Sonntag, 3. November 2013

Milch aus toten Eutern! Fleisch von toten Tieren! Fisch von totem Stör!

Ich bin noch da. Merkel ist noch da. Das eine ist gut, das andere nicht so gut. Es wirkt sich auf mein Leben aus. Deprimierend ist nur das: Meine Freundin sagt zur Zeit Zweideutigkeiten wie die Kanzlerin. Nun, sie ist auch aus dem Osten.

Wir arbeiten für uns beide überraschend Vollzeit. Die Kombination Zeitumstellung, Regenwetter und Vollzeitarbeit ist mörderisch. Wir waren Freitagabend etwas trinken gegangen und sind dann völlig müde nach Hause gegangen. Wir schauten auf die Uhr. Es war 23 Uhr. Dann schliefen wir sofort ein.

Um morgens schlapp und antriebslos in den unendlichen Weiten des Bettes zu treiben. Endlich schafften wir den Absprung und besuchten wenigstens eines unserer Lieblingscafés. Es ist eines unserer Lieblingscafés aus zwei Gründen: 1. Die Inhaberin abonniert den Freitag! 2. Es ist ein Café, dass seinen Kund_innen eine vegane UND eine vegetarische Lösug anbietet.

Ich bin da konservativ: Wer einen Latte Macchiato will, der muss echte Milch trinken. Soja- oder Mandelmilch ist keine Milch. In den Kaffee muss toter Euter, sonst trinke ich etwas, das so schmecken soll wie ein Latte Macchiato. Derzeit machen hier in Neukölln jedoch viele vegane Cafés auf, in die ich nicht gehen möchte, weil der Latte nicht nach Latte schmeckt, sondern nach industriegefertigter Sojascheiße aus garantiert nicht ökologischem Anbau.

Nun gut: Puritaner trinken ihren Kaffee gar ohne Milch und ohne Zucker.

Ich kann nicht verstehen, warum überzeugte Veganer Tofu auf den Grill werfen, der nach Fleisch schmecken soll. Oder nach Würstchen. Enweder ich gebe meinem Körpergefühl nach und esse totes Tier, oder ich habe ethische Vorbehalte und esse Tofu, der nach Tofu schmeckt. Ich esse ja auch keine Salzstangen, die nach Zigaretten schmecken, wenn ich mit dem Rauchen aufhören will. Doch genug!

Letztlich saßen wir in dem Café, seltsame Leute kamen und gingen, bestellten Kaffee mit aufgeschäumter Mandelmilch. Sie schrien nach Aufmerksamkeit, indem sie Bauhelme und Sherpahüte auf ihren Köpfen trugen. Sie wollten Berlin sein, und zwar so dermaßen, dass klar wurde: sie sind es nicht! In Böblingen verkauft ein offensichtlich Geistesgestörter Fahrkarten nach Berlin und schenkt den Käufer_innen uncoole Kopfbedeckungen dazu.

Die Kellnerin kennt uns mittlerweile. Sie fragte nach unserem Wohlergehen und schlug mir mein Standardgetränk vor. Ich stimmte zu. Meine Freundin lamentierte über ihre Müdigkeit und erklärte, wir seien gestern sehr früh ins Bett gegangen. Und nach langem Schlaf seien wir trotzdem müde. Nach einer kurzen Pause ergänzte sie: Nicht, dass irgendetwas passiert sei oder so.

Alle Beteiligten wurden plötzlich rot vor unbestimmter Scham über diese Äußerung von merkel'scher Unbestimmtheit und Zweideutigkeit. Und alles, was meine Freundin daraufhin noch verlegen von sich gab, um ihre Aussage zu retten, machte die Situation nur noch peinlicher. Aber auch irgendwie heiterer. Nun, dies ist mein Leben dieser Tage und vielleicht gar nicht wert, hier geschrieben zu stehen. Ich wollte ja nur von mir hören lassen.

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