte. Um nicht aufzufallen, versteckte ich mich sicherheitshalber vor dem Fachpersonal. Der Wolf nahm Witterung auf, doch er konnte mich nicht finden. Ich schlich um die Geräte herum, verglich selber und hätte nun doch einen Rat gebraucht. Ich hielt mich jedoch vornehm zurück: Sollte etwas nicht funktionieren, gibt es ja noch den Umtausch auf Kulanz. Ich schnappte mir ein Gerät und brachte es so dermaßen unauffällig zur Kasse, ich hätte es problemlos stehlen können.
Nun steht Karstadt schon lange zum Verkauf. Ein neuer Interessent hat den Tag der Veräußerung um eine Woche verschoben. Am 7. Juni soll es so weit sein. Was wird mit dem Kaufhaus am Hermannplatz geschehen? Muss man zukünftig um ihn herumlaufen, wenn man zum Bus will? Werden Soziologie- und Psychologiestudenten zukünftig an der Universität studieren müssen? Blecken Wölfe nun in den engen Gassen Neuköllns ihre Zähne, wo sich das Opfervolk bereit zur Flucht aufhält? Werde ich mich weiter vor meiner Steuererklärung drücken, indem ich hier einen Blog nach dem nächsten abdrücke? Fragen über Fragen, und keine befriedigende Antwort!
Abonnieren
Posts (Atom)