Mittwoch, 26. September 2007

Strafe für Arbeit! Verurteilung zu einmal Lebenslänglich Familie!

Mein Kumpel R. war schwer schockiert: Auf seiner Bahnreise von Frankenthal nach Mannheim nahm der Anteil von mit Bierflaschen bewaffneten Pendlern stetig zu. Kein Wunder, sagte ich, schließlich bis Du ja zu Zeiten des Feierabends gereist.

Mir selber fiel das bisher nicht wirklich auf. Ich lebte ja bis vor kurzem noch in Berlin, und da teilt sich jede unterwegs getrunkene Bierflasche ungefähr 0,3 EinwohnerInnen. Man trinkt sein Bier jedoch ausschließlich unterwegs, von Ort zu Ort. Das Elend dort hat mich offenbar abgestumpft für mein Dasein in Mannheim.

Bei einigen guten Flaschen Wein erörterten wir die Gründe für die Alkoholsucht unserer MitbürgerInnen. Ich war nämlich immer ein Gegner der "Unterwegstrinker". Schließlich schaut es nicht so doll aus, wenn ranzige Menschen im Zug, in der Straßenbahn oder zu Fuß ihr Bier verkleckern. Es riecht auch nicht besonders. Also muss Ursachenforschung her, um dem Übel zu begegnen zu können!

Mein Kumpel R. meinte schließlich, dass man ja wohl irgendwie mit den Zumutungen des Arbeitsalltages zurechtkommen müsse und dafür eben schon in der Bahn zum Bier greifen müsse: Um des Vergessens willen, damit man entspannt nach Hause käme. Man müsse sagen, dass mein Kumpel R. seinen Job äußerst ungern betreibt und er durchaus Verständnis für diese Zwangsläufigkeit habe.

Ich hingegen fand, dass die Menschen sich vor dem nach- Hause- kommen fürchten, weil sie sich dort nicht von der Arbeit erholen könnten: Dauernd lärmen die Kinder, und der Lebenspartner fängt just in dem Moment an zu saugen (den Staub natürlich!), wenn sich das erschöpfte Arbeitstier mit einem Bier in den Fernsehsessel fläzen möchte. Da ist es schon besser, wenn man schon vorher einen beruhigenden Pegel erreicht hat. Vielleicht bewahrt das in der Bahn getrunkene Bier die Lohnabhängigen vor Selbstmord? Oder Angehörige vor dem Amoklauf desselben?

Meine liebe Frau C. befand schließlich, dass beides die Gründe sein müssten: Frustriert von Arbeit und Familie bliebe dem Arbeitstätigen gar nichts anderes übrig, als sich auf dem Weg nach Hause zu besaufen. Wo denn auch sonst? Wer in Ruhe saufen will, muss die Zeit zwischen den beiden Übeln wählen!

Arbeit und Familie, die Geiseln der Menschheit, raunte mein Kumpel R. daraufhin. Meine liebe Frau C. und ich bejahten dieses Bonmot heftig. Man war sich also mal wieder einig! Wir stießen mit einem frisch gefüllten Glas leckerem Wein auf unsere neu gewonnene Erkenntnis an. Und solange wir uns noch in der eigenen Wohnung besaufen wollen, ist doch noch alles in Ordnung, oder? Prost!

P.S. Was macht man eigentlich, wenn man sich in Baden- Württemberg zum Rauchen rausstellt und sein Bier mitnehmen will? Trinken in der Öffentlichkeit ist hier doch bei Todesstrafe verboten, oder nicht?

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