Die Minister Schäuble und Dobrindt haben dem früheren Kanzleramtschef Pofalla in der Debatte um seinen möglichen Wechsel zur Bahn den Rücken gestärkt. Pofalla sei "herausragend qualifiziert". Es gebe zu wenig Austausch zwischen Wirtschaft und Politik. [hier...]Und wir beschweren uns, dass die Kabarettisten heuer nur Comedy machen. Aber was bleibt ihnen anderes übrig, wenn Politiker nun mal das bessere Kabarett liefern?
Samstag, 11. Januar 2014
Neues aus der Anstalt! Kabarettsendung offenbar doch nicht abgesetzt!
Wollen mer se neilasse?
Mittwoch, 8. Januar 2014
Bedingungsloses Grundeinkommen statt Prostitution! Sex statt Einkommen!
Hmmm! Seltsam, diese Prostitutionsdebatte, angestoßen von Frau Schwarzer. Als gäbe es nur weibliche Prostituierte. Meint diese einseitige, irgendwie sexistische Sichtweise, dass prostituierte Männer nur aus Spaß und nicht aus Zwang handeln? Gibt es eigentlich Menschenschmuggler, die sich auf junge Männer aus Osteuropa spezialisiert haben? Gibt es Zuhälter für Callboys und Stricher? Oder nennt man es dann Agentur?
Sicher sind die Frauen, die "ohne Zwang" anschaffen und "Spaß" bei der Arbeit haben, in der Minderzahl. Die meisten schaffen unter Zwang an. Was heißt aber Zwang? Ein Lude, der die Hand aufhält oder einfach "nur" weil das Geld knapp ist und Sex is selling? Würde jemand nur aus Spaß seinen Hintern hinhalten? Was wäre, wenn der ökonomische Zwang fehlen würde? Gäbe es dann noch Prostitution oder hieße es einfach nur noch Sex?
Wenn Prostitution Geld für Körper ist, ist dann ein Ehemann, der arbeitet und die Frau "zu Hause lässt", ein Zuhälter? Wie verhält es sich bei nicht-verheirateten? Und sind Männer und Frauen, die ihre Ware Körper verkaufen, nicht ebenfalls Prostituierte? Arbeit = Geld für Körper? Gibt es denn überhaupt einen qualitativen Unterschied zwischen Prostitution und Arbeit? Ist eine finanziell vom Mann abhängige Frau, die ebenfalls arbeiten muss, dann nicht gleich doppelt prostituiert?
Sind die einzig freien Menschen Kinder, weil sie kein Geld verdienen müssen und nur selten zu sexuellen Dienstleistungen herangezogen werden? Was ist dann eigentlich ein Hausmann? Ist er auch prostituiert, und seine Partnerin damit seine Zuhälterin? Oder stimmt das nur, wenn Sex im Spiel ist? Wäre sexuelle Verweigerung also ein Weg aus der Prostitution? Spinnen wir weiter: Wäre Arbeitsverweigerung ein Weg aus der Prostitution? Sagt es mir, ich verstehe es sonst nicht. Ich verstehe die ganze Debatte nicht.
Ich verstehe auch nicht: Dieses Teilzeit-Gutmenschentum. Diese eklig-klebrige Bevormundung von allem und jedem. Diese beinahe religiöse Eiferei einiger weniger Gutsituierter (Incubus!), denen es an Tiefgang fehlt. Die deshalb an der Oberfläche menschlichen Daseins kratzen, um auch mal etwas über das Leben zu erfahren, wie es sich auch anfühlen kann. Die dann das darunter Liegende (Succubus!) gleichzeitig fasziniert und angeekelt betrachten: Schau, hier ist sie, die Realität: Eklig, nicht? Die Armen! Wohliger Schauer erfüllt sie, denn endlich haben sie eine Aufgabe: Sie muss planiert, begradigt, zubetoniert werden, die Realität!
Dass sie mit ihrem prüden Aktionismus gerade diejenigen unentgeltlich ficken möchten, denen sie angeblich helfen wollen, ist ihnen schnurz. Das alles ist erbärmlich. Es ist, wie wenn man gegen Tierversuche ist, aber kein Problem mit Fleisch aus Massentierhaltung hat. Das ist, wie wenn man gegen Atomkraft ist und der Aufkleber "Atomkraft nein danke!" am Auto prangt. Das ist, wie wenn man etwas gegen Fremdenfeindlichkeit tun will und deshalb Flüchtlinge im Mittelmeer absaufen lässt. Das ist, wie wenn man etwas gegen Sklavenhändler tun will und deshalb Freier und Prostituierte bestraft. Das ist, wie wenn man versucht, sich selber einen zu blasen, statt einfach zu onanieren.
Vielleicht wäre allen geholfen, wenn die materielle Versorgung des Menschen nicht an eine Erwerbstätigkeit gekoppelt wäre. Wer dann Geld für Sex nimmt, der hat Spaß an einer sexuellen Variante und ist nicht abhängig. Und wer für Sex zahlt, der spielt mit und ist nicht kriminell. Muss nicht kriminalisiert werden. Bestraft werden muss, wer sich nicht an das Gesetz hält. Arbeitgeber wie Menschenhändler. Dafür gibt es bereits Gesetze, sie müssen nur angewandt werden.
Diese Debatte jedoch sollte dazu genutzt werden, um für das bedingungslose Grundeinkommen zu werben und nicht für einen chauvinistischen Stuss á la Alice Schwarzer.
Sicher sind die Frauen, die "ohne Zwang" anschaffen und "Spaß" bei der Arbeit haben, in der Minderzahl. Die meisten schaffen unter Zwang an. Was heißt aber Zwang? Ein Lude, der die Hand aufhält oder einfach "nur" weil das Geld knapp ist und Sex is selling? Würde jemand nur aus Spaß seinen Hintern hinhalten? Was wäre, wenn der ökonomische Zwang fehlen würde? Gäbe es dann noch Prostitution oder hieße es einfach nur noch Sex?
Wenn Prostitution Geld für Körper ist, ist dann ein Ehemann, der arbeitet und die Frau "zu Hause lässt", ein Zuhälter? Wie verhält es sich bei nicht-verheirateten? Und sind Männer und Frauen, die ihre Ware Körper verkaufen, nicht ebenfalls Prostituierte? Arbeit = Geld für Körper? Gibt es denn überhaupt einen qualitativen Unterschied zwischen Prostitution und Arbeit? Ist eine finanziell vom Mann abhängige Frau, die ebenfalls arbeiten muss, dann nicht gleich doppelt prostituiert?
Sind die einzig freien Menschen Kinder, weil sie kein Geld verdienen müssen und nur selten zu sexuellen Dienstleistungen herangezogen werden? Was ist dann eigentlich ein Hausmann? Ist er auch prostituiert, und seine Partnerin damit seine Zuhälterin? Oder stimmt das nur, wenn Sex im Spiel ist? Wäre sexuelle Verweigerung also ein Weg aus der Prostitution? Spinnen wir weiter: Wäre Arbeitsverweigerung ein Weg aus der Prostitution? Sagt es mir, ich verstehe es sonst nicht. Ich verstehe die ganze Debatte nicht.
Ich verstehe auch nicht: Dieses Teilzeit-Gutmenschentum. Diese eklig-klebrige Bevormundung von allem und jedem. Diese beinahe religiöse Eiferei einiger weniger Gutsituierter (Incubus!), denen es an Tiefgang fehlt. Die deshalb an der Oberfläche menschlichen Daseins kratzen, um auch mal etwas über das Leben zu erfahren, wie es sich auch anfühlen kann. Die dann das darunter Liegende (Succubus!) gleichzeitig fasziniert und angeekelt betrachten: Schau, hier ist sie, die Realität: Eklig, nicht? Die Armen! Wohliger Schauer erfüllt sie, denn endlich haben sie eine Aufgabe: Sie muss planiert, begradigt, zubetoniert werden, die Realität!
Dass sie mit ihrem prüden Aktionismus gerade diejenigen unentgeltlich ficken möchten, denen sie angeblich helfen wollen, ist ihnen schnurz. Das alles ist erbärmlich. Es ist, wie wenn man gegen Tierversuche ist, aber kein Problem mit Fleisch aus Massentierhaltung hat. Das ist, wie wenn man gegen Atomkraft ist und der Aufkleber "Atomkraft nein danke!" am Auto prangt. Das ist, wie wenn man etwas gegen Fremdenfeindlichkeit tun will und deshalb Flüchtlinge im Mittelmeer absaufen lässt. Das ist, wie wenn man etwas gegen Sklavenhändler tun will und deshalb Freier und Prostituierte bestraft. Das ist, wie wenn man versucht, sich selber einen zu blasen, statt einfach zu onanieren.
Vielleicht wäre allen geholfen, wenn die materielle Versorgung des Menschen nicht an eine Erwerbstätigkeit gekoppelt wäre. Wer dann Geld für Sex nimmt, der hat Spaß an einer sexuellen Variante und ist nicht abhängig. Und wer für Sex zahlt, der spielt mit und ist nicht kriminell. Muss nicht kriminalisiert werden. Bestraft werden muss, wer sich nicht an das Gesetz hält. Arbeitgeber wie Menschenhändler. Dafür gibt es bereits Gesetze, sie müssen nur angewandt werden.
Diese Debatte jedoch sollte dazu genutzt werden, um für das bedingungslose Grundeinkommen zu werben und nicht für einen chauvinistischen Stuss á la Alice Schwarzer.
worte die fallen
40-Stunden-Woche,
Alice,
Arbeit,
bedingungsloses Grundeinkommen,
Hure,
Nutte,
Prostitution,
Schwarzer,
Sex,
Sklaverei,
Zuhälter
Sonntag, 29. Dezember 2013
Von der Pole Position zum Endkampf: Ein Jahresrückblick!
Aufhängen sollt man sich, wenn man dann die Welt nicht den Deppen und den Volldeppen überlassen müsst. Doch was soll der Grund zum Weitermachen sein? Was soll das neue Jahr denn schon bringen? Und die darauffolgenden? Was, frage ich hier verzweifelt, wenn nicht das Altbekannte und Immerwährende?
In Zeiten bitterster Not, auch wen's nicht der Hunger ist, der uns plagt, sondern der Mangel an Weitsicht und Intelligenz, bleibt doch eh nur die Hoffnung. Scheiß' auf die Hoffnung! Dauernd nur ein Sonnenblinzerl am Horizont, auf das man zuläuft und das dann, sobald man's greifen könnt, von der schafenen Dumpfheit der Allgemeinheit umwollt wird. Das wird doch nix!
Um sich schießen möcht man. Auf all die Deppen, die meinen, noch mal Gas geben zu müssen, auf der Straße wenn Fußgänger queren oder beim Wachstum, wenn die Natur vor die Flinte gerät und erschossen wird aus lauter Habgier und Endverteilungsphantasien. Der Krieg zwischen den Reichen und den Armen, er ist längst entschieden. Sagt der Herr Buffet, und der muss es wissen. Nomen est Omen.
Die Armen und die nicht ganz so Armen glauben leider, sie hätten eine Chance. Sie denken, sie könnten am großen Umverteilungsprogramm teilhaben. Dabei wird ihnen die letzte Kraft aus dem Leib gezogen und das letzte Geld aus den Beuteln geschüttelt, weil sie Konsum mit Reichtum verwechseln. Sie opfern ihre Freiheit dem unreifen Gedanken, der Kunde sei König und habe damit Macht. Schon mal Schach gespielt?
Dabei haben die Reichen - ich mein damit die ganz Reichen, die wohlhabenden Emporkömmlinge sind nur Stangenhalter: Sportler, Politiker, Film- und Medienstars, auch Wurstverkäufer. Nein, die werden auch untergehen - längst registriert, worauf es ankommt: Wenn die Welt kaputt geht wegen dem Wachstum, dann geht es darum, der Nachkommenschaft die Pole Position in einer kaputten Welt zu sichern. Irgendwann braucht's den Pöbel nur noch, um denen ihre Zukunft zu sichern. Und vom Pöbel braucht's dazu nicht allzu viele.
Aber zurück zur Gegenwart. Damit auch zurück zur GroKo, die ich mit Großer Kotzerei übersetzen möcht, weg vom Führerdeutsch zur wahren Wahrheit, nämlich meine. Die Diktatur der Doofen, Restbeständerepublik, die zugunsten einer unwürdigen Pöstchenschacherei auf eine echte Opposition verzichtet und vorsorglich schon deren Redezeit eingeschränkt hat. Wer will schon Verlierern zuhören? Täten sie was taugen, hätt man sie halt gewählt.
Vergessen leider die Schafsblödigkeit der Wähler, selbst in der Demokratie nur auf die ohnehin Starken zu setzen und damit ihre Macht zu manifestieren, in dem Glauben, dass mit der Wahl des Schwächeren die Stimme verloren ginge. Also sprechen sie mit der Stimme der anderen, die wird wenigstens gehört. So blöken die brunsdummen Deutschen weiter ihren stupiden Blödsinn in die Welt und kaufen sich Autos und Böller und was weiß ich was noch für einen Scheiß.
Dann leben sie ihren ganzen Hass - mehr haben sie nicht, die Entrechteten, die gar nicht wissen, wie entrechtet sie sind - auf der Straße aus und auf der Arbeit und im Zwischenmenschlichen überhaupt. Doch sie hassen die Falschen. Sie hassen ihre Nachbarn, ihre Geschwister, ihre Kollegen, und machen sich gegenseitig das Leben noch schwerer als es ohnehin schon ist. Wären sie wenigstens vom Staat bezahlte Provokateure, man täts verstehen.
Sie sind aber einfach feige Arschlöcher, die vor allem buckeln, was mehr Macht hat als sie und nach allen anderen treten. So waten sie in der Scheiße und wundern sich, dass sie nicht herauskommen. Oder sind schon so sediert, dass sie denken, die Scheiße sei Watte und der Geruch der Duft der Freiheit. So oder so: Dauernd hält sie ein Ebenbürtiger fest und sie kommen nicht von der Stelle. Derweil wird von oben gelacht, als wärens die Götter und nicht solche Menschen wie die da drunten in der Kloake, die verwundbar sind, weil aus Fleisch und Blut.
Der letzte, der behauptet hat er sei ein Gott oder zumindest dessen Sohn, den haben sie ans Kreuz genagelt, wo sein Fleisch und Blut verdorrt ist. Aber er sei wieder auferstanden, sagen sie, die Klerikalen. Kein Vergleich sei das. Na, das wär doch mal auszuprobieren mit denen, die sich für gottgleich halten. Schauen wir ein paar Tage später nach, ob sie aufgefahren sind oder doch nur Fleisch und Blut. Man kann im Zweifelsfall immer noch beten. Verbuchen wir die vermeintliche Unsterblichkeit unter Berufsrisiko. Das wär zumindest fair. Und nicht völlig unanständig.
Aber bis dahin tät etwas Revolte nicht schlecht. Alles muss zurückerobert werden! Ich will die Welt zurück. Ich will da sein, wo ich hin möcht und nicht weggehen, weil ein paar Schutzpolizisten das Eigentum eines Erben schützen sollen. Und die Straße, die gehört allen, nicht nur den Autoservilen. Die Wälder sind die unsrigen, und das Wasser und die Luft. Die Häuser, Villen und Fabriken gehören uns auch, weil die ja Leut wie wir gebaut haben, nicht aber die Reichen. Die haben uns nur unsere Zeit gestohlen, die will ich also auch wieder zurück.
Aber ich habe keine Macht. Ich kann nur meinen Respekt und meinen Gehorsam verweigern und mir gelegentlich ein paar Brosamen schnappen, die für mich abfallen. Und wenn ich ihn nicht aus den Augen verlier, werde ich dem Silberstreif am Himmel folgen und mich daran aufbauen, dass woanders die Leut sterben, weil die für ihre Freiheit kämpfen und nicht wie ich an der Fußkette der Behaglichkeit ihre Rechte veräußern bis es zu spät ist, daraus aufzuwachen und sich zu wehren. Das Private ist politisch, und damit ist das Private leider auch scheiße!
P.S. Ich lese gerade Franz Xaver Kroetz' Der Mondscheinknecht. Der hat eine Kraft in der Sprache, die mir gut gefällt. Daher der bajuwarische Sermon im Text. Die Aneignung ist dabei kein bloßer Versuch, sondern fließt so durch mich durch... ich kann nichts dafür!
In Zeiten bitterster Not, auch wen's nicht der Hunger ist, der uns plagt, sondern der Mangel an Weitsicht und Intelligenz, bleibt doch eh nur die Hoffnung. Scheiß' auf die Hoffnung! Dauernd nur ein Sonnenblinzerl am Horizont, auf das man zuläuft und das dann, sobald man's greifen könnt, von der schafenen Dumpfheit der Allgemeinheit umwollt wird. Das wird doch nix!
Um sich schießen möcht man. Auf all die Deppen, die meinen, noch mal Gas geben zu müssen, auf der Straße wenn Fußgänger queren oder beim Wachstum, wenn die Natur vor die Flinte gerät und erschossen wird aus lauter Habgier und Endverteilungsphantasien. Der Krieg zwischen den Reichen und den Armen, er ist längst entschieden. Sagt der Herr Buffet, und der muss es wissen. Nomen est Omen.
Die Armen und die nicht ganz so Armen glauben leider, sie hätten eine Chance. Sie denken, sie könnten am großen Umverteilungsprogramm teilhaben. Dabei wird ihnen die letzte Kraft aus dem Leib gezogen und das letzte Geld aus den Beuteln geschüttelt, weil sie Konsum mit Reichtum verwechseln. Sie opfern ihre Freiheit dem unreifen Gedanken, der Kunde sei König und habe damit Macht. Schon mal Schach gespielt?
Dabei haben die Reichen - ich mein damit die ganz Reichen, die wohlhabenden Emporkömmlinge sind nur Stangenhalter: Sportler, Politiker, Film- und Medienstars, auch Wurstverkäufer. Nein, die werden auch untergehen - längst registriert, worauf es ankommt: Wenn die Welt kaputt geht wegen dem Wachstum, dann geht es darum, der Nachkommenschaft die Pole Position in einer kaputten Welt zu sichern. Irgendwann braucht's den Pöbel nur noch, um denen ihre Zukunft zu sichern. Und vom Pöbel braucht's dazu nicht allzu viele.
Aber zurück zur Gegenwart. Damit auch zurück zur GroKo, die ich mit Großer Kotzerei übersetzen möcht, weg vom Führerdeutsch zur wahren Wahrheit, nämlich meine. Die Diktatur der Doofen, Restbeständerepublik, die zugunsten einer unwürdigen Pöstchenschacherei auf eine echte Opposition verzichtet und vorsorglich schon deren Redezeit eingeschränkt hat. Wer will schon Verlierern zuhören? Täten sie was taugen, hätt man sie halt gewählt.
Vergessen leider die Schafsblödigkeit der Wähler, selbst in der Demokratie nur auf die ohnehin Starken zu setzen und damit ihre Macht zu manifestieren, in dem Glauben, dass mit der Wahl des Schwächeren die Stimme verloren ginge. Also sprechen sie mit der Stimme der anderen, die wird wenigstens gehört. So blöken die brunsdummen Deutschen weiter ihren stupiden Blödsinn in die Welt und kaufen sich Autos und Böller und was weiß ich was noch für einen Scheiß.
Dann leben sie ihren ganzen Hass - mehr haben sie nicht, die Entrechteten, die gar nicht wissen, wie entrechtet sie sind - auf der Straße aus und auf der Arbeit und im Zwischenmenschlichen überhaupt. Doch sie hassen die Falschen. Sie hassen ihre Nachbarn, ihre Geschwister, ihre Kollegen, und machen sich gegenseitig das Leben noch schwerer als es ohnehin schon ist. Wären sie wenigstens vom Staat bezahlte Provokateure, man täts verstehen.
Sie sind aber einfach feige Arschlöcher, die vor allem buckeln, was mehr Macht hat als sie und nach allen anderen treten. So waten sie in der Scheiße und wundern sich, dass sie nicht herauskommen. Oder sind schon so sediert, dass sie denken, die Scheiße sei Watte und der Geruch der Duft der Freiheit. So oder so: Dauernd hält sie ein Ebenbürtiger fest und sie kommen nicht von der Stelle. Derweil wird von oben gelacht, als wärens die Götter und nicht solche Menschen wie die da drunten in der Kloake, die verwundbar sind, weil aus Fleisch und Blut.
Der letzte, der behauptet hat er sei ein Gott oder zumindest dessen Sohn, den haben sie ans Kreuz genagelt, wo sein Fleisch und Blut verdorrt ist. Aber er sei wieder auferstanden, sagen sie, die Klerikalen. Kein Vergleich sei das. Na, das wär doch mal auszuprobieren mit denen, die sich für gottgleich halten. Schauen wir ein paar Tage später nach, ob sie aufgefahren sind oder doch nur Fleisch und Blut. Man kann im Zweifelsfall immer noch beten. Verbuchen wir die vermeintliche Unsterblichkeit unter Berufsrisiko. Das wär zumindest fair. Und nicht völlig unanständig.
Aber bis dahin tät etwas Revolte nicht schlecht. Alles muss zurückerobert werden! Ich will die Welt zurück. Ich will da sein, wo ich hin möcht und nicht weggehen, weil ein paar Schutzpolizisten das Eigentum eines Erben schützen sollen. Und die Straße, die gehört allen, nicht nur den Autoservilen. Die Wälder sind die unsrigen, und das Wasser und die Luft. Die Häuser, Villen und Fabriken gehören uns auch, weil die ja Leut wie wir gebaut haben, nicht aber die Reichen. Die haben uns nur unsere Zeit gestohlen, die will ich also auch wieder zurück.
Aber ich habe keine Macht. Ich kann nur meinen Respekt und meinen Gehorsam verweigern und mir gelegentlich ein paar Brosamen schnappen, die für mich abfallen. Und wenn ich ihn nicht aus den Augen verlier, werde ich dem Silberstreif am Himmel folgen und mich daran aufbauen, dass woanders die Leut sterben, weil die für ihre Freiheit kämpfen und nicht wie ich an der Fußkette der Behaglichkeit ihre Rechte veräußern bis es zu spät ist, daraus aufzuwachen und sich zu wehren. Das Private ist politisch, und damit ist das Private leider auch scheiße!
P.S. Ich lese gerade Franz Xaver Kroetz' Der Mondscheinknecht. Der hat eine Kraft in der Sprache, die mir gut gefällt. Daher der bajuwarische Sermon im Text. Die Aneignung ist dabei kein bloßer Versuch, sondern fließt so durch mich durch... ich kann nichts dafür!
worte die fallen
Franz Xaver Kroetz,
Geld,
Gott,
Jahr,
Koalition,
Politik,
Polizei,
Wachstum,
Wirtschaft
Samstag, 7. Dezember 2013
Tolle Typen #14: Monsanto vs. Urheberrecht
Es scheint nicht besonders hilfreich, auf die gesundheitlichen Risiken durch Gentechnik hinzuweisen. Wäre dem so, wären Atomkraftwerke schon lange abgeschaltet und Fukushima wäre nicht relevant gewesen. Denn auf jede Studie, die eine Häufung von Krebserkrankungen in der näheren Umgebung von Atomkraftwerken hinwies, folgte eine Gegenstudie, die bedauerte, dass gerade Krebskranke offenbar gerne in die Nähe von Atomkraftwerken zögen. In Bezug auf Gentech-Konzernen funktioniert das ähnlich.
Vielleicht hilft hier das Urheberrecht: Das Kerngeschäft von Gentechnikfirmen ist ja nun gerade etwas für sich zu beanspruchen, was eigentlich der Natur entspringt. Dies tun sie, indem sie das natürlich Gewachsene dem erworbenen Boden entnehmen und es mit einer Signatur versehen, welche den Besitzer, oder besser gesagt, den Urheber bezeichnen soll. Das haben Viehdiebe ähnlich in den Weiten der Prärie betrieben, indem sie dem Vieh anderer Rancher einfach ihr Brandzeichen aufdrückten.
Die Frage ist aber: Wird eine Kartoffel von einem Konzern gentechnisch verändert, ist dann der Konzern der Urheber oder einfach nur Besitzer? Nun, ohne besonders spitzfindig sein zu müssen: Der Konzern ist der Besitzer, die Natur ist der Urheber. Das bedeutet: Ich darf die Kartoffel besitzen und darf mit deren Ablegern auch anstellen was ich will. Aber ich bin gewiss nicht der Urheber der Kartoffel. Ich bin gegebenfalls ein Erzeuger. Deshalb geht die veränderte Kartoffel auch in den Besitz des Käufers über, der dann wiederum mit ihr anstellen darf was er will. Die Ansprüche des Erzeugers gehen mit dem Erwerb des Erzeugnisses durch andere verloren.
Daher muss man das Urheberrecht verändern, wenn gegen die Patentierung von Natur vorgegangen werden soll. Dies bedeutet allerdings auch eine andere Wahrnehmung von geistigem Eigentum: Töne und Gehör sind bereits gegeben, sie gehören der Allgemeinheit. Setzt einer die Töne so zusammen, dass eine mehr oder weniger angenehme Tonfolge entsteht, dann kann er das Stück verkaufen. Er ist aber nicht der Urheber. Er nutzt nur das bereits Vorhandene. Was der Käufer jedoch damit anfängt, entzieht sich der Kontrolle des Erzeugers. Der Käufer darf das Stück weiter verkaufen oder verschenken. Ich kann es auch verändern und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Voraussetzung dafür ist, dass es vorher in seinen Besitz gerät.
Damit wäre zumindest ausgeschlossen, dass Bauern in Abhängigkeit von den Gentech-Konzernen geraten und umliegende Farmen, auf denen patentiertes Saatgut keimt, mit Prozessen überzogen werden, weil sie unter Piraterieverdacht geraten. Würde den Konzernen dieser Zahn gezogen, müssten sie umdenken und die Frage, ob die Erzeugnisse gesundheitsschädlich sind, erübrigt sich. Umgekehrt aber gilt: Wer sich Sorgen um das Einkommen der (Kultur-)Erzeuger macht, der macht sich indirekt (und unbeabsichtigt) auch Sorgen um die Gewinne der Konzerne. Eine andere Lösung muss dafür her.
Vielleicht hilft hier das Urheberrecht: Das Kerngeschäft von Gentechnikfirmen ist ja nun gerade etwas für sich zu beanspruchen, was eigentlich der Natur entspringt. Dies tun sie, indem sie das natürlich Gewachsene dem erworbenen Boden entnehmen und es mit einer Signatur versehen, welche den Besitzer, oder besser gesagt, den Urheber bezeichnen soll. Das haben Viehdiebe ähnlich in den Weiten der Prärie betrieben, indem sie dem Vieh anderer Rancher einfach ihr Brandzeichen aufdrückten.
Die Frage ist aber: Wird eine Kartoffel von einem Konzern gentechnisch verändert, ist dann der Konzern der Urheber oder einfach nur Besitzer? Nun, ohne besonders spitzfindig sein zu müssen: Der Konzern ist der Besitzer, die Natur ist der Urheber. Das bedeutet: Ich darf die Kartoffel besitzen und darf mit deren Ablegern auch anstellen was ich will. Aber ich bin gewiss nicht der Urheber der Kartoffel. Ich bin gegebenfalls ein Erzeuger. Deshalb geht die veränderte Kartoffel auch in den Besitz des Käufers über, der dann wiederum mit ihr anstellen darf was er will. Die Ansprüche des Erzeugers gehen mit dem Erwerb des Erzeugnisses durch andere verloren.
Daher muss man das Urheberrecht verändern, wenn gegen die Patentierung von Natur vorgegangen werden soll. Dies bedeutet allerdings auch eine andere Wahrnehmung von geistigem Eigentum: Töne und Gehör sind bereits gegeben, sie gehören der Allgemeinheit. Setzt einer die Töne so zusammen, dass eine mehr oder weniger angenehme Tonfolge entsteht, dann kann er das Stück verkaufen. Er ist aber nicht der Urheber. Er nutzt nur das bereits Vorhandene. Was der Käufer jedoch damit anfängt, entzieht sich der Kontrolle des Erzeugers. Der Käufer darf das Stück weiter verkaufen oder verschenken. Ich kann es auch verändern und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Voraussetzung dafür ist, dass es vorher in seinen Besitz gerät.
Damit wäre zumindest ausgeschlossen, dass Bauern in Abhängigkeit von den Gentech-Konzernen geraten und umliegende Farmen, auf denen patentiertes Saatgut keimt, mit Prozessen überzogen werden, weil sie unter Piraterieverdacht geraten. Würde den Konzernen dieser Zahn gezogen, müssten sie umdenken und die Frage, ob die Erzeugnisse gesundheitsschädlich sind, erübrigt sich. Umgekehrt aber gilt: Wer sich Sorgen um das Einkommen der (Kultur-)Erzeuger macht, der macht sich indirekt (und unbeabsichtigt) auch Sorgen um die Gewinne der Konzerne. Eine andere Lösung muss dafür her.
worte die fallen
Gentechnik,
Mosanto,
Patent,
Piraten,
Urheberrecht
Sonntag, 1. Dezember 2013
Tolle Typen # 12: Matthias Matussek, Autoerotiker! Eine Replik!
Ach ja, da ist er wieder: Der bekennende Katholik und Automobilliebhaber Matussek. In seinem Essay, ich las ihn gerade in der Spiegelausgabe #44 dieses Jahres, bedauert er, "Die Deutschen liebten ihr Auto, heute hassen sie es." Und diese Hasser, sie stifteten eine Religion, welche das autofahrende Abendland gefährde oder so ähnlich. Quasi eine Gegenreligion zu der des Autoliebhabers. So what? Alter Mann, Autoliebhaber, findet andere Religionen doof: wen interessiert's? Trotzdem, der Text hat mich irgendwie berührt, wenn auch eher unangenehm.
Große Worte sind das jedenfalls, die er da gebraucht: Liebe und Hass, all das innerhalb eines einzigen Satzes! Solche starke Gefühle einem Ding gegenüber? Ich muss doch sehr bitten: Objektive Menschen mögen Dinge oder sie mögen sie nicht. Übersteigerte Gefühle einem Ding gegenüber ist Fetischismus. Gut: Die einen bevorzugen hohe Stiefel an Frauenbeinen (ich), anderen genügen bereits die Beine (auch ich, wenn Stiefel gerade nicht zur Hand (sic!) sind und ich mich frage, ob die Beine einer Frau Dinge sind), bei wiederum anderen (Matussek und ein paar Neandertaler) sind es eben die Autos. Da ist für jeden etwas drin.
Aber jene, die das Ende des herkömmlichen Autos beschwören und gleichzeitig kreuzöde, ästhetisch gleichgeschaltete und beinahe emissionsfreie Vehikel führen, gleich als Selbstgerechte, als Religionsstifter zu bezeichen, geht etwas an der Sache vorbei. Natürlich wäre es besser, sie ließen gleich ganz vom Auto ab. Das wäre dann wenigstens konsequent. Aber was ist mit denen, die aus verschiedenen Gründen tatsächlich verzichten? Sind die auch selbstgerecht? Diese Frage möchte ich vom Herrn Matussek bitte direkt beantwortet wissen.
Ich stelle mir Herrn Matussek als jemanden vor, der wie viele Bundesdeutsche aufgrund latenter Mittelmäßigkeit erfolgreich ist und nicht in Stadtzentren leben muss. Er besitzt bestimmt ein Häuschen im Umland und fährt tagtäglich mit seinem geliebten Auto in die nächste große Stadt zur Arbeit. Wochenends verbringt er viel Zeit mit seinem Auto und streichelt es sauber und glänzend. Dann cruist er mit seinem frisch gewienerten Porsche (?) durch die volle Künstlichkeit des bundesdeutschen Waldes. Danach bleibt noch etwas Zeit für den Lebenspartner und ggf. auch für die Kinder. Katholiken haben ja all so was. Und da möchte er nicht gestört werden von so Leuten, die seine lieben Gewohnheiten in Frage stellen. Ein bisserl selbstgerecht ist halt ein jeder von uns.
So ähnlich war ich auch einmal. In meiner Jugend. Nun gut, fürs Säubern meiner diversen Autos war ich nie so recht zu haben. Aber auch ich liebte es, wie in George Lucas' Film "American Graffity" durch die Gegend zu cruisen und mich selbst zu bedauern. Ich lebte auf dem Land, und wer arbeiten wollte und danach auch Freundschaften zu pflegen hatte, dem blieb auch gar nichts anderes übrig als hin und wieder zu cruisen. Dies war auch die Folge eines Rückbaus des ÖPNV zugunsten der Automobilität. Wenn ich heute meine Mutter besuche, bin ich ausschließlich zu Fuß unterwegs. Hey, was früher unmöglich schien, es geht: Freunde aus anderen Orten zu besuchen, und das ganz ohne Türenklapp und Zündschlosswiehern.
Zurück in die Vergangenheit: Die Planung der Städte und Dörfer war (und ist es heute noch) bereits in den 80ern völlig dem Kraftverkehr untergeordnet. Noch heute ist es übrigens eine selbstmörderische Unternehmung, die Kreisstraßen mit dem Fahrrad zu befahren. Jedoch wurden einige Bahnstrecken reaktiviert. Und dort, wo keine Bahnstrecke reaktiviert wurde, ist immerhin schon seit Jahrzenten geplant, an deren Stelle Fahrradwege zu bauen. Den matussekschen Selbstgerechten verdanken wir das übrigens nicht, sondern schlicht der unglaublichen Menge an Fahrzeugen, welche Tag für Tag die Straßen verstopfen.
Während Herr Matussek nun in Nostalgie schwelgt und die Zeiten vermisst, als den Menschen CO2-Emissionen noch unbekannt und egal waren und sie ihre Aschenbecher noch aus fahrenden Autos heraus in die Pampa entleerten, wird heute angesichts übervoller Straßen deutlich, dass amerikanisches Cruising, das zufällig auch irgendwie die Weite eines dünn besiedelten Landes benötigt, nicht in die bundesdeutsche Enge transferiert werden kann.
Aber wie man es auch dreht: Selbst durch das New Yorker Zentrum werden wohl nur Vollidioten cruisen wollen. Auch wenn es noch so sehr der amerikanischen Tradition entspricht: Der Bundesrepublik fehlt sie völlig: Wer hierzulande mit dem Wagen durch das Land cruiste, der war schlecht beleumundet und wurde mitunter sogar interniert. Schwer und auch unpassend, daraus eine stolze, bundesdeutsche Tradition zu konstruieren.
Nun bin ich erwachsen, lebe in einer Stadt und brauche kein Auto mehr. Dafür bin ich dankbar. Dass meine Mutter immer noch auf ein solches Fahrzeug angewiesen ist, nehme ich ihr nicht übel. Es ist für sie das, was es im Grunde auch immer war: Ein Vehikel, das zu benutzen ist, wenn es gebraucht wird und das stehen zu lassen ist, wenn es nicht gebraucht wird. Und wenn es dabei emissionsfrei ist, bitteschön. Ein Auto ist schließlich kein Kunstwerk, es ist ein Gebrauchsgegenstand. Es muss nicht ästhetischen Aspekten genügen, ethischen jedoch sehr wohl.
Es gibt kein Recht darauf, ein Auto fahren zu dürfen. Es gibt allerdings auch kein Recht auf eine schadstoffarme Luft. Aber ich finde, dass es dieses Recht geben sollte. Viel mehr als das Recht, ein Auto fahren zu dürfen. Da bleibe ich hart. Herr Matussek sollte sich doch einfach mal zehn Minuten an den Straßenrand zum Beispiel der Karl-Marx-Straße in Berlin stellen. Wenn er dann immer noch glaubt, emissionsarme Autos seien das Werk selbstgerechter Arschkneifer, dann weiß ich wenigstens, was ich von ihm halten soll.
Dass er nun aber angesichts all dieser Selbstgerechten aufzuckt, ist vielleicht die Reaktion auf die Angst vor dem Verschwinden eines Männlichkeitsideals. Einem Ideal, die dem Fahrenden Potenz verleiht und aus dem Nichtfahrenden eine "Schwuchtel" oder eine "Pussie" bzw. aus dem Mitfahrenden ein "Mädchen" macht. Diese Verachtung all jenen gegenüber, die nicht am Steuer einer motorisierten Schwanzverlängerung sitzen, gibt es freilich immer noch. Doch die Apologeten dieser zwischen Altbackenheit, Technikaffinität und Homophobie bzw. Misogynie oszillierenden Männlichkeit wanken und stolpern blindwütig vor Daseinsangst durch die Welt. Doch keine Angst: Auch sie werden platziert!
Denn es ist schön, dass es eine größere werdende Zahl Menschen gibt, die verzichten und statt zu cruisen lieber zu Fuß durch die Stadt flanieren. Und wenn sie ins Umland ihrer Stadt flüchten, dann tun sie es mit der Bahn oder mit dem Fahrrad. Und dann spazieren sie durch den Wald oder durch die Heide und sind genervt von jeder Straße, die ihre Wege kreuzt. Weil sie eigentlich vor dem Verkehr geflüchtet sind, aber im Grunde wissen, dass sie ihm nicht entfliehen können. Mitunter wegen solcher ollen Typen wie dem Herrn Matussek. Katholische Genusssucht kann auch im Verzicht auf Altbekanntes aufgehen. Siehe: neuer Papst!
Große Worte sind das jedenfalls, die er da gebraucht: Liebe und Hass, all das innerhalb eines einzigen Satzes! Solche starke Gefühle einem Ding gegenüber? Ich muss doch sehr bitten: Objektive Menschen mögen Dinge oder sie mögen sie nicht. Übersteigerte Gefühle einem Ding gegenüber ist Fetischismus. Gut: Die einen bevorzugen hohe Stiefel an Frauenbeinen (ich), anderen genügen bereits die Beine (auch ich, wenn Stiefel gerade nicht zur Hand (sic!) sind und ich mich frage, ob die Beine einer Frau Dinge sind), bei wiederum anderen (Matussek und ein paar Neandertaler) sind es eben die Autos. Da ist für jeden etwas drin.
Aber jene, die das Ende des herkömmlichen Autos beschwören und gleichzeitig kreuzöde, ästhetisch gleichgeschaltete und beinahe emissionsfreie Vehikel führen, gleich als Selbstgerechte, als Religionsstifter zu bezeichen, geht etwas an der Sache vorbei. Natürlich wäre es besser, sie ließen gleich ganz vom Auto ab. Das wäre dann wenigstens konsequent. Aber was ist mit denen, die aus verschiedenen Gründen tatsächlich verzichten? Sind die auch selbstgerecht? Diese Frage möchte ich vom Herrn Matussek bitte direkt beantwortet wissen.
Ich stelle mir Herrn Matussek als jemanden vor, der wie viele Bundesdeutsche aufgrund latenter Mittelmäßigkeit erfolgreich ist und nicht in Stadtzentren leben muss. Er besitzt bestimmt ein Häuschen im Umland und fährt tagtäglich mit seinem geliebten Auto in die nächste große Stadt zur Arbeit. Wochenends verbringt er viel Zeit mit seinem Auto und streichelt es sauber und glänzend. Dann cruist er mit seinem frisch gewienerten Porsche (?) durch die volle Künstlichkeit des bundesdeutschen Waldes. Danach bleibt noch etwas Zeit für den Lebenspartner und ggf. auch für die Kinder. Katholiken haben ja all so was. Und da möchte er nicht gestört werden von so Leuten, die seine lieben Gewohnheiten in Frage stellen. Ein bisserl selbstgerecht ist halt ein jeder von uns.
So ähnlich war ich auch einmal. In meiner Jugend. Nun gut, fürs Säubern meiner diversen Autos war ich nie so recht zu haben. Aber auch ich liebte es, wie in George Lucas' Film "American Graffity" durch die Gegend zu cruisen und mich selbst zu bedauern. Ich lebte auf dem Land, und wer arbeiten wollte und danach auch Freundschaften zu pflegen hatte, dem blieb auch gar nichts anderes übrig als hin und wieder zu cruisen. Dies war auch die Folge eines Rückbaus des ÖPNV zugunsten der Automobilität. Wenn ich heute meine Mutter besuche, bin ich ausschließlich zu Fuß unterwegs. Hey, was früher unmöglich schien, es geht: Freunde aus anderen Orten zu besuchen, und das ganz ohne Türenklapp und Zündschlosswiehern.
Zurück in die Vergangenheit: Die Planung der Städte und Dörfer war (und ist es heute noch) bereits in den 80ern völlig dem Kraftverkehr untergeordnet. Noch heute ist es übrigens eine selbstmörderische Unternehmung, die Kreisstraßen mit dem Fahrrad zu befahren. Jedoch wurden einige Bahnstrecken reaktiviert. Und dort, wo keine Bahnstrecke reaktiviert wurde, ist immerhin schon seit Jahrzenten geplant, an deren Stelle Fahrradwege zu bauen. Den matussekschen Selbstgerechten verdanken wir das übrigens nicht, sondern schlicht der unglaublichen Menge an Fahrzeugen, welche Tag für Tag die Straßen verstopfen.
Während Herr Matussek nun in Nostalgie schwelgt und die Zeiten vermisst, als den Menschen CO2-Emissionen noch unbekannt und egal waren und sie ihre Aschenbecher noch aus fahrenden Autos heraus in die Pampa entleerten, wird heute angesichts übervoller Straßen deutlich, dass amerikanisches Cruising, das zufällig auch irgendwie die Weite eines dünn besiedelten Landes benötigt, nicht in die bundesdeutsche Enge transferiert werden kann.
Aber wie man es auch dreht: Selbst durch das New Yorker Zentrum werden wohl nur Vollidioten cruisen wollen. Auch wenn es noch so sehr der amerikanischen Tradition entspricht: Der Bundesrepublik fehlt sie völlig: Wer hierzulande mit dem Wagen durch das Land cruiste, der war schlecht beleumundet und wurde mitunter sogar interniert. Schwer und auch unpassend, daraus eine stolze, bundesdeutsche Tradition zu konstruieren.
Nun bin ich erwachsen, lebe in einer Stadt und brauche kein Auto mehr. Dafür bin ich dankbar. Dass meine Mutter immer noch auf ein solches Fahrzeug angewiesen ist, nehme ich ihr nicht übel. Es ist für sie das, was es im Grunde auch immer war: Ein Vehikel, das zu benutzen ist, wenn es gebraucht wird und das stehen zu lassen ist, wenn es nicht gebraucht wird. Und wenn es dabei emissionsfrei ist, bitteschön. Ein Auto ist schließlich kein Kunstwerk, es ist ein Gebrauchsgegenstand. Es muss nicht ästhetischen Aspekten genügen, ethischen jedoch sehr wohl.
Es gibt kein Recht darauf, ein Auto fahren zu dürfen. Es gibt allerdings auch kein Recht auf eine schadstoffarme Luft. Aber ich finde, dass es dieses Recht geben sollte. Viel mehr als das Recht, ein Auto fahren zu dürfen. Da bleibe ich hart. Herr Matussek sollte sich doch einfach mal zehn Minuten an den Straßenrand zum Beispiel der Karl-Marx-Straße in Berlin stellen. Wenn er dann immer noch glaubt, emissionsarme Autos seien das Werk selbstgerechter Arschkneifer, dann weiß ich wenigstens, was ich von ihm halten soll.
Dass er nun aber angesichts all dieser Selbstgerechten aufzuckt, ist vielleicht die Reaktion auf die Angst vor dem Verschwinden eines Männlichkeitsideals. Einem Ideal, die dem Fahrenden Potenz verleiht und aus dem Nichtfahrenden eine "Schwuchtel" oder eine "Pussie" bzw. aus dem Mitfahrenden ein "Mädchen" macht. Diese Verachtung all jenen gegenüber, die nicht am Steuer einer motorisierten Schwanzverlängerung sitzen, gibt es freilich immer noch. Doch die Apologeten dieser zwischen Altbackenheit, Technikaffinität und Homophobie bzw. Misogynie oszillierenden Männlichkeit wanken und stolpern blindwütig vor Daseinsangst durch die Welt. Doch keine Angst: Auch sie werden platziert!
Denn es ist schön, dass es eine größere werdende Zahl Menschen gibt, die verzichten und statt zu cruisen lieber zu Fuß durch die Stadt flanieren. Und wenn sie ins Umland ihrer Stadt flüchten, dann tun sie es mit der Bahn oder mit dem Fahrrad. Und dann spazieren sie durch den Wald oder durch die Heide und sind genervt von jeder Straße, die ihre Wege kreuzt. Weil sie eigentlich vor dem Verkehr geflüchtet sind, aber im Grunde wissen, dass sie ihm nicht entfliehen können. Mitunter wegen solcher ollen Typen wie dem Herrn Matussek. Katholische Genusssucht kann auch im Verzicht auf Altbekanntes aufgehen. Siehe: neuer Papst!
Dienstag, 19. November 2013
Nacktgedanken: Den Worten ihre Bedeutung, den Menschen ihre Würde!
Ich mag sie nicht, die Abkürzungen: Kotti, Görli, Alex oder auch Akku, sie werden ihrer Bedeutung nicht gerecht.
Angesichts der Menschen, die wegen dieser Dinger ausgebeutet werden, sollte man sie Akkumulatoren nennen. Wer will schon wegen eines Akkus sterben?
Soviel Zeit muss sein! Und übrigens: Mobilfunktelefone halten ewig. Es ist gar nicht nötig, sich jedes Jahr ein neues zu kaufen! Es ist nicht einmal sicher, ob man so ein Ding überhaupt braucht. Wirklich braucht!
Darüber nachdenken und handeln. Das spart Ressourcen und Menschenleben.
Das waren die Nacktgedanken.
Angesichts der Menschen, die wegen dieser Dinger ausgebeutet werden, sollte man sie Akkumulatoren nennen. Wer will schon wegen eines Akkus sterben?
Soviel Zeit muss sein! Und übrigens: Mobilfunktelefone halten ewig. Es ist gar nicht nötig, sich jedes Jahr ein neues zu kaufen! Es ist nicht einmal sicher, ob man so ein Ding überhaupt braucht. Wirklich braucht!
Darüber nachdenken und handeln. Das spart Ressourcen und Menschenleben.
Das waren die Nacktgedanken.
Sonntag, 3. November 2013
Milch aus toten Eutern! Fleisch von toten Tieren! Fisch von totem Stör!
Ich bin noch da. Merkel ist noch da. Das eine ist gut, das andere nicht so gut. Es wirkt sich auf mein Leben aus. Deprimierend ist nur das: Meine Freundin sagt zur Zeit Zweideutigkeiten wie die Kanzlerin. Nun, sie ist auch aus dem Osten.
Wir arbeiten für uns beide überraschend Vollzeit. Die Kombination Zeitumstellung, Regenwetter und Vollzeitarbeit ist mörderisch. Wir waren Freitagabend etwas trinken gegangen und sind dann völlig müde nach Hause gegangen. Wir schauten auf die Uhr. Es war 23 Uhr. Dann schliefen wir sofort ein.
Um morgens schlapp und antriebslos in den unendlichen Weiten des Bettes zu treiben. Endlich schafften wir den Absprung und besuchten wenigstens eines unserer Lieblingscafés. Es ist eines unserer Lieblingscafés aus zwei Gründen: 1. Die Inhaberin abonniert den Freitag! 2. Es ist ein Café, dass seinen Kund_innen eine vegane UND eine vegetarische Lösug anbietet.
Ich bin da konservativ: Wer einen Latte Macchiato will, der muss echte Milch trinken. Soja- oder Mandelmilch ist keine Milch. In den Kaffee muss toter Euter, sonst trinke ich etwas, das so schmecken soll wie ein Latte Macchiato. Derzeit machen hier in Neukölln jedoch viele vegane Cafés auf, in die ich nicht gehen möchte, weil der Latte nicht nach Latte schmeckt, sondern nach industriegefertigter Sojascheiße aus garantiert nicht ökologischem Anbau.
Nun gut: Puritaner trinken ihren Kaffee gar ohne Milch und ohne Zucker.
Ich kann nicht verstehen, warum überzeugte Veganer Tofu auf den Grill werfen, der nach Fleisch schmecken soll. Oder nach Würstchen. Enweder ich gebe meinem Körpergefühl nach und esse totes Tier, oder ich habe ethische Vorbehalte und esse Tofu, der nach Tofu schmeckt. Ich esse ja auch keine Salzstangen, die nach Zigaretten schmecken, wenn ich mit dem Rauchen aufhören will. Doch genug!
Letztlich saßen wir in dem Café, seltsame Leute kamen und gingen, bestellten Kaffee mit aufgeschäumter Mandelmilch. Sie schrien nach Aufmerksamkeit, indem sie Bauhelme und Sherpahüte auf ihren Köpfen trugen. Sie wollten Berlin sein, und zwar so dermaßen, dass klar wurde: sie sind es nicht! In Böblingen verkauft ein offensichtlich Geistesgestörter Fahrkarten nach Berlin und schenkt den Käufer_innen uncoole Kopfbedeckungen dazu.
Die Kellnerin kennt uns mittlerweile. Sie fragte nach unserem Wohlergehen und schlug mir mein Standardgetränk vor. Ich stimmte zu. Meine Freundin lamentierte über ihre Müdigkeit und erklärte, wir seien gestern sehr früh ins Bett gegangen. Und nach langem Schlaf seien wir trotzdem müde. Nach einer kurzen Pause ergänzte sie: Nicht, dass irgendetwas passiert sei oder so.
Alle Beteiligten wurden plötzlich rot vor unbestimmter Scham über diese Äußerung von merkel'scher Unbestimmtheit und Zweideutigkeit. Und alles, was meine Freundin daraufhin noch verlegen von sich gab, um ihre Aussage zu retten, machte die Situation nur noch peinlicher. Aber auch irgendwie heiterer. Nun, dies ist mein Leben dieser Tage und vielleicht gar nicht wert, hier geschrieben zu stehen. Ich wollte ja nur von mir hören lassen.
Wir arbeiten für uns beide überraschend Vollzeit. Die Kombination Zeitumstellung, Regenwetter und Vollzeitarbeit ist mörderisch. Wir waren Freitagabend etwas trinken gegangen und sind dann völlig müde nach Hause gegangen. Wir schauten auf die Uhr. Es war 23 Uhr. Dann schliefen wir sofort ein.
Um morgens schlapp und antriebslos in den unendlichen Weiten des Bettes zu treiben. Endlich schafften wir den Absprung und besuchten wenigstens eines unserer Lieblingscafés. Es ist eines unserer Lieblingscafés aus zwei Gründen: 1. Die Inhaberin abonniert den Freitag! 2. Es ist ein Café, dass seinen Kund_innen eine vegane UND eine vegetarische Lösug anbietet.
Ich bin da konservativ: Wer einen Latte Macchiato will, der muss echte Milch trinken. Soja- oder Mandelmilch ist keine Milch. In den Kaffee muss toter Euter, sonst trinke ich etwas, das so schmecken soll wie ein Latte Macchiato. Derzeit machen hier in Neukölln jedoch viele vegane Cafés auf, in die ich nicht gehen möchte, weil der Latte nicht nach Latte schmeckt, sondern nach industriegefertigter Sojascheiße aus garantiert nicht ökologischem Anbau.
Nun gut: Puritaner trinken ihren Kaffee gar ohne Milch und ohne Zucker.
Ich kann nicht verstehen, warum überzeugte Veganer Tofu auf den Grill werfen, der nach Fleisch schmecken soll. Oder nach Würstchen. Enweder ich gebe meinem Körpergefühl nach und esse totes Tier, oder ich habe ethische Vorbehalte und esse Tofu, der nach Tofu schmeckt. Ich esse ja auch keine Salzstangen, die nach Zigaretten schmecken, wenn ich mit dem Rauchen aufhören will. Doch genug!
Letztlich saßen wir in dem Café, seltsame Leute kamen und gingen, bestellten Kaffee mit aufgeschäumter Mandelmilch. Sie schrien nach Aufmerksamkeit, indem sie Bauhelme und Sherpahüte auf ihren Köpfen trugen. Sie wollten Berlin sein, und zwar so dermaßen, dass klar wurde: sie sind es nicht! In Böblingen verkauft ein offensichtlich Geistesgestörter Fahrkarten nach Berlin und schenkt den Käufer_innen uncoole Kopfbedeckungen dazu.
Die Kellnerin kennt uns mittlerweile. Sie fragte nach unserem Wohlergehen und schlug mir mein Standardgetränk vor. Ich stimmte zu. Meine Freundin lamentierte über ihre Müdigkeit und erklärte, wir seien gestern sehr früh ins Bett gegangen. Und nach langem Schlaf seien wir trotzdem müde. Nach einer kurzen Pause ergänzte sie: Nicht, dass irgendetwas passiert sei oder so.
Alle Beteiligten wurden plötzlich rot vor unbestimmter Scham über diese Äußerung von merkel'scher Unbestimmtheit und Zweideutigkeit. Und alles, was meine Freundin daraufhin noch verlegen von sich gab, um ihre Aussage zu retten, machte die Situation nur noch peinlicher. Aber auch irgendwie heiterer. Nun, dies ist mein Leben dieser Tage und vielleicht gar nicht wert, hier geschrieben zu stehen. Ich wollte ja nur von mir hören lassen.
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