Dienstag, 14. August 2007

Ich will nicht! Weil der Staat das will!

in den berlinern szenekiezen kann man seit einigen jahren den phänotyp "neue kleinfamilie" beobachten: er setzt sich aus beidgeschlechtlichen kreativlingen in legèrer tarnkleidung und einem kleinkind namens kevin- louis oder dominique- susann zusammen.

beruflich ordnet man die eltern den prekären dienstleistern zu. man arbeitet also von zuhause aus und kann sich sozusagen um kind und kegel kümmern. dabei ist sicher zu stellen, dass die unmittelbare umgebung ausschliesslich positiv (!) auf das kind einwirkt und einzelne individuen nicht bei rot über die ampel gehen.

andererseits ist die "neue kleinfamilie" unzugänglich für kritik. schmiert einem lafayette- condolezza beispielsweise ein soja- eis ans beinkleid und man wagt einen bösen seitenblick und ein mahnendes wort, dann setzt es einen entrüsteten vortrag: "das ist doch noch ein kind! da kann das schon mal passieren!"

ich mache mir nicht mehr die mühe, zu entgegnen: "es ist nicht zu übersehen, dass das hier ein kind ist, und noch dazu ihres! aber auch einem kind kann man - nein: muss man sogar - die meinung geigen. wenn nämlich die eltern ihrem erziehungsauftrag nicht nachkommen, dann übernimmt der gemeine passant!" es ist unnötig zu erwähnen, dass die selben eltern froh wären, wenn man ihrem zögling jahre später die haschischspritze abnimmt.

es ist tatsächlich nicht leicht, sowas wie kinder zu haben: sie riechen komisch, sind immer klebrig und haben diese lauten stimmen. es fällt schwer, sie zu lieben. erschiessen darf man sie aber auch nicht! trotzdem entscheiden sich manche menschen dafür. warum?

es ist eine ganz natürliche sache: wer sich paart, der pflanzt sich in der regel fort. die sprösslinge hatten dabei immer folgende funktion: den sippenerhalt! sobald das kind laufen konnte, hat es bei der nahrungsbeschaffung geholfen. wenn die eltern alt wurden, haben die kinder sie gepflegt. schlieslich habe die kinder selber nachwuchs bekommen usw. usf.

historisch etwas später waren kinder die nachfolger ihrer eltern, indem sie deren geschäfte übernahmen. wer kein geschäft hatte, hat seine kinder verkauft, ersäuft oder ausgesetzt. das bild der trauten familie war nicht verbreitet. man hat in kindern das gesehen, was sie waren: die versicherung im alter oder im ungünstigen fall eine last.

heute neigt man dazu, ein kind zu vergöttern und die elternschaft zu idealisieren. millionen von erziehungsratgebern rauben platz in den wohnzimmerregalen: ihre leserInnen möchte schliesslich alles richtig machen und machen am ende doch alles falsch.

eltern sollten sich mal locker machen: ein kind ist allenfalls ein teil der familie und nicht deren mittelpunkt! ausserdem: man kann das natürliche prinzip "familie" nicht in das unnatürliche wertesystem des "kapitalismus" hinein tragen.

die westlich geprägten menschen sind heutzutage jeder sinn- und verantwortungsvollen tätigkeit beraubt. seit der industrialisierung arbeiten sie nicht im heimischen betrieb, sondern in den betrieben anderer, und tun dinge, die ihnen nicht wichtig oder (auch albern!) zu wichtig sind. sie tun aber nicht: ihr ding!

die daraus resultierende arbeitsteilung fördert jedoch ganz verschiedene lebenswelten der familienmitglieder. im gemeinsamen urlaub merken sie dann, wie wenig sie miteinander gemein haben. keine kinder zu bekommen ist diesbezüglich logisch!

nicht bevorstehende kriege, umweltkatastrophen oder die unmöglichkeit einer zukunft (sic!) veranlassen viele paare dazu, kinderlos zu bleiben, sondern die tristesse des alltags, in dem kinder einfach keinen platz mehr haben. da kann eine regierung fördern soviel sie will: solange sie an den verhältnissen nichts ändert, kommen sie nicht, die akademikerkinder!

und so ist es kein wunder, dass familie nur da sein kann, wo familie auch stattfindet: zuhause bei den arbeitslosen und bei eben denen, die ihre erwerbstätigkeit in ihr trautes heim verlagert haben. wo denn auch sonst, bitteschön?

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