wenn man es gewohnt ist, in einem grossen naherholungsgebiet zu leben, im anarchischen mittelpunkt deutschlands, wo überall gelustwandelt, gegrillt, getrunken und dergleichen wird, egal ob erlaubt oder nicht, dann kann einem mannheim sehr erschrecken und einem die begrifflichkeit "ordnungsgeld" wieder ins bewusstsein gerückt werden. in mannheim sind die etwas freundlicheren parks eintrittspflichtig, nur die lieblosen, unfreundlichen, sind frei. trotzdem darf man nicht überall sein bierchen trinken, das ist meistens "verboten" und wird mit "ordnungsgeldern" bestraft.
nun halte ich sowieso nicht viel vom trinken ausserhalb der eigenen vier wände oder kneipen in fremdbesitz. auf einer bank sitzen und ganztägig still vor sich hin trinken, oder in der bahn oder trinkend durch die stadt laufen etc. ist nicht mehr chic und war es wohl noch nie. okay geht noch das zünftige am ufer sitzen, picknickdecke ausgebreitet, die wein- oder sektgläser noch mal mit einem sauberen tuch saubergerubbelt (es sammelt sich gelegentlich staub auf dem kristall), und dann wird gepflegt geweint oder gesekt. wie gesagt, anderes ist sinnentleertes saufen. aber nur weil ich nicht viel davon halte, finde ich das verbot dessen nicht zwingend, ich sträube mich sogar dagegen. und könnte auch trotzig darüber werden, so, dass ich mich irgendwann vielleicht und aus prinzip in einen bezahlpark hineinschleiche ohne zu bezahlen, die einkaufstüte voller bierflaschen, und im park dann trinkenderweise, aber protestierend abgeführt werden muss, während ich skandiere: nieder mit gebühren für öffentliche anlagen! saufen mit verstand - immer und überall!
wir leben ja in einem freien land, und ich wüsste nicht, wen das öffentliche trinken wirklich so sehr stören könnte, dass er ein verbot durchsetzten möchte. kinder könnten durch blosses zuschauen später alkoholiker werden? bitteschön, das ist kein argument. kinder orientieren sich eher an den erwachsenen in ihrem umfeld. so oder so gäbe es da genügend gründe, zum alkoholiker zu werden - oder eben auch nicht. die macht der erziehung wird ohnehin überschätzt. bücherwände voller erziehungsratgeber mögen zwar den autoren reichtum bescheren, nutzen tun sie aber nichts!
es ist ebenfalls nicht akzeptabel, dass öffentliche naherholungsgebiete mit einem eintritt belegt oder an private dienstleister verkauft oder verpachtet werden. der staat gehört dem bürger, verwaltet wird er von den behörden. keine behörde hat das recht, zusätzlich geld zu verlangen. das wird aber getan, und kein unmut regt sich. ein schönes beispiel: der bürger muss sich jederzeit durch einen pass ausweisen können, und wenn er sich einen ausstellen lässt, muss er dafür auch noch zahlen. karstadt könnte ebenso sagen: jeder mensch muss einen seidenschal tragen, und weil ich das so möchte, muss der mensch eben dafür bezahlen. ist das die welt in der man leben möchte?
es gibt in mannheim aber auch viele dinge gratis, auch gerüche. wohnt man am rhein, wehen einem gratis die düfte der basf entgegen, in der stadtmitte bekommt man kostenlos den geruch einer schokoladenfabrik und in neckarstadt verstreut ein bierhersteller feinsten hefe-, malz- und gerstengeruch. wenn der wind günstig ist oder die basf gerade mal wieder brennt, kann man nasalsinfonische erweckungserlebnisse haben.
auch gut: vom hörensagen weiss ich, dass man in ludwigshafen/ oppau nachts kein licht braucht, da zu dieser zeit in hohen schloten abfallprodukte abgefackelt werden. das himmelszelt ist erleuchtet und soll zu dieser zeit eine einzigartige und romantische verfärbung erfahren. viele sich küssende paare schauen diesem schauspiel vom balkon oder von parks aus zu. die kinder einer solchen begegnung nennt man glühwürmchen und haben eine ausbildungsgarantie in der basf, wenn der umstand der zeugung notariell beglaubigt werden kann. ist das nicht schön?
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